Portugals unbekannter Norden 2005
 
Montag, 21.03.05

Um 3:00 Uhr beendete der Wecker eine viel zu kurze Nacht. Um 5:00 Uhr machten wir uns mit dem Roadrunner auf den Weg nach Hamburg. Auf dem etwas abseits liegenden Parkplatz P6 fanden wir trotz des Osterferien-Andrangs noch ohne Probleme einen Stellplatz und fuhren dann mit dem Shuttle-Bus zum Terminal. Hier druckten wir uns unsere Flugtickets am Etix-Automaten aus und konnten dann beim Einchecken sogar noch Notausgangplätze für die Strecke Frankfurt –Lissabon bekommen. Uns wurde etwas mulmig als wir erst mit fast halbstündiger Verspätung aus Hamburg loskamen, denn in Frankfurt war die Zeit zum Umsteigen ohnehin sehr knapp. Im Laufschritt ging es dann über den Frankfurter Flughafen und „natt von Sweet“ kamen wir gerade noch rechtzeitig am Gate an. Auf dem dreistündigen Flug nach Lissabon konnten wir beide noch etwas Schlaf nachholen

Leider empfing uns Portugal mit trübem und regnerischem Wetter, wenn es auch mit 17 Grad angemehm warm war. Sogar unsere Taschen hatten das Flugzeug noch erreicht und ohne Probleme konnten wir einen nagelneuen (Kilometerstand: 13 km) Seat Ibiza in Empfang nehmen. Auf der gebührenpflichtigen A1 verließen wir Lissabon in nordöstlicher Richtung. Nach einigen Kilometern bogen wir auf die weniger befahrene N3 ab. In Cartaxo deckten wir uns bei einem Lidl mit Mineralwasser, Obst und Snacks ein. Am Stadtrand von Santarém fanden wir ein kleines Restaurant. Die Bedienung sprach kein Wort Englisch und wir kein Wort Portugiesisch aber trotzdem hat es irgendwie funktioniert. In Santarém bezogen wir im Hotel Alfageme (65 €) Quartier und sahen uns anschließend etwas in der Altstadt um. Wir parkten den Wagen am kleinen Stadtpark Jardim da República gegenüber der großen Markthalle, deren Fassade mit schönen Kacheln verziert ist. Vom Platz Largo da Bandeira hatten wir einen schönen Blick auf die Seminarkirche Igreja do Seminário, die im 17. Jahrhundert errichtet wurde. Wir fuhren dann durch die engen Gassen der Altstadt zum Portas do Sol, dem Sonnentor. Eine sehr schöne Gartenanlage, eingefasst von den Resten einer alten Burgmauer, bietet einen grandiosen Blick auf das Tal des Rio Tejo. Anschließend machten wir es uns im Hotel gemütlich.

Dienstag, 22.03.05

Das Wetter hatte sich über Nacht deutlich verbessert und begrüßte uns mit leicht bewölktem blauem Himmel. Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg, überquerten den Rio Tejo und folgten dem Fluss an seinem Südufer. In der Nähe von Alpiarca spazierten wir durch einen Korkeichenhain. Nördlich von Chamusca überquerten wir ein weiteres Mal den Rio Tejo und schlenderten durch den kleinen malerischen Ort Tancos, der direkt am Fluss liegt. Schon in der Ferne zu erkennen liegt die Burg von Almourol auf einer Insel im Rio Tejo. Die romantisch anmutende Ritterburg wurde im 12. Jahrhundert von den Mönchsrittern des Templer-Ordens erbaut. Ein gewaltiger, viereckiger Wehrturm wird von einer mit 10 Türmen befestigten Mauer umgeben. In Abrantes ging es wieder ans südliche Ufer des Tejo zurück, wo wir in Gavião in einem kleinen Restaurant lecker gegessen haben. Da wir bei unserem letzten Portugalaufenthalt immer Probleme mit den späten abendlichen Öffnungszeiten des Restaurants hatten, haben wir beschlossen, dieses Mal die Hauptmahlzeit in die Mittagszeit zu verlegen. Ohne weiteren Stopp fuhren wir nach Castelo Branco, wo wir uns direkt unterhalb der Tempelritter-Festung aus dem 13. Jahrhundert im Tryp Hotel Colina do Castello (84 €) ein Zimmer gesichert haben. Auf einem kurzen Spaziergang in die Umgebung des Hotels und zur Festungsanlage genossen wir die schöne Aussicht auf die Stadt und die Umgebung. Wir wollten dann eigentlich im Hotelpool schwimmen gehen, trafen dort aber auf eine Kindergruppe, die das gesamte Becken besetzt hatte. So blieb uns nur ein Bad im Whirlpool, ehe wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich machten.

