La Palma 2009

 

La Palma, nordwestlichste der zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln im Atlantik. Sie ist 730 km² groß und hat 86.000 Einwohner. Die fast herzförmige Insel erstreckt sich von Norden nach Süden über etwa 50 km, die Ausdehnung in Ost-West-Richtung beträgt an der breitesten Stelle etwa 30 km. Ihr Hauptort ist die an der Ostküste liegende Hafenstadt Santa Cruz de la Palma. Zentrum der Insel ist die Caldera de Taburiente, deren Rand bis zu 2.426 m hoch ist. La Palma ist die wasserreichste Insel der Kanaren und wird wegen der dichten und üppigen Vegetation auch die grüne Insel („La isla verde“) oder die schöne Insel („La isla bonita“) genannt. Seit 2003 ist die gesamte Insel als UNESCO-Biosphärenreservat unter Schutz gestellt. Tourismus sowie Obst-, Wein- und Tabakanbau sind die wichtigsten Wirtschaftsgrundlagen.

 

 

Samstag, 03.01.09: Pünktlich steht das bestellte Taxi vor der Tür und bringt uns zum Flughafenbus. Im Flughafen ist recht viel los und wir brauchen gut eine halbe Stunde, bis wir unser Gepäck los werden können. Bevor wir zum Gate gehen sehen wir uns im neu gestalteten Airport Plaza um. Der Flug startet mit 40 Minuten Verspätung, kann auf der Strecke aber noch 20 Minuten wieder aufholen. La Palma erwartet uns mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von gut 20 Grad – herrlich. Ein Mitarbeiter der Mietwagenfirma erwartet uns und bringt uns zum Auto. Wir bekommen einen etwas ramponierten VW Polo und müssen erst einmal tanken, da fast kein Sprit mehr im Tank ist. Am vereinbarten Treffpunkt wartet ein Mitarbeiter der Finca-Vermittlung und bringt uns zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Wochen – die Finca Carmen. Es ist ein sehr gemütliches aus Lavasteinen errichtetes Haus, das mitten in einem Weinberg steht. Nachdem wir ausgepackt und die dicken Sachen ausgezogen haben, fahren wir zu einem Supermarkt nach El Paso und versorgen uns mit einer Grundausstattung an Lebensmitteln. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir wieder an unser Finca und genießen den Blick von der Terrasse auf den Atlantik mit einem ersten Glas palmerischen Wein. Schnell wird es jedoch draußen zu kühl und wir machen es uns in unserem neuen Zuhause gemütlich.

 

Sonntag, 04.01.09: Die Betten sind etwas gewöhnungsbedürftig aber wir schlafen trotzdem einigermaßen gut. Für ein Frühstück auf der Terrasse ist es leider noch zu kühl, denn die Sonne erreicht unsere Finca erst gegen 9:30 Uhr. Es schmeckt uns aber auch so. Ich tausche meine Matratze mit einem der Betten aus dem zweiten Schlafzimmer und mit etwas Proviant im Kofferraum machen wir uns auf den Weg. Unser erstes Ziel ist der Bauermarkt in Mazo, der immer am Wochenende stattfindet. Der Reiseführer beschreibt ihn vielleicht etwas zu überschwänglich oder unsere Erwartungen sind einfach etwas zu hoch – wir haben uns etwas mehr versprochen. Zwar gibt es einige Stände mit palmerischen Spezialitäten aber viele Stände sind auch nicht besetzt. Wir kaufen etwas Obst und Gemüse und setzen unsere Fahrt entlang der Ostküste südwärts fort. Eine gut ausgebaute Stichstrasse bringt uns zum Leuchtturm am Punta el Lajio. Der Turm ist rein funktionell gestaltet und wenig fotogen – schöner ist die kleine Siedlung, die sich an die Lavaküste schmiegt. Durch ausgedehnte Schlackefelder führt uns die Strasse gesäumt von knorrigen alten Kiefern weiter. Mit El Faro erreichen wir die Südspitze von La Palma, wo gleich zwei Leuchttürme an der bizarren Küste stehen. Im „alten“ Turm von 1902 ist heute das „Interpretationszentrum des Meeresreservates La Palma“ untergebracht. Der „neue“, rot-weiß gestrichene Turm aus dem Jahr 1971 weist noch heute den Schiffen den Weg. Wir besuchen das Interpretationszentrum und gehen ein wenig an der Küste entlang – genießen den Blick auf den Atlantik und die Salzgärten, in denen aus dem Meerwasser Salz gewonnen wird. Durch weitläufige Bananenplantagen fahren wir jetzt an der Südwestküste nordwärts. Über unzählige Serpentinen erreichen wir in wenigen Minuten vom Meeresniveau mit Los Canarios eine Höhe von über 700 m. In der Bar Parada trinken wir einen Espresso und genießen dazu die hausgemachten und auf der ganzen Insel berühmten Mandelmakronen  („almendrados“). Die Aussichtspunkte Mirador de las Indias und Mirador del Charco bieten herrliche Ausblicke auf die Küste und die Bananenplantagen. Zurück in unserer Finca setzen wir uns auf die Terrasse, genießen den Ausblick und lesen bis uns eine Wolke die Sonne nimmt und es zu kühl wird. Unser erster Eindruck von La Palma ist sehr positiv trotz des heute etwas durchwachsenen Wetters. Die Landschaft erinnert zum Teil an Hawaii und die Fahrt über die Insel kommt einer permanenten Berg-und-Talbahn gleich.

