Unterwegs in Island

Im dritten Teil unseres Islandsberichts widmen wir uns dem südwestlichen Teil des Landes und werden erstmals auch Erfahrung mit typisch isländischem Wetter machen müssen.

   
Als wir den Gletscherfluss Hvíta überqueren sehen wir schon in der Ferne Dampfschwaden aufsteigen und folgen diesem Signal zum Hof Deildartunga. Hier sprudelt mit der Deildartunguhver die ergiebigste heiße Quelle der Welt aus dem Boden. Durchschnittlich 180 Liter kochendes Wasser pro Sekunde schießen hier geradezu aus dem Boden. Diese Energie wird nicht nur genutzt um die Gewächshäuser des Hofes zu heißen, sie versorgt auch die Städte Borgarnes und Akranes über ein System von Pipelines und Pumpstationen mit Fernwärme.
   
Wir fahren auf der 518 durch das Tal der Hvíta bis zu einem großen Parkplatz an den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss. Beim Hraunfossar handelt es sich um Wasserkaskaden, die über eine Länge von 1 km unter einer Lavaschicht hervorquellen und in die Hvíta stürzen. Der Barnafoss ist ein Abschnitt der Hvíta, der durch eine enge Schlucht führt. Beide Fälle sind über einen schön angelegten Weg und Aussichtsplattformen gut zugänglich.
   
   
   
Schließlich erreichen wir wieder die Ringstraße und fahren bis nach Akranes. Auf den letzten Kilometern bekommt uns der Sturm, der offensichtlich an der Küste tobt, in seine Gewalt und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Zwischen 23:00 Uhr und Mitternacht erleben wir einen spektakulären Sonnenuntergang an der Bucht direkt hinter dem Campingplatz.
   
   
Am Nordufer des Þingvallavatn erreichen wir mit Þingvellir einen sowohl aus geologischer als auch aus historischer Sicht interessanten Ort. In der gewaltigen Almannagjá-Schlucht, der Allmännerschlucht, nahm im Frühsommer des Jahres 930 die älteste noch heute intakte Demokratie ihren Anfang. Die damals 36 Goden versammelten sich hier um das rechtliche Zusammenleben auf der Insel zu ordnen. Am östlichen Ufer des Öxará-Flusses markiert heute die um 1860 erbaute Þingvalla-Kirche jenen Ort, an dem die erste isländische Kirche nach der Bekehrung zum Christentum im Jahre 1000 stand. Am 17. Juni 1944 wurde hier die isländische Republik ausgerufen und Þingvellir  zum Nationalheiligtum erklärt. Im Juli 2004 wurde dieser Ort von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Almannagjá-Schlucht ist aber gleichzeitig auch die Nahtstelle zwischen der europäischen und amerikanischen Kontinentalplatte. So wandern wir buchstäblich ein Stück zwischen den Welten als wir durch die Almannagjá-Schlucht spazieren.
   
   
Ohne weiteren Zwischenstopp fahren wir in die Innenstadt von Reykjavík, der nördlichsten Hauptstadt der Welt. Mit gut 120.000 Einwohnern leben etwa ein Drittel aller Isländer in Reykjavík. Der Bau der hoch emporragenden und weithin sichtbaren Hallgrímskirkja hat bis zur endgültigen Fertigstellung fast 50 Jahre in Anspruch genommen (1937 – 1986). Die Architektur des Gotteshauses soll die isländische Landschaft widerspiegeln: die Außenfassade die Basaltsäulen der Steilküste, das schneeweiße Interieur das Eis der Gletscher.
   
   
Mit einem Fahrstuhl fahren wir auf den 73 m hohen Turm und genießen die herrliche Aussicht auf die Stadt.
   
Zurück am Auto geht es direkt zum nächsten Wahrzeichen der Stadt – Perlan. Auf dem 61 m hohen, bewaldeten Hügel Öskuhlíð stehen Heißwassertanks, die rund 20 Millionen Liter speichern und Teile Reykjavíks beheizen. Auf den Tanks ruht eine spiegelnde Glaskuppel, die dem markanten Gebäude seinen Namen gab: die Perle. Wir suchen uns einen etwas abgelegenen Parkplatz, da wir hier auch übernachten wollen und genießen den herrlichen Ausblick von der Aussichtsterrasse über die Stadt.
   
   
Wieder gibt es einen sehr schönen Sonnenuntergang, der Himmel über der Stadt verfärbt sich rot und in weiter Ferne zeichnet sich die Silhouette des Snæfellsjökull ab. Wir spazieren einmal um Perlan herum, suchen nach dem besten Blick auf die Stadt. Leider stört der Wald auf dem Öskuhlíð etwas den Ausblick. Aber auch Perlan selbst bietet im Abendlich ein recht schönes Motiv.
   
   
Am nächsten Tag verhindert leichter Nieselregen weitere Außenaufnahmen von Perlan und wir gehen stattdessen hinein und sehen uns das moderne Saga-Museum an. In 16 Szenen von der Landnahme durch die Wikinger bis zu den Sagas im Mittelalter werden die wichtigsten Stationen in der Geschichte Islands multimedial dargestellt. Die Darstellung der Umgebung und vor allem auch der Figuren ist so täuschend echt, dass wir uns fast wie Zeitreisenden fühlen. Per Audioguide bekommen wir zusätzliche Informationen. Ein absolut empfehlenswertes Museum und eines der besten, das wir bislang besucht haben!
   