Mittwoch, 23.03.05

In der Nacht hatte sich das Wetter wieder verschlechtert und der Tag begrüßte uns mit vollständig bedecktem Himmel. Als wir Monsanto erreichten, das zum portugiesischsten Dorf Portugals, gewählt wurde, fing es auch noch an zu regnen. Monsanto liegt in einer einzigartigen Landschaft aus riesigen, runden Granitfindlingen. Viele Häuser ducken sich dazwischen, als wären sie eins mit den Felsen. Über dem Dorf thronen die Reste einer einstmals viel umkämpften Festung. Monsanto ist wirklich ein wunderschöner Ort in einer traumhaften Lage. Die steilen Gassen waren durch den Regen sehr rutschig und zum Fotografieren fehlte leider das Licht aber bei schönem Wetter muss ein Besuch in Monsanto wirklich ein einmaliges Erlebnis sein. Aufgrund des strömenden Regens gaben wir den ursprünglichen Plan in die Gebirgsregion der Serra da Estrela zu fahren auf und fuhren stattdessen parallel zur spanischen Grenze in nördlicher Richtung weiter. Auf schmalen und kurvenreichen Straßen ging es durch eine abwechslungsreiche, felsige Landschaft. In Almeida fanden wir ein kleines Restaurant, in dem wir wieder sehr gut gegessen haben. Während unserer Mittagspause hatte sich das Wetter etwas beruhigt und wir konnten unsere Fahrt bei trockenem und sogar teilweise sonnigem Wetter fortsetzen. Auf einer landschaftlich sehr reizvollen Strecke fuhren wir durch den Parque Natural do Douro, der den Flusslauf des Rio Douro unter Schutz stellt. Die Strasse bietet zahlreiche schöne Ausblicke auf den Fluss, der die Grenze zu Spanien markiert. In Miranda do Douro fanden wir in der ehemaligen Pousada Santa Catarina (78 €) ein Zimmer mit einem schönen Blick auf die Douro-Schlucht. Eine riesige Talsperre staut hier den Rio Douro auf und das angeschlossene Kraftwerk produziert ein Viertel des portugiesischen Strombedarfs. Der malerische Ort, der noch von einer weitgehend erhaltenen Festungsanlage umgeben ist, wird von der Renaissance-Kathedrale beherrscht. Wir spazierten noch einmal durch den Ort ehe wir es uns in unserer schönen Unterkunft gemütlich machten.

Donnerstag, 24.03.05

Heute gab es zum ersten Mal kein Buffet sondern ein am Tisch serviertes Frühstück, schon etwas seltsam. Nachdem wir noch einmal einen Blick in die Schlucht des Rio Douro geworfen und uns die Staumauer angesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel war Bragança im äußersten Nordosten Portugals. Hier hatte das Königsgeschlecht der Bragança (1640-1912) seinen Stammsitz. Ihre Burg aus dem 12. Jahrhundert thront auf der alten Oberstadt und noch heute wirkt ihr klobiger Bergfried Torre de Menagem uneinnehmbar. Ebenfalls in der von einer gewaltigen Stadtmauer umgebenen Altstadt stehen die Marienkirche Santa Maria do Castelo und das Domus Municipalis, das älteste Rathaus Portugals. Die Orientierung ist in Bragança äußerst schwierig, da es in der ganzen Stadt Schilder gibt, die einem verraten in welche Richtung man fährt. So hatten wir unsere Probleme den richtigen Weg aus dem Wirrwarr an Gassen uns Straßen heraus zu finden. Am Südrand des Parque Natural de Montezinho fuhren wir auf der kurvenreichen Bergstrasse N103 in westlicher Richtung. In einem kleinen Restaurant am Straßenrand haben wir zu Mittag gegessen und dann unsere Fahrt über Vinhais bis nach Chaves am Rio Tâmega fortgesetzt. Die Strasse verläuft auf einem Bergkamm und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die Serra da Coroa bis hin zur spanischen Grenze. In Chaves bezogen wir Quartier im Hotel Aquæ Flaviæ (81,50 €) und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Altstadt. Zentrum der kleinen Altstadt mit dem schönen Burggarten ist der Wehrturm der ehemaligen Festung aus dem 14. Jahrhundert. Der zentrale Platz Largo de Camões wird von historischen Fassaden eingerahmt. Der römische Kaiser Trajan (56-117) ließ eine Steinbrücke mit 18 Bögen über den Rio Tâmega bauen. Noch heute sind 12 dieser Bögen erhalten und die Brücke ist immer noch ein unersetzlicher Flussübergang mitten in der Stadt. Am Ufer des Rio Tâmega gingen wir zu unserem Hotel zurück.