 

Montag, 05.01.09: Wir beginnen unseren Erkundung La Palmas heute in Puerto Naos, dem „Hafen der Fischer“. Der Ort gehört heute zu den größten Urlaubszentren La Palmas, was er seiner windgeschützten und sonnensicheren Lage, vor allem aber dem 600 m breiten, dunklem und feinsandigen Strand verdankt. Wir schlendern an der mit Kokospalmen gesäumten Promenade entlang und genießen den Blick auf den Strand. In einer deutschen Bäckerei wollen wir ein frisches Brot kaufen, können dann aber auch dem leckeren Kuchen nicht widerstehen. So gibt es zum zweiten Frühstück schon am Vormittag Kaffee und Kuchen – lecker! Nach einem kurzen Stopp an der Plaza de España in Tazacorte mit dem Blick auf die unterhalb des Ortes liegenden Bananenplantagen, fahren wir weiter nach Puerto de Tazacorte. Kaum ein Ort der Insel liegt besser: Wo die „Schlucht der Ängste“ (Barranco de las Angustias) in einem weiten Delta ins Meer mündet, ducken sich die Häuser von Puerto de Tazacorte unter den knapp 600 Meter hohen Steilwänden. Zwischen den Klippen erstreckt sich ein künstlich aufgeschütteter Strand. Eine gewaltige Brandung tobte sich am Strand aus und wir versuchten die Wellen auf die Chips zu bannen. Auch der Blick hinein in die Schlucht der Ängste ist sehr lohnenswert. Uns gefällt der Ort sehr gut und nach dem Bummel entlang der Promenade sehen wir uns auch noch den Hafen an, der durch eine 500 m lange Mole vom offenen Meer getrennt ist. Über zahlreiche Serpentinen gelangen wir vom Atlantik auf 594 m Höhe und genießen den Blick vom Mirador el Time. In der kleinen Siedlung El Jesus verlassen wir die Hauptstrasse und folgen einer zunächst noch zweispurigen Strasse in die Berge hinauf. Aus der Strasse wir eine einspurige Betonpiste, die dann schließlich in einen Forstweg übergeht, dem wir mit dem Wagen nicht weiter folgen können. Auf fast 1.300 m Höhe spazieren wir ein Stück in den lichten Kiefernwald hinein. Unser eigentliches Ziel den Aussichtsturm Torre del Time können wir so also nicht erreichen, von hier müssten wir noch knapp 3 km wandern, wozu es uns heute aber schon zu spät ist. Auf dem Rückweg halten wir an Kakteen, die Früchte tragen und bewundern die ersten Mandelblüten. Auf dem Rückweg zur Finca ergänzen wir in El Paso noch unsere Vorräte und machen es uns lesend auf unserer Terrasse gemütlich. Als es uns zu kühl wird ziehen wir uns ins Innere der Finca zurück.

 

Dienstag, 06.01.09: Das Wetter sieht heute sehr vielversprechend aus und wir beschließen die Traumstrasse La Palmas, die Höhenstrasse entlang des Nordrandes der Caldera de Taburiente in Angriff zu nehmen. Einen ersten Stopp machen wir schon auf dem Weg nach El Paso: Wir genießen den Blick auf das Valle de Aridane mit den Gipfeln des Kraterrandes im Hintergrund. Über Los Llanos erreichen wir wieder den Mirador del Time und El Jesus, den Scheitelpunkt unserer gestrigen Tour. Aufgrund der vielen Serpentinen und Kurven benötigen wir für die wenigen Kilometer recht viel Zeit. Als wir schließlich bei Puntagorda auf die Höhenstrasse abbiegen haben sich bereits Wolken von Nord-Osten über die Gipfel geschoben und es beginnt zu regnen. Wir geben unseren Plan mit der Höhenstrasse auf und fahren stattdessen an die Küste zurück. Am Friedhof von Santo Domingo suchen wir das im Reiseführer beschriebene Petroglyphenfeld El Calvario, werden jedoch nicht gleich fündig. Ein heftiger Schauer erwischt uns und wir holen uns nasse Hosenbeine. Wir folgen der kleinen Strasse, die bald nur noch einspurig ist, etwa zwei Kilometer durch eine rau-herbe Landschaft zu einem Parkplateau oberhalb der herrlichen Steilküste. Einen weiteren Schauer können wir im Auto aussitzen aber das Licht bleibt auch danach sehr trübe und bietet keine guten Fotomöglichkeiten. In Santo Domingo kehren wir im El Bernegal ein, einem Gasthaus in einem restaurierten alten Haus. Ich bestelle das in einer Wein-Kräuter-Soße marinierte Zicklein mit Kartöffelchen in Salzkruste, eine Spezialität La Palmas. Geli nimmt Thunfisch a la Catalan. Beides ist sehr lecker, das Zicklein hat leider sehr viele Knochen. Während Geli zum Nachtisch einen Espresso nimmt, probiere ich das hausgemachte Nougateis – sehr lecker! Wir setzen unsere Fahrt entlang der kurvenreichen Nordroute fort und kommen dabei wieder in schlechtes Wetter. So ist von der grandiosen, größtenteils unberührten Landschaft teilweise nicht sehr viel zu sehen. So fahren wir ohne weitere Pause über Santa Cruz wieder zu unserer Finca zurück. Auf der Westseite des Gebirges und wir gehen von unserer Finca aus noch ein Stück spazieren. Dabei haben wir erneut einen schönen Blick auf das Valle de Aridane, unsere Finca und die schöne Vegetation am Straßenrand. Wir haben es uns gerade auf der Terrasse gemütlich gemacht, als uns ein Schauer ins Innere zwingt. Nach dem Regen können wir noch einmal auf die Terrasse und lesen bis es uns zu kühl wird. Zum Abendbrot gibt es aufgrund des üppigen Mittagessens nur noch ein paar Schnittchen und wir machen es uns anschließend gemütlich.

