Australien (Mär 2003 - Nov 2003)
 

Australien, der älteste Kontinent der Erde, wird seit mehr als 40.000 Jahren von den Aborigines bewohnt. Die Briten besiedelten es vor etwas über 200 Jahren, seitdem entwickelte sich der koloniale Vorposten zu einer Nation mit über 18 Millionen Einwohnern. Das abwechslungsreiche Australien erstreckt sich über eine Fläche von der Größe der USA oder des europäischen Kontinents. Es umfasst das trockene Outback, die Hochebenen der Great Dividing Range, die üppigen Wälder Tasmaniens, die Regenwälder und Korallenriffe des tropischen Nordens und fast 18.000 km Küste. Der Gebirgsrücken der Great Dividing Range zieht sich vom Südosten Queenslands bis nach Victoria hin und trennt den fruchtbaren Küstenstreifen vom trockenen und staubigen Landesinneren. Die Vegetation beherrschen etwa 500 verschiedene Eukalyptusarten. Australiens Fauna ist einzigartig. Es gibt vor allem Beuteltiere, zu den bekanntesten Vertretern zählen das Känguru und der Koalabär. Schnabeltier und Ameisenigel gehören zu den wenigen lebenden Vertretern der eierlegenden Säugetiere. Der von den Aboriginis nach Australien gebrachte Dingo gilt als einheimischer Hund. Australiens Frühzeit ist nirgendwo stärker gegenwärtig als in den riesigen Weiten, die als Outback bezeichnet werden. Das ehemals riesige Binnenmeer konservierte nach seiner Austrocknung Überreste früherer Lebewesen. Einige der Fossilien sind 350 Millionen Jahre alt – die ältesten auf der Erde bekannten Lebensformen.

Melbourne und Umgebung

John Batman, Sohn eines in Sydney inhaftierten Sträflings und Gründer Melbournes, ließ sich 1835 in dem heute als Port Phillip bekannten Gebiet nieder. Von den Kulin-Aborigines „kaufte“ er das Land rund um Port Phillip. In kaum mehr als zwei Jahrzehnten wurde aus einem Zeltlager eine Weltstadt. Heute ist Melbourne die zweitgrößte Stadt Australiens. Melbournes rapides Wachstum wurde in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts durch den enormen Zustrom an Einwanderen beschleunigt, die ihr Glück auf den riesigen Goldfeldern Victorias suchten. Viele Goldsucher beschlossen, in der Stadt zu bleiben, und bewirkten eine beispiellose Bevölkerungsexplosion. Ende des 19. Jahrhunderts war Melbourne das Industrie- und Finanzzentrum Australiens und bis 1927 auch Sitz des nationalen Parlaments, das dann nach Canberra verlegt wurde.

Auf dem Flug von Auckland nach Melbourne verkürzte der neue James Bond Film „Die Another Day“, den wir schon in Rotorua Anfang des Jahres im Kino gesehen hatten, die Flugzeit und genau pünktlich landeten wir in Melbourne . Diesmal konnten wir auch beide aufgegebenen Taschen in Empfang nehmen und völlig problemlos die Einwanderung und den Zoll hinter uns bringen. Auch die Mietwageübernahme bei Europcar war sehr zügig erledigt und wir bekamen einen größeren Wagen als wir eigentlich gemietet hatten. So machten uns mit einem recht neuen und riesigen Toyota Camry auf den Weg in die Stadt. Dank des im Auto bereitliegenden Stadtplans fanden wir den Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten, ohne Schwierigkeiten und konnten unterwegs auch noch ein paar Kleinigkeiten zum Essen einkaufen. Die Betreiber des Campingplatzes waren sehr freundlich und hilfsbereit und beantworteten geduldig unsere Fragen. Wir haben für die nächsten drei Nächte eine Cabin gemietet und es uns gemütlich gemacht.

Melbourne

Unser erstes Ziel in Melbourne war ein Supermarkt, damit wir uns wieder mit einem Grundstock an Nahrungsmitteln versorgen konnten. Nachdem das erledigt und alle Sachen in der Cabin verstaut waren, haben wir die netten Leute vom Campingplatz mit weiteren Fragen belästigt: So erfuhren wir wo wir eine Zulassung für unser Auto bekommen können und wer die TÜV-Abnahme durchführen kann. Aus einem Telfonbuch entnahmen wir die Adressen Läden, die mit Künstlerbedarf und Didgeridoos handeln, denn Geli geht langsam ihr Aquarellpapier aus und ich möchte mir ein Didge kaufen. Wir haben die Cabin noch für eine weitere Nacht gebucht, damit wir am Montag noch in aller Ruhe einige organisatorische Dinge für den Import und die Zulassung des Autos regeln können. In einem nicht weit vom Campingplatz entfernten Shoppingcenter versuchten wir zudem einen neuen Akku für unser Handy zu bekommen, denn der jetzige ist ziemlich am Ende. Wie schon in Neuseeland, so sagte man uns auch hier, dass Akkus für ältere Modelle nicht mehr zu bekommen seien. So erkundigten wir uns nach neuen Handys und wurden von einem netten und kompetenten Verkäufer auch sehr gut beraten. Da wir uns aus dem Internet schon die deutschen Preise für einige in Frage kommenden Modelle beschafft hatten, konnten wir auch direkt vergleichen. Waren die Telefone in Neuseeland noch deutlich teurer als in Deutschland, so sind sie hier in Australien sogar etwas günstiger. Zurück in unser Cabin suchten wir dann noch im Stadtplan nach den Adressen der herausgesuchten Läden und beschlossen uns zwei der Handys morgen noch genauer anzusehen.

Zunächst ging es also noch einmal zum Shoppingcenter, wo wir ein Nokia und ein Siemens Handy näher unter die Lupe nahmen. Nach einigen Tests entschieden wir uns für das Gerät von Nokia zuzüglich eines Autoladegeräts und einer Tasche. Der sehr nette Verkäufer machte uns dann für alles zusammen einen wirklich sehr guten Preis, der deutlich unter dem deutschen Preis lag, den wir über das Internet ermittelt hatten. Wir kauften dann auch noch eine Pre-Paid Telefonkarte für das alte Handy, so dass wir unter einer australischen Nummer erreichbar sind.

So ausgerüstet machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. In der Nähe des Queen Victoria Markets fanden wir mit Glück noch einen Parkplatz, denn dieser seit über 100 Jahren stattfindende Markt gehört zu den Hauptattraktionen von Melbourne. In einem Laden für Aboriginal Arts, der am Rande des Marktes liegt und uns vom Campingplatz empfohlen wurde, habe ich einige Didgeridoos ausprobiert und für „nur“ 95 AUD ein unbemaltes Didge mit einem hervorragenden Klang bekommen. Der eigentliche Victoria Market hat uns dann nicht so gut gefallen und wir machten uns auf den Weg in den Süden der Stadt, wo wir uns den St Kilda Art & Craft Market ansehen wollten. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch den Albert Park und wunderten uns zunächst über die vielen Absperrungen und Reifenstapel die überall herumlagen. Zuerst wurde uns klar, dass hier wohl ein Rennen stattgefunden haben musste, schließlich viel dann der Groschen: Wir befanden uns auf der Formel 1 Rennstrecke des Großen Preises von Australien, der vor 14 Tagen ausgetragen worden war. Leider konnten wir aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzungen die Strecke nicht so ausfahren wie Schumi & Co. Auch in St Kilda war sehr viel los, so dass wir nur noch einen Parkplatz in einen Parkhaus bekamen. Der Markt hat sehr viel besser gefallen, denn es dürfen nur vom Verkäufer selbst hergestellte Waren verkauft werden. Die Devil Sticks, die angeboten wurden, fanden wir dann aber nicht so gut aber es war sehr interessant sich die verschiedenen kunstgewerblichen Artikel  anzusehen. Außerdem ist die Lage dieses Marktes entlang der „Esplanade“ mit Blick auf die Port Phillip Bay wirklich sehr schön. In einem Cafe in der Fitzroy Street stärkten wir uns mit einem Cappuccino und einem Stück Kuchen, ehe wir unsere Rundreise durch Melbourne fortsetzten.

Wir sahen uns einen VW-Händler an, der auch Nutzfahrzeuge vertreibt und bei dem wir eine Inspektion lassen machen wollen und fuhren dann zu einem Campingplatz im Westen der Stadt. Dieser verfügt über die gleichen Cabins, ist etwas günstiger, liegt direkt neben einem Supermarkt und verfügt ebenfalls über eine sehr gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier werden wir „einziehen“, wenn wir den Mietwagen abgegeben haben und noch auf den Roadrunner warten müssen. Gegen 18:00 Uhr, nach einem fast achtstündigen Arbeitstag, waren wir wieder auf dem Campingplatz.

Ein weiterer Arbeitstag stand bevor: Noch vom Campingplatz aus riefen wir bei dem Versicherungsmakler an, bei dem wir die Police der, über den Campingclub abgeschlossenen Versicherung für unser Auto abholen sollen. Er musste zunächst unsere Daten überprüfen und wollte zurückrufen. So kam unsere australische Handy-Nummer erstmals zum Einsatz. Der Anruf im Büro von Deugro ergab, dass dort unser Carnet zur Vorbereitung der Abwicklung benötigt wird und wir haben deshalb für heute noch ein Treffen vereinbart. Als wir gerade losfahren wollten, rief der Versicherungsmakler an und sagte uns, dass wir die Police morgen abholen können. Wir fuhren dann einem Büro von „vic roads“, einer Art Zulassungsstelle für den Bundesstaat Victoria. Es stellte sich heraus, das wir nur den Beitrag für eine obligatorische Versicherung, die Schäden gegenüber Dritten abdeckt, zu entrichten haben, eine explizite Registrierung oder TÜV-Abnahme ist in Victoria für ausländische Autos nicht erforderlich. Damit war also dieser Teil der bürokratischen Vorbereitungen sehr schnell und völlig unproblematisch erledigt.

Im Büro von Deugro gaben wir unser Carnet ab und füllten die Formblätter für die Zollbehörden aus. Marry, die unseren Fall bearbeitet wird sich jetzt um alle Formalitäten kümmern und wir müssen  nur noch zu einem vereinbarten Zeitpunkt am Hafen erscheinen und hoffen, dass keine weitere Reinigung oder Ausräucherung des Autos erforderlich wird. Wir fuhren dann weiter in die Innenstadt, wo Geli sich neue Aquarellblöcke gekauft hat, wir mit Europcar eine neue Abgabestation in der Nähe des Campingplatzes westlich der Stadt, den wir uns gestern angesehen hatten, vereinbart. So können wir für die letzten Tage ganz auf einen Mietwagen verzichten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren. Bei „World Expeditions“, dem einzigen Veranstalter, bei dem man die Teilnahme am Garma-Festival, einem Aboriginal-Festival im Arnhem Land buchen kann, holten wir uns Informationen dazu ab. Zwei Dinge stören uns im Moment noch sehr an diesem an sich sehr reizvollen Festival: Zum einen der Preis, der sich exklusive Anreise für 5 Tage auf 1.650 AUD pro Person beläuft, so dass wir mit Kosten von insgesamt fast 4.000 Dollar rechnen müssen. Zum anderen der Termin: Das Festival findet in diesem Jahr vom 08.-12.08 statt und wir müssen uns festlegen zu diesem Termin in Cairns oder Darwin zu sein, da nur von dort aus Flüge in die Nähe des Veranstaltungsortes angeboten werden. Wir werden uns in den nächsten Tagen überlegen, ob wir das machen wollen oder nicht.

Ich habe mir dann noch in einem Laden weitere Didgeridoos angesehen, die aber qualitativ nicht so gut waren. Dafür konnte ich eine schöne Tasche für das bereits gekaufte Didge bekommen. Nach etlichen Kilometern Fußmarsch durch die Innenstadt fuhren wir zurück zum Campingplatz, wo wir auf einen VW-T4 mit Aufstelldach aus Deutschland trafen und uns kurz mit den Besitzern unterhalten haben.

An unserem vorerst letzten Tag in Melbourne fuhren wir zunächst zu einem Büro des Royal Automobile Club of Victoria (RACV), wo wir nach Vorlage unseres ADAC-Mitgliedsausweises sehr gutes kostenloses Kartenmaterial bekamen. Danach holten wir bei dem Versicherungsmakler unsere Police ab und ich habe in einem Büro von „vic roads“ eine Parkgenehmigung für Gehbehinderte beantragt. Diese soll mir in der nächsten Woche an die angegebene Campingplatz Adresse geschickt werden. Nach diesen, vorerst letzten organisatorischen „Arbeiten“ verließen wir Melbourne in südöstlicher Richtung.

Über den Princes und den South Gippsland Highway fuhren wir bis nach Tarwin  und bogen dann ab in Richtung Küste. In Venus Bay  mieteten wir uns für die nächste beide Nächte wieder eine Cabin, von der aus wir den Cape Liptrap Coastal Park und den Wilsons Promontory National Park erkunden wollen. Nach dem Abendessen spazierten wir vom Campingplatz an den herrlichen Strand von Venus Bay. Auf dem Weg dorthin konnten wir einen Fuchs und ein Känguru beobachten. Es ist schön dem gewaltigen Straßengewirr der Metropolitan Area von Melbourne entronnen zu sein und wieder mehr Natur zu spüren. Wir vermissen unseren Roadrunner und können es kaum noch erwarten endlich wieder richtig unterwegs zu sein, ohne die lästige Suche nach einer passenden Unterkunft.

Wilsons Promontory National Park

An unserem ersten richtigen Urlaubstag in Australien machten wir uns auf den Weg zum Wilsons Promontory National Park . „The Prom“, wie der Nationalpark kurz aber liebevoll genannt wird, nimmt die ganze Halbinsel an der äußersten Südspitze des australischen Festlands ein. Landschaftlich bietet er für jeden Geschmack etwas: Sanddünen und Badestrände, Salzmarschen und Sümpfe, mit Granitfelsen besetzte Berge, dichte Eukalyptuswälder und schattige Täler mit eindrucksvollen Baumfarnen. Die Tiere des Parks sind Besucher gewöhnt. Graue Riesenkängurus, elegante und manchmal aufdringlich um Futter bettelnde Emus und – in der Dämmerung – dicke, gemütliche Wombats lassen sich aus nächster Nähe beobachten. An den Parkplätzen betteln zahlreiche farbenprächtige Rosella – Sittiche – um Futter. Die Straße führt zum Nationalparkzentrum bei Tidal River und endet ein Stückchen weiter beim Parkplatz Mt. Oberon.

Hier begannen wir mit dem 3,4 km langen Aufstieg auf den 558 m hohen Mt. Oberon. Nach etwa einer Stunde hatten wir den Gipfel erreicht und genossen die spektakuläre Aussicht auf die Norman Bay und Squeaky Beach. In Tidal River sahen wir uns das Visitor Centre an und stärkten uns mit einem leckeren Eis. Am Parkplatz an der Whisky Bay haben wir ein wenig mit dem neuen Didgeridoo und den Devil´s Sticks gespielt, ehe wir den kurzen Weg zu diesem wunderschönen Strand gegangen sind. Der Wilsons Promontory National Park hat uns sehr gut gefallen und wir konnten Emus, Rosellas und ein Känguru beobachten.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz nahmen wir den Umweg über den Cape Liptrap Coastal Park . Dieser Park stellt die westlich des Wilsons Promontory gelegene Halbinsel unter Schutz. Unser Hauptziel war der Leuchtturm am Cape Liptrap. Bereits seit 1913 steht an dieser Stelle ein Leuchtturm, der zusammen mit vielen anderen die 19.312 km lange Küste Australiens für die Schifffahrt sicherer macht. 1951 wurde die ursprüngliche Stahlkonstruktion durch den heutigen Betonsockel ersetzt. Alle 15 Sekunden sendet der Leuchtturm sein Licht 34 km auf die Bass Strait hinaus. Der knapp 10 m hohe Leuchtturm steht auf einer Klippe gut 90 m über dem Meeresspiegel. Von hier aus fuhren wir zurück zum Campingplatz und erreichten etwas erschöpft wieder unsere Cabin.

Nachdem wir in Tarwin Lower  den fast leer gefahrenen Tank unseres Mietwagens auffüllen konnten, machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Phillip Island. Vorbei am Anderson Inlet erreichten wir in Inverloch  den Abzweiger zum Bunurong Marine Park. Eine kleine Nebenstraße führte uns entlang der wunderschönen Steilküste bis zum Cape Paterson. In Wonthaggi  stießen wir wieder die Hauptstasse. Rechtzeitig zur täglichen Fütterung der Pelikane durch die Fischereigenossenschaft kamen wir in San Remo  an. Um 11.30 Uhr werden einige Fische an die Schar hungriger Pelikane verfüttert, die sich nach Beendigung der Fütterung sofort wieder entlang der Küste verteilen.

Phillip Island

Auf Phillip Island  wollten wir auf einem Campingplatz eine Cabin für die nächsten beiden Nächte reservieren, was uns jedoch nicht gelang. Aufgrund eines Rennens zur Motorrad-Weltmeisterschaft, das an diesem Wochenende auf Phillip Island stattfand, war dieser Campingplatz bereits ausgebucht. Am Information Centre der Insel hat eine freundliche Mitarbeiterin für uns herumtelefoniert, und so bekamen wir im Beach Park Tourist Park dann doch noch eine Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, unternahmen wir eine kleine Inselrundfahrt. Berühmteste Attraktion von Phillip Island ist die Penguin Parade, bei der bis zu 4.000 Besucher die Zwergpinguine bei der abendlichen Rückkehr zu ihren Bruthöhlen beobachten. Das Ganze erschien uns zu sehr kommerzialisiert, so dass wir noch nicht sicher sind, ob wir uns das ansehen werden, zumal wir auf Neuseeland schon die Gelegenheit hatten, diese possierlichen Tierchen zu beobachten. Gelohnt hat sich auf jeden Fall der Besuch im Koala Conservation Centre, wo wir in einem Gebiet mit ursprünglicher Buschvegetation einige dieser Ikonen Australiens beobachten konnten. Der Treetop Boardwalk ermöglicht es dabei, den recht trägen Koalabären, die ansonsten in den Baumwipfeln nur schwer zu erkennen sind, etwas näher zu kommen. Wir hatten zudem das Glück, das einer der Koalas in einer kurzen Aktivitätsphase für uns eine richtige Show abzog und gerade zu für die Kameras posierte. Nachdem wir in Cowes , dem Hauptort der Insel, einige Lebensmittel eingekauft hatten, ging es zurück in unsere schöne Cabin.

Wir begannen unseren „Inseltag“ an den Nobbies, der südwestlichen Spitze von Phillip Island. Ein Plankenweg erschließt hier eine bizarre Küstenlinie mit herrlichen Ausblicken. Der Weg führt mitten durch eine Kolonie von Zwergpinguinen und wir entdeckten, dass einige der Tiere sich in der Mauser befinden und deshalb nicht zur Nahrungssuche auf das Meer hinaus können. Einige saßen in ihren Nisthöhlen, andere hatten unter dem Plankenweg ein wenig Schutz gesucht. An zwei Stellen konnten wir die aufgrund der Mauser zum Teil extrem zerzaust wirkenden Tiere aus nächster Nähe beobachten, ohne dass sie sich durch unsere Anwesenheit stören ließen. Zum Glück war nicht sehr viel los, so dass es nicht weiter auffiel, wenn wir bäuchlings auf dem Plankenweg liegend durch die Stufen des Weges schielten und diese niedlichen Tiere beobachteten. Erst nach zwei Stunden waren wir wieder am Auto und setzten unsere Inselfahrt fort. Der Pyramid Rock, eine pyramidenförmige Basaltformation im Süden der Insel, ist ebenfalls über einen Plankenweg zu erreichen. Die Aussichtsplattform am Ende des Weges bietet nicht nur einen schönen Ausblick auf den Pyramid Rock, sondern auf die gesamte Südküste von Phillip Island. Von hier aus fuhren wir nach Cowes, wo wir durch die Thompson Avenue schlenderten, uns mit einer viel zu großen Portion Fish & Chips stärkten und auf den Pier hinaus spazierten. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir faul in unser Cabin.

Bevor wir Phillip Island wieder verließen, fuhren wir zum Cape Woolamai, dem äußersten südöstlichen Zipfel der Insel. Hier befindet sich mit Woolamai Beach nicht nur einer der beliebtesten Surfstrände Australiens, auch das Kap selbst hat einiges zu bieten: Bizarre Granitklippen mit Formationen aus schwarzem Basalt, eine grandiose Küstenlinie und eine riesige Sturmtaucherkolonie. Verschiedene Wanderwege von 4 bis 8 km Länge bieten die Möglichkeit sich diese spektakuläre Halbinsel zu erwandern. Wir entschieden uns für den 4 km langen Weg zu den Pinnacles, einer rauen Felsformation an der Westküste des Cape Woolamai. Mit vielen Fotostopps, einer Pause an den Pinnacles und der Zeit, die wir die Surfer bei ihren waghalsigen Wellenritten beobachtet haben, benötigten wir für diesen schönen Spaziergang etwa 2 Stunden.

Nachdem wir eine kurze Strecke in Richtung Melbourne gefahren waren, bogen wir auf die Mornington Peninsula  ab. Diese Halbinsel trennt Port Phillip, den eigentlichen Hafen Melbournes und Western Port voneinander. Schon seit den 1870ern ist die Mornington Peninsula eine Urlaubsregion und Naherholungsgebiet für die Bewohner von Melbourne. Am Yachthafen von Hastings  machten wir eine kurze Pause und sahen uns die Schiffe an. Immer an der Ostküste entlang erreichten wir einige Kilometer westlich von Flinders  das Cape Schanck , den südlichsten Punkt der Halbinsel. Ein schöner Leuchtturm aus dem Jahr 1859 und der Ausblick auf das felsige Kap waren die Parkgebühr von 4 AUD allemal wert. In Sorrento , dem ältesten Ort der Halbinsel, stehen noch viele Häuser aus dem 19. Jahrhundert und der Ort hat ein besonderes, maritimes Flair. Von hier aus führt die Strasse direkt an der Port Phillip Bay entlang und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die herrlichen Sandstrände. Über Rosebud  und Mornington  erreichten wir schließlich Frankston , wo wir auf einem Campingplatz eine schöne, große Cabin bezogen.

Zurück in Melbourne

Von Frankston fuhren wir in die Innenstadt von Melbourne , wo wir direkt am Victorian Arts Centre einen Parkplatz fanden. Eine gute Stunde schlenderten wir über den Sunday Market, einen schönen Kunsthandwerkermarkt im Herzen der Stadt. Anschließend bewaffneten wir uns mit unseren Kameras und spazierten am Yarra River entlang. Die Promenaden an beiden Ufern bieten schöne Ausblicke auf die Skyline der zweitgrößten Stadt Australiens. Über die Princes Bridge gelangten wir zum Federation Square, Melbournes neuem, futuristisch gestaltetem Bürger- und Kulturzentrum. Hier sahen wir uns eine sehr interessante Fotoausstellung zum Thema zwischenmenschlicher Beziehungen an. Vorbei am Bahnhof in der Flinders Street kamen wir über eine Fußgängerbrücke wieder über den Yarra River und gingen auf der Southbank Promenade zum Auto zurück. Auf dem Campingplatz, wo wir schon die ersten Nächte verbracht hatten, bekamen wir wieder die gleiche Cabin zugeteilt.

Unseren vorerst letzten „Auto-Tag“ begannen wir mit einer Fahrt durch das Tal des Yarra River. Der Yarra Boulevard führte uns durch eine exklusive Wohngegend mit schönen Villen in hervorragender Lage. Einziger richtiger Programmpunkt für den heutigen Tag war das Melbourne Museum, angeblich das größte und innovativste Museum der südlichen Hemisphäre. Als wir gerade das riesige Gebäude betreten wollten, kamen zwei Frauen auf uns zu, fragten ob wir in das Museum wollen und schenkten uns zwei Karten. So haben wir die 30 Dollar für den Eintritt gespart. Der Schwerpunkt der verschiedenen Ausstellungen liegt auf der Vermittlung von Wissen und Interaktion. Bunjilaka heißt der Bereich, der sich mit der Aboriginal Kunst und Kultur auseinandersetzt, die Forest Gallery führt die Besucher in einen Bergwald Victorias mit 120 verschienen Pflanzenarten und 20 unterschiedlichen Tierspezies. In der Australia Gallery geht es um die Geschichte Victorias und der Region Melbourne mit einem Ausblick in die Zukunft. Die Mind and Body Gallery widmet sich dem menschlichen Verstand und Körper und weitere Abteilungen führen in die Welt der Dinosaurier und geben einen Einblick in die Wissenschaft und die Computertechnologie. Wir waren etwa drei Stunden in diesem wirklich empfehlenswerten Museum unterwegs und es hat uns sehr gut gefallen.

Von der Innenstadt fuhren wir dann zu dem im Westen der Stadt gelegenen Campingplatz, auf dem wir eine Cabin für die nächsten vier Nächte reserviert haben. Bevor wir unser Quartier bezogen, tätigten wir noch einen Großeinkauf im direkt nebenan gelegenen Supermarkt. Nachdem wir dann alles in der Cabin verstaut hatten, machten wir uns auf unsere vorerst letzte Fahrt in Melbourne, denn nachdem wir voll getankt hatten, gaben wir den Wagen in einer nahe gelegenen Europcar-Station ab und gingen zum Campingplatz zurück. In den vergangenen 10 Tagen haben wir 1.093 km in und um Melbourne zurückgelegt. In den nächsten Tagen werden wir nun auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Hoffentlich können wir unser Auto noch in dieser Woche aus dem Hafen bekommen und endlich unsere Reise im gewohnten Stil fortsetzen.

An unserem ersten autofreien Tag fuhren wir mit dem Bus in einer guten halben Stunde direkt vom Campingplatz in die Innenstadt. In einer Filiale von Kathmandu, dem größten Outdoor-Anbieter in Ozeanien, wurden wir Opfer des „Easter Clearance Sale“. So haben wir ein paar Sachen gekauft, die wir eigentlich nicht unbedingt brauchten, aber dabei ordentlich gespart. Wir fanden dann aber auch noch das, was wir haben wollten: Einen aktuellen Straßenatlas von Australien und ein Bestimmungsbuch für die australische Vogelwelt. Dann wollten wir in einem Internet-Cafe unsere Homepage aktualisieren, was sich jedoch als sehr schwieriges Unterfangen herausstellte: Im ersten Internet-Cafe, mehr eine schummerige Kellerbar, ging schon nach kurzer Zeit nichts mehr, technische Probleme verhinderten jegliche Verbindung zur Außenwelt. Im nächsten funktionierten dann zwar die PCs, aber die Verbindung war sehr langsam und wurde auch gelegentlich unterbrochen. So wurde es zur reinsten Geduldsprobe und wir brauchten zweieinhalb Stunden, bis wir die Daten aufgespielt hatten. Mit der kostenlosen City Circle Tram fuhren wir in einem Halbkreis um die Innenstadt herum und wollten auf dem Victoria Market etwas essen. Im Rahmen des Melbourne Food and Wine Festivals sollten dort asiatische Spezialitäten angeboten werden. Als wir dort ankamen war man jedoch noch am aufbauen, erst ab 18:00 Uhr sollte es etwas zu essen geben. So fuhren wir mit dem Bus zurück zum Campingplatz und machten es uns gemütlich.

Am nächsten Tag waren wir faul: Mit dem Bus fuhren wir zum Highpoint Shopping Centre, einem der größten in Victoria, in einen benachbarten Stadtteil und gingen als erstes zu dem in den Komplex integrierten Kino-Center. Hier sahen wir uns den Musical-Film „Chicago“ mit Renée Zellweger, Catherine Zeta-Jones und Richard Gere an, der bei der diesjährigen Oscar-Verleihung als bester Film 6 der begehrten Auszeichnungen bekam. Es gehrt dabei um die Geschichte einer Frau im Chicago der 1920er Jahre. Uns hat der Film, der wirklich schon mehr ein Musical ist, sehr gut gefallen. Anschließend stromerten wir durch das riesige Einkaufszentrum und stärkten uns in einem der Food-Courts mit einem leckeren chinesischen Gericht. Der restliche Nachmittag war dann mit „Hausarbeiten“, das heißt Einkaufen und Wäsche waschen auf dem Campingplatz ausgefüllt. Ein Anruf bei Deugro ergab noch keine neuen Erkenntnisse. Heute soll das Schiff mit unserem Roadrunner in Melbourne ankommen, hoffentlich können wir morgen die Abholung des Autos organisieren.

Per Bus und Straßenbahn fuhren wir zum IMAX-Theatre in die Innenstadt. Ausgerechnet heute wurde der Zeitplan umgestellt, so dass wir den Film „Australia Land beyond Time“ nicht sehen konnten, der er erst am Nachmittag auf dem Programm stand. Der Besuch der Melbourne International Flower and Garden Show, der angeblich größten Ausstellung dieser Art in der südlichen Hemisphäre, war dann ein weiterer Flop. Wir hatten eine Art Gartenschau mit schön angepflanzten Beeten erwartet, fanden aber stattdessen eine richtige Hobbygärtnermesse vor, für die wir eindeutig nicht die richtige Zielgruppe waren. Am schönsten war noch das Interieur des wunderschönen, 1880 erbauten Royal Exhibition Buildings, aber dafür war der Eintritt mit 17,50 AUD eindeutig zu hoch.

Mit der Straßenbahn fuhren wir dann zum anderen Ende der Stadt, wo sich in der Collins Street die Rialto Towers, die mit 253 m höchsten Bürogebäude der Südhalbkugel befinden. Im 55. Stock hat man vom Observation Deck einen phantastischen Ausblick auf Melbourne und seine Randgemeinden. Von hier aus habe ich noch einmal bei der Spedition angerufen, was eine weitere Enttäuschung gebracht hat. Das Schiff mit unserem Auto hat einen Tag Verspätung und kommt erst heute in Melbourne an, damit ist eine Auslieferung vor dem Wochenende nicht mehr möglich, da die Quarantäne-Behörde an Wochenenden keine Inspektionen vornimmt. So können wir unser Auto also frühestens am Montag bekommen und müssen hier noch ein paar weitere Tage mit Warten überbrücken, was nicht gerade unsere Stärke ist. Nett war dagegen der im Besuch des Observation Deck eingeschlossene Kurzfilm „Melbourne the Living City“, der binnen 20 Minuten die Hauptattraktionen Melbournes und Victorias eindrucksvoll präsentiert.

In einem Tasmanian Travel Centre, ebenfalls in der Collins Street gelegen, erwartete uns dann der nächste Schreck: Die Fähren nach Tasmanien, die über Nacht fahren, sind in der nächsten Woche aufgrund der bevorstehenden Osterferien schon sehr ausgebucht und zudem mit über 400 AUD pro Strecke nicht gerade billig. Wenn wir das Auto haben, werden wir noch einmal nachfragen und dann kurzfristig entscheiden, ob wir wie geplant nach Tasmanien fahren oder diesen Programmpunkt ausfallen lassen. In einem Internet-Cafe mit funktionierenden Rechnern und schneller Anbindung ans Netz haben wir unsere Konten abgeglichen und E-Mails gelesen und beantwortet. Mit dem Bus ging es dann zurück zum Campingplatz, wo wir unsere Unterkunft für weitere vier Nächte verlängert haben, was trotz starker Auslastung des Platzes über das Wochenende zum Glück noch geklappt hat.

Heute hat es dann mit dem IMAX-Theatre geklappt. Der Film „Australia Land beyond Time“ ist absolut sehenswert und jedem, der an Australien interessiert ist, nur zu empfehlen. Die Ankündigung, dass der Film Australiens verborgene Schönheit und die in dieser lebenden Kreaturen enthüllt und einen atemberaubenden Eindruck des Inselkontinents vermitteln wird, war nicht übertrieben. Uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen. Noch aus dem IMAX habe ich erneut versucht etwas zur Auslieferung unseres Autos zu erfahren, erneut wurde ich auf einen Rückruf vertröstet, der jedoch, genau wie die zuvor versprochenen, nicht stattfand.

Wir fuhren zur Staatsbibliothek von Victoria, die in einem wunderschönen Gebäude aus dem Jahr 1854 untergebracht ist. Dort suchten wir uns drei Bücher zum Thema „Jonglieren“ heraus und haben dann auch aus einem einige Seiten kopiert, um neue Anregungen für den Umgang mit unseren Devil Sticks und Jonglierbällen zu bekommen.

Als ich dann bei einem weiteren Anruf bei der von Deugro beauftragten Spedition erneut vertröstet wurde, es wurde wieder ein Rückruf versprochen, bin ich etwas sauer geworden. Ich habe dann bei Deugro angerufen und mich beschwert, dass scheinbar in unserer Angelegenheit absolut nichts unternommen wird. Es gab weder von Deugro noch von der Spedition einen Rückruf, so dass wir wohl am Montag noch einmal sehr deutlich werden müssen. Irgendwie kommen wir uns so langsam wirklich veralbert vor. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass schon irgendetwas für uns unternommen wurde und denke, dass wir auch am Montag keine Chance bekommen werden unser Auto abzuholen. Wahrscheinlich müssen wir schon froh sein, wenn wir den Wagen Ende nächster Woche haben – das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch eine absolut sinnlose Zeit- und Geldverschwendung. 

Per Bus und Straßenbahn fuhren wir zum Zoo von Melbourne. Der seit 1861 bestehende Tierpark ist der älteste seiner Art in Australien und der drittälteste in der Welt. Man hat die Gehege der 350 verschiedenen Tierarten jedoch fortlaufend modernisiert und ist von den Käfigen der frühen Zootage zu offenen Arealen mit Gräben anstatt Zäunen. Dennoch ist ein Zoobesuch für uns immer eine zweischneidige Angelegenheit: So gerne wir uns Tiere ansehen und sie beobachten – genauso bedauern wir auch diese Wesen, die zur Freude der Menschen ihrem natürlichen Lebensraum entrissen und ihrer Freiheit beraubt werden. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter war der Tag im Zoo aber auf jeden Fall ein schöner Zeitvertreib.

Unser „Sonntagsausflug“ führte uns einmal quer durch die Stadt. Wir begannen mit dem Federation Square, wo wir uns im Ian Potter Centre die Australische Sammlung der National Gallery of Victoria ansahen. Anschließend gingen wir noch einmal zum Sunday Market auf dem gegenüberliegenden Ufer des Yarra River. Da die Stände jedoch genau die gleichen waren, wie in der letzten Woche, war unser Besuch hier entsprechend kurz.

Mit einer völlig überfüllten Straßenbahn fuhren wir weiter nach St. Kilda. Diesmal war nicht der Art & Craft Market unser Hauptziel, sondern wir spazierten auf den, weit in die Port Phillip Bay hineinragenden, St. Kilda Pier hinaus und genossen das herrliche Wetter. Über die Promenade erreichten wir den Luna Park, einen bereits seit 1912 betriebenen Vergnügungspark mit nostalgisch wirkenden Fahrgeschäften.

Zurück in der Innenstadt wollten wir eigentlich noch eine Bootsfahrt auf dem Yarra River unternehmen aber für die interessanteren zweistündigen Fahrten war es uns mittlerweile schon zu spät, so dass wir diese Tour auf einen anderen Tag verschoben und zum Campingplatz zurückfuhren. Hoffentlich können wir morgen endlich etwas bezüglich der Auslieferung unseres Autos erreichen. Es ist ein sehr komisches Gefühl für uns mit dem Bus zweimal am Tag am Containerhafen vorbeizufahren, zu wissen dass unser Auto dort irgendwo auf uns wartet und immer noch die Ungewissheit zu haben, wann wir es aus dem Hafen herausbekommen.

Bei einem morgendlichen Telefonat mit Deugro gab man uns einen Termin für Morgen um 10:30 Uhr zur Übernahme des Wagens, der genaue Ort sollte im Laufe des Tages noch bekannt gegeben werden. So waren wir erst einmal zufrieden und genau das war wohl auch die Absicht dieser Mitteilung, denn wie sich später herausstellen sollte, hat man uns nur ein weiteres Mal an der Nase herumgeführt.

Wir fuhren zum Sunshine Plaza, einem Shopping Centre mit Kino und sahen uns den Film „Maid in Manhattan“ an. Eine schöne Romanze mit Jennifer Lopez als Zimmermädchen, das sich in einen Politiker verliebt. Für eine kurze Mittagspause kehrten wir in unsere Cabin zurück und machten uns danach noch einmal auf den Weg. Auf halbem Weg in die Innenstadt überprüften wir in zwei Geschäften die Möglichkeit Kohlensäure-Patronen für unseren Wasserbereiter zu bekommen. Es gibt hier wohl nur die kleineren Patronen aber immerhin können wir weiterhin unser Selterwasser selbst produzieren. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Jonglierübungen auf dem Campingplatz.

Kurz vor 17:00 Uhr erreichte uns dann eine SMS von Deugro, dass der Container nicht freigegeben ist und der Termin nicht stattfinden wird. Bei Deugro war niemand mehr zu erreichen und die andere Spedition erklärte uns dann, dass die Quarantänebehörde den Container ausräuchern lassen will, weil das Schiff angeblich über Neuguinea gekommen ist und alle Güter aus diesem Gebiet grundsätzlich ausgeräuchert werden. Der neue Termin soll jetzt am 09.03.03 um 10:00 Uhr stattfinden, wiederum an einem geheimen Ort, der erst kurzfristig bekannt gegeben werden. Wahrscheinlich ist auch dieses nur eine weitere Finte um uns hinzuhalten. Das Schlimme ist ja, das man diesen Machenschaften hilflos ausgeliefert ist, da man zur Abwicklung des Containerverkehrs auf einen Spediteur angewiesen ist.

Schon in der Nacht hatte es angefangen zu regnen und das Wetter hatte sich auch am Morgen noch nicht wieder beruhigt. Bei leichtem Nieselregen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo wir der im Lonely Planet Reiseführer beschriebenen Melbourne Walking Tour folgen wollten. Als wir den Bus verließen hatte der Regen auch schon aufgehört, so dass wir bei trockenem, allerdings trübem Wetter unseren Marsch durch die Stadt beginnen konnten. Im ersten Abschnitt der Tour geht es durch alte Arkaden und Shopping Malls aus dem 19. Jahrhundert. Vorbei an der Town Hall und verschiedenen Kirchen geht es weiter bis zur St. Patrick´s Cathedral, die wir uns allerdings nur noch aus der Ferne ansahen. Auch auf den restlichen Rundgang durch Chinatown verzichteten wir, da wir dort schon gewesen waren.

Wir waren schon auf dem Rückweg zu unserem Bus als Geli die glorreiche Idee hatte noch zu Deugro zu fahren und die morgige Übernahme des Autos abzuklären, ohne auf Anrufe angewiesen zu sein, die dann vielleicht doch nicht kommen. Wir haben mit unserem Besuch wohl auch für eine nicht so angenehme Überraschung gesorgt. Einige Dinge konnten immerhin geklärt werden: Das Schiff war tatsächlich über Neuguinea gefahren und alle Container werden aus diesem Grunde von Außen ausgeräuchert, um eventuell am Container haftende Schädlinge abzutöten. Dies geht jedoch nicht zu unseren Kosten und hat mit der Untersuchung des Autos nichts zu tun. Trotz der telefonischen Bemühungen in unserer Gegenwart war der Container dann nicht zu lokalisieren aber die von Deugro beauftragte Spedition hat den Termin für morgen noch einmal bestätigt und auch die Adresse mitgeteilt, wo wir uns um 10:00 Uhr zur Inspektion durch Zoll und Quarantänebehörde einzufinden haben. Mal sehen, ob der Container dann wirklich da und freigegeben ist.

Der nächste Tag war dann der bisherige Höhepunkt der Unfähigkeit und Planlosigkeit des sogenannten Custom-Broker gepaart mit der Unerfahrenheit der Deugro-Mitarbeiterin: Als wir bei der Firma ankamen, wo der Container geöffnet werden sollte, hatte man dort von diesem noch nichts gesehen, ja noch nicht einmal die nötigen Formalitäten waren erledigt. Dennoch hatte man die Quarantänebehörde ebenfalls zu diesem Termin bestellt. Man hatte uns also ein weiteres Mal so richtig vorgeführt. Wir machten uns daraufhin auf den Weg zum Zoll, um selbst herauszufinden, was wirklich Sache ist: Ein sehr netter und hilfsbereiter Mitarbeiter erklärte uns, dass der Zoll den Container bereits gestern Mittag freigegeben hatte, die Custom-Broker aber wohl nicht in der Lage waren, die nötigen Formalitäten mit der Reederei zu erledigen, so dass der Container immer noch im Hafen steht. Wir riefen daraufhin wieder bei Deugro an, wo man sich weiterhin kümmern wollte. Wir besuchten in der Zwischenzeit eine Camping- und Caravan Messe am Stadtrand von Melbourne und bekamen nach einem weiteren Anruf bei Deugro die Nachricht, dass die Inspektion des Autos nun am 11.04.03 stattfinden soll. Das heißt für uns zwei weitere vergeudete Tage und unnötige Kosten. Mal sehen was noch alles passiert, bis wir das Auto letztendlich bekommen werden.

Telefonate mit einem hilfsbereiten Mitarbeiter von Pestex haben bestätigt, dass der Container mit unserem Auto tatsächlich bei Pestex angekommen ist und die Termine mit Zoll und Quarantänebehörde abgemacht sind. Dann wird es wohl morgen endlich zur Inspektion und hoffentlich auch Freigabe des Autos kommen. Um den heutigen Tag noch halbwegs sinnvoll zu überbrücken, fuhren wir mit dem Bus zum Sunshine Plaza und sahen uns den Film „Johnny English“ mit Rowan Atkinson alias Mr. Bean als Geheimagent Ihrer Majestät an. Kein herausragender Film aber zwei Stunden nette Unterhaltung mit einigen guten Gags. Zu Fuß gingen wir die etwa 4 km zum Campingplatz zurück und machten uns dort einen faulen Nachmittag.

In der Nacht hatte es angefangen zu gießen und der Reger hatte auch am Morgen noch nicht nachgelassen. Wir saßen noch am Frühstückstisch als ein Anruf von Airmark, dem unzuverlässigen Custom Broker. Man fragte uns nach einer Faxnummer, da man uns dringend etwas zuschicken müsste. Wir dachten, dass es sich um Papiere handeln würde, die wir zur Übernahme des Wagens benötigen und gaben die Faxnummer des Campingplatzes an. Geli ist dann zum Office gegangen und fand dort die gefaxte Rechnung vor – damit waren sie also schnell und zuverlässig. Noch vom Campingplatz riefen wir bei Marry an und baten sie die Angelegenheit mit Airmark zu klären, da wir vereinbart hatten, alle Kosten bei Deugro zu bezahlen.

Per Bus fuhren wir zum Hafen und marschierten dann zur Übergabestation bei Pestex. Nachdem der Container geöffnet und das Auto „ausgepackt“ worden war habe ich es wieder selbst aus dem Container gefahren. Der Mitarbeiter der Quarantänebehörde hat den Roadrunner dann einer gründlichen Untersuchung unterzogen, sowohl von Außen als auch von Innen. Dank unserer hervorragenden Reinigungsarbeit hatte er keinen Grund zur Beanstandung. Der Zoll hat auch noch einmal genau überprüft, ob das im Carnet beschriebene Fahrzeug tatsächlich vor Ihnen steht und dann den nötigen Papierkram erledigt. Wir wollten schon losfahren als ein Mitarbeiter von Pestex uns sagte, dass wir das Auto noch nicht haben könnten, da wir die Rechnung bei Airmark noch nicht bezahlt hätten. Als ich ihm erklärte, dass wir diese erst vor kurz vor unserer Fahrt zur Übergabe bekommen hatten und gar keine Gelegenheit hatten sie zu bezahlen. Airmark hatte Pestex angewiesen das Auto nicht freizugeben. Ein weiterer Anruf bei Airmark klärte dann die Angelegenheit, Marry hatte inzwischen das Geld angewiesen und wir konnten fahren.

Wir machten uns auf den direkten Weg zum Büro von Deugro, ließen uns von Marry noch einmal die einzelnen Positionen der Rechnung erläutern und bezahlten schließlich die Zeche. Jetzt waren wir endlich frei – das Abenteuer Australien konnte beginnen. Auf dem Campingplatz begannen wir gleich mit dem Packen und ein paar Stunden später hatten wir wieder alles an seinem Platz, den Frischwassertank aufgefüllt und neue Pläne geschmiedet. Wir haben beschlossen Tasmanien, das wir eigentlich zuerst besuchen wollten an das Ende der Reise zu verschieben und stattdessen jetzt mit der Erkundung des „Mainlands“ anzufangen.

Im Süden Victorias

Der erste richtige Tag mit unserem Roadrunner in Australien begann mit einer radikalen Veränderung: Ich habe mir nach einigen Jahren wieder einmal den Vollbart abrasiert. So verjüngt machten wir uns bei herrlichem Wetter auf den Weg in den Südwesten Victorias, nachdem wir zwei Pakete mit belichteten Filmen, Büchern und anderen nicht mehr benötigten Dingen zu Freunden nach Deutschland geschickt hatten. Über Geelong , die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates erreichten wir die Bellarine Peninsula , die südwestliche Begrenzung der geschützten Port Phillip Bay. Aufgrund der herrlichen Strände und der nahe gelegenen, legendären Great Ocean Road ist die Halbinsel ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel der Bewohner Melbournes und Geelongs.

Am Strand von Portarlington  unternahmen wir einen kurzen Strandspaziergang und haben ein wenig Didgeridoo gespielt, endlich wieder einmal in freier Natur. Dabei war die Skyline von Melbourne am Nordende der Port Phillip Bay eine schöne Kulisse. In Queenscliff , einem schönen kleinen Ort im Süden der Halbinsel, fanden wir in der Nähe des Leuchtturms einen Stellplatz auf im örtlichen Recreation Reserve. Als wir uns häuslich einrichten wollten, bekamen wir ein Problem: Unser Aufstelldach ließ sich nicht aufstellen. Erst unter zur Hilfenahme eines Schraubenschlüssels bekamen wir es schließlich doch noch auf. Auf der Überfahrt von Neuseeland hatte sich wohl irgendetwas verklemmt. Nach dieser kurzen Störung richteten wir uns gemütlich ein und genossen es wieder so richtig unterwegs zu sein.

In der Nacht fing es an zu stürmen und der Regen prasselte nur so auf unser Auto. Das sorgte zwar für eine etwas unruhige Nacht aber dennoch haben wir uns gefreut wieder im Roadrunner zu übernachten. Das Wetter war dann auch am Morgen noch sehr durchwachsen, bedeckt und immer wieder mal ein Schauer. Für heute war das aber nicht so schlimm, da wir nur ein kurzes Programm vor uns hatten. Am Ortsrand von Queenscliff stießen wir auf einen recht großen Sunday Market mit allerlei Kunsthandwerk, Tand und Trödel aber auch frischem Obst und Gemüse. Nachdem wir uns die Stände in Ruhe angesehen und eine Schale mit frischen Erdbeeren gekauft hatten, fuhren wir weiter nach Point Lonsdale. Ein schöner Leuchtturm wacht hier über „The Rip“, die schmale Einfahrt in die Port Phillip Bay, die wegen der oft rauen Bass Strait und der heimtückischen Strudel als weltweit gefährlichster Zugang zu einer Bucht gilt. Leider waren die fotografischen Möglichkeiten aufgrund des trüben Wetters sehr eingeschränkt.

Die weißen Sandstrände von Point Lonsdale , Ocean Grove  und Barwon Heads  bilden die östlicher Verlängerung der offiziell in Torquay beginnenden, legendären Great Ocean Road. Sie erfreuen bei Wassersportlern aller Art, besonders aber die Surfern, sehr großer Beliebtheit. Wir nutzten den traumhaften Strand von Ocean Grove zu einem ausgiebigen Strandspaziergang. Nach zwei Wochen in der Großstadt war es einfach herrlich an diesem breiten Sandstrand und der rauen Brandung der Bass Strait entlang zu gehen. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, denn für die Dauer unseres Spaziergangs hat es nicht geregnet.

Nach einer kleinen Mittagspause fuhren wir über Barwon Heads zurück nach Geelong. Hier wollen wir morgen versuchen in einer VW-Werkstatt einen Ölwechsel und eine Überprüfung der Glühkerzen durchführen zu lassen. Ein Termin war am Freitag telefonisch nicht mehr zu bekommen aber vielleicht haben wir ja Glück und man kann uns irgendwie zwischenschieben. Im strömenden Regen haben wir noch ein paar Lebensmittel eingekauft und uns dann auf einem stadtnahen Campingplatz einquartiert. Den restlichen Nachmittag haben wir das schlechte Wetter ausgenutzt und einige Fotos auf unserem kleinen Drucker ausgedruckt. Trotz des Wetters ist es für uns einfach ein tolles Gefühl wieder ein richtiges,  rollendes Zuhause zu haben.

Am Abend bekamen wir noch einen Anruf von Romy und Peter, dem Schweizer Ehepaar, das wir in Auckland kennen gelernt hatten. Deren Verschiffung nach Sydney hat besser geklappt als bei uns, allerdings mussten sie ihren Wagen noch einmal reinige lassen. Auch Romy und Peter haben auf Tasmanien zunächst verzichtet und sind von Sydney aus nach Norden gefahren. Vielleicht klappt es noch mit einem Treffen, ehe die beiden ihren Wagen für ein paar Monate unterstellen, um den Sommer in der Schweiz zu verbringen.

Der VW-Händler in Geelong war völlig ausgebucht und hat uns an ein spezielles Van-Centre, vergleichbar mit unseren Nutzfahrzeuge-Zentren, in Werribee  verwiesen. Er hat sogar noch telefonisch angefragt, ob man uns dort heute bedienen kann. So fuhren wir also noch einmal etwa 40 km in Richtung Melbourne zurück. Wir fanden eine supermoderne VW-Niederlassung mit verglaster Werkstatt, so dass man die Mechaniker bei Ihrer Arbeit beobachten kann und einem „Wartezimmer“, dass eher an ein Hotelfoyer erinnerte. Nach knapp zwei Stunden war alles erledigt, allerdings konnte an den Glühkerzen nichts festgestellt werden, so dass unsere Kaltstartprobleme wohl noch eine andere Ursache haben müssen.

Great Ocean Road

Wir fuhren dann den gleichen Weg wieder zurück, durchquerten Geelong ein weiteres Mal und erreichten bei Torquay  den Beginn der 300 km langen Great Ocean Road, die zu den schönsten und spektakulärsten Küstenstrassen der Welt gehört und eine der Hauptattraktionen Australiens ist. Sie bietet über weite Strecken atemberaubende Küstenformationen, war aber lange Zeit auch bei den Seefahrern gefürchtet und viele zerschellten bei Sturm an der sogenannten „Shipwreck Coast“. Trotz des etwas launischen Wetters mit gelegentlichen Schauern war die Fahrt entlang der Küste von Anfang an ein Genuss. In der Nähe von Anglesea  hatten wir von einem Aussichtspunkt nicht nur einen schönen Blick auf die uns zu Füßen liegende Bucht sondern konnten auch noch einen doppelten Regenbogen erleben. In dem kleinen Ort Aireys Inlet  sahen wir uns den schönen, 30 m hohen Leuchtturm am Split Point an. Bereits seit 1891 ist an dieser Stelle, auf einer hohen Klippe oberhalb der stürmischen Bass Strait ein Leuchtfeuer in Betrieb. Leider erwischte uns hier mal wieder ein Schauer, so dass wir den Spaziergang schneller als geplant wieder abbrechen mussten.

In Lorne , einem schönen und auch noch recht gemütlichen Ferienort machten wir eine weitere Pause. Wir spazierten durch den Ort, konnten in einem Postamt gebührenfrei Traveller-Cheques eintauschen, die leider nicht so akzeptiert werden, wie wir es aus Nordamerika gewohnt sind und haben in einem Internet-Cafe Mails gelesen und beantwortet. Am Ortsrand von Lorne bietet der Teddys Lookout einen schönen Blick auf die Küste und einen kurzen Abschnitt der Great Ocean Road. Die Straße wird jetzt immer schmaler und verläuft sehr kurvenreich immer direkt am Wasser. In Wye River  fanden wir auf einem staatlichen Campingplatz direkt am Strand einen Platz für die Nacht.

Einem Tipp des Rangers folgend, der den Campingplatz betreibt, verließen wir in Kennett River  die Great Ocean Road und fuhren auf der unbefestigten Grey River Road in den Angahook-Lorne State Park  hinein. Hier konnten wir einige Kängurus und etwa 20 Koalas beobachten. Letztere hatten es sich in den Eukalyptusbäumen gemütlich gemacht und waren zum Teil nur schwer zu entdecken. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit, es regnete. Dennoch konnten wir einige der possierlichen Kerlchen fotografieren und Filmen und hatten nach über einer Stunde eine steifen Nacken.

Auf kurvenreicher Strecke ging es dann immer am Wasser weiter bis nach Apollo Bay . Hier verschafften wir uns zunächst vom Marriners Lookout einen Überblick über den kleinen Fischerort und Küste. Im Ort sahen wir uns das Visitor Centre an und haben uns bei der Fischereigenossenschaft mit frischem Fisch versorgt. Südlich von Apollo Bay verlässt die Great Ocean Road die Küste und führt in den Otway National Park , ein Refugium unberührten Regenwaldes. Der Maits Rest Rainforest Walk im Herzen des Parks führt mitten hinein in das kühl temperierte Dickicht aus Farnen und Eukalyptusriesen an der niederschlagreichen Südspitze des australischen Festlandes. Die Lighthouse Road, ein 12 km langer Abstecher von der Great Ocean Road, endet am Cape Otway , wo bereits seit 1848 ein Leuchtturm über die Einfahrt in die Bass Strait wacht. Der sehr schöne Turm, der älteste auf dem australischen Festland, kann sogar besichtigt werden und bietet eine grandiose Aussicht auf die raue Küste.

Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter bis nach Princetown , wo wir uns einen Stellplatz auf dem örtlichen Campground sicherten und dann zum Port Campbell National Park  weiterfuhren. Die Wind und Wetter gepeitschte Küste dieses kleinen Parks ist mit ihren Kalksteinklippen, mächtigen Felssäulen und tiefen Höhlen der spektakulärste Abschnitt der Great Ocean Road. Unser Ziel waren die Twelve Apostles, eine Gruppe von Felssäulen aus hartem Kalkstein, die dem Anbranden der Wellen bisher widerstanden haben. Hier erlebten wir mit zahlreichen anderen Touristen den Sonnenuntergang, der mit seinen schönen Lichtstimmungen der an sich schon grandiosen Kulisse die Krone aufsetzt. Nachdem die Sonne am Horizont verschwunden war konnten wir noch zwei Zwergpinguine beobachten, die sich mühsam ihren Weg durch die starke Brandung bahnten. Nach diesem erlebnisreichen Tag fuhren wir zum Campingplatz in Princetown zurück.

Der nächste Tag war voll und ganz dem Port Campbell National Park gewidmet. Wir blieben den ganzen Tag innerhalb der Parkgrenzen und haben auch nur 26 km Strecke, von Princetown über Port Campbell nach Peterborough zurückgelegt. Zu Recht verdankt die Great Ocean Road ihren Ruf als eine der Hauptattraktionen Australiens diesem Küstenabschnitt: Die Ausblicke auf die zerklüfteten, bizarren und von den Wellen umtosten Felsformationen sind einfach überwältigend.

Am Parkplatz zu den Gibson Steps, steilen Treppen, die über die Klippe hinunter zum Strand führen, mussten wir noch ein paar Schauer im Auto aussitzen. An den Twelve Apostles mussten wir nur noch die Geduld aufbringen das Vorbeiziehen der die Sonne verdeckenden Wolken abzuwarten und dann schien für den Rest des Tages durchgehend die Sonne. Im Gebiet um die Loch Ard Gorge, einer Felsschlucht, in der 1878 der Segelschoner „Loch Ard“ sein Ende fand, sahen wir uns auch The Islans Archway, das Blowhole und die Thunder Cave an und spazierten auf die Spitze der Landzunge „Broken Head“ hinaus. In dem kleinen Ort Port Campbell  machten wir eine kurze Pause und kauften ein paar Lebensmittel ein. Westlich des Ortes sahen wir uns die Formationen The Arch, London Bridge und The Grotto an. Die London Bridge war bis zum 15.01.1990 noch mit dem Festland verbunden. Als sie an diesem Tag unvermittelt einstürzte, mussten zwei Menschen, die sich noch auf dem Felsen befanden, per Hubschrauben abgeholt werden. Glücklicherweise wurde bei dem Einsturz niemand verletzt. In Peterborough  fanden wir einen Stellplatz auf einem sehr schönen Campingplatz und nutzten unsere relativ frühe Ankunft zum Wäschewaschen.

Mit der Bay of Martyrs und der Bay of Islands hatten wir noch zwei weitere Stopps innerhalb des Port Campbell National Parks. In der Bay of Martyrs sind wir ein kleines Stück am Strand entlang spaziert, ich habe dann noch etwas Didgeridoo gespielt und Geli hat etwas gezeichnet. In der Bay of Islands hatten wir dann ein letztes Mal einen Blick auf die grandiosen Kalksteinklippen des Nationalparks. Die Great Ocean Road verlässt dann die Küste und findet 13 km östlich von Warrnambool mit der Einmündung in den Princes Highway auch ihr offizielles Ende. Gut 300 km spektakuläre Küste lagen nun hinter uns und haben alle Erwartungen erfüllt.

Am Ortseingang von Allansford  besuchten wir „Cheeseworld“ und probierten und kauften den Käse aus eigener Herstellung. In Warrnambool  nutzen wir die Gelegenheit vor den bevorstehenden Osterfeiertagen noch einmal unsere Vorräte aufzufüllen. Wir waren selbstverständlich nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so war das Shopping Centre entsprechend voll. Westlich der Stadt liegt in einem erloschenen Vulkankrater die Tower Hill Game Reserve . Von der schmalen Einbahnstrasse, die durch den Kraterboden führt konnten wir einige Emus und Koalas beobachten.

Port Fairy , eine kleine Hafenstadt an der Mündung des Moyne River, wurde 1835 als Wal- und Robbenfängerkolonie gegründet und hat sich viel von seinem alten Charme erhalten können. Etwas weiter westlich fanden wir in der Lake Yambuk Reserve einen Stellplatz für die Nacht, obwohl der kleine, sehr einfache aber wunderschön gelegene Campingplatz eigentlich schon ausgebucht war. Die Verwalter waren so nett uns für eine Nacht eine kleine Ecke zuzuweisen und uns sogar noch extra einen Stromanschluss zu „verlegen“. Von unserem Platz aus erlebten wir einen schönen Sonnenuntergang über dem Lake Yambuk und konnten einige Pelikane beobachten.

Noch vor dem Frühstück schnappten wir uns die Kameras und machten ein paar Aufnahmen vom Lake Yambuk im wunderschönen Licht des frühen morgens. Einige Pelikane und schwarze Schwäne zogen ihre Bahnen auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees. Vom Campingplatz aus unternahmen wir einen kurzen Spaziergang an die Portland Bay. Von den Dünen bot sich uns ein schöner Blick auf die Bucht und Lady Julia Percy Island, Australiens einzige Vulkaninsel. Die Insel entstand vor etwa 7 Millionen Jahren bei massiven Unterwassereruptionen, die mit der Trennung Australiens von der Antarktis einhergingen und wurde zum „geologischen Monument von nationaler Wichtigkeit“ erklärt. Heute ist die Insel die Heimat der größten australischen Pelzrobbenkolonie und diese locken, besonders während der Sommermonate wenn die Jungen geboren werden zahlreiche Weiße Haie in die Bucht. Der Spaziergang am herrlichen, feinen Sandstrand war ein herrlicher Start in den Tag.

In Portland , der ältesten Siedlung Victorias, machten wir an einer Rest Area eine kurze Pause und haben etwas Didgeridoo gespielt. Hier kamen wir mit einem netten australischen Ehepaar ins Gespräch. In der Nähe der Stadt sahen wir uns den schönen Leuchtturm am Cape Nelson  und das Blowhole und den Petrified Forest am Cape Bridgewater  an. Das Blowhole war aufgrund der ruhigen See leider nicht aktiv aber den versteinerten Wald konnten wir uns ansehen. Dabei handelt es sich nicht um versteinertes Holz, wie wir vermutet hatten, sondern um die aus Kalkstein bestehenden „Formen“ der ehemaligen Baumstämme. Ein Wald wurde von Vulkanasche und anderen Ablagerungen verschüttet, die Baumstämme verschwanden durch langsame Kompostierung und die inzwischen versteinerten, leeren Hüllen blieben zurück. Die Kräfte der Erosion haben diese eigentümlichen Röhren freigelegt. Geli entdeckte dann noch eine Gruppe von Delfinen, die in einiger Entfernung am Kap vorbeizogen.

Auf unserem Weg über schmale Nebenstrassen kam uns ein deutsches Auto entgegen: Wir waren auf Jutta und Martin aus München getroffen, die für zwei Jahre unterwegs sein wollen. Witziger Weise kennen die beiden auch Ulla und Klaus, die wir in Neuseeland getroffen hatten. Wir haben uns über eine Stunde unterhalten, E-Mailadressen ausgetauscht und beschlossen, uns irgendwo an der Ostküste noch mal wieder zu treffen. Diese unverhofften Begegnungen mit Gleichgesinnten geben der eigenen Reise immer einen ganz besonderen Reiz.


South Australia

Kurz hinter Nelson  überquerten wir die Grenze zu South Australia und gewannen durch Zeitumstellung eine halbe Stunde, was wir aber erst viel später bemerkten. Eine Gruppe von Emus wanderte direkt an der Strasse entlang und sorgte für ein weiteres Highlight dieses herrlichen, mit Temperaturen von etwa 20 Grad auch angenehm warmen Tages. In Mt. Gambier  sahen wir uns noch den Kratersee Blue Lake an, ehe wir uns in der Nähe auf einem Campingplatz einquartierten.

Wir verließen Mt. Gambier auf dem Riddoch Highway in nördlicher Richtung. Zwischen Penola  und Coonawarra  führt die Strecke durch ein kleines Weinanbaugebiet, das für seinen guten Rotwein bekannt ist. Mehr als 20 Kellereien bieten Direktverkauf und Weinproben. Unseren ersten Stopp machten wir im Bool Lagoon Game Reserve , einem von der UNESCO als Feuchtgebiet mit internationaler Bedeutung klassifizierten Schutzgebiet. Bis zu 155 Vogelarten, darunter 79 Arten von Wasservögeln nutzen dieses Gebiet als Brut- oder Überwinterungsplatz. Die lang anhaltenden Trockenperioden der letzten Jahre haben aber auch hier ihren Tribut gefordert und die Lagune ist zurzeit für die Hälfte des Jahres ohne Wasser. Wir waren für die großen Vogelscharen zu spät und begnügten uns daher mit einem Blick über die trockene Lagune.

Zwölf Kilometer südlich von Naracoorte  liegt der Naracoorte Caves Conservation Park  mit seinen 60 bekannten Kalksteinhöhlen. Dieser kleine Park wurde von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft, nachdem man 1969 in der Victoria Cave auf fossilreiche Ablagerungen gestoßen war. Den Paläontologen ist es gelungen aus den hier freigelegten Funden die Artenvielfalt der Fauna vor etwa 300.000 Jahren zu rekonstruieren. Viele der damals in dieser Gegend lebenden Tiere sind längst ausgestorben, erwachen jedoch im sehr sehenswerten Wonambi Fossil Centre des Parks zu neuem Leben. Ein lebensgroßes Diorama mit bewegten Nachbildungen der damaligen Tierwelt entführt einen in die Urzeit. Die Höhlen bieten noch heute Lebensraum für Langflügel-Fledermäuse und die Menschen erfreuen sich an den wunderschönen Tropfsteinformationen. Nachdem wir uns die Ausstellung im Wonambi Centre angesehen hatten, gingen wir auf eigene Faust durch die kleine Wet Cave und nahmen anschließend an einer Führung durch die Alexandra Cave mit ihren eindrucksvollen Tropfsteingebilden teil. Nach gut zwei Stunden machten wir wieder auf den Weg zurück zur Küste. Auf dieser Fahrt konnten wir Tausende von Stachelibissen auf den Feldern beobachten, die sich in gewaltigen Scharen zusammengefunden hatten. Einige Allfarbloris und Arakakadus vervollständigten den Einblick in die einmalige australische Vogelwelt.

Als wir den kleinen Hafen Robe  am Südende der Guichen Bay erreichten, hatten wir erstmals Probleme einen Stellplatz für die Nacht zu finden, da aufgrund des Osterwochenendes alle Plätze ausgebucht waren. Wir konnten dann doch noch auf einem völlig überfüllten Platz den letzten freien Stellplatz ergattern. Im Office sagte man mir, das der Ort, der normalerweise nicht einmal 1.000 Einwohner hat, über Ostern mehr als 14.000 Gäste beherbergt. Hier werden wir morgen schnell wieder verschwinden. Bevor wir dem überfüllten Robe den Rücken kehrten, fuhren wir an die zerklüftete Küste zwischen dem neuen, modern gestalteten Leuchtturm und dem Cape Dombey, auf dem ein rotweißer Obelisk thront. Vor der Küste bietet der Doorway Rock mit seinem weiten natürlichen Torbogen ein schönes Fotomotiv. Auf dem Weg dorthin kreuzte ein Schnabeligel unseren Weg, leider verschwand er im dichten Gebüsch bevor wir ein Foto machen konnten. Im Ort sahen wir uns noch einige Galerien und Kunstgewerbeläden an, ehe wir unseren Weg in nördlicher Richtung fortsetzten. Ein kurzer Abstecher führte uns nach Cape Jaffa , einem kleinen Ort am Südende der Lacepede Bay.

In Kingston SE  machten wir eine längere Pause, die wir zum Jonglieren und Didgeridoo spielen nutzten. Auf dem Princes Highway ging es dann durch eine wenig abwechslungsreiche Landschaft weiter. Parallel zum Highway verläuft der Coorong National Park . Er besteht aus einer Reihe schöner Lagunen, die eine 145 km lange Nehrung, die Younghusband Peninsula, vom Ozean trennt. Im Park leben etwa 400 verschiedene Vogelarten, besonders zahlreich sind Pelikane, Schwäne und Kormorane. Viele der Lagunen waren leider trocken und wir konnten lediglich ein paar Pelikane in sehr großer Entfernung mit dem Fernglas entdecken. In Meningie  fanden wir auf einem ebenfalls sehr vollen Campingplatz einen schönen Stellplatz direkt am Südufer des Lake Albert. Hier erlebten wir einen sehr schönen Sonnenuntergang. Noch vom Campingplatz aus und später auch direkt an der Strasse hatten wir am nächsten Morgen Gelegenheit Pelikane im Lake Albert beobachten zu können.

Gut 40 km nördlich von Meningie bogen wir in Richtung Wellington  ab. Eine kostenlose Fähre brachte uns über den Murray River, den größten Fluss Australiens. Von seinem Ursprung in der Great Dividing Range im Nordosten Victorias bis zu seiner Mündung in die Encounter Bay in South Australia legt er über 2.700 km zurück. In früheren Zeiten war er als Handelsweg von enormer Bedeutung, heute ist er als Lieferant des lebenswichtigen Wassers immer noch von existenzieller Wichtigkeit für die südlichen Bundesstaaten Australiens.

Auf unserem Weg zur Fleurieu Peninsula machten wir Station in Strathalbyn . Der Ort wurde 1839 von schottischen Emigranten errichtet und gehört heute zum Weltkulturerbe. Beherrscht wird das beschauliche Stadtbild, in dem viele alte Häuser erhalten geblieben sind, von der St. Andrews Church mit ihrem trutzigen Turm. Wir spazierten durch die Straßen und sahen uns die Kirche an, ehe wir unseren Weg fortsetzten. In Victor Harbor , dem größten Ort auf der Fleurieu Halbinsel, war aufgrund des langen Osterwochenendes und zwei verschiedener Ostermärkte mächtig viel los. Mit Mühe ergatterten wir noch einen der letzten Parkplätze und machten uns zu Fuß auf den Weg. Wir sahen uns die Stände der Märkte an, beschafften uns im Information Centre einige nützliche Broschüren und spazierten über die schmale Brücke, die den Granite Island Recreation Park mit dem Festland verbindet. Die Insel ist Heimat für einen Zwergpinguinen-Kolonie und bietet schöne Ausblicke auf die Encaunter Bay. Aufgrund des Küstennebels, in den wir wie in eine Wand hinein gefahren waren, war der optische Eindruck leider etwas getrübt.

Über die hügelige Halbinsel fuhren wir weiter bis Cape Jervis  an die Westküste. Hier bekamen wir noch einen Platz auf der 18:00 Uhr Fähre, die uns in 45 Minuten nach Kangaroo Island brachte.

Kangaroo Island

Die drittgrößte Insel Australiens ist aufgrund ihrer geringen Bevölkerungsdichte und der geographisch isolierten Lage ein Naturparadies mit einer weitestgehend intakten, ursprünglichen Flora und Fauna. Bis vor 9.500 Jahren war Kangaroo Island noch mit dem Festland verbunden. Nach dem Anstieg des Wasserpegels in der Backstairs Passage trennte sich die Insel vom Festland und die hier lebenden Aborigines starben aus. So konnte sich eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Biologen haben allein 40 Pflanzenarten entdeckt, die sonst nirgendwo anders auf der Welt vorkommen. Die einzigen „eingeführten“ Tiere waren Wildschweine, die von dem französischen Entdecker Nicholas Baudin 1802 als Nahrungsquelle für Schiffbrüchige ausgesetzt wurden. Ihren Namen hat sie von Matthew Flinders, dessen Crew auf der Insel zahlreiche Kängurus gejagt und sich so mit frischem Fleisch versorgt hatten.

Im Dunkeln suchten wir uns nur noch auf dem Campingplatz von Penneshaw  ein Quartier und verschoben die Erkundung der Insel auf die nächsten Tage. Wir verließen Penneshaw in südwestlicher Richtung und hatten schon nach wenigen Kilometern von einem Aussichtspunkt einen schönen Blick zurück auf den Ort, die Backstairs Passage und die Fleurieu Peninsula. Am nächsten Aussichtspunkt, dem Prospect Hill, wurde es dann etwas anstrengend: Über 512 Stufen erklommen wir diesen Hügel und wurden mit einer herrlichen Aussicht auf die Pelican Lagoon, die American River Aquatic Reserve, die von steilen Klippen eingefasste Pennington Bay und die mit dichtem Eukalyptuswald bestandenen Hügel des Inselzentrums belohnt.

Auf dem Weg nach American River  bot sich uns der Blick auf eine weitere Lagune, der Ort selbst, wo wir eigentlich unsere Lebensmittelvorräte auffüllen wollten, war dann aber eher enttäuschend. So änderten wir unsere Pläne und fuhren nicht wie geplant an die Südküste sondern nach Kingscote , dem größten Ort auf Kangaroo Island. Hier fanden wir einen gut sortierten Supermarkt und hatten zudem die Gelegenheit in der Bücherei den kostenlosen Internetservice zu nutzen. Eine Stunde lang konnten wir E-Mails lesen und beantworten ehe der PC anderweitig vergeben wurde. Nach der fälligen Mittagspause war es zu spät, um die ursprüngliche Planung des Tages wieder aufzunehmen. Stattdessen gingen wir ein wenig an der Nepean Bay spazieren und bezogen auf einem Campingplatz etwas außerhalb des Ortes Quartier. Die relativ frühe Ankunft nutzten wir zum Wäschewaschen und für einen ausgiebigen Strandspaziergang. Jetzt haben wir alle anstehenden „Arbeiten“ erledigt und können mit der Erkundung der Insel beginnen.

Mit einem Tag Verspätung machten wir uns also auf den Weg zur Südküste von Kangaroo Island. Auf dem Weg machten wir an der Cliffords Honey Farm eine Pause. Hier konnten wir drei verschiedene Sorten von Eukalyptushonig probieren und erfuhren in einem hochinteressanten Video einiges über das erstaunliche Sozialverhalten der Honigbienen. Mit einem Glas Honig und einem Klotz reinen Bienenwachs (gut zur Veränderung von Didgeridoo-Mundstücken) setzten wir unseren Weg fort.

Über eine recht holperige Schotterpiste fuhren wir an die D´Estrees Bay. Im Cape Gantheaume Conservation Park  unternahmen wir einen Strandspaziergang, den wir aber aufgrund des übel riechenden angeschwemmten Seetangs schon nach kurzer Zeit wieder beendeten. Gut durchgeschüttelt erreichten wir die wieder asphaltierte South Coast Road, der wir in westlicher Richtung folgten. Von der Strasse aus konnten wir eine Schar von Halsbandkasarkas, große, braun, weiß und schwarz gefärbte Enten, beobachten.

Eine Stichstrasse brachte uns zum Seal Bay Conservation Park . Dieser kleine Park ist wohl einer der weltweit besten Orte, um Seelöwen und Seebären ganz aus der Nähe beobachten und erleben zu können. Der breite, weiße Strand von Seal Bay beherbergt Dutzende dieser prächtigen, gegenüber dem Menschen überraschend duldsamen Tiere. Da der Zutritt zum Strand, so wie auch zu den benachbarten Buchten zum Schutz der Tiere gesperrt ist, bietet ein Aussichtspunkt und ein Plankenweg einen ersten Überblick über die Bucht und ermöglicht auch die ersten Tierbeobachtungen. Besser geht es mit einer 45minütigen, von einem Ranger geführten Tour direkt an den Strand. Bis auf wenige Meter kommt man so an die Tiere heran und kann sie in aller Ruhe beobachten. Ein weiterer Abstecher von der Hauptstrasse brachte uns an die malerische Hanson Bay . Hier haben wir ein wenig im superfeinen Sand gesessen und das herrliche, sommerlich warme Wetter genossen.