Freitag, 25.03.05 (Karfreitag)

Wir verließen Chaves über die N 103 Richtung Braga. Die Straße führt zunächst durch das Tâmega-Tal und zieht dann hinauf ins Bergland der Serra de Leiranco und der Serra do Larouco. Bei Gralhos bogen wir auf die Straße 308 ab, die uns an verschiedenen Stauseen entlang in den Parque Nacional da Peneda-Gerês führte. Der bislang einzige Nationalpark Portugals wurde 1971 etabliert und schützt ein Gebiet von 70.000 km² wenig erschlossenen Berglandes an der Grenze zu Spanien. Leider fing es ausgerechnet hier an zu regnen, so dass die zum Teil wirklich eindrucksvollen Ausblicke erheblich getrübt waren. Bei Padrões erreichten wir nach 35 anstrengenden aber lohnenden Kilometern wieder die Hauptstrasse. Südöstlich von Braga fuhren wir auf die bewaldeten Höhen der Monte da Falperra, eine in alten Zeiten angeblich durch Räuber und Wegelagerer unsicher gemachte Gegend. Hier steht die Kirche Santa Maria Madalena da Falperra. Die Barockkirche, zu der eine Freitreppe hinaufführt, entstand im 18. Jahrhundert. Ganz in der Nähe liegt auch die berühmte Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte, eine der beliebtesten Pilgerstätten Portugals. Auf einer etwa 400 m hoch liegenden, dicht bewaldeten Anhöhe erhebt sich der neoklassizistische Kirchenbau, der im 19. Jahrhundert fertig gestellt wurde. Ein dreidimensionales Altarbild der Kreuzigungsszene beherrscht das Innere der Kirche. Fast noch beeindruckender als die Kirche selbst ist die gigantische Treppenanlage, die in schier endlosen Stufen, die manche Pilger auf Knien erklimmen, hinauf zum Kirchenportal führt. Von hier oben bietet sich ein herrlicher Blick über das Umland von Braga. Im Stadtzentrum von Braga fanden wir bei einem Shopping Center einen Parkplatz und stärkten uns im Food Court mit einer Pizza und einem leckeren Eis. Als wir wieder zum Auto gehen wollten goss es wie aus Eimern. Das schlechte Wetter schien sich damit abgeregnet zu haben und als wir Braga verließen klarte es langsam auf. Wir fuhren weiter bis nach Ponte de Lima, wo wir im Hotel Império do Minho (60 €) ein Zimmer bezogen. Wahrzeichen und Namensgeber des kleinen Marktstädtchens am Rio Lima ist die gotische Flussbrücke, die auf römischen Fundamenten ruht. Im alten Ortskern säumen schöne Patrizierhäuser aus dem 16. Jahrhundert die Gassen und Plätze.

Samstag, 26.03.05

Nach einem kurzen Spaziergang an der Promenade von Ponte de Lima überquerten wir den Fluss auf der neuen Brücke und folgten der N 202 am Nordufer des Rio Lima bis zu dessen Mündung in den Atlantik bei Viana do Castelo. Damit hatten wir die Costa Verde, die „Grüne Küste“, erreicht, wie die Atlantikküste von Porto bis zur spanischen Grenze heißt. Die gesamte Küste ist ein fast ununterbrochener Sandstrand mit Dünen und einem Saum aus Pinienwäldern. Leider ist in letzter Zeit eine Bebauungswelle über sie geschwappt und teilweise grauenvolle „Bettenburgen“ verschandeln die Landschaft. Bei Esposende nutzten wir die Gelegenheit für einen ausgiebigen Strandspaziergang bei starkem Wind und gewaltiger Brandung. Mit Póvoa de Varzim und Vila do Conde erreichten wir das touristischen Zentrum der Costa Verde Region. In einem Factory Outlet haben wir etwas gegessen und uns dann auf kleinen küstennahen Nebenstraßen bis nach Porto „geschlichen“. Die Fahrt in die Stadt entlang der sturmumtosten Atlantikküste und dem Nordufer des Rio Douro hat uns sehr gut gefallen. In Villa Nova de Gaia am südlichen Flussufer fanden wir in der Quinta S. Salvador (85 €) eine sehr schöne stilvolle Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Den wohl schönsten Blick auf den Rio Douro und Porto, die zweitgrößte Stadt Portugals, hatten vom Platz vor dem Kloster Nossa Senhora de Serra do Pilar. Über steile Gassen stiegen wir zum Flussufer hinunter, wo sich entlang der Avenida Diogo Leite die großen Lagerhäuser der bekanntesten Portweinkellereien befinden. Wir spazierten an der Promenade entlang, genossen den Blick auf Porto und schlossen uns in der Kellerei Calem einer Führung mit anschließender Portweinprobe an. Leicht angedudelt vom süßen Wein nahmen wir uns für den Rückweg zum Hotel ein Taxi. Die eigentliche Besichtigung Portos haben wir uns für morgen vorgenommen.

