Texas 2006
 

Hier ist einfach alles größer – Ranches und Rodeos, Stetsons und Steaks, Erdölquellen und Entfernungen – und nicht zuletzt der Patriotismus der Texaner. Der beruht auf der texanischen Geschichte: dem Weg von einer Kolonie Mexikos zum riesenhaften Cowboystaat. Texas ist gut doppelt so groß wie Deutschland – das vier Mal so viele Einwohner zählt. Drei große Landschaftsräume gliedern den Bundesstaat. Lange Nehrungen trennen zahllose Lagunen vom Golf von Mexiko. Die subtropische Küstenebene verliert sich übergangslos in den wüstenhaften Great Plains, die bis auf 1.000 m ansteigen. Die Ausläufer der Rocky Mountains im Westen reichen im Guadalupe Peak 2.667 m hoch.

 

 

Samstag, 16.12.06 : Um 12:30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Hamburg zu Siggi und Bernd. Es hat gegossen wie aus Eimern – das richtige Wetter um hier zu verschwinden. Wir verlebten einen schönen und gemütlichen Tag mit einem Besuch auf einem Weihnachtsmarkt, gutem Essen, einigen Fotos und anregenden Gesprächen. Der Urlaub hat so für uns schon einen Tag früher begonnen. Gegen 23:30 Uhr gingen wir schlafen.

Sonntag, 17.12.06 : Wir haben uns um 6:30 Uhr den Wecker gestellt und noch vor dem Frühstück unsere Sachen wieder gepackt. Bernd hat uns dann zum Flughafen gefahren. Beim Einchecken war nicht viel los und so konnten wir ohne Wartezeit unser Gepäck aufgeben. Für die Sicherheitskontrolle mussten wir alle Flüssigkeiten und Cremes in einen durchsichtigen Plastikbeutel packen. Auch diese Hürde nahmen wir ohne Probleme. Im Flugzeug konnte ich mich noch auf einen Platz am Notausgang umsetzen. Auf dem knapp 1½stündigen Flug nach Paris gab es etwas zu trinken und Kekse. Der Flughafen Charles de Gaulle ist sehr weitläufig und wir waren fast eine Stunde unterwegs, ehe wir das Abflug-Gate erreichten. Zum Glück waren wir ja nicht in Eile. Für die Flüge in die USA gab es dann etwas verschärfte Kontrollen: Ich musste mit einem Polizisten zum Abtasten in eine Kabine. Leider hat es auch hier nicht mehr geklappt Plätze am Notausgang zu ergattern. Beim Einsteigen habe ich dann noch eine Stewardess angesprochen, die es tatsächlich geschafft hat, für mich noch einen Platz am Notausgang zu organisieren. Der Flug begann allerdings erst mit über einer Stunde Verspätung: Das Gepäck einiger nicht erschienener Passagiere musste wieder aus dem Frachtraum entfernt werden. Da jeder Platz über einen eigenen Monitor verfügte, konnte man sich aus dem Filmprogramm das richtige aussuchen. Insgesamt 3 Filme und ein bisschen Schlaf haben mich die 10½ Stunden Flug überstehen lassen. Bei der Einwanderung standen wir ausgerechnet in der Schlange, in der alle vor uns ihre Formulare nicht richtig oder unvollständig ausgefüllt hatten. So waren wir die letzten, die schließlich diese Hürde nehmen konnten. Unser Gepäck wartete schon vollständig auf uns. In Houston waren fast 20° C und der Himmel war wolkenlos. Per Shuttle-Bus erreichten wir das Hotel und nach einer Dusche fielen wir fast 24 Stunden nach dem Klingeln des Weckers todmüde wieder ins Bett.

Montag, 18.12.06 : Wir haben beide sehr gut und ohne lange Unterbrechungen geschlafen. Das „continental breakfast“ im Hotel war überraschend vielfältig und reichhaltig, so dass wir gut gestärkt in unseren Texas-Urlaub starten konnten. Leider hatte sich das gute Wetter von gestern Abend verzogen: Nebel, Wolken und ab und zu ein paar Tropfen Regen. Nach einem kurzen Spaziergang am Hotel machten wir es uns noch auf unserem Zimmer gemütlich. Mit einem Taxi fuhren wir zur Station von Cruise America, die sich als kleiner, privat betriebener Konzessionär von Cruise entpuppte, was sehr angenehm war. Das Einführungs-Video hat man uns erspart und der Betreiber der Station war obendrein auch noch sehr nett. Highlight war jedoch „Baretta“, ein erst sechswöchiger Labradorwelpe. Die Übernahme klappte völlig problemlos und schnell. Wir bekamen einen 22-Fuß Camper auf Basis eines Ford Pickup. Bedingt durch diese Konstruktion gab es keinen richtigen Durchgang zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine, lediglich eine Öffnung in der Größe des Heckfensters des Pickups war vorhanden. Schon fast erschreckend war die mangelhafte Verarbeitung des Ausbaus, der bereits nach einem halben Jahr und erst 29.336 Meilen nicht mehr im besten Zustand war. Als wir losfahren wollten merkten wir, dass die Blinker nicht funktionieren. Eine durchgebrannte Sicherung wurde als Verursacher identifiziert und ausgetauscht. Erste Station unserer Reise sollte ein Supermarkt sein. Wir haben in einem Taco-Restaurant etwas gegessen, es war allerdings nicht so besonders. Der Großeinkauf für die Erstausstattung dauerte dann seine Zeit und hat über $ 200 verschlungen. Nachdem wir alles verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg nach Süden an die Küste des Golf von Mexiko. Aufgrund des beginnenden Feierabendverkehrs war es auf dem Highway ziemlich voll und es ging teilweise nur stockend voran. Als wir Galveston erreichten wurde es bereits dunkel. Die Stadt Galveston nimmt die Nordspitze von Galveston Island ein. Die Insel liegt zwischen der Galveston Bay / West Bay und dem Golf von Mexiko und besitzt an der Golfküste einen über 50 km langen Sandstrand. Galveston wurde 1817 von dem Piraten Jean Laffite gegründet und war u.a. ein Zentrum des Sklavenhandels. 1821 verjagte die US-Marine Jean Laffite, und 1836 war Galveston für kurze Zeit die Hauptstadt des befreiten Texas. Auf dem Dellanera RV Park direkt am Strand fanden wir einen Platz für die erste Nacht. Hier hatten wir auch schon 1996 mit unserem Roadrunner gestanden.

Dienstag, 19.12.06 : Auch heute gab es keine Wetterbesserung und die Vorhersagen lassen auch für die nächsten Tage nicht sehr viel Gutes erwarten. Nach einem kleinen Strandspaziergang fuhren wir in den historischen Distrikt von Galveston. Wir parkten den Camper direkt am Broadway und spazierten den östlichen Teil dieses Boulevards mit seinen sehenswerten Villen entlang. Architektonischer Höhepunkt ist der 1886 als Offiziersvilla erbaute Bishop´s Palace. Wir beendeten unseren Rundgang im ehemaligen Finanzviertel „The Strand“, das einst als Wall Street des Südwestens galt. Das Gebiet ist heute ziemlich heruntergekommen, so dass wir uns zum Teil schon etwas unwohl fühlten. Auf der Küstenstrasse fuhren wir in südwestlicher Richtung weiter. Im Galveston Island State Park besorgten wir uns ein Verzeichnis mit allen 115 texanischen State Parks, von denen viele neben ihren landschaftlichen Reizen auch über Campingplätze verfügen. Über eine gebührenpflichtige Brücke erreichten wir Follets Island. Hier konnten wir Reiher, Kraniche, Pelikane und rosa Löffler beobachten. Leider waren sie recht weit von der Strasse entfernt und der Nebel verhinderte zudem lohnenswerte Fotomotive. In Surfside Beach mussten wir dann die vorgelagerten Inseln verlassen und auf das Festland zurückkehren. Der Empfehlung eines Bekannten folgend machten wir uns auf den Weg zum Brazos Bend State Park. Dieser Park schützt ein Feuchtgebiet, das Weißwedelhirschen, mehr als 270 Vogelarten und zahlreichen Alligatoren eine Heimat bietet. Mit spanischem Moos behangene Lebenseichen schaffen eine schon fast mystische Kulisse. Wir buchten uns auf dem Campingplatz ein und kauften uns einen Texas State Park Pass, der und freien Eintritt in alle texanischen State Parks verschafft. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz konnten wir zwei Red-shouldered Hawks (Rotschulterbussard) beobachten. Aufgrund des ungemütlichen Wetters machten wir es uns gleich in unserem Camper bequem und verschoben die Erkundung des Parks auf morgen.

Mittwoch, 20.12.06 : In der Nacht hatte es kräftig geregnet aber der Morgen begrüßte uns mit warmem und trockenem Wetter – der Himmel war allerdings immer noch bedeckt. Wir machten uns auf den knapp 3 km langen Elm Lake Loop Trail im Herzen des Parks. Sowohl landschaftlich als auch hinsichtlich der vielfältigen Fauna hat uns der Brazos Bend State Park begeistert, er gilt wohl zu Recht als einer der 10 schönsten State Parks der USA. Wir konnten Reiher, Kraniche, Ibisse und zahlreiche weitere Wasservögel beobachten. Auch drei Alligatoren bekamen wir vor unsere Linsen. Aufgrund der vielen Foto-Stopps waren wir erst nach zwei Stunden wieder am Camper. Nachdem wir uns die Ausstellung im Nature Center angesehen hatten, gingen wir noch an den 40 Acre Lake, wo wir einen weiteren Alligator beobachten konnten. Wir verließen den Brazos Bend State Park und erreichten bei Rosenberg den Highway 59, dem wir in südwestlicher Richtung folgten. In Edna, einem etwas heruntergekommenen Kaff, ergänzten wir unsere Vorräte und bezogen im nahe gelegenen Lake Texana State Park Quartier. Dieser Park am Westufer des Sees ist ein Naherholungsgebiet mit zahlreichen Wassersportmöglichkeiten. Den Campingplatz, der sehr schön auf einer Halbinsel im Lake Texana liegt, teilten wir uns mit einigen wenigen Campern und einer Gruppe von Weißwedelhirschen.

Donnerstag, 21.12.06 : Auf dem Weg zur Dump Station fielen uns die vielen Truthahngeier und Schwarzen Geier auf, die auf abgestorbenen Bäumen am Ufer des Lake Texana saßen. Zum Glück waren die Geier nicht sehr scheu und wir konnten einige Aufnahmen machen. Auch eine Gruppe von Weißwedelhirschen ließ sich noch fotografieren, bevor wir den Park wieder verließen. Über den Highway 172 erreichten wir wieder die Küstenstrasse #35, auf der wir in südwestlicher Richtung weiter fuhren. Unser nächstes Ziel war die Aransas National Wildlife Refuge, ein Naturschutzgebiet, das zusammen mit dem südlich angrenzenden Goose Island State Park zwei der wichtigsten Stationen der nordamerikanischen Zugvögel an der texanischen Lagunenküste bildet. Über 300 Vogelarten sind dort festgestellt worden, darunter auch der vom Aussterben bedrohte Whooping Crane (Schreikranich). Die allgegenwärtigen Wasservögel (Reiher, Schneegänse, Pelikane), verschiedene Raubvögel, Truthahngeier und Schwarze Geier, Weißwedelhirsche, einen Alligator und die seltenen Schreikraniche konnten wir beobachten. Die Schreikraniche, deren Bestand 1938 auf 14 Tiere weltweit abgesunken war, haben sich inzwischen wieder auf fast 400 Exemplare vermehrt. Sie brüten im Wood Buffalo NP in West-Kanada und überwintern hier in der Aransas NWR. Von einem Aussichtspunkt konnten zwei dieser Tiere beobachten. Im Park sind aber noch weit mehr Tiere beheimatet: Berglöwen, Luchse, Wildschweine, Javelinas (Halsband-Pekaris), Waschbären, Opossums, Skunks, Armadillos (Gürteltiere), Eidechsen, Schildkröten, Schlangen und diverse Kleintier- und Vogelarten können hier angetroffen werden. Der gut 25 km lange Tour Loop Drive bietet die Möglichkeit mehrer kurzer Trails, verschiedener Aussichtspunkte und fast immer einen guten Überblick über das Gelände, so dass sich auch vom Auto aus Tiere entdecken lassen. Leider fing es an zu regnen als wir auf dem Loop Drive waren aber trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen hat sich der Besuch der Aransas NWR auf jeden Fall gelohnt. Wer an der Fauna Nordamerikas interessiert ist, sollte sich dieses Gebiet nicht entgehen lassen und mindestens einen dafür Tag erübrigen können. Man erreicht das Schutzgebiet 35 Meilen nordöstlich von Rockport (Hwy 35) über die Straßen #774 und #2040 oder von der Wasserseite per Ausflugsboot von Rockport. Wir bekamen auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz des Goose Island State Parks noch einen Stellplatz direkt am Ufer der Aransas Bay. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz konnten wir zahlreiche weiße und braune Pelikane beobachten, die sich mit den Möwen um die Fischabfälle zweier Angler stritten.

Freitag, 22.12.06 : Um 5:00 Uhr wurden wir von den Booten der Angler geweckt, die zu ihrem Fang aufbrachen. Entschädigt wurden wir durch strahlend blauen Himmel und Sonnenschein – allerdings war es dafür etwas kühler als in den vergangenen Tagen. Wir spazierten über den Campingplatz und auf die ca. 500 m langen Fishing Pier und konnten einige Vögel beobachten. Neben der Beobachtung der Wasservögel zählt der Big Tree, eine riesige Eiche, deren Alter auf über 1.000 Jahre geschätzt wird, zu den Sehenswürdigkeiten des Goose Island State Parks. Auf dem Hwy 35 erreichten wir Rockport, einen beliebten Urlaubsort, der sehr schön auf einer Halbinsel zwischen Copano und Aransas Bay liegt. Hier ergänzten wir unsere Vorräte und legten am Hafen eine kleine Pause ein. In Aransas Pass folgten wir der Ausschilderung nach Port Aransas. Der Ort liegt am nördlichen Ende der Doppelinsel Mustang und Padre Island und ist durch einen Straßendamm und eine kostenlose Autofähre mit dem Festland verbunden. Im Mustang Island State Park unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und fuhren dann über den John F. Kennedy Causeway nach Corpus Christi. Mit ihrem natürlichen Hafen ist diese Stadt am Golf von Mexiko ist ein wesentlicher Güterumschlagplatz, so dass Industrieanlagen und Werften Stadtbild dominieren. Wir fuhren auf dem von wunderschönen Villen gesäumten Ocean Drive nach Corpus Christi hinein. Von einem Park hatten wir einen schönen Blick über die Bucht auf die Skyline und den 1943 fertig gestellten Flugzeugträger USS Lexington. Die "Lady Lex" wurde während des Zweiten Weltkrieges gegen Japan eingesetzt und lief 1945 als erster amerikanischer Flugzeugträger in die Bucht von Tokio ein. Heute kann sie besichtigt werden und dient als Tagungsstätte. Unser Ziel war das am Fuße der Harbor Bridge gelegene Art Museum of South Texas. Ganz besonders hat uns hier die Ausstellung in der Horlock Gallery gefallen, die unter dem Titel „Narrative Art of the West“ einen künstlerischen Einblick in das Leben der Cowboys und Indianer im Wilden Westen gab. Auf dem Highway 77 fuhren wir südwärts und fanden in Kingsville auf der recht einfachen Country Estates Mobile Ranch einen Stellplatz für die Nacht. Hier nutzten wir Gelegenheit zum Waschen unserer Wäsche. In Kingsville wollen wir uns morgen die King Ranch, die größte Ranch von Texas ansehen.

