Unterwegs in Island

Im vierten und letztenTeil unseres Islandsberichts widmen wir uns dem südöstlichen und östlichenTeil des Landes und das typisch isländische Wetter ist leider zu unserem ständigen Begleiter geworden.

   
Wir suchen uns in Vík ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen und werden vor einem der staatlichen Alkoholgeschäfte Vínbύðin fündig. Geli malt und ich aktualisiere über unser „privates WLAN“ die Homepage. Da auch nach dem Abendessen keine Wetterbesserung in Sicht ist, beschließen wir, einfach hier stehen zu bleiben. In der Nacht wird das Wetter sogar noch schlechter: Der Roadrunner wird ordentlich durchgeschüttelt und der Regen prasselt auf das Auto, als wenn jemand mit einem Hochdruckreiniger am Werk wäre. Dementsprechend schlecht können wir schlafen. Am Morgen gibt es dann eine kurze Trockenphase, die wir für einen Spaziergang an den südlich von Vík gelegenen, tiefschwarzen Reynisfjara-Strand nutzen. Er gilt als einer der schönsten Lavastrände Europas und liegt sehr schön am Fuß der steilen Klippen des Reynisfjall. Hier brüten verschiedene Vogelarten, auch einige Papageientaucher können wir erkennen. Vor der Steilküste ragen die bizarren, bis zu 66 m hohen Felsnadeln Reynisdranger aus dem Meer. Einer Legende zufolge handelt es sich um versteinerte Trolle. Ein Denkmal erinnert an die Seeleute, die in der deutschen Islandfischerei ihr Leben verloren haben und dankt gleichzeitig den Isländern, die viele Schiffbrüchige gerettet haben.
   
   
Durch das bizarre Lavafeld Eldhraun erreichen wir schließlich den kleinen Ort Kirkjubæjarklaustur. Leider ist von der sicherlich faszinierenden Landschaft, durch die wir hier fahren, nicht viel zu sehen. Außerdem muss ich mich voll konzentrieren, um den Roadrunner bei den Sturmböen auf der Straße zu halten – schade! Im Schwimmbad, das direkt am Fluss Skaftá liegt, versuchen wir das schlechte Wetter im Hot Pot zu vergessen. Auf dem Campingplatz finden wir einen ruhigen Stellplatz für die Nacht.
   
Um 6:30 Uhr klingelt am nächsten Morgen der Wecker. Da es nicht regnet, machen wir uns auf und sind um kurz vor 9:00 Uhr an der N1-Tankstelle für unsere Bustour nach Landmannalaugar. Unser Bus, der aus Skaftafell kommt, hat eine halbe Stunde Verspätung und uns wird langsam kalt. Die ersten 25 km geht es durch das Lavafeld Eldhraun auf der Ringstraße zügig voran, auch die ersten Kilometer der 208 sind noch asphaltiert. Mit Beginn der Hochlandstraße und der damit verbundenen Umbenennung in die F208, ist es damit vorbei. Zunächst nur eine schlaglochübersäte Piste, wird die Strecke immer ruppiger und es kommen auch noch etliche Furten dazu. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir den Parkplatz in der 70 km langen Vulkanspalte Eldgjá, die bei einem Ausbruch 934 entstanden ist. Die einstündige Pause nutzen wir für eine Wanderung zum Ófærufoss, einem sehr schönen, zweistufigen Wasserfall des Flusses Nyrðriófæra.
   
   
Es geht dann noch eine gute Stunde weiter und die Landschaft wird immer bizarrer und schöner. Zwei letzte Furten und wir haben Landmannalaugar, das größte und einzigartige Rhyolithgebiet Islands erreicht. Wir sind schockiert von dem Massentourismus der hier herrscht: Mindestens 20 Busse auf dem Parkplatz und ein völlig überfüllter Campingplatz. Trotz der landschaftlichen Schönheit sind wir froh, dass wir hier nicht bleiben müssen. Von rostrot bis ockergelb reichen die Nuancen des Rhyolithgesteins, dazwischen tiefschwarze Lavaströme und bizarre Felsformationen. Mit Blick auf das schöne Gebirge, Parkplatz und Campingplatz im Rücken, können wir die wunderschöne Natur trotz des Trubels genießen.
   