Sonntag, 27.03.05 (Ostersonntag)

In der Nacht stellte sich heraus, dass es auch Nachteile hat in einem alten, herrschaftlichen Gemäuer zu übernachten: Das Bett war nicht nur sehr hart, es knarrte auch noch bei jeder Bewegung, so dass die Nach dementsprechend unruhig war. Dazu gesellten sich dann am Morgen auch noch Probleme mit der Warmwasserbereitung, was einen recht erfrischenden Start in den Tag bedeutete. Nach dem Frühstück planten wir unsere Stadtbesichtigung in Porto. Portugals zweitgrößte Stadt ist uralt: Von den Römern gegründet reichen die Spuren der Zivilisation bis 3.000 v. Chr. Zurück. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt etwas marode und heruntergekommen hat aber dennoch einen gewissen Charme. Mit einem Bus fuhren wir von Villa Nova de Gaia hinüber in die Altstadt von Porto. Am Praça da Batalha sahen wir uns die Kirche San Ildefonso an und gingen weiter zum Praça da Liberdade. Dieser weite Platz am unteren Ende der Renommierstraße Avenida dos Aliados ist das geschäftliche Zentrum Portos. An seinem nördlichen Ende wird der Platz vom Rathaus mit seinem 70 m hohen Glockenturm flankiert. Unsere nächste Station war die Kirche Igreja dos Clérigos, deren Glockenturm der höchste Kirchturm Portugals ist. Über 225 Stufen erklommen wir das Wahrzeichen Portos und genossen die Aussicht über die Altstadt und den Rio Douro bis hinüber nach Villa Nova de Gaia. Die Kathedrale Portos wurde im 12. Jahrhundert als Wehrkirche angelegt und thront auf dem höchsten Punkt des granitenen Altstadtfelsens. Trotz späterer Umbauten ist der massige Festungscharakter des Gründungsbaus in der Außenansicht erhalten geblieben. Mit einer Art Bergbahn, importiert aus der Schweiz, fuhren wir dann zum Rio Douro hinunter. An der Uferstraße Cais da Ribeira mit ihren leicht maroden aber dennoch hübschen bunten Häusern, haben wir in dem kleinen Restaurant Chez Lapin sehr lecker, allerdings auch nicht ganz billig, gegessen. Über die zentrale Brücke Ponte Dom Luís I erreichten wir schließlich wieder Villa Nova de Gaia. Hier spazierten wir noch einmal an der Uferstraße Avenida Diogo Leite entlang und schlossen uns in der Kellerei Vasconcellos einer weiteren Führung an, natürlich wieder mit anschließender Portweinprobe. Nach einem etwas anstrengenden Fußmarsch erreichten wir nach gut 7 Stunden ziemlich kaputt wieder unsere Unterkunft. Nach einer Verschnaufpause auf unserem Zimmer haben wir in der  sehr gemütlichen Kellerbar noch etwas Poolbillard gespielt und es uns dann gemütlich gemacht.

Montag, 28.03.05 (Ostermontag)