Samstag, 23.12.06 : Da wir die Waschräume des Campingplatzes nicht sehr einladend fanden, haben wir uns heute in unserem Camper gewaschen – wir hatten ja schließlich Full Hook Up. Unser erstes Ziel war die King Ranch. Im Visitor Center sahen wir uns ein Video an, in dem die Geschichte der King Ranch, die bis heute in Familienbesitz ist, erläutert wurde: Als im 19. Jahrhundert Texas 58 Millionen Hektar an Siedler vergab, entstanden die größten und ältesten Ranches. Wer schlau war, nahm so viel Land in Besitz wie möglich, entdeckte darauf auch noch Öl- und Gasvorkommen und vergrößerte seine Familie. Nach diesem Muster wuchs jedenfalls das patriarchalische Imperium der King Ranch, der absolut größten in Texas und mit über 400.000 Hektar größer als der Staat Rhode Island (etwa halb so groß wie Schleswig-Holstein). Auf ihre vier Abteilungen verteilen sich etwa 60.000 Rinder, über 2.500 Öl- und Gasquellen und knapp 15.000 Hektar Baumwolle. Außerdem züchtet man seit den 1940er Jahren auch sehr erfolgreich Rennpferde (ca. 400 Stück). Der Gründer, Richard King, begann als Dampfschiffkapitän auf dem Mississippi und kaufte 1853 ein großes Areal der Wild Horse Desert für 5 Cent pro Hektar. Nach Kings Tod 1885 übernahm sein deutschstämmiger Schwiegersohn Robert Kleberg die Ranch, die noch heute im Besitz der Kleberg-Familie ist. Ihr Brandzeichen, das laufende „W“, für dessen Ursprung es verschiedene Erklärungen gibt, hat sich längst zu einem attraktiven Firmenlogo entwickelt. Neben den Rindern und Rennpferden steht es mittlerweile auch für exklusive Lederwaren, Möbel, Bekleidung und vieles mehr. Die King Ranch umfasst heute landwirtschaftliche Betriebe in der ganzen Welt. Auf der Ranch entstand die neue Züchtung des Santa-Gertrudis-Rindes: eine Kreuzung aus den widerstandsfähigen „Brahmans“ und den für ihre Fleischqualität berühmten „shorthorns“. Auf einer eineinhalbstündigen Rundfahrt über das Farmgelände erfuhren wir etwas über die Rinder- und Pferdezucht und über die Familiengeschichte. Neben den Farmtieren konnten wir auch einige Weißwedelhirsche, einige Crested Caracaras und einen White-tailed Hawk (Weißschwanzbussard) beobachten. Danach sahen im Zentrum von Kingsville noch den King Ranch Saddle Shop an, in dem die exklusiven Lederwaren, Kleidungsstücke und Accessoires des „W-Labels“ zu ebensolchen Preisen angeboten werden. Es hatte angefangen wie aus Eimern zu gießen und so beschlossen wir uns mit einer Pizza von Pizza Hut zu trösten. Es war auch sehr lecker, allerdings konnten wir an den meisten anderen Gästen überdeutlich erkennen, was mit einem passiert, wenn man diesen Gelüsten zu häufig nach gibt. Über den Highway 77, der den Beinamen Tropical Trail trägt, fuhren wir bis nach Harlingen. Unterwegs kamen im Radio die ersten Unwetterwarnungen: Ein schweres Gewitter mit der Möglichkeit sich zu einem Tornado zu entwickeln, zieht über Südtexas hinweg. Dabei handelt es sich wohl um die Ausläufer des schweren Schneesturmes, der in Colorado für über 1 m Neuschnee und ein absolutes Chaos gesorgt hat. In einem Texas Visitor Center versorgten wir uns mit Informationen für unsere weitere Reise und bezogen dann auf dem Tropic Winds Resort in Harlingen Quartier. Regen und Wind wurden immer stärker, so dass unser Camper ordentlich durchgeschüttelt wurde – hoffentlich gibt es nicht noch einen echten Tornado. Die Entlüftungsklappe der Dunstabzugshaube, das Seitenfenster und eine Dachluke gaben dem Druck von Wind und Regen nach – wir hatten einen Wassereinbruch. Zum Glück blieben die Ausmaße überschaubar und ließen sich mit Handtüchern eindämmen. Am Abend gingen wir zu einer Country Music Veranstaltung in die Dance Hall des Resorts. Die Gruppe „Northern Country“ bestehend aus drei älteren Herren spielte sehr gute Countrymusic – zumeist in einem dem Altersdurchschnitt der Gäste angemessenen Tempo. Wir waren mit Abstand die jüngsten Gäste, hatten aber dennoch unseren Spaß. Die Nacht war sehr unruhig, denn Sturm und Regen ließen erst gegen morgen nach.

Sonntag, 24.12.06 : Es hatte aufgehört zu regnen und der Sturm hatte eine Gang zurückgeschaltet und war jetzt nur noch ein kräftiger Wind. Das Dumpen bereitete uns auf dem aufgeweichten Platz einige Probleme, da die entsprechenden Anschlüsse sich auf den überschwemmten Grasflächen befanden. Über den Highway 106, der teilweise nur eine Dirtroad ist, erreichten wir das Laguna Atascosa National Wildlife Refuge. Der Park liegt am südlichen Ende der "Central Flyway" genannten Route der Zugvögel, die alljährlich tausende von Wasservögeln aus den kälteren Regionen Nordamerikas hierher führt. Neben den Zugvögeln gibt es viele ständig hier lebende Seevögel und andere Tiere, wie Kojote, Luchs, Ozelot, Javelina und Rotwild. Das Schutzgebiet liegt an der Laguna Madre und umfasst sowohl Salz- als auch Süßwasserareale und weite Marschlandgebiete. An den Futterstellen für Vögel in der Nähe des Visitor Centers konnten wir Green Jays (Grüntimalie), Great-tailed Grackle (Dohlengrackel) und Gila Woodpecker (Gilaspecht) beobachten. Der Lakeside Drive ist eine 2,4 km lange Stichstraße, die am Ufer der Laguna Atascosa endet und von der aus zwei Trails in das Schutzgebiet hineinführen. Der Bayside Drive führt in einer 24 km langen Schleife um den Pelican Lake herum und an die Küste der Laguna Madre. Mehrere Haltebuchten und zwei weitere Trails erlauben eine nähere Erkundung des Gebietes. Von der Parkstraße aus lassen sich verschiedene Wasservögel, vor allem Pelikane und Reiher, beobachten. Wir bekamen außerdem einige Ospreys (Fischadler) vor die Linse, von denen einer gerade einen Fisch gefangen hatte. Auf dem Highway 510 erreichten wir Port Isabel, wo wir für unser Weihnachtsessen einkauften. Padre Island ist 180 km lang und in zwei Inseln geteilt, zwischen denen es keinerlei Verbindung gibt. Der gesamte nördliche Teil (110 km der Gesamtlänge) stehen unter Naturschutz und bilden die Padre Island National Seashore. Auf den Inseln lebten einst - als die Spanier diese Küste erkundeten - die kannibalischen Karankawa-Indianer. Heute sind die Bewohner freundlicher und besonders der südlichste Zipfel der Insel hat sich zu dem Touristenzentrum South Padre Island entwickelt. Das subtropische Klima zieht viele Snowbirds, d. h. die im Süden des Landes überwinternden Amerikaner aus nördlichen Bundesstaaten hierher. Die Strände sind hier sehr schön, der Ort South Padre Island allerdings mit vielen Hotels, Restaurants und Souvenir-Shops für unseren Geschmack schon zu touristisch. Wir fuhren dann den Padre Boulevard nach Norden, bis er mitten in den Sanddünen endet. Hier sind die Hotelburgen von South Padre vergessen und wir konnten die unberührte Natur der Golfküste genießen. Am nördlichen Ortsausgang von South Padre Island befindet sich am Convention Center ein maritimes Wandgemälde des Umweltkünstlers Wyland. Dieses Wal-Bild ist das 53 von geplanten 100, mit denen er auf die Wichtigkeit der Erhaltung der Weltmeere aufmerksam machen will. Direkt am Convention Center beginnt auch der kurze Laguna Madre Nature Walk, der auf zwei Holzstegen über ein künstlich angelegtes Feuchtgebiet an der Laguna Madre führt. Viele Wasservögel leben in diesem Gebiet und lassen sich von den Stegen aus beobachten. Der Himmel riss immer mehr auf und es gab einen wunderschönen Sonnenuntergang, der auf gutes Wetter für morgen hoffen ließ. Wir bezogen auf dem zur KOA-Gruppe gehörenden Destination South Padre Resort Quartier und konnten dank Wireless Lan vom Camper aus Mails an die Daheimgebliebenen verschicken. Zum Festessen gab es Truthahnbrust mit Kartoffeln und Rosenkohl und zum Nachtisch ein Eis von Häagen-Dazs.

Montag, 25.12.06 : Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, allerdings war der Wind immer noch sehr stark und auch kalt. Nach dem Frühstück machten wir einen Spaziergang über den Campingplatz und sahen uns die riesigen Camper der Amerikaner an. Im Isla Blanca Park an der Südspitze der Insel machten wir einen kurzen Strandspaziergang am sturmgepeitschten Golf. Über den Queen Isabella Causeway verließen wir den südlichsten Punkt unserer Reise – South Padre liegt auf gleicher Höhe wie Miami in Florida – und fuhren auf das Festland zurück. Direkt hinter der Brücke steht der historische Leuchtturm von Port Isabel. Er wurde 1853 erbaut und war bis 1905 in Betrieb. Von Port Isabel aus führt der Tropical Trail, über die Highways 48, 281 und 83, durch das Tal des Rio Grande bis nach Laredo. Südöstlich von McAllen liegt die Santa Ana National Wildlife Refuge direkt am Rio Grande. In diesem Schutzgebiet ist die ursprüngliche Vegetation des Rio Grande Valley, wie sie vor der landwirtschaftlichen Nutzung aussah, erhalten geblieben. Da der 11 km lange Wildlife-Drive heute aufgrund des Feiertages geschlossen war, nutzten wir die Gelenheit auf dem fast 20 km umfassenden Trailsystem, das direkt hinter dem Visitor Center beginnt, einen Einblick in die reichhaltige Flora und Fauna dieses National Wildlife Refuges zu bekommen. An den drei Seen kann man Vögel beobachten und die hier wachsenden Pflanzen gibt es zum Teil nirgendwo sonst in den USA. Leider war für uns außer ein paar Schmetterlingen nichts zu entdecken. Die Gegend um McAllen ist geprägt von Zitrusfruchtplantagen, deren Erzeugnisse am Straßenrand angeboten werden. Der kleine Ort Mission nennt sich "Home of the Grapefruit", und zwar speziell der Sorte "Texas Ruby Red", die wirklich sehr köstlich schmeckt. Auch wir kauften an einem der Stände einen ganzen Beutel dieser Köstlichkeit. Im Falcon State Park am Ufer des 80 km langen Falcon Reservoir fanden wir einen Platz für die Nacht. Zwar gibt es hier keinen drahtlosen Internetanschluss aber man steht dafür inmitten der schönen Natur. Ein abendlicher Spaziergang führte uns zum Sonnenuntergang an den Stausee.

Dienstag, 26.12.06 : In der Nacht war es sehr kühl, doch der Morgen begrüßte uns dafür wieder mit strahlend blauem Himmel. Wir folgten dem Tropical Trail bis nach Laredo. Das Vorhaben einen Blick auf die Grenzanlagen und die Brücke über den Rio Grande zu werfen, die die Verbindung zu Mexiko herstellt, mussten wir aufgeben, da absolut kein Parkplatz zu finden war. Stattdessen gingen wir in ein großes Shopping Center am nördlichen Stadtrand. Nach einem ausgiebigen Schaufensterbummel und einer kleinen Stärkung im Food Court ging es auf der Interstate 35 weiter in Richtung San Antonio. Hier mussten wir eine Border Control passieren: alle Spuren des Highway werden durch eine Art Grenzkontrolle geführt und es gibt eine Passkontrolle. So versuchen die USA den Strom illegaler Einwanderer aus Mexiko in den Griff zu bekommen. In Cotulla verließen wir den Highway um zu tanken und einige Kleinigkeiten einzukaufen. In San Antonio bezogen wir Quartier auf dem KOA Campingplatz, der über eine gute Busanbindung zur Innenstadt verfügt. San Antonio gilt als die beliebteste und schönste Großstadt von Texas – das wollen wir uns in den nächsten Tagen ansehen.