 

Mittwoch, 07.01.09: Unser heutiges Ziel ist der Parque Nacional de la Caldera de Taburiente. Der 1954 gegründete Nationalpark schützt den riesigen Kessel der Caldera de Taburiente. Er hat einen Durchmesser von 9 km und bis zu 2.000 m tief; sein 23 km langer Rand ist von einem Dutzend Gipfeln gespickt, dessen höchster mit 2.426 m der Roque de los Muchachos ist. Entstanden ist die Caldera nach Vulkanausbrüchen vor etwa 35 Millionen Jahren. Im Besucherzentrum erhalten wir eine Art „Passierschein“ für die Auffahrt durch die üppigen Kiefernwälder im „Valle del Riachuelo“ zum Aussichtspunkt La Cumbrecita. Der Aussichtspunkt liegt auf einer Höhe von 1.287 m am Südrand der Caldera und bietet einen grandiosen Blick in den Krater. Hier beginnt ein etwa 3 km langer Panoramaweg, der immer am Kraterrand entlangführt und von den Aussichtspunkten Mirador los Roques und Mirador Lomo de las Chozas weitere herrliche Ausblicke in den Krater bietet. Wir haben Glück und können den gegenüberliegenden Kraterrand mit einigen dekorativen Wolkenbändern davor frei bewundern. Als wir nach gut 1½ Stunden wieder in La Cumbrecita ankommen haben sich bereits wieder Wolken über den Kraterrand geschoben und verschleiern das grandiose Panorama. Auf dem Rückweg halten wir noch einmal am Besucherzentrum und sehen uns die sehr gut gemachte Diashow über den Nationalpark an. Wir fahren weiter nach Los Llanos, der heimlichen Hauptstadt La Palmas, die mit ihren mehr als 20.000 Einwohnern Santa Cruz auch an Größe übertroffen hat. Wir stellen den Wagen in der Nähe der zentralen Plaza de España ab und sehen uns die sehr schöne Kirche Iglesia Nuestra Señora de los Remedios an. Wir bummeln ein wenig durch die Strassen, trinken einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen. In einem Spar-Markt kaufen wir noch etwas ein und fahren dann weiter nach El Paso. Hier sind die prähistorischen Felszeichnungen, die so genannten Petroglyphen  von La Fajana und El Cementerio unser Ziel. Über einen recht rauen Trampelpfad und ein steiniges Bachbett erreichen wir die Felswände mit den meist spiralförmigen Gravuren. Was die Bedeutung der Zeichnungen betrifft, sind schon unzählige Vermutungen angestellt worden: Wasserkult und Huldigung der Göttin der Quellen, Sonnenkult, Markierung von Hirtenwegen, Begrenzung der Weidegründe und viele mehr. Zurzeit vertritt die Mehrheit der Forscher die Meinung, dass die geometrischen Petroglyphen direkt mit magisch-religiösen Praktiken zu tun haben, wie z.B. die Bitten um Regenfälle oder die Fruchtbarkeitsrituale für erde, Menschen und Tiere. Wir spazieren noch ein wenig durch El Paso und fahren dann zur Finca zurück. Bis die Abendkühle uns vertreibt sitzen wir wieder lesend auf unserer Terrasse und können nach dem Abendessen von hier aus einen schönen Sonnenuntergang über dem Atlantik beobachten.

 

Donnerstag, 08.01.09: Der Tag begrüßt uns mit strahlendem Himmel und wir beschließen die geplante Wanderung von El Pilar aus zu verschieben und stattdessen noch einmal die Höhenstrasse entlang des Nordrandes der Caldera in Angriff zu nehmen. Diesmal wählen wir die östliche Zufahrt, die nördlich von Santa Cruz von der Küstenstrasse abzweigt. Schon bei der Auffahrt über die vielen Serpentinen haben wir herrliche Ausblicke und sehen sogar den Vulkan Pico de Teide (3.718 m) auf der Nachbarinsel Teneriffa. Wir durchfahren die verschiedenen Klima- und Vegetationszonen der Insel. Von der warmen und trocknen Küstenzone über Lorbeerwälder erreichen wir die Baumheidezone, die in ausgedehnte Kiefernwälder übergeht, bis wir bei etwa 2.000 m die Baumgrenze erreichen. Danach folgt nur noch kleinwüchsiges, dichtes Buschwerk (Hornkleezone) und dann die allgegenwärtigen steinernen Monumente des vulkanischen Ursprungs La Palmas. Wir parken das Auto an einem der ausgeschilderten Aussichtspunkte, ziehen Faserpelz und Regenjacken übereinander an, binden Halstücher um und Geli hat sogar Handschuhe dabei. Auf fast 2.400 m Höhe ist es bitterkalt und der Wind lässt uns die Temperatur noch einmal kälter empfingen. Über einen leicht vereisten Trampelpfad steigen wir zum Rand der Caldera de Taburiente, des größten und tiefsten Erosionskraters der Erde auf. Viele Pflanzen sind von einer dicken Eiskruste überzogen und in den Felsnischen hängen Eiszapfen. Im Krater wabern Wolken wie in einem großen Kochtopf herum und es bieten sich uns immer wieder grandiose Einblicke in die Caldera, bis hinunter in die „Schlucht der Ängste“ (Barranco de las Angustias). Wir wandern etwa 2 km am Kraterrand entlang, machen viele Fotostopps und genießen die Aussicht auf diese herrliche Landschaft. Am Aussichtspunkt Degollada de los Franceses treffen wir wieder auf die Strasse und gehen auf ihr zurück zum Auto. Etwa 2 Stunden waren wir unterwegs und haben diese kurze Wanderung trotz der widrigen Temperaturen sehr genossen. Am Auto gibt es erst einmal eine kleine Stärkung, ehe wir auf den höchsten Punkt La Palmas, den 2.426 m hohen Roque de los Muchachos hinauf fahren. Inzwischen haben die Wolken den Krater vollständig aufgefüllt, so dass sich keine schönen Blicke mehr in den Krater ergeben. Stattdessen erstrahlen die Großteleskope der 1987 eingeweihten Sternwarte im Licht der Sonne und bieten ein geradezu futuristisches Szenario. Unter Fachleuten gelten die Observatorien als die wichtigsten in der nördlichen Hemisphäre, Wissenschaftler müssen Beobachtungszeiten auf Jahre im Voraus buchen. Uns haben es die riesigen Facetten-Spiegel der MAGIC-Teleskope besonders angetan. Unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Physik betreibt hier eine internationale Forschungsgemeinschaft Nachforschungen im Bereich der kosmischen Strahlung. Als wir auf der Westseite der Insel wieder hinunter fahren kommen wir am Restaurante Briesta vorbei und kehren ein. Hier probieren wir gleich zwei weitere palmerische Spezialitäten: Gebratenes Kaninchen und Bienmesabe, eine geschlagene Mandelcreme mit Ei und Honig – beides sehr lecker (beim Kaninchen leider wieder sehr viele Knochen). Ohne weiteren Stopp geht es zurück zur Finca, für die Terrasse ist es heute leider schon zu spät, so dass wir es und gleich im Haus gemütlich machen.