Unser heutiges Ziel war der 740 km² große Flinders Chase National Park  im äußersten Westen der Insel. Er besteht aus einer jungfräulichen Strauch- und Buschlandschaft und umfasst die gesamte Westküste von Cape Borda im Norden bis Cape du Couedic im Süden. Angesichts intakter Natur, vielgestaltiger Lebensräume und artenreicher Tierwelt ist er einer der bedeutendsten Parks von South Australia. Wir bekamen auf dem Campingplatz von Rocky River noch einen Stellplatz und machten uns nach dem Abendbrot zu Fuß auf den Weg zum Platypus Waterhole Walk. Leider wurde unsere Hoffnung eines der scheuen Schnabeltiere in seiner natürlichen Umgebung beobachten zu können nicht erfüllt, aber zahlreiche Kängurus, Wallabies und Hühnergänse machten den Spaziergang dennoch lohnenswert. Besonders der Rückweg, nach Einbruch der Dunkelheit war voller Überraschungen und seltsamer Geräusche am Wegesrand.  

Der Morgen war mit nur 4° C ziemlich kalt und auch in den unbeheizten und nur mit Fliegengittern versehenen Waschräumen des Campingplatzes war  es dementsprechend frisch. Sobald die Sonne jedoch etwas höher gestiegen war, wurde es wieder ein herrlicher, etwa 25 ° C warmer Tag, den wir vollständig im Flinders Chase National Park verbrachten. Nach dem Frühstück spazierten wir noch einmal in die nähere Umgebung des Campingplatzes und konnten Hühnergänse und ein Känguru beobachten. Mit dem Auto fuhren wir dann zum Parkplatz an den Platypus Waterholes und versuchten noch einmal unser Glück. Wir konnten Luftblasen aufsteigen sehen und einige Male erschien auch ganz kurz etwas an der Wasseroberfläche, was wohl ein Schnabeltier war, aber wir können nicht sagen, das wir wirklich eins gesehen haben.

Über die recht gute Schotterpiste der Shackle Road fuhren wir weiter an die Nordgrenze des Parks. Im äußersten Nordwesten sahen wir uns das Cape Borda Lighthouse an, das auf einer 155 m hohen Klippe thront. Der ungewöhnliche, quaderförmige Leuchtturm wurde 1858 in Betrieb genommen und erst 1989 auf automatischen Betrieb umgestellt. Der nahe gelegene Aussichtspunkt Scots Cove bietet einen herrlichen Ausblick auf die unberührte Küstenlandschaft. Die von hier einsehbaren Klippen des Cape Torrens und Cape Forbin sind die höchsten in South Australia. Auf dem Rückweg lief uns ein Goanna, eine etwa einen Meter lange Echse, vor den Wagen und ich konnte nur noch mit Mühe ausweichen. Dank zweier Touristen, die angestrengt in die Baumwipfel spähten, konnten auch wir noch zwei Koalas beobachten. Auf dem Parkplatz am Visitor Centre gab es dann neben dem bettelnden Känguru, das sich sogar streicheln lies (soviel zum Thema „keep wildlife wild“) noch zwei weitere Koalas zu entdecken.

Nachdem wir uns für eine weitere Nacht einen Stellplatz auf dem Rocky River Campingplatz gesichert hatten, fuhren wir zum Cape du Couedic im Süden des Parks. Neben dem wunderschönen Leuchtturm aus dem Jahre 1909, der als das schönste Bauwerk der Insel gilt, bietet das Kap gleich zwei geologische Attraktionen: Admirals Arch und Remarkable Rocks. Die Admirals Arch ist eine beidseitig offene Grotte am Fuße des Cape du Couedic, die zugleich auch Heimat für eine Kolonie von neuseeländischen Pelzrobben ist. Die Remarkable Rocks sind eine Gruppe von Granitfelsen, die von den Kräften der Erosion zu futuristischen Skulpturen geformt wurden, die in scheinbar prekärem Gleichgewicht auf einer großen Granitkuppel 75 m über dem Meer thronen. Orangefarbene Flechten unterstützen noch die außergewöhnlich Wirkung, die von dieser Felsgruppe ausgeht. Wir sahen uns zunächst den Leuchtturm und die Admirals Arch an und genossen dann das herrliche Licht der tief stehenden Sonne an den Remarkable Rocks. Zum Sonnenuntergang ging es dann noch einmal zurück zur Admirals Arch. Nach einem schönen und erlebnisreichen Tag erreichten wir etwas erschöpft wieder den Campingplatz.Ehe wir den Flinders Chase National Park wieder verließen, konnten wir auf einem Morgenspaziergang in der Nähe des Campingplatzes einen Koala beobachten.

Über den West End Highway fuhren wir zurück in den Norden der Insel, wo der Playford Highway die Hauptverkehrsader ist. Den geplanten Abstecher an den Strand von Stokes Bay brachen wir nach kurzer Fahrt wieder ab, da uns die Piste dorthin einfach zu rau war. Nach einer kurzen Pause an einem Aussichtspunkt, wo wir mal wieder Jonglieren und Didgeridoo spielen geübt hatten, entdeckten wir in einem Baum direkt an der Strasse einen Koala. Er hatte es sich in einer großen Astgabel bequem gemacht und beobachtete die Geschehnisse auf der Strasse. Da er zudem einen relativ niedrigen Ruheplatz gewählt hatte, konnten wir ihn sehr gut beobachten und fotografieren.

In der Nähe von Cygnet River  sahen wir uns die Island Pure Sheep Diary an. Als die Produktion 1992 begann war Island Pure die einzige Schafsmolkerei und  -käserei in South Australia. Noch heute werden die verschiedenen Käsesorten nach spanischem, griechischem, italienischem und zypriotischem Vorbild sowie der Joghurt ausschließlich hier auf Kangaroo Island produziert. Je nach Jahreszeit werden bis zu 750 der 2.000 Schafe ein- bis zweimal täglich gemolken und die Milch vor Ort weiterverarbeitet. Wir konnten die verschiedenen Käse- und Joghurtsorten probieren und bekamen eine kurze Erklärung zum Betrieb der Molkerei. Da das Melken erst ab 15:00 Uhr beginnt, konnten wir es nicht live erleben. In Kingscote  hielten wir für einen kurzen Tank- und Einkaufsstopp und sahen uns dann den herrlichen weißen Sandstrand von Emu Bay an. Wir saßen in der Sonne und genossen den herrlichen Tag. Auf dem Weg nach Penneshaw hielten wir noch einmal an der Island Pure Sheep Diary an und sahen uns das Melken der Schafe, durchgeführt mit aus Deutschland importierter Technik, an.

In Penneshaw  reservierten wir uns einen Platz auf einer Fähre zum Festland für den nächsten Abend und bezogen wieder auf dem Campingplatz Quartier, auf dem wir schon die erste Nacht auf der Insel verbracht hatten. Kurz nach uns kam ein weißer VW-Bus mit Pop-Up Dach auf den Platz und wir kamen ins Gespräch. Lou und Pete aus Melbourne haben den Wagen selbst ausgebaut und sich ganz interessiert unseren Westfalia-Ausbau angesehen. Nach dem Abendessen (gebratener Haloumi-Schafskäse – super lecker!) gingen wir hinunter zu Strand und konnten, auch ohne organisierte Führung oder Massentourismus, einige der possierlichen Zwergpinguine beobachten, die in den Dünen und teilweise sogar in den Vorgärten der Strandhäuser ihre Bruthöhlen haben. Ein schöner Abschluss des Tages unter einem beeindruckenden australischen Sternenhimmel mit dem Kreuz des Südens.

Der nächste Morgen begrüßte uns mit phantastischem Wetter und 17° C, so dass wir seit langer Zeit mal wieder draußen frühstücken konnten. Nach dem Frühstück kamen wir dann noch einmal mit Lou und Pete ins Gespräch, haben uns ihren Ausbau angesehen und über ihre bisherigen großen Reisen in Australien gesprochen. !975 sind sie mit einem Kombi auf fast ausschließlich geschotterten Strassen einmal rund um Australien gefahren und im letzten Jahr haben sie mit dem neuen Bus eine Tour von 14.000 km durchs Binnenland gemacht. Wir haben uns etwas verquatscht und so war es schon fast 11:00 Uhr als wir den Campingplatz verließen.

Unser letztes Ziel auf Kangaroo Island war die Dudley Peninsula, die den Osten der Insel einnimmt. An der Lashmar Lagoon konnten wir einen Weißbauch Seeadler beim Fischfang beobachten und bewunderten den rötlichen Teppich aus Hartblattgewächsen. Im Cape Willoughby Conservation Park  ist neben der rauen Küstenlinie der älteste Leuchtturm von South Australia sehenswert. Der 27 m hohe Turm, der seit 1852 in Betrieb ist, thront auf einer 45 m hohen Klippe über der Backstairs Passage. Die bizarre Bucht direkt neben dem Turm wird Devil´s Kitchen genannt, was sicherlich mit der hier oft rauen See zusammenhängt. Auf dem Rückweg nach Penneshaw machten wir im Lashmar Conservation Park  eine Pause. Hier mündet der Chapman River in die Antechamber Bay und der malerische Flusslauf wird von einem einfachen Camping- und Picknickplatz gesäumt. Wir spazieren am Flussufer entlang und nutzen den Picknickbereich für eine Mittagspause, bei der uns einige Prachtstaffelschwänze zusahen.

Zurück in Penneshaw sahen wir uns eine Kunstausstellung mit den Werken lokaler Künstler an, nutzten den Internet-Zugang in der Town Hall zum Lesen und Beantworten einiger E-Mails und spazierten am Strand entlang, wo wir noch einmal einige Zwergpinguine in ihren Bruthöhlen beobachten konnten. Auf einer Bank genossen wir das herrliche warme Wetter und den Blick auf das nahezu spiegelglatte Meer. Ein Seelöwe schwamm an der Küste entlang und beobachtete uns genauso interessiert wie wir ihn. Mit der Fähre um 17:30 Uhr verließen wir Kangaroo Island und wurden auf der Überfahrt Zeugen eines wunderschönen Sonnenuntergangs. Da wir im Dunkeln nicht noch fahren wollten, blieben wir direkt auf dem Parkplatz am Fähranleger in Cape Jervis  und richteten uns für die Nacht ein.


Adelaide und Umgebung

Nachdem wir vom Aussichtspunkt oberhalb des Fähranlegers noch einmal einen Blick zurück auf die Backstairs Passage und Kangaroo Island geworfen hatten, machten wir uns auf den Weg über die Fleurieu Peninsula in Richtung Adelaide. Wir fuhren jedoch nicht direkt in die Stadt, sondern zuerst nach Hahndorf, 29 Kilometer südöstlich von Adelaide.

Hahndorf  ist die älteste existierende deutsche Siedlung Australiens. Erste Siedler kamen 1839 an Bord der „Zebra“ unter dem Kommando von Kapitän Dirk Hahn nach viermonatiger Überfahrt in Adelaide an. Auf der Flucht vor religiöser Verfolgung ließen sie sich in den Adelaide Hills nieder und benannten ihre im deutschen Stil errichtete Siedlung nach dem Kapitän, der sie sicher nach Australien gebracht hatte. Aufgrund des Traditionsbewusstseins seiner Bewohner sind noch heute entlang der Main Street viele historische Bauwerke mit klassischer deutscher Architektur erhalten geblieben. Entgegen unseren Befürchtungen wird der Tourismus hier jedoch nicht übertrieben und Hahndorf hat sich den natürlichen Charme eines kleinen Ortes bewahrt. Wir schlenderten durch die Hauptstrasse und sahen uns die vielen kleinen Galerien und Kunstgewerbegeschäfte an, sogar einige Didgeridoos konnte ich ausprobieren. Aufgrund meines Kiel-T-Shirts als Deutsche zu erkennen, wurden wir von einer netten Dame angesprochen, die sich als Ariana Kiermeier vorstellte. Sie war mit Ihrer Familie vor 12 Jahren aus München, wo sie zwei Metzgereien betrieben haben, nach Australien ausgewandert. Vor einem halben Jahr ist sie zur Bürgermeisterin von Hahndorf gewählt worden. Wir haben uns nett unterhalten und sie hat den positiven Eindruck, den wir von Hahndorf hatten noch verstärkt – ihre Pflichten als Bürgermeisterin hat sie damit mehr als erfüllt.

Auf dem Weg nach Adelaide fuhren wir durch die Hügel der Mount Lofty Ranges, die die Stadt nach Osten begrenzen. Vom 727 m hohen Gipfel des Mt. Lofty hatten wir einen schönen, wenn auch etwas diesigen Blick auf Adelaide . In der Stadt reservierten wir uns auf dem Adelaide Caravan Park für die nächsten drei Nächte einen Stellplatz. Dieser Platz liegt so günstig, dass wir die Stadt per Fahrrad und zu Fuß erkunden können. Zum Abendbrot gab es heute einen „bayrischen Teller“ mit Kassler, Sauerkraut und Weißwurst aus Hahndorf.

Um die pulsierende Bundeshauptstadt Adelaide erstreckt sich ein Hügelland voller Weinberge vom Barossa Valley bis zum McLaren Vale. Die seit über 10.000 Jahren von Aborigines bewohnte Region besetzten 1836 Europäer, als Gouverneur John Hindmarsh das Gebiet zur britischen Kolonie ernannte. Colonel William Light wählte den Standort für die spätere Hauptstadt Adelaide. Die Besiedelung erfolgte auf der Basis einer freien Kolonisierung, die sich auf Landverkäufe stützte und nicht auf Strafgefangene. Colonel Light plante das elegante Adelaide sorgfältig: umgeben von einer Parklandschaft, hat die im Gittermuster angelegte Stadt viele hübsche Plätze und Gärten. Der Reichtum aus Landwirtschaft und Bergbau ließ viele viktorianische Gebäude entstehen. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine Fertigungsindustrie, gestützt auf Autos und Haushaltsgeräten.

Nach einem Frühstück unter strahlend blauem Himmel auf unserem Stellplatz oberhalb des River Torrens machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Stadt. Erstes Ziel war das Tandanya Aboriginal Culture Institute, ein ausgezeichnetes Aboriginal-Kulturinstitut mit Kunstgalerien, Workshops, Performance-Bereichen, einem Cafe und Laden mit Werken von Aboriginal-Künstlern. Das Institut wird von Aborigines des Kaura-Volkes, deren ursprüngliche Heimat das Gebiet um das heutige Adelaide ist, verwaltet. In der Sprache der Kaura bedeutet „Tandanya“ soviel wie „Ort der Kängurus“ und ist die Bezeichnung für die Adelaider Ebene. Die Galerie war leider aufgrund von Umbaumaßnahmen geschlossen, aber auch der Laden des Instituts bietet viele interessante Kunstgegenstände an, die wir uns in aller Ruhe angesehen haben. Noch besser war dann die Auswahl an Didgeridoos im angeschlossenen Tandanya Cafe. Zahlreiche, zum Teil mit wahren Kunstwerken namhafter Aboriginal-Künstler bemalte Didgeridoos standen zur Auswahl. Nachdem der Besitzer der Didgeridoos, Dion Dorward, mein ernsthaftes Interesse an den wunderschönen Instrumenten erkannt hatte, haben wir gemeinsam einige der Didges ausprobiert. Dion kennt die Künstler persönlich und weiß viel über die Bedeutung der Malereien zu erzählen. So wurde es trotz der geschlossenen Galerie noch ein hoch interessanter Vormittag und Dion hat mir angeboten während unseres Aufenthaltes in Adelaide noch einmal vorbei zu kommen und die verschiedenen Didgeridoos auszuprobieren. Ein Angebot, auf das ich sicherlich zurückkommen werde, zumal ich ihm versprochen habe, mein Traveller-Didge vorzuführen. Wir sahen uns dann noch die täglich um 12:00 Uhr stattfindende Didgeridoo Performance an, die von einem Kaura-Aboriginal auf sehr interessante und unterhaltsame Art und Weise durchgeführt wurde. Er hätte ruhig noch etwas länger spielen können. Nach ungefähr zwei Stunden machten wir uns wieder auf den Weg und fuhren mit den Rädern ins Stadtzentrum.

Zu Fuß spazierten wir durch die King William Road und die Rundle Street, die beiden Hauptgeschäftsstrassen der Stadt, wo es zum Teil noch schöne Passagen aus dem 19. Jahrhundert gibt. Nach diesem Stadtrundgang fuhren wir mit dem Rad zum Victoria Square, wo wir uns den schönen Springbrunnen und die herrlichen alten Gebäude ansahen, die den Platz säumen. Nach einer kurzen Bergetappe waren wir auf dem Montefiore Hill, wo ein Denkmal des Stadtgründers Colonel William Light auf die Skyline der Stadt blickt. Leider ist der Blick durch die Flutlichtanlage des Adelaide Oval etwas getrübt. Wir rollten dann den Berg wieder hinunter, überquerten den Torrens River und hatten von der Promenade am Fluss schöne Ausblicke auf die in der Abendsonne glänzende Skyline. Der immer am Fluss entlang führende Weg brachte uns dann bis zum Campingplatz zurück, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen.

Per Fahrrad machten wir uns auf dem schönen Radweg direkt am Torrens River auf den Weg in die Stadt. Erstes Ziel war das South Australian Museum, ein natur- und kunsthistorisches Museum von internationalem Rang. Uns interessierte besonders die neu gestaltete Aboriginal Cultures Gallery, eine der bedeutendsten ihrer Art. Über 37.000 Artefakte und 50.000 Fotografien sowie zahlreiche hörens- und sehenswerte interaktive Ton- und Videovorführungen erlauben einen individuellen, abwechslungsreichen und hochinteressanten Museumsbesuch.

Auf dem Weg zu einem Internet-Cafe gerieten wir in eine Aboriginal-Art-Gallery mit einer künstlichen Opalmine und schätzungsweise 200 Didgeridoos und unzähligen weiteren Kunstgegenständen. Da fühlte ich mich natürlich wie ein Kind im Schokoladengeschäft, zumal ich alle Didgeridoos ausprobieren durfte. Während Geli sich mehr für die Malereien interessiert hat, habe ich diverse Didges getestet. Die Bandbreite reichte vom über 2 m langen, schwierig zu spielenden und sehr tiefen Didgeridoo bis hin zu Zwillingsdidges und sehr voluminösen Instrumenten mit ausgeprägtem Bellend. Es waren zahlreiche Teile dabei, die ich am liebsten sofort mitgenommen hätte, zumal der Laden auch noch eine „Verschiffung“ zu rechtguten Konditionen angeboten hat. Geli erging es bei den Malereien nicht viel anders und auch die Gespräche mit dem sehr netten und fachkundigen Verkäufer waren sehr interessant. So wurde dieser Besuch viel länger als geplant und wir haben uns einige Dinge gemerkt, auf die wir vielleicht gegen Ende unserer Reise, sofern die Reisekasse es erlaubt, zurückkommen wollen.

In einem Internet-Cafe haben wir dann wieder einmal Mails gelesen und beantwortet sowie einen Blick auf unsere Konten geworfen. Unser nächstes und letztes Ziel für heute war der Central Market, eine Institution, die seit über 125 Jahren die Bewohner Adelaides mit einer Vielzahl von Köstlichkeiten versorgt. Die Vielfalt der angebotenen Nahrungsmittel spiegelt die Vielvölkergesellschaft Adelaides wider. Asiatische Geschäfte stehen neben europäischen Metzgereien und Bäckereien und Delikatessengeschäften aller Art. Ein Teil des Marktes entwickelte sich zu einer kleinen „Chinatown“ und rund um den Markt bieten Restaurants und Cafes regionale und internationale Küche an. Wir haben zunächst in einem der Food-Courts etwas Chinesisches gegessen und uns dann auf dem Markt umgesehen. Neben tasmanischem Honig und etwas frischem Obst haben wir auch ein richtiges Deutsches Brot bekommen. Nach den schwammigen australischen Brotwaren wird das für uns ein wahrer Genuss werden. Wir schwangen uns wieder auf die Räder und waren nach etwa 7 Stunden zurück auf dem Campingplatz, den wir für eine weitere Nacht reserviert haben.

Der nächste Tag begrüßte uns mit trübem Schmuddelwetter und alle Augenblicke gab es einen zum Teil recht kräftigen Schauer. Wir ließen uns davon jedoch nicht beeindrucken und machten uns auf den Weg nach North Adelaide. Hier stehen viele schöne, alte Häuser, in einer für eine Großstadt sehr ruhigen Lage. Durch einige Schauer etwas angefeuchtet erreichten wir wieder den Campingplatz und machten eine kurze Pause, bis wir wieder trocken waren. Dann ging es mit den Rädern in den Süden der Stadt, wo wir uns im Haigh´s Chocolates Visitor Centre über die Produktion von Australiens renommiertester Schokolade informieren wollten. Leider war die kostenlose Tour vollständig ausgebucht, aber wir konnten auch so einen Blick in die verglasten Fabrikationsräume werfen und dank der Beschriftungen und Schautafeln einen Eindruck von den einzelnen Produktionsschritten bekommen. Haigh´s Chocolates wurde bereits 1915 gegründet und ist damit der älteste Schokoladenproduzent in Australien. Von einem winzigen Laden hat sich der seit vier Generationen in Familienbetrieb befindliche Betrieb zu einer modernen Produktionsstätte entwickelt und stellt mehr als 250 unterschiedliche Produkte her. Ein sich ständig erweiterndes Netz von Vertriebsstellen sorgt dafür, das die hergestellten Produkte auch verkauft werden können. Natürlich konnte ich das Visitor Centre nicht verlassen ohne etwas Schokolade einzukaufen.

Wir radelten dann zum Tandanya Cafe, wo ich Dions Angebot wahrnehmen und einige der Didgeridoos  ausgiebig testen wollte. Ich hatte auch mein Traveller-Didge mitgebracht, was nicht nur bei Dion sondern auch bei den in Laufe des Nachmittags vorbei schauenden Aboriginals für Erstaunen sorgte. Jeder wollte es ausprobieren und war dann doch erstaunt, dass dieser eigentümliche „Kasten“ klingt wie ein Didgeridoo. Während Geli zur Art Gallery of South Australia weitergeradelt ist, wo es neben europäischen und asiatischen Werken auch die weltweit größte Sammlung australischer Kunstwerke zu bewundern gibt, habe ich mich auf einen Didgeridoo-Nachmittag eingerichtet. Ich hatte gerade so richtig losgelegt, als Dion mich einlud mit zu ihm nach Hause zu kommen, da er dort kurz etwas erledigen musste und ich könnte mir dort seine private Didgeridoo-Sammlung ansehen. Diese Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen und so konnte ich mir einige Raritäten von zum Teil bereits verstorbenen Aboriginal-Künstlern nicht nur ansehen, sondern sogar ausprobieren. Außerdem besitzt Dion einige wunderschöne Aboriginal-Malereien und hat mit deren Bedeutung und Aussage erläutert. Zurück im Cafe wartete schon eine Gruppe von Aboriginals auf Dions Rückkehr und auch mein Traveller-Didge fand reges Interesse. Für mich war es toll mitzuerleben was diese absoluten Virtuosen meinem Didgeridoo für Klänge entlocken können. Es ergaben sich interessante Gespräche und weitere Gelegenheiten zum Spielen. Hermann, ein vor 16 Jahren nach Australien ausgewanderter Deutscher, der sehr gut spielen kann und selber auch mit Didgeridoos handelt, tauchte im Cafe auf und wir kamen ins Gespräch. Von ihm habe ich dann noch einige Tipps bekommen, wie ich mein Spiel verbessern und verschiedene Töne erzeugen kann. Für mich war dieser Nachmittag ein absolutes Highlight, etwas was ich mir vor Antritt unserer Reise so nicht habe vorstellen oder erträumen können. Ich konnte wirklich phantastische Didgeridoos (Preise von über 2.000 AUD) ohne irgendwelche Verpflichtungen in aller Ruhe ausprobieren und habe außerdem noch etwas gelernt. Nachdem Geli ihren Besuch in der Art Gallery beendet hatte, Höhepunkt war hier die Sonderausstellung mit Aquarellen des aus Hermannsburg stammenden Aboriginal-Malers Albert Namatjira, der sich vorwiegend mit den Landschaften Zentralaustraliens beschäftigt hat, ist sie wieder zum Cafe zurückgekommen. Gemeinsam radelten wir dann zurück zum Campingplatz. Dion hat mir ein hervorragendes, von dem bekannten Künstler Bluey Roberts Brandgemaltes Didgeridoo zu einem fairen Preis angeboten, so dass ich mir jetzt überlegen muss, ob ich dieses verlockende Angebot annehmen will.

An unserem vorerst letzten Tag in Adelaide hatten wir uns noch einige Programmpunkte vorgenommen. Wir begannen mit dem Botanischen Garten, einem bereits 1855 gegründeten, 20 Hektar großen Park am Ufer des Torrens River. Beherrscht wird der Park vom muschelförmigen Bicentennial Conservatory, in dem mit mehr als 3.800 Pflanzen aus Australien und Südostasien die Landschaft eines tropischen Regenwaldes nachgebildet wurde. In direkter Nachbarschaft befindet sich das National Wine Centre of Australia, in dessen sehr gut aufgemachter Ausstellung wir einiges über den Weinanbau in den verschiedenen Regionen Australiens erfuhren. Durch den Rosengarten des Botanischen Gartens gingen wir dann zum Auto zurück.

Der nächste Stopp war dann ein weiteres Mal das Tandanya Cafe, denn ich hatte mich entschlossen das Bluey Roberts Didgeridoo zu kaufen. Dion hat uns dann noch einige der ausgestellten Kunstwerke gezeigt und deren kulturgeschichtlichen Hintergrund erklärt. Außerdem bekamen wir noch eine Box für das in Melbourne gekaufte Didge, das wir zu Freunden nach Deutschland schicken wollen. Falls wir keine günstigere Art der Versendung finden, hat Dion angeboten, den Versand über seinen Vertrag mit TNT zu organisieren.

Wir fuhren weiter nach Glenelg , das nicht nur den populärsten Strand von Adelaide hat, sondern auch eines Haupturlaubsziele von South Australia ist. Wir spazierten durch die Jetty Street mit ihren vielen Geschäften und Restaurants und warfen vom Pier aus einen Blick auf den kilometerlangen Strand. In einem Postamt kauften wir Luftpolsterfolie zum Verpacken des Didgeridoos, verklebten es sorgfältig und machten den Karton versandfertig. Das Postamt nahm uns das Paket allerdings nicht ab, da es die maximale Größe überschritt, man verwies uns andere Versender wie TNT oder DHL. Da Glenelg in der Nähe des Flughafens liegt, fuhren wir dorthin, fanden auch ein Büro von TNT, konnten aber auch dort das Paket nicht abgeben, da man dort keine Aufträge von Privatkunden annimmt. Man verwies uns auf einen Subunternehmer in der Stadt. Wir beschlossen stattdessen jetzt das Angebot von Dion anzunehmen und gaben das Paket im Tandanya Cafe ab.

Nachdem das erledigt war, verließen wir Adelaide in nordöstlicher Richtung und machten uns auf den Weg zum Barossa Valley, dem bekanntesten Weinanbaugebiet Australiens. Am Ortsrand von Gawler  fanden wir einen Campingplatz für die Nacht.

Das Barossa Valley  ist die bekannteste und auch bedeutendste Weinanbauregion Australiens, rund 60% der australischen Weine stammen aus diesem Tal. Der Name Barossa stammt von Adelaides Stadtvater William Light, der das Tal mit dem südspanischen „Valle del Bar Rosa“ verglich. Die Geschichte des Barossa Valley ist geprägt durch deutschstämmige Einwanderer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund religiöser Verfolgung ihre Heimat verließen und sich im Barossa Valley niederließen, um Tabak anzubauen. Die Idee, Reben anzupflanzen, stammte von dem deutschen Geologen Dr. Johann Menge, der im Auftrag der South Australien Company die Gegend nach Mineralien absuchte.  Bereits 1850 wurde der erste Wein von Johann Gramp (heute Weingut Orlando) und kurze Zeit später von Joseph Seppelt (heute Weingut Seppeltsfield) gekeltert. Der ursprüngliche Name „Neu-Schlesien“ konnte sich mit zunehmender, auch internationaler Besiedelung nicht halten und wurde in Barossa Valley geändert. Das weitläufige Barossa Valley wird durch 3 Hauptorte bestimmt: Lyndoch, Tanunda und Nuriootpa. Dazwischen liegen unzählige Ortsnamen, die aber in den meisten Fällen nur ein bestimmtes Weingut bezeichnen.

Wir begannen unseren Besuch am Chateau Yaldara, einem beeindruckendem, von Weinfeldern umgebenen Schloss im Stil des französischen Barock. Wir fuhren über Lyndoch  nach Tanunda , dem Hauptort des Barossa Valley. Der frühere Name „Langmeil“ wurde im Laufe des ersten Weltkrieges, wie übrigens viele andere auch, anglikanisiert oder umgewandelt. In der Hauptstraße des Ortes stehen noch viele schöne Häuser aus der Gründerzeit, von denen die meisten heute denkmalgeschützt sind. Ein „Wursthaus“ und andere Geschäfte deuten auch heute noch auf die deutsche Vergangenheit hin. Wir spazierten durch den hübschen Ort und nutzten den kostenlosen Internetservice der Bücherei zum Lesen einiger E-Mails. Über Bethany , der ältesten Siedlung des Barossa Valleys, fuhren wir auf den Mengler´s Hill und genossen den Überblick über das Tal. Der sogenannte Barossa Trail führte uns über Angaston  und Nurioopta  an vielen weiteren Weinkellereien vorbei. Wir beendeten unseren Aufenthalt im „Weintal“ mit einem Besuch der Seppelt´s Winery in Seppeltsfield . Diese Kellerei wurde 1851 von der deutschen Pionierfamilie Seppelt gegründet. Zu dem historischen Komplex aus prächtigen Steingebäuden führt eine in den 1920er Jahren angelegte Palmenallee.

Yorke Peninsula

Über Kapunda  und Balaklava  erreichten wir in Port Wakefield  die Küste des Gulf St. Vincent. Hier beginnt die Halbinsel Yorke, die in ihrer Form an die Umrisse Italiens erinnert. Wir folgten der Ostküste der Halbinsel in südlicher Richtung und fanden in Ardrossan  einen Stellplatz auf dem bisher vornehmsten Campingplatz unserer Reise: Jeder Stellplatz verfügt über ein eigenes Badezimmer mit Dusche, WC und Waschbecken.

In Ardrossan  fuhren wir an die Küste und sahen uns die roten Sandsteinklippen an. Etwas weiter südlich zweigten wir auf die als Scenic Drive ausgewiesene Strecke zwischen Port Julia  und Port Vincent  ab. Da aber auch diese Straße nicht direkt am Meer verläuft, bieten sich nur gelegentliche Ausblicke auf die Küste. Ein Aussichtspunkt oberhalb von Port Vincent bietet einen Blick auf die völlig neu angelegte Marina des kleinen Ortes. In Edithbourgh  nutzen wir einen der Picknicktische oberhalb des Piers für eine Mittagspause mit Blick auf die Vorgelagerte Troubridge Island. Gerade als wir mit unserem Picknick fertig waren, fing es leicht an zu regnen. Trotzdem machten wir uns auf den Scenic Drive, der über nicht befestigte Strassen, immer an der schroffen Küste entlang führt. Leider wurde das Wetter nicht besser und so war vom Leuchtturm am Suicide Point und von den von steilen Klippen eingerahmten Buchten nicht viel zu sehen. Mehr aus Versehen als gewollt – wir waren an einer nicht ausgeschilderten Kreuzung falsch gefahren – verließen wir dann den Scenic Drive und kamen nach Yorketown , dem Verwaltungs- und Versorgungszentrum für den südlichen Teil der Halbinsel. Aufgrund der Wetterlage fanden wir es auch nicht so tragisch, dass wir uns verfahren hatten. So gelangten wir, über gut ausgebaute Straßen, mit einem Tankstopp in Warooka  auch schneller zu unserem heutigen Etappenziel, dem Innes National Park .

Der knapp 100 km² große Park nimmt die gesamte südwestliche Spitze der Halbinsel ein. Die Landschaft des Parks wechselt von Salzseen und niedriger Mallee-Steppe im Binnenland zu Sandstränden und steilen, zerklüfteten Klippen entlang der Küste. Neben den Westlichen Grauen Riesenkängurus und den Emus, die direkt vom Auto aus beobachtet werden können, ist der Park Heimat für eine artenreiche Vogelwelt. Einen ersten Eindruck von der schroffen Küste bekamen wir an der Per von Stenhouse Bay in unmittelbarer Nähe des Visitor Centres. Nicht weit hinter dem Parkeingang erwartete uns eine wahre Pracht, denn jenseits einer kleinen Anhöhe tritt die Küste unvermittelt in den Blick: Kleine Landzungen und Buchten drängen sich dicht an dicht, im Hintergrund überragt von den hohen Klippen des Cape Spencer mit seinem Leuchtturm. Unweit der Küste liegt Chinamans Hat Island, doch der Blick wandert weiter hinaus über Little Althorpe und Haystack Island hin zu den dominierenden Klippen und dem Leuchtturm von Althorpe Island. Nachdem wir uns den 1972 erbauten Leuchtturm am Cape Spencer und die zerklüftete Küste bei The Gap angesehen hatten, fuhren wir zum Campingplatz an der Pondalowie Bay und richteten dort häuslich ein. Auf dem Weg dorthin bekamen wir die ersten Emus zu Gesicht und auf dem Campingplatz trafen wir zwei Kängurus. Fernab jeder Stadt und damit auch ohne massive elektrische Beleuchtung wirkte der australische Sternenhimmel wieder einmal so unheimlich klar und deutlich wie man ihn in Deutschland nie zu sehen bekommt.

Wir setzten unseren Besuch des Innes National Parks an der Pondalowie Bay, von den Einheimischen liebevoll „Pondy“ genannt, fort. Diese traumhafte Bucht mit türkisblauem Wasser und glitzernd weißen Sandstrand gilt zu Recht als schönste Bucht der gesamten Halbinsel. Auf dem kurzen Spaziergang zum Leuchtturm am West Cape hatten wir weitere phantastische Ausblicke auf die West und Pondy Bay, sowie auf die schroffe Küste südlich des Kaps. Der erst 1980 auf dem West Cape installierte Leuchtturm ist eine recht einfache Stahlkonstruktion, gewinnt aber durch die eindrucksvolle Umgebung an Reiz. Unsere letzte Station im Nationalpark war die „Geisterstadt“ Inneston. Auf Initiative von Bill Innes  wurde an dieser Stelle 1913 mit dem Abbau von Gips aus den umliegenden Salzseen begonnen. Das fertige Produkt wurde mit von Pferden gezogenen Loren zum Pier in der Stenhouse Bay gebracht und von dort verschifft. Bis 1930 war das Gipswerk in Inneston in Betrieb und wurde dann nach Stenhouse Bay verlagert. Die Gebäude verfielen und wurden erst in jüngster Zeit zum Teil aufwendig restauriert, so dass es jetzt sogar möglich ist in den alten Gemäuern zu übernachten. Wir sahen uns die Ruinen, den türkisblauen Inneston Lake und die durch das Gelände ziehenden Emus an.

Über Warooka  und Minlaton  erreichten wir Port Victoria , einen verschlafen wirkenden Hafen an der Westküste der Yorke Peninsula. Seine Blütezeit hatte Port Victoria als das im Umland geerntete Getreide noch mit großen Segelschiffen abtransportiert wurde. Wir bekamen einen Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz  oberhalb der Pier mit Blick auf die untergehende Sonne – was für ein Ausblick. Der Tag nächste begrüßte uns mit kühlen 8° C aber dafür auch mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Nachdem wir den Roadrunner startklar gemacht hatten, spazierten wir noch ein kurzes Stück am Wasser entlang und auf die Pier von Port Victoria hinaus. An diesem Steg hatten schon die deutschen Großsegler Pamir und Passat festgemacht und Getreide aufgenommen. Es gibt im Ort sogar zwei Strassen, die nach diesen Windjammern benannt sind und eine Gedenktafel am Pier erinnert noch heute an diese Schiffe.

In Maitland  nutzten wir den kostenlosen Internet-Service der örtlichen Bücherei, um unsere E-Mails zu lesen. Am Hafen von Wallaroo  machten wir eine Mittagspause, sind ein Stück spazieren gegangen und haben etwas jongliert. Kurz hinter dem Ort halfen wir einem älteren Herrn, der mit einer Reifenpanne liegen geblieben war und den defekten Reifen nicht abbekam. Die Felge war auf der Achse fest gerostet und nur durch massives Bearbeiten mit einem Gummihammer ließ sich der Reifen schließlich lösen. Wir haben dann das Rad gewechselt und er war uns auch sehr dankbar, da er aufgrund gesundheitlicher Probleme derartige Anstrengungen nicht mehr verträgt. Für uns war das ja auch kein Problem, lästig waren nur die Fliegen, die angelockt von den Küchenabfällen, die er in offenen Eimern transportiert hat, das Arbeiten am Auto zur Qual gemacht haben. So waren wir froh, dass wir unsere Fahrt ohne Fliegen fortsetzen konnten. Mit Port Broughton  hatten wir dann auch bald das Ende der Yorke Peninsula erreicht und setzten unseren Weg in nördlicher Richtung fort.

Ins Outback

Nach einem Einkaufsstopp in Port Pirie  sahen wir uns den längsten Holzpier Australiens in Port Germein  an. Der Campingplatz machte auf uns jedoch nicht den einladendsten  Eindruck, so dass wir uns entschlossen noch etwas weiter zu fahren. Wir verließen die Hauptstrasse und gelangten durch die landschaftlich äußerst reizvolle Germein Gorge, wo uns einige Kängurus vor das Auto sprangen, ins Landesinnere. In Melrose , am Fuße des 960 m hohen Mt. Remarkable, fanden wir einen Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz. Nach dem Frühstück bekamen wir Besuch von zwei Kängurus, die über den Campingplatz hüpften, wohl in der Hoffnung, von dem einen oder anderen Gast etwas abzustauben. Bei uns wurden sie zwar enttäuscht, aber wir nutzten die sich bietende Foto- und Filmgelegenheit.

Südlich von Wilmington verließen wir die Hauptstraße und fuhren in den Mt. Remarkable National Park  hinein. Bis zur Parkgrenze ist die Zufahrtsstraße noch geteert, danach nur noch geschottert. Dabei sind die zu überwindenden Hügel teilweise so steil, dass unser Roadrunner nur mit Mühe, d. h. im 2. Gang und mit stellenweise durchdrehenden Reifen die Steigung überwinden konnte. Alligator Gorge ist eine große Talschlucht in den südlichen Flinders Ranges, die hier allmählich ihren schroffen Outbackcharakter annehmen und als Wasserscheide zwischen dem gut mit Wasser versorgten Süden des Bundesstaates und dem trockenerem Binnenland fungieren. Wir spazierten zunächst zum Gorge Lookout, um uns einen Überblick über die vom Alligator Creek geschaffene Schlucht zu verschaffen. Über steile Stufen ging es dann hinunter und wir folgten dem jetzt trockenen Bachbett zu den Narrows, wo die roten Felswände der Schlucht nur wenige Meter auseinander liegen. In entgegen gesetzter Richtung gelangten wir nach kurzer Zeit zu den so genannten Terraces, wo der Alligator Creek einige breite Stufen gebildet hat. Vom Ally´s Lookout warfen wir noch einen letzten Blick auf die Schlucht, ehe es über die steile Piste wieder zurück zur Hauptstraße ging.

Drei Kilometer westlich von Wilmington  bogen wir erneut ab und erreichten nach 7 km Schotterstraße den auf 527 m gelegenen Hancock´s Lookout. Von der Park- und Picknickfläche am Ende der Straße hatten wir einen schönen Blick auf den Spencer Gulf. Ohne weitere Unterbrechung ging es dann weiter nach Port Augusta . Port Augusta am Kopf des Spencer Gulf liegt am Scheitelpunkt Australiens: Hier kreuzen sich die Eisenbahnlinien Sydney-Perth und Adelaide-Alice Springs sowie die Highways Sydney-Perth und Adelaide-Darwin. Die Stadt war einst ein wichtiger Hafen, der das direkt nördlich der Stadt beginnende Outback mit lebenswichtigen Gütern versorgte. Heute produzieren ihre Kraftwerke über 40 % des staatlichen Strombedarfs. Sowohl die School of the Air als auch der Royal Flying Doctor Service haben in Port Augusta eine Station und bieten den Bewohnern abgelegener Niederlassungen wichtige Dienstleistungen an. Wir fuhren zum Wadlata Outback Center, das die geologische Geschichte des Nordens vor 15 Millionen Jahren, als Regenwälder das Gebiet bedeckten, dokumentiert aber auch die regionale Entwicklung des Outbacks von der Zeit der Aborigines und Europäer bis in die Gegenwart und Zukunft erzählt. Schon am frühen Nachmittag erreichten wir den Campingplatz in Port Augusta und nutzten die Zeit um mal wieder unsere Wäsche zu waschen.

Auf dem Stuart Highway ging es hinein ins Outback. In dieser riesigen Region nördlich des 32. Breitengrades lebt nur 1 % der Gesamtbevölkerung Australiens. Roter Sand, gnadenlos brennende Sonne, endlose Öde und großes Vorkommen der begehrten Opale kennzeichnen dieses Gebiet. Die grenzenlose Weite und Leere des Outback ist für uns Mitteleuropäer, die wir aus einer sehr engen und zugebauten Welt kommen, geradezu unvorstellbar.  Der Stuart Highway ist die Hauptverbindung von Port Augusta nach Allice Springs (1.224 km). Bis 1978 war er als eine der strapaziösen Überlandstraßen des Landes bekannt, seitdem ist er durchgehend geteert und hat damit seine Schrecken verloren.

Von Port Augusta führt der Stuart Highway direkt nach Norden. Nach ca. 160 km erreichten wir die Hochfläche des Arcoona Plateaus. Von Bernards Hill hatten wir einen schönen Blick auf das einstmals riesige Flusssystem der Island Lagoon, dessen Seen heute ausnahmslos versandet und versalzen sind. Der Blick auf die weißen Flächen mit den herausragenden Felsbergen hat einen ganz besonderen Reiz. Ein wenig Abwechslung boten nur einige Emus, die über die weite Ebene zogen und zahlreiche Keilschwanzadler, die sich an den Kadavern der dem Straßenverkehr zum Opfer gefallenen Kängurus zu schaffen machten.

Nach 537 km Einöde erreichten wir die Opalstadt Coober Pedy , die zu den seltsamsten Plätzen Australiens gehört. Die Stadt (sofern man von einer „Stadt“ sprechen kann) ist in gewisser Weise unbeschreiblich. Die ungefähr 4.000 Einwohner Coober Pedys sind es auch, die dieses Outbacknest so einzigartig machen. Sie stammen aus 45 verschiedenen Nationen und verleihen Coober Pedy ein besonderes Flair. Schräge Typen, Glücksritter und Lebenskünstler sind hier dem Opalfieber verfallen. Zum Schutz vor der glühenden Hitze wohnen sie in so genannten „Dugouts“, unterirdischen Wohnhöhlen, deren Sandstein die Temperatur sommers wie winters bei 25° Celsius hält. Bei zusätzlichem Raumbedarf sprengt man sich einfach ein Zimmer dazu. Weil dieses Verhalten der Weißen den hier ansässigen Aborigines so seltsam vorkam, nannten sie den Ort „kupa piti“, was soviel wie „weißer Mann im Loch“ bedeutet. Dieser Name ist äußerst passend, denn nicht nur Minen, auch Häuser, Hotels und sogar Kirchen sind unterirdisch angelegt, um den extremen Temperaturen zu entgehen. Seit 1915 wird in Coober Pedy Opal gefördert und bis heute hat sich an der Schürftechnik wenig geändert: nur wenige Mienen können überirdisch ausgebeutet werden – meist werden Löcher in die Erde gesprengt, aus den der Abraum per „Staubsauger“ zu den charakteristischen Maulwurfshügeln aufgehäuft wird. Die Löcher (Deep Shafts) sind tief und werden nicht wieder aufgefüllt. Über 250.000 dieser Deep Shafts gibt es auf den Opalfeldern rund um den Ort. Nicht umsonst rühmt sich Coober Pedy mit dem Titel „Opal Capital of the World“. Geologen erklären die reichen Opalvorkommen in Coober Pedy mit Sedimentsablagerungen von 100-130 Millionen Jahre alten Meeren, an deren Ufer sich so genannte „Bulldog Shales“ gebildet haben. In diesen Sandsteinfelsen formte sich aus Siliziumrestbeständen, die der sinkende Wasserspiegel hinterließ, der wertvolle Edelstein. Optimisten schätzen, dass erst rund 15 % aller Opale gefördert wurden. 80 % aller weltweit produzierten Opale stammen aus Coober Pedy, ihr Wert schwankt zwischen 20 und 40 Millionen Dollar. Keiner weiß es genau, ein erfolgreicher Miner bewahrt meistens Stillschweigen über seinen Erlös.

Als wir im Oasis Tourist Park einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte reservierten, stießen wir auf das Angebot einer geführten Tour durch die Breakaways Reserve, die eine halbe Stunde später beginnen sollte. Nachdem wir unseren Stellplatz bezogen und ein paar Sachen zusammengepackt hatten, machten wir uns in einem kleinen Bus mit nur 6 Leuten auf den Weg durch die Opalfelder, die den Ort umgeben, zu den Breakaways. Dieses Gebiet etwa 35 km nördlich von Coober Pedy besteht aus kahlen aber sehr farbintensiven Tafelbergen. Diese waren ursprünglich Teil Stuart Range, sind aber durch die Kräfte der Erosion von dieser Gebirgskette abgetrennt worden, was auch zu ihrem Namen geführt hat. Zwei Aussichtspunkte bieten die Möglichkeit die verschiedenen Formationen dieser eindrucksvollen Landschaft, die schon als Kulisse für verschiedene Hollywood-Produktionen gedient, zu betrachten. Verstärkt durch das Licht der tief stehenden Sonne bot sich uns ein wirklich phantastischer Anblick. Der etwa 70 km lange Rundkurs führte uns dann östlich durch weitere farbenfrohe Hügel zum „Dog Fence“. Dieser Zaun, die wohl längste durchgehende Drahtbarriere der Welt, erstreckt sich über 5.300 km quer durch den Kontinent, um das Schafland im Süden vor den Übergriffen der Dingos, der einheimischen Wildhunde, zu schützen. Die einer Mondlandschaft ähnelnde Ödnis entlang des Dog Fence wird Moon Plain genannt. Hier machten wir eine etwas längere Pause, um den Sonnenuntergang über dem Outback zu beobachten. Nach gut 2 Stunden war dieser sehr lohnenswerte Ausflug in die Umgebung von Coober Pedy beendet und wir machten es uns auf dem Campingplatz gemütlich.  Hier waren wir dann auch sicher vor den Millionen von Fliegen, die jeden Aufenthalt im Freien ohne schützendes Netz zur Qual machen. Nach Aussage der Einheimischen ist es in diesem Jahr die schlimmste Fliegenplage seit Jahren.

Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter machten wir uns, bewaffnet mit Fliegennetz und Kameras zu Fuß auf den staubigen Weg durch Coober Pedy. Wir begannen mit dem Umoona Opal Mine & Museum, das alle zwei Stunden eine geführte Tour anbietet. Diese beginnt mit dem 20minütigen Dokumentarfilm „The story of the Opal“, der sehr eindrucksvoll die Entstehung, Gewinnung und Vermarktung der australischen Opale veranschaulicht. Das Aboriginal Interpretive Centre behandelt das Thema der Ureinwohner in diesem Gebiet etwas zu oberflächlich, aber immerhin wird es überhaupt angesprochen. Gut gemacht ist dagegen der kurze Film, der die Entstehung der Opalvorkommen aus der Sicht der Aborigines schildert. Richtig interessant wird es dann im „Dugout“, einer unterirdischen Wohnung mit allem Komfort und in einer ursprünglichen Opalmine. Die weitere Ausbeutung der Minen im Ort wurde Ende der 1970er Jahre verboten, so dass die eigentliche Arbeit jetzt nur noch im Umland stattfinden kann.

Sehr beeindruckend fanden wir auch die unterirdisch angelegte St. Peter & Paul´s Catholic Church. Der Besuch des Diggers Dream Dugout war dagegen etwas befremdlich, da wir dort durch eine wirklich bewohnte Wohnung geführt wurden. Wenn ich mir vorstelle ich sollte für 3 $ wildfremden Menschen meine Wohnung zeigen – das war für uns ein nicht so angenehmes Gefühl.

Nachdem wir uns in John´s Pizza Bar mit einer wirklich köstlichen Pizza gestärkt hatten, ging es weiter zum Underground Cafe, wo wir uns die große Auswahl an Didgeridoos ansehen wollten. Der Ladenbesitzer war allerdings nicht sehr freundlich und man durfte die Didges nicht einmal anfassen, geschweige denn spielen. Ich weiß nicht, wie er mit dieser Einstellung Didgeridoos verkaufen will, obwohl er einige sehr schön bemalte Stücke in seinem Sortiment hatte. Den Abschluss unseres Rundgangs bildete dann die Underground Art Gallery, die sich in einer alten Mine befindet und fast ausschließlich Werke lokaler Aboriginal-Künstler ausstellt und zum Verkauf anbietet.

Nach einer Verschnaufpause im Roadrunner zogen wir noch einmal los, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Die Temperatur lag jetzt bei fast 40° C in der Sonne und die Fliegen waren  noch aufdringlicher als am Vormittag. Den Rest des Tages machten wir es uns in unserem rollenden Zuhause bequem.

Ein reiner „Fahrtag“ stand am nächsten Tag auf dem Programm: Mit einigen Pausen, darunter am großen, teilweise versalzenden Lake Hart fuhren wir die 537 km nach Port Augusta  zurück. Einzig die teilweise riesigen Roadtrains boten etwas Abwechslung. In Port Augusta bezogen wir Quartier am dem Ufer des Spencer Gulf gelegenen Shoreline Caravan Park.

Mit unserem Besuchsprogramm in Port Augusta hatten wir nicht sehr viel Glück. Nach einem Großeinkauf sahen wir uns die Ausstellung in der Curdnatta Art Gallery an, von der wir uns allerdings mehr versprochen hatten. Sowohl bei der School of the Air, die Kinder auf entlegenen Farmen über Funk unterrichtet, als auch beim Royal Flying Doctor Service, der die ärztliche Versorgung der abgelegenen Niederlassungen sicherstellt, war es uns nicht vergönnt einen Einblick in den laufenden Betrieb zu bekommen, da beide Einrichtungen am heutigen Samstag geschlossen waren.

So machten wir uns auf den Weg zum Flinders Ranges National Park. Der Highway 47 führte uns über den Pichi-Richi-Pass, parallel zur Trasse der historischen Pichi Richi Railway. Diese Schmalspurbahn ist das letzte funktionierende Teilstück der legendären „Ghan“ Railway, die in den 1870ern für den Anschluss von Alice Springs an den Süden Australiens gesorgt hatte. Heute fährt diese Bahn mit originalgetreu restaurierten Lokomotiven und Waggons an Wochenenden und in der Ferienzeit Touristen von Port Augusta nach Quorn oder entgegengesetzt. Wir hatten die Gelegenheit den alten Zug bei seinem Weg über den Pass zu beobachten, der der Dampflok alles abverlangt hatte. Im historischen Eisenbahnstädtchen Quorn , durch das bis 1957 alle Zugverbindungen in das Northern Territory und nach Western Australia führten, machten wir eine Pause und warteten auf die Ankunft des Zuges. Elf Kilometer südlich von Hawker , einem vergessenen Outbacknest, das als Ausgangspunkt für Exkursionen in den Flinders Ranges National Park dient, sahen wir uns die Felszeichnungen der Adnyamathanha Aborigines in den Yourambulla Caves an. In Wilpena , dem touristischen Zentrum des Flinders Ranges National Park , sahen wir uns das Visitor Centre an und bezogen auf dem Campingplatz des Resorts einen Stellplatz, da es für weitere Aktivitäten bereits zu spät war.

Der Höhenzug der Flinders Ranges beginnt südöstlich von Port Augusta und erstreckt sich etwa 400 km in nordöstlicher Richtung bis in das trockene Outback South Australias hinein. Phantastische Gesteinsformationen, tiefe Schluchten und weite Täler formen eine gewaltige Urlandschaft. Geologisch zählen die Flinders Ranges zu den ältesten Gebieten der Erde. Schon vor Jahrmillionen ragten sie als Inselberge aus dem umgebenden Meer empor, von dem heute nur noch die riesigen Salzseen zeugen, die den Gebirgszug umgeben. Der knapp 1.000 km² große  Flinders Ranges National Park umfasst einen Großteil der zentralen Flinders Ranges. Hauptattraktion ist Wilpena Pound, ein hoch gelegenes natürliches Bassin von über 90 km² mit bis zu 500 m hohen Außenwänden. In der Sprache der Adnyamathanha Aborigines heißt dieses Gebiet „Ikara“, was soviel bedeutet wie „hohle Hand“– eine überaus treffende Beschreibung dieses natürlichen Amphitheaters, das von der ersten weißen Siedlern als riesiger Pferch für ihre Schafe genutzt wurde.

Vom Parkplatz am Wilpena Resort folgten wir dem Lauf des Wilpena Creek, gesäumt von riesigen Red Gum Eukalypten und gelangten durch ein schmales Tal in der Ostflanke der Wilpena Pound Range in das gewaltige Bassin des Wilpena Pound. Auf dem Weg konnten wir zwei Kängurus und einige Papageien beobachten. Vorbei am restaurierten Hills Homestead, einem Farmgebäude aus dem 19. Jahrhundert, erklommen wir den Wangarra Hill, der einen guten Überblick über den Wilpena Pond bietet. Mit etlichen Fotostopps und Pausen waren wir nach etwa 2½ Stunden und 7 km wieder am Auto.

Dann ging es auf zunächst guten Schotterpisten hinein ins Herz des Flinders Ranges National Parks. Der als eine der schönsten Strecken ausgewiesene Abschnitt von der Yanyanna Hut in das Bunyeroo Valley ist wirklich eine sehr schöne, wenn auch zunehmend rauer werdende Panoramastraße. Der Bunyeroo Valley Lookout bietet herrliche Ausblicke auf die schroffen Gipfel der Heysen und der ABC Range. Die Piste wurde zusehends schlechter und erreichte in der Bunyeroo Gorge einen Zustand, der die äußerste Grenze dessen markiert, was man einem Campingbus ohne Allradantrieb und entsprechende Bodenfreiheit zumuten sollte. Als wir uns im Visitor Centre nach dem Straßenzustand  erkundigt hatten, sagte man uns, dass es eine ganz normale Schotterpiste sei, die wir ohne Probleme befahren könnten. Von Fahrten durch ein, zum Glück ausgetrocknetes, steiniges Flussbett war nicht die Rede gewesen. Landschaftlich sehr reizvoll war dann die Fahrt durch die Brachina Gorge, die allerdings dem Auto noch einmal alles abverlangte. Das wir diese Strecken ohne Panne überstanden haben grenzt fast an ein Wunder. Als wir genug durchgeschüttelt waren und den Park durch die Brachina Gorge verließen, sahen wir kurz vor der Hauptstraße ein umgeklapptes Schild, das diese Piste als Allradstrecke ausweist. Man ist sich also des Zustands dieser Strecken durchaus bewusst und sollte sie unserer Meinung nach grundsätzlich nur für Allradfahrzeuge freigeben.

Vom Highway 47, der westlich des Parks verläuft, boten sich uns noch einmal schöne Aussichten auf die im Licht der tief stehenden Sonne erglühenden Flinders Ranges. Da wir in Hawker nicht bleiben wollten, setzten wir unsere Fahrt über Cradock , Carrieton  und Orroroo  bis nach Peterborough  fort, wo wir kurz vor Sonnenuntergang ankamen.


Gen Osten

Ein reiner Fahrtag stand für den nächsten Tag auf dem Programm. Auf dem Barrier Highway machten wir uns auf den Weg nach Adelaide. In Burra  nutzten wir einmal mehr den kostenlosen Internet-Service in den Büchereien von South Australia. Die Bibliothekarin war auch sehr nett und wir haben uns über das Reisen in Australien unterhalten. Leider hatte man die Klimaanlage auf volle Touren gedreht und es war bitterkalt. Außerdem wusste niemand wie man diesen Zustand ändern konnte – uns blieb also nur die Wahl zu gehen oder zu frieren. Wir entschlossen uns auszuhalten und so erfuhren wir, dass das Didgeridoo bereits in Deutschland angekommen ist. Der Zoll hat hier aber noch einmal ordentlich zugelangt und wohl die Versicherungssumme des Pakets zu Grunde gelegt. Damit war der Zoll jetzt mehr als doppelt so teuer wie das Didge selbst, rechnet man jetzt noch den Versand dazu, war das nicht wirklich eine lohnende Sache. Bei zukünftigen Sendungen muss man versuchen diese Kosten zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren. Nach einer guten Stunde verließen wir völlig durchgefroren die Bücherei und haben uns auf einem Parkplatz in Burra erst einmal etwas Warmes zu essen gemacht.

Im Randgebiet von Adelaide haben wir in einer Waschanlage den Dreck des Outbacks von unserem Auto und den Fahrrädern gewaschen. In Adelaide  sicherten wir uns auf dem stadtnahen Campingplatz einen Stellplatz für die nächsten zwei Nächte. So bleibt uns noch etwas Zeit für einen Bummel durch Adelaide, ehe wir unsere Fahrt in Richtung Ostküste fortsetzen.

Bei herrlichem Wetter fuhren wir mit den Fahrrädern am Torrens River entlang in die Innenstadt von Adelaide. Wir unternahmen einen Bummel durch die Rundle Mall, die Fußgängerzone Adelaides, bei dem ich einen neuen Rasierapparat gekauft habe, da meinem batteriebetriebenen Minirasierer bei täglicher Anwendung doch etwas die Kraft fehlt. Danach fuhren wir zum Tandanya Cafe, um uns bei Dion für die Versendung des Didgeridoos zu bedanken und uns die neue Ausstellung im Tandanya Cultural Institute anzusehen, die die Arbeiten von Künstlern aus dem Gebiet der Kimberleys im Norden Australiens präsentiert. Ein etwa halbstündiger Film von David Hudson über „Bushtucker“, d.h. Nahrungsmittel, die die Natur bereitstellt (wenn man sich auskennt) rundete das Programm ab. Letzte Station war dann der Central Market, wo wir uns mit leckerem Brot, Käse, Wurst und frischem Obst versorgten. Interessant war die Begegnung mit Ariana Kiermeier, der Bürgermeisterin von Hahndorf, die uns vor zwei Wochen so nett begrüßt hatte und uns jetzt an ihrem Fleischerstand bediente. Wir haben uns dann noch kurz mit ihr  unterhalten, ehe wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz gemacht haben.

Wir verließen Adelaide in südöstlicher Richtung und fuhren in das gut 50 km entfernt liegende Strathalbyn , das wir uns schon auf unserem Weg gen Westen angeshen hatten. Diesmal war auch nicht der Ort selbst unserer Ziel, wir wollten uns die Didgeridoos von Hermann ansehen. Wir hatten Hermann vor zwei Wochen im Tandanya Cafe kennen gelernt und er hatte dort seine Didgeridoos angepriesen. Wir hatten uns telefonisch verabredet trafen uns an dem Antiquitätengeschäft, in dem er seine Didges ausgestellt hat. Er hatte nicht übertrieben, seine Sammlung umfasste tatsächlich einige sehr hochwertige und sehr gut klingende Instrumente, zum Teil auch noch wunderschön bemalt. Hätte ich nicht schon in Adelaide ein Didgeridoo gekauft, wäre ich hier bestimmt schwach geworden. Der absolute Hammer war sein Riesendidgeridoo: Knapp zwei Meter lang, mit einem riesigen trichterförmigen Bellend und einer traumhaften Bemalung. Geradezu unglaublich war die Leichtigkeit mit der sich dieses gewaltige Instrument spielen ließ und dann natürlich der unvorstellbare Klang. Ein wahrer Traum! Der geschätzte Wert dieses eigentlich unverkäuflichen Exemplars liegt zwischen 50.000 und 80.000 AUD, Hermann ist sich wohl nicht so ganz sicher bei welchem Preis er schwach werden würde. Ich war schon sehr zufrieden, dass ich es einmal spielen durfte, wann hat man schon einmal eine solche Gelegenheit. Nach einer guten Stunde verabschiedeten wir uns von Hermann und haben angekündigt im Oktober noch einmal vorbei zu kommen, um dann ggf. das eine oder andere Didgeridoo zu kaufen.

In Murray Bridge  überquerten wir den Murray River, der mit einer Gesamtlänge von über 2.700 km nicht nur der längste Fluss Australiens ist, sondern zugleich auch der einzige, der ganzjährig Wasser führt. Damit ist er die Lebensader von South Australia, dem trockensten Bundesstaat Australiens. Unser Ziel für heute war der Murray River National Park, der aus drei einzelnen Überschwemmungsebenen besteht und das Herzstück des so genannten „Riverlands“ rund 200 km östlich von Adelaide bildet. Katarapko Island, der größte Teil des Parks, liegt in einer großen Schleife des Murray River und wird von zahlreichen Lagunen und Nebenflüssen durchzogen. Wir fanden in Loxton , einer schönen Kleinstadt am Südufer des Murray River einen Campingplatz direkt am Fluss. Wenn das Wetter mitspielt werden wir uns morgen ein Kanu mieten und den Murray River National Park von der Wasserseite aus erkunden.

Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, dicker Nebel hing über dem Fluss und eine Besserung war nicht in Sicht. So verzichteten wir auf die geplante Kanutour und unternahmen stattdessen eine Rundfahrt um den Katarapko Teil des Murray River National Parks. Die Aussicht auf den Fluss und die verschiedenen Lagunen war durch den Nebel und die teilweise abgestorbenen Bäume geradezu gespenstisch. Über Barmera   fuhren wir weiter bis nach Berri , wo wir uns ein wenig die umgesehen haben. Von Loxton aus ging es dann auf dem Highway 57 parallel zur Grenze zwischen South Australia und Victoria in Richtung Süden weiter. In Pinnaroo  machten wir eine längere Pause und haben seit längerer Zeit wieder einmal das Jonglieren mit unseren Bällen und den Devil Sticks trainiert. Östlich von Bordertown  passierten wir dann die Grenze, wodurch wir eine halbe Stunde verloren, da es sich gleichzeitig um eine Zeitzonengrenze handelt. In Kaniva  fanden wir einen Stellplatz auf dem sehr einfachen örtlichen Campingplatz. Der Caretaker, der zum Kassieren der Gebühren herumkam, hat uns dann noch einige nützliche Tipps für die Weiterfahrt gegeben.

Nach etwa 40 km verließen wir den Western Highway in Nhill  und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse durch den Little Desert National Park . Es handelt sich jedoch nicht um eine Wüstenregion, wie der Name fälschlicherweise vermuten lässt, sondern um natürliches Buschland. Auf den sandigen Böden gedeiht eine charakteristische Mallee-Vegetation, so der kleinwüchsige Mallee-Busch, graue Mulga, Akazien und Kasuarinen. Der Park, der in weiten teilen nur mit Allradfahrzeugen zugänglich ist, entfaltet im Frühjahr, wenn die Wildblumen blühen, einen ganz besonderen Reiz.

Schon von weitem sieht man den 369 m hohen Mt. Arapiles, den Ayers Rock von Victoria, wie der zu einer Seite steil abfallende Berg im Volksmund genannt wird, die weite Ebene überragen. Er ist ein Eldorado für Freikletterer und bietet vom Gipfel, auf den auch eine schmale Strasse führt, einen schönen Panoramablick.

Nachdem wir in Horsham , dem größten Ort in der Wimmera-Region, unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Grampians National Park , dem Hauptziel unserer heutigen Etappe. Die Berge, Klippen und steilen Felsen der Grampians ragen wie Wellen aus den flachen westlichen Ebenen. Es gibt zerklüftete Hänge, Wasserfälle, und Sandsteinberge, die sich vor 400 Millionen Jahren durch die Hebung der Erdkruste bildeten.  Die mehr als 80 km langen und bis zu 50 km breiten Grampians bilden die Ausläufer der hoch im Norden von Queensland, bei Cooktown, beginnenden Dividing Range. Der 1.670 km² große Park bietet neben Kängurus, Koalas, Schnabeligeln und Possums auch über 200 Vogel- und 900 Pflanzenarten eine Heimat.  In der Sprache der Aborigines heißt dieses Gebiet, das einen heiligen Ort darstellt, „Gariwerd“. Das Brambuk Cultural Centre bietet einen Einblick in die Kultur der hier ansässigen Aboriginalstämme.

Wir begannen unseren Besuch an den spektakulären MacKenzie Falls und den kleineren Broken Falls, die auf kurzen und gut ausgebauten Wegen zu erreichen sind. Vom Reed Lookout spazierten wir zur bekanntesten Felsformation des Parks, den „Balconies“ oder „Jaws of Death“ (Todesrachen), wie diese eindrucksvolle Klippe oberhalb des Victoria Valley auch genannt wird. Der Reed Lookout selber bietet einen schönen Blick auf den Lake Wartook und ebenfalls auf das Victoria Valley. Im Visitor Centre des Nationalparks südlich des kleinen Ortes Halls Gap  verschafften wir uns Informationen für unseren weiteren Aufenthalt im Park, ehe wir uns auf dem Lakeside Caravan Park am Nordufer des Lake Bellfield einen Platz für die Nacht gesucht haben.

Als wir am Zusammenpacken waren entdeckten wir einige Loris in den Bäumen des Campingplatzes. Kaum hatten wir die kleine Tüte mit Vogelfutter, die wir vom Campingplatzbetreiber bekommen hatten, in der Hand, waren wir auch schon belagert. Zahlreiche Allfarb- und Schuppenloris saßen uns auf den Schultern, den Händen und auf dem Kopf. Ohne jede Scheu kletterten sie auf uns herum, um an das begehrte Futter zu gelangen. Etwa fünf Minuten hatten wir die muntere Gesellschaft auf unserem Platz, dann zogen sie weiter zum nächsten Anbieter einer kosten- und mühelosen Mahlzeit.

Da uns das herbstliche Wetter wieder dicken Nebel beschert hatte, begannen unseren Tag mit einem Besuch im Brambuk Cultural Centre. Die Ausstellung hatten wir uns besser vorgestellt und es gab leider auch keinerlei Aktivitäten, an denen man hätte teilhaben können. Einzig der 15minütige Film zur Entstehungsgeschichte von „Gariwerd“ aus Sicht der örtlichen Aboriginalstämme machte den Besuch doch noch zu einem Erfolg. Er ist wirklich gut gemacht und vermittelt einen kleinen Einblick in die Mythologie der hiesigen Aboriginals.

Auf dem Weg nach Halls Gap sahen wir einige Kängurus auf einer Wiese und nutzten die Gelegenheit für einige Fotos. Zwei der männlichen Tiere taten uns dann auch noch den gefallen einen „Boxkampf“ auszutragen. Nach einem kurzen Bummel durch Halls Gap fuhren wir zum Parkplatz in der Wonderland Range, wo einige Tracks beginnen. Wir entschlossen uns für den Weg durch den Grand Canyon. Auch wen diese Schlucht mit ihrem berühmten Namensvetter in Arizona nicht viel gemeinsam hat, so ist der Weg durch das Felslabyrinth der engen Schlucht doch sehr interessant. Ein weiterer kurzer Weg führte uns zu den Silverband Falls, die aber leider sehr wenig Wasser führten. Dafür konnten wir auf dem Weg zu den Fällen einen Koala beobachten. Da das Wetter sich noch nicht wesentlich gebessert hatte, hätte es keinen Sinn gemacht zu weiteren Aussichtspunkten zu fahren und deshalb verließen wir den Grampians National Park in südlicher Richtung.

Unser heutiges Ziel war Warrnambool , die größte Stadt im Westen Victorias. Unsere Hoffnung hier an der Küste Wale beobachten zu können, wie einige Reiseführer vermuten ließen, wurden allerdings schon beim Einchecken auf dem Campingplatz enttäuscht, wo man uns sagte, dass die Wale meist erst in der zweiten Junihälfte eintreffen, um hier ihre Jungen zu gebären. Wir werden morgen trotzdem unser Glück versuchen, vielleicht können wir ja doch schon einen Wal entdecken.

Bei stürmischem aber sonnigem Wetter fuhren zunächst zum Thunder Point Lookout, von dem wir einen schönen Blick auf die zerklüftete Küste hatten. Vom Point Ritchie Lookout lagen uns die goldgelben Sandstrände Warrnambools zu Füßen und wir nutzten die Gelegenheit für einen morgendlichen Strandspaziergang. Die sehr schön angelegte Logans Beach Whale-Watching Platform bietet neben dem tollen Blick auf die Bucht auch verschiedene Schautafeln zum Thema Glattwale. Leider konnten wir keine dieser seltenen Meeressäuger entdecken, vielleicht haben wir ja noch das Glück Wale hautnah erleben zu können. Nach einem Einkaufsstopp verließen wir Warrnambool und fuhren noch einmal auf die Great Ocean Road. Da uns die bizarren Felsformationen des Port Campbell National Park  so gut gefallen hatten, sahen wir uns die Bay of Islands, The Arch und The Twelve Apostles noch einmal an.

In Lavers Hill  verließen wir die Great Ocean Road und fuhren auf dem Highway 155 nach Beech Forest . Von hier aus führte uns eine unbefestigte Strasse mitten hinein in den gemäßigten Regenwald der Otways. Unser Ziel waren die inmitten des grünen Dickichts gelegenen, wunderschönen Hopetoun Falls, die wir über einen steilen und etwas rutschigen Pfad erreichen konnten. Die Piste brachte uns dann weiter in den Otway National Park , wo wir wieder auf die Great Ocean Road trafen. In dem kleinen Fischerort Apollo Bay , der sich selbst Paradise by the Sea nennt, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Wir folgten dem kurvenreichen Verlauf der Great Ocean Road und genossen die immer neuen  Ausblicke auf die grandiose Küste. Nach einigen Kilometern sahen wir direkt an der Straße einige Koalas in den Bäumen. Sie hatten es sich in den Zweigen der Eukalyptusbäume bequem gemacht und dösten vor sich hin. In Kennett River  verließen wir die Great Ocean Road und fuhren auf der unbefestigten Grey River Road in den Angahook-Lorne State Park  hinein. Hier konnten wir, wie auch schon vor knapp fünf Wochen, einige Koalas beobachten. Als wir schon wieder auf dem Rückweg waren entdeckten wir einen Laughing Kookaburra (zu Deutsch: „Jägerliest“ oder „Lachender Hans“). Dieser war allerdings längst nicht so scheu wie seine Artgenossen, so dass wir ihn in aller Ruhe fotografieren und filmen konnten.

Auch von Lorne  aus unternahmen wir einen Abstecher in den Angahook-Lorne State Park. Der Erskine River stürzt hier über eine 30 m hohe Klippe in ein schönes, von Baumfarnen umstandenes Becken. Die Phantom Falls, die wir über einen 2,5 km langen, teilweise recht steilen Weg erreichten, führten leider wenig Wasser und waren dadurch nicht so schön, wie wir erwartet hatten. Außerdem erwischte uns gerade als wir die Fälle erreicht hatten ein heftiges Gewitter und wir wurden uns der Bedeutung des Wortes Regenwald plötzlich sehr bewusst. Völlig durchnässt, da wir natürlich ohne Regenjacke unterwegs waren, erreichten wir wieder unser Auto. Nachdem wir uns trockengelegt und gestärkt hatten, setzten wir unsere Fahrt auf der Great Ocean Road fort. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir bis nach Geelong , wo wir auf dem gleichen Campingplatz unterkamen wie schon vor ein paar Wochen.

Bei schönem, wenn auch etwas kühlem Herbstwetter begannen wir mit einem Spaziergang an der neu gestalteten Promenade von Geelong an der Corio Bay. Anschließend haben wir in einem Internet-Cafe unsere Homepage aktualisiert und E-Mails gelesen und beantwortet. Über den Princes Freeway ging es weiter in Richtung Melbourne. Bei der VW-Werkstatt in Werribee , wo wir vor fünf Wochen einen Ölwechsel hatten machen lassen, haben wir den telefonisch bestellten Haltegriff abgeholt. Der alte war auf einer der Schotterpisten im Outback zu Bruch gegangen (Materialermüdung oder zuviel Kraft des Beifahrers?). Mit 55 AUD ist so ein einfacher Plastikgriff nicht gerade ein Schnäppchen.

In Melbourne  fuhren wir direkt zum Kino am Sunshine Shopping Centre und hatten Glück, der Film „How to loose a Guy in 10 Days“ fing gerade an. Es geht um ein Paar, dass sich unter seltsamen Umständen kennen lernt: Sie will einen Artikel für einen Frauenmagazin schreiben, was man als Frau alles falsch machen kann, um einen Partner innerhalb von 10 Tagen zu vergraulen und er hat gewettet, dass er es binnen des gleichen Zeitraums schafft, dass sich eine Frau in ihn verliebt. Womit alle außer den beiden Hauptakteuren gerechnet haben passiert zwangsläufig auch, die beiden verlieben sich wirklich ineinander. Das führt zu diversen Verwirrungen und wird auf sehr unterhaltsame Weise dargestellt. Schöne, leichte Unterhaltung ohne viel Tiefgang. Am Campingplatz, schon fast ein zweites Zuhause nach dem langen Aufenthalt im April, konnten wir dann doch noch den lange erwarteten Brief aus Neuseeland entgegennehmen. Er enthielt den Scheck für die Erstattung der uns zu unrecht abgezogenen „Diesel-Abgabe“. Hoffentlich können wir den jetzt auch problemlos zu Bargeld machen. Erstmals als Camper auf dem bekannten Platz – schon ein etwas komisches Gefühl.