Mittwoch, 27.12.06 : Nachdem wir am Morgen noch einige E-Mails gelesen und verschickt hatten, dem WiFi-Zugang des Campingplatzes sei dank, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in die Innenstadt. Mit fast 1,2 Millionen Einwohnern ist San Antonio die neungrößte Stadt der USA. Ein bisschen ist es mit San Antonio und Texas so wie mit New Orleans und den Südstaaten: sie ist sein liebstes Kind, seine heimliche Hauptstadt. Während Houston, Dallas, Fort Worth oder Austin auf je verschiedene Weise für Texas stehen, spricht San Antonio zunächst einmal für sich selbst. Wir begannen unseren Rundgang an dem ursprünglich Mission San Antonio de Valero genannten Alamo. Es diente fast 70 Jahre lang als Wohnort für Missionare und zum christlichen Glauben bekehrte Indianer. Der Bau des Komplexes begann 1724 an der gegenwärtigen Stelle. Im Jahr 1793 wurden im Auftrag der spanischen Verwaltung die fünf Missionen San Antonios säkularisiert und deren Ländereien unter die verbleibenden indianischen Bewohner aufgeteilt. Diese Männer und Frauen bestellten weiterhin die Felder, die einstmals der Mission gehörten – die sie jetzt aber ihr Eigen nannten – und trugen zur Mitgestaltung der wachsenden Gemeinde San Antonios bei. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stationierte das spanische Militär eine Kavallerieeinheit in der früheren Mission. Die Soldaten bezeichneten die alte Mission als Alamo (einem spanischen Wort für Baumwollbaum), zu Ehren ihrer Heimatstadt Alamo de Parras in Soahuila. Der Garnisonskommandant gründete in der Long Barrack (Lange Kaserne) das erste, dokumentierte Krankenhaus in Texas. Das Alamo beherbergte sowohl Revolutionäre als auch Royalisten während Mexikos zehnjährigem Unabhängigkeitskampf. Militärs abwechselnd bestehend aus Spaniern, Rebellen und später Mexikanern besetzten das Alamo bis zur texanischen Revolution. San Antonio und das Alamo spielten eine kritische Rolle in der texanischen Revolution. Im Dezember des Jahres 1835 führte Ben Milam die Texian und Tejano Freiwilligen gegen die in der Stadt einquartierten mexikanischen Truppen an. Nach fünf Tagen von Haus zu Haus Gefechten, wurden General Martin Perfecto de Cós und seine Soldaten zur Kapitulation gezwungen. Das Alamo – von de Cos´Männern bereits vor der Schlacht befestigt – wurde nun von den siegreichen Freiwilligen besetzt und für die Verteidigung verstärkt. Am 23. Februar 1836 wurden die Freiwilligen beinahe von der in San Antonio einmarschierenden Armee General Antonio López Santa Annas überrumpelt. Unverzagt machten sich die Texians und Tejanos bereit, das Alamo gemeinsam zu verteidigen. Dreizehn Tage lang leisteten die Verteidiger Santa Annas Armee Widerstand. William B. Travis, der Kommandeur des Alamos, entsandte um Hilfe appellierende Kuriere durch ganz Texas. Am achten Tag der Belagerung traf eine Schar 32 Freiwilliger aus Gonzales ein, dadurch stieg die Zahl der Verteidiger auf fast zweihundert an. Die Legende erzählt: Oberst Travis erkannte, dass keine Hoffnung mehr auf zusätzliche Hilfe zu erwarten war. Demzufolge zog er vor seinen versammelten Soldaten einen Strich in den Sand und forderte alle Männer, die bereit waren zu bleiben und zu kämpfen, auf, diese Linie zu übertreten. Alle, außer einem, taten es. Nach Meinung der Verteidiger musste man das Alamo halten, denn es bedeutete den Schlüssel zur Verteidigung von Texas. Deshalb waren sie gewillt, lieber ihr Leben zu lassen als ihre Stellung General Santa Anna auszuliefern. Unter der Alamo Garnisonsbesatzung befanden sich Jim Bowie, ein bekannter Messerkämpfer, und der berühmte David Crocket, Frontiersmann und früherer Kongressabgeordneter von Tennessee. Der letzte Angriff erfolgte, als Kolonnen mexikanischer Soldaten in den Morgenstunden am 06. März 1836 im Zwielicht auftauchten und die Mauern des Alamos stürmten. Kanonen- und Gewehrsalven aus dem Alamo schlugen mehrere Angriffe zurück bis sich die Mexikaner neu gruppierten, über die Mauern kletterten und in das Lager eindrangen. Sobald sie das Lager besetzt hatten, richteten die feindlichen Soldaten die eroberten Kanonen auf die Long Barrack und Kirche und sprengten die verbarrikadierten Tore. Der verzweifelte Kampf dauerte bis die Verteidiger überwältigt waren. Bei Sonnenaufgang war die Schlacht beendet und Santa Anna schritt in das Alamolager, um sich am Schauplatz von seinem Sieg zu überzeugen. Obgleich die Tatsachen in Zusammenhang mit dieser Belagerung weiterhin debattiert werden, besteht doch kein Zweifel darüber, was die Schlacht symbolisiert. Menschen auf der ganzen Welt erinnern sich diese heldenhaften, gegen überwältigen Übermacht geführten Kampfes um das Alamo, einem Ort, an dem das allergrößte Opfer für Freiheit gebracht wurde. Aus diesem Grunde ist das Alamo heute noch heiliger Boden und Freiheitsgedenkstätte von Texas.Unser nächstes Ziel war die zweite Hauptsehenswürdigkeit von San Antonio der Paseo del Rio oder River Walk. Das ist ein malerischer Spazierweg unterhalb des Straßenniveaus, der dem Verlauf des sich dahinschlängelnden San Antonio River folgt. Sein heutiges Aussehen verdankt der Paseo del Rio der Depression, den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der 1930er Jahre, als man die Stützwände, Fußgängerbrücken und Uferwege anlegte und sie mit Zypressen, Blumen und subtropischen Gewächsen garnierte. Seither ist der River Walk die touristische Schlagader der Stadt. Ein kleiner Abstecher führte uns in das Viertel La Villita, das in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Europäern und Mexikanern gegründet wurde. Heute versammelt sich dort Kunstgewerbe jeglicher Couleur. Auf dem etwa 5 km langen Rundweg stärkten wir uns mit einem leckeren Steak im Texas Land and Cattle Steakhouse. Den Abschluss unseres Besuchsprogramms bildete die Rio San Antonio Cruise, eine geführte 35minütige Bootstour auf dem Fluss, bei der wir noch viele Informationen zu den Innenstadtgebäuden bekamen. Nach 7 ½ Stunden erreichten wir per Bus etwas erschöpft wieder den Campingplatz. Den Abschluss des Tages bildete der John Wayne Film „The Alamo“, den wir auf DVD mitgebracht hatten.

Donnerstag, 28.12.06 : Wir begaben uns auf den Mission Trail, eine Kette von spanischen Missionen entlang des San Antonio River. Dieser Weg beginnt am Alamo und folgt dem Lauf des Flusses südwärts. Insgesamt fünf Missionen zeugen hier von dem starken spanischen Einfluss während der Kolonisierung dieser Region. Die Missionen wurden Anfang des 18. Jahrhunderts von Franziskaners gegründet, befinden sich heute in einem hervorragend restaurierten Zustand und werden noch immer als Kirchen genutzt. Heute stehen sie als San Antonio Missions National Historical Park unter dem Schutz der Nationalparkbehörde. Die Franziskaner unterrichteten die Indianer in der spanischen Sprache wie auch im katholischen Glauben. Sie lebten und arbeiteten in den Missionen und erlernten neue Berufe wie Maurer, Zimmermann, Weber, Schmied oder Landwirt. Sie bekamen auch Waffen, um die Missionen zu verteidigen. Viele fielen den von den Europäern eingeführten Krankheiten wie Masern und Windpocken zum Opfer. Die wuchtige Mission Concepción, die erste in der Kette, veranschaulicht die spanische Bauweise, die maurische Einflüsse ebenso wie barocke Ornamente einschließt. Im Inneren sind noch Reste der ursprünglichen Freskenmalerei erhalten. Die Anlage der Mission San José ist besonders aufschlussreich, weil bei ihr neben der Kirche auch die sie umgebenden Gebäude und Befestigungsanlagen erhalten sind. So bekommt man einen Eindruck von der einstigen Größe dieser Wirtschaftseinheiten. Die Mission San José trägt auch den Beinamen „Queen of the Missions“. Wir verzichteten auf den Besuch der beiden letzten Missionen San Juan Capistrano und Espada. Stattdessen fuhren wir zu einem Fotogeschäft im Norden der Stadt. Bei „The Camera Exchange“ war dann für mich noch einmal Weihnachten: Ich habe eine Domke Fotoweste und einen LowePro Fotorucksack mit Notebookfach bekommen, beides deutlich günstiger als in Deutschland. Geli hat sich mit drei Pinseln begnügt. Letzte Station in San Antonio war das Marion Koogler McNay Art Museum, die ehemalige Villa einer Ölerbin. Die Sammlung, seit 1954 als Museum öffentlich zugänglich, versammelt Indianerkunst aus New Mexico, Arbeiten von Winslow Homer und Diego Rivera, Werke von El Greco, Gauguin, Dufy, Van Gogh, Picasso, Cézanne, Matisse, O´Keeffe und Toulouse-Lautrec. Uns hat die Ausstellung sehr gut gefallen und auch das wunderschöne Haus trägt zu diesem positiven Gesamteindruck bei. Wir verließen San Antonio auf der Interstate 35 in nördlicher Richtung und bezogen nach nur wenigen Meilen auf dem Hill Country RV Resort in New Braunfels Quartier. Hier nutzten wir die Gelegenheit zu einem entspannenden Bad im Spa des Campingplatzes und zum Waschen unserer Wäsche.

Freitag, 29.12.06 : In der Nacht war es sehr warm, was an der geschlossenen Wolkendecke lag, aus der es dann am Morgen anfing zu regnen. So gaben wir unseren Plan auf heute schon in die Hill Country zu fahren, da die Vorhersagen für das Wochenende Wetterbesserung versprachen. Wir begannen unseren Tag mit einem Rundgang in New Braunfels, Texas´ zweitältester Gemeinde. Mitte des 19. Jahrhunderts tauchten die ersten deutschen Auswanderer in der Hill Country auf und bildeten den German Belt, meist geführt und beschützt von Adelsvereinen. So brachte auch Prinz Carl zu Solms-Braunfels 1845 eine Gruppe von Landsleuten nach New Braunfels. Die Kleinstadt am idyllischen Comal und Guadalupe River bietet ein gepflegtes Stadtbild mit alten Fachwerkhäusern, die an die solide Baukunst der frühen deutschen Pioniere erinnern. Noch heute ist das deutsche allgegenwärtig. Höhepunkt ist das alljährlich im November abgehaltene zehntägige „Wurstfest“. Die Wandgemälde am „Friesenhaus“ Restaurant & Bakery weisen noch einmal auf die deutsche Herkunft hin. Wir wollten uns hier eigentlich nur ein Brot kaufen, kamen dann aber mit den Betreibern Cornelia und Günter Dirks ins Gespräch und blieben fast 1 ½ Stunden. Seit März 2006 betreiben die Dirks mit ihren vier Söhnen das ehemalige „Krause´s Cafe“ – wir wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg! Unsere nächste Station war Gruene (gesprochen: grien), eine der Keimzellen von New Braunfels, das auf den deutschen Siedler Ernst Gruene zurückgeht. Bei Gruene Outfitters, einem kleinen aber gut sortierten Outdoor-Laden kam dann auch Geli noch zu ihrem Weihnachten: Es gab ein Paar ausgefallene Teva-Schuhe. Auch in Gruene spazierten wir durch den historischen Kern und blieben erneut hängen: In der Gruene Hall, einer der bekanntesten „dance halls“ von Texas, spielte Chip Dolan mir seiner Band. Nach einigen Titeln der wirklich guten Country Music konnten wir und losreißen, zumal wir eine CD von Chip mitnehmen konnten. So ging es zu seinen Klängen schließlich weiter in Richtung Austin. Unterwegs ereilte uns ein heftiges Gewitter und Geli fuhr von der Interstate 35 ab, um das Schlimmste abzuwarten. Das war wohl auch die genau richtige Entscheidung, denn als wir wieder auf dem Highway waren, kamen wir an einer Massenkarambolage von etwa 10 Autos vorbei. Wir verließen die Interstate und sahen uns im McKinney Falls State Park die Wasserfälle an, die aber sehr wenig Wasser führten und so eher einer Stromschnelle als einem Wasserfall ähnelten. Schließlich erreichten wir Austin, die nach dem Gründungsvater von Texas Stephen F. Austin benannte Hauptstadt des Lone Star State. Unser einziges Ziel war das State Capitol aus rosafarbenem Texas-Granit, dem größten seiner Art in den USA. Wir hatten Glück und konnten das Capitol im Licht der tief stehenden Sonne in seiner ganzen Pracht erleben. Nach einem kurzen Blick ins Innere des Machtzentrums verließen wir Austin wieder. Auf unserem Weg in die Hill Country erreichte uns noch einmal ein heftiges Gewitter und im Radio gab es die ersten Unwetterwarnungen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Pedernales Falls State Park, ein Naturschutzgebiet am Pedernales River. Ein leckeres Steak in „Texas-Size“ sorgte für einen angemessenen Abschluss dieses Tages. Mit einem weiteren Gewitter bekamen auch wir noch unseren Teil des angekündigten Unwetters ab. Aus den Nachrichten im Fernsehen konnten wir entnehmen, dass wir wohl gerade noch rechtzeitig aus Austin herausgekommen sind: Das Gewitter hat dort Strassen überschwemmt und ein Verkehrschaos ausgelöst.