 

Freitag, 09.01.09: Noch bevor wir unter die Dusche gehen, packen wir die Waschmaschine voll und starten das Programm. Beim Frühstück stellen wir fest, dass die Maschine nicht Abpumpen kann. Der Abwasserschlauch ist völlig verdreht angeschlossen und die Pumpe schafft es nicht gegen den entstehenden Wasserdruck anzupumpen. Das Problem können wir lösen, in dem wir den Schlauch in ein Ablaufbecken „umleiten“. Dann weigert sich die Waschmaschine allerdings auch zu schleudern. Auch Bedienungsanleitung und Wörterbuch helfen hier nicht weiter – es scheint ein defekt in der noch recht neu wirkenden Maschine zu sein. Uns bleibt nichts weiter übrig als die Wäsche nass aufzuhängen. Kaum sind wir damit fertig, fängt es an zu regnen – zum Glück war die Wäsche nicht geschleudert. Da es in allen Richtungen gleich trübe aussieht, machen wir uns auf den Weg nach Santa Cruz, da ein Stadtrundgang bei Schmuddelwetter immer noch die beste Wahl ist. Unsere Hoffnung, dass das Wetter auf der Osteseite der Insel besser ist, erfüllt sich leider nicht. Wir finden einen Parkplatz ganz in der Nähe der Calle O´Daly, der Flaniermeile von Santa Cruz, die der Stadt den Ruf eines architektonischen Schmuckstücks eingebracht haben. Ihren Namen verdankt die Stadt dem Konquistador Alonso Fernández de Lugo. Am 3. Mai 1493 rammte er zum Zeichen des Sieges über die Ureinwohner ein Heiliges Kreuz (Santa Cruz) in den Boden und erkor die Bucht zur Hauptstadt der Insel. Wir spazieren durch die kopfsteingepflasterte und von schmucken Herrenhäusern gesäumte Calle O´Daly, die Hauptgeschäftsstrasse der Stadt. Viele alte Läden geben der Strasse einen liebenswert nostalgischen Charme. Herzstück der Flaniermeile ist der Plaza de España, der angeblich schönste Platz der Kanaren mit Rathaus und Kirche. Wir sehen uns die Iglesia de El Salvador, die „Erlöserkirche“ an und kaufen uns in der Heladomania ein köstliches Eis. Den Endpunkt der Altstadt markiert die Plaza Alameda, ein großer, von indischen Lorbeerbäumen beschatteter Platz. Von hier blicken wir auf die „Santa Maria“, eine 1940 gebaute, originalgroße Replik jenes Schiffes, mit dem Kolumbus in die Neue Welt segelte. Im Bauch des Schiffes ist das Schifffahrtsmuseum eingerichtet. In einem kleinen Laden kaufen wir uns ein Stück Kuchen und gehen die steile Strasse zur Festung Castillo de Santa Catalina hinauf. Von hier haben wir einen schönen Blick zurück auf die Stadt und die Santa Maria. Über einen mit schönen Blumen bestandenen Treppengang kommen wir an die Promenade an der Avenida Marítima. Die Balkonhäuser (Casas de los Balcones) an der Küstenstrasse sind zum heimlichen Wahrzeichen der Hauptstadt geworden. Wir trinken noch einen Kaffee und fahren trotz des immer noch schlechten Wetters nach Loa Cancajos. Der größte Touristenort der Ostküste ist eine reine Feriensiedlung ohne traditionellen Ortskern. Es gibt eine sehr schön angelegte Promenade, die sowohl einen Blick auf Santa Cruz als auch auf den Flughafen ermöglicht. Als wir wieder auf der Westseite der Insel ankommen regnet es hier noch stärker als im Osten und unsere Wäsche hat es geschafft, ihren Feuchtigkeitsgehalt seit dem Waschen noch zu erhöhen. Immerhin hört es später doch noch auf zu regnen, was für unsere Wäsche hoffen lässt.