Beim Frühstück erfuhren wir aus dem Radio, dass ein Stück deutscher Lebensart jetzt auch den Süden Australiens erreicht hat: In Victoria haben die ersten Aldi-Märkte aufgemacht. Für uns stand natürlich sofort fest, dass wir uns einen solchen Markt bei nächster Gelegenheit ansehen werden. Wir verließen Melbourne in östlicher Richtung und kamen in Chirnside Park, einer der Randgemeinden der Metropolitan Area, an einem Shopping Centre mit Aldi-Markt vorbei. Bevor wir uns jedoch in das Aldi-Getümmel stürzten, gingen wir zu einer Bank, um unseren Scheck aus Neuseeland einzulösen. Das war natürlich nicht so ganz einfach möglich. Zunächst mussten wir ein Konto eröffnen, was geraume Zeit in Anspruch nahm. Das Geld steht doch erst in fünf Tagen zur Verfügung, da es sich um einen ausländischen Scheck handelt. Dann können wir in einer anderen Filiale das Konto wieder auflösen und das Geld bekommen – hoffentlich. Aldi war dann wie bei uns nur moderner, sogar Scannerkassen gab es und es konnte bargeldlos bezahlt werden.

Nach diesem Blick in die Zukunft von Aldi, setzten wir unsere Fahrt nach Healesville  fort. Hier war das Healesville Sanctuary unser Ziel. Der 1921 gegründete Wild- und Naturpark bietet auf über 30 Hektar einen hervorragenden Anschauungsunterricht in australischer Flora und Fauna. Die großzügigen Freigehege im natürlichen Buschland haben sich als eine wichtige Bastion in der Erhaltung bedrohter Arten erwiesen. Nicht umsonst gilt das Healesville Sanctuary als einer der interessantesten Tierparks Australiens. Absolutes Highlight war für uns der Bereich „World of the Platypus“, wo wir die possierlichen Schnabeltiere in ihrem Element – unter Wasser beobachten konnten. Nach gut 2½ Stunden verließen wir den Park und sahen uns noch eine Aboriginal Art Gallery an, die direkt gegenüber liegt. Schon im Dunkeln fanden wir noch einen Campingplatz für die Nacht.

Wenige Kilometer nördlich von Healesville beginnt der Zauberwald des Black Spur: Baumriesen von über 80 m Höhe thronen über einem Meer aus Farnen. Das etwas trübe und feuchte Wetter sorgte für eine geradezu mystische Stimmung. Ein kurzer Schlenker von der Hauptstrasse führte uns nach Marysville , wo wir uns die 82 m hohen Steavenson Falls, die höchsten Wasserfälle Victorias, ansahen.

Von hier aus ging es weiter hinein in die High Country von Victoria, dem Hauptwintersportgebiet des Bundesstaates. In Benalla  sahen wir uns in der kleinen Kunstgalerie die Ausstellung mit zeitgenössischer und australischer Kunst an. Bei Wangaratta bogen wir auf die Great Alpine Road ab, die uns zum Mt. Buffalo National Park  führte. Der knapp 320 km² große Park mit seinen Granitgipfeln ist eine der besten Skiregionen Victorias. Wir kamen hier zum ersten Mal mit den Auswirkungen der verheerenden Waldbrände in Kontakt, die Anfang des Jahres in Australien gewütet hatten. Weite Teile des Nationalparks sind ein Opfer der Flammen geworden und zeigen noch heute deutliche Spuren davon, auch wenn die Vegetation sich schon wieder ein wenig erholt hat. Wir spazierten zu den beeindruckenden Eurobin Falls und fuhren dann weiter bis nach Bright , einer malerischen Bergstadt, die sich selbst „Gateway to the Victorian Alps“ nennt. Auf einem Campingplatz am Ovens River richteten wir uns für die Nacht ein.

Eine steile und  kurvenreiche aber auch landschaftlich sehr reizvolle Etappe lag heute vor uns: Auf der Great Alpine Road fuhren wir bis zur Küste der Tasman Sea. Auf 1.840 m Höhe schraubt sich die Strasse, sogar ein wenig australischen Schnee gab es hier, auf dem Weg durch den Alpine National Park . Dieser Park ist mit einer Größe von mehr als 6.400 km² einer der größten Nationalparks Australiens. Auch hier waren die Spuren der Waldbrände mehr als deutlich. Fast die ganze Zeit fuhren wir durch einen zumindest teilweise verkohlten Wald. Die gewaltigen Ausmaße dieser Buschfeuer kann man sich dennoch kaum vorstellen. Der Alpine National Park, der den größten Teil der durch Victoria verlaufenden Dividing Range einnimmt, bildet einen wichtigen Naturkorridor für eine einzigartige Flora und Fauna. Einzig die Gegend um den Wintersportort Hotham Heights Alpine Village  ist durch die Auswirkungen des Skitourismus sowohl baulich als auch landschaftlich verschandelt. Einige Aussichtspunkte bieten schöne Rundblicke über die Bergwelt der Victorian Alps.

Südlich von Omeo  folgt die Strasse dem Verlauf des Tambo River durch sein malerisches, zum Teil schluchtenartig verengtes Flussbett. Westlich von Bruthen verließen wir die Great Alpine Road und nahmen die Abkürzung in Richtung Küste.


Die Ostküste

Bei Lakes Entrance  erreichten wir die südöstliche Küste Victorias und damit unser nächstes großes Ziel, die Ostküste Australiens. Dieser wollen wir jetzt, mit zahlreichen Abstechern ins Hinterland, bis in den Norden von Queensland folgen.

Lakes Entrance ist die einzige Verbindung des Gippsland´s Lakes District, dem größten Binnengewässersystem Australiens, mit dem offenen Meer. Die drei untereinander verbundenen Seen Lake King, Lake Victoria und Lake Wellington sind eigentlich flache Lagunen, die durch einen schmalen Dünenstreifen, den Ninety Mile Beach, vom Meer getrennt sind.

Der Blick vom Jemmy´s Point Lookout westlich des Ortes über die Lagunen auf die Tasmansee hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen, unsere heutige Etappe hier zu beenden. Im Waters Edge Holiday Park fanden wir einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum Strand. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg: Auf einer Fußgängerbrücke überquerten wir das Cunninghame Arm Inlett und unternahmen einen Spaziergang am traumhaften Ninety Mile Beach. Wir sahen den Surfern zu und genossen wieder einmal die frische Brise und die tosende Brandung. Für uns ist es immer wieder etwas ganz besonderes am Meer spazieren zu gehen, sei es nun die heimische Ostsee oder einer der ganz großen Ozeane dieser Welt.

Wir fuhren auf dem Princes Highway (A1) in Richtung Osten weiter. Leider verläuft die Strasse abseits der Küste im wenig abwechslungsreichen Landesinneren. Bei Orbost  bogen wir daher auf die C107 ab, die uns parallel zum Snowy River an die Küste führte. Am zum Cape Conran Coastal Park  gehörenden Point Ricardo unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang. Traumhafter, einsamer Strand und tolle Brandung – was will man mehr. Schade war nur, dass die herbstlichen Temperaturen nicht zum Baden einluden.

Zurück auf dem Princess Highway ging es durch eine recht eintönige, von Buschbränden gezeichnete Waldlandschaft weiter. Auch jenseits der Grenze, in New South Wales, änderte sich an der Landschaft nichts. Ein Abstecher vom Highway brachte uns in den Ben Boyd National Park . Das heutige Parkgebiet war im 19. Jahrhundert das Zentrum des australischen Walfangs und am Red Point hat sich Benjamin Boyd, einer der damaligen Magnaten, mit dem Boyds Tower ein Denkmal gesetzt. Leider war der Turm, entgegen unseren Erwartungen nicht zu besteigen und auch nicht mehr in einem so guten Zustand. Die raue Küste am Red Point hat den Abstecher dennoch lohnenswert gemacht. Nur knapp 20 km weiter bezogen wir in Eden , einem kleinen Fischereihafen an der Twofold Bay Quartier. Ehe wir die Küstenstrasse verließen, führte uns ein kleiner Abstecher in den nördlichen Teil des Ben Boyd National Park. Hier sahen wir uns auf einem kurzen Spaziergang die Pinnacles, eine mit rotem Ton überzogene, zerklüftete Sandsteinschlucht am Long Beach an.

Auf einer schmalen und kurvenreichen Nebenstrasse fuhren wir dann in das Hinterland. In Bombala  versuchten wir leider vergeblich im Platypus Reserve eines der possierlichen Schnabeltiere zu entdecken. Über Cooma  ging es dann weiter bis nach Jindabyne  am gleichnamigen Stausee, dem Tor zu den Snowy Mountains.

Snowy Mountains

Die Snowy Mountains sind Teil der Great Dividing Range, die sich in ihrem südlichen Teil bis über 2.000 m erhebt. Sie werden deshalb auch die „Australischen Alpen“ genannt. Diese Region ist das Wintersportgebiet Australiens schlechthin. Kernstück der Snowy Mountains ist der 6.900 km² große Kosciuszko National Park . Sein Gebiet reicht von der Grenze zu Victoria bis zur Brinda Bella Range westlich von Canberra und umfasst die höchsten Gipfel der Great Dividing Range, so auch Mt. Kosciuszko (2.228 m), den höchsten Berg Australiens. Weitere 10 Berge sind über 2.000 m hoch. Die Hügel sind sanft geschwungen und in höheren Regionen nur spärlich bewachsen, häufig ist nur der kahle Granit zu sehen. Trotzdem teilen sich viele Pflanzen- und Tierarten diesen im Winter unwirtlichen Lebensraum. Der Park bietet eine Mischung aus hervorragender Skiregion und unberührten Naturflächen auf dem Dach Australiens. In den Snowy Mountains wurde mit dem Snowy Mountains Hydro-Electric-Scheme das größte australische Wasserkraftprojekt realisiert: Die Fließrichtung von fünf Flüssen wurde von Osten nach Westen umgelenkt, Tunnel von insgesamt 145 km Länge wurden durch nahezu undurchdringliches Gestein getrieben, 17 Dämme und 7 Kraftwerke wurden errichtet und durch eine der unwegsamsten Regionen ganz Australiens wurden mehr als 1.600 Straßenkilometer angelegt. Stromerzeugung und Bewässerung der Western Plains bescherten dem Land einen beträchtlichen Wirtschaftsaufschwung, doch Kritiker glauben, dass sich der Eingriff in die Natur letztlich verheerend auswirken wird.

Auch der Lake Jindabyne, an dessen Ufer wir einen schönen Stellplatz für die Nacht fanden, ist im Rahmen dieses Projektes entstanden. Der Ort selbst wurde neu erbaut, nachdem der Stausee das alte Jindabyne überflutet hat. Wir genossen den Sonnenuntergang über dem See und richteten uns auf eine, aufgrund der Höhenlage (über 900 m), kalte Nacht ein.

Am Morgen war es dann mit 6° C auch wirklich ziemlich frisch. Nach einem kurzen Spaziergang am Lake Jindabyne machten wir uns auf den Weg zum Kosciuszko National Park. Kurz vor der Parkgrenze entdeckten wir ein auf einer Wiese am Straßenrand ein Wombat. Da Wombats eigentlich nur nachtaktiv sind, muss bei diesem Exemplar die innere Uhr etwas durcheinander geraten sein. Ich hatte gerade, Ungehörigerweise das eingezäunte Grundstück betreten, um bessere Fotos von dem Wombat machen zu können, als die Besitzerin vorfuhr. Ich dachte schon, dass es Ärger gibt, aber sie war sehr nett und hatte nicht nur nichts dagegen, dass wir ihr Grundstück betreten, sie bot uns auch an, uns ein kleines Wombat zu zeigen. Das Muttertier war nach der Kollision mit einem Auto verendet, das Jungtier hat den Unfall im Beutel unversehrt überstanden. Noch nackt und völlig hilflos hat sie das Tierchen mit der Flasche großgezogen. Jetzt war es acht Monate alt und wird langsam auf die Auswilderung vorbereitet. Es war einfach zu niedlich, wie sich das Kleine in den Arm der Pflegemutter gekuschelt hat.

Nachdem wir die 15 AUD Eintritt für den Nationalpark bezahlt hatten, fuhren wir bis Thredbo , einem der Wintersport Hochburgen in den Snowy Mountains. Mit einem Sessellift fuhren wir von gut 1.300 m auf 1.930 m zur Eagles Nest Mountain Hut hinauf. Hier beginnt der Wanderweg auf das Dach Australiens, den 2.228 m hohen Mt. Kosciuszko. Wir folgten dem Weg durch die verschneite alpine Vegetation, überquerten den Merritt´s Creek und erreichten nach 2 km den Mt. Kosciuszko Lookout. Ein grandioses Alpenpanorama lag vor uns und wir genossen die herrliche Aussicht bei traumhaftem, wenn auch recht kaltem Wetter. Eine Tasse heiße Schokolade in der Eagles Nest Mountain Hut heizte uns wieder ordentlich auf und per Lift ging es wieder ins Tal.

Bei der geplanten Schleife, in der wir per Auto den Nationalpark erkunden wollten, hatten wir uns mächtig verschätzt: Von den Entfernungen sieht das auf der Landkarte alles ganz einfach aus, doch die Berg- und Talfahrten auf den engen und kurvenreichen Strecken kosteten erheblich mehr Zeit als wir gedacht hatten. Auf über 1.600 m musste unser armer Roadrunner klettern und es war sehr schnell klar, dass wir unser geplantes Etappenziel Cooma nicht erreichen können. Auch hier im Kosciuszko National Park haben die verheerenden Waldbrände des letzten Sommers ihre Spuren hinterlassen. Über 40 Brandherde hatte es allein in diesem Park gegeben und unsere Rundfahrt führte fast ausschließlich durch verbrannten Wald. Dennoch ist es keine Verwüstung oder vollständige Zerstörung. Wir waren erstaunt zu sehen, wie sehr sich die Natur in den vergangenen knapp 4 Monaten schon wieder erholt hat: Überall sprießt frisches Grün und versucht das Schwarz der verkohlten Stämme zu überdecken. An der Geehi Rest Area konnten wir eine Gruppe von Kängurus beobachten und der Scammell´s Lookout bot noch einmal ein tolles Berpanorama. Mit beginnender Dämmerung wurden die Kängurus am Straßenrand immer zahlreicher und wir wussten noch immer nicht, wo wir heute bleiben werden. Vom Aussichtspunkt bei Cabramurra  erlebten wir den Sonnenuntergang und haben kurz überlegt, ob wir hier für die Nacht bleiben sollten. Doch aufgrund der Lage auf fast 1.500 m entschlossen wir uns noch weiter zu fahren. Ohne unliebsame Begegnungen mit Kängurus oder Wombats erreichten wir das 60 km entfernte Adaminaby, wo wir in stockdunkler Nacht unser Lager aufschlugen. Hier sind wir immer noch gut 1.100 m hoch und wir sind schon gespannt, wie kalt es heute Nacht wird.

Bei nur 4° C Außentemperatur sind unbeheizte Waschräume eine Garantie für einen erfrischenden Start in den Tag. Leider war es nicht so freundlich wie am Vortag, leichter Nieselregen machte die Kühle zusätzlich unangenehm. In Cooma  füllten wir unsere Vorräte auf und nutzten den in New South Wales nicht mehr kostenlosen Internet-Service der örtlichen Bücherei. Ohne weitere Unterbrechung erreichten wir das Australian Capital Territory mit der Landeshauptstadt Canberra .

Canberra

Um die Streitigkeiten zwischen Sydney und Melbourne um den Regierungssitz und damit auch um den Führungsanspruch beizulegen, entschloss man sich zum Bau einer Hauptstadt. Diese Absicht wurde in der Verfassung von 1901 bekundet und gleichzeitig ein Standort auf halbem Weg zwischen Sydney und Melbourne festgeschrieben. Nachdem man viele Plätze in Erwägung gezogen hatte, fiel dann 1909 die Wahl auf ein Gebiet in der Yass Region, das nach einem Wort aus der Sprache der Aborigines „Canberry“, „Versammlungsort“, hieß. Die neue Hauptstadt, 660 km nordöstlich von Melbourne und 288 km südwestlich von Sydney, bekam in Anlehnung an diese Bezeichnung den Namen Canberra. Das heutige Gebiet von Australian Campital Territory, (ca 80 km lang, 30 km breit) wurde am 01. Januar 1911 von New South Wales an das Commonwealth of Australia abgetreten, das damit Autonomie erlangte. Noch im gleichen Jahr wurde ein Wettbewerb für die bauliche Gestaltung der neuen Hauptstadt ausgeschrieben. Der amerikanische Architekt und Gartenbauarchitekt Walter Burley Griffin, der zuvor längere Zeit in Indien gelebt und gearbeitet hatte, gewann diese Ausschreibung. Der erste Pflock, der den Standort der neuen Stadt markieren sollte, wurde 1913 eingeschlagen. Die Arbeiten gingen anfangs, bedingt durch den 1. Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise, nur schleppend voran. Griffin musste nach Unstimmigkeiten mit den australischen Bauherren die Baustelle verlassen und war so bei der Realisierung seiner Pläne nicht mehr anwesend. In den folgenden Jahren forcierte man die Fertigstellung des Parlamentsgebäudes, denn die großen politischen Geschäfte wurden zu der Zeit noch von Melbourne aus getätigt. Am 09. Mai 1927 fand die erste Sitzung im neuen Parlamentsgebäude statt. Nach den kriegsbedingten Verzögerungen machte man sich nach 1945 mit großem Elan an den weiteren Ausbau der Gartenstadt. Nun standen der Ausbau der Verwaltungsgebäude und die Errichtung von geeigneten Wohnungen für die Parlamentarier und die Vertreter der ausländischen Staaten, die hier ihre Botschaften errichteten im Vordergrund. Der größte Teil der Einwohner im Australian Capital Territory sind heute Angestellte oder Beamte, die im Dienste des Commonwealth of Australia stehen.

Architektonisches Zentrum der Stadt und zugleich politisches Zentrum Australiens ist das neue, 1988 eingeweihte Parlamentsgebäude auf dem Capital Hill. Der strahlend weiße Gebäudekomplex mit dem eleganten Flaggenmast ist schon von weitem sichtbar. Die bedeutendsten Denkmäler, Regierungsbauten und Sehenswürdigkeiten von Canberra liegen um den Lake Burley Griffin. Dem Stadtplan von Canberra ist auf dem ersten Blick anzusehen, dass es sich nicht um eine natürlich gewachsene Ortschaft, sondern um eine am Zeichentisch geplante Anlage handelt. Es ist ein geometrisches Muster aus Dreiecken, Karrees und konzentrischen Kreisen in einer sanften Hügellandschaft. Die schnell wachsende Stadt ist weitläufig und großzügig angelegt mit breiten Straßen und viel Grün. Aber auch heute, 90 Jahre nach ihrer Gründung, fehlt ihr immer noch das Flair einer gewachsenen Stadt.

Nach einer kleinen Rundfahrt über Capital Hill und durch das eigentliche Stadtzentrum, buchten wir in der stadtnahen Canberra Motor Village einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte. Der Platz liegt zwar sehr schön im Grünen aber die Stellplätze sind sehr uneben, die Waschräume wirken leicht renovierungsbedürftig und das bei einem Preis von 28 AUD pro Nacht – Prädikat nicht sehr empfehlenswert. Wir machten uns noch einmal auf den Weg in die Stadt. Vom Ufer des Lake Burley Griffin aus bewunderten wir die 147 m hohe Wassersäule des Captain Cook Memorial Jet, ein Geschenk der kanadischen Regierung. Anschließend fuhren wir zur National Gallery of Australia, deren Herzstück die Sammlung australischer Kunst von der europäischen Besiedlung bis zur Gegenwart mit Werken einiger der berühmtesten Künstler des Landes ist. Ergänzt wird die Ausstellung durch asiatische und internationale Kunstwerke. Wir hatten uns jedoch mehr erhofft, besonders die Aboriginal-Kunst kommt hier eindeutig zu kurz. Die Galerien in Melbourne und Adelaide haben uns besser gefallen. Etwas enttäuscht – sowohl von der Nationalgalerie als auch von der Stadt selbst – fuhren wir zum Campingplatz zurück.

Wir sind jetzt schon seit einem halben Jahr unterwegs, haben jeden Tag davon genossen und könnten ewig so weitermachen. Es gibt für uns nichts Schöneres als unterwegs zu sein, ständig neue Eindrücke zu sammeln und jeden Tag Neues zu erleben. Wie weit entfernt sind wir doch, nicht nur geographisch, von unserem so genannten „normalen“ Alltag in Deutschland. Aber auch der ist leichter zu meistern, wenn man weiß, dass man sich dadurch mal wieder ein Stückchen Freiheit „erkaufen“ kann.

Wir begannen unseren „Canberra-Tag“ mit der Fahrt auf den 846 m hohen Aussichtsberg Mt. Ainslie, nordöstlich des Zentrums. Von hier hat man den schönsten Blick auf die Stadt, da er genau in der Verlängerung der Hauptachse von Capitol Hill und War Memorial liegt. Auch der geometrische Grundriss von Canberra ist von hier gut zu erkennen. Vom War Memorial führt die Anzac Parade, die von verschiedenen Eukalyptusbaumarten gesäumte Prachtallee Canberras zum Lake Burley Griffin hinunter. Neun Ehrenmäler erinnern an die Beteiligungen Australiens an den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Über die Anzac Parade hat man einen sehr schönen Blick hinüber zum Capitol Hill. Auch am anderen Ende dieser Prachtstrasse bietet ein Aussichtspunkt im Commonwealth Park eine lohnenswerte Aussicht auf das alte und neue Parlamentsgebäude.

Wir fuhren hinüber auf die andere Seite des Lake Burley Griffin und fanden direkt vor dem Old Parliament House einen Parkplatz. Das 1927 als erstes Parlamentsgebäude errichtete Old Parliament House war mehr als 60 Jahre Zentrum der australischen Politik, bis 1988 vom neuen Parliament House abgelöst wurde. Kings Hall, das alte Abgeordnetenhaus, und die Senatskammern stehen dem Besucher offen. Im alten Plenarsaal zeigt die Tonbildschau „Order, Order“ die wichtigsten historischen Momente des Gebäudes. Die hier ebenfalls beheimatete National Portrait Gallery beherbergt eine umfangreiche Portraitsammlung von Persönlichkeiten, die einen wichtigen Beitrag für Australien geleistet haben. Die ausgestellten Gemälde, Skulpturen und Fotografien zeigen einen repräsentativen Querschnitt durch Australiens Gesellschaft, vom Künstler, Sportler bis zum Politiker.

Entlang der Federation Mall gingen wir das kurze Stück vom alten zum neuen Parliament House. Das Parliament House ist das Zentrum des politischen und demokratischen Lebens in Australien. Das 1,1 Milliarden AUD teuere, futuristisch anmutende Gebäude auf dem Capitol Hill wurde nach einer Bauzeit von acht Jahren 1988 eingeweiht. Im Vorhof des Parlamentsgebäudes befindet sich ein riesiges Aboriginal-Mosaik, das auf dem Dotpainting „PossumWallaby Dreaming“ von Michael Nelson Tjakamarra basiert. Es besteht aus mehr als 90.000 Handgeschlagenen Granitstücken in sieben verschiedenen Farben. Nach einer ersten Sicherheitsüberprüfung, bei der ich meine beiden Schweizer Taschenmesser abgeben musste, gelangten wir in das Eingangsfoyer, das mit seinen 48 graugrünen Marmorsäulen an einen Eukalyptuswald erinnern soll. Wir hatten einen Einblick in The Great Hall, einen großen Festsaal, in dem alle Staatsakte stattfinden und konnten nach einer weiteren Sicherheitsüberprüfung an einer Parlamentssitzung im Plenarsaal auf dem Besucherrang teilhaben. John Howard und sein Kabinett mussten sich den Fragen der Oppositionspolitiker stellen, wobei es teilweise recht lebhaft zur Sache ging. Zum Abschluss unseres Besuches fuhren wir auf das Dach des Parlamentsgebäudes und genossen den herrlichen Ausblick auf die Stadt. Die australische Flagge, die auf der interessanten, 81 m hohen Edelstahlkonstruktion weht, hat ungefähr die Größe eines englischen Doppeldeckerbusses.

Wir verließen den Capitol Hill und fuhren in die Innenstadt, wo wir uns im Canberra Center mit einer Portion Sushi stärkten. Nach gut sieben Stunden Stadtbesichtigung, die den ersten negativen Eindruck etwas relativiert hat, erreichten wir wieder den Campingplatz.

Der nächste Tag begrüßte uns mit kalten 3° C aber dafür auch mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Daher beschlossen wir noch einmal auf den Mt. Ainslie hinauf zu fahren, um den Blick auf Canberra noch einmal bei klarem Wetter zu genießen. Über dem Lake Burley Griffin hängender Nebel verhalf dem Panorama zu einem ganz besonderen Reiz. Von hier fuhren wir zu einer Aboriginal Art-Gallery in einen der nördlicher Vororte Canberras. Hier gab es einige schöne Bilder und auch Didgeridoos, die Preise waren jedoch recht üppig. Die zum Teil sehr gut klingenden Didgeridoos sollten zwischen 500 und 700 AUD kosten und das ohne besonders aufwendige Verzierung.

Letzter Programmpunkt für heute war dann das National Museum of Australia. Das bereits seit 1980 durch einen Parlamentsbeschluss gegründete Museum hat seinen ständigen Sitz seit Anfang 2001 auf der Halbinsel Acton. Es teilt sich diesen Standort mit dem Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies. Die innovative und für diesen Zweck gebaute Einrichtung wurde schnell zum architektonischen Wahrzeichen. Das einzigartige Design erinnert an ein Puzzlespiel. Digitale Animationen und interaktive Stationen beziehen den Besucher in die Ausstellung mit ein. Menschen, Ereignisse und Begebenheiten, die das Land geformt und beeinflusst haben werden gezeigt. Das Ziel des Museums ist es Geschichte zu vermitteln und Diskussionen anzuregen. Die First Australians Gallery, die größte der permanenten Ausstellungen, befasst sich mit der Kultur der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner. Dieser Teil hat uns am besten gefallen und wir haben hier auch die meiste Zeit verbracht. Einige der anderes Bereiche sind zu sehr überfrachtet mit Animationen und Interaktionen, so dass wir uns eher irritiert als angeregt fühlten. Nach knapp drei Stunden verließen wir das Museum und wollten auf einer Bank im Kings Park am Ufer des Lake Burley Griffin in aller Ruhe die Nachmittagssonne genießen und ein wenig Didgeridoo spielen. Leider wurden wir von einem eher aufdringlichen Spaziergänger und seinem Hund „belästigt“, der uns ein Gespräch aufzwang. Etwas genervt machten wir uns auf den Weg und fanden auf einem Campingplatz südöstlich des Zentrums eine Bleibe für die Nacht.

Die bisher kälteste Nacht mit -2° C machte uns deutlich, dass es jetzt langsam Zeit wird, sich in den tropischen Norden Australiens zu begeben. Ein herrlicher Tag mit Temperaturen bis zu 20° entschädigte uns dann aber für den kühlen Start in den Tag.

Nachdem wir in Queanbeyan  unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg an die Südküste von New South Wales. In Braidwood  habe ich in einer Westpac-Bank mein vor gut einer Woche eröffnetes Konto wieder gelöscht. Jetzt haben wir also tatsächlich die Erstattung für unsere unnötigerweise bezahlte Road User Charge aus Neuseeland in den Händen. Es war zwar etwas kompliziert, aber für die gut 220 AUD hat sich das bisschen Mühe auf jeden Fall gelohnt.


Die Südküste von New South Wales

In dem kleinen Fischerort Batemans Bay , wo der Clyde River in die Tasmansee mündet, erreichten wir die Küste. Hier machten wir zunächst eine kleine Pause direkt am Fluss, ehe wir uns im Ort mit frischem Fisch versorgten.

Die Südküste von New South Wales bietet eine zauberhafte Mischung aus weißen Sandstränden, felsigen Buchten und mit Eukalyptus und Akazien bestandenem Buschland. Nur wenige Kilometer nördlich von Batemans Bay verließen wir den Princes Highway und fuhren auf einer kleinen Nebenstrasse in den Murramarang National Park . Bei dem kleinen Ort Durras  gibt es an der Beagle Bay einen traumhaften Strand. Wir nutzten diese wunderschöne Bucht, um in aller Ruhe ein wenig Didgeridoo zu spielen. Zurück auf dem Highway brachte uns einige Kilometer weiter nördlich eine weitere Stichstrasse nach Bawley Point und in den nördlichen Teil des Murramarang National Park. In Merry Beach  fanden wir nicht nur einen schönen Campingplatz mit Stellplätzen direkt am Strand sondern wir trafen auch auf die Hauptattraktion des Parks, erstaunlich zahme Östliche Graue Riesenkängurus. Auf dem Campingplatz waren sie weitaus zahlreicher vertreten als Camper und es war nahezu unmöglich sich zu bewegen ohne in die Hinterlassenschaften der Tiere zu treten. Bei einem kurzen Fotorundgang über den Platz konnten wir schöne Aufnahmen machen und die Kängurus unterzogen unsere Kameras einer genauen Untersuchung – es könnte sich ja schließlich um etwas Essbares handeln. Auch wenn wir sie da enttäuschen mussten, tat das ihrer Neugier und Zutraulichkeit keinen Abbruch.

Hatten wir es gestern noch mit winterlichen Temperaturen zu tun, so war heute der Sommer zurückgekehrt. Einer mit 10° C milden Nacht folgte ein herrlicher Tag mit bis zu 25° C und seit längerer Zeit konnten wir wieder einmal nur mit kurzen Hosen und T-Shirt herumlaufen.

In Ulladulla  fuhren wir zum kleinen Leuchtturm am Warden Head und knapp 50 km weiter verließen wir den Princes Highway, um auf dem Tourist Drive 4 an die Jervis Bay zu fahren. An einer Picknickstelle am Ufer des St. Georges Basin machten wir eine Mittagspause und erreichten schließlich den Jervis Bay National Park  und den Booderee National Park , die gemeinsam das südliche Ende der Jervis Bay einnehmen. Die Bucht zählt zu den schönsten Naturhäfen Australiens und ist berühmt für einige der weißesten Strände der Welt, die an kristallklarem Wasser liegen. Außerdem hofften wir, einige der permanent in der Bucht lebenden Delfine zu Gesicht zu bekommen. Wie wir im Nachhinein feststellen mussten, hätten wir uns die 10 AUD Eintritt für die Nationalparks auch sparen können, da die schönsten Strände am Hyams Beach  und bei Vincentia  und Huskisson  außerhalb der Parks liegen. Nachdem wir am Hyams Beach den Blick über die Bucht bis hin zum Leuchtturm am Point Perpendicular genossen und etwas Didgeridoo gespielt hatten, fuhren wir weiter nach Huskisson. Auch hier konnten wir von den Aussichtspunkten auf die Bucht leider keine Delfine entdecken. Wir fanden einen sehr schönen Campingplatz direkt am Wasser und konnten endlich wieder einmal draußen sitzen und die Nachmittagssonne genießen.

In Nowra , das sehr schön im Mündungsbereich des Shoalhaven River liegt, verließen wir den Princes Highway und folgten dem Tourist Drive 6 zum Seven Mile Beach National Park . Hinter einem schmalen Waldgürtel verbirgt sich ein strahlend weißer, scheinbar unendlicher Sandstrand. Wir nutzten die Gelegenheit für einen ausgedehnten Strandspaziergang. Von Gerroa  bot sich noch einmal ein schöner Überblick über den Nationalpark.

In Kiama  sahen wir uns das kleine Lighthouse von 1886 an, das am Blowhole Point steht. Das Blowhole selbst, das bei rauer See eine Fontäne von bis zu 60 m Höhe produzieren soll, war heute leider nicht so aktiv, denn wir hatten einen nahezu windstillen, sommerlich warmen Tag. Für einen Abstecher über die Tourist Drives 9, 8 und 7 verließen wir die Küste und erklommen in engen Serpentinen die steile Ostflanke der Great Dividing Range. Im Budderoo National Park  konnten wir auf einem schön angelegten Plankenweg einen kleinen Einblick in den Minnamurra Rainforest bekommen. Am Nordende des nahezu unerschlossenen Morton National Park  sahen wir uns die spektakulären Fitzroy Falls  an, die sich über eine Höhe von 81 m in das malerische Yarrunga Valley stürzen. Zwei Aussichtspunkte bieten herrliche Ausblicke auf diese wirklich grandiosen Wasserfälle. Auf dem Rückweg an die Küste fuhren wir südlich der kleinen Ortschaft Kangaroo Valley  über die Hampden Suspension Bridge aus dem Jahr 1898, die älteste Hängebrücke Australiens. Über Berry  fuhren wir dann wieder zurück nach Kiama, was aufgrund der engen, kurvenreichen und steilen Strassen wieder einmal länger gedauert hat als wir gedacht hatten. Erst nach Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder in Kiama und bezogen auf dem fantastisch gelegenen Blowhole Point Holiday Park Quartier.

Die ganze Nacht hatte es geregnet und auch am Morgen hatte es noch nicht wieder aufgehört. Wir befürchteten schon das Schlimmste als es plötzlich doch noch aufklarte. In Kiama nutzten wir den Internetservice der Bücherei zum Lesen und Beantworten von Mails und deckten uns noch einmal mit Vorräten ein. Nördlich von Kiama bogen wir auf den Tourist Drive 10 ab, da wir an der Küste entlang fahren wollten. Leider wurden wir enttäuscht, denn auch diese Straße verläuft nicht direkt am Meer. Richtig schön wird es erst nördlich von Wollongong , wo wir ab Austinmer  wirklich direkt an der Küste entlang fuhren.

Bei Otford  beginnt der Royal National Park , der bereits 1879 gegründet wurde und damit der älteste Nationalpark Australiens ist. Buschwanderungen und Badestrände sind die Hauptattraktionen des 150 km ² großen Parks vor den Toren Sydneys. Einen ersten Überblick bietet der Otford Lookout. Eine Stickstraße führte uns zum Governor Game Lookout, der ebenfalls einen schönen Blick über die Küste gewährt, und zum Bade- und Surfstrand Garie Beach. Die Fahrt durch die dichte, urwaldähnliche Vegetation endet praktisch direkt an den südlichen Vororten des Großraums von Sydney. Hier bezogen wir auf dem 24 km südlich des Zentrums gelegenen Harts Caravan Park einen Stellplatz, was wir allerdings lieber vermieden hätten. Nicht nur der Platz selbst, auch die Bewohner machten einen mehr als gebrauchten Eindruck. Da wir jedoch nicht im Dunkeln in Sydney nach einem besseren Platz suchen wollten, haben wir uns für eine Nacht eingebucht. Dieser Platz ist jedoch wirklich nur etwas für den Notfall, zu empfehlen ist er nicht.

Sydney

Die Hauptstadt von New South Wales ist die älteste und zugleich größte Stadt des Kontinents. Sie liegt an einem der attraktivsten Naturhäfen der Welt, eingebettet zwischen weiträumig-zerklüfteter Küstenszenerie und der bizarren Felsregion der Blue Mountains. Über 90 km breitet sich Sydney entlang der Südostküste aus, über mehr als 50 km erstreckt es sich ins bergige Hinterland. Damit nimmt Sydney die siebenfache Fläche Londons ein! Mit über 4 Millionen Einwohnern leben mehr als ein Fünftel aller Australier in dieser Metropole. Die wichtigste Hafenstadt des Kontinents ist Schaltstelle von Handel und Industrie, Verkehrsknotenpunkt und Drehkreuz des Tourismus. Gegründet wurde Sydney  von Captain Arthur Phillip, der am 26. Januar 1788 das Gebiet des heutigen Sydney als Ausgangspunkt der Kolonialisierung bestimmte. Phillip hatte britische Sträflinge an Bord, die ersten Siedler von Sydney Cove. Später kommen freiwillige Auswanderer hinzu und bereits 50 Jahre später hat Sydney bereits 30.000 Einwohner, 1842 wird es zur Stadt ernannt.

Einziges Ziel des Tages war es eine Bleibe für die nächsten Tage zu finden, von der aus wir die Stadt erkunden können. Leider liegen in Sydney die Campingplätze alle sehr weit außerhalb und man ist auf die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen. Einen ersten Versuch machten wir in Dural nordwestlich des Zentrums. Der Platz machte auch einen guten Eindruck, verfügte aber nur über eine Busanbindung (Fahrzeit mindestens eine Stunde), die nächste Bahnstation wäre nur mit dem Auto erreichbar. So entschlossen wir uns noch einen anderen Platz anzufahren. Nachdem wir fast 20 km durch den landschaftlich reizvollen Berowra Valley Regional Park gefahren waren, mussten wir feststellen, dass die Straße aufgrund eines Erdrutsches gesperrt war. Der Umweg durch die Galston Gorge war zwar auch sehr reizvoll aber trotzdem etwas ärgerlich. In Berowra bezogen wir dann auf dem La Mancha Caravan Park Quartier für die nächsten sieben Nächte. Von hier können wir zu Fuß oder mit dem Fahrrad zwei Bahnstationen erreichen, von wo es dann in 45 Minuten ins Zentrum von Sydney geht.

Für unseren morgigen Hochzeitstag habe ich telefonisch noch Karten für das ABBA-Musical „Mama Mia“ reserviert, so dass für unseren ersten richtigen Tag in Sydney auch schon ein Programm haben.

Mit den Fahrrädern fuhren wir zum 2 km entfernten Bahnhof von Berowra. Nach etwa einer Stunde Fahrt mit dem Zug hatten wir die Innenstadt von Sydney erreicht. Bei der Fahrt über die Harbour Bridge konnten wir einen ersten Blick vom Opernhaus und vom Hafen erhaschen. In der Station Town Hall verließen wir den Zug und gelangten durch das Queen Victoria Building zur Market Street. Das Queen Victoria Building, kurz QVB genannt, wurde 1898 als Markthalle erbaut. Nachdem es in den 1950er Jahren fast verfallen war, wurde es für 75 Millionen AUD von Grund auf renoviert. 1986 öffnete das QVB mit mehr als 190 Läden und zählt heute zu den schönsten Einkaufszentren der Welt.

Die Market Street führte uns direkt zur Pyrmont Bridge. Die 1902 eröffnete älteste Drehbrücke der Welt überspannt die Cockle Bay, den südlichen Bereich von Darling Harbour. Im Bereich von Darling Harbour befanden sich früher ein Industriezentrum und ein internationaler Schiffsterminal für den aufstrebenden heimischen Woll-, Getreide-, Holz- und Kohlehandel. Die beginnende Containerschifffahrt bedeutete das ökonomische Ende dieses Viertels. Die alten Lagerhäuser, Schuppen und Werkstätten wurden Mitte der 1980er Jahre abgerissen. An ihre Stelle trat ein Vergnügungs- und Ausstellungszentrum mit Grün- und Parkflächen, das in ganz Australien seinesgleichen sucht. Die fantasievolle städtebauliche Umgestaltung bezog sich auf eine Fläche von 54 Hektar. Die Bauarbeiten wurden rechtzeitig zur 200-Jahr-Feier (1988) abgeschlossen.

Nachdem wir uns im Harbourside Complex umgesehen hatten, holten wir unsere vorbestellten Tickets für das ABBA-Musical „Mama Mia“ am Lyric Theater (Star City) ab. Das Musical verbindet 22 bekannte ABBA-Hits mit einer Liebes- und Familiengeschichte auf einer griechischen Insel. Uns hat die 2 ½ stündige kurzweilige Unterhaltung mit bekannten Hits gut gefallen. Anschließend spazierten wir zurück zur Habourside, wo sich eine Station der Monorail befindet, einer Schwebebahn, die die Stadtviertel Zentrum, Chinatown und Darling Harbour miteinander verbindet. Wir nutzten die Monorail, die ebenfalls zur 200-Jahr-Feier der Stadt in Betrieb genommen wurde, für eine viertelstündige „Stadtrundfahrt“. Im Zaaffran, einem indischen Restaurant im Harbourside Complex, haben wir zum Abschluss unseres 16. Hochzeitstages mit Blick auf die Skyline der Stadt sehr gut gegessen. Kurz nach 21.00 Uhr waren wir, nach fast 12 Stunden,  wieder auf dem Campingplatz.

Der nächste Tag in Sydney stand ganz im Zeichen der beiden Wahrzeichen der Stadt: Harbour Bridge und Opera House. Mit der Bahn fuhren wir zum Circular Quay und gingen dann am Ufer der Sydney Cove entlang in Richtung Opera House. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Sydney Harbour Bridge, die aufgrund ihrer Form von den Sydney-Sidern liebevoll „Coathanger“ (Kleiderbügel) genannt wird. Die Stahlkonstruktion der Harbour Bridge wurde nach achtjähriger Bauzeit 1932 fertig gestellt und verbindet den südlichen Innenstadtbezirk mit dem Banken- und Geschäftsviertel North Sydney und den nördlich gelegenen Vororten. Heute passieren täglich über 200.000 Fahrzeuge die Brücke, auf der es acht Straßenspuren, zwei Gleisstränge und einen Fußweg gibt. Die Sydney Harbour Bridge ist mit ihren 1.150 m nur wenige Meter kürzer als die Golden Gate Bridge in San Francisco und hat eine Bogenweite von 503 m.

Unser nächstes Ziel war das vom dänischen Architekten Jørn Utzon entworfene, weltberühmte Sydney Opera House. Kein anderes Gebäude auf der Welt gleicht dem Opernhaus von Sydney. Diese architektonische Besonderheit sorgte auch für eine langwierige und kostspielige Entstehungsgeschichte. Nach einem internationalen Architekturwettbewerb wird der Entwurf von Utzon aus 233 Teilnehmern aus 32 Ländern ausgewählt und 1959 beginnen die Bauarbeiten. Viele Konstruktionsprobleme gaben Rätsel auf und so wurden aus den anfänglich geplanten 4 Jahren Bauzeit 14 Jahre und die ursprünglich veranschlagten 7 Millionen AUD vervielfachten sich zur gewaltigen Summe von 102 Millionen AUD. Nach einem Regierungswechsel und Streitigkeiten wegen des eskalierenden Budgets verlässt Utzon nach sieben Jahren das Projekt und kehrt nach Europa zurück. Er hat die Realisierung seines genialen Entwurfs nie gesehen und lebt heute, mittlerweile 85jährig auf Mallorca. Am 20. Oktober 1973 wird das Sydney Opera House offiziell von Queen Elizabeth II. eingeweiht. Auf einer Führung erfuhren wir einiges über die Geschichte des Opernhauses und konnten sowohl die Concert Hall (2.679 Plätze) als auch das Opera Theatre (1.547 Plätze) besichtigen. Neben diesen beiden großen Sälen gibt es noch drei weitere, kleinere Theater. Im Anschluss an die Führung beschafften wir uns Karten für ein Konzert des Leipziger Gewandhaus Orchesters, das am Samstag in der Concert Hall stattfindet.

Zurück am Circular Quay bestiegen wir eine der Sydney Ferries zur zweieinhalbstündigen Afternoon Harbour Cruise. Diese sehr lohnenswerte Tour, zumal bei so herrlichem Wetter, führte uns hinaus bis an die Sydney Heads, die natürliche Hafenausfahrt in die Tasmansee. Die Fahrt durch den Seitenarm des Middle Harbour mit den wunderschönen Villen und traumhaften Booten war ein weiterer Höhepunkt. Das Beste war allerdings der Blick auf Opera House und Harbour Bridge von der Wasserseite aus.

Zum Abschluss unseres zweiten Tages in Sydney wollten wir noch einen Blick vom Pylon-Lookout im südöstlichen Brückenpfeiler auf den Hafen werfen. Leider war dieser Aussichtspunkt aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen, so dass wir uns mit einem Blick von der Brücke begnügen mussten. Wir spazierten über die Brücke und fuhren von der Station Milsons Point nach Berowra zurück. Nach einem knapp zehnstündigen „Arbeitstag“ waren wir wieder am Auto.

Von der Wynyard Station machten wir uns auf den Weg durch die Fußgängerzone Martin Place und die schöne Parkanlage The Domain zur Art Gallery of New South Wales. Die 1874 gegründete Kunstgalerie beherbergt australische, asiatische, europäische und zeitgenössische Kunstwerke sowie Fotografien und eine umfangreiche Sammlung von Drucken und Zeichnungen. Der Yiribana-Saal, der größte der Welt, der sich ausschließlich der Kunst und Kultur der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner widmet, wurde 1994 eröffnet. Yiribana sollte auch der Schwerpunkt unseres Besuches sein. Hier nahmen wir an einer einstündigen Führung mit Erläuterungen zu den einzelnen Kunstwerken teil und sahen uns die Didgeridoo-Performance an. Letztere war allerdings mehr auf die in Scharen anwesenden Schulkinder ausgerichtet, aber dennoch interessant. Nach einer kleinen Stärkung im Cafe der Galerie und einem abschließenden Rundgang durch die anderen Bereiche spazierten wir durch die Domain zurück und gingen zur State Library of New South Wales. Hier waren wir allerdings nicht an dem Bestand von etwa drei Millionen Büchern interessiert sondern an den besten 190 Pressefotos des Jahres 2002. Die Organisation World Press Photo hat die 53.597 Einsendungen von 3.913 professionellen Fotografen aus 118 Nationen in neun Kategorien sortiert und die besten Bilder der einzelnen Bereiche wurden hier gezeigt. Es sind zwar nicht unbedingt schöne Bilder im eigentlichen Wortssinn, da sehr oft Not, Tod und Gewalt gezeigt werden, aber es ist doch sehr interessant zu sehen wie Profis es schaffen, aussagekräftige und emotionale Fotos zu kreieren.

Letzter Programmpunkt für heute war der AMP Tower, früher Sydney Tower, der die Skyline überragt. Der 1981 als Teil des Centrepoint Shopping Centre fertig gestellte Turm hat eine Höhe von 304,8 m. Schuld an dieser krummen Zahl sind die englischen Maßeinheiten, die bei Baubeginn noch in Australien galten. 1.000 feet hoch wurde der Sydney Tower und überragte damit alle Bauten auf der gesamten Südhalbkugel – bis 1997 der Skytower im neuseeländischen Auckland 328 m erreichte. Der AMP Tower wird zu den sichersten Gebäuden der Welt gezählt. Aufgrund seines Designs kann der Turm Erdbeben und extremen Winden widerstehen. Er wird von 56 Kabeln stabilisiert, deren Drähte aneinandergelegt von Sydney bis nach Alice Springs reichen würden. Von der Aussichtsplattform in 250 m Höhe hatten wir einen grandiosen Überblick über Sydney und das Umland. Die im Eintrittspreis enthaltene Skytour führt einen auf eine virtuelle Reise durch die Kulturgeschichte und Geographie Australiens. Das angeblich „größte Simulationserlebnis“ in der südlichen Hemisphäre ist eine sehr gut gemachte und informative Hightech-Show über Australien. Von der Town Hall Station fuhren wir wieder zurück zum Campingplatz.

Aufgrund von Gleisarbeiten müssen wir die nächsten Tage für einen Teil der Strecke auf den Bus umsteigen, was die Fahrzeit aber nicht wesentlich verlängert. Unser erster Programmpunkt für heute war das Australian Museum. Bereits 1827 als erstes Museum im Land gegründet, ist das Australian Museum bis heute die größte naturgeschichtliche  Sammlung Australiens. Die Sammlung gleicht einer audiovisuellen Reise durch Australien und den näheren Pazifikraum und beschäftigt sich mit Frühgeschichte, Biologie, Botanik, Umwelt und dem Kulturerbe. Der Aboriginal-Kultur ist ein ganzer Bereich gewidmet und die Ausstellung hat uns sehr gut gefallen. Im „Planet of Minerals“ konnten wir unvorstellbar farbenprächtige Mineralien aus aller Welt bewundern und in der Skeletons Gallery wird Naturgeschichte einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Mit dem Bus fuhren wir dann zur Keimzelle Australien, „The Rocks“ am Westufer von Sydney Cove. An dieser Stelle bauten die ersten Siedler ihre Häuser. Später folgten Lager- und Verwaltungsgebäude. Wie für eine Hafengegend typisch, entwickelten sich die Rocks in den folgenden Jahrzehnten zu einem Viertel, in dem Gangsterbanden das Sagen hatten. Dies war auch der Grund, warum die alten Häuser nach und nach zerfielen. Niemand kümmerte sich um deren Erhaltung. Erst in den 1970er besann man sich auf die Einzigartigkeit der „Urzelle“ Australiens und begann mit der Restauration des gesamten Viertels, die rechtzeitig zur 200-Jahrfeier 1988 abgeschlossen war. Pubs, Boutiquen, Galerien und Restaurants sind heute stilvoll in den alten Gebäuden untergebracht und machen die Rocks zu einer Touristenattraktion. Wir schlenderten über den Rocks Market, der an den Wochenenden das Viertel in einen großen Kunsthandwerkermarkt verwandelt. Nachdem wir uns mit einer Pizza in einem kleinen italienischen Restaurant gestärkt hatten machten wir uns langsam auf den Weg zum Opera House. Wir warfen noch einen kurzen Blick in das Museum of Contemporary Art, blieben aber nicht lange, da es keine Ausstellung mit Aboriginal Art mehr gab und die ausgestellten Kunstwerke uns nicht so gut gefielen. Im Bereich des Circular Quay waren einige Künstler dabei ihre Vorstellung zu geben, darunter auch ein etwa 12-14 jährigeren Didgeridoospieler, der sein Instrument wirklich gut beherrscht hat.

In der Concert Hall des Opera House erlebten wir dann unser erstes klassisches Konzert. Das Leibziger Gewandhausorchester unter der Leitung von Herbert Blomstedt spielte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss. Das zweistündige Konzert hat uns sehr gut gefallen und es in einem der großen Konzertsäle dieser Welt zu erleben war schon etwas ganz Besonderes für uns. Vom Circular Quay fuhren wir dann zurück zum Auto, wo wir nach fast genau 12 Stunden „on the Road“ ankamen. 

Von der Town Hall Station gingen wir zunächst in die benachbarte St. Andrews Cathedral, wo im Rahmen des Darling Harbour Jazz Festival ein Gottesdienst mit Jazzmusik stattfand. Die Kirche war bereits völlig überfüllt aber wir bekamen mit Glück noch einen Platz und konnten noch ein Stück der Jazzband miterleben.

Auf unserem Weg zum Darling Harbour machten wir einen kurzen Umweg durch die Chinatown von Sydney. In diesem Viertel gibt es nicht nur viele chinesische Geschäfte, hier wohnt auch die Mehrheit der asiatischen Bevölkerung Sydneys. Im Paddy´s Market, dem ältesten und bekanntesten Markt Sydneys, sahen wir uns einige der über 800 Stände an, an denen alle erdenklichen Waren angeboten werden.

Einen weiteren Stopp machten wir in Australia´s Northern Territory & Outback Centre am Darling Walk. Hier wird dreimal täglich (13:00, 15:00 und 17:00 Uhr) die halbstündige Didgeridoo-Show „Sounds of the Outback“ angeboten. Auf einer großen Leinwand werden Bilder der schönsten Landschaften des Northern Territory gezeigt und dazu erklingt das Didgeridoo und der Künstler erzählt etwas über die Kultur der Aborigines im Northern Territory. Diese kostenlose Show ist wirklich klasse gemacht und jedem Didgeridoo Interessierten wärmstens zu empfehlen. Auch die zum Kauf angeboten Instrumente waren von überdurchschnittlicher Qualität und konnten ohne Restriktionen getestet werden. Clinton Luckett, der Didgeridoospieler, war auch jedem mit Rat und Tat behilflich und hat die verschiedenen Instrumente angespielt und Tipps gegeben. Als er dann noch erwähnte, dass man auch Unterricht nehmen kann, habe ich eine Privatstunde für den späteren Nachmittag gebucht.

In der Zwischenzeit sind wir dann zum Darling Harbour gegangen und haben uns verschiedene Jazzbands auf den unterschiedlichen Bühnen angehört. Um den ganzen Bereich des Darling Harbour war so viel los wie zur Eröffnung der Kieler Woche, halb Sydney war wohl auf den Beinen und genoss das herrliche Wetter und die hervorragende Jazzmusik.

Meine Didge-Stunde fand in sehr lockerer Atmosphäre statt und Clinton hat mir einige sehr hilfreiche Tipps und Anregungen gegeben, mein Spiel zu verbessern. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe auch wieder etwas gelernt. Für den Besuch des Sydney Aquarium war es dann zwar zu spät aber der Didgeridoo-Unterricht war mir auch wichtiger. Mit Bahn und Bus fuhren wir dann zurück zum Campingplatz.

Erstmals seit unserer Ankunft hier in Berowra  machten wir uns heute mit dem Auto auf den Weg. Durch den Ku-Ring-Gai Chase National Park , ein 150 km² großes Naturschutzgebiet, das direkt vor den Toren Sydneys beginnt, fuhren wir zu den Northern Beaches. Dieser Strandabschnitt, der sich von Palm Beach im Norden bis nach Manly im Süden erstreckt, bietet den Sydney-Sidern viel Gelegenheit zum Schwimmen und Surfen. Da heute mit „Queens Birthday“ auch noch ein nationaler Feiertag war, waren die Badeorte entsprechend stark frequentiert und viele Parkplätze waren bis auf den letzten Platz belegt.

In Palm Beach  sahen wir den Surfern am Station Beach zu und in Newport Beach  genossen wir den Blick auf die Steilküste und den wunderschönen Strand. Manly , das ebenso populären wie traditionsreiche Seebad nördlich der Innenstadt und vom Circular Quay aus in 30 Minuten mit der Fähre zu erreichen, ist ein wahres Strandparadies. Aushängeschild der tollen Strände, die sowohl am Pazifik als auch am geschützten Port Jackson liegen, ist der schier endlose, von hohen Pinien gesäumte North Steyne Beach. Von hier aus spazierten wir durch die lebhafte Fußgängerzone „The Corso“ zum kleinen Hafen, in dem die aus der City kommende Fähre anlegt. Dann ging es die steile Straße hinauf zum North Head, der als Teil des Sydney Harbour National Park  unter Schutz steht und grandiose Ausblicke auf die von schroffen Klippen flankierte Hafeneinfahrt und die Skyline Sydneys bietet.

Letzte Station für heute war Bradleys Head, die Landzunge südlich des Taronga Zoo, die ebenfall zum Sydney Harbour National Park gehört. Von hier hatten wir einen letzten, herrlichen Blick auf die Stadt, die sicherlich zu den schönsten der Welt gehört. Eine gute Stunde brauchten wir von hier zurück zum Campingplatz in Berowra, den wir zum ersten Mal während unserer Zeit in Sydney noch bei Tageslicht erreichten.

Blue Mountains

Nach einer Woche Sydney zog es uns wieder hinaus in die einsameren Gegenden Australiens. Auf dem Great Western Highway fuhren wir in die Blue Mountains. Der Blue Mountains National Park  ist der am stärksten frequentierte Park von ganz New South Wales – was kaum verwundert, da er sich, nur 100 km westlich der Harbour Bridge gelegen, praktisch in Sichtweite von Sydney befindet. Der Park mit seinen auch für australische Verhältnisse spektakulären Landschaften ist aber nicht nur bevorzugtes Ziel der Sydney-Sider, sondern lockt auch Touristen aus aller Welt an. Die „Blauen Berge“ haben ihren Namen von den unzähligen Eukalyptusbäumen (Blue Gum Trees), deren Harz ätherische Öle freisetzt, die sich dann bei warmer Luft verflüchtigen und einen eigentümlichen bläulichen Dunst entwickeln. Die Gebirgsregion ist ein Teil der Great Dividing Range, die sich entlang der australischen Ostküste nach Norden zieht. Das Sandsteinplateau hat eine Größe von 150.000 km². Die imposanten Sandsteinformationen gehen auf Ablagerungen durch Flüsse zurück, die sich vor mehr als 275 Millionen Jahren in eine Küstenebene ergossen. Vor 50 Millionen Jahren entstand im Rahmen von Hebungen die Great Dividing Range ergänzt durch vulkanische Aktivitäten. Danach begann die Erosion die Landschaft zu prägen. Die tiefen Schluchten und Schwindel erregenden Klippen sind das Ergebnis dieser Verwitterungsprozesse.

Einen ersten Einblick in die landschaftliche Schönheit der Blue Mountains bekamen wir vom Jamison Lookout in der Nähe der Wentworth Falls. Die Wasserfälle selbst, die über eine Felsklippe fast 300 m tief in einen See stürzen, waren etwas enttäuschend, da sie sehr wenig Wasser führten. In Leura verließen wir den Highway und fuhren zum Aussichtspunkt am 740 m hohen Sublime Point, der zu den schönsten im Park zählt. Auf dem Cliff Drive fuhren wir dann immer am Rand des Jamison Valley entlang. Vom Aussichtspunkt am Echo Point, wo sich auch das Visitor Centre des Nationalparks befindet, hat man einen herrlichen Blick über den Mt. Solitary und die berühmte Felsformation der Three Sisters. Einer Aboriginal Legende zufolge sind die Felsen die drei zu Stein gewordenen Schwestern „Meehni“, „Wimlah“ und „Gunnedoo“. Sie gehörten zum Stamm der Katoomba Aborigines, die im Jamison Valley lebten. Die Schwestern verliebten sind in drei Brüder vom Stamm der Nepean aber die Stammesgesetze verboten diese Verbindung. Die Brüder beschlossen daher, ihre Geliebten im Kampf zu erobern. Während des Kampfes verwandelte der Vater der Mädchen sie zu Stein, um sie vor Verletzungen zu schützen. Er hatte die Absicht, sie zurückzuverwandeln, sobald die Gefahr vorüber war. Unglücklicherweise wurde er im Kampf getötet und bis heute war niemand in der Lage, seinen Zauber aufzuheben. Die Three Sisters sind heute die Hauptattraktion des Blue Mountains National Park.

Vom Landslide Lookout fuhren wir mit dem Sceniscender, einer großen Panoramagondelbahn hinunter ins Jamison Valley. Wir folgten dem Plankenweg zur Station der Scenic Railway und sahen uns die 240 m hohen Katoomba Wasserfälle an. Diese Eisenbahnlinie wurde um 1880 gebaut, um Bergleute ins Tal zu den Kohleminen zu bringen. Sie ist zwar nur 450 m lang, überwindet dabei aber eine Steigung von bis zu 52 Grad und soll damit die steilste Gleisstrecke der Welt sein. Die Fahrt in den offenen Wagen dieser Bahn war ein echtes Erlebnis, nur leider viel zu schnell vorbei.

Wir fuhren auf dem Great Western Highway noch einige Kilometer weiter bis nach Blackheath , wo wir vom Govetts Leap Lookout einen überwältigenden Blick auf das Grose River Valley genießen konnten. Dieses Tal wird auch „Grand Canyon“ genannt und braucht den Vergleich mit seinem berühmten Namensvetter nicht zu scheuen. Hier befinden sich auch die Bridal Veil Falls, die höchsten Wasserfälle in den Blue Mountains. Auf dem Caravan Park von Blackheath fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Die markanten Schreie der Kookaburras holten uns aus dem Schlaf in einen mit nur 1,5° C recht kühlen Morgen. Vom Evans Lookout, südlich von Blackheath, warfen wir noch einen Blick in den Grand Canyon der Blue Mountains, die Grose Gorge. In Mount Victoria  verließen wir dann den Great Western Highway und fuhren auf dem Darling Causeway nach Bell . Über die Bells Line of Road ging es dann zurück in Richtung Küste. In Richmond  und Windsor  hatten wir die erste Berührung mit dem Hawkesbury River, den wir dann bei Wisemans Ferry  mit einer kleinen Fähre überquerten. Auf einer landschaftlich sehr reizvollen Strecke ging es dann ein Stück immer am Nordufer des Flusses entlang. Bei Kariong  trafen wir wieder auf den Pacific Highway und wollten uns im Brisbane Waters National Park  die Bulgandry Aboriginal Engravings, mehrere tausend Jahre alte Felsgravuren ansehen. Leider war diese „Galerie“ geschlossen, so dass wir unsere Fahrt ohne Unterbrechung fortsetzen mussten.

Die Nordküste von New South Wales

Östlich von Gosford  erreichten wir wieder die Küste des Südpazifiks. Unser Quartier schlugen wir im Dunleith Caravan Park in dem kleinen Ort The Entrance  auf. Der Name des Ortes stammt von der einzigen Verbindung des Tuggerah Lake, eines gewaltigen Inlets, mit dem Pazifik. Wir bekamen einen Stellplatz direkt an der Tuggerah Entrance und konnten vom Auto aus den Pelikanen beim Fischen zusehen.

Über die auf den Vorgelagerten Landzungen verlaufende Nebenstraße setzten wir unseren Weg in Richtung Norden fort. Nach der Einmündung in den Pacific Highway ereichten wir Newcastle , die zweitälteste Stadt Australiens. Beherrscht von den Anlagen der Eisen- und Stahlindustrie macht die Stadt keinen besonders reizvollen Eindruck. Schön ist lediglich die Halbinsel Nobby´s Head, wo wir auf der lang gestreckten Mole zur Hafeneinfahrt hinaus spazierten und über Nobby´s Beach, einen schöne Surf- und Badestrand wieder zum Parkplatz gelangten.

Der Tourist Drive 4 brachte uns nach Hawks Nest  und durch den Myall Lakes National Park . Der Park schützt die aus Inletts entstandenen Binnengewässer Myall Lake und The Broadwater, sowie den küstennahen Regenwald und die einsamen, zum Teil nur mit Allradfahrzeugen erreichbaren Strände am Südpazifik. Der Tourist Drive 4 verläuft durch den Regenwald und das sumpfige Hinterland des Parks. Mit einer kleinen Fähre erreichten wir Bombah Point , von wo eine teilweise unbefestigte Straße zum Pacific Highway zurückführte.

Nach noch nicht einmal 10 Kilometern verließen wir die Hauptstraße erneut, um dem Tourist Drive 6 zu folgen. Von Bungwahl  aus führt eine Stichstraße in den nördlichen Teil des Myall Lakes National Parks bis nach Seal Rocks. Hier fanden wir auf dem einfachen aber unmittelbar am Strand gelegenen Camping Reserve einen Stellplatz für die Nacht. Es war sehr schön wieder einmal mit dem gleichmäßigen Rauschen der Meeresbrandung im Hintergrund einzuschlafen.

Nachdem der Tag mit strahlendem Sonnenschein begonnen hatte, trübte es sich leider etwas ein und aus der nahezu geschlossenen Wolkendecke kam auch der eine oder andere Schauer. Trotzdem fuhren wir zum Parkplatz am Sugarloaf Point und machten uns auf den steilen Aufstieg zum Seal Rock Lighthouse. Der 1875 installierte Leuchtturm war gerade frisch gestrichen worden und erstrahlte so in neuem Glanze. Vom Leuchtturm hatten wir einen schönen Blick über die Küste des Myall Lakes National Park.

Wir fuhren zurück nach Bungwahl und folgten dem Tourist Drive 6 durch den Booti Booti National Park . Der aus einem schmalen Streifen Land zwischen dem Pazifik und dem Wallis Lake bestehenden Nationalpark ist ein Paradies für Wassersportler. Seine Hauptattraktionen sind der 11 km langen Gezeitenstrand und die ruhigen Wasser des Wallis Lake. Im Norden des Parks führt eine Stichstrasse zum Cape Hawke, wo ein Aussichtsturm auf einer hohen Klippe einen Rundblick über den Park und die Stadt Forster gewährt. Nördlich von Forster  trafen wir wieder auf den Pacific Highway, dem wir bis Kew  folgten. Von dort aus ging es auf dem Tourist Drive 10 wieder zurück an die Küste.

Am Stadtrand von Port Macquarie  folgten wir der Ausschilderung zur Lighthouse Beach, einem wunderschönen Strand, an dessen Nordende das kleine Tacking Point Lighthouse thront. Wir genossen den Ausblick auf den Strand und die Küstenlinie und hielten, leider vergeblich, Ausschau nach vorbei ziehenden Walen. Die jährlichen Walwanderungen sollen nach einer Meldung im Radio begonnen haben und auch hier in Port Macquarie wurden schon welche gesichtet, wie wir von anderen Beobachtern erfahren konnten. Port Macquarie wurde 1821 als Sträflingskolonie gegründet, entwickelte sich jedoch schnell zu einem Agrarzentrum. Heute ist die Stadt an der Mündung des Hastings River aufgrund des milden Klimas und der feinsandigen Strände einer der bekanntesten und größten Ferienorte an der Nordküste von New South Wales. Die vielen schönen Strände und der nette Stadtkern machen Port, wie die Stadt von ihren Einwohnern genannt wird, wirklich zu einer Perle an der Küste. Auf dem Sundowner Breakwall Tourist Park fanden wir einen Stellplatz direkt an der Mündung des Hastings River. Nachdem wir „aufgebaut“ hatten, unternahmen wir einen kleinen Spaziergang auf der direkt am Platz beginnenden Promenade und nutzten den kostenlosen Internetservice im Büro des Campingplatzes zum Lesen unserer Mails.

Nachdem uns der Tourist Drive 10 zum Pacific Highway zurück gebracht hatte, folgten wir der gut ausgebauten aber leider im Hinterland verlaufenden Straße für etwa 40 km. In South Kempsey  bogen wir auf den Tourist Drive 12 ab, der uns wieder an die Küste führte. In Crescent Head , einer kleinen, schönen Küsten- und Feriensiedlung an der Mündung des Killick Creek, unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang am traumhaften Killick Beach. Der Strand, der größtenteils zum Hat Head National Park  gehört, erstreckt sich kilometerweit bis zum Hat Head. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter konnten wir zahlreiche Delfine beobachten, die vor der Küste ihre Bahnen zogen.

Der Torist Drive 12 folgt zunächst der Ostseite des Hat Head National Park, biegt dann ins Landesinnere ab und verläuft am mäandernden Ufer des Belmore River. Dieser mündet in den Macleay River und die Straße folgt dann diesem mächtigen Fluss. Eine Stichstraße brachte uns nach Hat Head , einen verschlafenen Küstenort. Hier führt ein Wanderweg zum spektakulären Korogoro Point am Hat Hill. Der zunächst gut ausgebaute Weg wird schnell zu einer Art Trampelpfad und erfordert etwas Kletterei, belohnte uns dafür jedoch mit schönen Ausblicken auf die felsige Küste und auf vorbeiziehende Wale. Damit hat auch für uns jetzt die Walsaison begonnen, auch wenn es nur aus der Ferne ist, ist es für uns immer faszinierend diese gewaltigen, gutmütigen Meeressäuger live zu erleben.

Ein weiterer Abstecher vom Tourist Drive 12 brachte uns zum Leuchtturm am Smoky Cape. Von der Klippe, auf der das 1891 errichtete Lighthouse steht hatten wir einen wunderschönen Blick auf South Smoky Beach und konnten erneut Wale in der Bucht beobachten. In South West Rocks , an der Mündung des Macleay River, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Entlang des Macleay River fuhren wir zurück zum Pacific Highway, den wir in Nambucca Heads  wieder verließen. In dem netten Ferienort unternahmen wir einen Spaziergang an der Promenade und sahen den Surfern zu. Im Wasser tummelten sich unzählige bunte Fische und machten richtig Lust wieder einmal zu Schnorcheln.

Bei Urunga  bogen wir erneut vom Highway ab, diesmal ging es jedoch nicht an die Küste sondern auf dem Waterfall Way ins Landesinnere. Der kleine Ort Bellingen  erinnerte uns an eine Westernstadt und wir sahen uns einige der Kunstgewerbeläden an. Ein Didgeridoo-Shop mit einer ganz guten Auswahl an Didges, wie ein Blick durch das Schaufenster ergab, hatte leider geschlossen. Die Fahrt von Bellingen zum kleinen Bergdorf Dorrigo  entlang des Waterfall Way ist spektakulär: Die Straße steigt durch dichten Regenwald über 1.000 m an und bietet immer wieder grandiose Ausblicke auf das Tal des Bellinger River. Zwei Kilometer nördlich von Dorrigo befinden sich die eindrucksvollen Dangar Falls, die über eine Klippe in ein von dichtem Regenwald eingefasstes Becken stürzen. Nachdem wir uns die Dangar Fälle von den verschiedenen Aussichtspunkten aus angesehen hatten, fuhren wir durch den Ort zurück zum Dorrigo National Park . Der an der Great Dividing Range gelegene Nationalpark wurde 1986 von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft, weil er eine große Regenwaldregion mit einer überaus reichen Vogelwelt umfasst. Im Dorrigo Rainforest Centre kann man sich einen Überblick über die Flora und Fauna des Parks verschaffen. Direkt nebenan befindet sich mit dem so genannten Skywalk die Hauptattraktion des Parks. Über einen Plankenweg gelangt man hoch in das Blätterdach des Regenwaldes und kann dieses einzigartige Ökosystem aus der Vogelperspektive betrachten. Außerdem bietet der Skywalk einen herrlichen Blick über den Park bis hinunter zur Küste. Wir fuhren zum Pacific Highway zurück, wo wir uns in Urunga einen Stellplatz für die Nacht gesucht haben.

Auf dem Pacific Highway fuhren wir die etwa 30 km bis nach Coffs Harbour , einem Ferienzentrum inmitten von Bananenplantagen. Wir stoppten am Beacon Hill Lookout, der einen schönen Überblick über den Ort und die Küste gibt. Hier hatten wir auch wieder das Glück einen Wal beobachten zu können. Auf dem Weg zum Hafen sahen wir einen braunen Mercedes-Aufbau mit deutschem Kennzeichen, dem wir auf den Parkplatz eines Supermarktes folgten. Wir waren auf Walli und Jochen getroffen, Bekannte von Jutta und Martin, die wir in Victoria getroffen hatten. Die beiden hatten so auch schon von uns gehört, genauso wie wir von ihnen. Außerdem kennen sie auch Ulla und Klaus, die wir in Neuseeland getroffen hatten – die Welt ist echt ein Dorf. Wir haben uns sehr nett unterhalten und die Zeit verging dabei wieder einmal wie im Fluge. Walli und Jochen haben vor zwei Jahren ihre Wohnung in Köln aufgegeben und ziehen seit dem in ihrem fast 20 Jahre alten Mercedes durch die Welt. Da die beiden auch auf den Weg nach Norden sind, werden wir uns sicherlich noch mal wieder treffen, vielleicht kommt es ja auch zu einer Zusammenkunft mit Jutta und Martin, die ebenfalls noch in Queensland sind. Diese Begegnungen mit anderen Reisenden sind immer wieder schön und eine echte Bereicherung der eigenen Reise. Nach dem Austausch von E-Mail-Adressen und australischen Handy-Nummern trennten sich unsere Wege wieder und wir haben in einem Internet-Cafe Mails gelesen und beantwortet und einen Blick auf unsere Konten geworfen. So erreichten wir den Hafen von Coffs Harbour erst einige Stunden später als wir gedacht hatten. Auf der nördlichen Hafenmole spazierten zum Muttonbird Island, einer kleinen mit der Mole verbundenen Insel, die eine Kolonie von über 20.000 Sturmtauchern beheimatet. Jahreszeitlich bedingt waren die Vögel zwar gerade ausgeflogen aber die Insel bietet tolle Ausblicke auf den Hafen, die Stadt und die umliegenden Strandabschnitte. Wale konnten wir zwar diesmal keine entdecken aber auf dem Rückweg sahen wir wie die Fischer ihren Tagesfang entluden, darunter auch riesige Thunfische. Es war dann zwar schon fast zu spät um noch weiterzufahren aber wir machten uns dennoch auf den Weg.

Im knapp 30 km nördlich gelegenen Woolgoolga  fanden wir einen Campingplatz direkt am Strand, so dass uns heute wieder einmal das Rauschen der Brandung in den Schlaf wiegen wird. Wir nutzten die herrliche Lage unseres Stellplatzes und begannen den nächsten Tag mit einem ausgedehnten Strandspaziergang. Nördlich von Woolgoolga folgten wir der Ausschilderung zum Yarrawarra Aboriginal Cultural Centre und sahen uns die ausgestellten Bilder und Töpferwaren an. Der Künstler war sogar selbst anwesend und wir haben uns sehr nett mit ihm unterhalten.

Der Highway verlässt die Küste und trifft in Grafton , dem landwirtschaftlichen Zentrum der Region, auf den Clarence River. Die Straße folgt dann dem Lauf des Flusses zurück an die Küste. In Maclean  sahen wir und einen kleinen Kunsthandwerkerladen an und erledigten einige Einkäufe. Wir verließen den Pacific Highway, um auf dem Tourist Drive 26 an die Küste zu fahren. Vom Aussichtspunkt in South Evans Head  hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick auf die Red Hill Beach und die Airforce Beach sondern konnten auch zahlreiche Delfine und Wale beobachten. Die Wale waren heute besonders aktiv, wir konnten sie beim „breaching“ beobachten, dabei katapultieren sich diese tonnenschweren Tiere teilweise aus dem Wasser, um dann mit großem Getöse wieder einzutauchen. Durch den Broadwater National Park , der einen knapp 10 km langen Küstenabschnitt und das dahinter liegende Buschland unter Schutz stellt, fuhren wir zum Highway zurück.