Samstag, 30.12.06 : Das Gewitter hatte für etwas Abkühlung gesorgt aber dafür begrüßte uns der Tag mit Sonne, blauem Himmel und ein paar Wolken. Wir begannen diesen herrlichen Tag mit dem auf dem Campingplatz beginnenden Nature Trail, der uns zu einem Aussichtspunkt auf die Twin Falls des Regal Creek führte. Leider führte der Bach sehr wenig Wasser, so dass wir statt eines Wasserfalls nur ein Rinnsal zu Gesicht bekamen. Die kurze Wanderung war dennoch sehr schön. Der nächste Stopp war die Bird Blind, ein Ansitz mit Blick auf eine Reihe von Futterstellen. Nicht nur die verschiedenen Vögel (Northern Cardinal (Rotkardinal), Downy Woodpecker (Dunenspecht), Carolina Wren (Carolinazaunkönig), Savannah Sparrow (Grasammer), Bells Vireo?, Purple Finch (Purpurgimpel), Scrub Jay) schlugen sich hier die Bäuche voll, auch zwei Fox Squirrel und eine Maus hielten sich hier gütlich. Wir verbrachten eine knappe Stunde damit Kamerachip und Videoband zu belichten. Am Ende der Parkstrasse gelangten wir über einen kurzen Weg zu Aussichtspunkten auf den Cypress Pool und die Pedernales Falls. Auch hier machte sich die fast zweijährige Dürrezeit, die Texas hinter sich hat, im geringen Wasserstand des Pedernales River bemerkbar. Der Park war ein echtes Highlight unserer bisherigen Tour und wir haben uns ein weiteres Mal vertrödelt. Aber gerade diese Freiheit Pläne laufend ändern zu können macht ja auch den Reiz unserer Art zu Reisen aus. Nach einer Mittagspause verließen wir den Pedernales Falls State Park und fuhren nach Johnson City. Hier ergänzten wir unsere Vorräte, bekamen aber leider wieder kein Mineralwasser. Als es an der Kasse etwas länger dauerte weil man nicht wusste, wie man unseren Travellercheque behandeln sollte entschuldigten wir uns bei dem Mann hinter uns für die Verzögerung. Er sagte daraufhin: „If you live in Johnson City and are in a hurry – you definitely live in the wrong place!” Eine Einstellung, die sich viele Leute in Deutschland zu Eigen machen sollten. Wir fuhren auf dem Highway 281 südwärts – mitten hinein in die Texas Hill Country. In der Tat verläuft die Strasse wie eine Berg- und Talbahn durch die Hügel und Täler dieser landschaftlich sehr reizvollen Gegend. Über die schmalen Highways 473 und 474 erreichten wir schließlich die „Cave without a name“ – „The deepest, darkest secret in Texas“. Als die Höhle im Jahr 1939 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, suchte man nach einem Namen. Gewinner des Wettbewerbs wurde ein Schüler, der die Höhle mit den Worten „… too pretty to have a name!“ beschrieb und ihr so ihren Namen gab. Wir hatten das Glück einen eigenen Führer zu bekommen, der sich viel Zeit für uns ließ, so dass wir in aller Ruhe filmen und fotografieren konnten. In der Höhle herrscht ganzjährig eine Temperatur von etwa 19° C und die wunderschönen Tropfsteinformationen werden dezent beleuchtet. Zusätzlich gab es noch eine extra Weihnachtsbeleuchtung. Fast 1 ½ Stunden waren wir unter Tage und haben viel über die Geschichte der Höhle und die verschiedenen Formationen erfahren. So war es schon fast Dunkel als wir wieder in Freie kamen. Einer der Führer übte gerade am Didgeridoo, das er während seiner Führungen in der Höhle spielt und ich konnte ihm noch einige Tipps geben. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kamen wie in Boerne an und fanden dank der Hilfe eines Tankwartes das Alamo Fiesta RV Resort, wo wir uns einfach einen Platz suchten, da das Office bereits geschlossen hatte. Ein wunderschöner Tag war wieder viel zu schnell zu Ende gegangen.

Sonntag, 31.12.06 : In der Nacht wurde es recht kalt, dafür begrüßte uns der nächste Tag mit strahlend blauem Himmel. Nachdem wir unsere Übernachtung bezahlt und den Gastank des Campers aufgefüllt hatten, fuhren wir zu einem Supermarkt. Hier konnten wir endlich wieder Mineralwasser bunkern und für unser Silvester-Menue einkaufen. Auf der Enchanted Springs Ranch wollten wir uns die Westernstadt ansehen, die schon als Kulisse für viele Filme gedient hat. Leider hatte die Ranch, die eigentlich hätte geöffnet sein sollen, wohl aufgrund des Jahreswechsels geschlossen. Stattdessen spazierten wir durch die Altstadt von Boerne, dass von deutschen Siedlern 1849 gegründet wurde. Noch heute heißt die Main Street hier „Hauptstrasse“. Der Ort liegt sehr schön am Cibolo Creek und verdankt seinen Namen einem Verehrer des jüdischen Dichters Ludwig Börne, der ihn nach ihm benannte. Über die Farmroad 1376 ging es auf landschaftlich netter Strecke weiter. Vorbei an vielen Ranches mit zum Teil sehr aufwendig gestalteten Toren erreichten wir Sisterdale, eine weitere ursprünglich deutsche Ortschaft. Kurze Zeit später: Luckenbach, ein Wallfahrtsort für Country & Western Fans. Als der Countrysänger Waylon Jennings „Luckenbach, Texas“ besang, brachte er den Ort auf die Landkarte. Seither kommen jährlich Tausende in dieses gottverlassene Nest, das im Wesentlichen nur aus einem General Store, einer Dance Hall und einem Parkplatz besteht. Ansonsten steht in Luckenbach die Pionierzeit still. Minna Engel eröffnete der Laden 1849, um mit den Indianern Waren zu tauschen. Ein Jahr später wurde eine Poststation und eine Bar angebaut. Laden, Poststation und Bar, vereint in einem einzigen Gebäude, bilden noch heute das Herz von Luckenbach. Wir sahen uns um, machten Fotos, tranken in der Bar eine Cola und lauschten den Songs von Danny Terry, der in der Bar aufspielte. Im Feed Lot stärkten wir uns mit einem echten Texas Cheeseburger und fuhren dann weiter nach Fredericksburg. Auch hier ist die deutsche Siedlungsgeschichte allgegenwärtig – nicht umsonst gilt Fredericksburg als die heimliche Hauptstadt des German Belt. Angeführt vom rotbärtigen Baron Ottfried Hans von Meusebach, erreichte der Treck mit den deutschen Siedlern 1846 genau diese Stelle im Wilden Westen. Auch hier spazierten wir die Hauptstrasse entlang und sahen uns die schönen Häuser aus der Kolonialzeit an. Auf dem Highway 16 fuhren wir weiter nach Kerrville, wo wir uns das Museum of Western Art ansehen wollten. Entgegen den Angaben in allen Broschüren waren auch hier die Türen verschlossen. Die Enttäuschung darüber versuchten wir mit einem Stück Kuchen zu überwinden, was zumindest teilweise gelang. Auf dem Highway 27 fuhren wir nach Ingram und von dort weiter auf der #39. Kurvenreich windet sich die Strasse durch das hügelige Ranchland und umrundet dabei in Serpentinen den südlichen Arm des Guadalupe River. In Hunt bogen wir auf die #187 ab, die landschaftlich ebenso reizvoll ist. Steil taucht die Strasse hinein in den Sabinal River Canyon und windet sich an Kalksteinwänden und Spitzkuppen vorbei. Direkt am Sabinal River liegt die Lost Maples State Natural Area, wo wir uns einen Stellplatz für die Nacht sicherten. Mit einem Glas (Becher) Champagner stießen wir auf den Jahreswechsel in Deutschland an – wir haben ja noch etwas Zeit bis das Jahr 2007 für uns beginnt. Zum Abendessen gab es dann gegrillte Shrimps, Salat und frisches Bannock. Zum ersten Mal auf dieser Reise hatten wir heute keinen Radioempfang – von Fernsehen ganz zu schweigen. Gegen 23:00 Uhr wurden wir beide so müde, dass wir mit dem restlichen Champagner auf 2007 angestoßen haben und dann ins Bett sind. Den eigentlichen Jahreswechsel haben wir also verschlafen.

Montag, 01.01.07 : In der Nacht war es wieder recht kalt – am Morgen dafür wieder wunderschön: Strahlend blauer Himmel! Nachdem wir unsere Campinggebühr bezahlt hatten – gestern Abend war das Office bereits geschlossen – machten wir uns an die Erkundung des Parks. Die eigentliche Attraktion des Parks sind die Ahornbäume, die es ansonsten in dieser Gegend nicht gibt. Während der letzten Eiszeit haben die Gletscher, die die Hill Country geformt haben, wohl aus dem Norden Ahornsamen mitgebracht und hier abgelegt. Jahreszeitlich bedingt waren die Ahornbäume jetzt natürlich nicht so reizvoll. Umso schöner war der Maple Trail am Sabinal River im Morgenlicht. Wir haben so viel fotografiert und gefilmt, dass wir den eigentlichen Trail dann gar nicht mehr zu Ende gegangen sind. Auf den Highways #187 und #337 säumen die schroffen Felsen und tiefen Schluchten von Frio und Sabinal River die Strasse, bis wir Leakey erreichten. Von hier aus ging es auf der #83 südwärts mit einem Abstecher in den Garner State Park, wo wir am Ufer des Frio River eine Mittagspause machten. In Uvalde trafen wir auf den Highway 90, der uns westwärts in Richtung mexikanische Grenze führte. Unser nächster Stopp war das Alamo Village, die Hauptsehenswürdigkeit von Brackettville. Eine Filmstadt, die 1951 für den Film „Arrowhead“ mit Charleton Heston auf dem Gelände der Shahan HV Ranch 7 Meilen nördlich von Brackettville an der Ranch Road 674 aufgebaut wurde. Für den John Wayne Film "The Alamo" wurde 1959 Alamo Village in eine perfekte Nachbildung San Antonios des frühen 19. Jahrhunderts verwandelt, zu der auch eine originalgetreue Kopie des Alamo von San Antonio gehört. Dieser Alamo ist nach spanisch-mexikanischer Art aus luftgetrockneten Ziegeln (Adobe) von mexikanischen Handwerkern gebaut worden. Die so entstandene Filmkulisse verschlang die damals astronomische Summe von 12 Millionen Dollar und machte "The Alamo" zur bis dahin teuersten Filmproduktion. Der Alamo von San Antonio wurde zum Heiligtum der texanischen Geschichte als sich 1836 texanische Freiheitskämpfer in der zur Festung ausgebauten Mission The Alamo verschanzten und den weit überlegenen mexikanischen Streitkräften bis zum letzten Mann Widerstand leisteten. Die durch diesen Kampf zermürbten Mexikaner wurden wenig später von amerikanischen Truppen unter General Sam Houston besiegt und der Alamo gilt seit dem als die Wiege der texanischen Freiheit. Nachdem diese Geschichte von und mit John Wayne in Szene gesetzt worden war, wurde diese erste Kulissenstadt in Texas von vielen weiteren Film-, Fernseh- und Werbeproduktionen genutzt und Alamo Village weiter ausgebaut und um einen mexikanischen Teil ergänzt. Bedingt durch die einsame Lage abseits der Zivilisation inmitten des Ranchlandes wirkt Alamo Village viel authentischer als andere Western Towns. Über Del Rio erreichten wir zwölf Meilen nordwestlich des Ortes die Amistad National Recreation Area, die 1969 durch die Aufstauung des Rio Grande und seiner Nebenflüsse Devils und Pecos entstanden ist. Der Amistad Damm, ein Gemeinschaftswerk der USA und Mexikos führte zur Bildung des International Amistad Reservoir, durch dessen Mitte die Grenze verläuft und das auf beiden Seiten der Grenze schöne Naherholungsgebiete hervorgebracht hat. Wir übernachteten auf einem der vier Campingplätze der Amistad NRA in unmittelbarer Nähe des Sees.

Dienstag, 02.01.07 : Am Morgen hatten wir dann, nach nur einer Nacht ohne Stromanschluss, ein Batterieproblem: Die Wohnraumbatterie war zusammengebrochen. Das an sich war ja noch nicht einmal das Schlimmste. Der Kühlschrank versagte seinen Dienst, da die Spannung nicht einmal mehr zur Zündung der Gasflamme ausreichte, die der Absorber im Gasbetrieb benötigt. Außerdem nervte uns der ans Bordnetz angeschlossene Kohlenmonoxyd-Warner mit seinem Gepiepe, mit dem er uns nur mitteilen wollte, dass er nicht mehr richtig arbeiten kann. Die Batteriespannung reichte auch nicht mehr zum Starten des Generators, so dass uns nichts weiter übrig blieb, als uns mit dem piependen Auto auf den Weg zu machen. Am nördlichen Rand der Amistad NRA liegt der Seminole Canyon State Park, wo man auf geführten Touren (Mi-So jeweils 10 und 15 Uhr), die mit 4.000 Jahren ältesten prähistorischen Felsmalereien Nordamerikas besichtigen kann. Da es heute keine Führung gab, begnügten wir uns mit dem Besuch des sehr schön gemachten Visitor Centers und einem Blick auf den Seminole Canyon. Ein Scenic Overlook bietet 18 Meilen östlich von Langtry einen phantastischen Blick auf das Tal des Pecos River, seine Einmündung in den Rio Grande und die höchste Highway-Brücke in Texas, die den Highway 90 über den Pecos führt. Langtry ist ein kleiner Ort, der 1881 im Zuge des Eisenbahnbaus gegründet wurde. Über den Ursprung des Ortsnamens gibt es zwei unterschiedliche Geschichten: Die nüchterne besagt, dass Langtry der Name eines der Eisenbahningenieure war, der die Arbeiten vor Ort leitete, die romantische geht auf den berühmten Richter Roy Bean zurück, der behauptet hat, der Ort sei von ihm nach seinem Idol, der englischen Schauspielerin Lillie Langtry, die "Jersey Lily" genannt wurde, benannt worden. Dieser Roy Bean wurde 1882 zum ersten Richter in Pecos County ernannt und sorgte mit seiner eigenwilligen Rechtsprechung, deren Grundlage neben dem Gesetzbuch der Colt und eine gehörige Portion Humor war, zwei Jahrzehnte lang für das Gesetz westlich des Pecos. Das alte Holzgebäude, das Roy Bean "The Jersey Lily" genannt hatte und das gleichzeitig Saloon, Billardzimmer und Gerichtsstube war, kann heute besichtigt werden. Das Visitor Center hält die üblichen Informationen bereit und informiert in 6 Dioramen über das Leben und Wirken des Judge Roy Bean. Der angeschlossene Kakteengarten gibt einen Einblick in die Vegetation dieser noch immer einsamen Gegend. Während wir uns über Leben und Werken von Roy Bean informierten, haben wir den Camper auf einem Campingplatz gegenüber gegen eine Gebühr von 3 Dollar ans Stromnetz anschließen dürfen. Das hat die Batterie soweit wieder aufgeladen, dass wir keine Angst mehr um unser Gefriergut haben mussten und das nervige Gepiepe ebenfalls ein Ende hatte. Ab hier beginnt die so genannte Trans-Pecos-Region, die letzte frontier Amerikas am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Weiten werden weiter, die einsamen Straßen einsamer, und während sich am Horizont die ersten Bergrücken aufbauen, werden die highway cuts, die Straßendurchstiche, tiefer und tiefer. Wir konnten am Straßenrand ein Javelina (Halsband-Pekari) beobachten, das aber leider sofort Reißaus nahm als wir anhielten. Nach einer ca. 250 km langen Fahrt durch fast menschenleeres und zum Teil recht trostloses Gebiet erreichten wir das Gebiet des Big Bend National Parks. Noch vor der Parkgrenze bogen wir auf die Ranch Road 2627 ein. Nach 10 km auf dieser Straße erreichten wir die Stillwell Ranch, auf deren RV-Park wir, mit Stromanschluss, übernachteten. Bei einem kleinen Spaziergang machten wir die Bekanntschaft einiger Pferde der Ranch.