Das Bett war auch in der zweiten Nacht nicht das wahre Vergnügen, aber die Dusche hat dafür heute Morgen einwandfrei funktioniert. Wir verließen die Stadt über die Uferstraße Avenida Diogo Leite und folgten weiter dem Südufer des Rio Douro bis zum Atlantik. Auf kleinen Nebenstraßen blieben wir immer in der Nähe des Küste und nutzten in Salgueiros die Gelegenheit für einen Strandspaziergang. In Espinho trafen wir auf die Hauptstraße N 109, der wir in südlicher Richtung bis Aveiro folgten. In der von Kanälen durchzogenen, malerischen Altstadt fanden wir einen Parkplatz direkt am Canal Central. Hier liegen Ausflugsboote und die bunten Barcos moliceiros der Tangfischer direkt in der Stadt, was Aveiro auch den etwas übertriebenen Beinamen „Venedig des Südens“ eingebracht hat. Auf einem kleinen Spaziergang durch die Stadt sahen wir uns die Misericórdia Kirche an und gingen am Canal Central entlang. In einem chinesischen Restaurant wir gegessen und uns zum Nachtisch etwas Kuchen und die lokale Spezialität „Ovos Moles“, eine Creme aus Eiern und anderen Zutaten gekauft. Über die sehr gut ausgebaute IP 5 fuhren wir durch eine reizvolle Landschaft ins Hinterland. Unser Ziel war Guarda, das 1.100 m hoch am Nordrand der Serra da Estrela liegt und als die höchstgelegene Stadt Portugals gilt. Wir bezogen Quartier im neuen Hotel Van Guarda (70 €) unterhalb der Altstadt. Der einsetzende Regen verhinderte eine Erkundung der Stadt und so machten wir es uns in unserem schönen, modernen Zimmer gemütlich.

Dienstag, 29.03.05

Wir begannen den Tag mit einem Rundgang durch Guarda, bei dem wir uns die beiden erhaltenen Stadttore Porta de Estrela und Porta do Rei und die mächtige aus grauem Granitgestein errichtete Kathedrale ansahen. Hauptziel des heutigen Tages war jedoch die Serra da Estrela, Portugals höchstes Gebirge. Eiszeitgletscher haben das Granitmassiv von etwa 60 km Länge und 30 km Breite geformt und tiefe Täler ausgehobelt. Auf der Straße N 18-1 fuhren wir langsam in die Ausläufer der Serra da Estrela hinein. In der Nähe von Sameiro konnten wir einige Skifahrer auf einer Sommer-Skipiste mit eigenem Schlepplift beobachten. Für uns war es die erste Anlage dieser Art, die wir zu Gesicht bekommen haben. Von dem kleinen Ort Manteigas, der bereits auf 775 m Höhe liegt, führt die Straße N 338 am Rio Zêzere entlang aufwärts. Hier hatten wir auch noch einen schönen Blick zurück ins Tal und auf einige Gipfel, tief hängende Wolken verhinderten jedoch einen Blick auf das volle Bergpanorama. Schließlich fuhren wir selbst in diese Wolkenschicht hinein, die Sicht und die Temperatur nahmen rapide ab. Auf dem Gipfelplateau des höchsten Berges Portugals, des 1.993 m hohen Torre de Estrela, lag bei nur 2,5° C noch recht viel Schnee und die Sicht betrug kaum mehr als 50 m. Selbst bei diesen Witterungsbedingungen war die Fahrt schon beeindruckend, bei klarer Sicht muss es absolut grandios sein. Vorbei am Stausee Lagoa Comprida begannen wir den Abstieg in die tieferen Regionen. In dem kleinen Bergdorf Sabugueiro haben wir in einem Restaurant sehr lecker gegessen. Bei Seia erreichten wir die Straße N 17, der wir durch das weite Tal des Rio Mondego bis nach Coimbra folgten. Hier hatten wir zum ersten Mal Probleme eine Unterkunft zu finden. Unser erster Versuch in einem Ibis Hotel scheiterte, da das Hotel ausgebucht war. Durch den chaotischen Feierabendverkehr „kämpften“ wir uns durch die Stadt und wurden schließlich im Stadtteil Santa Clara auf der Westseite des Rio Mondego fündig. Im zur Best Western Kette gehörenden Hotel Dom Luís (64,50 €) bekamen wir noch ein Zimmer. Vom Hotel aus hatten wir einen schönen Blick auf den Rio Mondego und die Altstadt von Coimbra, die von den Gebäuden der ältesten Universität Portugals beherrscht wird.