In Ballina  fuhren wir auf den Tourist Drive 30, der uns zu unserem heutigen Etappenziel, Byron Bay führte. Byron Bay  hat sich dank seiner hervorragenden Strände und der geradezu idealen Surfbedingungen seit den 1960er Jahren zu einem Ferienort und Surf-Mekka entwickelt und zieht besonders junge Urlauber und Anhänger alternativen Lebensformen an. Hauptattraktion ist die Cape Byron State Conservation Area, dem östlichsten Punkt des australischen Festlandes. Hier steht der fotogene Leuchtturm aus dem Jahr 1901 und man hat grandiose Ausblicke auf die Küste, den Südpazifik und die bis 120 m hohen Klippen, von denen sich die Drachenflieger in die Tiefe stürzen. Wir konnten auch von hier aus wieder Wale beobachten und greifen jetzt schon an jedem Aussichtspunkt automatisch zum Fernglas und suchen das Meer ab. Auf dem Weg zurück in die Stadt trafen wir erneut auf Walli und Jochen, haben uns aber nur kurz unterhalten, da die beiden noch weiter wollten und wir auf der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht waren. Diesen fanden wir im First Sun Holiday Park, direkt am Main Beach der Byron Bay, der allerdings mit 26 AUD für die Nacht recht teuer war und außer der Lage nichts Besonderes zu bieten hatte.

Nach einem Morgenspaziergang am Main Beach von Byron Bay machten wir uns auf den Weg in den Ort. Clinton, bei dem ich in Sydney eine Didgeridoo-Stunde hatte, hatte uns einen Didge-Spieler in der Arts Factory von Byron Bay empfohlen. Schon auf dem Weg dorthin machte der Ort nicht den besten Eindruck auf uns. Alles wirkte nicht nur eine wenig alternativ sondern auch etwas heruntergekommen. Auch die Arts Factory, wohl mehr eine Mischung aus Backpacker Unterkunft und Nachtclub, war nicht so nach unserem Geschmack. Auch im Zentrum fühlten wir uns nicht so richtig wohl, das Beste war noch ein Didge-Laden mit einem wirklich sehr guten Didgeridoo, mit tollem Klang und sehr schöner Bemalung, das allerdings 850 AUD kosten sollte. So setzten wir unseren Weg nach Norden fort.

Schön war der kurze Abstecher in den kleinen Fischerort Brunswick Heads  an der Mündung des Brunswick River, wo wir uns bei der Fishermen Cooperation mit frischem Fisch versorgten. Weniger lohnend war hingegen der Umweg über Ocean Shores , da wir hier nicht so richtig an die Küste herankamen. Auch der Tourist Drive 38 über Pottsville Beach  und Kingscliff  hat uns nicht so gut gefallen. In Kingscliff beginnt zudem die massive Bebauung der Küste, die zwar dem Massentourismus dient, auf uns aber eher einen abschreckenden Eindruck machte. Tweed Heads  war dann unsere letzte Station in New South Wales, denn die Zwillingsstadt Coolangatta liegt bereits in Queensland.


Queensland

In Coolangatta  machten wir am Point Danger, dem östlichsten Punkt in Queensland eine Mittagspause und hielten, leider vergeblich Ausschau nach vorbei ziehenden Walen. Schon vom Point Danger aus wirkten die Hochhaus-Bettenburgen an der Gold Coast, allen voran Surfers Paradise , dem Zentrum der Tourismus- und Unterhaltungsindustrie äußerst abschreckend. Die Strecke auf dem Gold Coast Highway und den direkt an den Stränden verlaufenden Straßen zeigte dann auch, dass die Strände wirklich sehr schön sind und erstklassige Schwimm- und Surfmöglichkeiten bieten, die touristische Infrastruktur jedoch einfach zu sehr dominiert. In Southport  suchten wir einen Volkswagenhändler auf, um die Kaltstartprobleme unseres Roadrunners untersuchen zu lassen. Die Werkstatt war jedoch auf eine Woche ausgebucht aber man war so nett und hat für uns einen Termin in einer Werkstatt nördlich von Brisbane für die nächste Woche abgemacht.

Gold Coast Hinterland

Wir verließen das touristische Ballungsgebet der Gold Coast und fuhren in das ruhigere und beschaulichere Hinterland. Da wir unser Ziel, den Lamington National Park heute nicht mehr erreichen konnten, blieben wir in Canungra  auf einem von der Gemeinde unterhaltenen Stellplatz am örtlichen Sport- und Reitplatz. Für nur 10 AUD bekamen wir einen Platz mit Stromanschluss und auch Duschen, Toiletten und Trinkwasser waren vorhanden. Der Caretaker war dann noch so nett und machte uns auf drei Tawny Frogmouth (Eulenschwalm) aufmerksam, die in einem der Bäume saßen. Seit langer Zeit haben wir wieder einmal Boule gespielt und mit den Devil Sticks und den Bällen jongliert – wir haben einfach zu wenig Zeit.

Nachdem uns schon die Schreie der Kookaburras geweckt hatten, konnten wir auch noch zahlreiche Allfarbloris beobachten, die sich am vom Platzwart bereitgestellten Futter gütlich taten. Die Straße zum Lamington National Park  führt zunächst noch durch Farmland und windet sich dann in engen Serpentinen auf das Lamington Plateau hinauf. Der Kamarun Lookout bietet einen schönen Überblick über den subtropischen Regenwald des 202 km² großen Lamington National Parks. Einige Kilometer weiter endet die Straße am O´Reillys Rainforest Guesthouse. Hier beginnt der O´Reillys Tree Top Walk, ein 160 m langer Weg, der über 9 Hängebrücken auf etwa 15 m Höhe durch den Regenwald führt. Höhepunkt dieser Strecke ist ein Aussichtspunkt in einem der Bäume auf 34 m Höhe, der über steile Leitern zu erreichen ist. Der Regenwald mit den riesigen Südbuchen, den Moreton-Bay-Feigenbäumen mit ihren auffälligen Stützwurzeln und den Würgefeigen, die letztendlich ihrem Wirtsbaum, der ihnen zunächst als Stütze dient, die Lebensgrundlage entziehen und als leere Hülle stehen bleiben, wenn dieser schon längst abgestorben und verwest ist, hat eine ganz eigene Atmosphäre. Der Besuch im nahe gelegenen kleinen Botanischen Garten war jahreszeitlich bedingt nicht so lohnend. Auf dem Weg zurück zum Auto konnten wir zahlreiche Buschhühner, Allfarbloris und Königssittiche beobachten, die von Bustouristen gefüttert wurden.

Nach einer kleinen Stärkung im Roadrunner machten wir uns auf den Morans Falls Track, der sich durch den üppigen Regenwald zu einem Aussichtspunkt auf die 80 m hohen Morans Falls hinabschlängelt. Der Morans Creek stürzt von einer Steilklippe in ein von Pflanzen gesäumtes Becken und entschädigt durch seinen Anblick für die Mühen des Weges. Entlang der engen und kurvenreichen Zufahrtsstraße konnten wir dann auch noch einige Bennett-Kängurus beobachten. Da es für eine Weiterfahrt schon zu spät war, kehrten wir auf den Platz in Canungra zurück. Der Platzwart war gerade dabei Kookaburras zu füttern, die ihm das angebotene Hackfleisch aus der Hand fraßen. So hatten wir die Gelegenheit diese schönen Tiere einmal aus der Nähe und in aller Ruhe beobachten zu können.

Von Canungra fuhren wir zurück nach Nerang, wo wir unsere Vorräte auffüllten. Über kleine Nebenstraßen ging es in südlicher Richtung weiter, wo wir uns an der Grenze zu New South Wales den Springbrook National Park  ansehen wollten. Der kleine Park auf dem 900 m hohen Springbrook Plateau ist bekannt für seine ursprüngliche Regenwaldvegetation und die zahlreichen Wasserfälle. Mit über 3.000 mm Niederschlag pro Jahr gehört der Park zu den regenreichsten Gebieten in Queensland. Wir sahen uns die Purling Brook Falls an, die sich aus mehr als 100 m Höhe in eine grüne Regenwaldschlucht ergießen. Der Canyon Lookout, der einen Blick auf die Twin und die Rainbow Falls ermöglicht, war leider aufgrund von Instandsetzungsarbeiten geschlossen, so dass uns deren Anblick verwehrt blieb. Wir beendeten hier unseren Abstecher in den Süden Queenslands und erreichten bei Mudgeeraba wieder den Pacific Highway, auf dem wir ohne weitere Unterbrechung bis nach Brisbane  fuhren.

Brisbane

Für die nächsten drei Nächte buchten wir uns auf einem Campingplatz ein, von dem aus wir die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Auf dem Campingplatz kamen wir mit einer Australierin ins Gespräch, die über 20 Jahre in Queensland gelebt hat und jetzt in Tasmanien wohnt. Sie hat uns wertvolle Tipps für unsere weitere Tour gegeben.

Brisbane, die Hauptstadt von Queensland, ist mit etwa 1,6 Millionen Einwohnern nach Sydney und Melbourne die drittgrößte Stadt Australiens. Mit durchschnittlich 7,9 Stunden subtropischen Sonnenscheins pro Tag ist Brisbane verdient die Hauptstadt des Sunshine State. Als Sträflingskolonie 1823 gegründet, sorgten Bodenschätze wie Kohle, Silber, Blei und Zink schnell für eine wirtschaftliche Entwicklung. Einen richtigen Aufschwung erlebte die schön am Brisbane River gelegene Stadt in den 1980er Jahren als Austragungsort der Commonwealth Games 1982 und Gastgeberin der Expo 1988. Heute hat Brisbane ein kosmopolitisches Flair und eine lebendige Kunstszene. Inmitten der modernen Hochhäuser gibt es noch immer Winkel mit traditionellen Verandagesäumten Holzhäusern.

Vom Campingplatz erreichten wir mit dem Bus in einer halben Stunde das Stadtzentrum Brisbanes, das in einer U-förmigen Schleife des Brisbane River liegt. Die Straßen sind schachbrettartig angelegt und nach britischen Königinnen und Königen benannt. Architektonisch ist es eine Mischung aus Glas-Stahl-Hochhäusern und herrlichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, die glücklicherweise der Zerstörungswut in den 1970er Jahren nicht zum Opfer gefallen sind. Wir begannen unseren Rundgang am Anzac Square, wo mit einem griechischen Säulenpavillon der Kriegsgefallenen gedacht wird. In dem kleinen Park stehen Boabab-Bäume, die eigentlich nur im Nordwesten Australiens vorkommen. Der King George Square wird vom 91 m hohen Glockenturm der City Hall überragt. Das Herzstück der Innenstadt ist die Queen Street Mall, die als Fußgängerzone eingerichtet Haupteinkaufsstraße Brisbanes. Hier stärkten wir uns in einem der zahllosen Foodcourts und spazierten dann hinunter zum Fluss. Die gesamte Südspitze des Zentrums wird von den Botanic Gardens eingenommen und eine Promenade führt direkt am von Mangroven gesäumten Ufer des Brisbane River entlang. Über die Goodwill Bridge, eine reine Fußgänger- und Radfahrerbrücke, gelangten wir auf das Südufer des Flusses. Hier befinden sich auf dem Ausstellungsgelände der Expo ´88 die South Bank Parklands, eine 16 Hektar große Parkanlage mit vielen Restaurants und Cafes. Wir sahen uns die Stände des South Bank Art & Craft Market an und haben uns sehr nett mit einem der Verkäufer unterhalten, der Selbstgefertigte Didgeridoos und Bilder angeboten hat. Die Promenade bietet einen schönen Blick auf die Skyline von Brisbane. Der einstige Pavillon Nepals, die Nepalese Pagoda, ist das einzige Überbleibsel der Weltausstellung. An der Victoria Bridge bestiegen wir wieder den Bus und fuhren zum Campingplatz zurück.

Nachdem wir wieder mit dem Bus in die Stadt gefahren waren, machten wir uns auf den Weg zum Eagle Street Pier Craft & Deli Market. Den Markt hätten wir uns zwar etwas größer vorgestellt, aber das angebotene Kunsthandwerk war durchweg sehr schön und die Lage des Marktes direkt am Brisbane River macht ihn zusätzlich attraktiv. Vom Eagle Street Pier auf fuhren wir mit der Fähre auf dem Brisbane River bis zum North Quay unterhalb der Victoria Bridge, einmal um die Innenstadt herum. Da uns Brisbane nicht so gut gefallen hat und wir nicht mehr so recht wussten, was wir uns ansehen sollten, machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Unterweg stiegen wir an einem Shopping Centre aus und sahen uns in dem dazugehörigen Kinokomplex den Film „Bruce Almighty“ an. Jim Carrey macht als frustrierter Fernsehjournalist Bruce Gott für seine missliche Lage verantwortlich und Gott überträgt ihm daraufhin seine Allmacht, damit er zeigen kann, ob es besser machen kann. Bruce denkt dabei natürlich nur an sich, sorgt für ordentliche Verwirrung in der Welt und setzt auch die Liebe zu seiner Freundin, gespielt von Jennifer Aniston, aufs Spiel. Der Film hat neben vielen lustigen Momenten aber auch einen tieferen Sinn und bot zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung. Im Anschluss an den Film haben wir noch einige Sachen eingekauft und sind dann zum Campingplatz zurück.

Sunshine Coast und Hinterland

Wir verließen Brisbane auf dem Bruce Highway, wie der Highway #1 hier in Queensland heißt. Etwa 70 km nördlich zweigt der Glass House Mountain Tourist Drive vom Highway ab. Diese Straße bietet schöne Ausblicke auf die Gipfel des Glass House Montains National Park . Der Park besteht aus vier kleineren Gebirgsparks, die nach den Namen der Gipfel benannt sind. Die Glass House Mountains sind die verwitterten Überreste eines gewaltigen, vor etwa 25 Millionen Jahren aktiven Vulkans. Ihren abstrakten Namen verdanken sie Captain Cook, der 1770 hier vorbeisegelte und sich an die Glasbrennöfen in seiner Heimat Yorkshire erinnert fühlte. Die Region von Glass House Mountains spielt eine große Rolle in der Mythenwelt der ansässigen Aborigines. So verkörpert jede der zehn Erhebungen aus Lavagestein eine Dreamtime-Figur des Stammes der Kabi. Es handelt sich um die versteinerten Seelen einer ganzen Familie.

In Beerwah , am Nordrand der Glass House Mountains, sahen wir zufällig den Laden von „Aussie Didgeridoos“, der von dem deutschstämmigen Karl und seiner Mutter Barbara betrieben wird. Karl bemalt die angelieferten Rohlinge und fungiert sowohl als Einzel- als auch als Großhändler für Läden in ganz Australien. Über eine Stunde habe ich in aller Ruhe ausprobiert und verglichen und teilweise mit Karl zusammen gespielt. Er hat dann noch einige seiner Tricks zum Besten gegeben: Das Spielen von zwei Didgeridoos gleichzeitig oder das Balancieren und gleichzeitige Spielen eines Didges ohne es festzuhalten. Wir haben uns außerdem sehr nett miteinander unterhalten und ich habe schließlich ein schön bemaltes, gut klingendes Didge in einer sehr tiefen Tonlage für 190 AUD gekauft. Karl hat es verpackt und da er ein spezielles Abkommen mit dem Leiter des örtlichen Postamts hat, konnten wir es diesmal problemlos per Post zu Freunden nach Deutschland schicken. Aufgrund dieser außerplanmäßigen Verzögerung kamen wir dann leider etwas in Zeitverzug, denn wir mussten heute noch nach Maroochydore fahren, wo wir morgen einen Termin für unseren Roadrunner haben. So mussten wir den Besuch der landschaftlich sehr reizvollen Blackall Range etwas straffen. Vom Mary Cairncross Park bei Maleny  genossen wir einen letzten Blick auf die Glass House Mountains. Die Blackall Range mit ihren kleinen, hübschen Dörfern ist ein Zentrum für Künstler und Kunsthandwerker aller Art. Auf der fahrt von Maleny nach Mapleton  stoppten wir an der „Tree Frog Gallery“, die zu Recht von sich behauptet die größte und schönste Ausstellung der Region zu haben. Die gezeigten Gemälde, Skulpturen und Holzarbeiten waren wirklich von herausragender Qualität. Sehr gut waren auch die Arbeiten in der benachbarten „Touch Wood Gallery“.

Über Nambour  fuhren wir dann nach Maroochydore  an die Sunshine Coast. Dieser 150 km lange Küstenabschnitt nördlich von Brisbane bietet außerhalb der touristischen Zentren eine Vielzahl von kleinen Stränden in malerischen Buchten. Im Gegensatz zur Gold Coast konnte hier trotz des Touristenbooms der eher ruhige und gemütliche Charakter der Region erhalten werden. Wir fuhren direkt zum Volkswagenhändler in Maroochydore und nachdem ich unser Kaltstartproblem beschrieben hatte, erlaubte man uns auf dem Firmengelände zu übernachten, damit die Techniker den Fehler auch wirklich live erleben können. Man gab uns sogar die Möglichkeit uns an Strom anzuschließen – ob das in Deutschland auch möglich wäre?

Es war gut, dass wir hier auf dem VW-Gelände übernachtet hatten, denn so konnten die Mechaniker den Fehler auch wirklich nachvollziehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die australischen Diagnosegeräte waren wohl nicht mit unseren alten Roadrunner kompatibel, fand man dann doch die Ursache unserer Kaltstartprobleme. Wie ich vermutet hatte, sind es die Glühkerzen, die ihre Arbeit verweigern. Leider waren keine neuen Kerzen vorrätig, so dass diese vom Zentrallager in Sydney per Flugzeug hergeschafft werden müssen. Wenn alles klappt, sollen sie morgen hier eintreffen und wir können unsere Fahrt dann hoffentlich fortsetzen. Eine weitere Überraschung erlebten wir, als man uns mitteilte, dass jede Kerze knapp 80 AUD kostet. Da wir fünf davon benötigen, kommen wir mit Arbeitslohn auf über 600 AUD, nicht gerade gut für unsere Reisekasse. Netterweise hat man uns gestattet eine weitere Nacht auf dem Firmengelände zu verbringen, so dass wir nicht auch noch Hotelkosten haben.

Mit den Fahrrädern machten wir uns auf eine Erkundungsfahrt durch Maroochydore. Wir schlenderten durch das riesige Sunshine Plaza Shopping Centre, nutzten den kostenlosen Internet-Service der Bücherei und unternahmen einen Strandspaziergang. Als wir zur Werkstatt zurückkamen stand der Roadrunner immer noch in der Halle, so dass wir noch etwas warten mussten. Gegen 17:00 Uhr konnten wir dann wieder unser Quartier beziehen, wieder mit Stromanschluss. Eine der Mitarbeiterinnen, die nach der Wende mit Ihrer Familie aus Ost-Berlin nach Australien gekommen war, hat uns sogar angeboten bei ihr zuhause zu übernachten, was wir aber abgelehnt haben. Wir machten es uns, hoffentlich zum letzten Mal, auf dem Hof der Werkstatt gemütlich.

Nach etwa zwei Stunden im Warteraum der Werkstatt machten wir uns mit unseren Rädern auf den Weg in die Stadt. Trotz des trüben Wetters unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und suchten dann ein Internetcafe auf, da die Bücherei für heute bereits ausgebucht war. Im ersten Internetcafe gab es keine Verbindung zu unserem Mailserver, so dass wir noch einmal weitersuchen mussten. Im nächsten hat dann alles geklappt und wir haben es endlich wieder einmal geschafft alle ausstehenden Mails zu beantworten. Ein Anruf von der Werkstatt informierte uns darüber, dass die Glühkerzen es nicht in den morgendlichen Flieger geschafft haben und erst am Nachmittag eintreffen werden. Das Auto wird dami wahrscheinlich auch heute nicht fertig. Daraufhin waren wir reif für ein Mittagsbuffet bei Sizzler, das hier allerdings nicht so gut war, wie wir es aus Nordamerika von Sizzler kannten. Als wir beim Essen waren fing es fürchterlich an zu Regnen, so dass wir unseren Aufenthalt im Restaurant etwas in die Länge zogen. Einigermaßen trocken erreichten wir das Sunshine Plaza Shopping Centre, wo wir einen Teil des Nachmittags vertrödelten.

Als wir uns auf den Rückweg zur Werkstatt machen wollten, hatten wir leider nicht so viel Glück mit dem Wetter, als wir bei VW ankamen waren wir etwas durchnässt. Man stellte uns dann vor folgende Alternative: Drei der Glühkerzen waren bereits eingebaut und die vierte könnte noch heute fertig werden. Da der Einbau der fünften Kerze aber mehr Arbeit erfordert, da sie versteckt hinter der Dieselpumpe liegt, würde man dafür morgen noch einmal einen halben Tag benötigen. Man versicherte uns, dass wir problemlos mit nur vier neuen Kerzen fahren können und die letzte beim nächsten größeren Service, bei dem der Keilriemen der Dieselpumpe gewechselt werden muss, dann ohne größeren Mehraufwand einsetzen lassen können. Wir haben uns für diese Alternative entschieden, die letzte Kerze als Reserve eingepackt und konnten so, um 550 AUD erleichtert, unsere Fahrt fortsetzen. Da es mittlerweile aber schon dunkel war, führte diese uns nur zum nächsten Campingplatz. Aufgrund der beginnenden Ferien in Queensland und zahlreicher „Winterflüchtlinge“ aus den südlichen Bundesstaaten sind die Campingplätze hier jetzt gut besucht und wir wurden erst beim zweiten Platz fündig. Hier mussten wir zunächst unseren Frischwassertank wieder auffüllen, ehe wir es uns nach zwei Nächten bei VW wieder frei und unabhängig, im Roadrunner gemütlich machen konnten.

Nachdem wir im Sunshine Plaza unsere Vorräte wieder aufgefüllt hatten, verließen wir Maroochydore in Richtung Norden. Auf der Küstenstraße, dem Highway 6, kamen wir durch viele kleine Ferienorte, die alle vom Bauboom ergriffen waren. Ganze Siedlungen speziell ausgelegt für finanzkräftige Rentner aus dem kühleren Süden und Apartmenthäuser für die kurzfristigeren Gäste, sorgen dafür, dass auch diese Küste zugebaut wird. Zwar entstehen hier keine Hochhäuser wie an der Gold Coast, aber das Ergebnis ist fast das gleiche. In Coolum Beach  genossen wir den Ausblick auf die schönen Strände und sahen den Surfern zu.

Noosa , dass aus den Ortsteilen Noosa Junction, Noosa Heads und Noosaville besteht und sehr schön an der Mündung des Noosa River in die Laguna Bay liegt, ist eines der größten Touristenzentren an der Sunshine Coast. Trotz der schönen landschaftlichen Lage und der baulichen Zurückhaltung auf 3 bis 4 Stockwerke war es für uns schon zu viel Trubel. Auf dem einzigen Campingplatz des Ortes in Noosaville gab es dann auch keinen Stellplatz mehr, so dass wir in den Nachbarort Tewantin  ausweichen mussten. Hier haben wir für die nächsten zwei Nächte einen Platz reserviert und für morgen eine organisierte Allradtour durch den Great Sandy National Park mit der größten Sandinsel der Welt, Fraser Island gebucht.

Wir machten uns dann noch einmal auf nach Noosa, wo wir uns den noch nicht einmal 5 km² großen Noosa National Park  ansehen wollten. Fast der gesamte Noosa Head mit seiner Regen- und Eukalyptuswaldvegetation wurde bereits 1879 unter Schutz gestellt und bietet heute zahlreichen Tieren eine Heimat in mitten des Touristenrummels. Der Park schützt auch einige schöne und nicht so überlaufene Buchten, von denen die Alexandria Bay die größte und schönste ist. Auf einem kurzen Wanderweg erreichten wir diese tolle Bucht mit ihrer mächtigen Brandung und dem traumhaften Sandstrand. Der ebenfalls im Park gelegene Laguna Lookout bietet einen schönen Blick über Noosa, den Noosa River und die Laguna Bay. Einen letzten Stopp machten wir am Noosa Harbour, wo wir von den Stegen einen Blick auf die zahlreichen Hausboote warfen. Zurück auf dem Campingplatz gingen wir rechtzeitig schlafen, denn schon um 6:50 Uhr werden wir für unseren Ausflug nach Fraser Island abgeholt.

Um 4.30 Uhr beendete der Wecker unsanft die zu kurze Nacht. Gegen 7.00 Uhr sammelte uns der Allradbus von Fraser Explorer Tours direkt  dem Campingplatz ein. Mit einer kleinen Fähre überquerten wir den Noosa River und erreichten den südlichen Teil des Great Sandy National Park . Dieser auch Cooloola Section genannte Teil des Nationalparks erstreckt sich von Noosa im Süden bis Rainbow Beach im Norden. Teewah Beach und Cooloola Beach bilden einen fast 70 km langen Strandabschnitt, der mit Allradfahrzeugen befahren werden kann. Unser Bus hatte schon nach wenigen Kilometern am Teewah Beach eine Panne, die jedoch nach einigen Versuchen vom Fahrer behoben werden konnte. Auf der Weiterfahrt passierten wir das Wrack der „Cherry Venture“, die hier 1973 auf Grund lief.  Die Sandklippen von Cooloola boten im Licht der Morgensonne ein schönes Farbenspiel: Erdfarben wie Braun, Rot, Orange und Gelb vermengen sich mit Schwarz und Weiß. Noch farbintensiver sind allerdings die Klippen am Rainbow Beach. Nach einer Legende der Aborigines ist das Farbspektrum dieses Strandes entstanden als ein Regenbogen einer Frau zur Hilfe kam, die von ihren Verfolgern mit einem Bumerang gejagt wurde. Im Kampf tötete der Regenbogen den Bumerang, wurde dabei selbst jedoch in Stücke gerissen und verteilte sich über den Strand. Nach einer kurzen Pause in dem kleinen Ferienort Rainbow Beach  ging es weiter zum Inskip Point, dem nördlichsten Zipfel der vom Nationalpark gebildeten Halbinsel. In nur 10 Minuten erreichten wir von hier aus per Fähre Hook Point, den südlichsten Punkt von Fraser Island .

Fraser Island ist 120 km lang, maximal 25 km breit und mit seiner Fläche von ca. 1.700 km² die größte Sandinsel der Welt. Sie entstand im Laufe von Jahrmillionen aus verwitterndem Sandstein der Great Dividing Range. Flüsse im Norden von New South Wales schwemmten den Sand ins Meer, wo er von ozeanischen Strömungen die Küste entlang weiter nach Norden befördert wurde. Die nördliche Ausbreitung der Sandmengen wurde durch Felsgebilde gehemmt, so dass im Laufe einiger Jahrtausende Dünen und Sandstrände entstanden. Im Sand keimten Samen, die durch Vögel und Meeresströmungen herangetragen wurden und es bildete sich eine stabilisierende Pflanzendecke. Heute findet man auf dem Sand wachsende subtropische Regenwälder, Sumpfland mit Teebäumen, Eukalyptuswälder, Heide, Mangrovendeltas und kilometerlange, menschenleere Strände. Zudem besitzt Fraser Island über 40 Dünenseen, darunter Lake Boomanjin, den mit einer Fläche von 200 ha weltweit größten See dieses Typs. Der Reinheitsgrad des Wassers ist auf der ganzen Welt nahezu unerreicht. Die reinrassige Dingopopulation und mehr als 230 Vogelarten haben ebenfalls dazu beigetragen, dass Fraser Island von der UNESCO als Welterbe der Menschheit eingestuft wurde. Nachdem im Jahr 2001 Dingos ein Kind angefallen hatten, wurde der Bestand allerdings so stark dezimiert, dass man heute schon Glück haben muss, um einen dieser Wildhunde zu Gesicht zu bekommen. Über 30.000 Jahre hatten verschiedene Aboriginal-Stämme auf der Insel, die sie K´Gari (Paradies) nannten, friedlich zusammengelebt. Mitte des 19. Jahrhunderts war es damit allerdings vorbei. Die europäischen Einwanderer entdeckten die reichhaltigen Baumbestände und erkannten ihre wirtschaftliche Bedeutung. Ab 1863 begann die Rodung der Wälder und erst 1991 wurde der Holzeinschlag auf der Insel ganz eingestellt. Das nördliche Ende von Fraser Island wurde 1972 als ein Teil des Great Sandy National Park unter Schutz gestellt. Der südliche Teil wird weiterhin als State Forest verwaltet.

Wir fuhren vom Hook Point am 75-Mile-Beach, der die gesamte Ostküste der Insel einnimmt, in Richtung Norden. Direkt hinter der Brandung konnten wir einige Buckelwale vorbeiziehen sehen. Bei Eurong verließen wir die Küste und gelangten auf schmalen Pisten in das dicht bewachsene Hinterland. Am Lake McKenzie, dem bekanntesten der Binnenseen hatten wir eine einstündige Pause. Wir nutzten die Zeit zu einem Spaziergang an den schneeweißen Stränden und genossen den Blick über das glasklare Wasser dieses wirklich wunderschönen Sees. Wir fuhren dann weiter zur Central Station, einer ehemaligen Waldarbeiter Siedlung und unternahmen von dort aus einen Spaziergang durch den dichten Regenwald entlang des Wanggoolba Creek. Im Eurong Beach Ressort gab es dann noch eine Mittagspause, ehe es am Strand zurück zum Hook Point ging. An den kilometerlangen zum Schwimmen einladenden Stränden sieht man weder Surfer noch Schwimmer. Das hat seinen Grund: Der Pazifik rund um Fraser Island ist bekannt für seine starke Haipopulation. Ohne einen Dingo gesichtet zu haben, ging es per Fähre zurück aufs Festland. Aufgrund der auflaufenden Flut konnten wir den Rückweg nicht am Strand antreten, sondern fuhren durch das bewaldete Hinterland der Cooloola Section nach Noosa zurück. Nach gut 10 Stunden waren wir wieder auf dem Campingplatz.

Bevor wir die Region um Noosa endgültig verließen, sahen wir uns noch eine Ausstellung von ortsansässigen Aquarellmalern an. Die teilweise sehr schönen Bilder wurden im Wallace House, einer kleinen Galerie der örtlichen Hobbykünstler gezeigt. Auf dem Weg zum Bruce Highway hielten wir in Eumundi , einem kleinen, malerischen Landstädtchen, um uns den Eumundi Market anzusehen. Wir hatten schon von diesem Kunstgewerbe- und Lebensmittelmarkt gehört, waren aber dennoch von dessen den Ausmaßen überrascht. Der Markt ist fast größer als der Ort und die angebotenen Waren waren von sehr guter Qualität. Knapp zwei Stunden verbrachten wir damit uns die Stände anzusehen und kamen dabei mit einiger der Händler ins Gespräch. Wir schleckten ein köstliches, nach altem Rezept handgemachtes Eis und kauften ein leckeres, richtig festes Vollkornbrot. Ein Stand mit Kleidung und Taschen aus Känguruleder hatte wirklich sehr schöne Sachen und die an einem weiteren Stand angebotenen 3D-Fotos, bestehend aus bis zu sieben Lagen des gleichen Fotos aus dem dann verschiedenen Teile zur Darstellung der Räumlichkeit ausgeschnitten werden, waren geradezu faszinierend.

Unser nächstes Ziel war die Ginger Factory in Yandina , eine der weltweit größten Ingwerfabriken der Welt. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg begannen einige Farmer im Gebiet des Buderim Mountain Ingwer anzubauen. In den 1940er Jahren schlossen sie sich zu einer Kooperative zusammen und verhalfen so ihrem Geschäft zu einem Aufschwung. Die verschiedenen Ingwer-Produkte vom Bier über Gewürze und Marmeladen bis hin zu Süßigkeiten können im Ginger Shop erworben werden. Zu Fuß oder mit einer alten Eisenbahn kann man die herrliche Gartenanlage erkunden, die das Fabrikgelände umgibt. Das ganze ist recht touristisch aufgemacht und von der „Taste of Ginger Tour“ hatten wir uns mehr versprochen. Die gebotenen Erklärungen zum Anbau und zur Produktion waren recht oberflächlich. Die zum Abschluss der Tour angebotenen Proben boten einen kleinen Einblick in die geschmackliche Vielfalt des Ingwers.

Wir setzten unsere Fahrt in Richtung Norden fort und verließen hinter Gympie  den Bruce Highway für einen Abstecher in das hoffentlich weniger überlaufene Hinterland. In Kilkivan  parkten wir unseren Roadrunner am Sportplatz des Ortes auf einer großen Rasenfläche. Hier sind wir nicht nur für uns alleine, sondern können auch noch die zum Platz gehörenden Toiletten benutzen.

Von Kilkivan nahmen wir eine nicht durchgehend asphaltierte Abkürzung in Richtung Gayndah , durch die wir 20 km eingespart haben. Auf dem landschaftlich nicht sehr abwechslungsreichen aber ansprechenden Burnett Highway fuhren wir in Richtung Norden weiter. Am Ortseingang von Eidsvold  machten wir an einem Picknickbereich eine Mittagspause. Zwölf Kilometer hinter Monto  bogen wir zum Cania Gorge National Park  ab. Der Park schützt eine Sandsteinschlucht mit bis zu 70 m hohen Klippen und eine artenreiche Flora und Fauna. Auf dem Cania Gorge Caravan & Tourist Park sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und bekamen von den sehr netten Betreibern des Platzes Informationen zum Nationalpark. Wir fuhren zum aufgestauten Lake Cania und genossen die Aussicht auf den See und den Castle Mountain. Auf einer Wiese am See konnten wir einige Kängurus beobachten, die zum teil Jungtiere, „Joeys“ im Beutel hatten. Rechtzeitig zur Fütterung der Vögel waren wir wieder auf dem Campingplatz. Etliche Allfarbloris und Königssittiche sowie Kookaburras fanden sich ein und ließen sich das angebotene Futter gut schmecken. Das war natürlich besonders für die Kinder, aber nicht nur für die, ein riesiges Spektakel. Ich habe dann am Three Moon Creek noch vergeblich Ausschau nach Schnabeltieren gehalten, konnte aber wieder nur die aufsteigenden Luftblasen nicht jedoch die Verursacher ausmachen. Nach Einbruch der Dunkelheit gingen wir noch einmal zum Fütterungsplatz zurück. Diesmal waren es jedoch nicht die Vögel, sondern Bettongs, eine kleine Känguruart, die etwa die Größe von Hasen haben, die wir beobachten wollten. Die Bettongs hielten sich an den Resten des Vogelfutters gütlich. Wir hatten so zum ersten Mal die Gelegenheit diese niedlichen Tiere live zu erleben und sahen ihnen über eine halbe Stunde lang zu.

Noch vor dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Three Moon Creek, wo wir Ausschau nach Schnabeltieren hielten. Leider bekamen wir auch heute keines dieser scheuen Tiere zu Gesicht. Da es uns sowohl auf dem Campingplatz als auch im Nationalpark gut gefällt, beschlossen wir, eine weitere Nacht hier zu bleiben und einiger der Wanderwege des Parks in Angriff zu nehmen. Wir begannen mit dem 3,2 km langen Weg zum „The Overhang“. Der Weg schlängelt sich, nachdem wir den Three Moon Creek überquert hatten, durch einen Eukalyptuswald, der in Regenwaldvegetation übergeht. Am „Dripping Rock“ tropft kühles Wasser von der überhängenden Decke eines Sandsteinfelsens und bietet Farnen und Moosen einen idealen Lebensraum. Im darunter liegenden Tal gedeihen, durch das feuchte Klima begünstigt, Baumfarne und Palmen. Vorbei an aus dem Sandstein ausgewaschenen Höhlen, deren Wände in intensiven Orange-, Gelb- und Rottönen schimmern, erreichten wir schließlich das Ende des Weges an „The Overhang“. Ein riesiger Felsen bildet hier eine Art Grotte, an dessen Boden sich Wasser gesammelt hat. Nach einer kurzen Erholungspause stiegen wir auf dem nur 900 m langen, dafür aber recht steilen Weg zum „Giant´s Chair Lookout“ hinauf uns genossen den Blick über die Cania Gorge. Auf dem Picknickplatz am Ufer des Lake Cania machten wir eine ausgiebige Mittagspause. Während Geli etwas geschnitzt hat, habe ich fast eine Stunde lang Didgeridoo gespielt. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kamen wir dann wieder an den Kängurus vorbei, die wir gestern schon an der gleichen Stelle beobachtet hatten. Das restliche Programm des Tages bestand dann aus der Vögelfütterung, der Beobachtung der Bettongs und einem Freiluftkino auf dem Campingplatz. Der Film „Spy Kids 2“ war jedoch eher etwas für Kinder und es wurde uns dann auch noch etwas zu kalt, so dass wir uns den Film nicht zu Ende angesehen haben.

In den Tropen

Durch die Cania Gorge fuhren wir zurück zum Burnett Highway, dem wir dann ohne nennenswerte Unterbrechung bis nach Rockhampton  folgten. Direkt durch die Stadt verläuft der Wendekreis des Steinbocks, der den Wechsel der Klimazonen zwischen den Subtropen im Süden und den Tropen im Norden markiert. Damit haben wir also die Tropen erreicht und der Winter dürfte jetzt endgültig hinter uns liegen. Rockhampton liegt 40 km von der Küste entfernt am Ufer des Fitzroy River. Das selbsternannte „Beef Capital of Australia“ ist das Verwaltungs- und Handelszentrum von Zentral-Queensland. In der 1854 gegründeten Stadt stehen noch viele restaurierte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert.

Unser erster Weg führte uns jedoch nicht in die Innenstadt, sondern zum einige Kilometer nördlich gelegenen Dreamtime Cultural Centre. Das größte Aboriginal & Torres Strait Islander Centre in Australien wurde 1988 aus staatlichen Mitteln anlässlich der Feierlichkeiten zur zweihundertjährigen weißen Besiedlung von Australien gegründet. Bei den Ureinwohnern ist dieses Zentrum jedoch umstritten: Einige sehen es als billigen Versuch der Wiedergutmachung seitens der Weißen, andere sehen ihre Kultur dort verfehlt interpretiert. Unsere Erwartungen waren vielleicht etwas zu hoch, aber wir waren von der sehr oberflächlichen und lustlos präsentierten Ausstellung sehr enttäuscht. Die älteste und eine der reichsten Kulturen dieser Welt wird hier auf einige Felsmalereien, Musikinstrumente, Dinge des täglichen Lebens und das Werfen des Boomerangs  reduziert. Auf die Namensgebende Dreamtime, die Traumzeit der Aborinals wird überhaupt nicht eingegangen. Nach der 90minütigen Führung fuhren wir in die Innenstadt, sahen uns einiger der restaurierten Häuser in der East und der Denham Street an und nutzten den Internetzugang in einem Fotogeschäft zum Lesen und Beantworten unser Mails. Auf dem recht vollen Riverside Tourist Park fanden wir einen Platz für die Nacht.

Wir verließen Rockhampton in Richtung Küste. Die Capricorn Coast, die ihren Namen dem Wendekreis des Steinbocks verdankt, bietet herrliche Strände und mit den Keppel Bay Islands einige schöne Vorgelagerte Inseln. Wassersport aller Art, unter und auf dem Wasser, macht diese Küste sehr beliebt und sorgt dafür, dass das Gebiet zwischen Emu Park  und Yeppoon eine aufstrebende Tourismusregion ist. Uns hat die Rosslyn Bay südlich von Yeppoon am Besten gefallen. Nach einem kurzen Strandspaziergang in Yeppoon  fuhren wir zum Bruce Highway zurück. Die Straße verläuft im Hinterland durch Weideland und Zuckerrohrfelder und bietet wenig landschaftliche Abwechslung. In Carmila  verließen wir die Hauptstraße und fuhren die 6 km bis zum Carmila Beach. Hier ist, direkt am Strand, freies Campen für bis zu drei Tage erlaubt. Außer Plumsklos gibt es noch eine Entsorgungsmöglichkeit für Toiletten und am Campingplatz in Carmila kann man sein Frischwasser auffüllen. Leider machten die Gezeiten unseren Plan Schwimmen zu gehen zu Nichte – es war Ebbe. Bei einem Strandspaziergang konnte ich dafür einige schöne Muscheln sammeln. Da die Temperaturen jetzt auch Nachts nur noch wenig unter 20° C fallen, können wir uns sehr viel länger draußen aufhalten und auch wieder auf unserer „Terrasse“ essen.

Der Morgen an meinem 40. Geburtstag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen, die es erlaubten draußen zu frühstücken – was für Start in den Tag. Auf einem Strandspaziergang haben wir dann noch weitere Muscheln gesammelt, ehe wir diesen netten Stellplatz wieder verließen. In Carmila haben wir dann noch unser Frischwasser wieder aufgefüllt und folgten dann dem Bruce Highway über Sarina  bis nach Mackay . Im Info-Centre verschafften wir uns weitere Informationen über die vor uns liegenden Ziele in Queensland und nutzten den Internetservice. Freunde haben auf ihrer Homepage ein Geburtstagsspecial  für mich eingerichtet, auf dem mein kurz vor unserer Abreise geborenes Patenkind mir zum Geburtstag gratuliert. Eine wirklich tolle Idee, über die ich mich sehr gefreut habe. In der Stadt sind wir dann zur Feier des Tages sehr lecker thailändisch Essen gegangen. In der Art Gallery von Mackay sahen wir uns die Blumenbilder von Ellis Rowan an, die im 19. Jahrhundert von der artenreichen Flora Queenslands inspiriert wurde und wirklich sehr schöne Aquarelle erschaffen hat.

Wir verließen Mackay in westlicher Richtung und fuhren durch das Pioneer Valley mit seinen schier endlosen Zuckerrohrfeldern. In steilen Serpentinen windet sich die Straße auf das Hochplateau der Clarke Range hinauf und bietet Ausblicke über das Tal bis zum Meer. Der Eungella National Park , der 508 km² der zerklüfteten Clarke Range umschließt, ist das größte Wildnisgebiet an der Küste von Zentral-Queensland. Das Wort „Eungella“ stammt aus einem Dialekt der Aborigines und bedeutet „Land der treibenden Wolken“, ein Name der die oft Wolken verhangene Clarke Range treffend beschreibt. Zwischen den mit Regenwald und subtropischen Pflanzen bedeckten Vulkanfelsen gibt es steile Schluchten, kristallklare Wasserbecken und beeindruckende Wasserfälle. Hauptattraktion des Parks ist jedoch die seltene Spezies „Ornithorhynchus Paradoxus“, kurz „Platypus“. Die scheuen Schnabeltiere, die wie eine Kreuzung aus Fischotter und Ente aussehen, können von den Aussichtsplattformen am Broken River beobachtet werden. Charakteristisch ist ihr Schnabel, der dem Einer Ente gleicht, während ihr Felltragender Körper eher an einen Fischotter mit Schwimmhäuten erinnert. Das eigentliche Unikum ist, dass die Tiere Eier ablegen und ausbrüten, später jedoch ihre Jungen säugen. Und tatsächlich hatten wir heute Glück – wir konnten gleich mehrere dieser possierlichen Tiere beobachten, eines schwamm sogar direkt an der Aussichtsplattform vorbei. Zusätzlich veranstalteten unzählige Gelbhaubenkakadus ein unheimliches Spektakel und Geschrei. Da der Campingplatz im Nationalpark ausgebucht war, fuhren wir nach Eungella  zurück, wo wir auf einem recht einfachen Campingplatz noch einen Stellplatz bekamen. Zum Abendessen gab es dann leckeres Tiramisu, dass Geli für mich gemacht hatte. Ein wunderschöner Geburtstag fand damit einen gemütlichen Ausklang.

Aufgrund der Höhenlage von fast 700 m, wurde es in der Nacht wieder deutlich kälter. Als wir am Morgen aufstanden, hatten wir nur 7° C. In den Waschräumen war dann das Wasser komplett ausgefallen und uns blieb so nur die „Katzenwäsche“ im Roadrunner. Unser erster Weg führte uns noch einmal in den Eungella Naional Park zurück. Erneut konnten wir am Broken River Schnabeltiere beobachten und diesmal auch fotografieren. Nach zwei Stunden „Platypus-Viewing“ machten wir uns auf den kurzen Rainforest Discovery Walk, der uns ein kleines Stück in den subtropischen Regenwald des Parks hineinführte. Nach einem abschließenden Blick auf die Schnabeltiere machten wir uns auf den Rückweg. Der kurze Weg an der Sky Window Picnic Area bietet zwei Aussichtspunkte auf das Pioneer Valley und informative Schautafeln zur ursprünglichen Besiedlung dieser Region durch die Aborigines. Zurück in Mackay ergänzten wir unsere Vorräte und fuhren recht früh einen Campingplatz an, da es wieder einmal Zeit war für einen Waschtag.

Nachdem wir telefonisch einen Campingplatz in Airlie Beach und eine Fahrt durch die Inselgruppe der Whitsunday Islands und das Great Barrier Reef gebucht hatten, machten wir uns auf den Weg zum Cape Hillsborough National Park. Bevor wir in den Nationalpark hinein fuhren, sahen wir uns noch die kleinen Küstenorte Seaforth , Haliday Bay  und Ball Bay  an. Wir unternahmen einen ausgiebigen Strandspaziergang und sammelten einige Kokosnüsse ein. Der nur gut 8 km² große Cape Hillsborough National Park  bietet eine vielfältige Landschaft aus Stränden, Dünen, Grasland, Regenwald und bis zu 300 m hohen Felsen. Verschiedene Wanderwege bieten einen spektakulären Blick auf die zerklüftete Küstenlinie und die verstreuten Inseln im Hillsborough Channel.

Wir begannen mit dem 1,2 km langen Diversity Boardwalk, der durch einen Mangroven- und Eukalyptuswald führt und auf Schautafeln die Vielfalt der Pflanzenwelt erläutert. Am Ende der Straße verschafften wir uns im Cape Hillsborough Resort Informationen über den Park und fuhren dann zum Campingplatz des Parks am Smalleys Beach. Hier fanden wir, wie per E-Mail angekündigt, das verlassene Auto von Jutta und Martin, die wir vor fast drei Monaten im Süden Australiens getroffen hatten. Wir waren seitdem per Mail in Kontakt geblieben und heute sollte es nun zu einem weiteren Treffen kommen. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet und die Campinggebühr entrichtet hatten, habe ich mit unserer kleinen Axt die Kokosnüsse von ihrer äußeren, sehr faserigen Hülle befreit. Eine der Nüsse haben wir dann gleich noch geschlachtet und sie schmeckte einfach super. Dann kam zunächst Jutta per Fahrrad angefahren. Sie hatte einige der Wanderungen im Park unternommen, während Martin den Nachmittag am Strand verbracht hatte. Auch wir machten uns „strandfertig“ und haben erstmals in Australien im Meer gebadet. Mit gut 20° C war das Wasser angenehm warm und wir haben es richtig genossen. Auf unserem Stellplatz haben wir es uns nach dem Schwimmen am Lagerfeuer gemütlich gemacht. Mit Gesprächen über das Reisen und einem gemeinschaftlichen Abendessen verging der Rest des Tages wie im Fluge.

Nach dem gemeinsamen Frühstück haben wir uns noch weiter unterhalten und Reiseerlebnisse, Fotos und Gelis Aquarelle und Juttas Zeichnungen ausgetauscht. Erst gegen Mittag machten wir uns, zusammen mit Jutta auf den Weg in den Nationalpark. Auf dem Andrew Point Track erklommen wir eine der Felsklippen und genossen von verschiedenen Aussichtspunkten den Blick auf die Strände, das eigentliche Cape Hillsborough, die Vorgelagerte Wedge Island und das Buschland des Parks. Nachdem wir Jutta wieder zum Campingplatz zurückgebracht hatten, verabschiedeten wir uns von den beiden mit dem festen Vorhaben uns wenigstens noch ein weiteres Mal wieder zu sehen, vermutlich in Cairns.

Auf der teilweise unbefestigten Straße in Richtung Mount Ossa  kamen wir zum Bruce Highway zurück. In Proserpine  verließen wir den Highway wieder und gelangten über Cannonvale  nach Airlie Beach , dem Tourismuszentrum und Tor zu den Whitsunday Islands und dem Great Barrier Reef. Es war wirklich gut, dass wir entgegen unseren sonstigen Gepflogenheiten einen Stellplatz und den Ausflug in die Inselwelt und zum Riff reserviert hatten, denn der Campingplatz war ausgebucht. Das Flame Tree Tourist Village liegt etwas abseits des Touristenrummels von Airlie Beach in einer schönen Anlage und es gibt einen kostenlosen Bustransfer zum Hafen für unseren morgigen Ausflug.

Die Whitsunday Islands  gelten als paradiesische Perlen des Great Barrier Reefs und Queenslands Küste. Strahlend weiße Sandstrände und türkisblaues Wasser und optimale Tauch- und Schnorchelbedingungen machen den Reiz dieser Region aus. Nach der letzten Eiszeit trennte der steigende Meeresspiegel einen Teil der aus Vulkangestein gebildeten Landmassen vom Festland und formte die Whitsunday Islands. Bis auf fünf sind alle der 74 Inseln als Nationalparks ausgewiesen; nur sieben sind bewohnt und beherbergen exklusive Resorts mit ebensolchen Preisen. Insgesamt nehmen die Inseln eine Fläche vom 300 km² ein, umgeben von Korallenbänken des Great Barrier Reef Marine Park. Es ging dann rechtzeitig ins Bett, denn morgen heißt es früh aufstehen, schon um 7:25 Uhr müssen wir an der Bushaltestelle sein.

Um 5:00 Uhr ging der Wecker aber in den Waschräumen herrschte trotz der frühen Stunde rege Betriebsamkeit, denn wir waren nicht die Einzigen, die die Tour durch den Whitsunday Islands National Park und zum Great Barrier Reef Marine Park gebucht hatten. Beim Einchecken in Shute Harbour  wurde uns gleich die Einnahme von Reisetabletten empfohlen, da aufgrund des starken Windes mit Wellen bis zu 3 m Höhe gerechnet werden musste. Während Geli so schlau war, eine Tablette zu nehmen, habe ich noch gedacht, so schlimm wird es nicht werden, und darauf verzichtet. Der erste Teil der Fahrt durch die von Vorgelagerten Inseln geschützte Whitsunday Passage war auch völlig ruhig. Bei einem kurzen Stopp in Hamilton Island stiegen noch einige Fahrgäste zu, ehe wir das „Outer Reef“ ansteuerten. Kaum hatten wir die enge Passage zwischen Hook Island und Whitsunday Island hinter uns gelassen, ging es los. Die sehr fürsorgliche Crew hatte alle Hände voll zu tun, um die seekranken Passagiere zu versorgen. Schließlich erwischte es auch mich. Erst als wir die Ausläufer des äußeren Great Barrier Reef erreicht hatten, wurde es wieder etwas ruhiger. Schon während der Fahrt erfuhren wir, dass unser gebuchter Hubschrauberrundflug über dem Riff nicht stattfinden kann, da heute aus nicht genannten Gründen kein Hubschrauber zur Verfügung stand.

Ziel unserer Reise war „Reefworld“, ein gewaltiger Schwimmponton am Rand des Hardy Reef, gut 72 km von der Küste entfernt. Hier gab es jetzt verschiedene Möglichkeiten, die Unterwasserwelt des Riffs zu erkunden: Eine große Unterwasser-Besichtigungskammer und zwei Tauchboote ermöglichten einen „trockenen“ Einblick in die faszinierende Unterwasserwelt, unbegrenzte Schnorchelmöglichkeiten und optionale Tauchgänge. Nach einer Fahrt mit dem Tauchboot und einem ersten Blick durch die großen Fenster der Besichtigungskammer stärkten wir uns am kalten Buffet. Danach ging es mit Taucheranzug, Schnorchelausrüstung und Flossen in das 22 Grad warme Wasser. Ungefähr 45 Minuten verbrachten wir so am Riff. Eine weitere Fahrt mit dem Tauchboot und ein letzter Blick in der Besichtigungskammer beendeten den dreieinhalbstündigen Aufenthalt am Great Barrier Reef.

Das Great Barrier Reef ist nicht nur der größte sondern auch der älteste Riffkomplex der Welt, der sich auf eine Länge von über 2.500 km erstreckt. Zwischen dem äußeren Saum des Riffs und dem Festland liegen etwa 3.000 Einzelriffe und eine Vielzahl kleiner, meist unbewohnter Inseln. Das Great Barrier Reef, oftmals als 8. Weltwunder bezeichnet, umfasst eine Fläche on etwas 350.000 km² und ist sogar noch vom Mond aus sichtbar. In den Gewässern des Great Barrier Reef leben über 2.000 Fisch- und unzählige Hart- und Weichkorallenarten. Es gibt eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensformen, wie Stachelhäuter (z. B. Seeigel), Krustentiere und Schwämme, sowie zahlreiche Wirbellose (z. B. die elegante Meeresschnecke), etwa 12 Seegras- und 500 Algenarten. Auf den Riff- und Koralleninseln leben zahlreiche Tropenvögel. Das weltweit einzigartige Riff wird durch den 1975 per Parlamentsbeschluss gegründeten Great Barrier Reef Marine Park  geschützt.

Für die Rückfahrt nach Shute Harbour habe ich auch eine Reisetablette genommen, was mir aber leider nicht geholfen hat. Es wurde noch rauer als auf der Hinfahrt und ich musste ein weiteres Mal zu den bereitgehaltenen Tüten greifen. Nach 10 Stunden waren wir wieder am Campingplatz, wo wir eine Nachricht von Jutta und Martin vorfanden, die keinen Stellplatz mehr bekommen konnten und daher ihre Fahrt gen Norden fortgesetzt hatten.

Wir begannen den nächsten Tag mit einem Bad im Pool des Campingplatzes. In Airlie Beach suchten wir ein Internet-Cafe auf und haben meine Geburtstagsmails beantwortet und einen Blick auf unsere Konten geworfen. Anschließend stand noch ein Großeinkauf auf dem Programm und so konnten wir uns erst am frühen Nachmittag auf den Weg machen. In Bowen , einem Landwirtschaftszentrum am Nordrand der Whitsunday Region, machten wir eine Mittagspause. Neben der Landwirtschaft verfügt Bowen aber auch über acht wunderschöne, weiße Sandstrände, die sich auf 20 km Küstenlinie erstrecken. Wir unternahmen einen Strandspaziergang und sahen uns die von Felsen gesäumten Badebuchten an. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mussten wir unseren Plan aufgeben, noch bis zum Bowling Green Bay National Park zu fahren. In Ayr , einer Kleinstadt am nördlichen Ufer des Burdekin River, steuerten wir daher einen Campingplatz an.

Als wir am Morgen aus dem Roadrunner ausstiegen, wunderten wir uns über die Asche, die überall auf dem Campingplatz verstreut war. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass Nachts die Zuckerrohrfelder abgebrannt werden. Dadurch werden die Blätter vom eigentlichen Zuckerrohr getrennt und gleichzeitig Giftschlangen aus den Feldern vertrieben. Die Farmer können so gefahrlos und ohne Mühe den Rohstoff schneiden. Nach dem Frühstück habe ich zwei der kleinen Kokosnüsse geschlachtet, die ich vor einigen Tagen eingesammelt hatte.

Nach knapp 60 km Fahrt hatten wir den Bowling Green Bay National Park  erreicht und entdeckten gleich bei der Einfahrt in den Park Jutta und Martin auf dem kleinen Campingplatz. Wir stellten uns dazu und beschlossen nach einiger Zeit ebenfalls eine Nacht hier auf dem schön gelegenen Platz zu bleiben. Wir sicherten uns den Stellplatz neben den beiden und klönten bis gegen Mittag. Dabei konnten wir noch einen Goanna beobachten, der über den Campingplatz spazierte. Dann machten wir uns auf die kurze Wanderung entlang des felsigen Bachbettes des Alligator Creek. Es gibt eine Badestelle und zahlreiche schöne Ausblicke über den Creek. Zurück am Platz gingen Geli, Jutta und Martin baden, während ich ein neues Mundstück an mein Didgeridoo gebastelt habe. Gut das ich auf Kangaroo Island ein Stück Bienenwachs gekauft hatte. Außerdem musste ich auch noch die letzten beiden Kokosnüsse knacken, da sie durch die Hitze im Auto Risse bekommen hatten und die Milch bereits ausgelaufen war. Zu viert verbrachten wir einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Dabei bekamen wir Besuch von einem Känguru und konnten ein Possum sowie mehrere Fledermäuse beobachten. Kurz vor dem Schlafengehen machten wir uns mit Taschenlampen noch einmal auf den Weg zum Alligator Creek. Im Schein unserer Lampen konnten wir Frösche, Felsen-Kängurus und Wasserschildkröten. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Jutta und Martin mit der lockeren Verabredung uns auf einem Campingplatz in Townsville wieder  zu treffen. Im Visitor Centre von Townsville verschafften wir uns Informationsmaterial über die Stadt und die Vorgelagerte Magnetic Island und trafen auf dem Parkplatz noch einmal auf Jutta und Martin.

Townsville  ist die zweitgrößte Stadt Queenslands und ein wichtiger Hafen für die Fleisch-, Zucker- und Bergbauindustrie. Etwa 300 Sonnentage pro Jahr und durchschnittliche Temperaturen von 25° im Winter und 30° im Sommer machen den Reiz der Stadt für den Tourismus aus. Wir begannen unseren Besuch am Reef Headquarter, dem größten Korallenriff-Aquarium der Welt. Das Aquarium wird von der Great Barrier Reef Marine Park Authority unterhalten. Im Hauptbecken von 38 m Länge wurde erstmals versucht, die natürlichen Bedingungen eines Korallenriffs exakt nachzustellen. Sogar der Gezeitenwechsel und die Wellenbewegungen werden simuliert. Ein kleineres Becken ist Haien und anderen Raubfischen vorbehalten. Durch einen begehbaren Plexiglastunnel werden die beiden Becken getrennt. Eine Vielzahl kleinerer Wasserbecken mit farbenprächtigen Meeresbewohnern ermöglicht es die faszinierende Welt des great Barrier Reef trocknen Fußes zu erkunden. Vom Aquarium gingen wir zur Flinders Mall, der Fußgängerzone von Townsville. Wie die gesamte Stadt, machte auch dieser Bereich nicht den besten Eindruck auf uns. Am schönsten ist die knapp 2,5 km lange Strandpromenade „The Strand“ und der 286 m hohe Castle Hill, der einen schönen Überblick über die gesamte Region ermöglicht. Als der verabredete Campingplatz ausgebucht war, beschlossen wir, da uns die Stadt nicht besonders gefallen hat, auch auf den Besuch von Magnetic Island zu verzichten und noch etwas weiter zu fahren. Etwa 60 km nördlich fanden wir auf dem Rollingstone  Beach Caravan Resort einen schönen, wenn auch nicht ganz günstigen Stellplatz direkt am Meer. An der Rezeption des Platzes kauften wir eine frische Ananas, die einfach herrlich geschmeckt hat. Wir schwammen eine Runde in dem schönen, großen Swimmingpool der Anlage. Da das Wasser nicht beheizt war, hatten wir eine echte Erfrischung. Am Abend rief Jutta an, die beiden haben auf einem anderen Campingplatz in Townsville Quartier bezogen und dort noch vergebens mit unserem Auftauchen gerechnet. Wir sollten zukünftig mit Verabredungen jeder Art noch vorsichtiger sein, denn es ist ja gerade die Freiheit Pläne kurzfristig zu ändern, die unsere Art zu Reisen ausmacht.   

Schilder am Straßenrand machten uns heute darauf aufmerksam, dass wir jetzt die Wet Tropics, die „feuchten Tropen“ erreicht haben. Heute machten sie ihrem Namen alle Ehre: Regenschauer und Sonnenschein wechselten sich ab. Aufgrund der tief hängenden Wolkenschicht verzichteten wir auf den geplanten Abstecher in den Paluma Range National Park , da wir von den Aussichtspunkten vermutlich nichts gesehen hätten. Das Ausflugslokal „Frosty Mango“ südlich von Ingham lohnt auf jeden Fall einen Stopp. Neben frischem Obst und einigen kleinen Gerichten gibt es hier köstliches Eis in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. In Ingham  verschafften wir uns im örtlichen Info-Centre Material über die vor uns liegende Region und setzten dann unsere Fahrt durch die dichte Vegetation des Lumholtz National Park s fort. Auch auf den Besuch der Wallaman Falls verzichteten wir aufgrund des Wetters. Die knapp 50 km lange, überwiegend nicht asphaltierte Strecke wollten wir bei Regen nicht ausprobieren. Außerdem hatte man uns im Info-Centre bestätigt, dass die Fälle zurzeit noch nicht einmal mit „halber Kraft“ laufen. Richtig spektakulär sind diese 278 m hohen Fälle nur während der Regenzeit.

In Cardwell  stärkten wir uns mit einem „Fisherman´s Basket“, einer großen Portion Fish & Chips mit zusätzlich Calamari, Scampi und Muscheln. Bei einem anschließenden Spaziergang am Strand hatten wir einen schönen Blick auf die als Nationalpark geschützte Hichinbrook Island. Südlich von Tully zweigt eine unscheinbare Straße zu den Murray River Falls ab. Vorbei an großflächigen Bananenplantagen gelangten wir zu den abgeschiedenen Fällen des Murray River, an dessen Ufer wir schon ein paar tausend Kilometer weiter südlich in South Australia gestanden hatten. Im Murray Falls State Forest Park  befindet sich ein schöner Naturcampingplatz mit Toiletten und „Freiluftdusche“ direkt an den Fällen. Wir setzten jedoch unsere Fahrt fort und bogen nördlich von Tully  auf die schmale Straße nach Mission Beach  ab. Der Regenwald reicht hier praktisch direkt bis an den 14 km langen Sandstrand heran und Warnschilder an der Straße weisen auf die seltenen Helmkasuare, bis zu 1,8 m große, flugunfähige Vögel hin. Wir bekamen leider keinen dieser seltenen Straußenvögel zu Gesicht. In South Mission Beach habe ich wieder einige frische Kokosnüsse eingesammelt und wir hatten einen Blick auf Dunk Island, die größtenteils als Nationalpark geschützt ist. Erst beim zweiten Campingplatz wurden wir fündig, aufgrund der Ferien, des beginnenden Wochenendes und der zahlreichen „Winterflüchtlinge“ aus dem Süden ist hier an der Küste immer noch sehr viel los. Ich habe eine der Kokosnüsse geschlachtet und wir genossen den herrlichen, frischen Geschmack, der nicht mit dem zu vergleichen ist, den wir aus Deutschland gewöhnt sind.

In der Nacht hatte es angefangen zu gießen und auch am Morgen gab es noch einige Schauer. Der Rasenplatz auf dem wir standen war dementsprechend aufgeweicht aber wir kamen ohne Probleme los. Im Visitor Centre der Wet Tropics World Heritage Area in Mission Beach sahen wir uns die kleine Ausstellung und einen kurzen Film über die Helmkasuare an. Der Bicton Hill Track im Clump Mountain National Park  nördlich von Mission Beach bot auf 4 km Länge echtes Regenwaldgefühl. Aufgrund der feuchten Nacht konnten wir den Regenwald in seiner vollen Schönheit erleben. Einige Aussichtspunkte ermöglichten einen Wetter bedingt leicht getrübten Blick auf die Küste. Leider bekamen wir keinen der seltenen Helmkasuare zu Gesicht aber der Spaziergang hat sich auch so gelohnt. Nach einem kurzen Stopp an der Bingil Bay verließen wir die Küste und fuhren zum Bruce Highway zurück. Da sich das Wetter nicht wesentlich verbessert hat und über dem Atherton Tableland eine dichte Wolkenschicht lag, beschlossen wir, uns dieses Gebiet für später aufzuheben und stattdessen auf dem Highway in Richtung Cairns weiterzufahren.

In Innisfail  machten wir eine kurze Mittagspause und wenige Kilometer weiter nördlich folgten wir der Ausschilderung zu den Josephine Falls im Wooroonooran National Park . Ein sehr schön angelegter Pfad führte uns durch den tropischen Regenwald zu verschiedenen Aussichtspunkten auf die sehr viel Wasser führenden Josephine Falls. Zurück auf dem Highway erreichten wir nach nur 10 km Babinda , mit 4.500 mm Jahresniederschlag einem der feuchtesten Orte in Queensland. Sieben Kilometer westlich des schönen, kleinen Ortes bahnt sich der Babinda Creek seinen Weg durch riesige Felsbrocken, die Babinda Boulders. Auf dem Devil´s Pool Walk folgten wir dem Lauf des Babinda Creek bis zum Boulders Gorge Lookout und hatten schöne Einblicke in diese malerische Schlucht.

Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter bis nach Cairns , wo wir im Norden der Stadt telefonisch einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte reserviert hatten. Vom Office des Campingplatzes aus buchten wir für morgen die Fahrt mit der Kuranda Scenic Railway in das mitten im Regenwald gelegene Dorf Kuranda. Zurück geht es mit der Skyrail, einer 7,5 km langen Gondelbahn über das Dach des Regenwaldes. Da wir für diese Tour früh aufstehen müssen, ging es heute rechtzeitig ins Bett.

Um 5:00 Uhr sollte unser Radiowecker unsere Nacht beenden, aber der eingestellte Sender hatte zu dieser Zeit wohl Sendepause; zum Glück hatte ich den Alarm an meiner Armbanduhr ebenfalls aktiviert. Nur etwa 10 Minuten brauchten wir mit unseren Fahrrädern zur Talstation der Skyrail, wo wir natürlich viel zu früh ankamen. Per Bus ging es zur Freshwater Station der Kuranda Scenic Railway. Der kleine Bahnhof war trotz der frühen Stunde schon gut gefüllt. Das touristische Interesse an der historischen Eisenbahn aus dem Jahre 1891 und an Kuranda selbst war noch größer als wir es uns gedacht hatten. Gut eineinhalb Stunden benötigt der Zug für die knapp 30 km lange Strecke, auf der er 15 Tunnel, 93 Kurven und zahlreiche Brücken passiert. In der Barron Gorge wird die Fahrt für einen zehnminütigen Fotostopp unterbrochen. Ein Aussichtspunkt bietet einen Blick auf die Schlucht und die Barron Falls, deren Fall aber nur noch „auf Knopfdruck“ funktioniert. Der Fluss wurde oberhalb der Fälle aufgestaut und die Barron Falls erreichen ihre frühere Schönheit jetzt nur noch, wenn der Dammdurchlass maschinell geöffnet wird.

Kuranda  ist zwar äußerlich das Dorf geblieben, das es schon seit 100 Jahren ist, in seinem Wesen aber durch den hemmungslosen Tourismus völlig verändert worden. Aufgrund der Nähe zu Cairns und seiner reizvollen Lage inmitten des tropischen Regenwaldes hat sich der Ort zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Norden Queenslands entwickelt. An Markttage, wie heute, ist Kuranda besonders überlaufen. Besonders interessant wurde es in dem Geschäft Doongal, in dem schwerpunktmäßig Didgeridoos aber auch andere Aboriginal Kunstgegenstände verkauft werden. Hier arbeitet Marshall Whyler, der schon zusammen mit europäischen Philharmonieorchestern aufgetreten ist. Nachdem er gesehen oder besser gehört hatte, dass ich spielen kann, ermöglichte er uns den Zugang zu den Lagerräumen des Geschäfts. Hier hatte ich die Gelegenheit, aus einem Bestand von mehr als 1.000 Didgeridoos einige zum Probieren auszuwählen. Das war natürlich ein Traum. Auf einem Parkplatz entdeckten wir das Auto von Walli und Jochen, die vor einigen Wochen in New South Wales kennen gelernt hatten und hinterließen ihnen eine Nachricht unter dem Scheibenwischer. Geli entdeckte im Getümmel dann auch noch einen ihrer Kollegen – die Welt ist doch ein Dorf. Nach einem kurzen Bummel über den Markt war uns der touristische Trubel zuviel und wir machten uns auf den Weg zur Bergstation der Skyrail.

Die Skyrail ist eine 7,5 km lange Seilbahnstrecke, die von Kuranda über die Baumwipfel des tropischen Regenwaldes bis an den Stadtrand von Cairns führt. Die längste Seilbahn der Welt wurde 1995 nach einem Jahr Bauzeit fertig gestellt.  Alle Tragpfeiler wurden von Hubschraubern an ihren Standort gehoben, um den störenden Eingriff in den Regenwald möglichst gering zu halten. Die Fahrzeit von ca. 45 Minuten wird zweimal unterbrochen: An den Barron Falls gibt es ein Regenwald-Info-Centre mit Ausstellungen zu typischen Pflanzen und Tieren des Urwaldes und ein kurzer Spazierweg führt zu einem Aussichtspunkt auf die Wasserfälle. An Red Peak Station erwartet den Passagier ein 175 m langer Boardwalk mit Informationsschildern über den Regenwald. Obwohl der als World Heritage Area unter Schutz gestellte Wet Tropic Rainforest nur 0,02 % der australischen Landmasse ausmacht, bietet er einem großen Teil der australischen Flora und Fauna eine Heimat. Uns hat die Gondelfahrt über das Dach des Regenwaldes besser gefallen als die Fahrt mit der historischen Eisenbahn. Nachdem wir zum Campingplatz zurückgeradelt waren und uns etwas ausgeruht hatten, tauchten Walli und Jochen auf. Wir haben uns knapp 3 Stunden angeregt über das Reisen unterhalten und werden uns im weiteren Verlauf unserer Reise sicherlich noch öfter treffen, da wir in etwa die gleichen Routenpläne haben.

Vom Campingplatz aus habe ich telefonisch bei einer VW-Werkstatt für morgen einen Termin für einen Ölwechsel bekommen, so dass wir unseren Roadrunner für die weitere Reise fit machen können. Wir fuhren dann zum Tjapukai Aboriginal Cultural Park, der sich direkt neben der Talstation der Skyrail befindet. Dieser mehrfach ausgezeichnete Park ist eine von den Ältesten des Tjapukai-Stammes autorisierte Institution zur Präsentation, Erläuterung und Erhaltung der Aboriginalkultur und die Erlöse des Parks kommen der Tjapukai Gemeinschaft zu Gute. An der Kasse trafen wir auf Walli und Jochen und unternahmen den Besuch des Parks dann zusammen mit Walli, während Jochen andere Pläne hatte. Man betritt den Komplex durch den „Magic Space“, ein Museum, in dem authentische Steinzeitartefakte ausgestellt werden, die einst vom Tjapukai-Stamm verwendet wurden. Große Wandmalereien der bekanntesten Tjapukai-Künstler erzählen die Legenden der Vergangenheit. Der „Magische Platz“ macht seinem Namen Ehre, unterstützt von stimmungsvollen Beleuchtungs- und Toneffekten. Für uns ging es dann weiter zum „Dance Theatre“, einem überdachten Freilufttheater, in dem Ausschnitte aus traditionellen Corroborees (Gesangs- und Tanzfesten) der Tjapukai gezeigt werden. Im „Traditional Camp“ erlebten wir eine Didgeridoo-Präsentation und erfuhren etwas über die traditionelle Buschnahrung und –medizin. Auf einer Freifläche können die Besucher ihrer Geschicklichkeit beim Speerwerfen und im Umgang mit dem Bumerang unter Beweis stellen. Zurück im Hauptgebäude der Anlage sahen wir uns die Vorführung im „Creation Theatre“ an. Der geistige und traditionelle Glauben des Tjapukai-Stammes wird vor einem Hintergrund riesiger holografischer und belebter Bilder, die diese uralte Geschichte eindrucksvoll veranschaulichen und beleben, dargestellt. Abschließender Programmpunkt war der Besuch des „History Theatre“. Erzählt wird hier eine Geschichte des Überlebens; sie handelt von den Ereignissen, die stattfanden, als die moderne Welt auf eine 40.000 Jahre alte Kultur stieß. Eine umfangreiche audio-visuelle Vorstellung zeigt die traditionelle Kultur, erzählt die Geschichte der letzten 120 Jahre und erklärt, wie die Aboriginals heute dastehen und was sie sich für die Zukunft erhoffen. Eine bewegende und inspirierende Geschichte, die alle Kulturen überbrückt. Nachdem wir uns auch noch den Shop mit wirklich schönen Kunstgegenständen und Didgeridoos angesehen hatten, verabschiedeten wir uns von Walli und fuhren zu einem nahe gelegenen Shoppingcenter. Wir stärkten uns im Food-Court und füllten unsere Vorräte auf. Weiter ging es zu einer Waschanlage, wo wir unserem Auto mal wieder einer Wäsche und eine Innenreinigung gegönnt haben. Nach getaner Arbeit fuhren wir in die Innenstadt von Cairns, wo wir uns gegenüber der VW-Werkstatt einen Stellplatz auf einem Campingplatz sicherten.

Cairns ist die „ungekrönte“ Freizeithauptstadt Australiens. Ehemals als Umschlagort für die Goldfelder im Hinterland bedeutend, ist das natürliche Hafenbecken heute in erster Linie für Ausflugsschiffe, Luxusjachten und die Boote der Sportfischer bestimmt. Die Hafenpromenade ist zum Treffpunkt von zumeist jugendlichen Besuchern geworden und man wird an das bunte Treiben südeuropäischer Ferienorte erinnert. Die Bedeutung von Cairns als Tourismuszentrum geht weit über den Bereich von North Queensland hinaus und macht die Stadt zu einer der am schnellsten wachsenden Städte in Australien. Wir fuhren zur Esplanade, der schönen Hafenpromenade und warfen in einem der zahlreichen Internetcafes einen Blick in unsere Mailbox. Der Stadtkern ist zwar sehr touristisch hat uns aber dennoch besser gefallen als das verschlafene Townsville. Zurück auf dem Campingplatz kamen wir noch mit einem Pärchen aus Schleswig-Holstein ins Gespräch, die uns aufgrund der Kieler Autonummer angesprochen hatten.