Mittwoch, 03.01.07 : In der Nacht gab es kräftiges Gewitter und anhaltenden Regen, der auch den ganzen Tag über nicht nachließ. Nach nur wenigen Kilometern erreichten wir den nördlichen Parkeingang bei Persimmon Gab. Aufgrund des geplanten Sommerurlaubs im Südwesten entschieden wir uns für den jährlichen Pass, der den Eintritt in alle Nationalparks und nationalen Schutz- bzw. Erholungsgebiete beinhaltet. Der Big Bend National Park umfasst ein sehr trockenes Gebiet von 3.244 km² innerhalb eines großen Bogens (big bend), den der Rio Grande auf seinem Weg nach Süden als Grenze zwischen Texas und Mexiko beschreibt. Bedingt durch seine Lage abseits der gängigen Touristen-Routen und der Hitze in den Sommermonaten, gehört der Big Bend NP zu den relativ wenig besuchten Parks. Einsamkeit und unberührte Landschaft, sowie seine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt machen ihn jedoch zu einem besonders attraktiven Ziel. Er beeindruckt vor allen durch seinen Kontrastreichtum: Zwischen 564 und 2388 m Höhe reicht die Landschaft von den Canyons des Rio Grande und dschungelähnlichen Flussniederungen über die Chihuahua-Wüste, die den größten Teil des Parkgebietes einnimmt, zu den vielfach bewaldeten Höhen der Chisos Mountains. Einer Legende der Indianer zufolge sind die Chisos Mountains entstanden, weil der große Manitou nach der Erschaffung der Erde noch Felsen übrig hatte, die er schließlich an dieser Stelle aufhäufte. Die Vegetation des Parks ist so unterschiedlich wie seine drei Ökosysteme Fluss, Wüste und Berge. Die Chihuahua-Wüste ist bedeckt mit Büschelgräsern, Kreosotbusch, verschiedenen Kakteenarten und Yuccas. Der Rio Grande hingegen ist mit deinen üppigen Talauen und seinen steilen, engen Canyons fast ein Park für sich. Das gilt auch für die Chisos Mountains: Bei bis zu 11 Grad kühleren Temperaturen als unten in der Wüste gedeihen hier Kiefern, Wacholder und Eichen. Insgesamt gibt es etwa tausend Pflanzenarten, von denen einige nur hier und sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen. Genauso vielfältig ist auch die Tierwelt des Parks: Pumas, Schwarzbären und Golden Eagle leben in den höheren Regionen, während in der Wüste und den Flussniederungen Kojoten, Jackrabbits, Känguruh-Ratten, Roadrunner und weitere 380 zum Teil exotische Vogelarten heimisch sind. Auch die Geologie von Big Bend ist komplex. Das Gebiet war vor vielen Millionen Jahren nacheinander von zwei Meeren bedeckt; als diese abflossen, hinterließen sie dicke Schichten Kalkstein und Schiefer. Das heutige Bergland - ausgenommen die Chisos - wurde zusammen mit den Rocky Mountains vor 75 Millionen Jahren angehoben. Im Inneren spieen Vulkane immer neue Schichten von Asche in die Luft, drang geschmolzenes Gestein durch die Erdkruste nach oben, so dass vor 35 Millionen Jahren die Chisos Mountains entstanden. Von der durch den Park führenden Straße #118 gibt es drei asphaltierte Stichstraßen in das Hinterland, an deren Ende sich auch jeweils ein Campground befindet. Da wir aus östlicher Richtung in den Park hineinkamen, fuhren wir vom nördlichen Parkeingang bei Persimmon Gab bis zur Hauptverwaltung des Parks in Panther Junction. Dieses Teilstück hat, außer dem Fossil Bone Exhibit, einer Ausstellung fossiler Knochen, die man im Park gefunden hat und dem im Frühjahr, während der Blüte der Riesen-Palmlilien sehenswerten Dagger Flat Auto Trail, nicht viel zu bieten. In beiden Visitor Centern deckten wir uns mit Informationsmaterial ein und fragten die Ranger nach dem Zustand bestimmter Straßen und Empfehlungen für Wanderungen. Von Panther Junction fuhren wir dann auf der ersten Stichstraße des Parks bis nach Rio Grande Village. Je weiter man in südöstlicher Richtung fährt, desto deutlicher werden in der Ferne die Umrisse der Sierra del Carmen in Mexiko. Die unbefestigte Straße, die kurz vor Rio Grande Village rechts zu den Hot Springs abzweigt war aufgrund des Regens gesperrt. Damit hatten sich auch unsere Pläne erledigt dem Wetter in den heißen Quellen ein Schnippchen zu schlagen. Diese, von Indianern jahrhunderte lang als Heilquellen genutzten Hot Springs wurden erst 1909 von einem gewissen J.O. Langford entdeckt. In Rio Grande Village sicherten wir uns auf dem zum dortigen Laden gehörenden privaten Stellplatz einen Platz mit Anschlüssen und nutzten das schlechte Wetter zum Waschen unserer Wäsche. In Vollverkleidung, das heißt in Regenjacke und Regenhose machten wir uns dann doch noch einmal auf den Weg. Wir gingen zum Nationalpark Campground und dort auf den gegenüber Site 18 beginnenden, gut 1 km langen, Naturpfad. Er führt zunächst über Stege durch eine üppige Auenvegetation, um dann einen Kamm zu erklimmen, der bei schönem Wetter phantastische Blicke auf den Fluss und die Sierra del Carmen bieten soll. Es hörte dann sogar noch auf zu regnen und wir konnten unseren zweistündigen Rundgang richtig genießen. Das wir auch noch einen Roadrunner (Erdkuckuck) und drei Javelinas (Halsband-Pekaris) zu Gesicht bekamen, hat uns für den verregneten Tag entschädigt. Hoffentlich haben die Vorhersagen Recht und das Wetter wird morgen wieder besser.

Donnerstag, 04.01.07 : Der Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel, der Regen von gestern war vergessen. Wir fuhren zur Daniel´s Ranch Picnic Area und begaben uns auf den Hot Springs Trail. Diesem folgten wir bis zu einem Aussichtspunkt über das Tal des Rio Grande und die Felsen der Sierra del Carmen in Mexiko. Wir fuhren dann noch einmal zum Nationalpark Campground, wo wir mehrere Roadrunner (Erdkuckuck) beobachten konnten. Eine 6 km lange Stichstraße führte uns zum Boquillas Canyon Overlook, einem Aussichtspunkt mit Blick auf die gleichnamige Schlucht. Auf unserem Weg zurück nach Panther Junction genossen wir von den verschiedenen Aussichtspunkten die grandiose Bergwelt der Chisos Mountains. Ab Basin Junction führt eine 10 km lange Stichstraße mitten hinein in die Chisos Mountains. Mit Lost Mine Peak (2.301 m), Casa Grande (2.233 m) und Emory Peak (2.388 m) liegen hier die höchsten Berge des Parks. Bei der steilen und kurvenreichen Fahrt durch den Green Gulch Canyon, der für Wohnmobile über 24 Fuß gesperrt ist, bemerkt man, wie die Vegetation erst von Wüstengestrüpp zu Sotol-Wiesen, dann zu Pinyon-, Wacholder- und Eichenwald übergeht. Diese Fahrt hinein ins Herz der Chisos Mountains ist für uns die schönste im Big Bend National Park. Nach etwa 8 km erreicht man Panther Pass, den mit 1.759 m höchsten Punkt der Straße. Nach Panther Pass fällt die Straße in Haarnadelkurven zum "The Basin" hin ab, eine fast 5 km breite Senke, die Wind und Wasser aus den Bergen heraus geschliffen haben. Hier gibt es neben dem sehr schön gelegenen Campingplatz auch noch eine Rangerstation, einen Laden und mit der Chisos Mountain Lodge die einzige Unterkunft im Park. Westlich der Rangerstation nehmen einige der schönsten Wanderungen ihren Ausgang. Wir begnügten uns mit dem 500 m kurzen Windows View Trail. Durch die 1500 m hohe V-förmige Öffnung in den Bergen fließt das Regen- und Schmelzwasser des Beckens ab und sie ermöglicht einen, bei Sonnenuntergang besonders schönen Blick auf die dahinter legende Burro Mesa. Wir hatten zudem das Glück auf eine Gruppe von sechs Javelinas zu treffen, die wir dabei beobachten konnten, wie sie die stacheligen Prickly Pear Kakteen fraßen. Wir verließen die Chisos Maountains und fuhren ab Santa Elena Junction auf der dritten Stichstraße, dem Ross Maxwell Scenic Drive, bis zum 48 km entfernt gelegenen Santa Elena Canyon. Diese Strecke ist ebenfalls sehr reizvoll, da sie viele Natursehenswürdigkeiten des Parks berührt. Im ersten Abschnitt durchquert man die nach den hier einmal lebenden Wildeseln benannte Ebene, die Burro Mesa. Auf der linken Seite liegen die Chisos, wo eine Window genannte Felsspalte den Blick auf den Casa Grande (2.233 m), einen der höchsten Berge des Parks, freigibt. Etwas weiter südlich fallen steinerne Wälle auf, die die Landschaft durchziehen. Diese „dikes“ entstanden vor etwa 17 Millionen Jahren, als flüssiges Magma in unterirdische Spalten eindrang und dort erstarrte. Durch die Erosion dieser weicheren Deckschichten kamen die Wälle dann zum Vorschein. Eine weitere, allerdings besser erhaltene Ranch ist die Blue Creek Ranch, auf die man von einem Aussichtspunkt herunterblicken kann. Die Farmer haben sich durch die intensive Viehwirtschaft die eigene Lebensgrundlage entzogen. Die vielen Tiere zerstörten die Grasdecke und Bodenerosion war die Folge. Kreosot, Mesquite und andere Dornensträucher breiteten sich aus, allmählich kehren die Gräser aber in den Park zurück. Der Mule Ears Viewpoint dient einzig dem Blick auf die 1.193 m hohen Mule Ears Peaks, die ihrem Namen alle Ehre machen. Wir fuhren weiter bis zum Santa Elena Canyon Overlook. Die tief stehende Sonne warf jedoch kein Licht mehr auf die Felswände der Schlucht. Dafür hatten wir auf dem Rückweg vom Desert Mountain Overlook einen phantastischen Blick auf den 1.004 m hohen Cerro Castellan und die Chisos Mountains, die im Licht der untergehenden Sonne erglühten. Auf dem wunderschön am Ufer des Rio Grande gelegenen Cottonwood Campground bei Castolon suchten wir uns einen Stellplatz für die Nacht. Da es hier keine Anschlüsse gibt und man auch den Generator nicht benutzen darf, hoffen wir, dass unsere Bordbatterie diesmal durchhält. Um Heizung und Licht zu sparen gingen wir zeitig ins Bett und haben eingekuschelt in unsere Schlafsäcke noch gelesen. So ging ein wunderschöner Tag im Big Bend und der bislang landschaftlich reizvollste unserer Reise zu Ende.

Freitag, 05.01.07 : In der Nacht hatten wir Frost aber der Morgen grüßte uns wieder mit strahlend blauem Himmel. Da wir heute sehr früh unterwegs waren, konnten wir auf dem Weg zum Santa Elena Canyon noch den Morgennebel über dem Fluss erleben. Vom Santa Elena Canyon Overlook hatten wir dann einen sehr schönen Blick auf die vom frühen Sonnenlicht angestrahlte Schlucht. Die Straße endet schließlich auf einem Parkplatz, dem Beginn des Santa Elena Canyon Trail. Hier kamen wir leider nicht sehr weit, denn der Terlingua Creek hatte aufgrund der Regenfälle so viel Wasser, dass wir ihn hätten durchwaten müssen, um in den Santa Elena Canyon zu gelangen. So begnügten wir uns mit weiteren Fotos vom diesseitigen Ufer und machten uns auf den Rückweg. Die Bordbatterie hatte wieder den Geist aufgegeben und der Kühlschrank ging nicht mehr an. Immerhin blieb uns diesmal das Gepiepe des Kohlenmonoxyd-Warners erspart. Unser nächster Stopp war Castolon, eine alte Garnison, die Siedler während des Grenzstreits mit Mexiko 1914-1918 vor Banditen schützen sollte. Im Tuff Canyon hat sich der Blue Creek durch das leicht graue, aus verhärteter Vulkanasche bestehende weiche Tuff-Gestein gegraben und das darunter liegende harte Lava-Gestein freigelegt. Von den Aussichtspunkten oberhalb des Tuff Canyon blickt man nicht nur in die Schlucht sondern auch auf den 1.004 m hohen Cerro Castellan, der sich gut 300 m über sein Umland erhebt. Am Burro Mesa Pouroff konnten wir noch einmal die Felsformationen und die Kakteen des Big Bend bewundern. Der Sotol Vista Overlook gestattete uns einen letzten schönen Blick über die Bergwelt des Parks. Über den westlichen Parkeingang verließen wir den Park und erreichten die Doppelsiedlung Terlingua/Study Butte, der einzigen Ortschaft in Parknähe. Die Siedlung hatte ihre besten Zeiten Anfang des 20.Jahrhunderts, als in den Minen noch Quecksilber abgebaut wurde, heute sind diese alten Anlagen als Ghosttown zu besichtigen. Von hier aus fuhren wir auf dem Highway 170, auch Camino del Rio genannt, nach Lajitas. In Lajitas machten wir noch einen kurzen Fotostopp und folgten dann auf 80 km Länge dem Flusslauf des Rio Grande bis nach Presidio, einem von den Spaniern gegründeten Ort am Ufer des Rio Grande, der die Grenze zu Mexiko darstellt. Diese, wie eine Achterbahn an den Hängen des Rio Grande entlang geführte Strecke bietet sehr schöne Blicke in das Flusstal. Im Madera Canyon gibt es einen sehr schönen Picknickplatz mit bunten Tipis als Sonnenbschutz. Der Mountain Trail (#67) führt von Presidio über die Silberminen-Ghosttown Shafter und die Cuesta del Burro Mountains nach Marfa. Auf diesem Abschnitt konnten wir am Straßenrand einige Pronghorns, den afrikanischen Antilopen sehr ähnliche Hirsche, beobachten. Hier ergänzten wir unsere zur Neige gegangenen Vorräte und fuhren noch weiter bis nach Fort Davis. Auf dem MacMillen in the Highlands RV Resort fanden wir einen Stellplatz mit allen Anschlüssen inklusive Cable-TV und drahtlosem Internetzugang. In dem zum Campingplatz gehörenden Pop´s Grill haben wir leckere Hamburger gegessen und es uns dann im Camper gemütlich gemacht und unsere E-Mails gelesen.