Mittwoch, 30.03.05

Wir begannen unseren Tag mit einem großen Schritt zurück in die Vergangenheit: Conímbriga, 15 km südöstlich von Coimbra, ist die größte bislang in Portugal ausgegrabene Römersiedlung. Spuren der ersten Besiedlung gehen bis auf das 9. Jahrhundert vor Christus zurück. Gut 800 Jahre später kamen die Römer und Conímbriga wurde zu einer wohlhabenden Stadt. Den komfortablen Standard der römischen Siedlung demonstrieren prächtige Mosaikfußböden, private Badeanlagen mit geheizten Pools, Fußbodenheizung und ein rekonstruierter Gartenhof mit Wasserspielen. Nach der Zerstörung durch die germanischen Invasoren der Völkerwanderungszeit im 5. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben. Um 1900 begannen die Ausgrabungen und bereits 1910 wurde Conímbriga zum nationalen Monument erklärt. Sehenswert ist auch das angeschlossene Museum, in dem Fundstücke wie Keramiken, Glasvasen, Münzen und Schmuckgegenstände ausgestellt werden. Für uns ging es dann wieder an die Atlantikküste, die bei Figueira da Foz an der Mündung des Rio Mondego erreichten. Vorbei an den breiten Sandstränden der Mondego Bucht fuhren wir an der Küste entlang bis zum Leuchtturm am Cabo Mondego. Auf dem Rückweg haben wir in einem Restaurant in der Bucht leckeren Fisch gegessen und einen ausgiebigen Strandspaziergang unternommen. Auf der N 109 fuhren wir südwärts bis nach Monte Redondo, wo wir in Richtung Küste abbogen. Auf einer küstennahen Nebenstrasse kamen wir durch schöne kleine Orte, in denen die Rege Bautätigkeit die zukünftige Entwicklung als Ferienorte erahnen ließ. In São Pedro de Moel sahen wir uns den schönen Leuchtturm an, der auf der Steilküste thront. In Nazaré trafen wir auf unsere Route, die wir vor drei Jahren zurückgelegt hatten. Nach einigem Suchen fanden wir im Hotel Praia (60 €) ein Zimmer für die Nacht und spazierten an der Strandpromenade entlang und genossen den Blick auf den Atlantik und die bizarren Klippen. Das ehemalige Fischerdorf hat zwar unter dem Massentourismus viel von seinem Charme verloren, aber für einen kurzen Stopp ist es immer noch sehr nett.

Donnerstag, 31.03.05

Wir verließen Nazaré auf der küstennahen Straße in südlicher Richtung. Am Straßenrand fielen uns einige Mohnblüten auf, die wir bei einem Fotostopp näher untersuchten. In São Martinho do Porto, das an einer kleinen aber tief ins Land greifenden Meeresbucht liegt, unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang. Unsere nächste Station war Óbidos, ein denkmalgeschütztes Städtchen am Fuße eines gewaltigen Castelos. Auf der Rua Direita, die von einem Stadttor zum anderen führt, schlenderten wir durch den zauberhaften Ort und bestaunten die malerischen Gässchen. Bei der Burg erklommen wir die Stadtmauer und genossen den Blick auf das wirklich traumhaft schöne Städtchen. Zu etwas überteuerten Touristenpreisen haben wir in einem kleinen Restaurant zu Mittag gegessen. Dann ging es weiter an die Küste, nach Peniche, einem ehemaligen Fischerdorf, das heute leider sehr touristisch ist. Sehenswert ist aber die raue Küstenlinie am Cabo Carvoeiro. In Richtung Lissabon folgten wir den Nebenstrassen, die in Küstennähe verlaufen. Dabei kamen wir auch durch den kleinen Ferienort Praia de Santa Cruz, wo wir uns in einem Cafe mit einem Espresso und einem Stück Kuchen stärkten. In Ericeira , einem sehr schönen Ort, in dem sich die Brandung des Atlantik an der Promenade des Ortes austobt, fanden wir im Vila Galé Hotel (105 €) ein Zimmer für die Nacht. Auch hier sind wir noch einmal ausgiebig spazieren gegangen, ehe wir es uns in unserem Zimmer gemütlich gemacht haben.