 

Samstag, 10.01.09: Der heutige Tag steht wohl unter dem Motto: „Der Plan ist nichts – die Veränderung ist alles!“. Wir haben vor die Wanderung durch die Schlucht der Ängste (Barranco de las Angustias) in der Caldera de Taburiente zu unternehmen, scheitern jedoch an einer Straßensperre auf der Zufahrtsstrasse. Wir wollen im Nationalpark bleiben und stattdessen die Wanderung von El Pilar aus machen. Der Picknickplatz liegt auf einer Höhe von 1.450 m im Gebirgszug der Cumbre Nueve und ist vollständig in Wolken gehüllt als wir dort ankommen. Als wir noch überlegen, ob wir trotzdem loswandern wollen, fängt es an zu regnen, was uns die Entscheidung abnimmt. Wir fahren auf der Passstrasse weiter und gelangen so auf die Ostseite der Insel. Schließlich kommen wir auch wieder aus den Wolken heraus und haben wieder gutes Wetter. In der Nähe von Mazo besuchen wir das Töpferatelier El Molino. Ramón und seine Frau Vina stellen hier seit über 25 Jahren künstlerisch anspruchsvolle Keramik her, darunter Reproduktionen altkanarischer Waren und ausdrucksstarke Skulpturen. Unser nächstes Ziel ist der vulkanische Südzipfel La Palmas, hier war der Vulkan Teneguía letztmalig 1971 aktiv. Am Ortsrand von Los Canarios befindet sich ein Besucherzentrum, vom dem aus wir auf den Kraterrand des 632 m hohen Vulkans San Antonio hinausgehen können. Der San Antonio ist im 17. Jahrhundert zuletzt ausgebrochen. Vom Kraterrand haben wir einen schönen Blick nicht nur in den Krater, sondern auch auf die Küste, den 427 m hohen Vulkan Teneguía, die Südspitze der Insel bei El Faro und Los Canarios. Zurück im Besucherzentrum sehen wir uns den kurzen Film zur Geschichte des Vulkanismus an und machen uns dann auf den Rückweg zur Finca. Nicht weit von unserem Feriendomizil befindet sich mit dem Bodegón Tamanca das wohl ungewöhnlichste Lokal La Palmas. In einen Vulkanberg wurden Säle und Stollen gegraben, der Boden ist einfach mit Kies bedeckt. Man sitzt an Holztischen unter Weinfässern und schaut auf eine Uhr, deren Zeiger sich verkehrt herum drehen. Wir essen hier sehr leckeres Schweinefilet und Lammkoteletts und zum Nachtisch gibt es Tiramisu – köstlich. Wir fahren zum Besucherzentrum des Nationalparks und erfahren dort, dass die Wanderung durch die Barranco de las Angustias aufgrund eines Erdrutsches dauerhaft gesperrt ist, wir können diesen Plan also endgültig aufgeben. Wir sehen uns noch die Ermita Virgen del Pino, die kleine „Kapelle der Jungfrau von der Kiefer“ an, die im Schatten eines knorrigen, über 500 Jahre alten Baumes steht. Während Geli im Supermarkt von El Paso noch etwas einkauft, bezahle ich die Finca. Als wir wieder am Haus sind können wir tatsächlich unsere Wäsche abnehmen und dann auch noch einen schönen Sonnenuntergang von unserer Terrasse aus genießen.

 

Sonntag, 11.01.09: Unser heutiges Ziel sind die Lorbeerwälder von Los Tilos in der Nähe von Los Sauces. Zunächst versuchen wir das Besucherzentrum Casa del Monte zu erreichen, von dem aus man zu den Wasserfällen Marcos y Cordero wandern kann. Unsere Hoffnung, dass die im Reiseführer als Jeeppiste beschriebene Zufahrt mittlerweile ausgebaut wurde, bestätigt sich leider nicht. Die letzten 10 km sind immer noch eine raue Erdpiste und für unseren Polo nicht machbar. So fahren wir zum Besucherzentrum von Los Tilos und wandern durch das Obertal des Barranco del Agua (Wasserschlucht) und den „Urwald“ von Los Tilos, der seit 1998 als Biosphärenreservat unter dem Schutz der UNESCO steht. Unser Ziel ist der Aussichtspunkt Mirador Espigón Atravesado, den wir über einen etwa 2 km langen Aufstieg erreichen. Teilweise ist es im dichten Lorbeerwald recht dunkel und die Strecke ist wenig abwechslungsreich. Vom Aussichtspunkt blicken wir auf den Blätterwald von Los Tilos, die Wasserschlucht und  genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Mit vielen Fotostopps brauchen wir für die insgesamt 4 km und etwa 300 Höhenmeter im Auf- und Abstieg knapp drei Stunden. In Los Sauces erreichen wir wieder die Küste und haben nicht nur einen schönen Blick auf die Straßenbrücke, die hier die Wasserschlucht überspannt, sondern auch auf den Teide auf Teneriffa und auf die Insel Gomera. Wir fahren auf der Küstenstrasse nordwärts und sehen uns in der Nähe von Barlovento die Laguna Barlovento an. Bei diesem größten Wasserreservoir der Insel handelt es sich um einen abgedichteten Vulkankrater, der ein Fassungsvermögen von fünf Millionen Kubikmetern hat. Leider ist der Krater vollständig eingezäunt und der Betonboden ist auch nicht gerade fotogen – hier hatten wir uns mehr versprochen. Wir fahren auf der landschaftlich sehr reizvollen Nebenstrasse 109 durch unbeleuchtete Tunnel und märchenhaften Lorbeerwald. Immer wieder bieten sich uns herrliche Ausblicke auf die Küste und die Schluchten des Nordens. Viele enge Kurven und das Gegenlicht der Sonne machen die Fahrt zwar schwierig, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt die gut ausgebaute Küstenstrasse zu verlassen. Wir kommen wieder am Restaurante Briesta vorbei und stärken uns mit Kaffee und Kuchen für die Weiterfahrt. Noch einmal verlassen wir die Hauptroute und nehmen vom Restaurante Briesta aus die Pista del Cabildo (Strasse 111), die südlich von Puntagorda wieder auf die Küstenstrasse trifft. Dieser Abstecher ist zwar nicht ganz so spektakulär wie der erste aber auch unbedingt lohnenswert. Ohne weiteren Stopp, ich mache nur ein paar Fotos aus dem Auto, fahren wir zur Finca zurück und sind gerade rechtzeitig für ein Glas Wein zum Sonnenuntergang wieder auf unserer Terrasse.

