Rotes Zentrum 1998
 

Um 2.30 Uhr ging der Wecker, denn unser Flug über Melbourne nach Alice Springs startete bereits um 6.05 Uhr. Wir haben in den vergangenen 3 Wochen 2.817 km auf Tasmanien zurückgelegt, hatten dabei unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter und haben sehr viel dieser schönen und vielseitigen Insel gesehen. Aber auch für ein nächstes Mal bliebe auf Tassie noch genug zu entdecken. So verließen wir Tasmanien ein wenig wehmütig, wie immer wenn eine Reise zuende geht, aber auch voller Erwartung auf den Bush Camper, der in Alice Springs auf uns wartet.

Nach einer weiteren, für uns überraschenden Zwischenlandung in Adelaide, erreichten wir pünktlich Alice Springs. Per Taxi fuhren wir zur Übernahmestation von Koala und Britz, die zusammenarbeiten. Einer kurzen Einweisung folgte das packen unserer Sachen in den spärlichen Stauraum des Bushcampers. Zum Glück können wir unsere Koffer mit Teilen des Gepäcks in der Station deponieren. Nach einem Großeinkauf verließen wir Alice Springs auf dem Stuart Highway in südlicher Richtung. Nach 66 km bogen wir auf eine 4WD-Piste ab, die uns über 22 km in die Rainbow Valley Conservation Reserve führte. Die Strecke war nicht allzu schlecht und Geli kommt mit unserem Geländewagen gut zurecht. Das Tal verdankt seinen Namen einer Sandsteinklippe aus verschiedenfarbigen Schichten. Im Licht der untergehenden Sonne war der Anblick schon sehr beeindruckend. Wir sind die einzigen Gäste auf dem einfachen Campground des Parks und stehen also das erste Mal mitten im Outback, "in the middle of nowhere". Der Bau des Dachbettes war dann noch ein kleines Problem, es bietet aber ausreichend Platz für zwei Personen.

Wir haben auch ganz gut geschlafen und den Weihnachtsmorgen schön in unserem kleinen Camper gefrühstückt. Über die Piste erreichten wir wieder den Stuart Highway und fuhren in südlicher Richtung weiter. Wir unterbrachen unsere Fahrt an den Roadhouses von Stuarts Well und Erldunda und bogen dann auf den Lasseter Highway, der seinen Namen von dem Abenteurer Harold Lasseter bekommen hat, ab. Nach knapp 150 km meint man bereits den Ayers Rock vor sich zu haben, es handelt sich bei diesem Tafelberg allerdings um den Mt. Conner, der sich 350 m aus dem ihn umgebenden Outbach erhebt. Kurz bevor wir nach weiteren 100 km Yulara, das Tor zum Uluru-Kata Tjuta NP erreichten, erlebten wir noch einen gewaltigen Schreck: Ein Raubvogel, der auf der Straße gesessen hatte, flog uns genau in die Windschutzscheibe. Es gab einen enormen Knall, aber die Scheibe hielt dem Aufprall zum Glück stand. Auf dem Campingplatz des Ayers Rock Resort sicherten wir uns einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte und haben dann in einem der Resort-Restaurants unser Weihnachtsessen genossen. Zur Beobachtung des Sonnenunterganges fuhren wir dann ein erstes Mal in den Park, der aufgrund  seiner einzigartigen Naturdenkmäler sowie seines Tier- und Pflanzenreichtums zur World Heritage Site erklärt wurde. Der Ayers Rock oder besser Uluru, wie er in der der Sprache der Anangu, der hier lebenden Aborigines heißt, besteht aus Arkose, einem etwa 600 Mio. Jahre alten, mit Feldspat und Glimmer durchsetzten Sandstein. Der Koloß mit einem Umfang von fast 9 km, ist 3,4 km lang, maximal 2,4 km breit und 348 m hoch. Im Licht der untergehenden Sonne begann "The Rock", wie er auch genannt wird, feuerrot zu erglühen. Ein wunderschönes Erlebnis zum Weihnachtsabend. Zum Abschluß des Tages machten wir bei sternenklarem Himmel noch einen Rundgang auf dem Campingplatz - Merry X-Mas!

Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, schließlich wollten wir auch den Sonnenaufgang am Uluru erleben. An der Sunrise Viewing Area herrschte noch größerer Andrang als beim Sonnenuntergang am Abend zuvor. Auch heute morgen erglühte der Ayers Rock im licht der aufgehenden Sonne und wir konnten auch noch einen Blick auf die etwa 40 km entfernten Olgas werfen. Nachdem wir auf dem Parkplatz gefrühstückt hatten, namen wir an einem rangergeführten Spaziergang auf dem Mala Walk teil. Dieser sehr gut ausgebaute, 2 km Weg führt vom Parkplatz immer am Rande des Uluru entlang bis zur Kantju Gorge, einem tiefen Felseinschnitt. Der Ranger erzählte dabei einiges über die Lebensweise und Kultur der Anangu und die große kulturelle und spirituelle Bedeutung die Uluru für die Aborigines hat. Wie überall im Park, so wieß auch der Ranger noch einmal darauf hin, daß der Respekt vor der Kultur der Anangu den Aufstieg auf den Ayers Rock verbietet. Der Ranger zeigte uns auch einige Höhlen, die den Anangu als Schutz dienten und die zum Teil noch urzeitliche Felszeichnungen aus der Mythologie der Aborigines bergen. Nach 2 sehr informativen Stunden waren wir wieder am Parkplatz und fuhren zum Cultural Centre weiter. Dieses sehr schön aufgemachte Kulturzentrum gibt einen weiteren Einblick in die Anangu Kultur, sowie in Tjukurpa, das allumfassende Fundament dieser Kultur, das nicht nur das Zusammenleben untereinander, sondern auch den Umgang mit der Natur regelt. Auch im Hinblick auf das Tjukurpa sollten die Besucher die kulturelle und geistige Bedeutung von Uluru respektieren und auf eine Besteigung verzichten. Im Ayers Rock Resort suchten wir Schutz vor der sengenden Hitze und füllten unsere Vorräte an Mineralwasser auf. Für eine kleine Verschnaufpause fuhren wir dann auf den Campingplatz. Am Nachmittag ging es dann noch einmal in den Park, diesmal jedoch zu den 40 km westlich des Uluru gelegenen Olgas bzw. Kata Tjuta, was "viele Köpfe" bedeutet. Dieses Felsengebirge besteht aus insgesamt 36 Felskuppeln mit dem 546 m hohen Mt. Olga als höchste Erhebung. Die Wissenschaftler vermuten, daß sich sowohl Kata Tjuta, als auch Uluru noch 4 bis 5 km weit unter der Erdoberfläche fortsetzen, also ähnlich wie Eisberge nur einen Bruchteil ihrer wahren Größe preisgeben. Mit einer Fläche von 40 qkm ist Kata Tjuta  ungleich größer als Uluru und auch nicht ganz so überlaufen. Wir folgten dem The Valley of the Winds Walk bis zum Karu Lookout und genossen den Blick über diese beeindruckende Felslandschaft. Den Abschluß des Tages bildete der Sonnenuntergang an den Olgas, den wir uns von der Sunset Viewing Area aus ansahen. Trotz eines bewölkten Himmels und eines Sandsturmes, der die untergehende Sonne verdeckte, erglühten auch hier die Felsen für wenige Augenblicke feuerrot. Im Westen schien der Himmel förmlich zu brennen, so ließ die Sonne den aufgewirbelten Sand erstrahlen. Zurück auf dem Campingplatz, ließen wir diesen wunderschönen, mit Tageshöchsttemperaturen von über 40 Grad aber auch sehr schweißtreibenden Tag ausklingen.