Freitag, 01.04.05

Bevor wir unsere Fahrt an der Küste fortsetzten unternahmen wir einen Abstecher ins Hinterland. In Marfa sahen wir uns eines der monumentalsten Bauwerke ganz Portugals, den Klosterpalast König Joãos V. an. Nach dreijähriger Planung wurde 1717 mit dem Bau begonnen, dessen Fassade 220 m lang ist. Bis zu 45.000 Künstler, Handwerker und Tagelöhner arbeiteten 18 Jahre lang an diesem wirklich gewaltigen Bauwerk. In Sintra einige Kilometer südlich, warfen wir einen Blick auf die beiden Königspaläste Palácio Nacional de Sintra (Palácio Real) und Palácio Nacional da Pena. Durch die bewaldeten Berghänge der Serra de Sintra ging es zurück an die Küste zum Cabo da Roca. Dieses felsige Kap markiert den westlichsten Punkt des europäischen Kontinents. Eine Gedenktafel weist auf diesen besonderen Umstand hin und ein sehr schöner Leuchtturm thront über dem tosenden Atlantik. Auf der Küstenstrasse fuhren wir dann in Richtung Lissabon weiter. In Cascais haben wir in einem Restaurant sehr leckere gebratene Sardinen gegessen und sind anschließend noch in dem belebten Ferienort spazieren gegangen. Auf der Weiterfahrt nach Lissabon kamen wir gleich an zwei der herausragenden Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Der Torre de Belém, eine ehemalige Festungsanlage, die die Mündung des Rio Tejo geschützt hat, ist heute das Wahrzeichen der Stadt.  Nur wenige Meter weiter steht das Padrão dos Descubrimentos, das Denkmal der Entdeckungen. Pathetisch sind die Gesten und Haltung der überlebensgroßen Navigatoren, Soldaten und Missionare, die auf einem stilisierten Schiffsbug ihrem Anführer, Heinrich dem Seefahrer, folgen. Sehr schön ist neben dem Denkmal selbst auch die Lage am Tejo-Ufer und der Blick auf die Ponte 25 de Abril. Von hier aus ging es dann mitten hinein in das Gewühle der Stadt. Zu unserer Überraschung sahen wir im Hafen von Lissabon nicht nur das „Traumschiff“, die MS Deutschland sondern auch das deutsche Segelschulschiff, die Gorch Fock. Wie schon vor drei Jahren brauchten wir recht lange, bis wir unser vorgebuchtes Hotel, das Mundial, gefunden hatten. Es liegt nicht nur sehr zentral, sondern verfügt auch über ein Parkhaus, was bei den überfüllten Strassen ein echtes Plus ist. Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten erkundeten wir die Umgebung des Hotels und spazierten um den Rossio, den zentralen Platz Lissabons. Morgen geht es dann so richtig los mit der Stadtbesichtigung.

Samstag, 02.04.05

Heute mussten wir unser Programm dem Wetter anpassen – es hat den ganzen Tag geregnet, teilweise wie aus Eimern geschüttet. Wir mussten uns also auf Ziele beschränken, die den Aufenthalt im Inneren ermöglichen. Nachdem wir uns eine Zwei-Tages-Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel beschafft hatten, fuhren wir mit der Straßenbahn Nummer 15 noch einmal nach Belém. Diesmal war das Mosteiro dos Jerónimos, das Hieronimuskloster, unser Ziel. König Manuel I. gründete die Abtei aus Dankbarkeit über die glückliche und erfolgreiche Rückkehr Vasco da Gamas von seiner Aufsehen erregenden ersten Entdeckungsfahrt nach Indien. Das herausragende Prunkstück der Klosteranlage ist ihr einmaliger manuelinischer Kreuzgang. Das zweistöckige, äußerst harmonische Geviert hat eine Seitenlänge von 55 m. Als wir in der Kirche waren begann ein Organist mit seinem Spiel, was den Besuch eine besondere Note gegeben hat. Als wir vom Kreuzgang aus auf die Empore der Kirche kamen, erkannten wir auch den Grund für die Übungsstunde des Organisten – er hat sich auf eine Hochzeit vorbereitet. Wir fuhren mit der Straßenbahn zurück und haben in einem kleinen Restaurant am Praça da Figueira Mittag gegessen. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel machten wir uns noch einmal auf den Weg, diesmal mit der U-Bahn. Wir sahen uns die umfangreiche und qualitativ hochwertige Gemälde- und kunstgewerbliche Sammlung des Museu Calouste Gulbenkian an, das als das bedeutendste Kunstmuseum Portugals gilt. Der aus Armenien stammende Ölmagnat Calouste Gulbenkian hat seinem Gastland zum Dank für Exil- und Steuerkonzessionen seine Kunstsammlungen und den Löwenanteil seines immensen Vermögens in Form einer Kulturstiftung vermacht. Uns hat die Ausstellung sehr gut gefallen. Nach einem kurzen Besuch im Einkaufszentrum El Corte Inglés fuhren wir zum Hotel zurück und machten es uns gemütlich. Hoffentlich ist uns das Wetter morgen etwas gnädiger gestimmt.