Samstag, 06.01.07 : In der Nacht war es wieder sehr kalt und das blieb es diesmal auch. Immerhin waren wir auf einer Höhe von über 1.500 m in der höchstgelegenen Siedlung von Texas und eine sehr tief hängende, geschlossene Wolkendecke ließ den wärmenden Sonnenstrahlen keine Chance. Als wir uns startklar machten, entdeckten wir an unserem Camper Eiszapfen. Wir zogen also alles an was wir hatten – inklusive Handschuhe und Mütze – und machten uns auf den Weg. Da wir bis jetzt ein wenig langsamer als geplant vorangekommen waren, mussten wir unsere weiteren Reisepläne ändern, denn in neun Tagen müssen wir wieder in Houston sein. Wir beschlossen einige Ziele in New Mexico von unserer Route zu streichen, um so etwas Zeit für den Panhandle, den hohen Norden von Texas, zu gewinnen. Unser erster Stopp war die Fort Davis National Historic Site, ein teilweise restaurierter Militärposten. Bedingt durch die Goldfunde in Kalifornien setzte Mitte des 19. Jahrhunderts ein gewaltiger Zug von Goldsuchern und Siedlern in Richtung Westen ein. Zum Schutz dieser Emigranten vor Übergriffen der Apachen und Kommanchen wurde 1854 Fort Davis, als Teil einer ganzen Kette von Forts auf dem Weg von San Antonio nach El Paso, gegründet. Während des Bürgerkrieges von 1861-1865 wurde Fort Davis aufgegeben und sollte erst 1867 wieder mit Truppen besetzt werden. Die Apachen hatten jedoch die Abwesenheit der Soldaten genutzt und das alte Fort weitestgehend zerstört. Bis 1880 wurde ein neues Fort Davis aufgebaut, dass dann in den Apachenkriegen, die 1886 mit der Kapitulation Geronimos endeten, ein wichtiger Militärposten wurde. Als das „Indianerproblem“ gelöst war und die Eisenbahn zunehmend die Postkutsche ersetzte, wurde Fort Davis 1891 endgültig aufgegeben. Die über 60 Gebäude des Forts wurden sich selbst überlassen und verfielen bis sich 1961 der National Park Service der Ruinen annahm, sie restaurierte und die Fort Davis NHS ins Leben rief. Wir folgten dann der Straße #118 durch den Limpia Canyon in die Davis Mountains hinein. Am Office des Davis Mountain State Parks erkundigten wir uns nach den Sehendwürdigkeiten des Parks und erfuhren, dass die Aussichtspunkte der Parkstraße wohl heute keine Aussicht zu bieten haben. So fuhren wir weiter und mit zunehmender Höhe wurde es nicht nur immer kälter, wir kamen auch in die Wolkenschicht hinein. Die Kombination aus feuchten Wolken und niedrigen Temperaturen hatten hier ein Märchenland geschaffen: Gräser, Bäume und sogar Kakteen waren überfroren und die Eiskristalle boten reizvolle Fotomotive. Einen weiteren Stopp machten wir am Visitor Center des zur Universität von Texas gehörenden McDonald Observatory. Mit einer Länge von 33 m gehört das Teleskop auf dem 2.075 m hohen Mount Locke zu den größten seiner Art. Leider war der ausschließliche Besuch der Ausstellung im Visitor Center nicht möglich, wir sollten dafür den gleichen Preis bezahlen wie für eine Führung und Demonstration des Teleskops. Da diese aber erst in zwei Stunden begonnen hätte, haben wir darauf verzichtet und uns stattdessen im angeschlossenen Cafe mit einer heißen und leckeren Suppe aufgewärmt. Von hier aus schlängelte sich die Straße ins Wüstenhochland hinab und das Märchenland am Straßenrand verschwand. In Kent mündet die #118 in die Interstate 10, auf der wir bis nach Van Horn weiterfuhren. Auf dem Highway #54 fuhren wir dann nordwärts. Der Victorio Peak und die mit einer ganzen Kette von Windkraftanlagen besetzten Delaware Mountains bildeten die Kulisse. Schließlich taucht am Horizont der 2.464 m hohe El Capitan auf und bestimmt fortan die Szenerie. Über den gut 1.600 m hohen Guadalupe Pass erreichten wir die Guadalupe Mountains, die höchste Region von Texas (The Top of Texas). Damit haben wir auch eine Zeitzonengrenze passiert und wechselten von der Central in die Mountain Time, wodurch wir eine Stunde „geschenkt“ bekamen. Der Guadalupe Mountains National Park, eine Perle von einem Park, von dem nur wenige Menschen außerhalb von Texas je gehört haben, nimmt den südlichsten und höchsten Teil der 50 Meilen langen Kette der Guadalupes ein. Von der Straße aus ähnelt der Gebirgszug einem einzigen Wall quer durch die Wüste, aber wenn man ihn aus der Nähe betrachtet, erkennt man scharf eingeschnittenen Canyons und schattige Niederungen mit einer überraschend vielfältigen Fauna und Flora. Diese äußerst empfindliche Ökologie hat die Parkverwaltung veranlasst, die Besuchereinrichtungen auf ein Minimum beschränkt zu halten. So gibt es im gebirgigen Teil des Parks keinerlei Straßen und die landschaftlichen Schönheiten des Parks lassen sich dementsprechend vorwiegend wandernd erleben. Die ca. 130 km Wanderwege bieten eine breite Palette von Möglichkeiten die Wüste, die Canyons und das Hochland der Guadalupe Mountains zu erforschen. Die Wege sind in Länge und Schwierigkeitsgrad sehr unterschiedlich und reichen vom kurzen Naturlehrpfad bis hin zu mehrtägigen Gebirgstouren. Ebenso überraschend wie die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt ist die Entstehungsgeschichte dieser Gebirgskette: Die Guadalupe Mountains sind Teil eines urzeitlichen fossilen Riffs, das vor etwa 250 Millionen Jahren unter der Wasseroberfläche eines Binnenmeeres emporwuchs. Schließlich verdunstete das Meer, das Riff senkte sich und wurde von einer massiven Decke aus Ablagerungen und Mineralsalzen begraben. Für Millionen von Jahre lag es unter dieser Schicht, bis Bewegungen in der Erdkruste einen Teil des fossilen Riffs anhoben und in den Guadalupe Mountains freilegten. Die in den Bergen gefundenen Tonwaren, Körbe und Speerspitzen lassen vermuten, dass die ersten Menschen in den Guadalupes vor etwa 12.000 Jahren auftraten. Später lebten die Mescalero-Apachen an den Quellen am Fuße der Berge und nutzten das Hochland als Jagdrevier bis sie in den 1880er Jahren vollständig von amerikanischen Prospektoren, Siedlern und der Armee verdrängt oder umgebracht wurden. Einem dieser Siedler, Wallace Pratt, der seinen gesamten Landbesitz 1959 dem National Park Service stiftete ist letztlich die Gründung des Guadalupe Mountains NP (1972) zu verdanken. Von einer Picnic-Area hinter hatten wir einen herrlichen Blick auf die im Licht der tief stehenden Sonne leuchtenden Guadalupe Mountains, besonders auf den 2.464 m hohen El Capitan, den südlichsten Gipfel der Gebirgskette. Einen Blick auf den Guadalupe Peak, den mit 2.667 m höchsten Berg von Texas hat man dann auf der Fahrt zum Visitor Center bei Pine Springs. Hier sahen wir uns eine digitale Diashow über den Park an. Leider hatte man wohl die „alten“ Dias in nicht sehr guter Qualität eingescannt und daraus eine neue Show gemacht. Das Ganze wirkte etwas matschig. Wir fuhren dann noch etwa 40 Meilen weiter zu den Carlsbad Caverns. Auf dieser Strecke erreichten wir die Grenze zwischen Texas und New Mexico. Damit haben wir unser Hauptreiseziel Texas für kurze Zeit verlassen. Nach den zahlreichen auffälligen Werbetafeln für White´s City an der Zufahrt zu den Carlsbad Caverns erwartet man zumindest ein kleines Städtchen. Tatsächlich aber besteht White´s City nur aus ein paar Shops, Restaurants und Kneipen, einem Opera House, zwei Motels und einem Campingplatz. Da es im Nationalpark keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, lebt White´s City, 6 Meilen von den Höhlen entfernt, von Leuten wie uns, die möglichst nah am Park einen Platz zum Schlafen suchen. Seit der Cowboy Jim White 1901 die Höhlen als erster erforschte, ist White´s City Eigentum der Familie White. Auf dem Campground konnten wir noch einige Maultierhirsche beobachten und einen schönen Sonnenuntergang hinter den Guadalupe Mountains erleben.

Sonntag, 07.01.07 : Auch heute war es wieder kalt aber sehr schön. Vom Campingplatz fuhren wir die Stichstrasse bis zum Eingang der Carlsbad Caverns. Am Nordrand der Chihuahua-Wüste breitet sich unter der Gebirgskette der Guadalupes eine der tiefsten, größten und formenreichsten Höhlen der Welt aus, ein "Grand Canyon untertage", die Carlsbad Caverns. Wasser hat diese Unterwelt geformt. Vor etwa 250 Millionen Jahren lag das Gebiet unter einer Meeresbucht. Nahe der Küste entstand ein Kalkriff. Als sich das Meer zurückzog, ragte das Riff Hunderte Meter auf, um später unter Tausenden Metern Erde begraben zu werden. Dann, vor 20 bis 40 Millionen Jahren, hob sich das Land. Schwach saures Grundwasser drang in die Spalten des Kalksteins ein und erweiterte diese allmählich zu einem Netz von Löchern und Kammern. Weitere Millionen Jahre vergingen, bis die "Innenausstattung" der Höhle vor etwa 500.000 Jahren begann. Kalzithaltige Rinnsale schufen, Tropfen um Tropfen, eine außerordentliche Vielfalt an glitzernden Tropfsteingebilden. Einige von ihnen sind heute sechs Stockwerke hoch, andere blieben hauchzarte Miniaturen. Höhlenwissenschaftler haben bisher über 20 Meilen Durchgänge erforscht, für Touristen sind 3 Meilen davon zugänglich. Alle Höhlenwege sind geteert und angemessen beleuchtet, festes Schuhwerk sollte man allerdings dabeihaben. Eine weitere Attraktion der Carlsbad Caverns, das abendliche Ausschwärmen der Free-Tail Fledermäuse, kann nur von April bis Oktober beobachtet werden, da die Tiere im wärmeren Mexiko überwintern. Durch das Ausschwärmen der Fledermäuse wurde die Höhle Ende des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt, nachdem bereits Indianer vor mehr als 1.000 Jahren diese Höhle kannten. Einige der Entdecker witterten ein gutes Geschäft im Abbau des Fledermaus-Guanos und dessen Vermarktung als natürliches Düngemittel. Einer dieser Männer war Jim White, der von der Höhle fasziniert war und sie mehr und mehr erforschte. Er erkundete weite Teile des heute bekannten Höhlensystems mit nur einer Kerze als Lichtquelle. Als er dann anderen die natürlichen Wunder dieses außergewöhnlichen Platzes zeigen wollte, glaubten nur wenige seinen unwahrscheinlichen Erzählungen von einer riesigen, unterirdischen Welt voller ungewöhnlicher Höhlengebilde. Erst die Schwarz-Weiß Fotografien, die ein Fotograf 1915 machte, als er White auf einer seiner Touren begleitete, erregten dann das öffentliche Interesse an der Höhle. 1923 wurde das Gebiet zum National Monument und 1930 schließlich zum National Park erklärt. Jim White, der seine Höhlenforschungen für den größten Teil seines Lebens fortsetzte, wurde der erste Chief Ranger der Höhlen. Eine weitere Höhle des Parks, die Slaughter Canyon Cave oder auch New Cave ist seit 1974 ebenfalls für Besucher zugänglich. Diese Höhle ist allerdings nicht erschlossen und kann nur unter Führung eines Rangers mit Laternen bzw. Taschenlampen besichtigt werden. Die anderen, mehr als achtzig Höhlen im Parkgebiet sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zurück zu der Haupthöhle, deren 3 Meilen zugänglicher Durchgänge teilen sich auf drei mögliche Touren auf. Auf der Natural Entrance Route (Blue Tour) folgt man dem Weg der ersten Entdecker und steigt vom historischen Eingang, auf zum Teil steilen Serpentinen 230 m tief ab. Dieser Weg durch den Main Corridor, wo sich die Decke teilweise mehr als 60 m über dem Pfad wölbt, vermittelt einen ersten Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen der Höhle. Die ersten Tropfsteinformationen wie Devil´s Spring, Whale´s Mouth, Devil´s Den, Witche´s Finger und Iceberg Rock lassen die Schönheit der Höhle bereits erahnen. Wenn man nach 1 Meile unten ankommt, kann man die Besichtigung mit der ebenfalls 1 Meile langen Big Room Route (Red Tour) fortsetzen. Der Ausgangspunkt dieser Tour ist auch über einen Fahrstuhl vom Besucherzentrum aus zu erreichen. Der Big Room macht seinem Namen alle Ehre, er ist 540 m lang, 330 m breit und bis zu 78 m hoch. Die riesigen Höhlenkammern sind fast vollständig mit vielfältigen, zum Teil gewaltigen Tropfsteinformationen bedeckt. Die schlichte und vorbildliche elektrische Beleuchtung verstärkt noch den Eindruck einer märchenhaften Unterwelt. Durch die Hall of Giants mit Giant und Twin Dome, vorbei an Formationen wie Temple of the Sun, Totem Pole, Crystal Spring Dome und Rock of Ages gelangt man wieder zum Ausgangspunkt dieser Tour zurück. Während diese beiden Wege individuell besichtigt werden können, handelt es sich bei der dritten, gleichfalls 1 Meile langen, Kings Palace Tour um eine von einem Ranger geführte, eineinhalbstündige Tour. Mit Kings Palace (253 m unter der Erdoberfläche), Papoose Room, Queens Chambers und Green Lake Room gelangt man auf dieser Tour in die schönsten Räume der Höhle. Im Queens Chamber gibt es zusätzlich zu den formenreichen und filigranen Formationen aus Stalaktiten und Stalagmiten der anderen Räume noch die seltenen Heliktiten, die scheinbar ungeachtet jeglicher Schwerkraft zu wachsen beginnen. Ihre sich windenden Formen sind durch Kristalle, Fremdkörper und Wasserdruck entstanden. Da wir unsere Uhren nicht umgestellt hatten, waren wir recht früh dran und hatten die Höhle fast für uns alleine. Diesmal begnügten wir uns mit der Big Room Route (Red Tour), wobei wir für den 1 Meile langen Rundkurs über 2 ½ Stunden benötigten, da wir uns viel Zeit zum Fotografieren und Filmen nahmen. Nach einer Mittagspause im Camper fuhren wir weiter nach Carlsbad. Hier standen Einkaufen und Tanken auf dem Programm. Über die Straße #62 fuhren wir durch eintönige Landschaft bis nach Hobbs, wo wir wieder die texanische Grenze überquerten. Damit verloren wir auch wieder die Stunde, die wir gestern geschenkt bekommen hatten. Die #62 brachte uns dann vorbei an Ölpumpen, Erdnuss- und Baumwollplantagen ohne nennenswerte Highlights bis nach Lubbock, dem Heimatort des Rock ´n´ Rollers Buddy Holly. Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir den Lubbock KOA Campground und machten es uns als erstes im Pool und Spa des Platzes gemütlich. So erholt ließen wir uns den leckeren Fisch und ein Häagen-Dazs Eis zum Nachtisch schmecken.