Montag, 12.01.09: Wir machen uns noch einmal auf den Weg zur Schlucht der Ängste (Barranco de las Angustias) in der Caldera de Taburiente, um zu sehen, ob die Straßensperre auf der Zufahrtsstrasse tatsächlich dauerhaft besteht. Dem ist nicht so, die Auskunft im Besucherzentrum des Nationalparks war also nicht ganz richtig. Auf dem Weg nach Los Brecitos kommen wir an einem Informationsstand des Nationalparks vorbei und erfahren, dass die Wanderung durch die Schlucht der Ängste (Barranco de las Angustias) tatsächlich nicht möglich ist. So machen wir kehrt und sehen uns die kleine Markthalle von Los Llanos an. Der Markt ist gut bestückt und scheint bei Einheimischen und Besuchern gleichermaßen beliebt zu sein. Außer Obst und Gemüse gibt es palmerischen Käse, dazu Fleisch und Meeresfrüchte. Unser nächstes Ziel ist Tazacorte, das als der älteste spanische Ort der Insel gilt. Wir schlendern durch den idyllischen Ort und sehen uns die Iglesia de San Miguel mit ihren bunten Glasfenstern an der Plaza de España an. Über La Laguna fahren wir nach Las Manchas, wo der Plaza La Glorieta unser Ziel ist. Mosaiken zeigen ineinander verschlungene Blumen und tanzende Tiere, in der Fontäne des Springbrunnens verharrt ein archaisches Chamäleon – der in Stein gelegte Traum vom Paradies. Neben den Mosaiken bewundern wir die Pflanzen und einige Eidechsen und machen eine kleine Mittagspause. Da wir ganz in der Nähe der Finca sind, machen wir einen kurzen Stopp und trinken auf unserer Terrasse einen Espresso. Von Puerto de Tazacorte wollen wir mit einem Schiff die Küste entlang fahren und uns die Cueva Bonita, die „schöne Höhle“ ansehen. Aufgrund der unruhigen See finden im Moment jedoch keine Ausfahrten statt. Als „Plan B“ entscheiden wir uns in Richtung El Pilar in den Parque Natural de Cumbre Vieja hinauf zu fahren und eine Forststrasse auszuprobieren, die wir beim letzten Mal entdeckt haben. Einen knappen Kilometer klappt es auch ganz gut, dann wird es jedoch für unseren Polo zu rau und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Der Forstweg durch den lichten Kiefernwald bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf die Küste und wir wandern für eine gute Stunde, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machen. Zurück an der Finca können wir auf der Terrasse noch ein wenig lesen, bis es zu kalt wird. Nach dem Abendessen werfen wir noch einen Blick auf die untergehende Sonne.

 

Dienstag, 13.01.09: Auch heute fahren wir zum Freizeit- und Picknickplatz El Pilar in den Parque Natural de Cumbre Vieja hinauf. Hier oben auf 1.450 m ist es am Morgen noch empfindlich kalt und wir ziehen Faserpelz und Regenjacken übereinander. Zunächst geht es auf der Ruta de los Volcanes durch den Kiefernwald bergauf. Ein erster Aussichtspunkt bietet schon einen schönen Blick auf die Cumbre Nueva und die Caldera. Wir kommen an eine Gabelung, die den Weg zum Gipfel des Pico Birigoyo weist. Ein anderer Wanderer erzählt uns, dass er diesen Weg einmal genommen hat und er so steil ist, dass man ihn nur „auf allen Vieren“ schaffen kann. Wir gehen weiter an der aschebedeckten Westflanke des erloschenen Vulkans entlang und steigen über Serpentinen schließlich auf den Gipfel des 1.808 m hohen Pico Barquita hinauf. Fast 400 Höhenmeter liegen hinter uns und ein eiskalter Wind empfängt uns. Wir gehen am Kamm des Vulkans entlang und genießen immer wieder die herrliche Aussicht auf beide Seiten der Insel und die Caldera. Ein weiterer Aufstieg bringt uns schließlich auf den Gipfel des ebenfalls 1.808 m hohen Pico Birigoyo. Hier oben machen wir dann den Fehler anderen Wanderern zu folgen ohne nachzudenken. So erwischen wir statt der vorgesehenen Nordostflanke die Nordwestflanke und nehmen damit genau den Weg, vor dem uns der Wanderer zu Beginn der Tour gewarnt hatte. Es ist eine sehr anstrengende Kletterei über einen steilen Geröllpfad, der uns sehr viel Kraft kostet, auch wenn wir nicht „auf allen Vieren“ herunter müssen. Nach fast vier Stunden sind wir ziemlich kaputt wieder in El Pilar und machen erst einmal eine Pause, genießen die warmen Sonnenstrahlen. Es ist zwar eine anstrengende Tour gewesen aber die herrlichen Ausblicke haben uns auch für die Mühen entschädigt. Zur Belohnung für die Anstrengungen fahren wir nach Puerto Naos und gönnen uns in der Panadería Alemana einen Kaffee und leckeren Kuchen. Ein Aussichtspunkt bietet noch einen schönen Blick auf Puerto Naos und die Südwestküste La Palmas. Zurück an der Finca nutzen wir zum ersten Mal die beiden Liegen auf der Terrasse. Mit Wolldecken gegen die Kühle geschützt ruhen wir uns aus und lesen bis der Hunger uns zum Abendessen ins Innere des Hauses lockt.