Um 7:30 Uhr waren wir bei VW und etwa zwei Stunden später waren wir schon wieder unterwegs, allerdings mit einer schlechten Nachricht im Gepäck: Bei der Inspektion wurde festgestellt, dass eines der drei Motorlager kaputt ist und bei VW war man sich nicht sicher, ob die australischen Ersatzteile passen oder extra Teile aus Deutschland bestellt werden müssen. Das sollte heute noch geklärt werden und wir werden am Nachmittag noch einmal Kontakt aufnehmen, um die Einzelheiten zu erfahren.

>Wir fuhren zu einem Autoglaser und ließen eine kleine Schmarre in unserer Windschutzscheibe ausbessern. Anschließend spazierten wir noch einmal an der Esplanade entlang und sahen uns die Ausstellung in der Cairns Regional Gallery an. Der Mangrove Boardwalk in der Nähe des Flughafens führte uns durch einen von Krabben und Schlammspringern bewohnten Mangrovensumpf. Von hier aus fuhren wir noch einmal zu VW, man hatte dort aber noch keine weiteren Erkenntnisse, versprach aber weitere telefonische Auskunft. So setzten wir unseren Weg in Richtung Norden fort. Ein kurzer Abstecher brachte uns in den Barron Gorge National Park , wo wir uns die kleine Ausstellung in der Hydro-Power-Station ansahen. Sehr interessant war der kurze Videofilm, der während eines Zyklons, eines gewaltigen tropischen Unwetters im Februar 2000 aufgenommen worden war. Die unvorstellbaren Regenmassen während des Sturmes hatten den Barron River in einen reißenden Strom verwandelt.

Nachdem wir uns auch noch die Lake Placid Recreation Area angesehen hatten, verließen wir den Großraum von Cairns auf dem Cook Highway in Richtung Port Douglas. Die Straße führt an der Marlin Coast, einem 26 km langen Küstenabschnitt nördlich von Cairns, entlang. In den beiden Ferienorten Trinity Beach  und Palm Cove  herrschte reger Betrieb und auf dem sehr schön am Strand gelegenen Campingplatz von Palm Cove, gab es leider keinen Platz mehr. In Ellis Beach , dem nördlichsten Punkt der Marlin Coast, bekamen wir den letzten Stellplatz auf einem zwischen Highway und Strand gelegenen Campingplatz, der mit 28 AUD schon recht teuer war. Per SMS erfuhren wir von Walli und Jochen, dass es mit der Verlängerung ihres Carnets um drei Monate geklappt hat und sie sich jetzt langsam auf den Weg gen Westen machen werden. Wir werden uns bestimmt irgendwo im Outback noch einmal über den Weg laufen.

Zwei Anrufe von VW ergaben folgenden Sachverhalt: Die australischen Ersatzteile passen und können relativ schnell vom Zentrallager in Sydney beschafft werden, allerdings müssen alle drei Lager ausgetauscht werden, was inklusive Einbau etwa 1.500 AUD kosten soll. Das Geld hätten wir natürlich lieber anders angelegt, aber damit mussten wir ja rechnen, immerhin ist der Roadrunner mit seinen neun Jahren und knapp 230.000 km ja nicht mehr der Jüngste. Am kommenden Montag soll die Reparatur durchgeführt werden, so dass uns genügend Zeit bleibt, uns noch etwas umzusehen.

Bevor wir uns wieder auf den Weg machten gingen wir an den wirklich traumhaften Strand von Ellis Beach. Palmen reichen direkt bis an den herrlichen Sandstrand und lassen Südseeträume Wirklichkeit werden. Die Straße führt an einem einzigartigen Küstenstreifen entlang: Einsame Strände werden vom üppigen, tropischen Regenwald gesäumt laden zum Verweilen ein. Leider wurde das Wetter immer trüber, was den optischen Genuss des traumhaften Straßenverlaufs etwas schmälerte. Wir unternahmen einen Abstecher nach Port Douglas , wo wir das schlechte Wetter mit einem Bummel durch den Ort überbrückten. Das ehemalige Fischerdorf ist heute ein beliebter Urlaubsort, der sich aber seinen dörflichen Charme bewahren konnte. Als sich das Wetter gebessert hatte, fuhren wir zum Flagstaff Hill Lookout hinauf und genossen den Blick auf die Four Mile Beach, den grandiosen Badestrand, der neben den Ausflügen zum Great Barrier Reef der Hauptanziehungspunkt des Ortes ist.

In Mossman , 14 km nördlich, endet die Zuckerrohrregion, die die Küste von Queensland dominiert. Neben dem Zuckerrohr werden rund um Mossman vor allem Zitrusfrüchte angebaut. Der Reiz des Ortes liegt 5 km weiter westlich. Die Mossman Gorge Section des Daintree National Park s ist eine 565 km² große, weitestgehend undurchdringliche Wildnis. Aborigines vom Stamm der Kuku Yalanji leben noch immer in dieser Region und bieten geführte Touren in den Regenwald an. Wir machten uns auf den 3 km langen Rundweg durch den urwaldartigen Regenwald in der felsigen Mossman Gorge. Immer wieder bietet der Mossman River oder einer der zahlreichen Bäche, die in den Fluss münden, eine natürliche Lücke in der dichten Vegetation. Mit vielen Fotostopps waren wir fast zwei Stunden unterwegs und haben diese ursprüngliche Natur in vollen Zügen genossen. Störend waren nur die vielen Tourbusse, die ihre „Ladung“ ein Stück weit durch den Wald „hetzten“.

Der kleine Ort Daintree  hat bis auf seine Lage am breiten Daintree River nichts zu bieten und auch der Campingplatz gefiel uns nicht, so dass wir beschlossen noch ein Stück weiter zu fahren. Mit einer Fähre überquerten wir den Daintree River und erreichten die Cape Tribulation Section des Daintree National Parks, die mit 170 km² wesentliche kleiner ist als der südliche Teil. Cape Tribulation (Kap der Trübsal) erhielt seinen Namen von Captain James Cook, nachdem sein Schiff, die „Endeavour“, 1770 etwas weiter nördlich auf ein Riff aufgelaufen war. Der seltene Küsten-Regenwald, der rund um das Kap bis zum Meer heran reicht, bietet über 1.000 Pflanzenarten eine Heimat. Aufgrund seiner vielfältigen Flora und Fauna ist der Daintree National Park auch als Teil der Wet Tropics World Heritage Area von der UNESCO unter  Schutz gestellt. Wegen der fortgeschrittenen Zeit fuhren wir ohne Unterbrechung durch die dichte Regenwaldvegetation bis zum kleinen Campingplatz des Nationalparks am Noah Head. Leider war der Platz ausgebucht, so dass wir ein paar Kilometer zurück fahren mussten, wo wir auf einem sehr einfachen, privaten Campingplatz 25 AUD für einen Stellplatz zahlten.

Als wir unsere Fahrt zum Cape Tribulation fortsetzten, hatten wir das Glück einen der seltenen Helmkasuare am Straßenrand beobachten zu können. Mit dem Cape Tribulation erreichten wir nicht nur den nördlichsten Punkt unserer Reise an der Ostküste sondern auch die einzige Stelle der Welt, an der zwei World Heritage Areas aufeinander treffen: Wet Tropics Rainforest und Great Barrier Reef. Wir spazierten durch den Regenwald und an der Cape Tribulation Beach entlang, die hier nahtlos ineinander übergehen. Auch am südlich des Kaps gelegenen Myall Beach unternahmen wir einen Spaziergang am Strand und auf dem 1,2 km langen Dubuji Boardwalk. „Dubuji“ bedeutet in der Sprache der Kuku Yalanji soviel wie „Platz der Geister“. Der Plankenweg durch üppigen Mangroven- und Regenwald entführte uns tatsächlich in eine im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Welt, die diesen Namen zu Recht trägt.

Auf dem Weg zurück zur Fähre über den Daintree River stärkten wir uns mit einem leckeren Eis aus tropischen Früchten der Daintree Ice Cream Company. Der Alexandra Lookout bot einen herrlichen Blick auf das Cape Kimberley, Snapper Island und den Mündungsbereich des Daintree River. Die Fähre brachte uns wieder über den Fluss und wir fuhren ohne Unterbrechung weiter bis Mossman. Nach einem kurzen Einkaufsstopp setzten wir unsere Fahrt auf der Inlandroute fort.

Über Julatten  erreichten wir Mareeba  und damit das Atherton Tableland . Auf einer Länge von 150 km ragt das Atherton Tableland steil über der Küstenebene zwischen Cairns und Innisfail empor. Dank des kühlen Klimas, der starken Regenfälle und des nährstoffreichen Vulkanbodens ist dies eines der fruchtbarsten Anbaugebiete Queenslands. Aufgrund des seltenen Bergregenwaldes, schäumender Wasserfälle und kristallklarer Seen gehört das Atherton Tableland zu den schönsten Tropenlandschaften Australiens. Wir fuhren in den 12 km westlich von Mareeba  gelegenen Granite Gorge Nature Park , wo wir auf dem wunderschön gelegenen, einfachen Campingplatz einen Stellplatz für die Nacht fanden. Der Granite Creek windet sich hier durch ein Wunderland aus Felsen und zahlreiche Felsenkängurus bevölkern diese Region. Diese putzigen Tiere waren geduldige Zuhörer, als wir auf einer der Felskuppen Didgeridoo gespielt haben. Nach dem Abendessen saßen wir noch eine Zeit lang am Lagerfeuer, umringt von neugierigen Felsenkängurus.

Gut zwei Stunden wanderten wir durch das Felsenlabyrinth der Granite Gorge und konnten erneut zahlreiche Felsenkängurus beobachten. Markierte Wege führten uns zu Badestellen und markanten Felsformationen wie Turtle Rock, Split Rock, Turks Head und Balancing Rocks. Die Felsenkängurus beobachteten neugierig unsere mühselige Kletterei über die Felsbrocken, die sie selbst viel eleganter überwinden konnten. Eines der Kängurus hatte ein Jungtier, einen „Joey“ im Beutel, das ebenfalls schon neugierig in die Welt blickte.

Zurück in Mareeba sahen wir uns die Ausstellung im Heritage Museum & Information Centre an und bekamen von dem sehr netten Mitarbeiter wertvolle Tipps für die Fahrt durch das Atherton Tableland. In Tolga  sahen wir uns die Holzarbeiten in der Tolga Woodworks Gallery an und fuhren an den durch die Aufstauung des Barron River gebildeten Lake Tinaroo. Auf einem Parkplatz am See machten wir eine Mittagspause und machten uns dann auf den Weg in die „Hauptstadt“ des Tableland, nach Atherton . Am Südrand des Ortes hatten wir Glück, im Platypus Park konnten wir tatsächlich ein Schnabeltier beobachten. Etwa eine Stunde lang „verfolgten“ wir das Tier vom Ufer des kleinen Baches aus und hatten so die Möglichkeit es recht gut zu betrachten. Im Woodlands Caravan Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Bevor wir uns an die weitere Erkundung des Atherton Tablelands machten, fuhren wir noch einmal zum Platypus Park und hatten wieder Glück. Ohne störendes Klicken der Kamera konnten wir das possierliche Tierchen aus drei bis vier Meter Entfernung beobachten. Unser nächster Stopp war der kleine Hastie Swamp National Park , wo wir von einer Schutzhütte am Nyleta Wetland aus Wasservögel beobachten konnten. Reiher, Kraniche, Spaltfußgänse und Gelbfuß-Pfeifgänse bevölkerten das Feuchtgebiet und ließen sich durch die Besucher nicht im Geringsten stören.

Im Mt. Hypipamee National Park  sahen wir uns die Dinner Falls und den durch eine vulkanische Gasexplosion entstandenen, 70 m breiten und 60 m tiefen Krater an, an dessen Grund sich ein über 80 m tiefer See befindet. Nach einer kurzen Mittagspause sahen wir uns einige der Hauptattraktionen des Tablelands – die spektakulären Wasserfälle an. Wir begannen mit den in mehreren Kaskaden zu Tal stürzenden Mungalli Falls. In der Mungalli Creek Dairy wollten wir eigentlich Käse probieren und auch kaufen, da man jedoch schon für einen Probierteller 10 AUD bezahlen sollte, haben wir das ganze gemoppt. Der „Waterfall Circuit“ östlich von Millaa Millaa  führte uns gleich zu drei wunderschönen Wasserfällen: Ellinjaa Falls, Zillie Falls und Millaa Millaa Falls. An den letzteren wurden wir noch Zeuge, wie sich eine Gruppe von Rucksacktouristen in die recht kalten Fluten stürzte. In Malanda  bezogen wir in direkten Nachbarschaft zu weiteren Wasserfällen Quartier auf dem Malanda Falls Caravan Park.

An die tropischen Schauer der letzten Tage hatten wir schon gewöhnt, auch wenn uns alle Einheimischen sagen, dass es zu dieser Jahreszeit eigentlich nie regnet, aber heute war es anders: Es hörte überhaupt nicht aus zu regnen. So gingen wir im strömenden Regen zu den Malanda Falls, deren Pool gleichzeitig das Freibad des kleinen Ortes bildet. Der Crater Lakes National Park  schützt die beiden Seen Lake Barrine und Lake Eacham, die das Ergebnis von Explosionen sind, die sich aufgrund einer vulkanischen Erhitzung eingeschlossener Wassermassen vor Jahrmillionen ereignet haben. Unseren Plan den kleinere Lake Eacham zu umwandern gaben wir aufgrund des Wetters auf und begnügten uns stattdessen mit einem Blick aus dem Auto.

Yungabarra  geniest den Ruf die schönste Siedlung der Tablelands zu sein, viele Häuser stehen unter Denkmalschutz. Wir sahen uns zwei Galerien an und trösteten uns in einem Cafe mit Kaffee und Kuchen über das schlechte Wetter. Ganz in der Nähe des Ortes steht mitten im Regenwald der „Curtain Fig Tree“, eine 500 Jahre alte Würgefeige, deren bis zu 15 m lange Luftwurzeln einen richtigen Vorhang bilden. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir über Atherton und Kuranda nach Cairns zurück. Hier bezogen wir wieder den Campingplatz gegenüber der VW-Werkstatt, wo morgen die neuen Motorlager eingebaut werden sollen – hoffentlich. Dann können wir auch unseren Weg gen Westen, durch das Outback, fortsetzen. Wir sind auch froh dem Trubel und Touristenrummel rund um Cairns  auf diesem Wege entkommen zu können.

Heute hieß es wieder früh aufstehen, denn um 7:30 Uhr sollten wir bei VW sein. Nachdem wir den Wagen abgeliefert hatten, blieben wir noch knapp zwei Stunden im Warteraum der Werkstatt. Dann machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Innenstadt. In einem Internetcafe haben wir unsere Homepage aktualisiert und E-Mails gelesen und beantwortet. Das Didgeridoo, das wir vor vier Wochen per Post zu Freunden nach Deutschland geschickt hatten, ist mittlerweile angekommen, hat aber leider auf dem Transport Schaden genommen. Mehrere Risse an beiden Enden, vermutlich verursacht durch die zu raue Behandlung auf dem Postweg, machen nach unserer Rückkehr einige Bastelarbeit erforderlich, um es wieder bespielbar zu machen. Wenn wir noch weitere Didges nach Deutschland schicken, dann nur noch per Kurierdienst, das geht schneller, ist wohl erheblich sorgfältiger und nur unwesentlich teurer. Nach etwa zwei Stunden Internet machten wir uns bei leichtem Nieselregen auf einen Bummel durch die Stadt. In einem italienischen Restaurant haben wir Pizza gegessen und uns dann im Cairns Central Shopping Centre umgesehen. Auf dem Rückweg zur Esplanade habe ich einige Didgeridoos in verschiedenen Geschäften ausprobiert – es waren einige ganz gute aber kein wirklich überragendes dabei.

Ein Anruf von VW brachte die schlechte Nachricht, dass wir einen weiteren Tag in Cairns bleiben müssen: Man hatte ein falsches Ersatzteil bestellt und konnte daher nur zwei der drei Lager austauschen. Das dritte soll nun morgen eintreffen und dann auch binnen einer Stunde eingebaut sein – warten wir es ab. Wir radelten zu VW zurück, zum Glück hat es gerade nicht geregnet, und haben unseren Roadrunner abgeholt. Nachdem wir uns einen Stellplatz gesichert hatten, ging es für einen Großeinkauf in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum. So sind wir für die Fahrt ins Outback gerüstet, wenn morgen  hoffentlich alles klappt. Abends rief Jutta an: Die beiden stehen relativ nah im Barron Falls National Park, vielleicht klappt es ja noch einmal mit einem Treffen.

Am Morgen regnete es in Strömen und unser Versuch den vermeintlichen Schauer auszusitzen schlug fehl – uns blieb nichts anderes übrig als im Regen zu packen. Da aufgrund  des Wetters keine Aktivität im Freien angebracht war, fuhren wir zum Stockland Shopping Centre. Hier brachten wir die bisher in Australien belichteten Diafilme und Sicherungskopien der digitalen Fotos, sowie die gesammelten Muscheln auf den Postweg zu Freunden nach Deutschland. Beim anschließenden Bummel durch das Einkaufszentrum waren wir des Zeit Totschlagens schnell überdrüssig und fuhren zur VW-Werkstatt. Das fehlende Ersatzteil war tatsächlich eingetroffen und nach etwa zwei Stunden Wartezeit konnten wir endlich unseren Weg fortsetzen. Mit knapp 900 AUD war die Reparatur zwar immer noch teuer genug aber doch deutlich unterhalb der ursprünglich angesetzten 1.500 AUD.


Das Outback

Wir verließen Cairns in südlicher Richtung und bogen in Gordonvale  in Richtung Westen ab. Damit nahmen wir auch Abschied vom Pazifischen Ozean, die nächsten Wochen werden wir im trocknen Binnenland, dem australischen Outback verbringen. Der nächste Kontakt mit dem Meer ist dann erst in Darwin, wo wir auf den Indischen Ozean treffen werden.

Die kurvenreiche Strecke windet sich auf das Atherton Tableland hinauf und bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf die umliegenden Täler.  Auf dem Hochplateau angekommen sahen wir uns den am Danbulla Forest Drive gelegenen Cathedral Fig Tree an, eine gewaltige Würgefeige, die einen kleinen, begehbaren Raum bildet. Im Crater Lakes National Park  sahen wir uns diesmal den Lake Barrine an und gingen an seinem Ufer zu den Twin Kauris, zwei über 1.000 Jahre alten, riesigen Kaurifichten. Über Yungaburra  fuhren wir weiter nach Atherton , wo wir noch einmal nach „unserem“ Platypus Ausschau hielten, diesmal leider vergeblich. Wie schon in der letzten Woche, bezogen wir auch heute Quartier auf dem Woodlands Caravan Park.

Auch am nächsten Morgen wollte sich das Schnabeltier nicht zeigen. In Herberton  nutzten wir den Internetservice der Bücherei für einen kurzen Blick in unsere Mailbox und einige E-Mails. In der Nähe von Ravenshoe  sahen wir uns die Wasserfälle im Millstream Falls National Park  an. Die Little Millstream Falls stürzen sich in drei Kaskaden in ein von dichter Vegetation umgebenes Becken und die Millstream Falls gelten als die breitesten Wasserfälle Australiens. Der Park bildet praktisch auch die Grenze zwischen dem feuchten Atherton Tableland und dem trockenen Hinterland.

Der Kennedy Highway verengt sich teilweise zu einer nur noch einspurig asphaltierten Piste mit breiten Seitenstreifen. Bei Gegenverkehr müssen dann beide auf den unbefestigten Straßenteil ausweichen, was allerdings sehr gut klappt. Vorsicht ist lediglich geboten wenn ein Roadtrain, ein riesiger Lastzug mit mehreren Anhängern, entgegenkommt: Dieser weicht keinen Millimeter aus und zwingt den Gegenverkehr an den äußersten Straßenrand. Die Abstände zwischen den Tankstellen werden auch immer größer, so dass wir in Mt. Garnet  unseren noch dreiviertel vollen Tank sicherheitshalber noch einmal auffüllten. Die Straße passiert den Forty Mile Scrub National Park , der eine ursprüngliche Buschvegetation schützt, die auf die 300 Millionen Jahre alte Pflanzenwelt der Urkontinents Gondwana zurückgeht. Direkt hinter dem Park zweigt der Savannah Highway nach Westen ab.

Gulf Savannah

Die Gulf Savannah, eine riesige (350.000 km²) Gras- und Buschlandsteppe, die von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen wird, die alle in den Namensgebenden Gulf of Carpentaria münden. Hier beginnt auch das eigentliche Outback von Queensland.

Nur 17 km nach dem Beginn des Savannah Highway führt eine Straße in den Undara Volcanic National Park . Die Lavaröhren dieses Parks gelten bei vielen Forschern als geologische Wunderwerke. Sie entstanden, als vor mehr als 190.000 Jahren ein gewaltiger Vulkan auf dem McBride Plateau Millionen Tonnen dünnflüssiger Lava ausspie. Ein Großteil dieser blubbernden Masse ergoss sich in ausgetrockneten Flussbetten. Während die Lava an der Oberfläche erkaltete, floss der Strom im Inneren der so entstandenen Röhren weiter. Als die Lava abgeflossen war, hinterließ sie das größte Lavaröhrensystem der Welt, dass sich auf einer Länge von knapp 160 km durch die Savanne zieht. Die Röhren sind bis zu 20 m hoch und 30 m breit und gehören zu den besterhaltenen der Welt. „Undara“ ist ein Wort aus der Sprache der hier ansässigen Abrigines und bedeutet so viel wie „langer Weg“. Um die Lavaröhren zu erkunden, muss man sich einem Führer der Savannah Guides Association anschließen und Übernachtungsmöglichkeiten bietet die Undara Lava Lodge. Zum Glück hatten wir sowohl einen Stellplatz als auch die halbtägige Tour für den nächsten Morgen telefonisch reserviert, denn trotz der relativen Abgeschiedenheit des Parks war es recht voll und die Touren teilweise ausgebucht als wir ankamen. Nach dem Abendessen gingen wir zu dem von der Lodge angebotenen Abendprogramm: Am Lagerfeuer zeigte einer der Guides Dias von der Tierwelt der Region und gab die entsprechenden Erläuterungen dazu – ein hoch interessanter Abend.

Unsere Halbtages-Tour in das Gebiet der Undara Lava Tubes war ein voller Erfolg: Fast drei Stunden verbrachten wir in den verschiedenen Höhlen und Tunnelsystemen des Wind Tunnel Complex. Von den 69 erhaltenen Lavaröhren im Nationalpark sind lediglich 8 für die Öffentlichkeit zugänglich, mehr als 300 Röhren sind im Laufe der Zeit bereits eingestürzt. Ross, unserer Savannah Guide, verstand es die Entstehungsgeschichte und die geologischen Besonderheiten dieses weltweit einmaligen Lavafeldes auf anschauliche und interessante Art und Weise zu vermitteln und gab nebenbei auch noch einen Einblick in die Flora und Fauna des Parks. Wir konnten einige Kängurus und in einem der Tunnel sogar einige Fledermäuse beobachten. Zum Abschluss der Tour ging es auf einen Aussichtspunkt, von dem aus wir einige der 164 Vulkane des McBride Plateaus sehen konnten. Nach einer kurzen Verschnaufpause an der Lodge machten wir uns wieder auf den Weg.

Etwa 40 km westlich von Mount Surprise  verließen wir den Savannah Highway und erreichten nach 10 km teilweise rauer Schotterpiste die Tallaroo Hot Springs . Mitten im Outback gibt es hier fünf terrassenförmig angeordnete heiße Quellen mit einer Temperatur von bis zu 74° C. Nachdem wir uns auf dem einfachen, aber recht nett gelegenen Campingplatz eingerichtet hatten, bekamen wir eine Führung durch das Thermalgebiet. Zu unserer Überraschung sahen wir nicht nur einfach fünf Quellen, sondern eine Miniaturausgabe der farbenfrohen Thermalgebiete, wie wir sie in Neuseeland gesehen hatten. Das Regenwasser dringt hier durch poröses Gestein ins Erdinnere vor, wird durch die unterirdische, Geothermische Energie des McBride Plateaus erhitzt und gelangt an dieser Stelle wieder an die Oberfläche. Das besondere ist dann der „Natural Spa“, ein sehr schön angelegter Badepool, in dem man sich im 35° C warmem Wasser entspannen kann. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und genossen fast eine Stunde lang das herrliche Thermalbad. Den Abend verbrachten wir unter dem faszinierenden australischen Sternenhimmel am Lagerfeuer – was will man mehr?

Mit einem Bad im „Natural Spa“ machten wir uns fit für den vor uns liegenden reinen „Fahr-Tag“. Bis Georgetown  war die Strecke landschaftlich noch recht abwechslungsreich, wurde dann aber zunehmend eintöniger. Einzige Abwechslung brachten die entgegenkommenden Roadtrains und die von den Kadavern am Straßenrand auffliegenden Keilschwanzadler. Der Gegenverkehr bescherte uns auch zwei weitere Schmarren in unserer Windschutzscheibe, wenn das so weiter geht brauchen wir wohl noch eine neue. Croydon  hatte seine goldenen Zeiten von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg, als Goldfunde Tausende von Glückssuchern anlockten. An einem schönen Picknickplatz machten wir eine Mittagspause und erfuhren von einem anderen Camper, dass wohl alle Campingplätze in Karumba, unserem heutigen Etappenziel, ausgebucht seien.

In Normanton , 70 km vom Gulf of Carpentaria entfernt am Norman River, war dann für uns Endstation. Telefonische Anfragen bei den Campingplätzen in Karumba bestätigten die Aussage, dass alle Stellplätze auf Wochen ausgebucht sind. Die „Gray Nomads“, wie die Rentner aus den südlichen Bundesstaaten genannt werden, die die Wintermonate in warmen Norden verbringen, buchen ihre Plätze bereits Monate im Voraus. So mussten wir unseren Plan bis an den Gulf of Carpentaria zu fahren aufgeben, denn nur hin und wieder zurückzufahren, um da gewesen zu sein, war es uns nicht wert. Gegründet als Umschlaghafen für die im Hinterland abgebauten Bodenschätze, hat Normanton heute noch etwa 1.300 Einwohner und ist nicht viel mehr als ein verschlafenes Outback-Nest. Der Caravan Park, auf dem wir einen der letzten freien Plätze bekamen, hat einen großen Pool, in dem wir wieder einmal richtig Schwimmen konnten. Zum Nachtisch gab es heute die letzte der an der Küste eingesammelten Kokosnüsse, einen letzten Gruß aus den Tropen.

Wir verließen Normanton in südlicher Richtung auf dem Matilda Highway. Nach etwa 200 km bietet das Burke & Wills Roadhouse  einen ersten lohnenswerten Stopp. Hier tankten wir und stärkten uns mit einem leckeren Hamburger. Nach weiteren 145 km durch die eintönige Halbwüste der Savannah Gulf Country, einem der rauesten Outback-Gebiete in Nordwest-Queensland, erreichten wir in Gregory Downs  das Ende der Asphaltstraße. Die letzten 100 km zu unserem heutigen Ziel, dem Lawn Hill National Park , mussten wir auf einer staubigen Schotterpiste zurücklegen. Die erste Hälfte ist sehr gut präpariert und man ganz normal weiterfahren, die zweiten 50 km sind recht rau, waschbrettartig ausgewaschen und mit grobem Schotter belegt. Hier heißt es langsam fahren und den größten Steinen und Rinnen ausweichen, sofern möglich. Im Nationalpark angekommen waren wir zunächst etwas enttäuscht, denn ein Schild wies darauf hin, dass der Campingplatz ausgebucht sei. Auf unsere Nachfrage im Büro der Parkranger stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht der Fall war und wir völlig problemlos einen Stellplatz bekommen konnten. Das Schild dient wohl nur der Abschreckung weniger hartnäckiger Besucher. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, sogar unsere Plane über dem Eingang kam wieder einmal zum Einsatz, machten wir uns auf einen ersten Erkundungsgang durch diesen aufgrund seiner Abgeschiedenheit wenig besuchten Park.

Wie eine Oase bietet der von urzeitlichen Livistonia-Palmen gesäumte Lawn Hill Creek einen geradezu unvorstellbaren Kontrast zum staubtrockenen Outback, dass den knapp 4.000 km² großen Park umgibt. Dominierendes Element ist die Lawn Hill Gorge, die sich durch die zerklüfteten Sandsteinplateaus der Constance Range zieht. Die fast senkrechten, 60 m hohen Sandsteinwände sind das Ergebnis einer Jahrmillionen währenden Erosion durch den Lawn Hill Creek. Der Park ist ein Paradies nicht nur für die angeblich harmlosen Frischwasserkrokodile, sondern auch für über 135 Vogel- und 36 Beuteltierarten, sowie für zahlreiche Schlangen und Echsen. Aborigines lebten bereits vor rund 17.000 Jahren in Lawn Hill, was durch zwei Galerien mit Felsmalereien belegt ist. Die Waanyi gaben dem Park auch seinen ursprünglichen Namen „Boodjamulla“, der Name der Regenbogenschlange, die der Legende zur Folge die Lawn Hill Gorge geformt und mit frischem Quellwasser gefüllt hat. Zum Park gehört auch die Riversleigh World Heritage Area, die zusammen mit Naracoorte in South Australia als Australien Fossil Mammal Site den Schutz der UNESCO genießt. Dieser Teil des Parks ist aber nur mit Allradfahrzeugen erreichbar, so dass wir uns mit den ausgestellten Fossilienfunden im Riversleigh Interpretive Centre in Mount Isa werden begnügen müssen.

Auf unserer kurzen Wanderung zu den Cascades, kleinen Stromschnellen des Lawn Hill Creek, konnten wir zahlreiche Kängurus und sogar einige Wildschweine beobachten. Im Licht der untergehenden Sonne erglühten die roten Felsen der Lawn Hill Gorge geradezu. Auf dem Rückweg sahen wir auf einem der Stellplätze ein großes Teleskop und sprachen die Besitzer an. Sie luden uns daraufhin zu einer Erkundung des australischen Sternenhimmels ein, was wir natürlich dankend annahmen. Nach dem Abendessen bekamen wir eine etwa zweistündige Einführung in Astronomie und konnten mit bis zu 120facher Vergrößerung auch noch Sterne, Sternennebel und Galaxien betrachten, die Tausende von Lichtjahren entfernt sind. Für uns, die wir den mit bloßem Auge sichtbaren Sternenhimmel in Australien schon immer so faszinierend finden, war das natürlich ein unvergessliches Erlebnis.

In der Nacht wurde es aufgrund des wüstenhaften Klimas mit nur 6,5° C recht frisch und die kalten Duschen des Campingplatzes sorgten für eine zusätzliche Belebung der Lebensgeister. Wir hatten uns für heute eine Kanutour vorgenommen, die wohl schönste Art diesen einmaligen Nationalpark in seiner vollen Schönheit zu erleben. Direkt am Campingplatz befindet sich der Bootsverleih und so machten wir uns, endlich wieder einmal auf dem Wasser, auf den Weg.

Die Fahrt auf dem smaragdgrünen Wasser des Lawn Hill Creek, der zu den Unberührtesten Wasserläufen ganz Australiens gehört, ist einfach traumhaft schön. Die roten Felsen der Schlucht bieten einen herrlichen Kontrast zum strahlend blauen Himmel, wir fühlten uns wie im Paradies. An den Indarri Falls mussten wir das Boot ein kleines Stück umtragen, ehe wir unsere Fahrt in die Upper Gorge fortsetzen konnten. Hinter jeder Kurve boten sich neue, phantastische Fotomotive, so dass wir nur sehr langsam vorankamen. An einer weiteren Stromschnelle endet dann der befahrbare Bereich der Schlucht und wir machten uns nach einer kurzen Pause auf den Rückweg. Ein kurzer Weg  führte uns zur Felsgalerie des Rainbow Dreaming, dass die Waanyi zu Ehren der Regenbogenschlange mit Ockerfarben auf den Fels gemalt haben. Nach knapp drei Stunden waren wir wieder am Anleger, gaben das Boot zurück und gönnten uns eine Verschnaufpause.

Am späten Nachmittag, nach der größten Hitze, machten wir uns noch einmal, diesmal wieder zu Fuß, auf den Weg. Der Wild Dog Dreaming Track führte uns zu weiteren Felszeichnungen der Aborigines und in die Lower Gorge, die weitestgehend Naturbelassen ist. Die Felszeichnungen zeigen halbkreisförmige Strukturen, die ihren Ursprung in der Dreamtime des Wild Dog (Dingo) haben und als gebogene Zweige auch bei rituellen Tänzen getragen werden. Die Lower Gorge des Lawn Hill Creek steht als „Minimal Impact Zone“ unter strengem Schutz, jegliche Aktivitäten am und im Wasser sind verboten. Hier leben zahlreiche Frischwasserkrokodile und auch die im Park heimischen Vögel finden hier ein ungestörtes Rückzugsgebiet. Außer einigen Kängurus unbd zahreichen Vögeln bekamen wir aber keine  Tiere zu Gesicht, leider auch keine Freschies.

Nach dem Abendessen habe ich noch etwas Didgeridoo gespielt, was sich dann langsam zu einer kleinen Party ausweitete. Es kamen einige Leute dazu und es bildete sich eine „Begleitband“, die die von mir gespielten Rhythmen mit Klatschen, Klopfen von Steinen und Blasen auf leeren Bierflaschen unterstützten. Wir hatten alle viel Spaß und es ergaben sich interessante Gespräche. So entwickelte sich auch unser zweiter Abend im Lawn Hill National Park zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Um 6:00 Uhr beendete der Wecker unsere Nacht, denn wir wollten uns zeitig auf den Weg machen, um die staubige Piste bis nach Gregory Downs noch in den kühleren Morgenstunden zurücklegen zu können. Nachdem wir uns in dem kleinen General Store von Gregory Downs mit einem Eis gestärkt hatten, fuhren wir weiter zum Burke & Wills Roadhouse. Auch hier legten wir nur einen kurzen Boxenstopp ein und fuhren auf dem Matilda Highway in Richtung Süden weiter. In Cloncurry  trafen wir auf den Barkly Highway und nach insgesamt 550 km erreichten wir Mount Isa .

Mount Isa ist die einzige große Stadt im Westen von Queensland und wird auch als Zivilisationsoase im Outback bezeichnet. Ihre Existenz basiert ausschließlich auf den reichen Silber-, Blei, Kupfer- und Zinkvorkommen, die in dem weltweit größten unterirdischen Minensystem abgebaut werden. Ihren Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde verdankt Mount Isa allerdings nicht den Bodenschätzen sondern ihren gewaltigen Ausmaßen: Mit einer Fläche von über 40.000 km², was in etwa der Größe der Schweiz entspricht, ist Mount Isa die größte Flächenstadt der Welt. Von den gut 22.000 Einwohnern, die sich aus über 90 Nationalitäten zusammensetzen, leben die meisten vom Bergbau. Täglich werden fast 40.000 Tonnen Gestein aus der Mount Isa Mine gefördert, wobei Tiefen von bis zu 1.800 m erreicht werden. Eine eigens gebaute Eisenbahnlinie transportiert die Rohstoffe in das 900 km entfernte Townsville, wo sie weiterverarbeitet und verschifft werden. Schornsteine, Förderbänder und Abraumhalden prägen das Stadtbild und machen die Stadt auf den ersten Eindruck nicht besonders attraktiv.

Wir bezogen im Argylla Caravan Village östlich der Stadt Quartier und befreiten das Auto vom größten Dreck der Outbackpisten.

Der nächste Tag war eine Mischung aus Arbeit und Urlaub. Wir begannen mit einer gründlichen Wagen- und Fahrradwäsche, so dass wir wieder alles anfassen können ohne dreckig zu werden. Bei einem Reifenhändler wollten wir einen neuen Reifen kaufen, da der Reifen hinten links extrem abgefahren war. Weil Jutta und Martin das gleiche Problem hatten, vermuten wir, dass es mit der Spureinstellung und dem Linksverkehr zusammenhängt. Wir wurden auf den Nachmittag vertröstet, da er keinen Reifen entsprechender Größe auf Lager hatte und versuchen wollte, etwas zu organisieren.

So sahen wir uns zunächst die Ausstellung im Riversleigh Fossils Interpretive Centre an. Ein Film informierte uns über die Ausgrabungen in Riversleigh, einem der weltweit bedeutendsten Fossilienfelder, in dem die versteinerten Überreste von Tieren gefunden wurden, die bis zu 30 Millionen Jahre alt sind. Da die Fossilienfunde so gut erhalten und umfangreich sind, war er möglich das genaue Aussehen der Tiere zu rekonstruieren. In den verschiedenen Dioramen der Ausstellung werden diese urzeitlichen Tiere wieder lebendig. Das benachbarte Kalkadoon Tribal Centre, das Kunsthandwerk der ansässigen Aborigines zeigt, war leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht zugänglich.

In einem Internetcafe haben wir dann Mails gelesen und beantwortet und uns anschließend die kleine Ausstellung in der Basis des Royal Flying Doctor Service angesehen. Von dem Pfarrer John Flynn 1928 ins Leben gerufen, erlebte dieser medizinische Notdienst, der die damals noch in den Kinderschuhen steckenden Techniken des Flugwesens und des Funkverkehrs mit der Medizin verband eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Heute werden von 20 Basen aus mehr als 7 Millionen km² betreut und 27 Ärzte und 70 Krankenschwestern leisten Hilfe im Notfall und führen routinemäßige Gesundheitsfürsorge durch.

Der Reifenhändler hatte dann keine gute Nachricht für uns: Er konnte uns keinen neuen Reifen beschaffen, hat dafür aber kostenlos das Reserverad montiert, so dass wir erst einmal problemlos weiterfahren können. Dann stand ein Großeinkauf auf dem Programm, denn unsere Vorräte waren nahezu zur Neige gegangen. Letzter Programmpunkt für heute war die Fahrt auf den City-Lookout, der einen Rundumblick auf Mount Isa ermöglicht. Ein Schild wies auf die Entfernungen zu Städten in aller Welt hin und wir erfuhren, dass wir 14.213 km von Frankfurt entfernt sind. Der Blick über die von den Minen und den Schornsteinen der Schmelzöfen beherrschte Stadt war zwar interessant aber nicht besonders schön. Zurück auf dem Campingplatz standen noch weitere Arbeiten am Auto und den Fahrrädern an, ehe wir es uns gemütlich machen konnten.

Bevor wir Mount Isa wieder verließen, nutzten wir die Gelegenheit uns eine der über das Land verteilten Basen der School of the Air anzusehen. Diese Schulen haben keine Klassenzimmer und Schüler und Lehrer sitzen of Hunderte von Kilometern voneinander entfernt, lediglich über Sprechfunk zu einer Klassengemeinschaft miteinander verbunden. Die Kinder leben meist auf abgelegenen Farmen oder in kleinen Orten, die keine eigenen Schulen unterhalten können. Die Funkgeräte, sowie weitere Hilfsmittel für die persönlichen Klassenzimmer der Schüler werden von der Schule gestellt. Lehrbücher, schriftliche Unterlagen, Arbeithefte, sowie Audio- und Videokassetten werden auf dem Postwege ausgetauscht. Telefon und Computer werden in naher Zukunft die Arbeitsweise der Schule weiter verändern - das virtuelle Klassenzimmer steht bevor. Während der eineinhalbstündigen Führung erfuhren wir einiges über die Arbeitsweise der Schule und konnten sogar live bei einer Unterrichtsstunde mit Erstklässlern dabei sein. Für uns Mitteleuropäer mit unserer hohen Bevölkerungsdichte und dem flächendeckenden Schulsystem ist diese Art des Unterrichts schon etwas exotisch. Die School of the Air dient lediglich als Primary School, was unserer Grundschule entspricht. Weiterführende Schulen werden dann in der Form von Internaten angeboten, so dass allen Kindern eine entsprechende Ausbildung zur Verfügung steht.

Unser weiterer Weg gen Westen führte durch eintönige Outbacklandschaft ohne nennenswerte Abwechslung. In Camooweal  machten wir eine Mittagspause und überquerten 15 km weiter die Grenze zum Northern Territory.

Northern Territory

Neben dem Uluru, dem berühmtesten Wahrzeichen Australiens, sind Kata Tjuta und Devils Marbles im Roten Zentrum sowie die Nationalparks Kakadu und Litchfield im tropischen Norden beeindruckende Naturphänomene im Northern Territory.

Rotes Zentrum

Das Rote Zentrum mit seinen riesigen Wüstengebieten liegt im Zentrum des australischen Kontinents. Seinen Namen verdankt es dem Sand, dem Boden, den Felsen und den Bergen, die sich allesamt in leuchtendem Rot vom meist strahlend blauen Himmel absetzen. Bei einem früheren Aufenthalt im Roten Zentrum wurden wir einmal mit den Worten: „Welcome to Australia – this ist he heart of it!“ begrüßt und dieses Herz Australiens wollen wir uns in der nächsten Zeit etwas genauer ansehen.

Nach fast 500 km Outback bezogen wir auf dem Campingplatz des Barkly Homestead , mitten im Nirgendwo, Quartier. Das Barkly Homestead ist gleichzeitig Tankstelle, Supermarkt, Imbiss, Bar und Übernachtungsmöglichkeit und hat in einem Umkreis von 200 km keinerlei Konkurrenz zu fürchten. Dennoch sind die Preise nicht überzogen hoch und es herrscht eine freundliche Atmosphäre.

Nach weiteren 180 km auf dem Barkly Highway erreichten wir in Three Ways  den Stuart Highway, die Hauptverkehrsader des Nortrhern Territory. In Richtung Süden kamen wir als nächstes durch Tennant Creek , Ende des 19. Jahrhunderts als Telegrafenstation gegründet, ist der Ort heute eine wichtige Station auf dem Stuart Highway zwischen Alice Springs und Darwin. Hier sahen wir uns das Nyinkka Nyunyu Art and Cultural Centre an. In der Galerie des gerade neu eröffneten Zentrums fanden sich moderne Bilder von Aboriginal Künstlern, die nicht so ganz unseren Geschmack trafen. Besser haben uns die Exponate zur Geschichte und Lebensweise der Warumungu Aborigines gefallen. Die Außenanlage war noch nicht so ganz fertig, hier wird ein Garten mit von den Aborigines in ihrer traditionellen Lebensweise benutzten Pflanzen entstehen, der dem Besucher einen weiteren Einblick in die Kultur der Warumungu ermöglichen wird.

Etwa 110 km südlich von Tennant Creek führt der Stuart Highway durch die Devils Marbles Conservation Reserve . Die gigantischen roten Granitkugeln sind nach einer Legende der Aborigines die Eier der heiligen Regenbogenschlange, die in der Traumzeit alle Gewässer Australiens schuf. Geologen führen die Entstehung der oft in einem fragilen Gleichgewicht aufeinander balancierenden Granitblöcke auf einen unterirdischen Lavafluss vor mehr als 1.700 Millionen Jahren zurück. Die flüssige Lava wurde zu riesigen Kuppeln direkt unter der Erdoberfläche zusammengepresst und durch die Kräfte der Erosion freigelegt und in ihre heutige Form gebracht.

Wir sicherten uns zunächst einen Stellplatz auf dem einfachen Campingplatz des Parks und machten uns dann mit den Fahrrädern auf den Weg. An verschiedenen Stellen konnten wir auf schmalen Wegen in die Wunderwelt dieser Felsgebilde eindringen und die vermeintlich instabilen Konstellationen bewundern. Zurück auf dem Campingplatz habe ich etwas Didgeridoo gespielt, was uns eine Einladung der Nachbarn für den Abend eingebracht hat. Nach dem Abendessen machten wir uns jedoch zunächst noch einmal auf den Weg durch die „Teufelsmurmeln“, um uns die im Licht der tief stehenden Sonne besonders schönen Felsformationen anzusehen. Nach dem Sonnenuntergang saßen wir dann mit zwei australischen Paaren zusammen, haben viel erzählt und ich habe noch ein bisschen Didge gespielt. Es war ein sehr schöner Abend und wir konnten sogar einige Sternschnuppen am fantastischen Sternenhimmel entdecken. Nach knapp zwei Stunden in gemütlicher Runde wurde es langsam kühl und jeder zog sich in seinem Camper zurück. Schon vor dem Sonnenaufgang waren wir wieder zwischen den „Murmeln“ unterwegs, die im Licht der aufgehenden Sonne ein noch faszinierenderes Farbenspiel abgaben als beim Sonnenuntergang.

Auf der Fahrt in Richtung Alice Springs gab es erwartungsgemäß nicht sehr viel zu sehen. Am interessantesten waren noch die Ausblicke auf die neue Eisenbahntrasse, die ab 2004 Darwin mit Alice Springs verbinden wird. In Ti-Tree , wo wir einen Tankstopp einlegen mussten, sahen wir uns die Red Sand Gallery an, die sich rühmt „Central Australia´s most exciting Aboriginal Art Gallery“ zu sein. Die angebotenen Didgeridoos waren jedoch alle nicht von besonders guter Qualität.

Im Norden von Alice Springs  reservierten wir im Red Centre Resort nicht nur einen Stellplatz für die Nacht, sondern auch Tickets für die Dinner-Show „Red Centre Dreaming“. Die Show, eine Kombination aus traditionellen Tänzen, Gesängen und Didgerdoo-Spiel, war uns von anderen Reisenden empfohlen worden. Wir fuhren weiter zum Alice Springs Cultural Precinct, wo sich neben dem Araluen Centre mit seinen Kunstgalerien auch noch das Museum of Central Australia, das Strehlow Research Centre und das Central Auistralian Aviation Museum befindet. Hier sahen wir auch die Ankündigung, dass das aus Sydney stammende Bangarra Dance Theatre hier ein zweitägiges Gastspiel gibt. So sicherten wir uns Karten für die schon fast ausverkaufte morgige Vorstellung. Das moderne Aboriginal Tanzensemble ist über die Grenzen Australiens hinaus bekannt und wir hatten in Sydney keinen Hinweis auf Vorstellungen bekommen. Damit stehen jetzt schon zwei Kulturabende auf dem Programm. Die Ausstellungen in den Galerien des Araluen Centre waren ganz interessant, leider waren nur sehr wenige Bilder des bekannten Aboriginal Malers Albert Namatjira zu sehen, von dem Geli schon eine Wanderausstellung in Adelaide gesehen hatte. Im Museum of Central Australia erfuhren wir Einiges über die Flora und Fauna des Roten Zentrums. Bevor wir zum Campingplatz zurückfuhren sicherten wir uns noch einen Stellplatz auf dem gegenüber des Araluen Centres gelegenen Stuart Caravan Park, so dass wir die morgige Veranstaltung zu Fuß erreichen können. Die Show „Red Centre Dreaming“ hat uns sehr gut gefallen: Einer verbalen Einführung in die kulturellen Besonderheiten der Aborigines folgte ein Abendessen mit Baramundi, Lamm und Känguru, dass zwar gut aber nicht besonders herausragend war. Die eigentliche Show war dafür umso besser. Die drei Akteure haben eine gute Stunde lang kurzweilige und informative Unterhaltung geboten.

In der Nacht wurde es dann so richtig kalt, am Morgen waren -1° C, der Rasen auf dem Stellplatz war mit Raureif überzogen. Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, die 1872 im Zuge der Telegrafenleitung von Adelaide nach Darwin als Verstärkerstation gegründet wurde. Ihren Namen verdankt sie einer Quelle in der Nähe der Telegrafenstation und dem Vornamen der Frau des damaligen Telegrafen-Superintendenten. Die heutige Stadt entstand etwa zehn Jahre später einige Kilometer südlich der Telegrafenstation und ist heute eine wichtige Station auf dem Stuart Highway und touristisches Zentrum des südlichen Northern Territory. Leider ist Alice Springs auch die Stadt in der die sozialen Probleme der Aborigines allgegenwärtig und auffälliger sind als irgendwo sonst in Australien.

Wir fanden einen Autoglaser, der unsere lädierte Windschutzscheibe wieder in Stand setzte und einen Reifenhändler mit einem passenden Reifen, der unser abgefahrenes Reserverad ersetzte. Nachdem diese Arbeiten erledigt waren verschafften wir uns vom Anzac Hill einen Überblick über die Stadt und die MacDonnell Ranges. Von hier aus fuhren wir ins Zentrum von Alice Springs und schlenderten durch die Hauptverkehrsstrasse, die Todd Mall. Auch die Didgeridoos, die ich hier ausprobiert habe, waren qualitativ eine Enttäuschung und bestätigten wieder einmal, dass unheimlich viel Schund zu überteuerten Preisen auf dem Markt ist. Wir reservierten Tickets für die Didgeridoo-Show von Andrew Langford im „Sounds of Starlight Theatre“ und haben uns nett mit dem Künstler unterhalten.

Nachdem wir einige Lebensmittel eingekauft hatten fuhren wir zum Campingplatz und machten es uns gemütlich. Um 20:00 Uhr begann dann die Show „The Dreaming“ des Bangarra Dance Theatre im gegenüber des Campingplatzes gelegenen Araluen Centre. Die Tänzer haben es hervorragend verstanden durch ihren ausdrucksstarken Tanz, unterstützt von modernen, harmonischen Klängen die Legenden der Aborigines und der Torres Strait Insulaner zu visualisieren. Die knapp zweistündige Vorstellung war ein absoluter optischer und akustischer Leckerbissen.

Der Alice Springs Desert Park im Westen der Stadt bietet einen Einblick in den Lebensraum Wüste und seine zahlreichen Bewohner. Hier, am Fuße der MacDonnell Ranges, finden sich die verschiedenen Landschaftsformen, Pflanzen und Tiere, die für die zentralaustralischen Wüsten typisch sind. Rund 400 zum Teil seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten können hier in ihren natürlichen Lebensraum betrachtet werden. Das Nocturnal House ist Heimat für die nachtaktiven Wüstentiere und ist das weltweit größte seiner Art. Nach dem Rundgang durch die Habitate Wald, Sandwüste und Wüstenfluss sahen wir uns die Ausstellung im Exhibition Centre an und beendeten unseren Besuch mit dem sehr guten Film „Changing Heart“, der sich mit der Entwicklung der zentralaustralischen Wüste über die vergangenen 4.500 Millionen Jahre befasst.

Zweiter und letzter Programmpunkt für heute war das nördlich der Stadt gelegene Telegraph Station Historical Reserve, die Keimzelle des heutigen Alice Springs. Die Gebäude der ehemaligen Relaisstation der Overland Telegraph Line wurden sehr schön restauriert und mit zeitgenössischem Inventar ausgestattet. Die Station war von 1872 bis 1932 in Betrieb und diente später als Kinderheim für Aborigine-Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden waren. Noch besser als die schöne Anlage war die Führung durch Alec Ross, der als kleiner Junge in die Station kam und hier einen Großteil seiner Kindheit verbracht hat. Er ist ein sehr freundlicher Mann, der auf seine Zeit in der Station sehr positiv zurückblickt, da sie ihm einen guten Start für sein späteres Leben ermöglicht hat. Auf dem MacDonnell Range Holiday Park im Süden der Stadt sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht.

Uluru-Kata Tjuta National Park
Auf dem Stuart Highway machten wir uns auf den Weg in Richtung Süden. Wir unterbrachen unsere Fahrt an dem Roadhouse von Erldunda  und bogen dann auf den Lasseter Highway, der seinen Namen von dem Abenteurer Harold Lasseter bekommen hat, ab. Nach knapp 150 km meint man bereits den Ayers Rock vor sich zu haben, es handelt sich bei diesem Tafelberg allerdings um den Mt. Conner, der sich 350 m aus dem ihn umgebenden Outback erhebt. Nach weiteren 100 km erreichten wir Yulara , das Tor zum Uluru-Kata Tjuta National Park . Auf dem Campingplatz des Ayers Rock Resort bezogen wir unseren telefonisch für die nächsten drei Nächte reservierten Stellplatz.

Zur Beobachtung des Sonnenunterganges fuhren wir dann ein erstes Mal in den Park, der aufgrund  seiner einzigartigen Naturdenkmäler sowie seines Tier- und Pflanzenreichtums zur World Heritage Site erklärt wurde. Der Ayers Rock oder besser Uluru, wie er in der der Sprache der Anangu, der hier lebenden Aborigines heißt, besteht aus Arkose, einem etwa 600 Millionen Jahre alten, mit Feldspat und Glimmer durchsetzten Sandstein. Für die Anangu ist der Uluru heilig, in ihm ruhen nach einer Legende die „Traumzeitwesen“, die einst die Erde geschaffen haben. Deshalb sollte man auch aus Respekt vor der Kultur der Aborigines auf die Besteigung des Uluru verzichten. Auch vom Boden aus ist Uluru, nach Mt. Augustus in Western Australia der zweitgrößte Monolith der Erde, ein überaus faszinierendes und Erfurcht einflößendes Ziel. Der Koloss mit einem Umfang von fast 9 km, ist 3,4 km lang, maximal 2,4 km breit und 348 m hoch. Ähnlich wie ein Eisberg gibt er jedoch nur einen kleinen Teil seiner wahren Größe preis, der größte Teil befindet sich unter der Erdoberfläche. Auf dem Parkplatz der Sunset Viewing Area haben wir uns einen guten Platz gesichert und dann mit Blick auf den Uluru zu Abend gegessen. Im Licht der untergehenden Sonne begann "The Rock", wie er auch genannt wird, feuerrot zu erglühen.

Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, schließlich wollten wir auch den Sonnenaufgang am Uluru erleben. An der Sunrise Viewing Area herrschte noch größerer Andrang als beim Sonnenuntergang am Abend zuvor. Auch heute Morgen erglühte der Ayers Rock im Licht der aufgehenden Sonne und wir konnten auch noch einen Blick auf die etwa 40 km entfernten Olgas werfen. Nachdem wir auf dem Parkplatz gefrühstückt hatten, nahmen wir den 9,4 km langen Uluru Base Walk in Angriff. Durchgehend eben und gut ausgebaut führt dieser Weg immer am Fuße des Uluru entlang und bietet hinter jeder Ecke neue, faszinierende Ausblicke und Farbspiele. Aufgrund der großen kulturellen und spirituellen Bedeutung, die Uluru für die Aborigines hat,  ist an einigen Stellen nicht nur das Betreten sondern auch das Fotografieren verboten, was den Erlebniswert dieser Wanderung aber in keiner Weise schmälert. Wir sahen auch einige Höhlen, die den Anangu als Schutz dienten und die zum Teil noch urzeitliche Felszeichnungen aus der Mythologie der Aborigines bergen. Nach knapp 3 sehr schönen aber auch anstrengenden Stunden waren wir wieder am Parkplatz und fuhren zum Cultural Centre weiter. Dieses sehr schön aufgemachte Kulturzentrum gibt einen weiteren Einblick in die Anangu Kultur, sowie in Tjukurpa, das allumfassende Fundament dieser Kultur, das nicht nur das Zusammenleben untereinander, sondern auch den Umgang mit der Natur regelt. Auch im Hinblick auf das Tjukurpa sollten die Besucher die kulturelle und geistige Bedeutung von Uluru respektieren und auf eine Besteigung verzichten.

Im Ayers Rock Resort buchten wir für Übermorgen einen Hubschrauberrundflug über den Ayers Rock und stärkten uns mit einem leckeren Eis. An einer Internet-Station warfen wir einen Blick in unsere Mailbox und erfuhren, dass Jutte und Martin nun doch an der Ostküste geblieben sind und Walli und Jochen auf unseren Spuren wandeln. Wir sind schon gespannt, ob und wann es noch einmal zu einem Wiedersehen kommt. Anschließend fuhren wir wieder zur Sunset Viewing Area und haben wieder mit Blick auf den Uluru zu Abend gegessen. Als wir gerade fertig waren fuhr ein deutscher Camper mit Duisburger Kennzeichen an uns vorbei. Wir haben die beiden dann heimgesucht und uns bei einem Tee nett über das Reisen unterhalten. Gerda und Rolf sind für ein halbes Jahr in Australien unterwegs und haben in etwa die gleiche Route vor sich wie wir. Der Sonnenuntergang war heute nicht so schön wie gestern, da Wolken die Sonne verhängten. Statt eines lang anhaltenden Glühens gab es heute nur ein kurzes Glimmen. Zurück auf dem Campingplatz machten wir es uns in unserem Roadrunner gemütlich. Gerda und Rolf kamen noch vorbei und wir haben unser Gespräch fortgesetzt.

Auch am nächsten Morgen war noch einmal frühes Aufstehen angesagt, wir fuhren wieder zum Sonnenaufgang in den Park, diesmal jedoch zu den 40 km westlich des Uluru gelegenen Olgas bzw. Kata Tjuta, was "viele Köpfe" bedeutet. Dieses Felsengebirge besteht aus insgesamt 36 Felskuppeln mit dem 546 m hohen Mt. Olga als höchste Erhebung. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich sowohl Kata Tjuta, als auch Uluru noch 4 bis 5 km weit unter der Erdoberfläche fortsetzen, also ähnlich wie Eisberge nur einen Bruchteil ihrer wahren Größe preisgeben. Mit einer Fläche von 40 qkm ist Kata Tjuta  ungleich größer als Uluru und auch nicht ganz so überlaufen.

Von der Kata Tjuta Dune Viewing Area erlebten wir trotz des bewölkten Himmels einen schönen Sonnenaufgang. Anschließend haben wir wieder auf dem Parkplatz gefrühstückt. Frisch gestärkt machten wir uns auf den 7,4 km langen „The Valley of the Winds Circuit Track“. Nach dem Aufstieg zum Karu Lookout führt der Weg durch verschiedene Felsentäler und bietet mit dem Karingana Lookout einen weiteren fantastischen Blick über diese beeindruckende Felslandschaft. Obwohl der Weg 2 km kürzer ist als der Uluru Base Walk, ist er aufgrund des schwierigeren Terrains ungleich anstrengender. Teilweise mussten wir über blanke Felsen oder grobes Geröll klettern, aber dennoch hat sich die Mühe gelohnt. Etwas erschöpft waren wir nach dreieinhalb Stunden wieder am Auto.

Auf dem Parkplatz der Sunset Viewing Area haben wir eine Mittagspause eingelegt. Geli hat dann ein kleines Nickerchen gehalten während ich mich mit Sally und Alwin aus Toronto unterhalten habe. Alwin hatte uns in Alice Springs angesprochen, da ihm unser Auto schon in Neuseeland aufgefallen war. Die beiden sind für ein halbes Jahr in Neuseeland und Australien unterwegs und sind jetzt bald am Ende ihrer Reise angekommen. Den Abschluss des Tages bildete der Sonnenuntergang an den Olgas, den wir uns von der Sunset Viewing Area aus ansahen. Trotz des immer noch bewölkten Himmels erglühten auch hier die Felsen für kurze Zeit feuerrot.

Mit einem 15minütigen Hubschrauberrundflug über den Ayers Rock beendeten wir unseren Besuch im Uluru - Kata Tjuta National Park und machten uns auf den Weg zum Kings Canyon. Die ersten 200 km auf dem Lasseter Highway und der Luritja Road sind sehr eintönig, auf der Ernest Giles Road sorgen die Levi Range und die Petermann Hills für etwas Abwechslung.

Watarrka National Park - Kings Canyon
Der Kings Canyon ist die größte und bizarrste Schlucht Australiens. Er ist Teil des Watarrka National Park s in der George Gill Range. Mit seinen steilen, über 100 m hohen Felswänden und tiefen, Farnbewachsenen Tälern stellt der Canyon einen faszinierenden Einschnitt in der ansonsten trocknen Landschaft dar. Permanente Wasserlöcher und eine einzigartige Pflanzenwelt haben dem Park auch den Beinamen "the hidden natural wonder of the Red Centre" eingebracht und dafür gesorgt, dass dieses Tal für mehr als 20.000 Jahre im Leben der Aborigines eine wichtige Rolle gespielt hat.

Wir fuhren zunächst zum Kings Canyon Resort, wo wir uns telefonisch einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte gesichert hatten. Hier erkundigten wir uns auch nach dem Straßenzustand der Mereenie Loop Road, über die wir eigentlich weiter fahren wollten. Es bestätigte sich jedoch die Aussage anderer Reisender, dass die Strecke zurzeit in keinem besonders guten Zustand ist und allen die kein Allradfahrzeug haben, abgeraten wird sie zu benutzen. So bleibt uns also nichts weiter übrig als zum Stuart Highway zurück zu fahren um auf der langweiligen aber dafür asphaltierten Strecke wieder nach Alice Springs zu gelangen.

Nach einem kurzen Tankstopp ging es zum eigentlichen Kings Canyon , wo wir auf dem Kings Creek Walk einen ersten Eindruck von der Schönheit dieses Tales erlangten. Der Pfad führt durch das Flussbett zu einem Aussichtspunkt am Kings Creek, der einen Blick ins Innere des Canyons ermöglicht. Vom Campingplatz aus genossen wir dann den Ausblick auf die roten  Felsen der George Gill Range und wurden mit  einem spektakulären Sonnenuntergang verwöhnt. Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch in der Bar des Resorts, wo eine kleine Band mit Livemusik für Stimmung sorgte.

Um 9.00 Uhr begannen wir mit dem steilen Aufstieg zum nördlichen Rand des Kings Canyon, mit dem der Kings Canyon Walk beginnt. Auf dem Kamm angelangt, führt der Weg, der nicht umsonst als einer der schönsten Australiens gilt, durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen, die Lost City genannt werden. Die Ruinen der verlorenen Stadt und zahlreiche Aussichtspunkte am Canyonrand machen diese Wanderung zu einem zwar anstrengenden, aber eindrucksvollen Erlebnis. Wir stiegen dann in den Garden of Eden hinab, einen Abschnitt des Canyons, der seinem Namen alle Ehre macht. Gleich einer Oase in der wüstenhaften Umgebung erinnern hier Farne und Palmen mit ihrer regenwaldähnlichen Atmosphäre daran, dass dieser Teil Australiens einmal zur tropischen Klimazone gehörte. Im Garten Eden machten wir an dem Wasserloch, an dem der Weg endet, eine ausgiebige Pause. Zum Abschluss ging es wieder hinauf auf den Canyonrand mit weiteren Einblicken in den Garden of Eden. Wiederum durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen gingen wir dann auf der Südseite des Canyons zum Parkplatz zurück.  Zwar ist dieser Weg nur etwa 6 km lang, durch die vielen Kletterabschnitte aber recht anstrengend und zeitaufwendig. Wir haben inklusive aller Fotostopps und Pausen 4 Stunden gebraucht und waren etwas erschöpft, als wir wieder am Auto ankamen. Nach einem Einkaufsstopp im Kings Canyon Resort machten wir es uns in unserem Roadrunner gemütlich und genossen ein weiteres Mal den Blick von unserem Stellplatz auf die Felsen der George Gill Range. Leider war der Sonnenuntergang aufgrund des bewölkten Himmels nicht ganz so schön wie am Vorabend.

In der Nacht gab es einen heftigen Regenschauer und auch am Morgen ließ der wolkenverhangene Himmel nichts Gutes erahnen. Immerhin konnten wir noch im Trockenen alles verpacken, als wir uns jedoch auf den Weg zurück nach Alice Springs gemacht hatten, fing es wieder an zu regnen. Mit kurzen Stopps an den Roadhouses von Mount Ebenezer , Erldunda  und Stuarts Well  brachten wir die langweiligen, fast 500 km bis Alice Springs hinter uns. Nördlich von Erldunda hörte es dann auch wieder auf zu regnen und es wurde deutlich wärmer. Bei sommerlichen 25° C erreichten wir Alice Springs  und bezogen wieder auf dem Mac Donnell Range Holiday Park Quartier. Per SMS erfuhren wir, dass Walli und Jochen jetzt auch in Alice sind. Per Handy haben wir uns dann für heute Abend verabredet. Nach einer Erholungspause auf dem Campingplatz fuhren wir in die Innenstadt von Alice Springs und trafen uns mit Walli und Jochen. Im Overlanders Steakhouse schlemmten wir, wie schon bei unserem ersten Besuch vor knapp fünf Jahren, mit dem "The Drovers Blowout" Menü in regionalen Spezialitäten wie Emu, Känguru, Krokodil, Kamel und Barramundi. Anschließend ging es zur Didgeridoo-Show von Andrew Langford ins „Sounds of Starlight Theatre“. Unterstützt von Keyboard und Percussion und hinterlegt mit einer Dia-Show mit Bildern aus dem Roten Zentrum stellt Andrew Langford eindrucksvoll sein Können am Didgeridoo unter Beweis. Seit nunmehr acht Jahren gilt seine Show zu Recht als das beste Abendprogramm von Alice Springs.

Das vom Campingplatz angebotene „Pancake Breakfast“ war nicht nur ausgesprochen lecker, zugleich war es auch echtes soziales Ereignis. Wir kamen mit anderen Campern ins Gespräch und haben uns sehr nett mit ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Australiern unterhalten, die wir schon am Kings Canyon und am Roadhouse von Erldunda getroffen hatten. So dauerte das ganze Frühstück fast zwei Stunden und wir machten uns relativ spät auf den Weg in die Stadt. Leider fand heute der Kunsthandwerkermarkt in der Todd Mall nicht statt, obwohl der zweite Sonntag im Monat war. Auch die Kunstgalerien, die wir uns ansehen wollten waren geschlossen, so dass wir uns mit dem Besuch eines Internetcafes begnügen mussten. Nach den extrem langsamen und teuren  Automaten in Yulara konnten wir wieder einmal in Ruhe Mails lesen und beantworten, sowie einen Blick auf unsere Konten werfen. Nach einem Großeinkauf hatten wir keine rechte Meinung mehr uns noch etwas anzusehen und fuhren zum Campingplatz zurück. Bei herrlichem, sommerlich warmem Wetter verlebten wir einen faulen Nachmittag auf dem Platz. Mit Lesen, Didgeridoo spielen und ein wenig „Hausarbeit“ war auch diese Zeit gut ausgefüllt.

In den Abendnachrichten gab es heute einen Bericht vom Garma-Festival, dem größten Aboriginal-Festival in Australien, das jetzt im östlichen Arnhemland stattfindet. Eigentlich hatten wir vorgehabt, dieses Fest zu besuchen, die hohen Kosten (inklusive Anreise ca. 4.000 AUD) und die terminliche Festlegung hatten uns dann jedoch abgeschreckt. Mittlerweile haben wir auch noch von anderen Veranstaltungen dieser Art erfahren, deren Besuch wesentlich günstiger ist, leider waren nur die Termine für uns nicht machbar. So bleibt noch etwas für spätere Reisen übrig. 

MacDonnell Ranges
Die mehr als 1.500 m hohen MacDonnell Ranges ziehen sich über eine Strecke von rund 400 km quer durch das Zentrum Australiens. Die geologische Entwicklungsgeschichte der MacDonnell Ranges begann vor rund 850 Millionen Jahren. Uralte Gesteinsschichten wurden vom Sand eines riesigen Binnenmeeres bedeckt. Mit der Zeit trocknete das Meer aus und hinterließ weiches Schlick- und Kalkgestein, das sich aus den Ablagerungen gebildet hatte. Die Sandkörner verbanden sich zu Quarzit. Vor 350 Millionen Jahren entstand durch Aufwerfungs-, Komprimierungs- und Faltungsprozesse ein Gebirgsmassiv, das wahrscheinlich mehrere Kilometer hoch war – die ursprünglichen MacDonnell Ranges. Durch massive Erosion blieb von dem alten Gebirge nur noch der Kern stehen – die heutigen MacDonnell Ranges. Typisch für die MacDonnell Ranges sind die roten Felsen, die häufig von Tälern und Schluchten unterbrochen werden, in denen sich permanente Wasserlöcher gebildet haben. Geschützt vor äußeren Einflüssen hat sich um diese „Water Holes“ eine einzigartige Pflanzenwelt gebildet, wie sie sonst nirgendwo in Australien angetroffen werden kann.

Nach einem kurzen Stopp in Alice Springs, machten wir uns über den Ross Highway auf den Weg in die Eastern MacDonnell Ranges. Nach nur 16 km erreichten wir die Emily Gap, eine heilige Stätte der Arrernte Aborigines. Die Felsmalereien in der kleinen Schlucht stellen die drei Raupen Yeperenye, Ntyarlke und Utnerrengatye dar, die eine wichtige Bedeutung in der Traumzeit dieses Stammes haben. Auch in der 8 km weiter östlich gelegenen Jessie Gap finden sich Felsmalereien zu diesem Thema. Der Corroboree Rock, ein seltsam geformtes Gebilde aus 800 Millionen Jahre altem Kalkstein, diente den Aborigines als Aufbewahrungsort für heilige Gegenstände, die in bestimmten Zeremonien verwendet wurden. In der Trephina Gorge, die mit ihren Klippen, Fluß-Eukalypten und malerischen Wanderwegen die spektakulärste Sehenswürdigkeit in den Eastern MacDonnell Ranges ist, sicherten wir uns einen Stellplatz auf dem schön gelegenen, einfachen Campingplatz. Als wir gerade eine kleine Mittagspause machten, kamen Walli und Jochen und wir haben geschnackt. Mit über 35° C im Schatten hatten wir heute den bisher heißesten Tag im Outback und wir waren froh, die größte Hitze auf unserem schatten Stellplatz verbringen zu können. Als es sich etwas abgekühlt hatte, machten wir uns zu viert auf die kurze Wanderung durch die schöne Schlucht. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir noch gemütlich zusammen gesessen und uns über Gott und die Welt unterhalten und ein bisschen Didgeridoo gespielt. Es kühlte auch am Abend gar nicht richtig ab, als wir um kurz nach 23:00 Uhr ins Bett gingen waren immer noch fast 30° C.

Trotz der Hitze konnten wir gut schlafen und haben erstmals unseren Duschsack ausprobiert. Über Nacht hatte sich das Wasser natürlich wieder abgekühlt aber es war eine sehr schöne Erfrischung. Unsere Wohnraumbatterien scheinen ihren Geist aufgegeben zu haben, denn nach nur einer Nacht war die Spannung soweit abgefallen, dass unsere Kontrollanzeige keinen Wert mehr anzeigte und das Batteriesymbol blinkte. Wir werden uns also in den nächsten Tagen neue Batterien beschaffen müssen, da wir sonst nicht mehr ohne Stromanschluss übernachten können. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedeten wir uns von Walli und Jochen, die jetzt in Richtung Uluru weiterfahren, während wir uns die Western MacDonnell Ranges ansehen wollen. 

Der 1994 gegründete West MacDonnell National Park  fast die bis dahin in getrennten Parks geschützten Attraktionen der westlichen MacDonnell Ranges zusammen. Wir erreichten genau zur richtigen Zeit, gegen Mittag, die schmale Felsschlucht Stanley Chasm.  Nur wenn die Sonne am höchsten steht, hat sie eine Chance etwas Licht in weniger als 10 m breite und bis zu 80 m hohe Sclucht zu bringen. Die senkrechten Felswände erstrahlen dann in einem glühenden Rot. Wir verließen den Larapinta Drive, der zur Aboriginal-Siedlung Hermannsburg führt und folgten dem Namatjira Drive, der uns zu den weiteren Attraktionen der Western MacDonnell Ranges brachte.

Das Ellery Creek Big Hole  ist ein schöner Pool vor einer beeindruckenden Felskulisse. An den Ochre Pits  erläutern Tafeln die Bedeutung dieser natürlichen Farbpigmente für den Körperschmuck und die Malereien der Aborigines. Bei dem farbigen Gestein handelt es sich um verwittertes Kalkgestein, dessen unterschiedliche Farbgebung durch den Gehalt an Eisenoxiden bestimmt wird. Als letzten Programmpunkt für heute sahen wir uns die Glen Helen Gorge  an. Der Finke River, einer der ältesten Wasserwege der Erde, durchschneidet hier die MacDonnell Range in einer eindrucksvollen Schlucht. Da es im Glen Helen Resort Stellplätze mit Stromanschluss gibt, gaben wir unseren ursprünglichen Plan in der Ormiston Gorge zu übernachten auf und blieben hier.

Schon in der Nacht hatte es angefangen zu regnen und auch am Morgen war es noch sehr trübe mit gelegentlichen Schauern. Wir machten uns auf den Rückweg in Richtung Alice Springs. Nach wenigen Kilometern bogen wir zur Ormiston Gorge  ab, die als schönste und spektakulärste Schlucht der MacDonnell Ranges gilt. Die rot- und purpurfarben leuchtenden Felsen umrahmen  einen schönen Pool. Wir hatten das Glück, dass die Sonne einige Male den Weg durch die Wolkenschicht fand und die Felswände in ein wunderschönes Licht tauchte. Unseren letzten Stopp in den westlichen MacDonnell Ranges machten wir am Simpsons Gap . Hier hat sich das Bachbett des Roe Creek im Laufe der Jahrtausende tief in die Quarzfelsen der Rungutjiba Ridge gegraben. In den Felswänden konnten wir einige Black-footed Rock Wallabies beobachten, die sich hier angesiedelt haben.

Zurück in Alice Springs  machten wir uns auf die Suche nach neuen Batterien für unseren Roadrunner. Nach einigem hin und her wurden wir schließlich fündig: Zwei neue Batterien in der richtigen Größe und noch dazu mit mehr Kapazität als die alten. Nachdem wir unser gesamtes Gepäck ausgeladen und das Batteriefach geöffnet hatten, machte sich der Techniker von Battery World sehr sorgfältig und vorsichtig an die Arbeit. Um 465 AUD erleichtert aber froh wieder voll ausgerüstet zu sein, ergänzten wir unsere Vorräte und bezogen wieder auf dem MacDonnell Range Holiday Park Quartier. Hier sahen wir uns nach dem Abendessen die „Red Centre Show“ an: Geoff O´Mallee, selbsternannter Entertainer, Musiker, Sänger und Poet sorgte mit seinen Balladen und Geschichten aus dem Outback für knapp zwei Stunden sehr gute Unterhaltung.