   
   
Nachdem wir in Kirkjubæjarklaustur noch ein paar Sachen eingekauft haben, erkundigen wir uns in der Tourist-Information nach der genauen Lage der Basaltformation Kirkjugólfið. An der N1-Tankstelle waschen wir das Auto und machen uns dann von dort aus zu Fuß auf den Weg. Am Rand der gegenüberliegenden Wiese finden wir den „Kirchenboden“ – Kirkjugólfið. Dabei handelt es sich um von Gletschern und der Brandung glattgeschliffene Basaltsäulen, die senkrecht in  der Erde stehen und auf diese Weise aussehen wie ein mit Naturfliesen ausgelegter Kirchenboden.
   
Der kleine Ort Foss á Síðu verdankt seinen Namen dem Wasserfall, der direkt hinter dem Ort von der Klippe stürzt. Ein Stückchen weiter lohnen die Basaltformationen von Dverghamrar einen Stopp. Die Formationen entstanden durch die Kräfte der Brandung bei höherem Meeresspiegel während der letzten Eiszeit.
   
   
Auch die alten Hofgebäude des Torfhofes Nύpsstaður sehen wir uns an. Bemerkenswert ist vor allen die kleine Kirche aus dem 17. Jahrhundert, eine der wenigen erhaltenen Grassodenkirchen Islands. Der letzte Bewohner des Hofes, Filippus Hannesson, ist 2010 einhundertjährig verstorben – seitdem ist der Hof verlassen.
   
   
Über die weite Sanderfläche Skeiðarársandur nähern wir uns dem gewaltigen Gletschermassiv des Vatnajökull. Der Vatnajökull Nationalpark ist der größte Nationalpark Europas. Allein der Vatnajökull Gletscher bedeckt eine Fläche, die etwa halb so groß ist wie Schleswig-Holstein. Unter seinem an manchen Stellen 1.000 m dicken Eispanzer verbergen sich aktive Vulkane, wie die Grímsvötn. Schon von der Ringstraße aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Gletscher Skeiðarárjökull, Skaftafellsjökull und Svínafellsjökull.
   
   
Am Besucherzentrum von Skaftafell stellen wir den Wagen ab und machen uns nach einer kleinen Stärkung auf den Weg zum Svartifoss, dessen Kulisse ein Halbrund aus Basaltsäulen bildet, die an Orgelpfeifen erinnern.
   
   
Der sehr gut angelegte Wanderweg bietet schöne Ausblicke auf die Berg- und Gletscherwelt des Vatnajökull Nationalpark, darunter auch auf den Hvannadalshnύkur, den mit 2.119 m höchsten Gipfel Islands.
   
   
In Skaftafell herrscht reger Betrieb, auch hier kann man schon von Massentourismus sprechen. Wir nutzen ein paar Kilometer weiter die Stichstraße, die uns direkt an die Gletscherzunge des Svínafellsjökull bringt. Ein kurzer Weg führt uns an den Rand des Eises.
   
Wir erreichen die Gletscherlagune Jökulsárlón. Auf dem blaugrün schimmernden See mit etwas milchigem Wasser schwimmen zahlreiche Eisberge, die teilweise von Vulkanasche marmoriert sind und bläulich schimmern. Auf der gegenüberliegenden Seite reicht die Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull bis zum See. Dort brechen die Eisberge vom Gletscher ab und treiben dem Meer entgegen.
   