 

Mittwoch, 14.01.09: Wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein veranlassen uns noch einmal auf den Roque de las Muchachos, das Dach La Palmas hinaufzufahren. Fast zwei Stunden brauchen wir von unserer Finca entlang der Westküste bis zum Gipfel auf 2.426 m Höhe. Es ist herrlich – wir überblicken die ganze Insel, sehen den Teide auf Teneriffa, La Gomera und El Hierro. Ganz anders als bei unserem ersten Besuch ist es heute angenehm warm und wir genießen das phantastische Panorama. Wir wandern ein Stück auf dem Kamm der Caldera entlang, machen häufig Pause und beobachten wie sich ganz langsam immer mehr Wolken in den Kessel der Caldera hinein schieben. Bald gucken nur noch die Gipfel der Caldera de Taburiente, der Cumbre Nueva und der Cumbre Vieja aus dem Wolkenmeer heraus. Gut 2½ Stunden verbringen wir auf dem Dach der Insel und fahren dann, teilweise in bzw. unter der Wolkendecke an der Nordküste entlang. Mit Barlovento erreichen wir die Ostküste der Insel und fahren jetzt südwärts. Unser Ziel ist der kleine Ort San Andrés, der nicht nur einer der ältesten Orte der Insel ist, sondern auch zu den schönsten gehört. Er liegt inmitten ausgedehnter Bananenfelder auf der Spitze der Steilküste direkt am Atlantik. Wir parken den Wagen an der Hauptstrasse und spazieren durch die kopfsteingepflasterten Gassen mit ihren hübschen Häusern und der mit Palmen bestandenen Plaza. Die Entscheidung in dem kleinen Restaurant La Placita zu Abend zu essen entpuppt sich dann allerdings als nicht so glücklich. Thunfischsteak und Pizza schmecken nicht besonders und könnten zudem auch noch heißer sein. Ohne weiteren Stopp fahren wir zur Finca zurück, wo wir erst nach dem Sonnenuntergang ankommen.

 

Donnerstag, 15.01.09: Heute starten wir zu einem „Kulturprogramm“, das mit dem Besuch des Museo de la Seda Las Hilanderas, dem Seidenmuseum von El Paso beginnt. Die Geschichte der Seidenherstellung auf den Kanaren nahm nur wenige Jahre nach der Eroberung der Inseln ihren Anfang. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte das von zunächst nur wenigen Seidenraupenzüchtern und Herstellern ausgeübte Handwerk einen industriellen Charakter angenommen und stellte für die Region zu jener Zeit die wichtigste Einnahmequelle dar. In der Blütezeit der Seidenproduktion existierten allein auf La Palma etwa 3.000 Seidereien. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ging die Seidenproduktion auf den Kanaren endgültig unter und hat sich bis heute nur in der Gemeinde von El Paso erhalten können. Dank eines Infoblattes und einer sehr netten, deutsch sprechenden Mitarbeiterin erfahren wir Einiges über die Seidenproduktion von der Aufzucht der Raupen bis zum Weben der fertigen Produkte und können den Damen bei ihren Tätigkeiten über die Schulter sehen. Von El Paso fahren wir in Richtung Santa Cruz, verlassen die Hauptstrasse jedoch bereits an der Ausfahrt zum Wallfahrtsort Las Nieves. Zunächst fahren wir zum Mirador de la Concepción, der einen phantastischen Blick auf Santa Cruz bietet. Ganz in der Nähe sehen wir uns die kleine Kapelle Mariä Empfängnis an, ehe es weiter geht nach Las Nieves. An einem steingepflasterten Platz mit einem Brunnen und einer hohen chilenischen Fichte erhebt sich das Santuario de Nuestra Señora de las Nieves, das spirituelle Zentrum der Palmeros. An der Strasse stehen die ehemaligen Wassermühlen, die heute zum Teil in Wohnhäuser umgewandelt sind. Einen weiteren Abstecher machen wir zum Monasterio del Cister, einem Nonnenkloster des Zisterzienserordens. Bis 1998 hausten die Nonnen in einem romantischen, aber feucht-kalten Bau; zum 900-jährigen Bestehen des Ordens wechselten sie in ein neu gebautes, repräsentatives Kloster über. Wir läuten, um in den Verkaufsraum zu gelangen, doch das von den Nonnen hergestellte Marzipan ist leider nicht vorrätig und die anderen Süßigkeiten, Marmeladen und der hausgemachte Kräuterlikör finden nicht unser Interesse. Bei einem Stopp am Flughafen finden wir durch einen Aushang am Büro von Air Berlin unsere Abflugzeit bestätigt und fahren weiter in südlicher Richtung. Eine regenbogenartige Luftspiegelung am Himmel über Santa Cruz fasziniert uns. Leider ist das Phänomen schon fast verschwunden bis wir einen Parkplatz mit Aussicht gefunden haben. Unser Ziel ist Los Canarios, wo wir in der Bar La Parada einen Kaffee trinken und leckere Mandeltaschen essen. Außerdem wandert ein kleiner Vorrat der köstlichen Mandelmakronen in unsere Tasche. Nach einem letzten Einkauf von Lebensmitteln in El Paso machen wir es uns auf unserer Terrasse gemütlich und genießen die Nachmittagssonne. Wir lesen etwa zwei Stunden bis es uns zu kühl wird und wir uns in unserer Ferienhaus zurück ziehen.

 