   
Im strömenden Regen bei zunehmenden Sturm fahren wir weiter zur Blauen Lagune. Der Parkplatz ist trotz des schlechten Wetters gut gefüllt und besonders die Tour Unternehmer setzen ihre Kunden hier für ein paar Stunden ab. Der Sturm peitscht das Wasser der Blauen Lagune auf und lässt es kühler erscheinen als es wirklich ist. Trotz der ungünstigen Bedingungen ist das Bad in dem mineralhaltigen, geothermisch erwärmten Meerwasser inmitten bizarrer Lavafelder schon ein Erlebnis. Mineralsalze, Kieselschlamm und blaugrüne Algen geben der Lagune nicht nur ihre unwirklich schöne, milchig blaugrüne Farbe, sondern sie reinigen und beleben auch die Haut.
   
   
Mit Gunnuhver erreichen wir ein Hochtemperaturgebiet, das zu den heißesten seiner Art gehört. Temperaturen von über 300 Grad wurden hier bereits gemessen. Aus dem  mineralhaltigen Wasser wird in einer dampfenden Fabrikanlage Salz gewonnen.
   
Von hier aus gehen wir zum Leuchtturm Reykjanesviti, der 1907 in Betrieb genommen wurde und den bei einem Erdbeben 1887 beschädigten alten Turm ersetzt. Recht zutrauliche Islandpferde bekommen auf dem Weg ein paar Streicheleinheiten und wir werfen einen Blick auf Reykjanestá, den südwestlichsten Punkt von Island.
   
Unser nächster Stopp führt uns zur Brücke zwischen den Kontinenten, einer 18 m langen Brücke, die den Graben zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte überspannt.
   
Für ein paar Kilometer fahren wir auf der von uns bislang weitestgehend gemiedenen Ringstraße, biegen jedoch von Selfoss auf die 35 ab. Wenige Kilometer weiter halten wir am Kratersee Kerið, einem rund 6.500 Jahre alten Krater, der zur Kraterreihe Tjarnarhólar gehört. Das Oval misst rund 270 mal 170 m; der Krater selbst ist 55 m tief.
   
Unser nächstes Ziel, das Hochtemperaturgebiet Haukadalur, ist schnell erreicht. Wir haben Glück und erwischen ein Wolkenloch, so dass die Eruptionen des Strokkur, des aktivsten Geysirs des Gebietes von der Sonne bestrahlt werden. Stóri, der „Große Geysir“ gab allen Springquellen der Welt seinen Namen. Nach einem starken Erdbeben im Juni 2000 macht der Geysir nach fast 100-jähriger Pause wieder Versuche zu sprühen –die Zeiten der über 60 m hohen Fontänen ist jedoch vorbei. Dafür kommen die Ausbrüche des Strokkur mit schöner Regelmäßigkeit alle paar Minuten und erreichen zum Teil stattliche Höhen.
   
Nach wenigen Kilometern erreichen wir unser heutiges Ziel, den Wasserfall Gullfoss. Die Hvítá, ein Gletscherfluss des Langjökull, rauscht zunächst über eine 11 m hohe Gesteinstreppe, ehe das Wasser an einem zweiten Vorsprung weitere 21 m hinabstürzt. Wir richten uns auf dem Parkplatz, der unterhalb des Informationszentrums direkt an der Schlucht der Hvítá liegt, ein und machen nach dem Abendessen die ersten Fotos dieses schönen Wasserfalls.
   
   
   
Auf der Ringstraße kommen wir schnell nach Hvolsvöllur. Hier nutzen wir den Waschplatz an einer Tankstelle zum Säubern unseres Autos. Einige Kilometer weiter stürzt direkt neben der Straße der Seljalandsfoss über eine 60 m hohe Klippe. Das Besondere an diesem eigentlich nicht sehr mächtigen Wasserfall ist der Weg, der hinter dem Wasserfall entlangführt. So bietet sich die einmalige Gelegenheit, einen Wasserfall einmal von der Rückseite zu betrachten und dabei zusätzlich den Blick auf die umgebende Landschaft zu genießen. Ganz trocken schafft man den Weg zwar nicht aber man wird auch nicht völlig durchnässt.
   
   
   
Der Streckenabschnitt der Ringstraße ist landschaftlich sehr schön und bietet herrliche Ausblicke auf die Klippen, die ehemals die Steilküste gebildet haben.
   
So stehen wir also knapp 30 km weiter vor dem gewaltigen Skógafoss, der sich auf einer Breite von 25 m über 62 m in die Tiefe stürzt. Der Fluss Skógar wird vom Schmelzwasser der Gletscher Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull gespeist. Der Siedler Þrasi, der sich in Skógar niederließ, soll eine Kiste voll Gold hinter dem Wasserfall versteckt haben. Wenn die Sonne scheint, kann man heute noch sehen, wie das Gold von Þrasi in der Gischt des Wasserfalls schimmert – so sagt die Geschichte. Rechts des Wasserfalls führt ein Pfad über Treppen auf die Klippe hinauf. Auf etwa zwei Drittel der Höhe können wir den Skógafoss aus einer etwas anderen Perspektive bestaunen. Oben angekommen stehen wir direkt neben der Fallkante und blicken zurück ins Tal. Wir folgen dem Lauf des Skógar noch Stück weiter und erreichen eine weitere Kaskade, die wie ein römischer Brunnen immer breiter werdend über eine Basaltschwelle tost.
   
   
   
Im Moment sitzen wir bei Dauerregen und orkanartigen Böen in Vík und warten auf Wetterbesserung.
   
Für alle Interessierten lohnt auch wieder ein Blick auf Gelis neue Bilder unter der Rubrik iPad-Art!
   

Ganz liebe Grüße an alle, die bis hier durchgehalten haben!

Natürlich grüßen wir auch die, die es nicht geschafft haben, aber die werden es ja nicht erfahren ;-)

Bis demnächst!

 

Eure Geli & Gunter