Für die nächsten Tage ist „The Track“, wie die Australier den Stuart Highway nennen, der rote Faden unserer Reise. Die Verbindungsstrecke Alice Springs – Darwin war bis zum Zweiten Weltkrieg eine Schotterpiste. Als Folge japanischer Angriffe auf Darwin und der damit verbundenen Versorgungsschwierigkeiten für die Stadt entschloss man sich, den Highway auszubauen und zu asphaltieren.

Wir passierten wieder den Wendekreis des Steinbocks und machten am Roadhouse von Ti-Tree  eine kurze Pause. Ziel unserer heutigen Etappe war die Devils Marbles Conservation Reserve . Unseren Plan noch einmal durch diese faszinierenden Felsformationen zu wandern und wie beim letzten Mal die magischen Lichtspiele des Sonnenuntergangs zu erleben, machte das Wetter leider zu Nichte. Wir waren gerade fertig eingerichtet und hatten einen kleinen Rundgang durch einen Teil des Parks gemacht, den wir bei unserem ersten Besuch noch nicht durchwandert hatten, als es anfing zu regnen. Erst als die Sonne schon längst am Horizont verschwunden war beruhigte sich das Wetter wieder etwas. Ein wenig enttäuscht blieb uns nur die Hoffnung auf eine Wetterbesserung.

In der Nacht hat es noch weiter geregnet, aber am Morgen schien die Sonne und Geli konnte an ihrem 40. Geburtstag doch noch, wie sie es sich gewünscht hatte, einen Spaziergang durch die im Licht der Morgensonne erstrahlenden Teufelsmurmeln machen. Wir haben in der Felslandschaft noch ein wenig Didgeridoo gespielt, ehe wir uns wieder auf den Weg gemacht haben. In Tennant Creek  wollten wir in einem Internetcafe im Web nach Geburtstagsgrüßen sehen, doch das Cafe war geschlossen. Auch in der Bücherei hieß es zunächst, dass eine Verbindung ins Internet heute nicht möglich sei, aber schließlich hat es dann doch noch geklappt. So konnte Geli sich ihre Glückwünsche doch noch abholen.

Top End

In Three Ways  erreichten wir wieder die Kreuzung, an der wir vor gut zwei Wochen aus Richtung Osten kommend auf den Stuart Highway getroffen waren. Weiter nördlich befindet sich in Renner Springs  nicht nur ein Roadhouse, diese Niederlassung gilt auch als Grenze zwischen dem Roten Zentrum und dem Top End, das im Bereich der Tropen liegt und durch saisonale Regenfälle bewässert wird. Diese Grenze machte sich langsam auch am Straßenrand bemerkbar: Eukalyptusbäume lösen die bislang vorherrschenden Akazien ab und wüstenartige Ebenen gehen in dichter bewachsene Flächen über. Elliot  fanden wir so schrecklich, dass wir nicht einmal angehalten haben und die fällige Pause lieber außerhalb am Straßenrand gemacht haben.

In Daly Waters  verließen wir nach gut 500 km den Stuart Highway und sicherten uns auf dem einfachen Campingplatz des Daly Waters Pub einen Stellplatz. Der urige Pub erfreut sich trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner Abgeschiedenheit sehr großer Beliebtheit. Er geht auf das Jahr 1893 zurück und gilt damit als die älteste Bar im Northern Territory. Einen Teil seiner Atmosphäre verdankt der Schankraum den Hinterlassenschaften der internationalen Besucher: Visitenkarten, Banknoten aus aller Welt, Unterwäsche, ja sogar Führerscheine zieren die Wände der nostalgisch eingerichteten Kneipe. Als wir nach dem Abendessen auf Gelis Geburtstag anstoßen wollten, kamen wir gerade rechtzeitig zum Auftritt eines Countrysängers. Das Programm war ganz nett, erreichte aber nicht die Klasse des Geoff O´Mallee aus Alice Springs.

Nach etwa 170 km erreichten wir Mataranka , das durch den 1908 von Jeannie Gunn geschriebenen Roman „We of the Never Never“ nicht nur innerhalb Australiens bekannt geworden ist. Der Roman beschreibt das Leben der Autorin auf der Elsey Station in der Nähe von Mataranka. Die Farm wurde 1982 für die Verfilmung des Buches originalgetreu wieder aufgebaut und kann heute besichtigt werden. Hauptattraktion sind jedoch die zum Elsey National Park  gehörenden Mataranka Thermal Springs, deren 34° C warmes Schwimmbecken von Papierrindenbäumen und Livistonia Palmen umgeben ist – eine echte Oase. Bei Lufttemperaturen von fast 40° C hatten wir jedoch keine Lust auch noch ein warmes Bad zu nehmen und begnügten uns mit dem kurzen Spaziergang entlang der Quellen und des Roper River.

Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter nach Katherine , wo wir wieder bekanntes Terrain erreichten. Für die nächsten Wochen werden wir weitestgehend einer Route folgen, die wir vor zwei Jahren in einem gemieteten Allradcamper von Darwin nach Perth zurückgelegt hatten. In Katherine beschafften wir uns im Visitor Centre Informationen zum vor uns liegenden Gebiet und haben Gelis Geburtstagsessen mit einer leckeren Pizza nachgeholt. In zwei Läden der Katherine Art Gallery habe ich verschiedene Didgeridoos ausprobiert, die hier wirklich in recht guter Qualität und zu akzeptablen Preisen angeboten werden.


Nitmiluk National Park
Von Katherine aus erreichten wir nach knapp 30 km die Katherine Gorge, den Hauptteil des  über 1.800 km² großen Nitmiluk National Park . Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem im Park gelegenen Campingplatz und buchten einen Bootsausflug in die Schlucht. Die Katherine Gorge ist eine gigantische, 12 km lange Schlucht, die der Katherine River im Laufe der Jahrtausende in das Arnhem Plateau gegraben hat. Die Schlucht ist unterteilt in 13 Teilschluchten, die wie Staustufen voneinander getrennt sind. Die einzigartig raue und zerklüftete Landschaft mit ihren bis zu 100 m hohen Felsklippen aus grauem und orangefarbenem Sandstein gehört zu den bedeutendsten Naturattraktionen Australiens.

Auf dem Campingplatz tummelten sich nach Einbruch der Dunkelheit die Wallabies und wir konnten, während wir der Livemusik im Bistro des Nitmiluk Centres lauschten, Fliegende Hunde (flying foxes) beobachten. Wir haben jetzt wirklich wieder tropische Regionen erreicht, die Außentemperatur lag auch beim Schlafengehen noch bei fast 30° C. An diese Hitze müssen wir uns erst wieder einmal gewöhnen.

Da unsere Bootstour erst um 11:00 Uhr losgehen sollte, hatten wir ausreichend Zeit und konnten es ganz ruhig angehen lassen. Auf dem Weg zum Bootsanleger kamen wir an der Kolonie der Flughunde vorbei, die diesmal noch zahlreicher vertreten waren als bei unserem Besuch vor zwei Jahren. Pünktlich legte das Boot ab und wir machten uns auf den Weg, diese herrliche Schluchtenlandschaft zu erkunden. Der Wasserstand war deutlich niedriger als beim letzten Mal, was die Portagen für die Kanuten wohl noch unangenehmer machte. Im Ausflugsboot konnten wir die Landschaft auf uns wirken lassen und die Informationen der Rangerin gaben zudem einen weiteren Einblick in das Ökosystem der Katherine Gorge. Am Ende der ersten Schlucht mussten wir aussteigen und uns zu Fuß zum Beginn der zweiten Schlucht begeben. Dabei konnten wir eine riesige Felszeichnung der Jawoyn-Aborigines bewundern. In einem kleineren Boot ging es dann auf der zweiten Schlucht weiter, die als einer der schönsten des ganzen Schluchtensystems gilt. Die 1.650 Millionen Jahre alten, roten Sandsteinklippen sind hier noch schroffer und stehen enger zusammen, so dass man die Erhabenheit dieser Naturschönheit noch eindrucksvoller zu spüren bekommt. Am Ende der zweiten Schlucht war das Ende unserer zweistündigen Tour erreicht und es auf dem gleichen Weg zum Ausgangspunkt zurück. Für die gleiche Strecke hatten wir vor zwei Jahren mit dem Kanu fast sechs Stunden gebraucht und es war interessant die Katherine Gorge diesmal auf andere Weise erlebt zu haben. Auf dem Parkplatz am Visitor Centre entdeckte Geli ein riesiges, geländegängiges Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen (Neuwied am Rhein). Leider waren die Besitzer ausgeflogen, so dass wir keinen Kontakt aufnehmen konnten, aber vielleicht sehen wir sie ja noch einmal wieder.

In Katherine haben wir Vorräte für den Kakadu National Park gebunkert und Geli hat an den Internet-Terminals in der Art Gallery ihre Geburtstagsgrüße gelesen und beantwortet. Ich nutzte die Gelegenheit noch einmal in aller Ruhe die angeboten Didgeridoos auszuprobieren und habe mich sehr nett mit dem Betreiber der Galerie unterhalten.

Nach 42 km auf dem Stuart Highway bogen wir auf die Zufahrtsstrasse zur Edith Falls Section des Nitmiluk National Parks ab, die in der Sprache der Aborigines „Leliyn“ genannt wird. Die Straße endet an einem Parkplatz für Tagesbesucher und einem kleinen, vom Nationalpark unterhaltenen Campingplatz, auf dem wir uns einen Stellplatz gesichert haben. Nachdem wir uns eingerichtet und umgezogen hatten, erreichten wir über einen kurzen Weg ein großes offenes Felsbecken, das von Eukalypten und Schraubenpalmen gesäumt wird. Der untere Teil der in mehrere Kaskaden unterteilten Edith Falls ergießt sich in den hinteren teil dieses Beckens. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad in dem etwa 25° C warmen Wasser – was für ein Genuss. Während wir zu den Wasserfällen schwammen, wurden die Felsen von der untergehenden Sonne in ein phantastisches Licht getaucht. Das Abendessen fand dann unter dem grandiosen australischen Sternenhimmel statt, an dem uns immer das Kreuz des Südens und die deutlich zu erkennende Milchstraße ganz besonders faszinieren. Was geht es uns doch gut!

Gleich nach dem Frühstück, noch vor der großen Hitze, machten wir uns auf den 2,6 km langen Leliyn Loop, der zu den oberen Kaskaden der Edith Falls hinauf führt. Vom Bemang Lookout hatten wir einen herrlichen Blick auf die oberen Wasserfälle und die von ihnen gebildeten Wasserbecken, die sich sehr gut für ein erfrischendes Bad eignen. Nach fast genau zwei Stunden waren wir wieder am Auto und haben uns noch einmal die unteren Fälle angesehen. Gestärkt durch ein Eis machten wir uns auf den Weg zum Kaladu National Park.

Einige Kilometer südlich von Pine Creek hatten wir plötzlich das geländegängige Riesenwohnmobil aus Neuwied vor uns, das uns gestern aufgefallen war. Wir haben überholt und dann die nächstmögliche Parkbucht angefahren – unser Plan ging auf, auch die anderen hielten an. Wir waren auf Antje und Peter getroffen, die zusammen mit ihrem siebenjährigen Sohn Louis seit zweieinhalb Jahren unterwegs sind. Das Fahrzeug haben sie von der Bundeswehr übernommen und Peter hat es in zweijähriger Arbeit eigenhändig um- und ausgebaut. Wirklich ein traumhaftes Auto, das allerdings 30 Liter Diesel für 100 km benötigt, um die 19 Tonnen Gesamtgewicht zu bewegen. Da waren wir dann doch wieder froh in einem ökonomisch günstigerem „Kleinwagen“ unterwegs zu sein. Wir haben uns fast zwei Stunden lang angeregt unterhalten, ehe wir unsere Fahrt fortsetzten.

Kakadu National Park
In Pine Creek  bogen wir auf den Kakadu Highway ab und erreichten nach gut 60 km die Grenze des Kakadu National Park. An der Rangerstation am Parkeingang erfuhren wir dann auch gleich, dass die Gunlum Falls und die Jim Jim Falls ausgetrocknet sind und die Twin Falls aufgrund eines Salzwasserkrokodils nicht besichtigt werden können. So waren wir froh, dass wir vor zwei Jahren wenigstens die Gunlum Falls gesehen hatten, damals war die Zufahrt zu den Jim Jim Falls aufgrund von Überschwemmungen aber ebenfalls nicht möglich gewesen.

Der Kakadu National Park  ist der größte und bekannteste Nationalpark Australiens. Der 20.000 km² große Park ist nicht nur Naturschutzgebiet sondern auch kulturell von herausragender Bedeutung: Er enthält eine der schönsten und umfangreichsten Sammlungen an Felsmalereien in der Welt. Er ist als World Heritage Site von der UNESCO unter Schutz gestellt worden und zwar sowohl aufgrund seiner herausragenden natürlichen Merkmale als auch wegen seiner kulturellen Einzigartigkeit. Seinen Namen verdankt dem hier lebenden Gagadju-Stamm der Aborigines, der in dieser Region seit mindestens 60.000 Jahren beheimatet sind. Der Kakadu National Park ist der Lebensraum von 280 verschiedenen Vogel-, 60 Säugetier-, 75 Reptilien-, 25 Frosch-, 55 Fisch- und mehr als 10.000 Insektenarten.

Der Kakadu Highway führte uns durch eine weite Graslandsavanne, in der einige stattliche Exemplare von Termitenhügeln zu sehen waren. Auf dem Campingplatz der Gagudju Cooinda Lodge sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und nahmen unseren telefonisch reservierten Tickets für einen Bootsausflug auf dem Yellow Waters Billabong in Empfang. Dieser Billabong, so nennen die Australier eine Wasserstelle im Outback, bietet in der Trockenzeit die einmalige Gelegenheit zahlreiche Tiere zu beobachten, die auf dieses Wasser angewiesen sind. Da wir uns für die früheste Tour, Beginn 6:45 Uhr, angemeldet hatten, gingen wir heute rechtzeitig schlafen.

Die Bootstour von Yellow Waters war traumhaft schön: Per Shuttle Bus ging es vom Campingplatz zum Anleger am Yellow Water Billabong. Der Wasserstand war noch nicht so niedrig, dass die Tiere gezwungen werden sich an bestimmten Stellen zu versammeln aber immerhin niedrig genug, um zahlreiche Tiere zu Gesicht zu bekommen. Neben den Beobachtungen von Reihern, Gänsen, Enten, Kormoranen, verschiedenen Raubvögeln, Salzwasserkrokodilen und einer Baumschlange war der Sonnenaufgang über den spiegelglatten Wasserflächen dieses Feuchtgebietes ein absoluter Höhepunkt. Vom Yellow Water Billabong führte die Tour auf den South Alligator River durch ein landschaftlich sehr schönes und abwechslungsreiches Schwemmland. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge – eine absolut empfehlenswerte Tour.

Nach einer kurzen Pause auf dem Campingplatz packten wir unsere Sachen zusammen und machten auf dem Rückweg zum Kakadu Highway einen Stopp am Wrradjan Aboriginal Cultural Centre. Dieses Kulturzentrum versucht den Besucher in die Lebensweise und Kultur der Abrigines einzuführen und hat uns ganz gut gefallen. Am Nourlangie Rock führte uns ein kurzer Wanderweg zur Anbangbang Gallery und Shelter, die sehr schöne Felszeichnungen enthalten, die uns sehr gut gefallen haben. Auf dem Parkplatz fiel uns ein deutsches Wohnmobil mit Coesfelder Kennzeichen auf. Als wir zum Auto zurückkamen, sahen wir den Camper nur noch wegfahren. Ehe wir auf die Hauptstrasse zurückkehrten, sahen wir uns noch den Anbangbang Billabong an. Zahlreiche Wasservögel, darunter auch die riesigen australischen Pelikane bevölkerten das relativ kleine Wasserloch. Auf dem Parkplatz am Billabong kam es dann doch zu einem Treffen mit den Coesfeldern: Maite und Werner haben in eineinhalbjähriger Arbeit eine Leerkabine auf einem Allrad-Mercedeschassis zu einem traumhaft schönen Wohnmobil ausgebaut. Nach zahlreichen Reisen innerhalb Europas soll es jetzt für neun Monate durch Australien gehen. Wir haben uns sehr nett unterhalten und dabei erfahren, dass auf dem Campingplatz am Ubirr Rock Millionen Moskitos das Campen zur Qual machen. Wir beschlossen daher unseren Plan zu ändern und stattdessen in Jabiru zu übernachten.

So fuhren wir zunächst nach Jabiru und sicherten uns einen Stellplatz auf dem Campingplatz an der Kakadu Lodge. Danach ging es in den äußersten Nordosten des Parks, an den East Alligator River, der die Grenze zum Arnhem Land bildet, das als Selbstverwaltungsgebiet der Aborigines nur mit einer besonderen Genehmigung besucht werden darf. Auf dem Parkplatz am Ubirr Rock sprachen uns dann Iris und Andre an, die uns schon einige Male in Queensland gesehen und zwischenzeitlich Jutta und Martin getroffen hatten und daher sogar schon unsere Namen kannten – Australien ist doch nur ein Dorf! Die beiden haben sich in Sydney einen alten Bus gekauft und wollen ebenfalls neun Monate in Australien bleiben. Gemeinsam konnten wir dann die zum Teil über 20.000 Jahre alten Felszeichnungen bewundern. Erwähnenswert unter den verschiedenen vertretenen Stilrichtungen sind die strichmännchenartigen "Mimi-Figuren", die zu den ältesten Felszeichnungen im Park gehören und der auffälligere, jedoch erheblich jüngere "Röntgenstil". Mit dem Aufstieg zum Aussichtspunkt über das Nardab Schwemmland beendeten wir unseren Abstecher in den hohen Norden des Parks und fuhren nach Jabiru zurück. Der Pool des Campingplatzes verhalf uns dann zu einer angenehmen und ersehnten Abkühlung und beendete einen schönen, erlebnisreichen Tag.

Nach einem gemütlichen Start in den Tag, beginnend mit einem weiteren Bad im herrlichen Pool des Campingplatzes fuhren wir zum Bowali Visitor Centre, konnten aber aufgrund eines Stromausfalles keinen der angebotenen Videofilme oder Diavorträge über den Kakadu National Park ansehen. Auf dem Arnhem Highway machten wir uns auf den Weg in Richtung Darwin. Als letzte Station innerhalb des Nationalparks sahen wir uns die Mamukala Wetlands an und konnten von der Beobachtungsplattform aus zahlreiche Wasser- und Watvögel, darunter auch Jabirus, die einzigen Storchenvögel Australiens beobachten. In etwa die gleiche Artenvielfalt bot sich uns auch im Leaning Tree Lagoon Nature Park, der über eine kurze Schotterpiste zu erreichen ist.

Direkt an der Straße stehen die „Cathedral of the North Termite Mounds“, einige riesige Termitenhügel. Am Adelaide River Crossing  verließen wir den Highway und nahmen an einer einstündigen Bootstour auf dem Adelaide River teil. Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Bootes wurde dadurch verkürzt, dass einige Schlangen aus den Terrarien genommen und herumgereicht wurden – es handelte sich dabei, wie uns versichert wurde, um ungiftige Würgeschlangen. Es war auf jeden Fall einmal interessant diese faszinierenden Tiere aus der Nähe betrachten und auch anfassen zu können. Die „Jumping Crocodile Cruise“ machte ihrem Namen dann alle Ehre. In diesem Abschnitt des Adelaide River wimmelt es geradezu von Salzwasserkrokodilen, von denen es die größten Exemplare auf über 5 m Länge und ein Gewicht von fast 1.000 kg bringen. Mittels eines an einer Art Angel befestigten Fleischbrockens werden die „Salties“ angelockt und schnellen ihre massigen Körper aus dem Wasser, um nach dem angebotenen Leckerbissen zu schnappen. Diese urzeitlichen Tiere einmal aus nächster Nähe in voller Aktion zu sehen war schon ein eindrucksvolles Erlebnis, auch wenn das Ganze natürlich einen gewissen Zirkuscharakter hat.

Im „Window on the Wetlands Visitor Centre“ verschafften wir uns im wahrsten Sinne des Wortes einen Überblick über das das Ökosystem Schwemmland. Der eigentümliche Bau bietet neben verschiedenen Dioramen und interaktiven Exponaten auch eine herrliche Aussicht auf die Feuchtgebiete entlang des Adelaide Rivers.

Einige Kilometer südlich von Darwin fanden wir auf dem Howard Springs Caravan Park einen Stellplatz, den wir gleich für zwei Nächte reserviert haben. Ab 19:00 Uhr wurden von den Betreibern des Platzes beim „Sussage Sizzle“ nicht nur Grillwürstchen angeboten, es gab auch noch Livemusik. Der Musiker war wirklich sehr gut, neben einer sehr vielseitigen Stimme hat er mit Keyboard, Gitarre und Mundharmonika für Stimmung gesorgt.

Darwin
In den 100 Jahren nach der europäischen Besiedlung 1869 war Darwin  ein Außenposten des Britischen Königreichs mit riesigen Viehzuchtfarmen in der Umgebung. In ihrer kurzen Geschichte erlebte die Stadt den Goldrausch um 1890, das Leben als Alliiertenfront im Zweiten Weltkrieg und die fast völlige Zerstörung durch den Wirbelsturm Tracy am Weihnachtsabend 1974. Darwin ist heute zwar eine moderne, aber nicht hektische Stadt, in der 50 Völkergruppen asiatischen Ursprungs mit Aborigines und Europäern friedlich zusammenleben. Die Hauptstadt des Northern Territory hat knapp 90.000 Einwohner und zählt zu den am schnellsten wachsenden Städten Australiens.

Unser erster Tag in Darwin sollte ein fast reiner Arbeitstag werden: Noch auf dem Campingplatz haben wir die Antragsformulare für unsere Visumverlängerung ausgefüllt, die ich schon vor Antritt unserer Reise aus dem Internet herunter geladen und ausgedruckt hatte. Im Büro der Einwanderungsbehörde wollte man noch einen Nachweis unserer finanziellen Situation und unsere Flugtickets sehen. In einem Internetcafe druckten wir die verlangten Kontoauszüge und mit allen Unterlagen bewaffnet ging es wieder zur Einwanderungsbehörde. Innerhalb weniger Minuten hatten wir unsere neuen Visa, gültig bis zum 31.12.03, in den Pässen und hatten damit den wichtigsten Teil unserer Arbeit schnell erledigt. Es folgten eine Autowäsche und ein Großeinkauf, ehe es zum Campingplatz zurückging.

Nach einer Ruhepause fuhren wir mit dem vom Campingplatz angebotenen Shuttle-Bus zu den Mindil Beach Sunset Markets. Hier werden neben Kunsthandwerk und Trödel auch Köstlichkeiten vor allem aus dem asiatischen Raum angeboten. Ein herrlicher Sonnenuntergang über der Timor Sea, sowie zahlreiche Unterhaltungskünstler tragen außerdem zur schönen Atmosphäre dieses riesigen Marktes bei. Wir haben sehr lecker indisch gegessen und ich war überrascht, dass die angebotenen Didgeridoos trotz des relativ günstigen Preisniveaus von recht guter Qualität waren. Wer ein günstiges Didge mit gutem Klang sucht, kann hier fündig werden und muss nicht mehr als 150 AUD anlegen. Wir haben uns sehr zurückgehalten und nur einen geflochtenen Korb für unser Obst und ein Paar „Clapsticks“ zur rhythmischen Begleitung des Didgerdidoo-Spiels gekauft. Auf dem Parkplatz des Marktes herrschte ein reges Gedränge und wir waren froh den bequemeren Weg des Bustransfers gewählt zu haben.

Auf dem Weg in die Innenstadt von Darwin sicherten wir uns einen Stellplatz auf einem näher am Zentrum gelegenen Campingplatz. Am State Square, wo die Regierungs- und Verwaltungsgebäude des Northern Territory stehen, fanden wir einen Parkplatz und spazierten durch die Straßen rund um die Fußgängerzone Smith Mall. Ich habe weitere Didgeridoos ausprobiert und in einem Campingladen konnten wir Ersatz für unseren kaputten Faltkanister bekommen. Wir fuhren dann an der Esplanade, der Promenadenstraße Darwins entlang und machten am Mindil Beach eine Mittagspause.

Das  Museum and Art Gallery of the Northern Territory präsentieren die regionale Kunst und Kultur der Aborigines, Meeresforschung und Naturgeschichte. Die Aboriginal-Kunstsammlung gehört zu den besten ihrer Art und bietet schöne Zeichnungen und Rinden-Malereien. Gezeigt wird außerdem eine Ausstellung über den Wirbelsturm Tracy sowie Modelle, die die Evolution einiger einzigartiger Tiere des Top End erklären, darunter das über fünf Meter lange ausgestopfte Krokodil namens „Sweetheart“. Wir hatten das Glück eine Sonderausstellung mit in Australien gefundenen Diamanten sehen zu können, darunter den größten Rohdiamanten, der jemals in Australien gefunden wurde. Das an einen großen Glassplitter erinnernde Stück hat einen Wert von über 1 Million AUD, aufgeteilt und geschliffen wird der Wert noch wesentlich höher sein. An der Küste der Fannie Bay entlang fuhren wir zur East Point Recreation Reserve. Dieser kleine Park bietet herrliche Ausblicke auf die Timor Sea. Damit beendeten wir unser Besuchsprogramm in Darwin und fuhren zum Campingplatz.

Litchfield National Park
Wir fuhren auf dem Stuart Highway in südlicher Richtung und kamen kurz vor dem Abzweiger zum Litchfield National Park an einem liegen gebliebenen Auto vorbei. Wir fragten, ob wir helfen können und die Fahrerin bat uns, ihre Versicherung anzurufen, die dann Hilfe organisieren soll, da sie einen Pannenschutz abgeschlossen hat. Unser Handy bekam jedoch keinen Netzzugang, aber wir versprachen von der nächsten sich bietenden Möglichkeit aus zu telefonieren. Diesem Versprechen kamen wir in dem kleinen Ort Batchelor , dem östlichen Zugang zum Litchfield Park, nach.

Der 650 km² große Litchfield National Park  schützt die typische Flora und Fauna des Northern Territory und umfasst das Sandsteinplateau der Tabletop Range, in das sich zahlreiche Flüsse eingegraben haben. Wasserfälle und Badepools sorgen so für die nötige Abkühlung. Wir sahen uns die Magnetic Termite Mounds an, Termitenhügel, die exakt in Nord-Süd-Richtung aufgebaut sind, um die Sonnenerwärmung möglichst gering zu halten. Obwohl die Wet schon recht lange vorbei ist, waren  die Florence Falls noch sehr ansehnlich. Als nächstes sahen wir uns die Buley Rockholes an, kleine malerische Becken, die von einem Bach gespeist werden. Aufgrund des drückend heißen Wetters erfreuten sich die Pools sehr großer Beleibtheit. Die Tolmer Falls stürzen sich in Kaskaden unter einer natürlichen Steinbrücke in ein Becken aus rotem Sandstein. Am besten gefallen haben uns jedoch die Wangi Falls, deren Wassermassen sich in ein schönes Badebecken ergießen. Auf dem Campingplatz an den Wangi Falls sicherten wir uns einen Stellplatz und nutzten am späten Nachmittag, nachdem die meisten Tagesbesucher abgereist waren, die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad. Als wir gemütlich auf unserem Stellplatz saßen kam ein weiterer Camper (Deutsche im Britz-Mobil) und fragten, ob sie sich dazustellen können – was auf diesem Campingplatz auch so vorgesehen ist. Für zwei Camper war der Platz auch noch groß genug. Als dann wenig später aber auch noch zwei deutsche Mädels dazu kamen, die in einem alten (gekauften) Kombi umherziehen, wurde es uns schon zu voll. Dennoch verlebten wir einen schönen Abend unter dem grandiosen australischen Sternenhimmel. Nachdem wir unseren überfüllten Stellplatz verlassen hatten, machten wir von der Parkstraße einen kleinen Abstecher zum  Tabletop Swamp. Außer einigen Reihern war hier jedoch nichts zu entdecken, so dass wir unsere Fahrt in Richtung Batchelor fortsetzten.

In Batchelor  sahen uns die ausgestellten Bilder im Coomalie Cultural Centre an. Eigentlich hat das Centre Sonntags geschlossen, aber wir hatten Glück und wurden von einer der Mitarbeiterinnen trotzdem eingelassen. So konnten wir einige sehr schöne Bilder von örtlichen Aboriginal-Künstlern bewundern. Wir fuhren auf dem Stuart Highway in südlicher Richtung weiter und bogen in Adelaide River auf die als Scenic-Route ausgewiesene Dorat Road ab. Diese schmale aber durchgehend asphaltierte Straße folgt dem Verlauf des alten Stuart Highway und ist auch interessanter als die Hauptstraße. Bei fast 40° C Außentemperatur war uns beiden nicht nach einem Bad in den heißen Quellen des Douglas River Hot Springs Nature Park zumute und nur zum Gucken wollten wir den Umweg von fast 80 km auch nicht machen, so dass wir ganz auf diesen Abstecher verzichteten.

Bei Hayes Creek  erreichten wir wieder den Stuart Highway, den wir für einen Besuch von Pine Creek  noch einmal wieder verließen. Nach einer Mittagspause sahen wir uns in dem kleinen Ort die „The Golden Flower Art Gallery“ an, in der zwei Airbrush-Künstler ihre wirklich sehenswerten Arbeiten präsentieren. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir weiter zu den Edith Falls im Nitmiluk National Park , wo wir den gleichen Stellplatz zugewiesen bekamen wir vor einer Woche. Auch hier nutzten wir wieder die Gelegenheit nach der größten Hitze und dem Abzug der Tagesgäste ein erfrischendes Bad im Pool der Edith Falls zu nehmen. Anschließend machten wir es uns gemütlich und genossen wieder einmal unsere Freiheit in vollen Zügen.

Schon in Katherine , nach nur etwa 60 km, war unsere heutige Etappe wieder zu Ende. In einem Internetcafe haben wir Mails gelesen und beantwortet und danach noch einmal die Didgeridoo-Läden von Katherine abgeklappert. Bei „Top Didj & Art Gallery“, einer Filiale der Katherine Art Gallery wurde ich fündig: Ich habe für 350 AUD ein sehr großes Didgeridoo in der Tonlage „A“ gekauft, dass mir schon bei unserem ersten Aufenthalt in Katherine aufgefallen war. Hoffentlich klappt es diesmal besser mit der Versendung und das Didge kommt heil und unversehrt bei unseren Freunden in Deutschland an. Anschließend haben wir unsere Vorräte etwas ergänzt. Einen Großeinkauf konnten wir nicht starten, da wir in den nächsten Tagen die Grenze zu Western Australia passieren werden und die Mitnahme von Obst und Gemüse hier nicht erlaubt ist.

Auf dem Parkplatz des Visitor Centre legten wir eine ausgedehnte Mittagspause ein, da wir auf den Beginn des „Aboriginal Cultural Day“ warten mussten, der im Rahmen des „Flying Fox Art and Cultural Festival“ stattfinden sollte. Mit einiger Verspätung, hier auch „local time“ genannt, ging es dann los: An einigen Ständen wurde Aboriginal-Kunst präsentiert und etwas später gab es dann noch einen Didgeridoo Wettbewerb, der mich natürlich besonders interessiert hat. Die zehn Teilnehmer, zur Hälfte Aborigines und Backpacker aus aller Herren Länder, gaben eine Präsentation ihres Könnens. Die Vier Besten mussten sich einem Stechen stellen und der Sieger, ein Aborigine aus Katherine konnte 500 AUD Preisgeld in Empfang nehmen. Für mich war es spannend einmal zu sehen welches Niveau dieser Wettbewerb hat und es stellte sich heraus, dass ich ihn sicherlich nicht hätte gewinnen können, aber ich hätte mich bei einer Teilnahme auch nicht schämen müssen. Auf das abschließende Corroboree, eine traditionelle Tanz- und Musikveranstaltung hatten wir dann keine Lust mehr und fuhren zum Campingplatz. Ein kontrolliertes Buschfeuer am Rande des Campingplatz sorgte dann noch einmal für etwas Aufregung, als es außer Kontrolle zu geraten schien, was aber zum Glück nicht der Fall war. Im Pool des Campingplatzes fanden wir eine willkommene Abkühlung nach diesem schwülwarmen Tag.

Gen Westen
Wir verließen Katherine auf dem Victoria Highway in westlicher Richtung. Auf den ersten knapp 200 km gibt es absolut nichts zu sehen, nur Pampa neben der Straße. Ab dem Victoria River Roadhouse, wir hatten inzwischen den Gregory National Park  erreicht, wurde die Landschaft etwas interessanter. Es wurde hügelig und die Abbruchkanten der Schluchten, die der Victoria River in die Landschaft gegraben hat, sorgten für Abwechslung. In Timber Creek  blieben wir auf dem Campingplatz des dortigen Roadhouses. Nachdem wir ausnahmsweise schon am frühen Nachmittag gegessen hatten, machten wir uns um 16:00 Uhr auf die Victoria River Cruise. Geoff, unser Captain, fuhr mit uns auf den mit 800 km Länge größten Wasserlauf des Northern Territory. Auf der dreieinhalbstündigen Tour konnten wir zahlreiche Salz- und Frischwasserkrokodile, Wallabies, Weißbauchseeadler, Keilschwanzweihen, Bussardmilane, einen Jabiru und zwei Dingos beobachten. Nach einem kleinen Snack erlebten wir einen grandiosen Sonnenuntergang auf dem Fluss mit der Yambarran Range als Kulisse. Eine absolut lohnende und empfehlenswerte Tour.

Westlich von Timber Creek wurde die Landschaft wieder etwas abwechslungsreicher und die gewaltigen Flaschenbäume, die Boabs oder Boababs genannt werden, bestimmen zunehmend das Bild. Kurz vor der Grenze zu Western Australia bogen wir auf die teilweise recht raue Schotterpiste in den Keep River National Park  ab. Die bizarren Kalksteinformationen dieses 700 km² großen, recht abgelegenen Parks wirken wie Bilder aus einer vergessenen Welt. Die gesamte Umgebung zeugt von einer Zeit, als Vulkane und Gletscher noch aktiv waren – von geologischen Ereignissen, die überall eigentümliche Gesteinsformen und –farben hinterließen. Heute stellt der Keep River National Park ein landschaftliches Juwel für Buschwanderer, Natur- und Fotofans dar. Der kurze Weg zur Nganalam Art Site führte uns hinein in eine Welt aus bizarren Kalksteinformationen, natürlichen Felsbögen, Balancing Rocks und natürlich zu den bis zu 5.000 Jahre alten Felsmalereien und Ritzzeichnungen. Die Malereien schildern Geschichten aus dem Laben der Aborigines und umfassen einige Handaufstäubungen und Abbildungen von Schlangen, Bumerangs und Speeren. Unter einem großen Felsüberhang blicken zwei riesige, menschenartige Mirriwung-Figuren aus rotem Ocker herab. Auf dem Parkplatz haben wir dann noch unser letztes Obst gegessen, damit wir es bei der Kontrolle an der Grenze nicht abgeben müssen.

Nur wenige Kilometer weiter erreichten wir die Grenze nach Western Australia, die gleichzeitig eine Zeitgrenze ist. Wir bekamen zwar 1,5 Stunden "geschenkt", müssen jetzt aber damit leben, dass die Sonne bereits um 17:30 Uhr untergeht. Unser letztes Gemüse hat Geli noch direkt vor der Grenze gekocht und zu einer Soße für Nudeln verarbeitet. So bestanden wir die Quarantäne-Kontrolle für Obst und Gemüse ohne Probleme und konnten nach Western Australia einreisen.


Western Australia

Der riesige Bundesstaat Western Australia umfasst ein Gebiet von 2.500.000 km² und ist dank seiner außerordentlichen Naturschönheiten in den letzten Jahren als Urlaubsziel immer beliebter geworden. Typisch für die Landschaft sind die weitläufigen Karri-Wälder, die imposanten Gebirgszüge und Wildblumenwiesen, aber auch die unendliche Weite ungezähmter Wildnis. An der Küste gibt es viele ideale Surfstrände sowie einige Vorgelagerte Riffe. In der Hauptstadt Perth leben 80 Prozent der Landesbevölkerung, die nicht einmal zwei Millionen Menschen umfasst.

Kimberleys

In den Kimberleys im Nordwesten Australiens, einer der letzten wirklich abgeschiedenen Regionen Australiens, leben auf 421.000 km² weniger als 25.000 Menschen. Geologisch ist es eines der ältesten Gebiete der Erde. Die Felsen entstanden vor über 2.000 Millionen Jahren.

Kurz hinter der Grenze bogen wir auf die Stichstraße zum Lake Argyle  ab. Dieser Ende der 1960er Jahre durch den Bau des Ord River Dam gebildete Stausee nimmt maximal die vierfache Fläche des Bodensees ein und gehört damit zu den größten künstlich angelegten Seen der Welt. In einer Region, in der über fast ein halbes Jahr hinweg praktisch kein Regen fällt, sorgt das Ord-River-Bewässerungssystem für eine ganzjährige Versorgung mit dem wertvollen Nass.

Wir warfen von einem Aussichtspunkt aus einen ersten Blick auf den See und buchten für den nächsten Morgen eine Bootstour. Auf dem Campingplatz kamen wir mit einem Fischer ins Gespräch, der zugleich professioneller Taucher ist und wir haben uns sehr nett unterhalten. Er schenkte uns eine Muschel, die er von einem Tauchgang mitgebracht hatte und ein Stück des 600 Millionen Jahre alten Zebra-Stone, der nur hier am Lake Argyle gefunden werden kann.

Mit einem Bus wurden wir zum Bootssteg gefahren, wo die luxuriöse, 14 m lange Motorjacht „Kickback“ schon auf uns wartete. Mit nur 10 Gästen und zwei Besatzungsmitgliedern begann unsere dreistündige Breakfast Cruise auf dem Lake Argyle. Das größte Frischwasserreservoir Australiens erinnert mit seiner gewaltigen Ausdehnung eher an ein Meer als an einen See. Erstaunlich ist, dass diese unvorstellbaren Wassermassen nur von einem kleinen Damm aus Lehm und Steinen, ohne Beton zurückgehalten werden können. Sehr interessant waren die Barramundifarmen, wo wir gerade rechtzeitig zur Fütterung kamen. Das Wasser schien geradezu zu kochen als das Futter in die stabilen, krokodilsicheren Netzbehälter gekippt wurde. Das schöne Morgenlicht und die entspannte Atmosphäre auf dem Schiff machten diese Tour zu einem sehr schönen Erlebnis. Wir kamen an einigen der, je nach Wasserstand 70 bis 90 Inseln des Sees vorbei und konnten Frischwasserkrokodile, Wallabies und zahlreicher Wasservögel beobachten. Wir ließen uns das Frühstück aus Toast, Croissants und frischem Obst gut schmecken und genossen die Zeit an Bord in vollen Zügen.

Zurück auf dem Campingplatz packten wir unsere Sachen und machten uns auf 72 km lange Strecke nach Kununurra . Hier füllten wir unsere Vorräte wieder auf, genossen den Ausblick vom 191 m hohen "Berg" Kelly´s Knob über die Stadt und das Ord Valley und sahen uns die Ausstellung der Waringarri Aboriginal Art Gallery an. Wie schon vor zwei Jahren bezogen wir wieder auf dem Hidden Valley Caravan Park Quartier und waren überrascht, dass man unseren Namen dort noch im Computer gespeichert hatte. Gleich beim Einchecken buchten wir für den nächsten Morgen einen Rundflug über den Lake Argyle und die Bungle Bungles. Der Campingplatz grenzt direkt an den Mirima Hidden Valley National Park , der wegen seiner ungewöhnlich gefärbten Sandsteinformationen auch "Mini Bungle Bungle" genannt wird. Nach einer Verschnaufpause machten wir uns im Licht der Tiefstehenden Sonne zu Fuß auf den Weg in den Nationalpark und konnten das intensive Farbenspiel auf den Felsen beim Sonnenuntergang bewundern. Ein Bad im großen Pool des Campingplatzes sorgte für die nötige Abkühlung vor dem Abendessen.

Pünktlich um 8:30 Uhr wurden wir von einem Bus der Alligator Airways direkt vom Campingplatz abgeholt. Auf dem Weg zum Flughafen stiegen noch weitere Gäste zu und nach einer kurzen Erläuterung der Flugroute ging es los. Fünf Fluggäste plus Pilot fanden in der kleinen Cessna einigermaßen bequem Platz und der knapp zweistündige Rundflug über die östlichen Kimberleys konnte beginnen. Über Kununurra, das Ord-River-Bewässerungssystem und den Ord River selbst flogen wir zunächst zum Lake Argyle. Aus der Luft wurde uns das gewaltige Ausmaß des größten künstlichen Sees der südlichen Hemisphäre noch einmal so richtig deutlich. Auf einer Strecke von gut 70 km flogen wir über den See und genossen die spektakuläre Aussicht auf das blaugrüne Wasser und die rötlichen Küstenklippen, sowie die zahlreichen Inseln.

Über die inzwischen stillgelegte Bow River Diamond Mine ging es weiter zum Hauptziel dieses Rundfluges, dem Purnululu National Park , wie die Bungle Bungles offiziell heißen. Der Name Purnululu bedeutet in der Sprache der Kija-Aborigines "Sandstein". Der 3.000 km² große Park wurde erst 1987 eröffnet und zählt mit seinem rot bis schwarz schillernden Gestein zu den schönsten Nationalparks in Australien. Über die Entstehung der rund geformten Bergkuppen, die Beehives (Bienenkörbe) genannt werden und vor als 350 Millionen Jahren entstanden sind, gehen die Meinungen auseinander: Ein Papagei griff einen Schnabeligel an. Der versuchte, sich im Boden zu vergraben; er buddelte hier, dann wieder dort, so entstanden die Täler und Hügel. In seiner Not richtete er seine langen Stachel auf, um sich zu verteidigen ... doch die schützenden Spitzen fielen ihm aus und verwandelten sich in Palmen. So lautet die Aborigines-Version der Geschichte des Bungle Bungle Massivs. Der Geologe sieht das anders: Für ihn war dies der Boden eines uralten Inlandsees, in den Flüsse Geröll und Sand abluden. Verschiebungen in der Erdkruste führten später zu Aufwerfungen und Erosion modellierte, was aus der Luft wie ein Heer von Bienenkörben wirkt. Wir überflogen das gesamte Bungle Bungle Massiv und sahen dabei spektakuläre und faszinierende Teile dieses Parks, die zum Teil auch gar nicht zugänglich sind. Wie schon bei unserem Besuch vor zwei Jahren, als wir mit einem Allrad-Wohnmobil direkt in den Park hinein gefahren sind, hat uns diese Landschaft auch heute wieder in ihren Bann gezogen. Der kürzlich von der UNESCO zur World Heritage Site erklärte Purnululu National Park gehört für uns zu den schönsten Landschaften, die wir in Australien bisher gesehen haben. Über den Bungle Bungles wurde der Flug etwas unruhig, so dass mir schon fast schlecht geworden ist, ein schnell eingeworfenes Reisekaugummi hat mich aber noch einmal gerettet.

Auf dem Rückflug nach Kununurra konnten wir einen Blick auf die Argyle Diamond Mine , die zurzeit größte Diamantenmine der Welt, werfen. Über 8.000 kg Diamanten, was etwa 30 Millionen Karat entspricht, werden hier jährlich gefördert. Etwa die Hälfte eignet sich qualitativ nur zur Verarbeitung als Industriediamanten, während die andere Hälfte zu Schmuck verarbeitet werden kann. Etwa drei Prozent der geförderten Menge ist absolute Topqualität, darunter auch die sehr seltenen „Pink Diamonds“, die pro Karat bis zu 1 Million AUD erzielen. Der Landeanflug auf Kununurra war dann so wackelig, das mir nur noch der Griff zur Tüte blieb. Trotz dieses unschönen Abschlusses hat sich dieser Rundflug gelohnt und war für uns eine gute Möglichkeit noch einmal die Bungle Bungles zu sehen, die wir unserem Auto ja nicht anfahren können. Zurück auf dem Campingplatz habe ich mich dann erst einmal etwas erholt, während Geli mit dem Fahrrad in den Ort gefahren ist. Am Nachmittag gingen wir dann noch einmal in den  Mirima Hidden Valley National Park und sahen uns die leuchtend roten Sandsteinklippen an, ehe ein Bad im Pool des Campingplatzes den gemütlichen Teil des Tages einleitete.

Das Vorhaben unsere Homepage zu aktualisieren scheiterte daran, das keine Verbindung zu unserem Webserver zu Stande kam, aus welchen Gründen auch immer. Die positive Überraschung des Tages war dafür das Auftauchen von Walli und Jochen, die wir noch viel weiter hinter uns vermutet hatten. Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums haben wir erst einmal die Reiseerlebnisse seit unserem letzten Treffen im Roten Zentrum ausgetauscht. Die beiden hatten sich für heute einen Stellplatz etwa 30 km westlich von Kununurra ausgesucht und wir beschlossen uns ihnen anzuschließen, wenn wir die Zufahrt von Highway meistern können, die eigentlich nur für Allradfahrzeuge empfohlen wird. Walli und Jochen fuhren voraus und haben mit ihrem Allrad-Brummi den Zustand der Piste ausgekundschaftet, während wir noch einige Lebensmittel eingekauft haben.

Wie verabredet warteten die beiden an der nicht ausgeschilderten Piste, die zum Molly Spring Creek führt. Wir verließen uns auf ihre Einschätzung, dass unserer Roadrunner die Piste überstehen kann und fuhren langsam hinterher. Ohne große Probleme kamen wir durch den recht rauen, steinigen und teilweise sandigen Zufahrtsweg und erreichten einen schönen, allerdings sandigen Stellplatz am Ende der Piste. Hier richteten wir uns häuslich ein und gingen anschließend in einem schönen Felsbecken, das vom Molly Spring Creek in einem kleinen Wasserfall gespeist wird, baden. Bei fast 40° C  Außentemperatur war das Wasser eine herrliche Erfrischung, zumal wir dieses schöne Fleckchen ganz für uns alleine hatten. Ein gemeinsames Abendessen mit leicht verunfallten Nudeln, die beim Abgießen in den Dreck gefallen waren und erst noch einmal abgeduscht werden mussten, sowie ein ausgiebiger Klönschnack beendete diesen schönen Tag mitten im Busch. In der Nacht hatte Geli mit ihrer Erkältung zu kämpfen, mit der sie sich seit einigen Tagen abquält, so dass an Schlafen nicht viel zu denken war.

Ein weiteres Bad in dem schönen Pool ersetzte die morgendliche Dusche, was für ein herrlicher Start in den Tag. Das anschließende Frühstück wurde dann allerdings durch penetrante Outback-Fliegen etwas gestört. Nachdem wir uns noch etwas unterhalten hatten, trennten sich unsere Wege: Während Walli und Jochen sich die Bungle Bungles ansehen wollten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Wyndham fort.

An der Nordspitze des Great Northern Highway gelegen, wurde Wyndham  1888 als Hafen am Cambridge Gulf zur Versorgung der Goldgräber in Halls Creek und als Zentrum der Viehzuchtindustrie gegründet. Der Tatsache das Wyndham in „Crocodile-Country“ liegt, wird durch ein riesiges, 20 m langes Salzwasserkrokodil am Ortseingang Rechnung getragen. Das „Big Croc“ wurde von dem Künstler Andrew Hickson aus 6 m³ Beton modelliert. Unser erstes Ziel war der  Five River Lookout auf der Spitze der Bastion Range. Von hier hatten wir einen herrlichen, wenn auch etwas diesigen Blick auf den Cambridge Gulf und seine Zuflüsse Forrest-, Pentecost-, King-, Durak- und Ord River. Der Ort selbst entpuppte sich als richtiges Outback-Nest und hat uns nicht sehr gut gefallen. Im Crocodile Park wollten wir uns die seltenen Komodo-Warane ansehen, die aber zurzeit leider zu Brutzwecken an einen Zoo in Queensland verliehen waren. Krokodile hatten wir schon genug gesehen, so dass wir auf den Besuch des Parks ganz verzichteten. Leider gab es auch kein Krokodilfleisch zu kaufen, was wir gerne einmal probiert hätten. Da sich Gelis Erkältung noch weiter verschlimmert hatte, war an eine Weiterfahrt nicht zu denken und wir bezogen schon gegen Mittag Quartier auf dem örtlichen Caravan Park. Nach einer Mittagspause hat Geli sich ein paar Stunden hingelegt, während ich mir die Zeit mit Lesen vertrieben habe. Am späten Nachmittag ging es zur Abkühlung in den kleinen Pool des Platzes. Ein bisschen Didgeridoo spielen und ein Telly-Abend (Aussie-Englisch für Fernseher) beendeten unseren bisher faulsten Tag.

Bevor wir Wyndham wieder verließen, sahen wir uns die „Dreamtime Statues“ im Warriu Park an. Dabei handelt es sich um die überlebensgroßen Skulpturen einer Aboriginefamilie und einiger Tiere der Region. Nach diesem kurzen Kulturprogramm machten wir uns auf dem Great Northern Highway auf den Weg nach Westen. Am Roadhouse von Warmun  (Turkey Creek) legten wir einen Tankstopp ein und stärkten uns mit einem Eis. In Halls Creek  machten wir eine längere Mittagspause und nutzten den Internetzugang im Visitor Centre für einen Blick in unsere Mailbox. Nach gut 650 km durch, bis auf wenige Ausnahmen, recht eintönige Landschaft, erreichten wir Fitzroy Crossing . Hier fanden wir, wie schon bei unserem Aufenthalt vor zwei Jahren, einen Stellplatz in der Fitzroy River Lodge. Dieser reine Fahrtag war zwar etwas anstrengend aber es gab für uns unterwegs auch nicht viel zu sehen und so haben wir jetzt wieder einige kürzere Etappen mit sehenswerten Stopps vor uns.

Nach einem Tank- und Einkaufsstopp sowie einem kurzen Besuch im Visitor Centre von Fitzroy Crossing, machten wir uns wieder auf den Weg. Auf den Besuch der Geiki Gorge haben wir diesmal verzichtet, da uns die Bootstour von vor zwei Jahren noch sehr gut in Erinnerung war. Nach etwa 40 km bogen wir dann vom Great Northern Highway auf die Fairfield-Leopold-Road ab, die die Verbindung zur Gibb River Road herstellt und an der mit dem Tunnel Creek National Park  und dem Windjana Gorge National Park gleich zwei Nationalparks liegen. Die Strecke ist zwar für alle Fahrzeuge freigegeben, ist aber stellenweise doch recht rau, so dass unserer Roadrunner ordentlich durchgeschüttelt wurde.

Der Tunnel Creek hat sich in Jahrmillionen einen 750 m langen Tunnel durch die Napier Range gegraben. Der Durchlass ist bis zu 12 m hoch und 15 m breit und bei nicht zu hohem Wasserstand mit einer guten Taschenlampe zu begehen. Waren wir vor zwei Jahren aufgrund des hohen Wasserstandes nur bis zur „Eingangshalle“ vorgedrungen, konnten wir diesmal den gesamten Tunnel begehen. Auf halber Strecke ist die Decke eingestürzt und verschafft ein wenig zusätzliches Licht. Im Schein unserer Taschenlampen mussten wir maximal knietief durch das erfrischend kühle Wasser waten. Immer wieder wanderte unser Blick an die Decke der Höhle, die auf der gesamten Länge von bizarr geformten Tropfsteinen verziert wird. Am Ende belohnt ein malerischer Ausblick auf das Tal des Tunnel Creek für die Anstrengung, doch der Weg selbst ist an sich schon sehr sehenswert. In den 1890er Jahren suchte hier ein Aborigine namens Jandamarra alias Pigeon Zuflucht vor den weißen Gesetzeshütern. Es hat Jahre gedauert, bis die Polizei ihm schließlich auf die Schliche kam. 

Nur 36 km weiter erreichten wir den Windjana Gorge National Park , auf dessen Campingplatz wir uns einrichteten. Hauptattraktion ist die malerische Schlucht, die der Lennard River in die Napier Range gefräst hat. Das Gestein gehört zu dem gleichen fossilen Korallenriff, das auch die Geiki Gorge bildet. In der Gorge leben über 70 Frischwasserkrokodile, die auf kurzen Wanderungen beobachtet werden können. Da wir uns die Schlucht, die als die schönste in Westaustralien gilt, erst am nächsten Morgen ansehen wollten, machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich und genossen den Ausblick auf die im Licht der untergehenden Sonne erglühenden Felsen der Schlucht aus der Ferne.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Windjana Gorge. Der Morgen ist meiner Meinung nach die beste Zeit für eine Wanderung in die Schlucht: Die Ausflugsbusse mit Tagesgästen sind noch nicht angekommen, die Sonne taucht die roten Felsen der Schlucht in ein phantastisches Licht und wir konnten zahlreiche „freshies“ auf den Sandbänken und im Wasser beobachten. Wir wanderten an der östlichen Schluchtwand entlang bis zur Nordflanke der Berge. Dabei kann man sich richtig gut vorstellen, dass die wild gezackten, geriffelten und gestreiften Wände der Windjana Gorge einst Teil eines urzeitlichen Riffs waren, das, gut 1.000 km lang und 20 km breit , die ganze Kimberley-Region bedeckte. Damals, vor etwa 300 Millionen Jahren, nahm ein flaches, sehr warmes tropisches Meer den ganzen heutigen Nordwesten Australiens ein. Allerdings schufen nicht Korallenpolypen, sondern winzige, urzeitliche Kalkalgen die hohen Felswände, in dem sie dort über Jahrmillionen ihre Skelette ablagerten. Lärmende Nasenkakadus begleiteten uns fast auf der gesamten Strecke und  wir kamen an einer Flughundekolonie vorbei. Am Ende des Weges tummelten sich noch einmal einige besonders große Frischwasserkrokodile im Lennard River. Auf dem Rückweg entdeckten wir in einem Teil der Schlucht an die 40 „freshies“ auf und an einer Sandbank im Fluss. Nach insgesamt 7 km auf zum Teil sandigem Boden gönnten wir uns auf dem Campingplatz eine kleine Verschnaufpause und fuhren dann weiter in Richtung Derby.

Die Piste war hier in einem besseren Zustand als der südliche Teil und nach 25 km erreichten wir die Gibb River Road. Nach insgesamt fast 200 km Wellblechpiste waren wir und wohl auch unser Auto froh wieder Asphalt unter den Rädern zu haben, auch wenn es sich auf den ersten 60 km nur um eine einspurige Trasse handelte. Die schönen Boab-Bäume, die diese Strecke säumen, sorgten zudem für etwas Abwechslung. Auch in Derby  sind die Strassen zum Teil als Boab-Alleen angelegt. Am Pier aßen wir eine Monsterportion fish and chips und waren satt für den Rest des Tages. Auf dem Kimberley Entrance Caravan Park sicherten wir uns einen Stellplatz für die Nacht und in einem Internetcafe gelang es uns endlich unsere Homepage zu aktualisieren.

Südlich von Derby sahen wir uns den Prison Tree, einen gewaltigen Boab an, dessen Alter auf über 1.500 Jahre geschätzt wird und der in früheren Zeiten als Gefängnis diente. Für uns ging es dann noch einmal gut 200 km weiter nach Broome , der "Hauptstadt" der Kimberley Region. Die ersten Europäer kamen um 1860 und trugen mit ihrem Geschäft, dem Tauchen nach Perlen, zur Gründung der ersten Siedlung am Standort des heutigen Broome bei. Heute hat die Perlenzucht das gefährliche Tauchen abgelöst, aber Broome ist auch heute noch eine Perlenstadt. Daneben sind heute jedoch der Tourismus und Fleischverarbeitung die führenden Wirtschaftszweige.

Wir sicherten uns einen Stellplatz auf dem Roebuck Bay Caravan Park südlich der Stadt. Wir hatten Glück und bekamen den letzten freien Platz direkt am Strand. Bevor wir diesen traumhaften Stellplatz jedoch genießen konnten, stand noch ein wenig Arbeit auf dem Programm. Zunächst unterzogen wir unseren Roadrunner einer gründlichen Wäsche, was wegen der leicht defekten Waschanlage schwieriger war als erwartet. Danach ging es zum Einkaufen in die Stadt und auf dem Campingplatz angekommen, setzten wir den Hausputz fort. Den ganzen Nachmittag haben wir für die gründliche Innenraumreinigung gebraucht und waren danach dementsprechend kaputt. Es ist schon erstaunlich, in welchen Ecken und Ritzen der Staub der Outback-Pisten kriecht. Trotz der Anstrengung war es gut wieder einmal gründlich sauber gemacht zu haben.

Per Handy erfuhren wir von Walli und Jochen, dass sie an allen Sehenswürdigkeiten der Kimberleys vorbeigefahren waren und Broome heute schon wieder verlassen wollten. So kann es erst weiter im Süden zu einem weiteren, vermutlich dann letzten Treffen kommen, sofern wir dem Tempo, das die beiden zurzeit vorlegen, überhaupt folgen können.

Das Frühstück direkt am Indischen Ozean war schon etwas Besonderes, zumal wir bei herrlichem, sommerlich warmen Wetter draußen essen konnten. Nachdem wir noch einige Arbeiten am Auto verrichtet hatten, machten wir uns seit langem wieder einmal mit den Fahrrädern auf den Weg. Im Shell House gibt es nicht nur eine der größten Muschelsammlungen von Westaustralien mit über 5.000 Ausstellungstücken, sondern auch schöne Schmuckstücke aus Perlmutt und echten Perlen. Auf einem von der Straße getrennten Fahrradweg erreichten wir Cable Beach, der seinen Namen einem Telegraphenkabel verdankt, das einst von hier zur indonesischen Insel Java führte. Dieser 22 km lange, traumhafte Sandstrand mit türkisblauem Wasser gilt zu recht als einer der schönsten in ganz Australien. Hier sahen wir uns in der Verkaufsräumen der Willie Creek Pearl Farm nicht nur die ausgestellten Schmuckstücke an, sondern auch den sehr informativen, 15minütigen Film „Pearling Town Broome“.

Wir radelten dann in die Stadt zurück und stärkten uns in der Ice Creamery mit einem köstlichen Eis. Mit einem Rundgang durch die so genannte Chinatown an der Dampier Terrace beendeten wir unseren Ausflug und fuhren zum Campingplatz zurück. Nach einer ausgedehnten Pause und einem leckeren Abendessen auf unserem herrlichen Stellplatz, fuhren wir noch einmal mit den Rädern in die Stadt. Im Sun Picture Theatre, einem uralten Freilichtkino, das mit Liegestühlen bestuhlt ist, sahen wir uns zum Ausklang des Tages noch einen Film an. Es war schon eine tolle Atmosphäre, einen Film unter dem australischen Sternenhimmel zu sehen. „Down with Love“, eine romantische Komödie mit Reneé Zellweger und Ewan McGregor in den Hauptrollen, bot zudem auch noch kurzweilige Unterhaltung im Stil der alten Doris Day und Rock Hudson Filme. Kurz vor 23:00 Uhr waren wir wieder am Auto und hatten auch die nötige Bettschwere erreicht. 

Am nächsten Morgen mussten wir unseren Stellplatz freimachen, bekamen aber zu unserer Überraschung wieder einen Platz direkt am Wasser zugewiesen, so dass wir auch für die letzte Nacht in Broome noch einmal in diesen Genuss kommen. Diesmal machten wir uns mit dem Auto auf den Weg in die Stadt und fuhren zum Courthouse, das 1888 erbaut wurde. Jeden Samstag gibt es hier einen Markt mit lokal angebautem Obst und Gemüse sowie Kunsthandwerk aller Art. Wir waren von der Größe und Vielseitigkeit dieses Marktes überrascht und benötigten für unseren Bummel wesentlich mehr Zeit als wir gedacht hatten. Die Band „Jabaru“ spielte auf und zog uns mit ihren schönen Klängen in ihren Bann. Gegen Mittag fuhren wir zum Hafen von Broome mit seinem schönen Pier am Deep Water Point. Wir genossen den Blick auf den Anleger, die Roebuck Bay und den Strand und beschlossen im Wharf Restaurant etwas zu essen. Als wir auf unser Mittagessen warteten, kam ein Schweizer Paar vorbei, die wir während der Bootstour auf dem Lake Argyle kennen gelernt hatten. Ursula und Urs setzten sich zu uns und ehe wir uns versahen, hatten wir mehr als zwei Stunden verquatscht. So waren wir gerade noch rechtzeitig am Cable Beach, um vor dem Sonnenuntergang noch ein erfrischendes Bad in der kräftigen Brandung des Indischen Ozeans nehmen zu können. Auf dem Campingplatz gab es dann nur noch eine Kleinigkeit zu essen, ehe wir uns zu Fuß auf den Weg zum Palm Resort machten, wo wir uns ein Konzert anhören wollten. Neben „Jabaru“ traten Peter Brandy und Neill Murray in der Gekko Bar des Resorts auf und sorgten für einen sehr unterhaltsamen Abend. Erst gegen 23:30 Uhr waren wir wieder auf dem Campingplatz. 

Noch ein letztes Mal genossen wir das Frühstück direkt am Indischen. Der sonntägliche Markt in der Johnny Chi Lane in Chinatown war im Vergleich zum Courthouse Market eine herbe Enttäuschung. Wir füllten noch einmal unsere Vorräte auf und stärkten uns mit einem leckeren Eis. Dann machten wir uns auf dem Great Northern Highway auf den Weg nach Süden. Damit verließen wir auch die Kimberley Region und werden nun weitestgehend an der Westküste gen Süden fahren.

Westküste

Zwischen Broome und Port Hedland gibt es nichts zu sehen, diese gut 600 km müssen einfach überbrückt werden. Linker Hand liegt die Great Sandy Desert, die allerdings gar keine Sandwüste ist, wie der Name vermuten lässt, sonder Buschland. Gelegentliche Stichstrassen führen an den rechtsseitig gelegenen Eighty Mile Beach , einen fast 200 km langen, grandiosen und menschenleeren Sandstrand am türkisblauen Indischen Ozean. Einzige Abwechslung auf der recht öden Strecke boten zahlreiche Echsen und eine sehr große Schlange, die über den warmen Asphalt huschten.

Einige Kilometer nördlich des Sandfire Roadhouse wurden wir dann noch mit einer weiteren Abwechslung konfrontiert: Einer alleinreisenden Frau aus Broome war bei ihrem Geländewagen ein Hinterreifen geplatzt und sie hatte keine Ahnung, wie man einen Reifen wechselt. So verbrachten wir eine gute halbe Stunde damit ihr zu helfen.

Am Sandfire Roadhouse , dem einzigen Zeugnis menschlicher Besiedlung auf der gesamten Strecke, machten wir einen kurzen Tankstopp. Bei Wallal Downs, etwa 45 Kilometer südlich, fuhren wir an den wirklich traumhaften Strand und bezogen auf dem sehr gepflegten Eighty Mile Beach Caravan Park Quartier. Zum Sonnenuntergang gingen wir an den traumhaften Strand und verlebten nach zwei Abenden mit Programm wieder einmal einen gemütlichen Abend „zu Hause“.

Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang am Eighty Mile Beach, bei dem wir fast eine ganze Plastiktüte voller schöner Muscheln gesammelt haben, erreichten wir über die recht raue Schotterpiste wieder den Highway. Abgesehen von einer kurzen Mittagspause fuhren wir ohne Unterbrechung durch bis Port Hedland . Die Stadt, gegründet als Versorgungszentrum und Umschlaghafen für die Erzbergwerke im Hinterland, hat touristisch nicht viel zu bieten und versprüht den Charme einer reinen Industriestadt. Auf dem Cooke Point Holiday Park fanden wir einen netten Stellplatz für die Nacht und  nutzten die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad im Pool des Campingplatzes.

In South Hedland  nutzten wir eines der größten Shopping Centre von Western Australia um unsere Vorräte aufzufüllen. Der Great Northern Highway verlässt nach etwa 40 km die Küste und biegt ins Landesinnere ab. Die Landschaft war weiterhin recht eintönig aber der Frühling schickte seine ersten Vorboten in Form von blühenden Büschen, Sträuchern und Blumen am Straßenrand. Besonders schön fanden wir die leuchtend roten Blüten der Ruhmesblume (Sturt´s Desert Pea). Erstes Zeichen menschlicher Besiedelung ist nach weiteren 220 km das Munjina Roadhouse , wo wir eine Mittagspause einlegten. Hier hatten wir endlich einmal die Chance einen geparkten Roadtrain, riesige Sattelschlepper mit mindestens drei Anhängern, zu sehen. Bisher waren sie uns immer nur auf der Straße entgegengekommen. Unser Roadrunner sieht daneben aus wie ein Spielzeugauto – wir sind wirklich in einem Kleinwagen unterwegs.

Der Munjina East Gorge Lookout bietet einen ersten Einblick in die spektakulären Schluchten der 2,5 Milliarden Jahre alten Hamersley Range, der Hauptattraktion im Karijini National Park . Über Jahrmillionen haben Frost, Regen, Hitze und kleine Wasserläufe tiefe Felsschluchten in das Hochplateau der Hamersley Range gegraben. Das rote, eisenhaltige Gestein und die spärlich bewachsenen Flächen stehen in einem faszinierenden Kontrast zu der reichen Vegetation am Fuße der Schluchten. Eine Asphaltstraße führt einmal quer durch den Park und zum Visitor Centre, die Schluchten, Wasserfälle und Aussichtspunkte sind jedoch nur über Schotterpisten zu erreichen. Aufgrund der vielen Tourbusse, die den Park besuchen, waren die Pisten in einem sehr schlechten Zustand: Die großen Reifen der Busse schaffen ein Wellblechprofil, das für alle Fahrzeuge mit kleineren Reifen kaum zu meistern ist. Aus unserer geplanten Rundfahrt durch den Park, die über 90 km dieser derben Piste bedeutet hätte, wurde so nur ein Kurzbesuch an der Dales Gorge mit dem Circular Pool und den Fortescue Falls. Immerhin bekamen wir so einen Einblick in die landschaftliche Vielfalt dieses Parks, den wir bei unserer Reise vor zwei Jahren aus Zeitgründen ausgelassen hatten. Mehr als die dafür erforderlichen 20 km Piste wollten wir weder uns noch unserem Auto zumuten.

Über die gut ausgebaute Asphaltstrasse fuhren wir dann noch weiter bis nach Tom Price , einem der größten Bergbauzentren in Western Australia. Auf dem örtlichen Campingplatz fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Wir begannen den Tag mit einem Abstecher in die „Innenstadt“ von Tom Price. Erwartungsgemäß gab es hier nicht viel zu sehen aber auf einem Parkplatz fiel uns ein Unimog-Wohnmobil auf, dass wir uns näher ansehen wollten. Wir waren auf Dagmar und Dieter aus Hannover getroffen, die seit gut zwei Jahren auf Weltreise sind und Australien weitestgehend auf dem Landweg erreicht haben. Wir haben uns eine gute Stunde lang unterhalten, ehe wir uns auf den Weg machten. Am Orteingang von Tom Price sahen wir uns einen der gewaltigen Kipplader an, die in den hiesigen Minen benutzt werden. Mit fast 12 m Länge, 7 m Breite und fast 6 m Höhe – die Reifen haben einen Durchmesser von fast 3 m – sind diese Laster wirkliche Riesen. Bei 98 t Leergewicht, allein der Motor wiegt nahezu 5 t, kann die Ladefläche gut 150 t aufnehmen. Für europäische Verhältnisse geradezu unvorstellbar.

Auch auf dem heute vor uns liegenden Streckenabschnitt durch die Pilbara Region gab es nicht viel zu sehen, so dass wir einen reinen "Fahrtag" zu überstehen hatten. Da wir nicht auf die ausgefahrenen Schotterpisten zurück wollten, mussten wir einen Umweg über die kleine Bergbausiedlung Paraburdoo  in Kauf nehmen. Als wir die Ausläufer der Hamersley Range hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft wieder eintöniger. Für etwas Abwechslung sorgten die Emus, die jetzt vereinzelt am Straßenrand zu sehen waren. Am Roadhouse von Nanutarra  erreichten wir den North West Coastal Highway, dem wir in südlicher Richtung folgten. Über die Bullara-Giralia Road verkürzten wir die Anfahrt zum Cape Range National Park bezogen schließlich in Exmouth , dem Tor zum Cape Range National Park und dem Vorgelagerten Ningaloo Marine Park , Quartier. Mit über 600 km hatten wir heute eine der längsten Tagesetappen unserer Tour.

Cape Range National Park und Ningaloo Marine Park

Der 505 km² große Cape Range National Park  stellt ein Kalksteinplateau und seine tiefen Täler und Schluchten unter Schutz, das die gesamte Westseite des North West Cape einnimmt. Vorgelagert ist das Ningaloo Reef, ein Korallenriff, das in seiner Artenvielfalt und Schönheit mit dem Barrier Reef an der Ostküste mithalten kann, allerdings längst nicht so überlaufen ist. Das Riff nimmt eine Fläche von 5.000 km² ein, besteht aus 220 verschiedenen Korallenarten und bietet über 500 Fischarten eine Heimat. Damit gibt es für uns in den nächsten Tagen viel zu entdecken und zu erleben.

Als wir den Campingplatz verließen, sahen wir den braunen Brummi von Walli und Jochen gerade auf den Parkplatz des Info Centers einbiegen. Nach einem kurzen Schwätzchen auf dem Parkplatz verabredeten wir uns zum Schnorcheln in der Turquoise Bay. Wir verschafften uns zunächst vom Aussichtspunkt am Vlamingh Head Lighthouse einen Überblick über die Küste des North West Cape. Von der Parkstraße aus konnten wir zahlreiche Kängurus und Emus beobachten. Wir fuhren zur Turquiose Bay, der besten Schnorchelbucht des Ningaloo Marine Park. Hier trafen wir, wie verabredet, auf Walli und Jochen. Gemeinsam stürzten wir uns in die türkisblauen Fluten dieser traumhaften Bucht. Die Strömung treibt einen dabei automatisch über die schönen Korallen und unzählige bunte Fische. Ein tolles Erlebnis das Riff so hautnah zu erleben. Sowohl die Korallen als auch die Vielfalt und Farbenpracht der Fische haben uns hier besser gefallen als am Great Barrier Reef. Dem Strömungskanal zu entkommen und wieder den Strand zu erreichen war da schon etwas anstrengender. Zweimal ließen wir uns über das Riff treiben, ehe es uns im etwa 21° C warmen Wasser zu kalt wurde.

Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir gemeinsam in südlicher Richtung weiter und gingen am Yardie Creek entlang. Der tiefblaue Fluss, der hier in den Indischen Ozean mündet, wird von farbenprächtigen, fast senkrecht abfallenden Felswänden gesäumt. Auf der Fahrt in Richtung Norden bildeten die Kängurus dann geradezu ein Spalier entlang der Parkstrasse. Walli und Jochen hatten gegenüber der Einfahrt zum 5 Mile Beach einen Stellplatz entdeckt, wo wir versteckt hinter einer Düne völlig für uns alleine waren. Mit einem thailändischen Curry, zubereitet im gusseisernen Topf direkt auf dem Lagerfeuer, wurden wir zum Abendessen verwöhnt. Zum Nachtisch gab es dann auch noch köstlichen Vanillepudding – was will man mehr. Wir hatten uns schon über die mondlose Nacht gewundert, als der Erdtrabant dann doch noch über dem Bergrücken des Cape Range National Park aufging. Der Vollmond hatte dabei eine enorme Größe und gelblich-rote Färbung. Nach einem gemütlichen Abend wurde es gegen 21:30 Uhr zu kalt und wir zogen uns in die Camper zurück.

In der Nacht kam ein heftiger Wind auf, der unser Aufstelldach ordentlich durchrüttelte, so dass wir nicht so gut geschlafen haben. Auch am Morgen hatte der Wind noch nicht Nachgellasen – das Frühstück fand deshalb im Camper statt. Erst am späten Vormittag verließen wir den Stellplatz und machten uns noch einmal auf den Weg zur Turquoise Bay. Nach weiteren Schnorchelgängen und einem Spaziergang am von Muscheln und Korallen übersäten Strand von Mandu Mandu South, verließen wir den Cape Range National Park.

In Exmouth füllten wir Benzin und Frischwasser auf und machten uns dann auf die Suche nach einem Stellplatz an der Küste des Exmouth Gulf. Nach einigen Fehlversuchen, eigentlich ist das freie Campieren hier nicht erlaubt, fanden wir einen schönen Stellplatz direkt am Strand nördlich der MG Kailis Prawn Fishery. Hier wollten wir uns den spektakulären Aufgang des Mondes über dem Meer ansehen. Heute Abend gab es einen „Spanischen Hühnertopf“, wieder zubereitet über dem offenen Lagerfeuer. Wieder erlebten wir einen sehr schönen und gemütlichen Abend gemeinsam mit Walli und Jochen. Die Zeit verging bei den angeregten Gesprächen immer wie im Fluge. Wir waren gerade fertig mit dem Abendessen, als der Mond, gleich einer großen gelben Laterne über dem Exmouth Gulf aufging. So konnten wir unseren ganz privaten „Staircase to the Moon“ erleben – der Höhepunkt eines sehr schönen Abends.