   
Nach einem Spaziergang an der Lagune gehen wir zur Mündung der Jökulsá an den schwarzen Kiesstrand, wo viele Eisberge wieder angeschwemmt werden. Hier lassen sich schöne Detailaufnahmen dieser natürlichen Kunstwerke machen. Trotz der nicht optimalen Lichtverhältnisse – die Sonne versteckt sich hinter einer dicken Wolkenschicht – gelingen ein paar gute Aufnahmen.
   
   
In  der Nacht fängt es an zu stürmen und zu regnen. Nach dem wir gefrühstückt haben, hat das Wetter sich soweit beruhigt, dass wir trocken abbauen und entsorgen können. Wir fahren nach Höfn hinein und sehen uns im Art Museum die Ausstellung von Svavar Guðnason an. Anschließend bummeln wir durch den Ort bis zum Hafen. Auf dem Rückweg sehen wir uns noch die Gletscherschau „Ís-Land – Eis-Land“ an. Mit Hilfe von verschiedenen Filmen und Schautafeln wird das Leben auf und mit dem Gletscher veranschaulicht. Im Kaffi Hornið essen wir sehr leckere Nudeln mit Hummerkrabben, einer lokalen Spezialität. Dem jetzt wieder schlechteren Wetter schlagen wir im Schwimmbad, Hot Pot und Dampfbad von Höfn ein Schnäppchen.
   
Wir fahren noch einmal nach Höfn hinein um ein paar Vorräte einzukaufen. Heute ist das grandiose Panorama auf die Gipfel und Gletscherzungen des Vatnajökull Nationalparks frei. Breiðamerkurjökull, Skálafellsjökull und Heinabergsjökull liegen in ihrer ganzen Pracht vor uns.
   
   
Am Lónsfjörður kommen wir wieder an die Küste und genießen beim Leuchtturm von Hvalnes die herrliche Aussicht auf die Fjordlandschaft und die bizarren Gipfel.
   
In Djύpivogur, einem Ort, der im 17. Jahrhundert von der Hanse gegründet wurde, machen wir am Hafen eine Mittagspause.
   
In Stöðvarfjörður am gleichnamigen Fjord sehen wir uns die Stein- und Mineraliensammlung von Petra Sveinsdóttir an. Dabei handelt es sich um die sehr liebevoll präsentierte, weltweit größte private Sammlung dieser Art. Neben den Steinen ist allein schon der sehr gepflegte und schön angelegte Garten den Besuch wert.
   
Wir fahren auf der Straße 92 am Ufer des Reyðarfjörður weiter. In Eskifjörður verlassen wir den Fjord und es geht über Serpentinen aufwärts. Von der Passhöhe haben wir einen herrlichen Blick zurück auf den Fjord.
   
Über Serpentinen geht es steil hinauf auf die Fljótsdalsheiði. Die Aussicht ist grandios: Vor uns liegt der 1.833 m hohe Snæfell, in der Ferne sehen wir den König der isländischen Berge, den 1.682 m hohen Vulkan Herðubreið, dem angeblichen Wohnsitz der alten isländischen Götter.
   
Schließlich erreichen wir den Kárahnjύkar-Damm und die asphaltierte Straße geht in eine Hochlandpiste über. Der 198 m hohe und 700 m lange Damm besteht überwiegend aus Geröll und wird lediglich zur Wasserseite mit einer Betonschicht abgeschlossen. Er gehört zu den weltweit größten Dämmen dieser Bauart. Er verschließt den vom Gletscherfluss Jökulsá á Dal ausgewaschenen Hafrahvammar Canyon. Wir blicken über den Stausee Hálslón auf den Snæfell und das Vatnajökull Massiv, wir befinden uns hier auch innerhalb des Vatnajökull Nationalparks.
   