Montag, 08.01.07 : Auch in dieser Nacht war es wieder knackig kalt, laut Wettervorhersage im Radio zwischen -5° und -10° C. Wir sind wirklich froh, dass wir unsere Schlafsäcke und den amerikanischen Heizlüfter mitgenommen haben. Mit den von Cruise America angebotenen Laken und Wolldecken hätten wir mächtig frieren müssen. Der Morgen war dafür wieder strahlend schön und über Tag stiegen die Temperaturen auf 10° - 15° C. Wir haben mittlerweile auch herausgefunden, dass unsere vermeintlich schwache Wohnraumbatterie gemäß amerikanischen Ansprüchen wohl einwandfrei funktioniert. Ein Aufkleber im Auto klärte uns auf: Bei Betrieb der Heizung hat die Batterie nur eine Lebenserwartung von zwei Stunden! Es wird empfohlen entsprechend zu planen und Stellplätze mit Stromanschluss zu wählen. Da weichen unsere Vorstellungen von einem Camper doch etwas von den amerikanischen ab. Bevor wir Lubbock verließen fuhren wir in den städtischen Mackenzie Park, um uns die dortige Prairie Dog Town anzusehen. Hier ist noch eine der selten gewordenen Präriehundkolonien zu sehen. Lange vor den Menschen hatten diese possierlichen Tierchen die Hochebenen der Panhandle Plains bevölkert. Wir konnten auch einige der agilen Kerlchen bewundern, die aber sehr scheu waren und sich bei Annäherung sofort in ihren Bauten versteckten. Auf der Interstate 27 fuhren wir nordwärts, immer tiefer in den Texas Panhandle hinein. Der gesamte Panhandle wird von den High Plains, einer 1.000-1.150 m hohen Hochebene eingenommen. Karl May und Western Fans ist dieses Gebiet besser bekannt unter seinem spanischen Namen: Llano Estacado. In Plainview verließen wir die Interstate für eine Mittagspause und sahen uns im historischen Zentrum des Ortes einige der 45 Fiberglas-Kühe an, die bunt bemalt die Schmuckstücke von Plainview bilden. Südwestlich von Canyon besuchten wir die Buffalo Lake National Wildlife Refuge, eigentlich ein Überwinterungsgebiet für Wasservögel (vornehmlich Enten und Gänse). Da der Tierra Blanca Creek, der durch den Park fließt, jedoch ausgetrocknet war, gab es auch keine Wasservögel. Wir konnten lediglich ein paar Maultierhirsche entdecken und fuhren weiter. Südöstlich von Amarillo hat der Prairie Dog Town Fork des Red River den zum Teil über 300 m tiefen, 160 km langen und bis zu 15 km breiten Palo Duro Canyon in den roten Sandstein dieser Hochebene gegraben. Der Palo Duro Canyon State Park, der größte texanische State Park, ist eine bizarre, bunte Felsenwelt, die durch eine etwa 25 km lange Parkstraße erschlossen wird. Der Name „Palo Duro“ ist spanisch und bedeutet „hartes Holz“ – wahrscheinlich in Anspielung auf die zähen Juniper- und Mesquitebäume an den knallroten Canyonwänden. Viele Reit- und Wanderwege ermöglichen ein tieferes Eindringen in diesen landschaftlich sehr reizvollen Park, der mit seinen verschiedenfarbigen Gesteinsschichten und Felsformationen ein wenig an den Grand Canyon erinnert. Tatsächlich ist der Palo Duro Canyon auch die zweitgrößte Schlucht der USA. In den Sommermonaten wird im Amphitheater des Parks das historische Musical „Texas“ aufgeführt. Die Campingbereiche des Parks mit insgesamt 146 Stellplätzen liegen entlang der Parkstraße und sind sehr schön in die Landschaft integriert. Alle Wanderwege des Parks sind auch für Mountainbiker freigegeben und es gibt drei gesonderte Mountainbike-Wege mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Aufgrund der Wintersaison war der Park nur zur Hälfte zugänglich, erst ab März wird er wieder ganz geöffnet. Nachdem wir uns auf der Parkstraße einen Überblick verschafft hatten, bezogen wir unseren Stellplatz in der Hackberry Camp Area und gingen noch ein Stück spazieren, um die im Licht der untergehenden Sonne erstrahlenden Canyonwände zu bewundern.

Dienstag, 09.01.07 : Heute Nacht war der Wasseranschluss vom Campingplatz eingefroren, wir konnten aber noch auf unseren Frischwassertank zugreifen. Nachdem wir uns noch einmal im Palo Duro Canyon und im Visitor Center umgesehen hatten, verließen wir den State Park und fuhren nach Amarillo. Auf der I-40, die auf diesem Abschnitt teilweise mit der "Historic Route 66" identisch ist, kamen wir dann am westlichen Ortsausgang an der Cadillac Ranch vorbei. Dieses Kunstobjekt aus 10 mit dem Kühler voran in der Erde versenkten Cadillacs, die auch noch im gleichen Winkel wie die Cheopspyramide stehen sollen, soll das "Goldene Zeitalter" der Route 66 von 1949 bis 1963 repräsentieren. Die Installation stammt von der Künstlergruppe „Ant Farm“ aus San Francisco, die den Auftrag und das Geld dazu von dem ebenso reichen wie exzentrischen Texaner Stanley Marsh 3. erhielten. Wir gingen um die mittlerweile zerkratzten, besprühten, bemalten oder mit Kugeln durchsiebten Cadillacs herum, die ihre „tail fins“ in den blauen Himmel strecken. Im Texas Travel Information Center erkundigten wir uns nach dem Standort der Amarillo Livestock Auction und sahen uns dann die wichtigste Viehauktion ihrer Art in ganz Texas an. Jeden Dienstag werden hier Rinder gehandelt, übers Jahr wechseln mehr als 300.000 Stück den Besitzer. Die I-40 führte uns ostwärts, ehe wir auf den Highway 287 abbogen. Auch diese Hauptstraße verließen wir nach wenigen Kilometern und fuhren auf der als Scenic Byway ausgewiesenen #207 durch weitere Ausläufer des Palo Duro Canyons. Leider fehlten auf dieser teilweise landschaftlich sehr reizvollen Strecke Aussichtsmöglichkeiten oder zumindest Haltebuchten, um die Landschaft intensiver genießen zu können. Etwas weiter südlich führt die Strasse durch eine weitere Schlucht, den Tule Canyon. Auch hier gab es schöne Felsformationen zu bewundern. Unser nächstes Ziel war der Caprock Canyons State Park in der Nähe von Quitaque, wo wir uns die „Official Texas State Bison Herd“ ansehen und übernachten wollten. Wir waren gerade mit der Selbstregistrierung beschäftigt als ein Volunteer Ranger uns sagte, dass wir im Park nicht übernachten könnten, da dort morgen wilde Schafe gejagt werden sollen. Aus Sicherheitsgründen ist an Jagdtagen der Park geschlossen. So mussten wir uns mit einem Blick in den Canyon begnügen und bekamen noch nicht einmal etwas von den Büffeln zu sehen, da an deren Gehege im Moment ebenfalls gearbeitet wurde. So mussten wir weiter fahren und erreichten auf dem Highway #86 über Turkey bei Estelline wieder den Highway #287, die Hauptverkehrsader gen Süden. In Childress fanden wir auf dem Gelände eines Best Western Motels, das einige Stellplätze für Camper unterhält, einen Platz für die Nacht. Die Wettervorhersage im Fernsehen sagt für das kommende Wochenende einen „Arctic Blast“ mit Temperaturen von unter -10° C voraus. So gesehen ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass unser Urlaub jetzt seinem Ende entgegen geht.

Mittwoch, 10.01.07 : Heute frühstückten wir außer Haus: Die Übernachtung auf dem Stellplatz beinhaltete ein kostenloses Frühstück im Best Western Motel. Mit Bagel, verschiedenen Sorten Toastbrot, Waffeln, Cerealien, Obst und Säften fiel es besser aus als erwartet. So gestärkt machten wir uns auf den Weg – zunächst zu einem Wal-Mart Supercenter. Hier haben wir noch ein paar Sachen besorgt und Vorräte für zuhause angelegt (Hershey-Schokolade und Lippenbalsam). Wir hatten beschlossen Texas noch ein zweites Mal fremd zu gehen: Über den Highway #62 fuhren wir nach Oklahoma. In Altus, einem Luftwaffenstützpunkt in der Mitte von Nirgendwo, stärkten wir uns mit einem Pizza-Buffet bei Pizza Hut und erreichten schließlich das Ziel unseres Abstechers, das Wichita Mountains National Wildlife Refuge. Wie eine Insel ragen die Wichita Mountains aus der großen Weite. Hier konnten wir die mit Felsbrocken übersäten Gipfel bewundern, die vor 250 Millionen Jahren unter gewaltigem Druck als Granit- und Gabbroblöcke (abgekühlte Magma) aus der Erde über 300 m in die Höhe gepresst wurden. Ziel des Schutzgebietes ist es drei Repräsentanten der ursprünglichen amerikanischen Fauna, die ehemals zu Tausenden die Prärien durchstreiften, einen Lebensraum zu geben. So hat man 1905 begonnen Wapitis, Büffel und Texas-Longhorn Rinder im Park anzusiedeln. Heute weiden hier etwa 550 Büffel, 300 Texas-Longhorns und so viele Wapitis, dass deren Bestand durch Abschuss reguliert werden muss. Wir fuhren auf dem als Scenic-Byway ausgewiesenen Highway #49 durch dieses landschaftlich sehr reizvolle Gebiet und konnten Büffel, Longhorns und Präriehunde beobachten. Wapitis, die hauptsächlich dämmerungsaktiv sind, bekamen wir nicht zu Gesicht. Im sehr schön aufgemachten Quanah Parker Visitor Center haben wir uns den Film „The wild Side of Eden“ angesehen. Sehr gut werden hier Ziele, Entstehungsgeschichte und laufender Betrieb des Parks veranschaulicht. Der Abstecher nach Oklahoma hat sich für uns schon Aufgrund der vielen Tierbeobachtungen wirklich gelohnt. Die Interstate #44 brachte uns zurück nach Texas und in Wichita Falls, eine Stadt die ihre Existenz einem der größten Luftwaffenstützpunkte der USA verdankt, erreichten wir wieder den Highway #287. In Bowie, benannt nach dem Alamo-Helden Jim Bowie (der mit den Messern), fanden wir in dem Campers Paradise RV Park einen Platz für die Nacht und nutzten die Gelegenheit noch einmal unsere Wäsche zu waschen.

Donnerstag, 11.01.07 : In der Nacht war es deutlich wärmer als in den vergangenen Nächten, dafür war der Morgen auch bewölkt. Nachdem Geli mir die Haare geschnitten hatte, wollte ich mir vor dem Duschen noch den Bart stutzen, den ich mir in den letzten dreieinhalb Wochen habe wachsen lassen. Da der Akku des Bartschneiders nach kurzer Zeit den Geist auf gab und ich keinen Adapterstecker dabei hatte, Geli ebenfalls unter der Dusche war und den Womo-Schlüssel dabei hatte, griff ich also zum Rasierer. Nachdem der Bart einseitig abrasiert war gab auch dieser Akku den Geist auf. Also bin ich halb rasiert zurück zum Camper und habe einen Adapter geholt (Geli war mittlerweile fertig) und habe mein Werk vollendet – der Bart ist wieder ab. Unser heutiges Ziel war der Metroplex, wie der Großraum von Dallas und Fort Worth genannt wird. Hier leben knapp 5 Millionen Menschen. Wir begannen mit Fort Worth, dem kleineren Bruder der Metroplex mit gut 600.000 Einwohnern. Hier war das Amon Carter Museum unser Ziel, das auf den Ölmogul, Zeitungsverleger und Kunstsammler Amon G. Carter Sr. zurückgeht. Hauptattraktion sind über 400 Werke der „Western Art“ von den beiden Künstlern Frederic Remington und Charles M. Russel. Zusätzlich gibt es Werke verschiedener anderer Künstler und eine Photographie-Ausstellung. Das Amon Carter Museum hat uns ausgezeichnet gefallen und lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Von der Terrasse des von Philip Johnson entworfenen Baus hat man außerdem einen Blick auf die Skyline von Fort Worth. Auch im benachbarten Kimbell Art Museum sahen wir uns die Kunstsammlung des texanischen Industriellen Kay Kimbell an und stärkten uns in der Cafeteria bei Kaffee und Brownies. Über die Interstate 30 fuhren wir weiter in das nur 50 km entfernte Dallas, mit fast 1,2 Millionen Einwohnern fast doppelt so groß wie Fort Worth. Wir parkten den Camper in der Nähe des alten Hauptbahnhofs, der Union Station. Von dort gelangten wir über einen Tunnel zum Reunion Tower, einem 50 Stockwerke hohe Aussichtsturm aus dem Jahre 1978. Der zum Hyatt Regency Komplex gehörende Turm ist über 170 m hoch und man erreicht die Aussichtsplattform in nur 68 Sekunden. Die Spitze des Turms bildet eine Kugel mit einem Durchmesser von 36 m. Wir genossen den Blick auf die Skyline von Dallas, die bei uns durch die gleichnamige Fernsehserie in den 1980er Jahren bekannt geworden ist. Über die Interstate 45 verließen wir Dallas in südlicher Richtung und fanden auf dem American RV Park in Corsicana einen Stellplatz für die Nacht. Hier wollen wir uns morgen das Pearce Western Art Museum ansehen. Heute Abend war es so mild, dass wir zum ersten Mal seit längerer Zeit keine Heizung brauchten.