Nach dem Frühstück, weiteren Gesprächen und ein wenig „Arbeit“ am Computer verabschiedeten wir uns von Walli und Jochen. Vielleicht klappt es ja noch einmal mit einem Treffen in Western Australia bevor wir in Richtung Osten weiterfahren. Walli und Jochen werden sich noch bis Dezember hier im Westen aufhalten und ihren Brummi dann nach Indien verschiffen. Wir fuhren weiter bis nach Coral Bay , dem südlichen Tor zum Ningaloo Marine Park. Nachdem wir uns auf dem Campingplatz eingerichtet hatten, unternahmen wir einen Rundgang durch den kleinen, sehr touristischen Ferienort. Anschließend gingen wir in der herrlichen Bucht von Coral Bay Schnorcheln. Nach den traumhaft schönen Schnorchelgängen an der Turquoise Bay erlebten wir hier allerdings eine Enttäuschung: Das Wasser war recht trübe und die Korallen größtenteils abgestorben – kein Vergleich zu der farbenfrohen Unterwasserwelt die wir im Cape Range National Park erlebt hatten. Einzig die bunten Fische brachten ein wenig Leben und Abwechslung. Vom Paradise Beach aus genossen wir den Sonnenuntergang und machten es uns dann in unserem Roadrunner gemütlich.

Auf dem Weg zurück zum North West Coastal Highway überquerten wir ein weiteres Mal den Wendekreis des Steinbocks und verließen damit endgültig die tropische Region Australiens. Außerdem gab es einen kleinen Knall, der Drehzahlmesser fiel aus und die Warnlampe der Batterie ging an – ein Keilriemen war gerissen. An der ersten Kreuzung mussten wir feststellen, dass auch noch die Servolenkung ausgefallen war. Dies bedeutete also zwei kaputte Keilriemen: einer für die Lichtmaschine, der andere für die Servolenkung. Wir schafften es noch bis zum Minilya Roadhouse . Leider gab es hier keine Werkstatt oder auch nur einen Mechaniker, so dass uns nichts anderes übrig blieb als es selbst zu versuchen, da am heutigen Sonntag mit fremder Hilfe mitten im Nichts wohl nicht zu rechnen war. Zum Glück hatte ich zwei Keilriemen als Ersatz mitgenommen und vor unserer Abreise auch noch ein halbtägiges Praktikum in unserer Autowerkstatt absolviert. Allerdings sieht das alles ganz anders aus, wenn man aufrecht unter dem aufgebockten Auto stehen kann und alle erforderlichen Werkzeuge zur Hand hat. Jetzt musste ich mich in den Dreck legen und unter das Auto zwängen. Entsprechende Verrenkungen und Anstrengungen waren erforderlich um zunächst einmal die Reste der alten Riemen aus dem Motorraum zu entfernen. Nach endlosen Versuchen gelang es mir schließlich beide Riemen einzubauen. Den für die Lichtmaschine konnte ich sogar spannen, für den anderen fehlte mit leider das erforderliche Werkzeug, so dass er ohne die erforderliche Spannung halten musste. Zum Glück hatte unsere Werkstatt zu Hause die Abdeckung des Motorraumes noch so verändert, dass wir sie überhaupt abnehmen können ohne den Wagen aufzubocken, sonst wären wir heute trotz der vorhandenen Ersatzteile aufgeschmissen gewesen. Nach etwa zweieinhalb Stunden war ich im wahrsten Sinne des Wortes fertig: Die Arbeit war soweit möglich erledigt und ich war nicht nur völlig verdreckt, sondern konnte jeden Muskel in meinem Körper spüren. Der Muskelkater wird mich sicherlich auch in den nächsten Tagen an diese Panne erinnern.

Nach einer kurzen Erholungspause folgten wir dem North West Coastal Highway weiter in südlicher Richtung. Die Batterie wurde wieder geladen, der Drehzahlmesser funktionierte wieder und auch die Servolenkung schien trotz des zu lockeren Riemens ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Auf den geplanten Abstecher zu den Blowholes in der Nähe des Point Quobba an der Küste verzichteten wir aufgrund der Panne und des damit verbundenen Zeitverlustes. In dem netten, schön an der Mündung des Gascoyne River gelegenen Ort Carnarvon  füllten wir unsere Vorräte auf und suchten uns einen Campingplatz für die Nacht. Der Ort ist ein landwirtschaftliches Zentrum der umliegenden Plantagen mit Tropenfrüchten und Sitz einer Garnelen und Muschel verarbeitenden Industrie. Aufgrund des milden Klimas am Übergang zwischen den Tropen und den Subtropen – Carnarvon nennt sich selbst „ The Sun´s Winter Home“ – bildet der Tourismus zunehmend ein drittes Standbein der knapp 7.000 Einwohner.

Leider mussten wir hier feststellen, dass die Servolenkung nicht ganz einwandfrei funktioniert und der entsprechende Keilriemen bei langsamer Fahrt und extremen Lenkbewegungen schleift. Also werden wir morgen doch noch eine Werkstatt aufsuchen müssen, die das Problem behebt. Auf dem Campingplatz ging es für mich erst einmal unter die Dusche. Ein geruhsamer Abend bildete den Ausklang dieses etwas verunglückten Tages.

Wie erwartet, quälte mich am nächsten Tag ein grausamer Muskelkater, der fast jede Bewegung meines rechten Armes zu einer schmerzhaften Angelegenheit machte. Die Werkstatt, die wir wegen unseres Keilriemens aufgesucht haben, konnte den Roadrunner erst um 13:00 Uhr „behandeln“. So fuhren wir noch einmal zum Campingplatz zurück und haben unsere Wäsche gewaschen. Dann stellten wir den Wagen an der Werkstatt ab und machten uns zu Fuß auf den Weg. In einem Internetcafe blieben wir dann gleich drei Stunden hängen. Wir haben alle anstehenden Mails gelesen und beantwortet. Die für mich schönste Mitteilung war, dass mein in Katherine gekauftes Didgeridoo heil in Deutschland angekommen ist. Allerdings hat der Zoll wieder zugeschlagen, unsere Freunde mussten gut 50 Euro für die Abwicklung bezahlen. Eine weitere Mail machte uns deutlich, dass unsere traumhafte Reise und Zeit der absoluten Freiheit nun langsam ihrem Ende entgegengeht: Geli wurde ein neuer Arbeitsplatz angeboten und nach kurzer Überlegung hat sie das Angebot angenommen. Sie wird, wenn alles so bleibt, nach unserer Rückkehr in der Pressestelle des Wirtschaftsministeriums arbeiten. Als wir dann zur Werkstatt zurück sind war das Auto schon fertig und die Kosten hielten sich mit 39 AUD noch in Grenzen.

Per SMS haben wir Walli und Jochen, die sich ja auch noch hier in der Gegend aufhalten müssen, zum Essen eingeladen. Wir fuhren an der Fascine, der Strandpromenade von Carnarvon entlang und entdeckten auf der Vorgelagerten Babbage Island einen schönen Stellplatz mit Dusche und Toilette, an dem das freie Campen nicht verboten war. Zwischenzeitlich hatten sich auch Walli und Jochen per Handy gemeldet und wir verabredeten uns auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Gemeinsam fuhren wir dann wieder auf die Babbage Island und machten es uns auf dem sehr schön am Strand gelegenen aber leider etwas stürmischen Stellplatz gemütlich. Ein weiterer schöner Abend mit Walli und Jochen ging viel zu schnell zu Ende.

Nach einem gemeinsamen Frühstück, das aufgrund des starken Windes in den nebeneinander geparkten Autos stattfand, machten wir uns auf den Weg nach Süden, während Walli und Jochen noch in Carnarvon bleiben wollten.


Shark Bay World Heritage Area

Am Overlander Roadhouse verließen wir den North West Coastal Highway und erreichten nach kurzer Zeit die Shark Bay World Heritage Area . Das 1991 von der UNESCO unter Schutz gestellte Gebiet um die Peron Peninsula mit einer sehr zerfransten, 1.500 km langen Küste mit stellenweise herrlichen Stränden nimmt eine Fläche von 22.000 km² ein.

Den ersten Halt machten wir am Hamelin Pool, wo wir uns die Stromatolithen, die ältesten fossilen Lebewesen der Erde ansahen. Die Stromatolithen bestehen aus winzigen, einzelligen Blau- und Grünalgen und Cyanobakterien. Millionen dieser Lebewesen sind miteinander zu einer Art schwammigem Gestein verklumpt. Mit einem Alter von etwa 3,5 Millionen Jahren sind diese eigentümlichen Gebilde die ältesten Lebewesen auf unserem Planeten.

Auf unserem weiteren Weg in Richtung Monkey Mia passierten wir die 60 km lange Shell Beach, einen Strand, der nicht aus Sand sondern aus einer bis zu 10 m dicken Muschelschicht besteht. Da im Monkey Mia Reserve für heute Nacht kein Stellplatz mehr zu bekommen war, bezogen wir in Denham , einer ehemaligen Perlenfischergemeinde, auf einem Campingplatz Quartier. Im Büro des Platzes buchten wir für morgen Nachmittag eine Fahrt mit der Segelyacht „Aristocat 2“ ab Monkey Mia, bei der wir hoffen nicht nur Delphine sondern auch Dugongs, die gutmütigen Seekühe, sehen zu können. Unser Stellplatz lag direkt am Denham Sound, so dass wir uns zum Sonnenuntergang an dem farbenprächtigen Naturschauspiel direkt vor unserer „Haustür“ erfreuen konnten. Nachteil dieser an sich wunderschönen Lage war erneut der kräftige Wind, dem wir preisgegeben waren. Da Denham die westlichste Siedlung des australischen Kontinents ist, haben wir hier also auch den westlichsten Punkt unserer Australienreise erreicht.

Seit langem wurden wir heute wieder einmal vom Wecker aus dem Schlaf gerissen: Frühes Aufstehen war angesagt, denn schließlich wollten wir die weltberühmten Delphine von Monkey Mia  beobachten. Hier ist einer der wenigen Plätze auf der Erde, der regelmäßig von frei lebenden Delphinen besucht wird. Die Delphine kommen nicht nur nahe ans Ufer heran, sondern suchen auch von sich aus den Kontakt, die Interaktion mit den Besuchern. Wir sind schon sehr gespannt, ob wir das Glück haben werden, Teil dieses Phänomens zu werden, dessen Ursache bisher nicht eindeutig geklärt ist.

Als wir gegen 8:00 Uhr an den Strand kamen, waren die Delphine (bottlenose dolphins) noch nicht da. Nach etwa einer halben Stunde kamen die ersten und sahen sich die knietief im recht kühlen Wasser stehenden Menschen an. Seit den 60er Jahren kommen die Delphine hier an Strand, seit 1986 stehen sie unter dem Schutz des CALM und die Ranger überwachen die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Es war schon ein tolles Erlebnis diese intelligenten Meeressäuger einmal in ihrer natürlichen Umgebung aus der Nähe beobachten zu können. Die Ranger geben täglich ein paar Fische an die Delphine Nicky, Puck und Surprise. Andere Tiere werden nicht gefüttert und die verfütterte Menge ist so beschränkt, dass die Tiere weiterhin ihrer natürlichen Nahrungssuche nachgehen müssen. Bis zu dreimal täglich (zwischen 8:00 und 13:00 Uhr) kommen die Delphine an den Strand und holen sich ihre Portion Fische ab. Bei der ersten Fütterung war es sehr voll, da die Besatzungen der Tourbusse alle noch da waren.

Als die Delphine wieder abgezogen waren, sahen wir uns die riesigen australischen Pelikane an, die sich am Strand eingefunden hatten. Wir besuchten das Visitor Centre und sahen uns einen Videofilm über die Delphine in der Shark Bay World Heritage Area an. Noch während der Film lief kam die Meldung, dass die Delphine ein weiteres Mal an den Strand gekommen waren. Diesmal waren schon weniger Besucher anwesend und wir hatten bessere Chancen gut Aufnahmen von den Tieren, darunter ein neun Monate altes Kalb, zu machen. Im Anschluss an die zweite Fütterung bezogen wir unseren telefonisch reservierten Stellplatz im Money Mia Resort und schlenderten dann durch die Anlage. Mehr durch Zufall erlebten wir so auch noch das dritte Auftauchen der Delphine. Jetzt waren die wenigsten Besucher da und auch Geli durfte einen Fisch verfüttern.

Nach einer kurzen Mittagspause im Auto gingen wir an Bord der „Aristocat 2“, einem sehr schönen Katamaran. Die Wildlife Cruise machte ihrem Namen alle Ehre: Auf der gut zweieinhalbstündigen Fahrt sahen wir Delphine, Schildkröten, Rochen und die gutmütigen Dugongs. Die Seekühe, die angeblich in früheren Zeiten für Meerjungfrauen gehalten wurden, sind entfernte Verwandte der Elefanten. Da sie immer sehr dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen und auch im flachen Wasser das Seegras abgrasen, sind sie durch die Außenbordmotoren der Motorboote stark gefährdet. Immer wieder kommt es auch in der Shark Bay, wo schätzungsweise 15.000 dieser Tiere leben sollen, zu derartigen Zwischenfällen. Die Namensgebenden Haie bekamen wir in der Shark Bay allerdings nicht zu Gesicht. Nach Aussage des Skippers sieht man diese fast ausschließlich in den Sommermonaten, wenn sie den neugeborenen Dugongs nachstellen. Die Bootstour hat uns sehr gut gefallen und war dem herrlichen Wetter ein echter Genuss.

Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal zum Sonnenuntergang an den Strand von Monkey Mia. Als wir wieder am Auto ankamen trafen wir auf Dagmar und Dieter, die wir in Tom Price getroffen hatten. Sie waren eigentlich auf der Suche nach Walli und Jochen, die ihnen in Carnarvon einen Zettel ans Auto geheftet hatten – Australien ist doch ein Dorf! Wir haben uns eine zeitlang unterhalten, ehe die beiden sich zum Abendessen zurückzogen und wir es uns im Roadrunner gemütlich gemacht haben.

Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, gingen wir noch einmal an Strand. Wir kamen gerade rechtzeitig, um noch einmal eine Fütterung der Delphine mitzubekommen. Hier trafen wir auch noch einmal auf Dagmar und Dieter. Auf dem Rückweg nach Denham sahen wir uns die Little Lagoon, ein sehr schön gelegenes Wasserbecken an. Wir verließen die Peron Halbinsel und fuhren unserem nächsten Ziel, dem Kalbarri National Park entgegen.

Kalbarri National Park

Die Ajana Kalbarri Road führt durch den Nationalpark und zum gleichnamigen Ferienort. Noch vor der eigentlichen Parkgrenze sahen wir die ersten Wildblumen in voller Blüte. Der Nationalpark beheimatet mehr als 1.000 verschiedene Arten dieser farbenfrohen Frühlingsboten. Plötzlich sprangen zwei Kängurus direkt vor uns auf die Straße. Nur weil sowohl Geli als auch die Kängurus eine Vollbremsung gemacht haben, konnte ein Zusammenstoß gerade noch verhindert werden. Ich denke die Kängurus haben sich genauso erschrocken wie wir. Der Murchison River hat sich auf seinen letzten 80 km in über 400 Millionen Jahren eine tiefe Schlucht in das Sandsteinplateau des rötlichen Tumblagooda Sandstone gegraben. Der 1.870 km² große Kalbarri National Park  schützt zum einen die River Gorges des Murchison River, zum anderen die Coastal Cliffs, eine bizarre Küstenlandschaft mit schroffen Klippen und malerischen Buchten.

Hauptattraktionen des Parks sind die Bereiche Z Bend , The Loop und Nature Window, die im Zentrum des Nationalparks liegen und über eine Schotterpiste zu erreichen sind. Z Bend ist eine Schleife des Murchison River, die von einem spektakulären Aussichtspunkt  aus einsehbar ist. Bei The Loop vollzieht der Murchison River eine nahezu geschlossene Schleife. Das Nature Window bietet einen herrlichen Blick durch das Gesteinsfenster hinunter auf den Fluss.

Im Ferienort Kalbarri , der wunderschön an der Mündung des Flusses liegt, sicherten wir uns einen Stellplatz und fuhren dann über die südlich der Ortschaft beginnende Panoramastrasse zu den Coastal Cliffs. Die Formationen Red Bluff, Mushroom Rock, Rainbow Valley, Pot Alley, Eagle Gorge, Shellhouse, Grandstand, Island Rock und Natural Bridge sind Bestandteile einer bizarren Küstenlinie, die zum Kalbarri NP gehört. Für uns gehört der Kalbarri National Park damit zu den landschaftlich schönsten Parks Australiens. Vom Red Bluff Lookout hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick auf die Küste, wir erlebten hier auch einen schönen Sonnenuntergang und fuhren dann nach Kalbarri zurück.

Zum Abendessen ging es zum Finlays Fresh Fish BBQ, das in der rustikalen Atmosphäre einer alten Fischfabrik und unter freiem Himmel stattfindet. In der Werbung heißt es: kein Service, keine Tischwäsche, keine Gläser, keine Kellner - nur ein einmaliges Aussie BBQ. Es war nicht übertrieben: Auf einfachen Holzbänken, Getränke aus dem Automaten, Lagerfeuer, Klopapier als Servietten und unter freiem Himmel gab es reichliche und gute Fleisch- und Fischgerichte vom Grill sowie eine kleine Salatbar. Für alle, die das Rustikale lieben und auf vornehmes Ambiente verzichten können ist Finlays das "Restaurant" in Kalbarri. Ziemlich satt vom sehr reichlichen Mixed Seafood, einem Teller mit fünf verschiedenen Fischsorten und Muscheln, erreichten wir schließlich unseren Campingplatz.

Am Vormittag stand zunächst ein wenig Arbeit auf dem Programm: Nach einer Wagenwäsche warfen wir in einem Internetcafe wieder einmal einen Blick auf unsere Konten. Im Anschluss an die Mittagspause haben wir uns noch ein wenig dem „Hausputz“ gewidmet, ehe wir uns auf den Weg zu den Coastal Cliffs des Kalbarri National Parks machten. Am Nachmittag erstrahlen die bizarren Sandsteinklippen, die zu den schönsten Steilküsten Australiens gehören, im Licht der tief stehenden Sonne. Von den Formationen Chinamans Rock und Blueholes warfen wir einen Blick auf die Küste.

An der Hauptstrasse kamen wir dann an einer kleinen Kamelfarm vorbei, wo gerade ein 45minütiger Ausritt beginnen sollte. Wir schlossen uns an und wurden durch die zauberhafte Landschaft voller Wildblumen geschaukelt. Jetzt können wir auch verstehen, warum die Kamele auch Wüstenschiffe genannt werden. Wir saßen zum ersten Mal auf einem Kamel und es hat uns sehr gut gefallen.

Im besten Licht des späten Nachmittags sahen wir uns die Formationen Mushroom Rock, Rainbow Valley, Natural Bridge, Island Rock, Eagle Gorge und Pot Alley Gorge an. Ein Aussichtspunkt ist schöner als der andere. Man glaubt, förmlich dabei zusehen zu können, wie die wild heranschäumende Brandung des Indischen Ozeans an den Felsen arbeitet und das Klippen-Wunderwerk weiter modelliert. Wir hatten zusätzlich noch das Glück von den Aussichtspunkten aus vorbeiziehende Buckelwale beobachten zu können. Von der Pot Alley Gorge genossen wir den Sonnenuntergang, ehe wir zum Campingplatz zurückführen.

Heute Morgen überraschte uns ein fast vergessenes Naturschauspiel – es regnete! Das erste Mal seit vielen Wochen hat es wieder geregnet und noch dazu recht heftig. Wir verließen Kalbarri über die Bailline Kalbarri Road und erreichten in Northampton  wieder die Hauptstraße.

In Geraldton , dem wirtschaftlichen und administrativen Zentrum der Region Midwest, machten wir eine längere Pause. Die Stadt an der Champion Bay wird wegen ihrer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von acht Stunden täglich auch „Sun City“ genannt. Wir ergänzten unsere Vorräte und sahen uns das rot-weiße Point Moore Lighthouse an, das in Großbritannien gebaut wurde, ist seit 1878 in Betrieb. Die im neubyzantinischen Stil von 1914 bis 1938 erbaute St. Francis Xavier Cathedral wurde von dem Priester Monsignor John Hawes entworfen, der sich mehrfach in der Stadt als Baumeister betätigt hat. Zum Abschluss unseres Besuches fuhren wir auf den Mt. Scott. Hier thront das HMAS Sydney War Memorial, ein Kriegerdenkmal zum Gedenken der 645 Mann Besatzung des im Zweiten Weltkrieg gesunkenen Schiffes. Außerdem bietet sich hier ein schöner Blick auf die Stadt und die Champion Bay.

Wir verließen dann die Küste und fuhren ins Hinterland der Region Midwest. Südlich von Mullewa  befindet sich nicht nur die Kornkammer von Western Australia mit ihren ausgedehnten Getreidefeldern, das Gebiet ist auch gleichzeitig ein Zentrum der Wildflower Country, der Wildblumenblüte. Die Straße, die Mullewa und Dalwallinu verbindet, trägt daher auch den Namen „Wildflower Way“. Wir konnten auch direkt am Straßenrand einige sehr schöne Exemplare der über 11.000 verschiedenen Wildblumenarten, von denen 75 Prozent ausschließlich in Western Australia vorkommen, bewundern. In Morawa  bezogen wir auf dem einfachen, von der Gemeinde unterhaltenen Campingplatz Quartier. Wir sind jetzt zwar mitten im Frühling, aber abends wird es immer noch sehr schnell kühl. Heute haben wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einmal unsere Heizung eingeschaltet.

Im Info Centre von Morawa informierten wir uns über die besten Möglichkeiten der weiteren Fahrt durch die Wildflower Country. Entgegen unserem ursprünglichen Plan fuhren wir nicht auf dem Wildflower Way bis nach Dalwallinu sondern verließen diese Straße bereits in Perenjori . Über Carnamah  und Three Springs  fuhren wir in Richtung Küste zurück. Auf dieser wenig befahrenen Strecke fanden wir dann die schier endlosen Wildblumenfelder, die wir bisher vermisst hatten. Trotz des etwas wechselhaften Wetters mit gelegentlichen Schauern war dieser Abschnitt der bisher schönste im „Wildblumen Land“. Für einen gewaltigen Schreck sorgte ein Rosakakadu, der in selbstmörderischer Absicht direkt in unsere Windschutzscheibe flog. Letztere hat es zum Glück unbeschadet überstanden.

In Eneabba  trafen wir wieder auf den Highway 1, der jetzt als Brand Highway bis nach Perth führt. Nach einer kurzen Mittagspause am Roadhouse von Eneabba verließen wir den Highway gleich wieder und erreichten nördlich von Leeman  die Coastal Road, eine durchgehend asphaltierte Strasse, die in Küstennähe parallel zum Highway verläuft. Leider wurde das Wetter immer schlechter und die Schauer gingen in Dauerregen über. So war von der Landschaft nicht viel zu sehen und Abstecher an die herrlichen Strände lohnten sich auch nicht. Absolutes Highlight dieses trüben Nachmittags war die Begegnung mit einem Emu und seinen sechs Jungen, die die Straße überquerten. Ziel unserer heutigen Etappe war Cervantes , das Tor zum Nambung National Park mit seinem berühmten Pinnacles Desert. Hier sicherten wir uns einen Stellplatz und konnten, nachdem wir das schlechte Wetter ausgesessen hatten, noch einen ausgiebigen Strandspaziergang unternehmen. Die Sonne hatte ein Loch im wolkenverhangenen Himmel gefunden nur der Sturm war geblieben: Optimales Wetter für den Strand. Kaum waren wir wieder am Auto kam der nächste Schauer – Glück gehabt. In der Hoffnung auf besseres Wetter für unseren morgigen Besuch bei den Pinnacles machten wir es uns im Roadrunner gemütlich.

Nach nur 17 km Fahrt erreichten wir das Pinnacles Desert im Nambung National Park . Rund 150.000 bizarr geformte Kalksteinsäulen, die von wenigen Zentimetern bis zu 5 m in allen Größenvarianten anzutreffen sind, durchbrechen die Gleichförmigkeit des spärlich bewachsenen, gelben Sandbodens.  Die durch Wechselwirkungen zwischen Wasser, Quarz, Sand und Kalkstein entstandenen Gebilde haben im geologischen Maßstab ein jugendliches Alter von schätzungsweise10.000 bis 30.000 Jahren. Durch diese eindrucksvolle Wüstenlandschaft führt ein 5 km langer Rundweg mit verschiedenen Haltemöglichkeiten.

Da das Wetter immer noch sehr wechselhaft war, warteten wir an den verschiedenen Haltebuchten die kurzen Momente ab, wenn die Sonne durch ein kleines Loch in der dichten Wolkendecke schien. Das Licht war dann sehr dramatisch und der gelbe Sand kontrastierte sehr schön zum bedrohlich wirkenden Himmel. Nach einigen Lesepausen im Auto wurden die Wolkenlöcher zunehmend größer und wir hatten die Möglichkeit ausgedehntere Spaziergänge durch die eigentümlichen Steingebilde zu unternehmen. Fast drei Stunden waren wir so in dieser Märchenlandschaft unterwegs. Als wir den Park schließlich verließen, kamen die Tourbusse angerollt. Trotz des etwas launischen Wetters war für uns der Besuch bei den Pinnacles ein voller Erfolg.

Zurück in Cervantes wollten wir im General Store ein paar Kleinigkeiten einkaufen und entdeckten, dass es im benachbarten Liquor Store einen Internetzugang gibt. So saßen wir im „Schnapsladen“ und haben Mails gelesen und beantwortet. Als wir den Brand Highway wieder erreicht hatten, fuhren wir weiter in Richtung Perth. In Gingin  bezogen wir auf dem Campingplatz am Roadhouse Quartier. Kaum hatten wir aufgebaut gab es einen wahren Wolkenbruch, der den gesamten Campingplatz unter Wasser setzte. In den Nachrichten wurde für morgen eine Wetterbesserung angekündigt, hoffentlich haben die Meteorologen einmal Recht mit ihrer Vorhersage. Eine heiße Suppe zum Abendessen und die Heizung unseres Roadrunners machten die kühle und feuchte Nacht für uns dennoch recht angenehm.

Von Gingin fuhren wir zum Yanchep National Park , der etwa 50 km nördlich von Perth liegt. In diesem kleinen Park gibt es eine kleine Kolonie von Koalas, die in den 30er Jahren aus dem Zoo von Perth umgesiedelt worden waren. Da Koalas eigentlich nur an der Ostküste Australiens zu finden sind, war es für uns eine Gelegenheit diese possierlichen Tiere noch einmal live zu erleben. Die meisten der mit dem Wombat verwandten Koalas saßen hoch in den Bäumen und waren kaum auszumachen, so geschickt schmiegen sie sich an die Äste und schlafen oder fressen. Einige ließen sich jedoch gut beobachten und zeigten durch gelegentliche Regungen auch, dass sie wirklich lebendig sind. Weitere Attraktionen dieses kleinen Parks sind der Wagardu Lake, die Tropfsteinhöhlen Crystal Cave und Yonderup Cave und die zahlreichen Blumen in der Parkanlage.

Perth und Umgebung

Auf dem West Coast Drive fuhren wir an den schönen Stränden der Sunset Coast entlang. Perth , die Hauptstadt von Western Australia hat knapp 1,4 Millionen Einwohner und erstreckt sich mit allen Vororten auf einer geradezu unvorstellbaren Fläche von ca. 5.500 km². Im Großraum Perth leben etwa 70 % Westaustralier. Die Stadt wurde 1829 am Swan River, 10 km vom Indischen Ozean entfernt, gegründet und kam durch Goldfunde im Hinterland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu Wohlstand. Heute sind Perth und der Südwesten von Western Australia ein viel bereistes Urlaubsziel mit herrlichen Stränden und wunderbarem Klima.

Wir fuhren zum Perth International Tourist Park, einem sehr schönen Campingplatz, den wir aufgrund seiner Nähe zu einer Volkswagenwerkstatt ausgesucht hatten, wo wir morgen einen Inspektionstermin haben. Beim Einchecken erinnerte sicht die Besitzerin des Platzes an uns bzw. unser Auto: Wir waren uns im Tunnel Creek National Park begegnet. Ich glaube, in Australien kennen uns mittlerweile mehr Leute als in Deutschland.

Um 5:00 Uhr beendete der Wecker unsanft die Nacht – kaum zu glauben, dass wir zu Hause immer so früh aufgestanden sind, um zur Arbeit zu gehen. Pünktlich zur Öffnung der Werkstatt um 7:30 Uhr waren wir bei VW, wo unser Roadrunner einen Ölwechsel und vorsichtshalber auch noch zwei neue, fachmännisch montierte Keilriemen bekam. Gut vier Stunden mussten wir warten, was aufgrund guter Literatur und mitgebrachtem Proviant aber kein Problem war.

Anschließend fuhren wir an die South Perth Esplanade am Südufer des Swan River. Aufgrund des trüben, schon fast trostlosen Wetters, war von dem tollen Blick auf die Skyline der Stadt nicht sehr viel zu sehen. Mit Schirm und Regenjacken machten wir uns trotz des Wetters auf den Weg in die Innenstadt. Mit einer Personenfähre erreichten wir den Anleger am Barrack Square und spazierten durch die Fußgängerzonen in der Hay und Murray Street. Von dort aus gingen wir zum nördlich des Bahnhofs gelegenen Perth Cultural Centre, wo wir uns die Ausstellungen in der Art Gallery of Western Australia ansahen. Neben einer Sammlung moderner Kunst von Aborigines und Australiern sind hier europäische und asiatische Werke ausgestellt.

Etwas fußlahm waren wir nach über vier Stunden wieder am Auto. Da auf dem Parkplatz im Sir James Mitchell Park das Übernachten nicht ausdrücklich verboten war, beschlossen wir hier zu bleiben. Nachdem wir uns eingerichtet und zu Abend gegessen hatten, hatte sich das Wetter etwas beruhigt und die beleuchtete Skyline von Perth bot dann doch noch einen fantastischen Anblick – ein weiterer Vorteil dieses kostenlosen Stellplatzes.

Nach dem Frühstück gingen wir ein Stück im Sir James Mitchell Park, am Südufer des Swan River, entlang und genossen die Aussicht von South Perth auf die Skyline der Stadt. Die nächste Station war der Kings Park, eine gut 4 km² große Parkanlage am Rande der Innenstadt, die ebenfalls großartige Ausblicke auf die Skyline bietet. Hier besuchten wir das Wildflower Festival, eine Wildblumen Show innerhalb des Parks. Wir hatten uns allerdings mehr davon versprochen, denn der Bereich war recht klein und auch die Vielfalt der gezeigten Wildblumen war sehr begrenzt. Fast alles hatten wir auf dem Wildflower Way auch schon in freier Natur gesehen. Sehr gut gefallen hat uns die Musik des Keyboarders Robert Boyd, der eine Kostprobe seines Könnens gegeben hat. Vom Kings Park fuhren wir noch einmal in die Stadt und haben uns mit einer Portion Sushi gestärkt.

Dann fuhren wir nach Fremantle . Die Hafenstadt an der Mündung des Swan River gehört auch noch zur Metropolitan Area von Perth und hat den wichtigsten Hafen von Westaustralien. Südlich der Stadt fanden wir einen Platz auf dem Fremantle Village Caravan Park. Von dieser Basis aus wollen wir morgen die Stadt erkunden. Ein Anruf von Walli und Jochen ergab, dass die beiden jetzt in Perth sind und im Mitchell übernachten wollen. Wir haben uns für morgen Abend dort verabredet und wollen dann gemeinsam essen gehen.

Fremantle hat ein fast mediterranes Flair, die vielen Straßencafes in der Hauptstrasse South Terrace haben ihr den Beinamen Cappuccino Strip eingebracht. Wir besuchten die Fremantle Markets, die an den Wochenenden in der 1897 erbauten Victoria Market Hall stattfinden. Ein sehr schöner Markt mit frischen Lebensmitteln und allerlei Krimskrams. Hier bekamen wir nach wochenlanger Abstinenz auch endlich wieder einmal ein Brot, das diese Bezeichnung wirklich verdient und nicht die üblichen Schaumgummiklötze. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt stärkten wir uns am Cappuccino Strip mit einem Cafe Latte und einem Stück Kuchen.

Von Fremantle fuhren wir an die Sunset Coast, die Traumstrände am Indischen Ozean. In Cottesloe  haben wir uns an der Marine Parade eine Parkbank gesucht, Didgeridoo gespielt, gelesen und den Sufern zugesehen. Die letzte Station war der Kings Park, wo wir noch einmal, heute bei herrlichem Wetter mit blauem Himmel, die großartige Aussicht auf die Skyline genossen. Auf dem tollen Stellplatz am Mitchell Park richteten wir uns häuslich ein und wenig später trudelten dann auch Walli und Jochen ein. Nach dem die ersten Reiseerlebnisse ausgetauscht waren, gingen wir gemeinsam indisch essen. Zum Nachtisch gab es in unserem Roadrunner dann noch leckeres Tiramisu, dass Geli am Vorabend vorbereitet hatte. Erst gegen 23:00 Uhr ging es in die Koje.

Frühes Aufstehen war angesagt, denn wir hatten uns entschlossen, gemeinsam mit Walli und Jochen, einen Tagesausflug nach Rottnest Island zu unternehmen. Von unserem traumhaften Stellplatz in South Perth fuhren wir zunächst mit der Fähre über den Swan River zu den Barrack Street Jetties. Mit unseren Fahrrädern gingen wir an Bord einer Fähre von Oceanic Cruises, die um 8:45 Uhr in Richtung Rottnest Island ablegte. Eine Stunde lang fuhren wir auf dem Swan River, vorbei an den wunderschönen Villen der besser gestellten Einwohner von Perth. In Fremantle stiegen noch einmal Fahrgäste zu, ehe wir in einer halben Stunde zur knapp 20 Kilometer vor der Küste liegenden Rottnest Island  fuhren.

Die idyllische Insel mit dem seltsamen Namen wird zu Recht „Australiens Fahrradparadies“ genannt. Motorisierter Individualverkehr ist auf Rottnest Island nicht zugelassen, weshalb man sich nur per Rad, Bus oder zu Fuß fortbewegen kann. Namensgeber war der holländische Navigator Willem de Vlamingh, der dort 1696 als erster Europäer landete und Heerscharen der Quokka, der Zwergkängurus begegnete. De Vlamingh glaubte, Riesenratten vor sich zu haben, und taufte die Insel „Rotte Nest“ – das Rattennest. Die Geschichte von „Rotto“, wie die Insel auch liebevoll genannt wird, ist vielschichtig: Sie diente als Gefangeneninsel für Aborigines, Kriegsgefangenenlager und Verteidigungsbastion. 1917 wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und der reichen Vogelwelt zum Schutzgebiet erklärt, ist sie heute ein beliebtes Ausflugsziel. Die zerklüftete Küste bietet Strände, Höhlen, Riffe und mehrere sichtbare Wracks.

Von Thomson Bay  aus machten wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg, die etwa 11 km lange und 5 km breite Insel zu erkunden. Das gut ausgebaute Wegesystem bot wunderschöne Aussichten auf Traumbuchten mit einsamen, schneeweißen Sandstränden. Über der Insel thront das 1895 errichtete Rottnest Lighthouse auf dem Wadjemup Hill. Am Strand der Stark Bay machten wir eine längere Pause und erreichten schließlich nach 22 km Radtour wieder den Ausgangspunkt Thomson Bay. Hier stärkten wir uns mit einem leckeren Eis, ehe wir die 90-minütige Rückfahrt nach Perth antraten. Auf unserem Stellplatz haben wir dann mit Blick auf die beleuchtete Skyline von Perth gemeinsam zu Abend gegessen. Ein weiterer, schöner Tag fand so einen gemütlichen Ausklang.

Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen: Walli und Jochen werden sich noch etwa zwei Monate in Western Australia aufhalten, ehe sie ihren Brummi nach Indien verschiffen. Wir werden unsere Fahrt entlang der Küste fortsetzen und in Richtung Melbourne weiterfahren. Bei unseren verschiedenen Treffen haben wir uns angefreundet und immer eine sehr schöne Zeit miteinander verbracht. Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, das dieses Treffen nun das vorerst letzte gewesen sein soll. Daher fiel uns allen der Abschied nicht so leicht wir bei den vorangegangenen Zusammenkünften. Hoffentlich werden sich unsere Wege wieder einmal irgendwo kreuzen.

Der Südwesten

In einem Internetcafe in Fremantle haben wir unsere elektronische Post gelesen, ehe wir den Großraum Perth in südlicher Richtung verließen. In Rockingham  fuhren wir auf dem Tourist Drive 202 zum Cape Peron hinaus und genossen die Ausblicke auf die raue Küste. Ein weiterer Abstecher vom Highway führte uns am Ufer des Leschenault Inlet entlang. In Bunbury , einem geschäftigen Hafen und regionalem Industriezentrum in der Region South West, suchten wir uns einen Campingplatz. 

Als wir gerade am Frühstücken waren, fing es an zu regnen. Trotz des trüben Wetters fuhren wir zum Dolphin Discovery Centre an die Koombana Bay in Bunbury. Hier sollen, zwar nicht so zuverlässig wie in Monkey Mia, aber dafür auch bei weitem nicht so touristisch, Delphine die Interaktion mit dem Menschen suchen. Wir hatten leider kein Glück, es waren weit und breit keine Delphine zu sehen. Aber auch schon wegen der audiovisuellen Ausstellung im Discovery Centre hatte sich der Weg gelohnt.

Südlich von Bunbury verließen wir den Highway für einen kurzen Schlenker durch den Tuart Forest National Park . Mehr noch als der eigentliche Wald haben uns die zahlreichen Calla-Blumen fasziniert, die den Waldboden in großen Feldern bedeckten. Als wir ausstiegen um die Blumenpracht aus der Nähe zu betrachten und zu fotografieren wurden wir von unzähligen Mücken attackiert, die uns schnell wieder ins Auto trieben.

Busselton  liegt am Südrand der Geographe Bay, die mit ihren 30 km Stränden ein breites Spektrum an Wassersportaktivitäten bietet. Wir sahen uns die Kunstgalerien am Old Courthouse, dem ältesten Gebäude der Stadt, an. Gefängniszellen, Polizeiräume und Gerichtsgebäude stammen von 1856 und beherbergen heute Künstlerateliers und Kunsthandwerkgeschäfte. Busselton Jetty, mit 1.837 m der längste hölzerne Pier der südlichen Hemisphäre, wurde 1978 vom Wirbelsturm Alby schwer beschädigt und drohte abgerissen zu werden. Es dauerte 25 Jahre und kostete mehr als 8 Millionen AUD bis der Pier, Erinnerung an die Anfänge der Stadt als Holzumschlaghafen, wieder im alten Glanz erstrahlte.

Über Dunsborough  erreichten wir das Cape Naturaliste , das nördliche Ende des Leeuwin-Naturaliste National Park s. Die Region zwischen dem Cape Naturaliste im Norden und dem Cape Leeuwin im Süden, die wie Hörner in den Indischen Ozean hineinragen, ist ein 600 Millionen Jahre altes, von Kalkstein und Sanddünen überzogenes Granitgebilde. Mit einer malerischen Küste, Höhlen, Heideland und Wäldern ist der knapp 200 km² große, lang gestreckte Nationalpark heute ein beliebtes Ferienziel. Zu dieser Beliebtheit tragen sicherlich auch die zahlreichen Weinkellereien im Hinterland des Parks mit ihren ausgezeichneten Tröpfchen bei.

Am Cape Naturaliste sahen wir uns den kleinen, weißen Leuchtturm aus dem Jahr 1903 an. Die Canal Rocks sind Vorgelagerte Felsen, die einen Naturkanal bilden. Eine Promenade bietet einen Blick auf den Kanal und die machtvoll einströmende Brandung. Die benachbarte Smiths Beach ist ein populäres Surfrevier an einem weiten Sandstrand in einer wunderschönen Bucht. Auf dem Gracetown Caravan Park fanden wir einen Platz für die Nacht.

Auch heute war das Wetter wieder sehr wechselhaft mit gelegentlichen Schauern und mit 15-20 Grad auch recht kühl. Wir begannen unsere weitere Rundfahrt durch den Leeuwin-Naturaliste National Park an der Cowaramup Bay, einem schönen Strand vor den Toren von Gracetown. Im Landesinneren besuchten wir die Margaret River Cheese Factory, wo wir leckeren Käse probieren und kaufen konnten. In der hübschen Stadt Margaret River , einem Zentrum der Agrar- und Holzindustrie, ergänzten wir unsere Vorräte und haben in einem Internetcafe versucht etwas für die Rückverschiffung unseres Autos zu organisieren. Da wir aufgrund der schlechten Erfahrungen beim Import des Autos in Melbourne nicht mehr mit Deugro verschiffen wollen, müssen wir uns nach einem neunen Spediteur umsehen. Ein weiterer Hinweis auf das nahende Ende unserer Reise am anderen Ende der Welt.

In Prevelly Park , an der Mündung des Margaret River, sahen wir den Surfern zu und machten eine kurze Mittagspause. Dann ging es untertage: Unterhalb der Hügellandschaft der Leeuwin-Naturaliste Ridge erstreckt sich eine faszinierende Welt aus Stalagmiten und Stalagtiten. Innerhalb des Nationalparks wurden mehr als 360 Kalksteinhöhlen entdeckt – vom engen Tunnel bis zu gut 14 km langen Kavernen. Im Laufe der Jahre stieß man hier auf die Fossilien von seit langem ausgestorbenen Beuteltieren. Das Höhlensystem zählt damit zu den ältesten und wertvollsten archäologischen Fundstätten Australiens. Nur einige wenige Höhlen sind öffentlich zugänglich, die meisten sind erfahrenen Höhlenforschern vorbehalten. Wir entschieden uns für einen Besuch der Lake Cave, wo sich die Märchenwelt der Tropfsteinformationen in einem unterirdischen Gewässer spiegelt. Hauptattraktion dieser Höhle ist die Formation „The Suspended Table“, die in der Tat an einen von der Decke hängenden Tisch erinnert.

Ganz in der Nähe der Höhle sahen wir uns die Ausstellung in der Boranup Gallery an. Faszinierende Möbel, Holz-, Glasarbeiten und Gemälde verlockten zum Kauf. Einzig die recht hohen Preise und der fehlende Stauraum in unserem Roadrunner zwangen uns dazu uns zurückzuhalten. Durch den herrlichen Boranup Karri Forest fuhren wir wieder an die Küste. Hamelin Bay  ist eine wunderschöne, durch Hamelin Island und ein Riff geschützte Bucht mit einem lang gezogenen Strand. Auf dem Caravan Park von Hamelin Bay fanden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht, nahezu direkt am Strand.

Wir begannen den nächsten Tag mit einem kurzen Spaziergang entlang der rauen Küste der Hamelin Bay. Über den kleinen Ferienort Augusta  erreichten wir das Cape Leeuwin , den südwestlichsten Punkt des australischen Festlands. An den bizarren Steilklippen und abgeschliffenen Felsen des Kaps treffen Indischer und Südlicher Ozean aufeinander. Prägendes Element ist das imposante, 40 m hohe Cape Leeuwin Lighthouse, das 1896 in Betrieb genommen wurde. Als der Leuchtturm ein Jahr zuvor errichtet wurde, zapfte man eine Quelle an, um die Arbeiter mit Trinkwasser zu versorgen. Das Quellwasser leitete man über einen schmalen Holzkanal zu einem hölzernen Wasserrad, das ein Pumpensystem antrieb und das Wasser zum Leuchtturm transportierte. Dieses einfache System war bis 1928 in Gebrauch. Nach seiner Stilllegung wurde da Rad von einer zunehmend dickeren Salz- und Kalkschicht überkrustet und ist heute praktisch in Stein eingeschlossen.

Wir verließen die Küste und fuhren durch das hügelige Hinterland mit seinen riesigen Karri-Bäumen nach Pemberton , einem ehemaligen Holzfällerstädtchen. Die gewaltigen Karri- und Jarrahbäume sind Eukalyptusarten, die wegen ihres geraden Wuchses und der schönen Holzmaserung jahrelang gnadenlos abgeholzt wurden. Die sehr langsam wachsenden Bäume können bis zu tausend Jahre alt werden und erreichen Höhen von über 80 m. Im Gloucester National Park  hat man auf dem Gloucester Tree einen Feuerausguck errichtet, der heute auch für Besucher zugänglich ist. Auf die Plattform in 61 m Höhe führt eine Art Wendeltreppe, genauer gesagt, 153 Eisenstangen, die wendeltreppenartig in den Baumstamm geschlagen wurden. Aufgrund des großen Besucherandrangs verzichteten wir auf die Kletterei und begnügten uns mit einem Blick auf diese eigentümliche Konstruktion. Durch die Wälder des Shannon National Park  fuhren wir weiter nach Walpole , dem Eingangstor zum Walpole-Nornalup National Park. Auf dem Coalmine Beach Caravan Park, am Ufer des Nornalup Inlet, fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Nach einer Rundfahrt über die Knoll Peninsula, die das Walpole Inlet vom Nornalup Inlet trennt, verschafften wir uns im Visitor Centre von Walpole Informationsmaterial über den Walpole-Nornalup National Park . Hauptattraktion dieses Nationalparks ist das Valley of the Giants, ein Wald voller riesiger Karri und Red Tingle Tree Eukalypten, die mehrere hundert Jahre alt sind. Hier führt der Tree Top Walk durch den Baldachin des Waldes. Der 600 m lange Rundweg führt auf einer Höhe von bis zu 40 m durch diesen beeindruckenden Wald. Auf dem Ancient Empire Walk findet die Erkundung des Waldes eine Fortsetzung am Boden. Hier konnten wir neben den eigentlichen Baumriesen auch  einige kleinere Pflanzen, darunter eine winzige Orchideenart bewundern. Über die Valley of the Giants Road erreichten wir wieder den South Coast Highway. Nach einem kurzen Abstecher an die Peaceful Bay setzten wir unsere Fahrt in Richtung Osten fort. In der Bartholomew´s Meadery, einer Art Imkerei, konnten wir Honig und Honigwein probieren und ich habe ein leckeres Honigeis gegessen.

Ein weiterer Abstecher brachte uns in den William Bay National Park , der aus einer 10 km langen Strandküste, Heideland und Karri-Wald besteht. Einzelne Granitfelsen, Klippen und Landzungen ragen bis zu 100 m weit ins Meer und erreichen die stattliche Höhe von 50 m. Die sauberen, weißen Sandstrände werden durch zahlreiche Felsblöcke aufgelockert. Greens Pool besitzt ein großes, klares Schwimmbecken, das durch Granitfelsen, die wie ein schützendes Riff wirken, hervorragend von der Brandung abgeschirmt wird. Die Elephant Rocks, eine Gruppe von rundlichen Granitfelsen, die in einer kleinen Bucht liegen, erinnern von ihrer Form her an eine Elefantenherde. Leider wurden wir hier von einem Regenschauer überrascht, so dass wir unseren Besuch früher als geplant beenden mussten.

In Denmark , einem hübschen kleinen Ferienort, sahen wir uns einige Kunstgewerbe-Geschäfte an. Etwas außerhalb gab es in der South Coast Wood Works Gallery wunderschöne Holzarbeiten zu bewundern. Albany  liegt sehr schön am King George Sound und verfügt über einen der schönsten Tiefwasserhäfen Australiens. Bereits 1826 gegründet ist Albany die älteste Siedlung in Westaustralien. Auf dem Middleton Beach Holiday Park fanden wir einen schönen Stellplatz fast direkt am Strand, den wir für die nächsten beiden Nächte reservierten.

Noch vom Campingplatz aus haben wir am nächsten Morgen einige Speditionen in Tasmanien angerufen und auch eine gefunden, die eine Verschiffung nach Deutschland organisieren kann. Zusätzlich zu zwei Angeboten, die wir aus Melbourne angefordert haben, wollen wir uns auch die Option offen halten, direkt von Tassie aus zu verschiffen. Vom 186 m hohen Mt. Clarence verschafften wir uns zunächst einen Überblick über Albany und den King George Sound. Neben der grandiosen Aussicht konnten wir auch noch einige kleine Echsen bewundern, die sich auf den Steinen sonnten.

Nächste Station war die westlich der Stadt gelegene Albany Windfarm. Zwölf Windkraftanlagen, mit einer Höhe von 60 m die größten Australiens, produzieren bis zu 75 Prozent des städtischen Energiebedarfs. Der Windpark befindet sich an einer spektakulären Küste am Rande des Torndirrup National Park . Dieser Nationalpark bildet eine Halbinsel, die den King George Sound nach Süden abschirmt. Er birgt einige der rauesten und spektakulärsten Küstenabschnitte von Western Australia. „The Gap“, ein 24 m tiefer Einschnitt in die Felsküste und „Natural Bridge“, eine imposante natürliche Granitbrücke, zeugen von der enormen Kraft der Meeresbrandung. Auf dem Gipfel des Stony Hill hat man einen herrlichen Rundumblick über den Southern Ocean, den King George Sound, den Torndirrup National Park und bis nach Albany. Der kleine Ferienort Frenchman Bay  bildete den Abschluss unserer Rundfahrt.

Zurück in Albany parkten wir in der York Street, der Hauptgeschäftsstraße und haben uns mit einer Pizza und einem sehr leckeren Stück Kuchen gestärkt. Dabei konnten wir auch einen heftigen Gewitterschauer trocken überstehen. Auf dem Campingplatz machten wir es uns dann in unserem rollenden Zuhause gemütlich.

Nach einem Einkaufsstopp verließen wir Albany und die Küste in nördlicher Richtung. Nach knapp 50 km  hatten wir die 12 km lange und bis zu 670 m hohe Porongurup Range erreicht, die weitgehend aus riesigen Granitkuppeln, Steilwänden und balancierenden Felsen besteht. Hier liegt der kleine aber feine Porongurup National Park . Wir sahen uns den „Tree in the Rock“, einen Karri-Baum der buchstäblich aus einem Felsen herauswächst an und machten uns dann auf den Weg den Castle Rock zu erklimmen. Eine gute halbe Stunde ging es immer steil bergauf, bis wir schließlich den „Balancing Rock“, eine freistehende gewaltige Granitkugel erreicht hatten, die jeden Moment wegzurollen scheint. Danach ging die Kletterei erst so richtig los: Wir mussten über Felsen klettern, uns durch enge Felsspalten zwängen und schließlich eine Leiter erklimmen, um den Aussichtspunkt auf dem Castle Rock zu erreichen. Belohnt wurden wir mit einer grandiosen Aussicht über den Park, die ihn umgebenden Felder und die Stirling Range, unserem nächsten Ziel. Nach zweieinhalb Stunden Kletterei waren wir wieder am Auto uns setzten unsere Fahrt fort.

Etwa 100 km nördlich von Albany verläuft die Gebirgskette der Stirling Range. Der Stirling Range National Park  schützt die teilweise über 1.000 m hohen Gipfel, die sich abrupt aus dem umgebenden Farmland erheben. Wenige Kilometer nördlich des Nationalparks steht völlig unvermittelt die Replik einer holländischen Windmühle aus dem 16. Jahrhundert in der der Landschaft. „The Lily“ ist die einzige Windmühle ihrer Art in ganz Australien und ist voll funktionsfähig. Das Mehl, das im angeschlossenen Restaurant und von den Bäckern der Gegend benötigt wird, wird hier gemahlen.

Ohne weitere Unterbrechung setzten wir unsere Fahrt durch den zentralen Süden von Western Australia fort. Weizenfelder, riesige Silos, sowie Schaffarmen bestimmen das Landschaftsbild. In der Nähe der kleinen Ortschaft Hyden  erreichten wir mit dem Wave Rock  unser heutiges Etappenziel. Diese Granitwelle gehört zu den erstaunlichsten und meist fotografiertesten Felsformationen Australiens. Das Alter dieses „Wellenfelsens“ wird von Geologen auf 2,7 Milliarden Jahre geschätzt. In Jahrmillionen haben Wind, Regen, Fröste und Hitze die weicheren Gesteinsschichten aus dem vertikalen Hyden Rock herausgesprengt. Für den endgültigen Schliff sorgte dann das von der Krone herablaufende Regenwasser, das auch die schwarz-weiß-roten Streifen auf dem Felsen hinterließ, in dem es Eisenoxide und Karbonate im Gestein ablagerte. Entstanden ist eine 110 m lange und 15 m hohe Welle aus Stein, die aussieht als würde sie jeden Augenblick brechen. Diese Formation ist schon sehr beeindruckend, wenn auch nicht ganz so spektakulär, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auf dem benachbarten Wave Rock Caravan Park fanden wir eine Bleibe für die Nacht.

Vom Campingplatz aus gingen wir am nächsten Morgen noch einmal zum Wave Rock. Diesmal waren die Lichtverhältnisse wesentlich besser als gestern Abend und der Felsen wirkte dadurch auch gleich viel eindrucksvoller. Recht früh am Morgen hatten wir die „Welle“ zudem auch fast für uns allein. Wir erklommen den Hyden Rock, sahen uns die Wellenform aus der Vogelperspektive an und kletterten durch die riesigen Granitbrocken, die auf dem Felsen herumliegen. Bevor wir uns wieder auf den Weg an die Küste machten, sahen wir uns noch „Hippo´s Yawn“, eine weitere Felsformation an. Zwar erinnert das Gebilde tatsächlich an ein gähnendes Flusspferd, ist aber bei weitem nicht so beeindruckend wie der Wave Rock. Über Lake King  und Ravensthorpe , wo wir eine Mittagspause einlegten, erreichten wir schließlich bei Esperance wieder die Küste des Südlichen Ozeans.

Der Südosten

Das Gebiet um Esperance  wird nicht umsonst als die Côte d´Azur Westaustraliens bezeichnet: Eine raue Küste mit traumhaften, schneeweißen Badestränden und türkisgrün bis dunkelblau schimmerndes Wasser sorgen für eine entsprechende Atmosphäre. Aus diesem Grunde ist der Tourismus heute auch eine der größten Einnahmequellen dieses Gebietes. Esperance wurde 1863 gegründet und erlebte ihren großen Aufschwung in den 1890er Jahren, als im Hinterland Gold gefunden wurde und die Stadt an die Eisenbahnlinie Perth – Coolgardie angeschlossen wurde. Nach dem Goldrausch kam die Schaf- und Rinderzucht und heute liegt der Schwerpunkt auf dem Export von Weizen und anderem Getreide in alle Welt.

Wir begannen unseren Besuch gleich mit einem der Highlights, dem Great Ocean Drive. Diese 38 km lange Panoramastraße, eine der schönsten Küstenstraßen Australiens, führt an den traumhaften Buchten und Stränden westlich der Stadt entlang. Wir hielten an fast jedem Aussichtspunkt und genossen die Ausblicke auf diese einzigartige Küste und die Vorgelagerten Inseln des Recherche Archipelago. In Esperance angekommen fuhren wir direkt zur kleinen Fabrikhalle von Mermaid Leather, der einzigen Fischlederfabrik Australiens. Auf einer geführten Tour erfuhren wir einiges über die Herstellung von Fisch- und Haileder und die Weiterverarbeitung des so gewonnen Materials. Wir waren sehr überrascht zu sehen, dass man Fischhaut, allenthalben nur als Küchenabfall bekannt, in feines Leder für Schuhe, Taschen, Gürtel und andere modische Artikel verwandeln kann. Sogar die Fischschuppen werden von Kunsthandwerkern zur Herstellung von Stickereien oder künstlichen Blumen verwendet. Von herausragender Qualität und Robustheit ist das Haifischleder, das die Widerstandsfähigkeit von herkömmlichen Leder um ein Vielfaches übertrifft. Auf dem Seafront Holiday Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Nach einem kurzen Bummel durch Esperance machten wir uns auf den Weg zum Cape Le Grand National Park. Auf dieser Strecke liegt die Merivale Farm, bis vor einige Jahren bekannt für ihre köstlichen, hausgemachten Kuchen- und Tortenspezialitäten. Selbst der Briefkasten der Farm am Straßenrand hat die Form einer Torte. Die Tore zur Farm waren allerdings verschlossen und wir waren schon etwas enttäuscht. Beim Besuch der einige Kilometer entfernten Hellfire Gallery erfuhren wir dann jedoch, dass die köstlichen Torten jetzt ausschließlich im kleinen Cafe der Galerie verkauft werden. So stärkten wir uns nach dem Besuch der Galerie mit dem wirklich köstlichen Kuchen aus dem Hause Merivale.

Massive Felsen, lange, weiße Sandstrände und klares, aquamarinblaues Wasser sind die Charakteristika des attraktiven Cape Le Grand National Park . Über den sanft geschwungenen, Heidebewachsenen Sandebenen, die den überwiegenden Teil des Nationalparks ausmachen, erhebt sich eine imposante Kette von Granitbergen wie Mount Le Grand, Frenchman Peak und Mississippi Hill. An der Küste liegen mit den traumhaften Buchten Le Grand Beach, Hellfire Bay, Thistle Cove, Lucky Bay und Rossiter Bay einige der schönsten Strände Australiens. Wir sahen uns die einzelnen Buchten an und suchten uns auf dem sehr schönen Campingplatz am Le Grand Beach einen Stellplatz für die Nacht. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an den Strand und erlebten einen wunderschön verfärbten Abendhimmel.

Bevor wir den Cape Le Grand National Park wieder verließen kletterten wir noch einmal über die bizarren Felsen an der Thistle Cove und sahen uns den malerischen Strand in der Hellfire Bay an. Auf dem Rückweg nach Esperance stellten wir fest, dass unsere Hupe nicht mehr funktioniert. In der Stadt füllten wir unsere Vorräte aus und unterzogen den Roadrunner und unsere Fahrräder wieder einmal einer gründlichen Wäsche. Auf dem Seafront Holiday Park konnten wir den Fehler  an der Hupe insoweit eingrenzen, dass die Hupe selbst defekt zu sein scheint. Ich baute sie aus und wir nahmen sie mit auf unsere Radtour entlang der Küstenpromenade „The Esplanade“ in die Stadt. In einem Laden für Autozubehör führte ein weiterer Test an der Einstellung der Hupe auch zu keinem Ergebnis, so dass wir eine neue gekauft haben. Zurück auf dem Campingplatz haben wir noch einmal versucht die alte Hupe über die Einstellschraube zu neuem Leben zu erwecken und hatten tatsächlich Erfolg. Während ich die alte Hupe wieder eingebaut habe, hat Geli die neue zurückgebracht. So konnten wir auch dieses kleine Problem mit Bordmitteln beheben.

Heute machten wir uns auf den Weg zu den Goldfeldern im kargen Hinterland. In Norseman  hat ein Pferd beim Pflügen die ersten Nuggets freigelegt – der Ort trägt noch heute den Namen dieses Pferdes. Heute ist Norseman kaum mehr als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. In der Nähe von Coolgardie  fand Arthur Bayley 1892 einen Goldklumpen mit einem Gewicht von fast 17 kg und löste damit einen gewaltigen Goldrausch aus. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Einwohnerzahl auf 15.000 an, heute ist es nicht einmal mehr ein Zehntel dieser Zahl. Wir sahen uns die Goldfields Exhibition an, die einen kleinen Einblick in das harte Leben der Goldsucher gewährt.

In Kalgoorlie  und der nahe gelegenen Stadt Boulder, die 1989 zusammengelegt wurden, erinnert vieles an den Goldrausch. Drei irische Goldsucher fanden hier 1893 das erste Gold. Das Gebiet sollte sich als das ergiebigste Goldfeld der Erde erweisen und erhielt später den Namen „The Golden Mile“. 1932 fand man hier den bislang größten Goldklumpen mit einem Gewicht von über 32 kg. Während in anderen Gebieten die Goldfelder bald erschöpft waren, wird hier in dem weltweit größten Tagebau noch heute Gold geschürft. Seit 1893 wurden über 1.500 t des wertvollen Edelmetalls gefördert und es kommen jährlich etwa 30 t dazu. Dafür müssen heute aber Jahr für Jahr etwa 85 Millionen Tonnen Gestein abgebaut und durchsucht werden.

Wir spazierten durch die Hannan Street, die Hauptstraße des Ortes, in der viele Häuser aus der goldenen Gründerzeit erhalten sind. Auf dem Prospector Holiday Park fanden wir eine Basis zur weiteren  Erkundung des Ortes.

Wir begannen unsere Besichtigungstour mit einer Fahrt der Loopline Tourist Railway. Dieser Touristenzug, angetrieben von der 1898 erbauten Dampflokomotive „Leschenault Lady“, fährt am Rand des Golden Mile Super Pit, eine der größten Goldtagebauminen der Welt, entlang. Der erste Stopp war an der Chaffer´s Power Station, die in früheren Jahren den Strom für die Mine geliefert hat. Auf dem Rückweg gab es die Möglichkeit vom Super Pit Lookout einen Blick in die riesige Mine zu werfen, worauf wir allerdings verzichteten, da wir uns diesen Aussichtspunkt in aller Ruhe ansehen wollten. So fuhren nach der Bahnfahrt mit dem Auto zum Lookout und blickten in ein Loch von unverstellbarer Größe: 330 m tief, 1,4 km breit und 3 km lang. Täglich werden 232.000 t Gestein aus der Mine herausgeholt und die Ausmaße so weiter vergrößert. Hier sahen wir auch die gewaltigen Kipplader, die wir schon in Tom Price bestaunt hatten, endlich einmal im Einsatz. Diese Monster kosten 4 Millionen AUD, wiegen 376 t, sind 6,4 m hoch und 7,4 m breit und können 220 t Ladung aufnehmen. Einer der Reifen, sechs hat das Fahrzeug, kostet 24.000 AUD.

Wir machten uns dann auf den Weg zur Australian Prospectors & Minors Hall of Fame, ein Minenmuseum etwas außerhalb der Stadt. Auf dem Weg dort hin stellten wir fest, dass unsere Blinker komplett ausfallen waren. Auf dem Parkplatz überprüften wir die Sicherung, die aber in Ordnung war. So konnte es eigentlich nur noch das Relais sein, das die Blinker steuert. Wir gingen aber zunächst in das Museum und begannen unseren Besuch dort mit einer Tour durch die bis 1960 betriebene Hannan´s North Mine, bei der Geli sogar einmal kurz einen Presslufthammer bedienen durfte. Wir spazierten durch die Gebäude der alten Minenanlage und sahen bei der Herstellung von Goldbarren zu, die allerdings nur aus Bronze bestanden. Zum Abschluss unseres Besuches sahen wir uns noch den 45minütigen Film „The Prospectors“ an, der einen Überblick über die verschiedenen australischen Goldrauschregionen und -perioden gibt, für unseren Geschmack allerdings etwas zu langatmig war. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Autoelektriker, der unsere Blinkanlage wieder zu neuem Leben verhelfen kann. Nach dem Einbau eines neuen Relais, was uns 30 AUD gekostet hat, war alles wieder in Ordnung.

Letzter Programmpunkt für heute war das WA Museum, das beeindruckende Goldnuggets und Schmuck zeigt, sowie Ausstellungsstücke, die von der Geschichte der Landschaft und des Goldrauschs erzählen. Nachdem wir uns für die morgen beginnende Überquerung der Nullarbor Plain noch einmal mit Vorräten eingedeckt hatten, fuhren wir wieder zum Prospector Holiday Park zurück.

Auf dem Goldfields Highway verließen wir Kalgoorlie-Boulder und sahen uns etwas südlich der Stadt die Nickel Pots an. Die Firma WMC Resources, Australiens größter und weltweit drittgrößter Nickelproduzent, hat hier einiger seiner gewaltigen Schmelztiegel ausgestellt. Schautafeln erläutern zudem das Verfahren der Nickelproduktion.

Über das kleine Bergbaustädtchen Kambalda  erreichten wir schließlich wieder Norseman , das Tor zur Nullarbor Plain und den östlichen Bundesstaaten. Hier beginnt der Eyre Highway, benannt nach dem Entdecker und Pionier John Eyre, dem 1841 als erstem Europäer die Ost-West-Durchquerung des Kontinents gelang. Er benötigte für die Strecke volle fünf Monate und auch nachdem 1877 die Telegrafenleitung und später eine Straße entlang seiner Route gelegt worden war, war diese Strecke lange Zeit ein abenteuerliches Stück Weg. Bis 1924 schafften gerade einmal ein Fahrrad (1896) und drei Autos diese Strecke. Heute ist die Straße durchgehend asphaltiert und verfügt über Versorgungsstationen, die kaum mehr als 200 km voneinander entfernt sind. Nach richtigen Ortschaften oder gar Städten sucht man auf der 1.215 km langen Strecke zwischen Norseman und Ceduna aber auch heute noch vergeblich. Die wildeste Region auf dem Weg ist die Nullarbor Plain (von lateinisch nullus arbor = kein Baum), eine trostlose, wüstenartige und, wie der Name vermuten lässt, baumlose Ebene von etwa 692 km Länge und 402 km Breite.

Am Balladonia Roadhouse , dessen Fassade Teile des amerikanischen Weltraumlabors Skylab schmücken, das 1979 hier in der Gegend abgestürzt ist, machten wir eine kurze Pause. Auf dem Weg zum Caiguna Roadhouse  passierten wir den längsten schnurgeraden Straßenabschnitt Australiens: 146,6 km ohne die leichteste Kurve. Man stelle sich vor von Kiel in die Lüneburger Heide immer nur geradeaus zu fahren und dabei gerade einmal einer Handvoll anderer Autofahrer zu begegnen – für deutsche Verhältnisse unvorstellbar. Nach einem Tankstopp in Caiguna fuhren wir noch weiter bis zum Cocklebiddy Roadhouse , wo wir auf dem sehr einfachen Campingplatz blieben. Mit fast 700 km haben wir heute eine der längsten Etappen unserer gesamten Reise absolviert, aber außer zwei Emus gab es auf dem Eyre Highway auch keinerlei Abwechslungen oder landschaftliche Reize, die eine Fahrtunterbrechung lohnend gemacht hätten.

Erste Abwechslung entlang der Strecke war am nächsten Tag der Mandura  Pass in der Nähe des gleichnamigen Roadhouses: Der Eyre Highway verlässt hier das Hochplateau und führt hinunter die Küstenebene. Am Roadhouse von Mundrabilla  nutzten wir die günstigste Tankstelle entlang der gesamten Strecke zum Auftanken. Mit Eucla  passierten wir die östlichste Niederlassung in Western Australia und erreichten nach weiteren 13 km die Grenze zu South Australia. Hier befindet sich die Quarantäne Station für alle in westlicher Richtung Reisende, wir haben noch eine „Schonfrist“ von fast 500 km bis Ceduna, wo auch wir alles mitgeführte Obst und Gemüse abliefern müssen.


Die Südküste

Wir wollen jetzt entlang der südlichen Küste Australiens unseren Weg gen Osten fortsetzen. In Port Augusta werden wir dabei auf unsere eigene Route treffen und damit die Umrundung des Kontinents abgeschlossen haben. Über die Metropolen Adelaide und Melbourne geht es dann dem letzten Ziel unserer Reise – Tasmanien – entgegen.

Direkt hinter der Grenze zu Western Australia befindet sich Border Village , die westlichste Siedlung von South Australia. Hier beginnt auch der Nullarbor National Park , der die weltweit größte semiaride Karstlandschaft mit ihren Höhlen und unterirdischen Abflusssystemen unter Schutz stellt. Da die Höhlen völlig unerschlossen sind, bleiben sie erfahrenen Höhlenforschern vorbehalten. Wer den Park lediglich auf dem Eyre Highway durchquert, bekommt außer den mattfarbenen Salz- und Blaubüschen nicht sehr viel zu sehen. Folgt man jedoch den südlichen Abzweigungen erreicht man die Abbruchkante der Ebene, die als Bunda Cliffs zur Great Australian Bight hin abfällt. Die Klippen erstrecken sich kilometerweit entlang der Bucht und bilden den weltweit längsten Küstenabschnitt ohne Naturhafen. Die einzelnen Aussichtspunkte bieten spektakuläre Ausblicke auf den Great Australian Bight Marine Park  und die bis zu 80 m hohe Steilküste. Die Bucht ist die Kinderstube für Südliche Glattwale, die hier in der zeit von Juni bis Oktober ihre Jungen zur Welt bringen.

Heute haben wir zwar noch keine Wale zu Gesicht bekommen, aber wir werden ja noch einige Zeit an der Bucht entlang fahren. Durch die verschiedenen Aussichtspunkte kamen wir heute nicht ganz so zügig voran, hatten dafür aber etwas mehr Abwechslung als gestern. Nach knapp 500 km war für uns am Nullarbor Roadhouse  Endstation, da wir beim Grenzübertritt nach South Australia auch noch die Uhren um 1,5 Stunden vorstellen mussten.

Unser nächstes Ziel war der Aussichtspunkt „Head of Bight “, der östlich des Nullarbor National Park im Gebiet der Yalata Aborigines liegt. Er bietet nicht einen phantastischen Ausblick auf die Bunda Cliffs sondern liegt auch direkt oberhalb des Whale Sanctuary innerhalb des Great Australian Bight Marine Park. Schon am Parkplatz wurden wir von Scharen von Wellensittichen begrüßt. In der Bucht konnten wir zunächst nur eine einzige Robbe und einen Seeadler entdecken, der auf der Suche nach Beute seinen Bahnen zog. Schon auf dem Rückweg zum Parkplatz entdeckten wir sie dann doch noch: Ganz am anderen Ende der Bucht konnten wir durch unser Fernglas fünf  Südliche Glattwale beobachten.

Eyre Peninsula

In Ceduna  erreichten wir dann wieder die Zivilisation, die Nullarbor Plain lag hinter uns. Wir überstanden ohne Probleme die Quarantäne-Untersuchung, denn wir hatten das meiste Obst aufgegessen und die Reste gut versteckt. Ceduna, die größte Stadt im Westen von South Australia, ist das Zentrum eine auf Landwirtschaft ausgerichteten Umlands. Der Name der Stadt stammt von dem Aboriginal-Wort „chedoona“, was soviel wie Rastplatz bedeutet. In Ceduna beginnt auch die Eyre Peninsula, die wie ein großes Dreieck in die Australische Bucht hineinragt. Nach einem Tank- und Einkaufsstopp verließen wir Ceduna und fanden in Streaky Bay  einen sehr schönen Campingplatz direkt am Strand. Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als wir von einem Neuseeländer angesprochen wurden, den wir schon einmal am Eighty Mile Beach getroffen hatten. Wir folgten seiner Einladung auf ein Glas Wein und haben mit Blick auf die Bucht zusammen gesessen und uns über Neuseeland und Australien unterhalten, bis die Kühle des Abends uns in die Wohnmobile trieb.

Etwa 40 km südöstlich von Streaky Bay folgten wir der Ausschilderung am Flinders Highway zu „Murphy´s Haystacks“. Dabei handelt es sich Inselberge aus über 1,5 Milliarden Jahre altem, rostrotem Granit. Die auf dem Gelände einer privaten Farm gelegenen „inselbergs“, wie die Aussies die aus dem Deutschen übernommene Bezeichnung ins Englische übersetzt haben, sind gegen eine geringe Eintrittsgebühr (2 AUD pro Person) zugänglich. Zwei Gruppen dieser eigentümlichen Gebilde stehen völlig unvermittelt inmitten des frisch gemähten Weidelandes. Der Spaziergang durch diese steinernen Heuhaufen war sehr interessant und bot aufgrund der schönen Lichtverhältnisse sehr gute Fotomotive.

Nördlich des kleinen Ferienortes Elliston  bogen wir auf den Ocean View Drive ab. Der 14 km lange Rundkurs führte uns zu verschiedenen Aussichtspunkten, die phantastische Ausblicke auf die bizarre Steilküste ermöglichten. Während der Fahrt auf dem Flinders Highway konnten wir heute außerordentlich viele Schlangen – tot und lebendig – auf der Straße beobachten. Es waren auch wieder zahlreiche kleine Echsen unterwegs, besonders die etwas unbeholfen wirkenden Stumpy Tail oder Sleepy Lizards, die in ihrem Aussehen an eine Wurst auf Beinen erinnern. Der Cummings Monument Lookout, 60 km südlich von Elliston direkt am Highway gelegen, bietet ebenfalls einen grandiosen Blick auf die schroffe Küstenlinie.

Von hier aus fuhren wir ohne weitere Unterbrechung durch bis nach Port Lincoln . Die florierende Stadt liegt am südlichen Ende der Eyre Peninsula, an der Boston Bay, einem der weltweit größten Naturhäfen. Diese Lage hat Port Lincoln zu einem wichtigen Exporthafen für landwirtschaftliche Erzeugnisse gemacht. Außerdem liegt hier die größte Thunfischflotte Australiens vor Anker. Wir verschafften uns zunächst vom Winter Hill Lookout einen Überblick über die Stadt und die Hafenbucht mitsamt den Vorgelagerten Inseln.

In der Stadt gingen wir zunächst in die Bibliothek, um einen Blick auf unsere E-Mails zu werfen. Die Verbindung war allerdings so langsam, dass wir nicht böse waren, als wir nach einer knappen halben Stunde wegen der Schließung der Bibliothek unsere Sitzung abbrechen mussten. Dafür war, wie in South Australia üblich, die Benutzung wieder kostenlos. Da unsere Reifen mittlerweile fast kein Profil mehr haben, haben wir uns bei einem Reifenhändler nach neuen Reifen erkundigt. Wie schon beim Kauf des ersten Reifens mussten wir auch heute feststellen, dass wir für Australien keine gängige Reifengröße benötigen. Nach diversen Telefonaten hatte der Händler herausgefunden, dass es wohl nur von der Firma Toyo überhaupt noch Reifen dieser Größe zu haben gibt. Vom Hersteller hat er auch gleich noch den Namen und die Adresse eines Händlers in Adelaide bekommen und uns empfohlen die Reifen dort zu bestellen, da auch die Zentrale nur noch sieben Reifen dieser Größe auf Lager hat. Auf dem Kirton Point Caravan Park fanden wir schließlich einen Stellplatz für die Nacht.