Freitag, 16.01.09: Unser letzter voller Urlaubstag bringt uns noch einmal ein echtes Highlight. Wir beginnen mit einem Besuch von Argual, einem historischen Ort in der Nähe von Los Llanos. Auffällige Viaduktbögen weisen uns den Weg und führen uns zu dem großen, noch ungepflasterten Platz, der eine gute Kulisse für einen Kolonialfilm abgäbe. Im Schatten hoher Eukalyptusbäume stehen teils verwitterte, teils restaurierte Herrenhäuser. Der ausgebildete Posaunist Dominic Kessler, letzter Sprössling einer Glasmacherfamilie, betreibt hier zusammen mit einem Kollegen das Glasbläserstudio Artefuego. Eine weltweit einmalige Kreation ist das in Bleikristall-Objekte eingeschmolzene Lavagestein. Wir können nicht widerstehen und kaufen eine Vase und ein Kristallkugel mit Lavaeinschlüssen. In Tijarafe verlassen wir die Hauptstrasse und biegen auf die steile Calle La Molina ab. Zunächst asphaltiert wird es immer steiler und es geht in eine Betonpiste über, die über viele Spitzkehren dem Meer entgegenführt. Nach 4 km erreichen wir den Parkplatz am Ende der Strasse und steigen zu Fuß weiter ab. Unser Ziel ist die romantisch gelegene „Schmugglerbucht“ Poris de Candelaria. Das Piratenversteck präsentiert sich als riesiger, vom Meer ausgewaschener Felsüberhang, unter dem sich inzwischen einige Ferienhäuschen ducken. Die Schmugglerbucht gilt zu Recht als einer der spektakulärsten Flecken auf La Palma. Wir genießen diesen „seltsamen“ Ort, die heranbrausende Brandung und das herrliche Wetter. Zurück auf dem Parkplatz gibt es erst einmal eine kleine Stärkung. Während der Rückfahrt nehmen wir einen österreichischen Urlauber auf, dem der Aufstieg über die Piste zu steil und zu eintönig ist. Wir lassen unseren Passagier in Tijarafe aussteigen und fahren auf der Küstenstrasse weiter nordwärts. An einem Aussichtspunkt mit einem windschiefen Drachenbaum machen wir noch einen Fotostopp. Eigentlich wollen wir von Las Tricias aus eine kleine Wanderung zu Drachenbäumen und Felshöhlen unternehmen, doch das hier im Norden aufziehende schlechte Wetter und die fortgeschrittene Zeit halten uns davon ab. Wir fotografieren und filmen die Mandelbäume, die jetzt in voller Blüte stehen und trinken im Dorfgasthof einen Kaffee. Zur Feier des Tages, wir sind heute seit 26 Jahren zusammen, gönnen wir uns ein köstliches Essen in der Bodegón Tamanca. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang und für unseren letzten Schluck Wein sind wir wieder auf unserer Terrasse.

 

Samstag, 17.01.09: Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und machen uns noch einmal auf den Weg. Wir fahren hinunter ans Meer und folgen der Stichstrasse, die an Puerto Naos vorbei durch die Bananenplantagen führt und in El Remo endet. Die Siedlung hat einen leicht alternativen Touch und gefällt uns nicht so gut. Wir gehen trotzdem ein Stück an der Küste entlang und genießen noch einmal die Möglichkeit im T-Shirt unterwegs sein zu können. Auf dem Rückweg nach Puerto Naos halten wir an der Badebucht Playa de Charco Verde. Hier gibt eine Promenade und einen Bohlenweg über den Strand. Einige Sonnenanbeter sind dabei sich zu „braten“ und ein paar Leute gehen trotz roter Flagge ins Wasser. Den Abschluss unseres letzten Ausflugs bildet dann noch einmal Puerto Naos. Wir schlendern auf der Promenade entlang, setzen uns auf eine Bank und genießen die Sonne – bis wir es wieder so schön warm haben wird es bei uns noch einige Monate dauern. Zurück in der Finca gibt es noch ein kleines „Resteessen“, wir packen die letzten Sachen und beladen das Auto. Da wir noch sehr gut in der Zeit sind, nehmen wir für die Fahrt zum Flughafen nicht den kürzesten Weg über die Berge sondern fahren um die Südspitze der Insel herum. Wir befahren diese Strecke jetzt zum ersten Mal in dieser Richtung und es ergeben sich noch einmal ganz neue Perspektiven. Teilweise fahren wir durch die tief hängenden Wolken und es fallen auch noch ein paar Regentropfen. Geli setzt mich am Terminal mit dem gesamten Gepäck ab und stellt dann das Auto verabredungsgemäß einfach wieder auf dem Parkplatz am Flughafen ab und legt den Schlüssel ins Handschuhfach – eine echte Rückgabe gibt es nicht. Der Polo machte zwar schon einen etwas abgenutzten Eindruck hat uns aber in den vergangenen 14 Tagen nicht im Stich gelassen und alle noch so steilen Strassen und Serpentinen klaglos gemeistert. Wir haben 1.571 km auf La Palma zurückgelegt und es hat uns sehr gut gefallen. Auch die Möglichkeit eine Finca zu mieten und so völlig autark zu sein ist genau unser Ding und wir würden es immer wieder so machen. Auf dem Flughafen treffen wir noch einen ehemaligen Sportlehrer von uns, der ebenfalls hier seinen Urlaub verbracht hat und in der gleichen Maschine wie wir zurück fliegt – die Welt ist doch ein Dorf. Das Einchecken klappt problemlos und wir kommen auch pünktlich los. Da die Maschine nicht ausgebucht ist, kann ich mir eine ganze Dreierbank sichern und habe so einen sehr bequemen Flug, Geli hat zwei Plätze für sich alleine. Aufgrund von starkem Gegenwind sollen wir mit etwa 45 Minuten Verspätung in Hamburg ankommen und wir sehen schon den letzten Flughafenbus um 0:05 Uhr entschwinden. Doch es klappt alles wie am Schnürchen: 23:30 Uhr setzen wir auf, unser Gepäck ist schon da als wir an der Gepäckausgabe ankommen und wir haben sogar noch 10 Minuten bis zur Abfahrt des Busses. Um kurz vor 2:00 Uhr sind wir wieder zuhause und gehen sofort ins Bett.

 

La Palma hat uns super gefallen: Herrliche Landschaften, es erinnert uns ein wenig an Hawaii und kein Massentourismus. Wir haben schöne Wanderungen und Ausflüge unternommen und unsere „isolierte“ Wohnlage sehr genossen. Bis auf einen Regentag hat auch das Wetter gut mitgespielt – kurzum ein toller und auch sehr erholsamer Urlaub. Jetzt freuen wir uns auf die erste große Tour mit unserem neuen Wohnmobil im Sommer.

 
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