Freitag, 12.01.07 : Auch die Nacht war sehr warm und der Tag begrüßte uns mit einer geschlossenen Wolkendecke. Nach dem Frühstück gab es sogar einen kräftigen Schauer, der sich aber schnell wieder verzog. Es blieb den ganzen Tag über bedeckt, war aber mit über 20° C sehr warm. Wir fuhren zunächst zu einem Walmart, wo wir eigentlich einen neuen Scherkopf für meinen Rasierapparat kaufen wollten, die es hier deutlich günstiger gibt als in Deutschland. Das Teil gab es leider nicht aber dafür haben wir uns einen Zune, einen MP3-Player von Microsoft gekauft – ein weiteres verspätetes Weihnachtsgeschenk. Wir hatten seit Beginn der Reise mit einem I-Pod geliebäugelt und per Internet herausgefunden, dass auch hier die Preise deutlich unter denen in Deutschland liegen. Der Zune gefiel uns dann aufgrund des größeren Monitors jedoch noch besser. Unser nächstes Ziel war der Campus des Navarro College, wo sich das Cook Arts, Science & Technology Center befindet. In diesem Haus sind unter anderem das Pearce Western Art Museum und das Pearce Civil War Museum untergebracht. Charles und Peggy Pearce (der Familie gehört der Palmolive und Colgate Konzern) begannen in den 1950er Jahren Skulpturen und Gemälde der „Western Art“ zu sammeln. Dabei legten sie besonderen Wert auf zeitgenössische Kunst und nicht auf die Klassiker wie Remington und Russell, die wir gestern gesehen haben. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Sammlung ist der erzählerische Inhalt der Kunstwerke, d.h. zu jedem Bild und jeder Skulptur gibt es eine Geschichte zu erzählen. Neben diesen Kunstwerken haben die Pearce´s auch Originaldokumente zum amerikanischen Bürgerkrieg gesammelt und beide Sammlungen Ende der 1990er Jahre dem Navarro College übergeben. Im Jahr 2003 wurde das jetzige Gebäude fertig gestellt und beide Sammlungen fanden so eine ansprechende Heimat. Wir hatten das Glück von den äußerst netten Museumsangestellten unter ihre Fittiche genommen zu werden und bekamen so eine persönliche Führung mit vielen Hintergrundinformationen zu beiden Ausstellungen. So haben wir über 2 ½ Stunden in diesen äußerst sehenswerten Museen zugebracht. Besonders die Western Art Abteilung hat uns begeistert. Einige der Bilder waren so realistisch, dass wir sie zuerst für Photographien hielten. Wir verließen Corsicana in südöstlicher Richtung und erreichten über Palestine und Rusk den Caddoan Mounds State Historical Park in der Nähe von Alto. Indianer vom Stamm der Caddos lebten in den Wäldern der östlichen USA von 1000 v. Chr. bis 1500 und haben um das Jahr 800 herum am Neches River diese permanente Siedlung erreichtet. Zu religiösen und zeremoniellen Zwecken sowie für Begräbnisse errichteten sie spezielle Hügel, die noch heute erhalten sind. Wir sahen uns die Hügel an und besuchten die Ausstellung im Visitor Center, wo zahlreiche Ausgrabungsstücke ausgestellt werden und versucht wird das Leben der Caddos zu rekonstruieren. Wir hatten die Region der Piney Woods erreicht eine Mischung aus Kiefernwäldern, dichtem Unterholz und Marschland gleich einem suptropisch-wilden Urwald. Die Landschaft ist so völlig verschieden vom übrigen Texas und erinnerte uns eher an den Norden von Florida. Über Lufkin fuhren wir weiter bis nach Livingston, wo wir erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen. Mit einigen Schwierigkeiten fanden wir dennoch den Weg zum Lake Livingston State Park. Als wir uns gerade für die Übernachtung anmelden wollten fiel der Strom aus und man schickte uns so auf den Weg, da ohne Strom keine Anmeldung und Buchung eines Stellplatzes möglich waren. Als wir schon einen Stellplatz gefunden und uns angeschlossen hatten, war auch plötzlich der Strom wieder da. Den Abend verbrachten wir damit uns mit unserem neuen Spielzeug vertraut zu machen. Die Software-Installation klappte jedoch nicht, vielleicht wird eine Internetverbindung benötigt.

Samstag, 13.01.07 : In der Nacht war es schwül warm und es fing an zu regnen. Dafür blieben wir bislang von dem angedrohten Kälteeinbruch verschont. Den Nachrichten im Radio konnten wir entnehmen, dass es in Oklahoma bereits Eis und Schnee gegeben hat. Als ich vom Duschen kam klopfte gerade ein Parkranger an unsere Tür und forderte Geli auf sich bis 9:00 Uhr registriert zu haben. Während ich mich angezogen habe, hat sich Geli zu Fuß auf den Weg zum Office gemacht. Nach dem Frühstück haben wir uns noch etwas im Lake Livingston State Park umgesehen und machten uns dann auf den Weg. Auf direktem Weg wären es von Livingston nur noch gut 50 Meilen bis zu unserer Vermietstation in Kingwood nördlich von Houston. So hatten wir noch die Gelegenheit einen kleinen Umweg einzubauen. Zwischen Livingston und Woodville fuhren wir durch die Alabama-Coushatta Indian Reservation, zwei Stämme, die hier bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen leben. Der Highway 69 trägt südlich von Woodville den Beinamen Big Thicket National Preserve Parkway und brachte uns zum Visitor Center dieses Schutzgebietes. Ein kurzer Film gab uns einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die Besonderheit des Parks. Während der letzten Eiszeit haben die von Norden vordringenden Eisberge eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren vor sich „hergeschoben“. Viele dieser Emigranten blieben im heutigen Gebiet des Big Thicket hängen und sorgten für eine außergewöhnliche Vielfalt in der Flora und Fauna, die sich bis heute erhalten hat. Auf dem 2,7 km langen Kirby Nature Trail gewannen wir einen kleinen Einblick in das „große Dickicht“. Aufgrund vieler Fotostopps benötigten wir fast zwei Stunden für diesen Weg. Heute konnten wir den ganzen Tag in kurzen Hosen und T-Shirt herumlaufen – für uns Mitte Januar ein Genuss. In Beaumont hatten wir Schwierigkeiten einen Platz für die Nacht zu finden. Ein Campingplatz war ausgebucht und so waren wir erst im zweiten Anlauf auf dem East Lucas RV Park erfolgreich. Hier gab es wieder einmal WiFi und wir konnten unsere Mails lesen und ich habe im Internet herausgefunden, warum die Zune-Software nicht funktioniert: Da der Zune in Deutschland noch nicht verfügbar ist, funktioniert die Software zurzeit nur auf englischen Betriebssystemen. In einem Forum fand ich dann auch noch eine Lösung für dieses Problem und habe mir die entsprechende Software herunter geladen. Damit hat es dann ohne Probleme geklappt und wir konnten unsere CD´s, die wir während der Reise gekauft hatten, auf den Zune aufspielen.

Sonntag, 14.01.07 : Auch in dieser Nacht war es wieder sehr warm. Am Morgen war der Himmel bedeckt aber es die Temperatur war immer noch sehr angenehm. Von Beaumont fuhren wir an den Golf von Mexico. Je näher wir der Küste kamen, desto dunstiger wurde es. Von der Brücke, die uns über den Intracoastal Waterway führte, sahen wir die Nebelbänke an der Küste vor uns liegen. Auf der Küstenstrasse #87 waren dann die Stelzenbauten, die diesen Küstenabschnitt säumen, nur schemenhaft zu erkennen. Wir unternahmen einen Strandspaziergang, bei dem wir noch zwei sehr schöne Muscheln gefunden haben. An Bord einer kostenlosen Fähre verließen wir die Bolivar Peninsula und erreichten Galveston. Damit hat sich der Kreis unserer Reiseroute geschlossen, Galveston war vor 4 Wochen unsere erste Station. Auf der Interstate 45 fuhren weiter in Richtung Houston. Südlich der Stadt war das Space Center Houston der letzte Stopp unserer Reise. Handelt es sich beim Space Center noch um eine privat betriebenes Weltraummuseum mit diversen Showeinlagen wir Filmen und Fahrgeschäften, so gelangt man auf der NASA Tram Tour ins Johnson Space Center hinein. Das ist keine Show mehr, hier sieht man das echte Mission Control Center. Von hier aus werden alle Flüge des Space Shuttle über eine Zeitperiode überwacht, die wenige Sekunden nach dem Start beginnt und mit der Landung endet. Auch Verbindungen zur internationalen Weltraumstation ISS werden von hier aus aufgebaut. Wir konnten Livebilder von der ISS sehen und ihre Umlaufbahn um die Erde verfolgen. Sehr interessant war auch der Einblick in die Trainingsstationen der Astronauten. Alle im All befindlichen Module der ISS und mehrere Space Shuttle Modelle in Originalgröße dienen hier dem Training der Raumfahrer. Das Johnson Space Center beschäftigt mehr als 14.000 Mitarbeiter vom Pförtner bis zum hoch spezialisierten Wissenschaftler. Nachdem wir uns in einem Cafe mit einem Kaffee und einem Muffin gestärkt hatten, fuhren wir nach New Caney nördlich von Houston. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Lone Star Lakes RV Park, unsere letzte Übernachtungsstation. Einsetzender Regen machte die Fahrt bei Dunkelheit zusätzlich schwierig, so dass wir froh waren als wir den Platz endlich erreicht hatten. Von hier aus ist es nicht weit zur Vermietstation, wo wir morgen den Camper wieder abgeben müssen. Zum Abschluss gab es dann auch noch ein standesgemäßes Essen: Mit einem T-Bone Steak in Texas-Size verabschiedeten wir aus dem Lone Star State. Im Fernsehen konnten wir sehen, dass der angekündigte „Arctic Blast“ Houston wohl erst am Dienstag erreichen wird. Da haben wir doch wieder einmal Schwein (Eberhard) gehabt. Es fing jedoch immer stärker an zu regnen und wir hatten wieder einen Wassereinbruch – diesmal jedoch glücklicherweise in der Dusche, so dass das Wasser gleich wieder ablaufen konnte. Der Regen blieb die ganze Nacht und es wurde auch deutlich kühler als in den vergangenen Nächten.

Montag, 15.01.07 : Nachdem wir alles gepackt (trotz neuem Fotorucksack passte alles in die mitgebrachten Taschen) und den Camper sauber gemacht hatten, haben wir auf dem Campingplatz noch unseren Propantank auffüllen lassen. Fast hätten wir unsere Stative, die wir hinter der Sitzbank im Fahrerhaus verstaut hatten, vergessen. Geli hat im letzten Moment noch daran gedacht. Auf dem Weg zur Vermietstation haben wir noch bei einem Wohnmobilhändler gehalten, der ein paar kleinere Fahrzeuge auf dem Hof stehen hatte. Die auf Sprinter-Basis gebauten Vans waren auch gar nicht schlecht, für mich jedoch zu niedrig. Die Abgabe des Autos klappte völlig problemlos und man hat uns sogar noch beim Ausladen des Gepäcks geholfen. Wir haben in den vergangenen 4 Wochen genau 3.990 Meilen (etwa 6.420 km) in Texas zurückgelegt. Nach einem netten Schwätzchen mit dem Betreiber der Station ging es mit einem Taxi zum Flughafen. Hier mussten wir noch etwa eine ½ Stunde warten, ehe Air France die Check-In Schalter geöffnet hat. Es hat wieder mit Plätzen am Notausgang geklappt und als wir unser Gepäck los waren, haben wir in aller Ruhe unsere mitgebrachte Verpflegung aufgegessen und noch etwas gespielt, ehe wir uns auf den Weg zum Gate gemacht haben. Unser Flug hat schon jetzt eine angekündigte Verspätung von 40 Minuten – mal sehen wann wir wirklich loskommen. Um 17:00 Uhr ging es dann auch wirklich los. Leider hatte beim Einsteigen eine der Stewardessen wohl bemerkt, dass ich eine Prothese trage. Daher wurden wir von den schönen Plätzen am Notausgang in eine normale Reihe verfrachtet. Man sah dann allerdings ein, dass das für mich keine gangbare Lösung ist und hat uns nach dem Start noch einmal umgesetzt. In der ersten Reihe ohne Vordermann war die Beinfreiheit etwas größer und es ging einigermaßen. Das individuelle Filmprogramm und etwas Schlaf ließen uns den Flug halbwegs gut überstehen.

Dienstag, 16.01.07 : Trotz des verspäteten Abfluges kamen wir pünktlich in Paris an. Der Flughafen Charles de Gaulle bestätigte den schon auf dem Hinweg gewonnenen Eindruck unübersichtlich, chaotisch und sehr schmuddelig zu sein. Wir benötigten gut eine Stunde um dem Irrweg von einem Gate zum anderen zu folgen. Zum Glück hatten wir genug Zeit und konnten es ruhig angehen lassen. Der Flug nach Hamburg verlief ohne Probleme und wir kamen pünktlich an. Bernd hat uns abgeholt und es gab dann noch einen Kaffee und leckeren Kuchen und wir haben geschwatzt. Als wir dann schließlich los wollten fuhr der Roadrunner nicht, da die Handbremse fest gerostet war und das linke Hinterrad blockierte. Ein gelber Engel vom ADAC hat den Schaden behoben und gegen 17:30 Uhr waren wir wieder in Kiel. Nach dem wir das Nötigste ausgepackt, eine Kleinigkeit gegessen und geduscht hatten, haben wir angefangen Geli´s Texas-Video zu gucken. Um 20:00 Uhr waren wir beide so fertig, dass wir ins Bett sind. Mit zum Teil etwas längeren Jet-Lag Pausen haben ganz gut schlafen können.

Texas hat uns, wie auch schon bei unserer großen Reise vor 11 Jahren, sehr gut gefallen. Landschaftlich ist es sehr vielseitig: Von den traumhaften Stränden am Golf von Mexiko bis in Berge des Big Bend, von den Wüstenregionen bis zu den Wäldern im Osten ist alles dabei. Auch mit dem Wetter hatten wir viel Glück: Zwar gab es auch Unwetter und Sturm aber größtenteils hatten wir doch blauen Himmel und Sonne. Es war eine traumhaft schöne Zeit und wir könnten wieder einmal ewig so weitermachen. Doch nach der Reise ist vor der Reise und das ist es was uns immer hilft, wenn wieder einmal ein kleiner Traum zu Ende geht.

 
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