Entlang der weit abseits der Küste und landwirtschaftlich geprägten Ostflanke der Eyre Peninsula setzten wir unseren Weg fort. In Cowell  nutzten wir noch einmal den kostenlosen Internetservice der Bibliotheken in South Australia, diesmal auch mit besserer Geschwindigkeit. Bei einem Reifenhändler in Whyalla , dem größten Schwerindustriezentrum des Bundesstaates versuchten wir noch einmal unser Glück, wurden aber auch nicht fündig. In Port Augusta  schloss sich dann für uns der Kreis, wir trafen wieder auf unsere alte Route. Nach etwas mehr als 6 Monaten und 34.692 km haben wir Australien einmal umrundet und einige Abstecher ins Landesinnere unternommen. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass unsere Zeit hier bald zu Ende geht.

Auf dem Campingplatz in Port Augusta trafen wir Heike und Ralf, die für gut zwei Jahre mit 200 kg Surfgepäck unterwegs sind. Nach einem Jahr in den USA und Mittelamerika sind sie jetzt für einige Monate mit einem Geländewagen und pistentauglichen Caravan in Australien unterwegs, ehe es zum Abschluss ihrer Reise für ein halbes Jahr nach Hawaii geht. Bis kurz vor Mitternacht haben wir zusammen gesessen und über Gott, die Welt und das Reisen gesprochen.

Zurück nach Melbourne

Nachdem wir uns von Heike und Ralf verabschiedet hatten, habe ich telefonisch bei dem uns benannten Reifenhändler in Adelaide vier neue Toyo-Reifen bestellt. Ein Rückruf des Händlers auf unserem Handy ergab dann, dass die Toyos nicht mehr verfügbar sind, er uns stattdessen Hankook-Reifen anbieten kann, was wir nach kurzer Überlegung angenommen haben. Ohne Unterbrechung fuhren wir bis nach Adelaide  und nutzten die Zeit, die wir auf das Montieren der Reifen warten mussten, in einem Internetcafe zu einem Abgleich unserer Konten und zum Lesen und Schreiben einiger E-Mails.

Auf dem Weg zum Adelaide Caravan Park, von wo aus wir morgen wieder per Fahrrad in die Stadt fahren wollen, fuhren wir am Tandanya-Cafe vorbei. Alle Fenster waren zugeklebt, so dass Dion, bei dem ich vor gut 5 Monaten mein wunderschönes Bluey Roberts Didgeridoo gekauft habe, das Geschäft tatsächlich hat aufgeben müssen. Auf dem Campingplatz bekamen wir mit Glück noch den letzten freien Platz für die nächsten beiden Nächte, so dass einem weiteren Besuch Adelaides nichts mehr im Wege steht. Neben Sydney und Perth hat uns Adelaide als Stadt am besten gefallen, vielleicht auch gerade wegen der optimalen Lage des Campingplatzes und der angenehmen, etwas beschaulichen Atmosphäre.

Am Abend habe ich noch versucht Dion telefonisch zu erreichen, er war aber leider nicht zu Hause. Seine Frau hat unsere Telefonnummer aufgeschrieben und wir hoffen jetzt, dass er sich meldet. Am nächsten Morgen rief Dion an und hat uns für den Abend zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. Unsere Einwände, das wir keine Umstände machen wollen und er ja auch mit seiner Frau zu uns auf den Campingplatz kommen könnte ließ er nicht gelten und lockte damit, einige Didgeridoos aus seiner Sammlung zu spielen. Wir konnten wenigstens noch durchsetzen für den Wein zu sorgen.

Mit unseren Fahrrädern fuhren wir am Torrens River entlang in die Innenstadt von Adelaide. Einen ersten Stopp machten wir in der Art Gallery of South Australia. Die umfangreiche Sammlung australischer und internationaler Kunst ist in einem sehr schönen Gebäude untergebracht und war für uns eine der schönsten Galerien, die wir hier in Australien gesehen haben. In einem sehr gut sortierten Laden mit Aboriginal-Kunst sahen wir uns einige Bilder an und ich habe natürlich noch einige der Didges ausprobiert. In einem Food-Court stärkten wir uns, ehe es zu einer Filiale des Ausrüstungsspezialisten Kathmandu weiterging. Im Central Market konnten wir uns endlich wieder einmal mit richtigem Brot eindecken, kauften frisches Obst und den Wein und die Blumen für unsere abendliche Einladung. Zurück auf dem Campingplatz gönnten wir uns noch eine kleine Pause, ehe wir das Auto wieder umbauten und uns auf den Weg zu Dion machten. Hier verlebten wir einen sehr schönen Abend mit Dion und seiner Frau Stella und lernten auch deren drei Töchter kennen. Wir haben Dion noch zwei sehr schöne Bilder des Aboriginal-Künstlers Nuddij abgekauft, die wir vor fünf Monaten schon im Tandanya-Cafe bewundert hatten. Wie auch schon beim Didgeridoo hat Dion uns auch heute wieder einen sehr guten Preis gemacht. Ebenso wie damals bei Dion, so war uns auch seine Frau gleich auf Anhieb sympathisch und es war so, als würden wir uns schon lange kennen. Die beiden sind wirklich außergewöhnlich nette und grundaufrichtige Menschen, wie man sie nicht alle Tage trifft. Mit interessanten Gesprächen und ein wenig Didgeridoo spielen verging die Zeit wie im Fluge, so dass es schon nach Mitternacht war, als wir uns verabschiedeten und zum Campingplatz zurückfuhren.

Aufgrund der langen Nacht, kamen wir am nächsten Morgen relativ spät los und machten uns auf den Weg nach Strathalbyn , wo wir uns telefonisch mit Hermann verabredet hatten. Der Weg durch die Adelaide Hills führte uns an wunderschönen Wildblumenwiesen vorbei, die in leuchtendem Gelb und Lila erstrahlten – ein traumhafter Anblick. Hermann hat jetzt wieder einen eigenen Laden, in dem er seine Antiquitäten und Didgeridoos verkauft. Wie schon bei unserem ersten Besuch war auch diesmal sein Riesen-Didgeridoo der absolute Blickfang. Hermann hatte diesmal auch einige Didges mehr im Angebot, allerdings hat er aber wohl auch die Preise seit unserem letzten Besuch deutlich angehoben. Es waren wieder einige sehr gute und wunderschön bemalte Didgeridoos dabei, so dass die Auswahl entsprechend schwer fiel. Knapp vier Stunden habe ich mit Ausprobieren zugebracht und dabei auch einige Tipps von Hermann bekommen, wie ich mein Spiel verbessern kann. Er ist wirklich ein Virtuose am Didge und es macht Spaß ihm zuzuhören. Schließlich habe ich mich für ein kleines, sehr schön klingendes Didgerdoo entschieden und wir konnten unsere Fahrt in Richtung Melbourne fortsetzen. Bei Murray Bridge  überquerten wir noch einmal den Murray River und fanden schließlich auf dem kleinen Campingplatz in Keith  einen Stellplatz für die Nacht.   

Nach einer knappen Stunde Fahrt passierten wir die Grenze zu Victoria, was uns eine weitere halbe Stunde „kostete“, da wir damit schon wieder eine Zeitgrenze überquerten. Auf der A8, der Hauptverbindungsstrecke zwischen Adelaide und Melbourne, fuhren wir an leuchtend gelben Rapsfeldern vorbei und erreichten mit dem Pink Lake einen weiteren Farbtupfer. Algen, die in dem salzigen Wasser leben, scheiden Betakarotin aus, was für die Verfärbung des Wassers sorgt. Das rosafarbene Wasser, die saftig grüne Landschaft und der blaue Himmel sorgten für ein sehr eigentümliches Farbenspiel. In Horsham  machten wir eine Pause und spazierten ein kleines Stück durch den recht schönen Ort. Von Ararat  fuhren wir auf einer Nebenstrasse bis nach Castlemaine , wo wir uns morgen das Studio und die Galerie des Malers Brian Nunan ansehen wollen, dessen Bilder wir in einer Ausstellung in Kununurra gesehen hatten.

In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und als wir aufbrechen wollten, mussten wir im strömenden Regen unsere Sachen packen. Von Pat und Brian Nunan wurden wir sehr freundlich empfangen und in der Galerie und dem Studio herumgeführt. Vor sechs Jahren haben die beiden eine alte Klosterschule gekauft und für ihre Zwecke umgebaut. Die ehemaligen Schulräume sind heute die Galerie und das Studio und das im Wohnhaus der Nonnen leben Pat und Brian. Wie schon in Kununurra bewunderten wir erneut die wunderschönen Bilder, die größtenteils das raue Leben auf den abgelegenen Farmen in der Kimberley Region zum Thema haben. Brian verbringt jedes Jahr einige Monate in dieser Region und füllt seine Skizzenbücher. In seinem Studio werden dann aus diesen Skizzen seine eindrucksvollen, großformatigen Gemälde. Als wir uns die Bilder angesehen hatten, führten uns die beiden auch noch durch ihr Haus, in dem sich weitere Kunstwerke befinden. Mit netten Gesprächen verging die Zeit wieder einmal wie im Flug und so waren fast zweieinhalb Stunden vergangen, als wir uns in Richtung Melbourne auf den Weg machten.

Ohne weitere Unterbrechung erreichten wir unseren „Stammplatz“, das Ashley Gardens Holiday Village, wo man uns beim Einchecken auch sofort wieder erkannte. Bedingt durch die Probleme, die wir bei unserer Ankunft hier mit der Übernahme unseres Autos hatten, ist Melbourne  für uns irgendwie negativ vorbelegt. Wir haben uns nicht auf die Rückkehr gefreut und wollen unseren „Arbeitsaufenthalt“ – wir müssen die Rückverschiffung des Autos und unsere Rückreise organisieren – so kurz wie möglich machen. Wir freuen uns schon sehr auf Tasmanien, die letzte Etappe unserer Reise. In Castlemaine hatten wir uns irgendwie ein Ameisennest eingefangen. Dank einer ganzen Dose Insektenspray konnten wir die Plage zumindest größtenteils eindämmen. Geli hat am Nachmittag noch bei Antonia und Ben, einem aus den Niederlanden stammenden Paar angerufen, die wir im Roten Zentrum kennen gelernt hatten und die in Melbourne wohnen. Die beiden kamen dann am Abend noch auf dem Campingplatz vorbei und wir haben uns sehr nett in unserem Roadrunner unterhalten. Australien ist gewissermaßen schon eine zweite Heimat geworden, da wir auf unserer Reise so viele Menschen kennen gelernt haben, von denen wir jetzt gegen Ende der Reise einige noch einmal wieder treffen. Dieses Gefühl, in einem fremden Land schon Bekannte zu haben, ist etwas völlig Neues für uns und gibt unserer Reise eine ganz besondere Note.

Als ich am Morgen die Waschräume verließ, stieß ich auf Rolf, den wir am Ayers Rock schon einmal getroffen hatten. Nach dem Frühstück kamen Gerda und Rolf noch kurz bei uns vorbei. Die beiden sind gerade aus Tasmanien zurück und suchen jetzt ebenfalls nach einer Möglichkeit ihr Auto nach Deutschland zurückzuschicken. Wir haben und für den Abend zu einem Erfahrungsaustausch verabredet.

Nachdem wir noch einmal unsere E-Mails abgefragt hatten, machten wir uns daran die verschiedenen Verschiffungsunternehmen, den Zoll und den Versicherungsmakler unserer Camperversicherung anzurufen. Bis auf einen Spediteur hatte niemand unsere Anfragen beantwortet und wir haben auch heute nicht sehr viel erreichen können. Immerhin können wir uns morgen einen Scheck mit der Gutschrift der zu viel bezahlten Versicherungsprämie abholen. Außerdem haben wir in Erfahrung gebracht, dass wir das Auto kurz vor der Verladung selbst beim Zoll vorführen können, damit unser Carnet abgestempelt wird. Von einem Spediteur haben wir jetzt auch schon ganz konkrete Daten und Preise und wir werden wohl auch auf dieses Angebot eingehen, wenn heute nicht noch bessere Angebote der beiden ausstehenden Spediteure, besonders von dem auf Tasmanien, eingehen.

Wir haben beschlossen, erst morgen in die Stadt zu fahren und unsere Flüge umzubuchen und uns Unterkünfte für den Zwischenstopp in Hawaii zu besorgen. Dann wissen wir auch wann und von wo wir das Auto verschiffen und können entsprechend weiter planen. Den Nachmittag habe ich dann damit verbracht einen neunen Bericht für unsere Homepage zu erstellen, während Geli noch einige Sachen eingekauft hat. Am Abend haben wir uns dann noch einmal mit Gerda und Rolf getroffen und über unsere Nachforschungen hinsichtlich der Verschiffung und das Reisen im Allgemeinen gesprochen. Die beiden haben von der gleichen Spedition, die uns kein Angebot erstellen wollte, einen sehr guten Eindruck und haben uns einen kompetenten Ansprechpartner genannt, den wir nun morgen noch aufsuchen werden.

Ein reiner Arbeitstag lag vor uns, zusätzlich erschwert durch absolutes Sauwetter. Mit Bus und Straßenbahn fuhren wir zunächst zum Büro des Versicherungsmaklers, bei dem wir eine zusätzliche Versicherung für unser Auto abgeschlossen hatten. Aufgrund der uns jetzt vorliegenden Daten konnten wir die Versicherungsdauer reduzieren und bekamen völlig problemlos einen Scheck über die zu viel gezahlte Versicherungsprämie ausgehändigt. In einer nahe gelegenen Bank ließ sich dieser Scheck auch ohne Probleme oder Kontoeröffnung zu Bargeld machen.

Zurück in der Innenstadt stapften wir bei strömendem Regen zu dem Spediteur, den Gerda und Rolf uns empfohlen hatten und man versprach uns, nun doch ein Angebot zu erstellen. Nächster Programmpunkt war das Büro von Air New Zealand. Unser Ticket ließ sich erwartungsgemäß nicht über die einjährige Gültigkeit hinaus verlängern, so dass wir nur die Daten der einzelnen Flüge entsprechend geändert haben. Per Telefon haben wir uns dann für übermorgen einen Platz auf der Fähre nach Tasmanien reserviert, für morgen war leider schon nichts mehr zu bekommen. In einem Reisebüro haben wir versucht unseren Aufenthalt in Hawaii mit Zwischenflügen, Unterkünften und Mietwagen sowie die Flughafenhotels für den Weiterflug zu organisieren. Während wir in einem Internetcafe unsere Homepage aktualisiert haben, wollte das Reisebüro ein Angebot ausarbeiten, was auch tatsächlich sehr gut geklappt hat. Fast 9 Stunden waren wir unterwegs, als wir schließlich wieder auf dem Campingplatz ankamen. Nach dem Abendessen haben wir dann noch bis nach 1:00 Uhr mit Gerda und Rolf zusammen gesessen und uns unterhalten.

Heute war erst einmal Ausschlafen angesagt. Da wir nichts mehr zu organisieren hatten, sondern nur noch auf die eingehenden Angebote des Spediteurs und die Bestätigung des Reisebüros warten mussten, wollten wir einen Ruhetag einlegen. Nachdem wir uns von Gerda und Rolf verabschiedet hatten, die die restlichen Tage bis zur Verschiffung ihres Autos noch ein weinig durch den Süden Victorias fahren wollen, machten wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg zum Sunshine Shopping Centre. In einem der Kinos sahen wir uns den Film „Head of State“ an. In der schon teilweise etwas zu albernen politischen Komödie wird ein völlig unbedarfter Afro-Amerikaner in den Wahlkampf um das Präsidentenamt geschickt. Als Marionette berechnender Politstrategen eingesetzt entwickelt er jedoch eigene Ideen und schafft das Unmögliche – er wird der erste farbige Präsident der USA. Nach einer Stärkung im Food Court radelten wir zum Campingplatz zurück und sahen in unsere Mailbox. Der Spediteur hatte sich nicht gemeldet aber das Reisebüro hat unsere Buchungen zusammengestellt und wartet auf unsere Bestätigung. Leider konnten wir die Anlagen an diesem Internetautomaten nicht öffnen und müssen das auf morgen verschieben. Den Abend verbrachten wir gemütlich, wieder einmal ohne Besuch, in unserem Roadrunner.

Nachdem wir noch einmal voll getankt und das Auto gewaschen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger der Tasmanien-Fähre. Die „Spirit of Tasmania II“ lag auch schon am Pier. Wir haben noch einmal nachgefragt, ob wir nicht das Auto schon auf dem Pier abstellen können, aber das Einchecken ist erst ab 18:30 Uhr möglich. Wir fuhren dann mit der Straßenbahn noch einmal in die Innenstadt, haben unsere Hawaii-Buchung bestätigt und per E-Mail die Auto-Verladung und Verschiffung gebucht. Ein Angebot des letzten Spediteurs lag immer noch nicht vor, man hat dort wohl doch kein rechtes Interesse an diesem Geschäft. Nach einem kleinen Bummel durch die Stadt stärkten wir uns in einem Food-Court mit Kaffee und Kuchen und fuhren dann zum Fähranleger zurück. Auf dem Parkplatz haben wir unsere Sachen für die Nacht zusammengepackt und noch gemütlich zu Abend gegessen. An Bord der Fähre bezogen wir unsere kleine Kabine und haben uns dann noch ein wenig umgesehen. Um 21:00 Uhr verließen wir den Hafen von Melbourne und machten uns auf den Weg nach Tasmanien, der letzten Etappe unserer Australienreise. Die „Spirit of Tasmania II“ hat uns sehr gut gefallen aber es war schon etwas komisch nach fast sieben Monaten zum ersten Mal wieder nicht im Auto zu übernachten.


Tasmanien

Die Spuren ersten menschlichen Lebens auf Tasmanien hinterließen die Aborigines bereits vor 30.000 Jahren, als es noch mit dem Kontinent Australien verbunden war. 12.000 Jahre später, am Ende der Eiszeit, füllte steigendes Wasser die Bass Strait und machte Tasmanien zur Insel. Der holländische Entdecker Abel Tasman landete 1642 auf der Insel und wurde später zu ihrem Namensgeber. Trotz seiner geringen Größe, die weiteste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 296 km, die Ost-West-Ausdehnung 315 km, bietet Tasmanien so unterschiedliche Landschaften wie Gletschergebirge, dichte Wälder und welliges Hügelland. Der Urwald, eine der drei letzten Regenwaldgebiete der gemäßigten Zone auf der Südhalbkugel, ist Heimat für viel endemische Pflanzen und Tiere. Ein Fünftel Tasmaniens steht als Weltkultur- und –naturerbe unter dem besonderen Schutz der UNESCO. Die erste wirkliche Siedlung entstand 1804 im Mündungsbereich des Derwent River, dem Sitz der heutigen Hauptstadt Hobart. Mit dem Beginn der europäischen Besiedlung begann die Ausrottung der Aborigines, denen zum Teil in regelrechten Treibjagden nachgestellt wurde. Die Überlebenden, etwa 300 von ursprünglich fast 5.000, wurden auf Flinders Island verband. Hier starb 1876 die letzte tasmanische Eingeborene, eine Frau mit Namen Truganini im Alter von 78 Jahren. Lediglich auf den zu Tasmanien gehörenden Furneaux-Inseln lebten die Aborigines im friedlichen Einklang mit den weißen Siedlern und bewahrten diese Bevölkerungsgruppe so vor dem völligen Untergang.

Teil – und doch nicht Teil – von Australien: Tasmaniens unverwechselbare Landschaft, das Klima und die Kultur resultieren aus der Entfernung vom Festland. Diese isolierte Lage sorgte für eine eine einzigartige Flora und Fauna, frische Luft, Wasser in Hülle und Fülle und einen gemächlichen Lebensstil. Über 27 Prozent des Landes werden landwirtschaftlich genutzt. Daneben sind der Abbau von Bodenschätzen, die Holz- und Papierindustrie sowie der Tourismus die Haupteinnahmequelle Tasmaniens.

Der Nordosten

Die Überfahrt war sehr ruhig und wir konnten auch schlafen, allerdings waren wir aufgrund der Schiffsgeräusche doch häufiger einmal wach. In einem Selbstbedienungslokal an Bord stellten wir uns ein kleines Frühstück zusammen. Die Ankunft in Tasmanien brachte den „Verlust“ einer weiteren Stunde mit sich: Tassie hatte schon auf die Sommerzeit umgestellt. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Devonport  gab es ein zweites Frühstück, ehe wir uns mit frischen Vorräten eindeckten, denn die Mitnahme von Obst und Gemüse nach Tasmanien ist nicht erlaubt. Anschließend fuhren wir auf die Spitze des Mersey Bluff hinauf und sahen uns den Leuchtturm an, der bereits 1889 in Betrieb genommen wurde und noch heute die Schiffe in den Hafen von Devonport leitet. Auf dem Mersey Bluff befindet sich auch das Tasmanian Aboriginal Culture & Art Centre. Es wird Tiagarra genannt, was in der Sprache der Aboriginals soviel wie "behalten" oder "aufbewahren" bedeutet und der Erhaltung der Kultur und Kunst der Ureinwohner dient. Entlang eines Pfades, der über das Mersey Bluff führt, kamen wir an verschiedenen Aboriginal-Felsgravuren vorbei.

Wir verließen Devonport in Richtung Launceston und besuchten in Elizabeth Town  die Ashgrove Cheese Factory. Neben diversen Käsesorten, die wir alle kostenlos probieren konnten, gibt es hier auch noch zahlreiche weitere tasmanische Produkte und sehr leckeres Eis. Mit zwei Sorten Käse und je einem Eis verließen wir die Käserei. In Deloraine  verließen wir die Hauptstraße und fuhren auf das Hochplateau der Great Western Tiers hinauf. Auf über 1.000 m Höhe liegt hier mit dem Great Lake der größte natürliche Frischwassersee Australiens. Die Landschaft auf der Hochebene wirkte eigentümlich grau und bedrohlich – interessant aber nicht schön. Wir fuhren in einer Schleife um den See und gelangten über Poatina  wieder in die Küstenebene.

Von Longford  aus unternahmen wir einen kurzen Abstecher nach Perth , wo wir uns in dem kleinen Laden der Tasmanian Honey Company mit köstlichem Leatherwood Honey eindeckten. Dieser äußerst seltene Honig wird aus den Blüten der Leatherwood Bäume gewonnen, die es ausschließlich in den abgelegenen Regionen im Westen Tasmaniens gibt. Wir hatten diesen Honig bei unserem ersten Besuch in Tassie vor fünf Jahren kennen und schätzen gelernt und uns daher entschieden einen Vorrat davon mit nach Hause zu nehmen.

Über Westbury  und Frankford  erreichten wir den Narawntapu National Park , den wir noch unter seinem alten Namen Asbestos Range National Park in Erinnerung hatten. Dieser kleine, abgelegne Park an der Bass Strait ist bekannt für seine reiche Tierwelt und die schönen Strände. Hauptattraktion ist jedoch der Bestand an Forester Kängurus, der größten tasmanischen Känguruart. Direkt hinter der Parkgrenze konnten wir auch schon die ersten Forester Kängurus entdecken. Rund um das Visitor Centre wimmelte es geradezu von Wallabies, die zum Teil Jungtiere (joeys) im Beutel hatten. Zu unserer Überraschung ließen sich auch einige Wombats blicken, die uns sogar recht nahe an sich herankommen ließen. Absoluter Höhepunkt des heutigen Tages und eines der großen Highlights der gesamten Reise war die Beobachtung eines Wombats mit einem Jungen im Beutel. Während das Muttertier auf der einen Seite graste, steckte das Junge seinen Kopf zwischen Hinterbeinen der Mutter heraus und knabberte ebenfalls ein wenig am Gras – ein phantastischer Anblick. Auf der Springlawn Camping Area waren wir die einzigen Camper, geradezu umzingelt von Wallabies, Kängurus und Wombats – was für ein Stellplatz.

In der Nacht bekamen wir Besuch, wahrscheinlich von einem Possum, das auf unserem Auto herumkletterte. Da es wohl nichts Interessantes finden konnte, verschwand es genauso schnell wieder, wie es gekommen war. Einzige Hinterlassenschaften des nächtlichen Besuches waren am Morgen die Fußabdrücke auf unserer Motorhaube und der Windschutzscheibe. Wir spaziertem zum Visitor Centre und kauften uns einen Pass für den Eintritt in alle tasmanischen Nationalparks. Vom Ranger erfuhren wir auch, warum sich die Wombats hier entgegen ihrer normalen Verhaltensweise auch am Tage zeigen: Der Konkurrenzkampf um das Futter ist hier aufgrund der großen Wallaby-Population so groß, das die Wombats ihr Verhalten entsprechend geändert haben. Auch heute konnten wir wieder einige dieser possierlichen „Plump-Beutler“, wie sie wissenschaftlich genannt werden, beobachten. Wir fuhren an den Griffiths Point und genossen den Ausblick auf die Bakers Beach, einen wunderschönen, einsamen Sandstrand.

Auf der Yorktown Road, einer 18 km langen Schotterpiste, die durch die bewaldeten Dazzler und Asbestos Ranges führt, erreichten wir das Tal des Tamar River, wo wir uns in Beauty Point  die Seahorse World ansahen. Auf einer einstündigen Führung erfuhren wir Einiges über Seepferdchen und Seedrachen und konnten einen Blick hinter die Kulissen der Brut- und Aufzuchtstationen werfen. Die hier gezüchteten Seepferdchen werden an Aquarien in aller Welt, Zoohandlungen, medizinische Forschungslabore, chinesische und japanische Wunderheiler und an die Schmuckindustrie verkauft.

Auf dem West Tamar Highway fuhren wir immer am Fluss entlang in Richtung Launceston. Der Brady´s Lookout bot einen wunderschönen Blick in das Tal des Tamar River. Unseren Besuch von Launceston , der zweitgrößten Stadt Tasmaniens, begannen wir an der Cataract Gorge. Der South Esk River hat hier auf seinem Weg zum Tamar River eine Art Felskorridor durch die Berge gegraben. Die Fahrt mit dem Basin Chairlift ermöglicht einen Blick aus der Vogelperspektive auf diese eindrucksvolle Schlucht. Der Sessellift überspannt auf einer Länge von 457 m das First Basin, eine poolartige Erweiterung des Flussbettes, und bietet einen schönen Blick auf die Cataract Gorge und die Alexandra Suspension Bridge. Die Fahrt endet in den Cliff Ground Gardens, wo wir nicht nur die farbenfrohen Blüten sondern auch die Pfauen bewunderten, die sich in voller Pracht den Kameras präsentierten. Nachdem wir noch einen kurzen Blick auf die Ausstellung im Queen Victoria Museum & Art Gallery geworfen hatten, fuhren wir auf dem East Tamar Highway an der anderes Flussseite entlang.

In Hillwood  machten wir Station an der Strawberry Farm, wo wir leckeren Fruchtwein und Käse der Ashgrove Käserei probieren konnten. Mit einer Flasche Erdbeerwein im Gepäck setzten wir unseren Weg fort. In Low Head , an der Mündung des Tamar River in die Bass Strait, fanden wir einen Stellplatz im Beachfront Holiday Village. Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal an den schönen Strand der East Beach, bekamen aber von den hier heimischen Zwergpinguinen nichts zu sehen.

Der nächste Morgen begrüßte uns frischen 7,5° C und mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Nach einem kurzen Stopp an der East Beach fuhren wir zum sehr schönen, rot-weiß gestrichenen Leuchtturm von Low Head. Das heutige, 19 m hohe Lighthouse stammt aus dem Jahr 1888, doch bereits seit 1832 weist ein Leuchtfeuer an dieser Stelle den Schiffen den Weg in den Tamar River. In Low Head sahen wir uns dann mit dem 1882 eröffneten She Oak Point ein weiteres, kleineres Lighthouse an, das zu einer ganzen Kette von Navigationshilfen gehört, die die Einfahrt in den Tamar River markieren. In George Town  versorgten wir uns im Visitor Centre mit Informationsmaterial und warfen einen kurzen Blick in unsere Mailbox.

Die nächste Station war Bridport , ein schöner Fischerei- und Ferienort am Südende der Anderson Bay. Hier erlagen wir wieder einmal der Versuchung und gönnten uns zum Mittagessen eine Portion Fish & Chips – lecker aber ungesund. In Scottsdale  sahen wir uns die Ausstellung im neuen Forest EcoCentre an und hielten im North East Park vergeblich Ausschau nach Schnabeltieren, die hier leben sollen. Wir verließen dann die Hauptstrasse und fuhren über Gladstone  in den äußersten Nordosten Tasmaniens. In Poole  warfen wir einen Blick auf die Great Musselroe Bay und konnten einige Pelikane beobachten.

Mit dem Mount William National Park  erreichten wir unser heutiges Etappenziel. Dieser selbst in Tasmanien wenig bekannte Nationalpark bietet eine schöne tierreiche Küstenlandschaft, die für Wassersportler, Buschwanderer und Naturliebhaber gleichermaßen reizvoll ist. Der Park verdankt seine Entstehung dem Tasmanischen Riesenkänguru oder Forester Känguru, zu dessen Schutz er ursprünglich eingerichtet wurde. Vom Forester Kangaroo Drive, wie die Parkstrasse im nördlichen Teil des Nationalparks heißt, konnten wir zahlreiche Forester Kängurus und auch die kleineren Bennettkängurus beobachten. Leider waren die Tiere sehr scheu und ergriffen die Flucht, sobald wir den Wagen anhielten. Als wir uns einen Platz auf den einfachen Campingbereichen an der Stumpys Bay ausgesucht hatten, bekamen wir Besuch von zwei Bennettkängurus, eines davon mit einem Joey im Beutel, die sich besser beobachten und fotografieren ließen. Wir hatten die Camping Area 3 ganz für uns alleine und beendeten den Tag mit einem kurzen Spaziergang an die Stumpy Bay, einen wunderschönen Sandstrand. 

Auch am nächsten Morgen hatten wir wieder Besuch von „unseren“ Kängurus, die uns neugierig zusahen, als wir unsere Sachen im Auto verstauten. Nach einem weiteren Spaziergang an die Stumpys Bay machten wir uns auf dem Forester Kangaroo Drive auf den Weg. Die Kängurus schienen jedoch alle noch zu schlafen, oder waren wieder so scheu, dass sie sofort die Flucht ergriffen, wenn sie uns kommen sahen. Über nicht befestigte Nebenstraßen fuhren wir in den südlichen Teil des Mount William National Parks. Hier liegen rund um den Eddystone Point einige der spektakulärsten Küstenabschnitte des Nationalparks. Die die Küste säumenden riesigen Granitbrocken sind mit orangefarbenen Flechten überzogen und kontrastieren mit dem tief blaugrünen Wasser. Der Leuchtturm am östlichsten Punkt Tasmaniens, ein 1889 aus vor Ort gehauenem Granit errichteter Rundturm, ist 35 m hoch und überragt den Meeresspiegel um 45 m. Eddystone Point bietet einen prächtigen Blick nach Süden auf die Bay of Fires, eine 35 km lange Bucht, die von hier bis fast nach St. Helens reicht. Auf dem Parkplatz konnten wir dann noch einen Echidna, einen possierlichen Schnabeligel, beobachten.

Die Ostküste – Sun Coast

In St. Helens , das in der Georges Bay liegt, hat die bedeutendste Fischfangflotte Tasmaniens ihren Stützpunkt. Außerdem ist St. Helens einer der bekanntesten Badeorte an der "Sonnenküste" genannten tasmanischen Ostküste. Nach einem Blick in unserer Mailbox, es war noch keine Bestätigung unserer Buchung der Verschiffung eingegangen, fuhren wir in die nördlich der Stadt gelegene Point Humbug Conservation Area . Das südliche Ende der Bay of Fires bietet schöne Ausblicke auf die Küste. Wir folgten dann dem Tasman Highway weiter gen Süden, immer an der Sun Coast entlang, die ihrem Namen heut alle Ehre machte. Südlich von Scamander  machten wir einen Stopp an der Eureka Farm, einer Fruchtfarm, die leckere Marmeladen, Soßen, Gebäck und Eiscreme produziert. Mit einem Eis im Bauch und zwei Marmeladen im Gepäck setzten wir unseren Weg fort. In Bicheno  bezogen wir auf dem örtlichen Campingplatz Quartier.

Bei strahlend blauem Himmel begannen wir den Tag mit einem Besuch am Blowhole von Bicheno. Wir hatten Glück: Auflaufendes Wasser und etwas Brandung sorgten dafür, dass in regelmäßigen Abständen eine gewaltige Wasserfontäne aus dem Felsspalt emporschoss. Die felsige Küste rund um das Blowhole mit dem rötlichen Granitgestein gab weitere schöne Fotomotive ab.

Ein kurzer Abstecher führte uns in den weitestgehend unerschlossenen und unzugänglichen Douglas-Apsley National Park . Eine Schotterpiste führt nördlich von Bicheno in den Nationalpark und endet an einem kleinen Parkplatz. Von hier aus erreichten wir in einer knappen Viertelstunde eine Aussichtsplattform, die einen schönen Rundblick auf die Apsley River Gorge ermöglicht.

Unser nächster Programmpunkt war der Freycinet National Park , wo wir das herrliche Wetter ausnutzen und einen Blick auf die schönste Bucht Tasmaniens, die Wineglass Bay, werfen wollten. Der Nationalpark umfasst die Namensgebende Freycinet Peninsula und die sich daran anschließende Insel Shouten Island. Der Park wird von steilen, roten Granitfelsen dominiert, von denen die 300 m hohen Hazards die gewaltigsten sind. Wunderschöne Sandstrände liegen in den felsigen Buchten und machen diesen Park zu einer wahren Augenweide. Unser erstes Ziel war der Track zum Wineglass Bay Lookout, der als eine der schönsten Wanderungen Tasmaniens gilt. Der steile Weg führt auf den Sattel zwischen dem Mt. Amos und dem Mt. Mayson hinauf und endet an einem Aussichtspunkt, der einen phantastischen Blick auf Tasmaniens bekannteste und auch schönste Bucht, die Wineglass Bay, ermöglicht. Der Blick schweift von hier nicht nur über die Wineglass Bay, sondern auch auf die Hazards Lagoon, die Promise Bay und die Thoun Bay bis hin zum Lemon Rock. Dieser Ausblick war ein Höhepunkt unserer gesamten Australien-Reise und hat uns für den anstrengenden Aufstieg mehr als entschädigt. Mussten wir uns bei unserem Besuch vor fünf Jahren noch über eine 6,4 km lange, teilweise recht raue Schotterpiste zum Cape Tourville Lighthouse quälen, erwartete uns heute eine durchgehend asphaltierte Strasse. Auch am Cape Tourville hatte sich einiges getan: Ein Plankenweg führt jetzt um das Kap herum und bietet grandiose Ausblicke über die Carp Bay und die Thouin Bay bis hin zur Wineglass Bay. Als zusätzlichen Bonus konnten wir von hier aus auch noch einige Wale, vermutlich Südliche Glattwale, auf ihrem Weg zur Antarktis beobachten. Auf dem Rückweg zur Parkstraße stoppten wir an der Sleepy Bay, die mit ihrer rauen Felsküste überhaupt keinen schläfrigen Eindruck macht. Die Honeymoon Bay, eine ebenfalls sehr schöne kleine Bucht am Fuße Hazards, war unsere letzte Station.

Wir verließen den Park und fuhren auf dem Tasman Highway bis nach Swansea , einem kleinen Ferienort an der Great Oyster Bay. Hier bezogen wir auf dem Cabin & Tourist Park Quartier und gönnten uns am Abend ein Bad im Spa, um die müden Knochen etwas zu entspannen.

Es war gut, dass wir die Wanderung im Freycinet National Park gestern unternommen hatten, denn heute war ein trüber Tag mit gelegentlichen Schauern. Wir fuhren zunächst zur südlich von Swansea gelegenen Spiky Bridge. Diese Brücke wurde 1843 von Sträflingen aus tausenden Feldsteinen, ohne die Verwendung von Mörtel, aufgeschichtet. An der teilweise dunstig-trüben Küste entlang folgten wir dem Tasman Highway über Triabunna  und Orford  nach Sorell . Nach einem Einkaufsstopp verließen wir den Tasman Highway in Richtung Tasman Peninsula.

Tasman Peninsula

Noch auf der Forestier Peninsula befindet sich ein Lookout, der einen schönen Überblick über die raue Küste des Tasman National Park  und die Pirates Bay ermöglicht. Am nördlichen Ende dieser Bucht liegt Tessellated Pavement , eine Felsterrasse, die zu einem mit Fliesen belegten Straßenpflaster erodiert ist. Südlich von Eaglehawk Neck, dem schmalen Isthmus, der die beiden Halbinseln miteinander verbindet, befinden sich mit dem Blowhole, der Tasman Arch und Devils Kitchen weitere spektakuläre Erosionsformen in den Küstenklippen. Aufgrund des Wetters verzichteten wir jedoch auf einen Besuch dieser Region, sicherten uns auf dem einzigen Campingplatz in Port Arthur  einen Stellplatz und fuhren zur Port Arthur Historic Site .

Die Sträflingssiedlung Port Arthur wurde 1830 gegründet und hatte bis 1877 Bestand. Etwa 12.500 Sträflinge saßen in diesem Zeitraum hier ein, viele überlebten die harten Bedingungen der Haft nicht lange und wurden auf einer Insel in der Bucht, der Isle of the Dead, beigesetzt. Die Kolonie, die als Holzbaracke begann, wurde nach und nach durch die zur Arbeit gezwungenen Gefangenen ausgebaut. Sie waren der Grundstock einer ganzen Industrie: Port Arthur produzierte Holz, Schiffe, Kleidung, Schuhe, Ziegel, Möbel und Gemüse. Nach der Schließung des Lagers haben mehrere Feuer und Raubbau die meisten Gebäude sehr stark beschädigt. Seit 1970 steht das Gebiet unter Schutz und viele Gebäude wurden mittlerweile restauriert. Das Besucherzentrum bietet einen Überblick über die Lebensbedingungen der Gefangenen und gibt jedem Besucher die Gelegenheit, sich mit einem der Insassen und seinem Schicksal zu identifizieren. Trotz des etwas wechselhaften Wetters hat uns der Besuch dieser sehr schönen Anlage wieder sehr viel Spaß gemacht.

Erst nach 18:00 Uhr waren wir auf dem Campingplatz und erfuhren per SMS, dass die Taufe unseres Patenkindes nun doch schon eine Woche nach unserer Heimkehr stattfinden wird. So haben wir schon einen ersten, sehr schönen Termin und das Ende unserer Reise rückt unaufhaltsam immer näher.

Wir begannen den nächsten Tag mit dem Besuch des Tasmanian Devil Park. Diese Anlage ist kein Zoo oder Tierpark im herkömmlichen Sinne. Hier werden verwaiste oder verletzte Tiere aufgenommen, aufgezogen und aufgepäppelt und wenn möglich wieder in die Freiheit entlassen. Der Park versteht sich selbst als ein Wildlife Rescue Centre und arbeitet mit dem WWF zusammen. Hauptattraktion sind natürlich die Tasmanischen Teufel, Fleischfressende Beuteltiere, die es nur auf Tasmanien gibt. Sie sind keine großen Jäger sondern ernähren sich überwiegend von Aas, das sie dann ihrer starken Kiefer aber komplett, d.h. mit Haut und Knochen verspeisen. Die kleinen Teufel können Knochen bis zu einer Stärke von acht Zentimetern problemlos zerbeißen und sind damit um ein Vielfaches kräftiger als ein Bullterrier. Daneben konnten wir zahlreiche andere tasmanische Tiere wie Quolls (ebenfalls ein kleiner Fleischfressender Beutler), Opossums, Forester Kängurus, Bennet's Wallabies und verschiedene Vogelarten beobachten. Einige der Vögel wurden in der „Kings of the Wind“ Show, der einzigen Freiflugshow Tasmaniens präsentiert.

Unser weiterer Weg führte uns an die Südspitze der Tasman Halbinsel, wo wir uns die Remarkable Cave an der Maingon Bay ansahen. Es handelt sich hier nicht um eine wirkliche Höhle sondern um eine Reihe von Bögen, die das Meer aus dem Stein herausgearbeitet hat. Außerdem bieten sich hier herrliche Ausblicke auf die Südküste mit ihren steilen und schroffen Klippen.

Wir verließen die Tasman Peninsula mit dem Ziel Hobart. Auf unserem Weg dorthin sahen wir uns Richmond , eine der ersten Siedlungen Tasmaniens an. Über 50 Bauwerke stammen noch aus dem 19. Jahrhundert, darunter die von Sträflingen 1823 erbaute Richmond Bridge über den Coal River, die als die älteste erhaltene Straßenbrücke Australiens gilt. Mit der St. Johns Church findet sich in Richmond auch die älteste römisch-katholische Kirche Australiens. Neben diesen Highlights sahen wir uns auch noch die schönen alten Häuser in der Bridge Street an, ehe wir weiterfuhren.

Hobart und der Süden

In Hobart  wollten wir auf dem Sandy Bay Caravan Park südlich der Innenstadt campieren, fanden diesen Platz jedoch geschlossen vor. So mussten wir noch einmal, mitten im Feierabendverkehr, durch die Innenstadt und fanden dann schließlich im Norden der Stadt, im Elwick Tourist Park, eine Bleibe für die nächsten beiden Nächte.

Hobart, die zweitälteste Stadt Australiens, erstreckt sich auf sieben Hügeln zwischen den Ufern des Derwent River und dem Gipfel des Mount Wellington. Ähnlich ihrer „großen Schwester“ Sydney liegt sie großartig am Wasser und nutzt die maritime Atmosphäre optimal aus. Das Gebiet zwischen Old Wharf, wo die ersten europäischen Ankömmlinge siedelten,  und dem Fischerdorf Battery Point, Sullivan´s Cove genannt, ist noch heute der Mittelpunkt des kosmopolitischen Lebens. Hobart ist nicht nur die Hauptstadt Tasmaniens, sondern mit Abstand die größte Stadt des Landes. Fast 40 Prozent der 470.000 Tasmanier wohnen in und um Hobart. Neben der Funktion als Verwaltungszentrale des Bundesstaates ist die Stadt auch das Geschäfts- und Finanzzentrum der Insel wie auch ihr Kultur- und Bildungsmittelpunkt.

Am Morgen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Hobart. Direkt am Hafen fanden wir einen Parkplatz und begannen mit dem Besuch des Tasmanian Museum & Art Gallery, das mit dem Commissariat Store, das älteste Gebäude Hobarts umfasst. Sowohl das Kunstmuseum mit seinen Ausstellungen tasmanischer Kolonialkunst, als auch das Museum mit seinen Exponaten zur Natur- und Kulturgeschichte Tasmaniens fanden wir sehr interessant. Ein Bereich des Museums war der Ausstellung "Tasmanian Tiger - The Mystery of the Thylacine" vorbehalten, die die größten Fleischfressenden Beuteltiere vorstellt, deren Ausrottung noch immer umstritten ist. Offiziell starb der letzte Tasman Tiger am 07.09.1936 im Zoo von Hobart. Seither wurden angeblich zahlreiche Tiere in der unzugänglichen Wildnis Tasmanien gesichtet, es konnte jedoch kein eindeutiger Beweis für ihre Existenz geliefert werden.

Nach dem Museumsbesuch bummelten wir ein wenig durch die Innenstadt von Hobart. Wir erreichten den Salamanca Place: Eine Reihe schöner, aus dem typischen tasmanischen Sandstein errichtete Lagerhäuser der Kolonialzeit. Um 1830 waren diese Lagerhäuser das Zentrum von Hobarts Geschäftsleben. Vor etwa 20 Jahren wurden die vor dem Verfall stehenden Häuser restauriert und beherbergen heute Galerien, Restaurants und Geschäfte. Jeden Samstag findet vor dieser Kulisse ein großer Markt statt. Hier wollten wir uns eigentlich das „Antarctic Adventure“, ein interaktives Erlebniszentrum zur Antarktis ansehen, fanden es aber geschlossen vor. In einem benachbarten Geschäft erfuhren wir, das die staatlichen Fördermittel gestrichen wurden und das Zentrum daher vor zwei Wochen seine Tore geschlossen hat. Leider fing es auch noch an zu regnen, so dass wir unser geplantes Programm weiter kürzen mussten: Weder der Bummel durch Battery Point, das koloniale Hafenviertel Hobarts, noch die Aussichtspunkte auf dem Mt. Nelson und dem Mt. Wellington machten jetzt noch Sinn. Am Constitution Dock haben wir im Mures Fish Centre etwas Leckeres zu Mittag gegessen.

Wir verließen dann die Innenstadt und versorgten uns bei einem deutschen Bäcker in Sandy Bay wieder einmal mit richtigen Schwarzbrot und Laugenstangen. In Glenorchy, einem nördlichen Vorort in der Nähe unseres Campingplatzes, fanden wir ein Kino und sahen uns den Film „Intolerable  Cruelty“ mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones an. Der als romantische Komödie mit Biss titulierte Film war nach unserem Geschmack aber etwas zu albern, so dass auch das Schlechtwetterprogramm kein richtiger Erfolg war. Zurück auf dem Campingplatz machten wir es uns im Roadrunner gemütlich.

Am nächsten Tag war der Markt am Salamanca Place unser erstes Ziel. Dieser Markt gehört nicht nur zu den größten seiner Art in ganz Australien, er ist auch einer der schönsten und vielfältigsten. Kunstgewerbe aller Art bestimmen das Erscheinungsbild, ergänzt durch frisches Obst und Gemüse sowie Leckereien unterschiedlichster Art. Gut zwei Stunden bummelten wir zwischen den Ständen herum und stärkten uns zwischendurch mit einer Bratwurst und dem bisher besten Eis der gesamten Reise. Am Constitution Dock kauften wir frischen Fisch und verließen dann die Innenstadt in Richtung Sandy Bay. Über eine schmale, in Serpentinen angelegte Straße, die gegenüber dem Wrest Point Hotel und Casino beginnt, erklommen wir den 340 m hohen Mt. Nelson südlich der Innenstadt. Von der alten Signalstation aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und den Mündungsbereich des Derwent River bis hinüber zur South Arm Peninsula.

In Huonville  erreichten wir den Huon River, dessen breites Tal ein großes Obstanbaugebiet bildet. Wir folgten dem Fluss in südlicher Richtung und bogen in Geeveston  in das bewaldete Hinterland ab. Der Southern Forest gehört teilweise schon zur Tasmanian Wilderness World Heritage Area, die den größten Teil der Westhälfte Tasmanien einnimmt. Im Tahune Forest Reserve  nahmen wir den Air Walk in Angriff. Dieser Pfad führt als „Luftwanderweg“ auf einer Länge von 597 m durch die Baumwipfel. Man befindet sich dabei durchschnittlich in einer Höhe von 20 m über dem Waldboden. Ein Ausleger endet in einer Höhe von 48 m über dem Huon River und bietet schöne Ausblicke über den Fluss und den schier unendlichen Southern Forest. In Dover , einer hübschen Fischersiedlung, fanden wir einen Campingplatz direkt am Huon River.

Von Dover fuhren wir zum Ende des Highways A6 in Southport , einem kleinen Ferienort und die älteste Siedlung der Region. Unser nächstes Ziel waren die Hastings Caves & Thermal Springs  inmitten des Southern Forest. Auf einer 45minütigen geführten Tour durch die Newdegate Cave erfuhren wir einiges über die Entstehung dieser über 40 Millionen Jahre alten Höhle. Der sehr engagierte und kundige Ranger machte die Führung durch die 9° C kalte Höhle zu einem echten Erlebnis. Von Waldarbeitern 1917 entdeckt wurde die Höhle bereits 1939 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit ihren vielfältigen und farbenfrohen Formationen gehört die Newdegate Cave zu den beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Australiens. Die Thermal Springs haben uns mit ihren voll ausgebauten Schwimmbecken und dem nur 28° C warmen Wasser nicht so sehr gefallen. Schöner war der an den Pools beginnen Weg durch den Regenwald, an dem uns besonders die verschiedenen Farne gefallen haben.

Auf der South Cape Road, einer teilweise mit Schlaglöchern übersäten Piste, gelangten wir nach Cockle Creek , wo auch diese Piste endet. Damit waren wir am südlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt Australiens angekommen – wir hatten das Ende der Welt erreicht. Der Weg dorthin und auch Cockle Creek an der Recherche Bay sind landschaftlich sehr schön.

Auf dem Rückweg nach Hobart verließen wir in Dover die Hauptstrasse und fuhren auf der als Scenic Route ausgewiesenen Nebenstrasse C638 am D´ Entrecasteaux Channel und am Huon River entlang bis nach Surges Bay. Nördlich von Hobart  fanden wir auf dem Treasure Island Caravan Park einen schönen Stellplatz direkt am Derwent River.

Der Westen

Im Tal des Derwent River fuhren wir nach New Norfolk . Über eine quälend langsame Internetverbindung in der örtlichen Bibliothek haben wir unsere Mailbox abgefragt. Unser Spediteur hatte Unterlagen geschickt, die wir zur weiteren Vorbereitung ausfüllen und zurückschicken müssen, auf diese Firma scheint wirklich Verlass zu sein. Wir haben dann noch Freunde zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, der zwei Tage nach unserer Rückkehr stattfinden soll. Damit haben wir dann gleich wieder einen schönen Einstand und können alle einmal zusammenbringen.

Schließlich erreichten wir den Mount Field National Park , der zu ersten geschützten Gebieten Tasmaniens gehört und bereits 1916 zum Nationalpark erklärt wurde. Das 16.257 ha große Gebiet ist vor allem wegen seiner reichhaltigen und unterschiedlichen Vegetation einen Besuch wert: In den tiefer gelegenen Zonen wachsen Regenwälder mit Eukalyptusbäumen und Baumfarnen, in den Bergregionen wird die Landschaft mit Hochmooren und lichten Wäldern eher alpin. Am Fuße der Berggipfel befinden sich Gebirgsseen und eindrucksvolle Wasserfälle.

Wir sicherten uns auf dem Campingplatz am Parkeingang einen Stellplatz und fuhren auf der Lake Dobson Road, der 16 km langen, geschotterten Parkstraße, bis zum Lake Dobson.  Die Strasse bietet Ausblicke auf die unterschiedlichen Teile des Parks. Am faszinierendsten ist jedoch der Vegetationswechsel entlang der nur 16 km langen Strecke. Der dichte Regenwald geht in Mischwald über, der sich zu alpinen Hochwäldern ausdünnt und schließlich in niedriges Buschwerk übergeht. Der Lake Dobson, ein herrlicher Bergsee auf über 1.000 m Höhe, entstand vor etwa 18.000 Jahren durch einen Gletscher. Noch heute strahlt diese Landschaft etwas Urzeitliches aus. Leider hatten wir nicht sehr viel Glück mit dem Wetter: Es war bitterkalt und leichter Regen sorgte für ein trübes Landschaftsbild.

Zurück auf dem Campingplatz sah unser Auto, nach insgesamt 32 km matschiger Piste, entsprechend mitgenommen aus. Nachdem wir uns eingerichtet und eine kleine Pause gemacht hatten, machten wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg in den Park. Einer der bekanntesten Wasserfälle Tasmanien befindet sich gleich in der Nähe des Parkeingangs: Die 40 m hohen Russell Falls stürzen über mehrere Fallstufen in die von dichtem Regenwald bedeckte Schlucht. Oberhalb der Russell Falls liegen die wesentlich kleineren, aber ebenfalls sehr schönen Horseshoe Falls. Nach der kurzen Wanderung durch den herrlichen Regenwald zu diesen beiden Wasserfällen hielten wir im Tyenna River vergeblich nach Schnabeltieren Ausschau, die hier leben sollen.

Bevor wir den Mount Field National Park wieder verließen wanderten wir noch einmal durch den dichten Regenwald zu den Russel Falls. In Westerway  bogen wir auf eine schmale Nebenstrasse ab, die südlich von Ouse  auf den Lyell Highway, die Hauptverkehrsader im Hochland Tasmaniens, trifft. In Derwent Bridge  verließen wir den Highway und fuhren in den Südteil des Cradle Mountain Lake St. Clair National Park  hinein. Am Ufer des Lake St. Clair, des tiefsten natürlichen Frischwassersees Australiens (167 m), informierten wir uns in dem sehr gut aufgemachten Visitor Center über die möglichen Aktivitäten im Park. Der Nationalpark, ein Teil der World Heritage Area, wird durch das einmalige Zusammenspiel von schroffen Bergen, klaren Seen und einer enorm artenreichen Flora und Fauna geprägt. Aufgrund des trüben Wetters mit einsetzendem Nieselregen begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang entlang des Südufers der Cynthia Bay.

Der Lyell Highway führte uns dann durch den Franklin-Gordon Wild Rivers National Park , der ebenfalls zur Western Tasmania World Heritage Area gehört. Der Park ist weitestgehend unerschlossene Wildnis, die man auf mehrtägigen Wanderungen erkunden kann. Vom Highway aus bieten mehrere Aussichtspunkte Einblicke in diese Wildnis und auf die umliegende Berge, heute leider etwas getrübt durch die Tiefhängenden Wolken. Aufgrund der noch andauernden  Schneeschmelze war der Nelson Falls Nature Trail, der uns durch den gemäßigten Regenwald am Nelson River entlang zu den spektakulären, 35 m hohen Nelson Falls führte, besonders grandios. Allerdings machte der starke Sprühnebel der Fälle das Filmen und Fotografieren nahezu unmöglich.

Über Queenstown , der größten Ansiedlung im Westen Tasmaniens, die in einer durch intensiven Gold und Kupferbergbau ruinierten Landschaft liegt, fuhren wir weiter bis nach Strahan  an die Westküste der Insel. Strahan liegt sehr schön in einer Bucht des natürlichen Macquarie Harbour und hat sich nach einer kurzen Geschichte als Sträflingskolonie zu bedeutendsten Hafen an der Westküste entwickelt. Auf dem örtlichen Caravan Park fanden wir einen Stellplatz für die Nacht.

Am nächsten Morgen spazierten wir durch den kleinen Ortskern des sehr schön am Macquarie Harbour gelegenen Strahan und machten uns dann auf den Weg nach Norden. Wenige Kilometer nördlich der Stadt bogen wir zu den Henty Dunes ab. Diese gewaltige Dünenlandschaft mit über 30 m hohen Dünen gehört zu dem fast 40 km langen Ocean Beach, der in Strahan beginnt. In Zeehan  verließen wir die Hauptstrasse und fuhren durch das einsame und bergige Hinterland. Von der Dammkrone des Reece Dam, der den Pieman River und seine zahlreichen Nebenflüsse zum Lake Pieman aufstaut, hatten wir einen schönen Blick auf den See.

Der Murchison Highway führte uns durch die eindrucksvolle Hellyer Gorge in Richtung Norden. Leider wurde der landschaftliche Reiz dieser Strecke durch die massiven Kahlschläge der Holzindustrie erheblich beeinträchtigt.

Der Nordwesten

In Wynyard  erreichten wir die Bass Strait, die Wasserstraße, die Tasmanien vom Mainland Australiens trennt. Auf einer schmalen Nebenstrasse fuhren wir von Wynyard zum Table Cape , einer gewaltigen Felsmasse, die die Küste von Wynyard beherrscht. Der Apex Lookout auf der Spitze des Table Cape, 177 m über der Bass Strait bietet einen herrlichen Blick über die Küste. Über der Felder der Table Cape Tulip Farm blickten wir auf das Table Cape Lighthouse. Vom Leuchtturm gelangten wir auf einer Nebenstraße, die weitere schöne Ausblicke auf die raue Küste bietet, wieder auf den Bass Highway.

Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir nach Stanley , einem kleinen Fischerort mit vielen historischen Gebäuden, der sehr schön am Fuße einer riesigen  152 m hohen, vulkanischen Felsformation liegt, die Circular Head oder The Nut genannt wird. Das Alter von The Nut, die das weithin sichtbare Wahrzeichen Stanleys ist,  wird auf etwa 12,5 Millionen Jahre geschätzt. Am Fuße dieser Formation fanden wir auf dem Stanley Tourist Park eine Bleibe direkt am Strand.

Vom Büro des Campingplatzes aus schickten wir einige Unterlagen zur Organisation der Verschiffung unseres Autos per Fax an unseren Spediteur in Melbourne. Am Hafen von Stanley kauften wir frischen Fisch für heute Abend und fuhren dann mit dem Sessellift auf die Spitze der Nut hinauf, von wo wir grandiose Blicke auf Stanley und die Sawyer und die Halfmoon Bay hatten. Anschließend folgten wir dem Scenic Drive, um die verschiedenen Ausblicke auf „The Nut“ zu genießen. Diese Straße führte uns auch zur Highfield Historic Site, dem ehemaligen Hauptquartier der Van Diemen's Land Company, die 1824 gegründet wurde, um Schafzucht zu betreiben. Nachdem wir uns einige der historischen Gebäude in der Church Street von Stanley angesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg.

Über den Bass Highway fuhren wir zunächst zurück in östlicher Richtung. Wir folgten dann der Ausschilderung zum Rocky Cape National Park . Dieser kleine Küstennationalpark, der kleinste Nationalpark Tasmaniens,  umfasst eine 12 km lange, zerklüftete Felsküste mit kleinen, geschützten Buchten. Vom Rocky Cape Lighthouse und von der Burgess Cove konnten wir die Ausblicke auf die raue Küste mit ihren orangefarbenen Felsen genießen. Wenige Kilometer weiter folgten wir auch der östlichen Zufahrt zum Rocky Cape National Park. In dem kleinen Ort Sisters Beach  gingen wir ein kleines Stück an dem herrlichen, breiten Sandstrand spazieren.

Der Bass Highway brachte uns dann weiter nach Burnie , wo wir uns die Ausstellung in der Regional Art Gallery ansahen und vom Upper Burnie Lookout einen Blick über die Stadt und den Hafen warfen. In der Fern Glade Reserve, einem schönen Park am Rande der Stadt, fanden wir nicht nur einen schönen Stellplatz für die Nacht, wir konnten außerdem ein Schnabeltier im Emu River entdecken. Das possierliche Tierchen ließ sich von uns überhaupt nicht stören und wir konnten es über eine halbe Stunde hinweg in aller Ruhe beobachten.

Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Unser Platypus scheint ein echter Langschläfer zu sein, denn heute Morgen war leider nichts von ihm zu sehen. In Burnie machten wir einen kurzen Einkaufsstopp und besuchten die Lactos Cheese Factory, wo wir leckeren Käse probieren und kaufen konnten. In der Nähe von Ridgley  sahen wir uns die Guide Falls  an, die sich in mehreren Kaskaden ihren Weg durch eine kleine Schlucht bahnen.

Auf dem Weg zum nördlichen Teil des Cradle Mountain Lake St. Clair National Park sahen wir an einem Rastplatz ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. Wir waren auf Hottie getroffen, der bereits seit zweieinhalb Jahren unterwegs ist und Australien weitestgehend auf dem Landweg erreicht hat. Er wird seinen Wagen Anfang 2004 nach Südafrika verschiffen und sich dann langsam auf den Heimweg machen. Heute war allerdings nicht sein Glückstag, er war gerade dabei einen neuen Anlasser in sein Auto einzubauen. Nach einem kurzen Gespräch, wir hatten natürlich über das „Buschtelefon“ voneinander gehört, so hatte Hottie einige Tage mit Walli und Jochen in Perth verbracht, verabschiedeten wir uns.

Im Cradle Mountain Lake St. Clair National Park  angekommen, fuhren wir auf der Cradle Mountain Road in den Park hinein und stellten das Auto am Dove Lake Car Park ab. Der Parkplatz bietet bereits einen schönen Blick über den Dove Lake auf den 1.545 m hohen Cradle Mountain. Von hier aus machten wir uns auf den Dove Lake Circuit Trail, der um den See herum führt. Zahlreiche Aussichtspunkte, geschützte Buchten und der sehr schön angelegte Weg durch den Regenwald machten diesen Track zu einem schönen Erlebnis. Am Südende des Sees hatten wir einen schönen Blick auf die Honeymoon Islands, ehe es durch den Ballroom Forest und vorbei an einem alten Bootsschuppen wieder zum Parkplatz zurückging. Kurz vor dem Ziel bietet der Track noch einen Blick auf den wesentlich kleineren Lake Lilla. Nach 2,5 Stunden hatten wir es geschafft und die etwa 6 km der Seeumrundung hinter uns gebracht.

Mit einem Espresso und einem kleinen Stück Kuchen stärkten wir uns und machten auf dem Rückweg einen Abstecher zum Waldheim Chalet. Der österreichische Naturforscher Gustav Weindorfer errichtete diese Herberge 1911 und wurde zum „Vater“ des heutigen Nationalparks. Nach seinem Tod 1932 wurde das Chalet zunächst weiter geführt, musste aber in den 1970er Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Der heutige Bau ist eine vom Nationalparkservice errichte Replik. Das Visitor Centre hatte bereits geschlossen und für die Pencil Pine Falls waren die Lichtverhältnisse nicht mehr optimal, so das wir beschlossen, morgen noch einmal in den Park zu fahren. Auf dem Cradle Mountain Campground etwas außerhalb des Parks fanden wir einen Platz für die Nacht und konnten auf unserem Stellplatz einige Wallabies und ein Wombat begrüßen.

Am nächsten Morgen fuhren wir noch einmal in den Nationalpark und stellten das Auto an der Lodge ab. Über Moorland und am Pencil Pine Creek entlang spazierten wir in wenigen Minuten zu den Pencil Pine Falls und den Kaskaden oberhalb der Fälle. Etwas außerhalb des Parks sahen wir uns die Ausstellung in den neun Galerien der „Wilderness Gallery“ an. Beeindruckende Naturfotografien, hauptsächlich aus Australien, waren zu verschiedenen Themenbereichen gruppiert und äußerst sehenswert.

Auf einer landschaftlich reizvollen Strecke fuhren wir durch das Gebiet der Great Western Tiers nach Sheffield . Die Kleinstadt hat in den späten 1980er Jahren den Kampf gegen wirtschaftlichen Abschwung aufgenommen und nach dem Vorbild der kanadischen Stadt Chemainus „murals“ – Wandgemälde – auf einige Fassaden gemalt. Inzwischen bilden über 20 dieser Wandgemälde „Tasmania´s Outdoor Art Gallery“ und locken die Touristen in die Stadt. Die meisten der Bilder haben einen direkten Bezug zur Geschichte der der Stadt und erfüllen offensichtlich den beabsichtigten Zweck.

In der Nähe von Latrobe  konnten wir im „House of Anvers“ bei der Herstellung von feiner Schokolade und Konfekt nach belgischem Vorbild zusehen und diese auch probieren. Mit einem köstlichen Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee sprengten wir zwar die heutige Kaloriengrenze aber lecker war es trotzdem. Ich konnte natürlich auch bei den Trüffeln und Pralinen nicht widerstehen und habe noch einen kleinen Vorrat mitgenommen. Über Devonport  und Ulverstone  erreichten wir den alten Bass Highway, der jetzt als Scenic Drive ausgeschildert ist und direkt an der Küste entlang durch das Blütenmeer der wunderschön angelegten Vorgärten verläuft. In Penguin  fanden wir auf dem kleinen Caravanpark einen wunderschönen Stellplatz direkt am Wasser.

Wir sahen uns in Penguin die wunderschöne Blütenpracht entlang des alten Highways und der Eisenbahnlinie an und bummelten über den Penguin Market, der zweimal im Monat in einem alten Schulgebäude stattfindet. Künstler und Kunsthandwerker der Region haben hier die Möglichkeit ihre Werke anzubieten.

Entlang der Küste fuhren wir noch einmal nach Burnie . Mit der Creative Paper Mill sahen wir uns die größte Papiermanufaktur Australiens an. Das handgeschöpfte Papier wird zum Teil auch zu Geschenkartikeln weiterverarbeitet und kann in verschiedenen Formen, Größen und Farben erworben werden. In einem etwa zehnminütigen Film erfuhren wir einiges über die Papierherstellung und die angebotenen Produkte. Für eine ausgedehnte Mittagspause fuhren wir noch einmal in die Fern Glade Reserve. An einem der Picknicktische genossen wir die warme Frühlingssonne und haben gelesen und Didgeridoo gespielt. Am Nachmittag hatten wir dann noch einmal das Glück ein Schnabeltier im Emu River beobachten zu können. Diesmal erlaubten es die Lichtverhältnisse sogar Fotos und Videoaufnahmen vom Platypus zu machen.

Letzte Station des heutigen Tages war die Lillico Beach Conservation Area, ein Schutzgebiet für Zwergpinguine, das sich direkt am Highway zwischen Ulverstone und Devonport in der Nähe der kleinen Ortschaft Leith befindet. Auf einem drei Kilometer Strandabschnitt leben hier bis zu 3.000 Zwergpinguine. Hier haben wir zu Abend gegessen und wollten auf die Rückkehr der possierlichen Tierchen von ihrem täglichen Fischfang gewartet. Ein freiwilliger Helfer der Nationalparkbehörde, der die Pinguine vor allzu aufdringlichen Besuchern schützen soll, erzählte uns, dass aufgrund des Niedrigwassers und des Vollmonds mit einer Rückkehr der Pinguine erst spät in der Nacht zu rechnen sei. Von der Beobachtungsplattform konnten wir einen Pinguin im dichten Unterholz entdecken und eine zeitlang beobachten. Wir beschlossen dann, nicht weiter hier zu warten sondern noch bis nach Devonport  weiterzufahren. Die Stadt liegt zu beiden Seiten des Mersey River und hat auch heute noch eine herausragende Bedeutung als Hafenstadt: Sie ist nicht nur die einzige Fährverbindung zum Festland, sondern auch wichtiger Umschlaghafen für die Agrarproduktion des Hinterlandes. Unsere letzte Nacht auf Tasmanien verbrachten wir auf einem Campingplatz in Devonport, direkt am Strand.

Unseren letzten Tag in Tasmanien verbrachten wir ausschließlich in Devonport. Zunächst nutzten wir den Internetzugang in der Bücherei um einen Blick auf unsere Konten und i die Mailbox zu werfen. Aufgrund unserer Einladung zum Tag der offenen Tür hatten wir natürlich sehr viele Antworten bekommen, so dass wir über zwei Stunden brauchten, um alles zu lesen und zu beantworten. Anschließend machten wir uns auf einen Bummel durch die Innenstadt. Unser Vorhaben eine Pizza essen zu gehen schien jedoch zum Scheitern verurteilt zu sein, da alle Restaurants bzw. Pizza-Services geschlossen hatten. Wir waren bereits auf dem Weg zum Leuchtturm auf dem Mersey Bluff, als wir doch noch einen geöffneten Pizza-Service entdeckten. An einem der Picknicktische auf dem Mersey Bluff haben wir dann doch noch unsere Pizza bekommen, noch dazu mit Blick auf die Bass Strait. Nach einer längeren Mittagspause und einem kleinen Spaziergang machten wir uns wieder auf den Weg. In einer Autowaschanlage haben wir unseren Roadrunner ausgesaugt und gründlich gewaschen.

Am Fähranleger mussten wir dann noch etwas warten, ehe wir an Bord der „Spirit of Tasmania I“ die Rückreise nach Melbourne antreten konnten. Nachdem wir unsere Kabine bezogen hatten, unternahmen wir einen Rundgang über das Schiff. An einer Bar im 10. Stock hatten wir uns gerade etwas zu trinken besorgt und genossen den Blick auf das abendliche Devonport, als wir von Sabine und Norbert angesprochen wurden. Die beiden hatten unser Auto schon irgendwo in Tassie gesehen und setzten sich zu uns an den Tisch. Sie leben seit einem guten Jahr in Sydney und waren jetzt etwa genauso lange in Tasmanien unterwegs wie wir. Wir haben uns sehr nett unterhalten und plötzlich war es schon nach 23:00 Uhr. Da das Schiff schon um 7:00 Uhr in Melbourne sein soll, stand uns also eine kurze Nacht bevor.


Noch einmal Melbourne

Nach einem kleinen Frühstück an Bord kamen wir pünktlich in Melbourne  an und waren bereits um 8:00 Uhr am Campingplatz. Wir hatten Glück und konnten unsere reservierte Cabin sofort beziehen. Nach einem zweiten Frühstück machten wir uns an die Arbeit: Wir haben den Roadrunner komplett ausgeräumt und einer gründlichen Innenreinigung unterzogen. Nachdem entschieden war, was nach Hawaii mitgenommen wird und was die Heimreise im Auto antreten soll, haben wir das Auto wieder eingeräumt. Am Nachmittag hatten wir dann alles soweit geregelt, dass wir uns eine Pause gönnen konnten. Ein Anruf bei unserem Spediteur ergab, dass wir morgen ab 12:00 Uhr das Auto verladen können. Auch im Reisebüro haben wir angerufen und erfahren, dass alle Reiseunterlagen zur Abholung bereit liegen. Es scheint also alles genau nach Plan zu verlaufen. Nach einem kleinen Einkaufsbummel im nahe gelegenen Supermarkt machten wir es uns in unserer Cabin gemütlich. Es ist schon ein komisches Gefühl, nach fast acht Monaten Zigeunerleben wieder ein festes Dach über dem Kopf zu haben.

Am nächsten Tag gab es nur einen einzigen Programmpunkt: Die Verladung unseres Autos. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir den richtigen Eingang auf das Firmengelände des Spediteurs. Dort wusste man auch, dass wir kommen und ein Container stand ebenfalls schon bereit. Russell Coleman, unser Ansprechpartner von DHL/Danzas kam zusammen mit den Mitarbeitern vom Zoll einige Minuten später. Das Abstempeln des Carnets war nur eine Sache von wenigen Minuten und die eigentliche Verladung konnte beginnen. Nachdem der Container vorbereitet war, konnte ich mit dem Roadrunner hineinfahren und das Verzurren und Sichern begann. Nach insgesamt eineinhalb Stunden war alles klar und der Container wurde versiegelt und mit unserem Vorhängeschloss zusätzlich gesichert. Genau 38.948 km haben wir auf den teilweise rauen Pisten Australiens zurückgelegt und der Roadrunner hat alles ohne Probleme überstanden. Zusammen mit den 12.589 km, die wir in Neuseeland zurückgelegt hatten, sind wir 51.537 km am anderen Ende der Welt gefahren. Nachdem wir die 2.735,43 AUD bezahlt hatten, fuhr Russell und freundlicherweise noch zum Campingplatz zurück. Was für ein Unterschied in der Organisation und im Ablauf im Vergleich zum Import des Autos vor knapp acht Monaten. Hier hat alles so geklappt wie abgesprochen und es gab keinerlei Probleme – so sollte es sein. Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich in unser Cabin, wo ich an dem letzten Australienbericht für die Homepage gearbeitet habe.

An unserem letzten Tag in Melbourne fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt und begannen mit einem Bummel über den Victoria Market. Im Reisebüro holten wir unsere Tickets und Voucher für den Aufenthalt auf Hawaii ab. Dann trafen wir uns, wie gestern telefonisch verabredet, mit Antonia und Ben. Nach einem gemeinsamen Kaffee bekamen wir von den beiden eine Führung durch Melbourne. Wir sahen uns den ältesten Pub von Melbourne, das Tennis-Centre in dem die Australian Open ausgetragen werden, ein War-Memorial und das Casino an. Wir haben uns wieder sehr nett unterhalten und die Zeit war wie im Flug vergangen. Erst kurz vor 17:00 Uhr waren wir im Internetcafe um die Homepage zu aktualisieren. Mit einigen Netzwerkproblemen dauerte es zwei Stunden, bis wir damit fertig waren und einen Blick in die Mailbox geworfen hatten. Auf dem Rückweg zum Campingplatz bekamen wir einen Anruf von Jutta und Martin, die sich von uns verabschieden wollten. Sie sind zurzeit in den Blue Mountains und werden im Dezember nach Tasmanien fahren, bevor sie ihr Wohnmobil Anfang nächsten Jahres nach Neuseeland verschiffen. Viel später als gedacht waren wir wieder in unser Cabin.

Unsere letzte Nacht in Australien - das Abenteuer „Down Under“ geht jetzt unweigerlich seinem Ende entgegen. Wir haben jeden Tag genossen, sehr viel gesehen und erlebt und unheimlich viele nette und interessante Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen, die das Ende unserer Reise überdauern werden. Gerade diese Begegnungen haben unsere Reise sehr bereichert und haben einen wesentlichen Anteil daran, dass uns die Zeit am anderen Ende der Welt unvergesslich bleiben wird.

Mit einem kleinen Flughafenbus fuhren wir zum internationalen Flughafen von Melbourne. Innerhalb weniger Minuten waren wir unser Gepäck los und konnten uns noch ein wenig auf dem Flughafen umsehen. Die Kontrollen waren relativ normal, d.h. es gab keine gesonderte Sprengstoffuntersuchung des Laptops und wir mussten nicht mehrfach alles durchwühlen lassen. Die letzten Dollar auf unserer Handy-Karte vertelefonierten wir mit Walli und Jochen, die heute ihren Brummi abgeben und nach Indien verschiffen. In einer Woche werden auch die beiden Australien verlassen und über Singapur nach Indien fliegen. Mit etwas Verspätung ging es dann los, wir verließen nach knapp acht Monaten Australien. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und wir freuen uns schon darauf das Erlebte anhand der Videoaufnahmen und der Dias Revue passieren zu lassen.

In Auckland  gab es dann einige Schwierigkeiten mit unseren Jonglierbällen: Die Quarantänebehörde hatte wohl Angst wir wollten illegale und verseuchte Samen nach Neuseeland einführen. Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, bis wir mit unseren Jonglierbällen passieren durften. Das gebuchte Hotel kannte uns zunächst auch nicht, da man die Buchung dort für 2004 erfasst hatte. Schließlich klärte sich auch dieses Missverständnis auf und wir wurden vom Flughafen abgeholt und bekamen ein Zimmer. Im kleinen Restaurant des Hotels haben wir noch etwas gegessen und sind dann noch ein Stück spazieren gegangen. Zur Einstimmung auf Hawaii, unserem nächsten Reiseziel, gab es im Fernsehen den Film „Pearl Harbour“.

 
zurück