Sonntag, 03.04.05

Zu unserer eigenen Überraschung hatte sich das Wetter tatsächlich beruhigt und der neue Tag begrüßte uns mit leicht bewölktem blauem Himmel. Auf dem Praça da Figueira bestiegen wir einen Bus der Linie 37, der uns durch die engen Gassen der Alfama zum Castelo de São Jorge hinauf brachte. Die älteste Siedlungsstelle Lissabons ist zugleich ihr schönster Aussichtspunkt. In prähistorischer Zeit Fluchtburg, wurde sie unter den Römern zum Kastell umgebaut. Von den Mauren wurde der Bau ab 714 wesentlich erweitert und von Alfonso Henriques nach der Eroberung der Stadt 1147 zum Königspalast ausgebaut. Erst 1511 zog der Hof in eine neue Residenz an der heutigen Praça do Comércio. Danach diente die Burg als Archiv, Waffenlager und Gefängnis. Der Blick über die Stadt und den Rio Tejo ist vom Kastell aus einfach grandios. Eine Multimedia-Show gibt zudem einen Einblick in die Geschichte Portugals und Lissabons. Zu Fuß stiegen wir zum Aussichtspunkt Miradouro da Santa Luzia hinab und bestiegen dort die alte Straßenbahn Elétrico Nr. 28, die in einer Schleife durch die Innenstadt fährt. In der Alfama, dem ältesten Viertel der Stadt, sind die Gassen zum Teil so eng, dass man jeden Moment glaubt, die Straßenbahn bleibt stecken. An der Haltestelle Martim Moniz, direkt vor unserem Hotel, stiegen wir aus und gingen für eine Mittagspause ins Hotel. Im zu unserem Hotel gehörenden Restaurant „Varanda de Lisboa“ haben wir sehr vornehm (und teuer) zu Mittag gegessen. Vom 8. Stock aus hatten wir dabei einen schönen Blick auf die Baixa, die Unterstadt. Am Nachmittag ging es dann noch einmal los. Über den Praça da Figueira und die Rua Augusta spazierten wir durch den Triumphbogen auf den Praça do Comércio, einen großen Platz, in dessen Mitte ein barockes Reiterdenkmal von König José I. thront. Hier bestiegen wir einen Bus, der uns in die Bairro Alto, die Oberstadt brachte. Unser Ziel hier war der Aussichtspunkt Miradouro de São Pedro de Alcântara, der sich in einem kleinen Park befindet. Der Blick schweift über die Unterstadt Baixa bis zum gegenüberliegenden Hügel mit dem Castelo de São Jorge. Wir spazierten in die Rua Garrett, wo wir uns in dem sehr hübschen Traditionscafé „A Brasileira“ mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen stärkten. Von hier aus fuhren wir mit der alten Straßenbahn Elétrico Nr. 28 in die Innenstadt zurück. Die Bahn war gerammelt voll und als ein Taschendieb auf frischer Tat ertappt wurde kochte die Stimmung richtig hoch. Trotz des beherzten Eingreifens einiger Passagiere gelang dem Dieb die Flucht, sein vermeintlicher Komplize wurde jedoch festgehalten. Auch an meiner Bauchtasche war der Reißverschluss geöffnet worden, es fehlte jedoch nichts. An der Kathedrale wurde der Komplize der Polizei übergeben und auch wir hatten genug und verließen die Straßenbahn. In der Kathedrale wurde gerade ein Gedenkgottesdienst für den gestern verstorbenen Pabst Johannes Paul II. abgehalten und es herrschte das absolute Verkehrschaos. Wir spazierten durch die engen Gassen der Alfama in Richtung Rossio, dem zentralen Platz Lissabons. Auf dem Rossio, der offiziell Praça Dom Pedro IV. heißt, fanden früher öffentlicher Ketzerverbrennungen und Stierkämpfe statt. Heute zieren zwei Springbrunnen und eine Statue des offiziellen Namensgebers den Platz, der auf der Nordseite  von Teatro Nacional begrenzt wird. Über den Praça da Figueira gingen wir zum Hotel zurück.

Montag, 04.04.05

Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten gingen wir noch einmal in die Stadt. Vorbei an der beeindruckenden Fassade des Estação do Rossio erreichten wir die Avenida da Liberdade, die Prachtstrasse Lissabons. Über den Rossio und den Praça da Figueira gingen wir zum Hotel zurück. Nach einer kurzen Rast machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, den wir ohne Probleme fanden. Die Rückgabe des Mietwagens verlief reibungslos, er hatte uns 1.991 km durch Portugal gefahren. Auch unser zweiter Aufenthat in Portugal hat uns sehr gefallen, aber jetzt ist es auch erst genug. Über Frankfurt ging es dann wieder zurück nach Hamburg, wo unser Auto auf uns wartete. Kurz vor Mitternacht waren wir dann schließlich wieder in Kiel.

 
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