   
   
Im Klausturkaffi von Skriðuklaustur stärken wir uns mit frischen Waffeln und nehmen dann den Aufstieg zum Hengifoss in Angriff. Mit 118 m Fallhöhe ist der Hengifoss der dritthöchste Wasserfall Islands. Die Felswand, über die das Wasser in die Tiefe stürzt, ist fast noch beeindruckender als der Wasserfall selbst. Sie  besticht durch den Wechsel roter Sedimentstreifen mit graubraunen Lavaschichten. Beim Aufstieg kommen wir am kleineren, 30 m hohen Litlanesfoss vorbei, der von sehr schönen Basaltformationen umgeben ist.
   
   
Wir fahren auf der 931 am Westufer des Lagarfljót entlang und genießen die Aussicht auf den See von der etwas oberhalb gelegenen Piste.
   
   
Wir machen auf den Weg zum Pass über den Bergkamm Hellisheiði, mit seinen 656 m nicht nur der höchste sondern auch der steilste Pass Islands. Die Serpentinen erinnern uns an den Trollstigen in Norwegen. Belohnt werden wir mit einer grandiosen Aussicht über die Sanderfläche Héraðssandur bis zum Dyrfjöll.
   
Wir finden allerdings keinen Hinweis auf den Startpunkt für die Wanderung zu den farbigen Klippen von Þerribjörg, der nach unseren Karten irgendwo entlang der Passstraße liegen müsste. Wieder am Fuß des Passes angelegt parken wir den Roadrunner auf einer Kiesfläche und folgen einem Fahrweg. Dabei stellt sich schon nach wenigen Metern die größte Hürde – ein kleiner Flusslauf ist zu überqueren. Schließlich gelingt es uns mit im Flussbett platzierten Steinen trockenen Fußes auf die andere Seite zu gelangen. Der Fahrweg endet an einer Ferienhütte und es geht über feuchte Wiesen und weitere kleine Bäche. Erst als wir unser Ziel erreicht haben und die farbenfrohen Klippen von Þerribjörg vor Augen haben, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Klippen von Þerribjörg gelten als die farbigsten von ganz Island.
   
   
In Egilsstaðir unterziehen wir den Roadrunner einer gründlichen Wäsche, stärken uns mit einem Softeis und kaufen noch etwas ein. Auf dem Weg nach Seyðisfjörður haben wir von der Passhöhe einen schönen Blick zurück auf den Lagarfljót bis hin zum Snæfell.
   
Der kleine Ort Seyðisfjörður liegt sehr schön am Ende des gleichnamigen Fjordes und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Norwegern besiedelt. Noch heute erinnern die vielen bunten Häuser an Norwegen. Die hübsche blaue Kirche bestimmt das Ortsbild, ist aber leider verschlossen, so dass wir uns mit einem Blick von außen begnügen müssen.
   
Geli hat neben den in den Berichten bereits vorgestellten Bildern der iPad-Art natürlich auch wieder den echten Pinsel geschwungen und neue Aquarelle geschaffen. Neben der nachfolgenden kleinen Auswahl lohnt für alle Interessierten auch wieder ein Blick auf Gelis neue Bilder unter der Rubrik Europa!
   
   
   
   

Wir haben auf unserer Tour durch Island 5.450 km zurückgelegt und dabei fast alle mit unserem Auto befahrbaren Straßen kennengelernt. Ein faszinierendes Land mit unberührter, wunderschöner Natur und dazu viel Glück mit dem Wetter: Eine fantastische Reise geht damit ihrem Ende entgegen. Da wir immer noch mehr als 2 Monate Freiheit vor uns haben, steht die nächste Reise schon direkt vor der Tür – Irland wartet.

   

Für uns geht es jetzt über Dänemark zurück nach Kiel.

Hier werden wir uns um eine neue Windschutzscheibe, neue Reifen und ein paar weitere Kleinigkeiten kümmern, mit Gelis Mutter Geburtstag feiern und uns dann auf den Weg nach Irland machen.

Auch von dieser Tour werden wir natürlich wieder berichten.

Bis demnächst!

 

Eure Geli & Gunter