Mit einem Spaziergang auf den zum Campingplatz gehörenden Naninga Lookout beendeten wir unseren Besuch im Uluru- Kata Tjuta NP und machten uns auf den Weg zum Kings Canyon. Die ersten 200 k m auf dem Lasseter Highway und der Luritja Road sind sehr eintönig, auf der Ernest Giles Road sorgen die Levi Range und die Petermann Hills für etwas Abwechslung. Der Kings Canyon ist die größte und bizarrste Schlucht Australiens. Er ist Teil des Watarrka NP in der George Gill Range. Mit seinen steilen, über 100 m hohen Felswänden und tiefen, farnbewachsenen Tälern stellt der Canyon einen faszinierenden Einschnitt in der ansonsten trocknen Landschaft dar. Permanente Wasserlöcher und eine einzigartige Pflanzenwelt haben dem Park auch den Beinamen "the hidden natural wonder of the Red Centre" eingebracht und dafür gesorgt, daß dieses Tal für mehr als 20.000 Jahre im Leben der Aborigines eine wichtige Rolle gespielt hat. Wir fuhren zunächst zum Kings Canyon Resort, wo wir uns einen Stellplatz für die nächsten beiden Nächte gesichert haben. Auch den Erlaubnisschein für die Mereenie Loop Road, über die wir weiter fahren wollen, haben wir hier bekommen. Nach einer kurzen Pause auf dem Campingplatz, auf dem wir Papageien beobachten konnten, ging es zum eigentlichen Kings Canyon, wo wir auf dem Kings Creek Walk einen ersten Eindruck von der Schönheit dieses Tales erlangten. Der Pfad führt durch das Flußbett zu einem Aussichtspunkt am Kings Creek, der einen Blick ins Innere des Canyons ermöglicht. Vom Campingplatz aus genossen wir dann den Ausblick auf die roten  Felsen der George Gill Range, auch wenn uns aufgrund des bewölkten Himmels ein spektakulärer Sonnenuntergang versagt blieb.

In der Nacht und auch noch am frühen Morgen regnete es etwas, so daß wir unseren geplanten frühen Start zum Kings Canyon etwas verschoben. Kurz nach 9.00 Uhr begannen wir mit dem steilen Aufstieg zum nördlichen Rand des Kings Canyon, mit dem der Kings Canyon Walk beginnt. Auf dem Kamm angelengt, führt der Weg, der nicht umsonst als einer der schönsten Australiens gilt, durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen, die Lost City genannt werden. Die Ruinen der verlorenen Stadt und zahlreiche Aussichtspunkte am Canyonrand machen diese Wanderung zu einem zwar anstrengenden, aber eindrucksvollen Erlebnis. Ein kurzer Abzweiger führte uns zu einem Aussichtspunkt auf den Garden of Eden, einen Abschnitt des Canyons, der seinem Namen alle Ehre macht. Gleich einer Oase in der wüstenhaften Umgebung erinnern hier Farne und Palmen mit ihrer regenwaldähnlichen Athmosphäre daran, daß dieser Teil Australiens einmal zur tropischen Klimazone gehörte. Wir stiegen dann in den Garten Eden hinab und pausierten an dem Wasserloch, an dem dieser Weg endet. Zum Abschluß ging es wieder hinauf auf den Canyonrand mit weiteren Einblicken in den Garden of Eden. Wiederum durch ein Labyrinth verwitterter Sandsteinkuppen gingen wir dann auf der Südseite des Canyons zum Parkplatz zurück.  Zwar ist dieser Weg inklusive der beiden Abzweiger nur etwa 7 km lang, durch die vielen Kletterabschnitte aber sehr anstregend und zeitaufwendig. Wir haben inklusive aller Fotostops und Pausen 4,5 Stunden gebraucht und waren völlig erledigt, als wir wieder am Auto ankamen. Nach einem Einkaufsstop im Resort ging es zur Erfrischung in den Pool des Campingplatzes und anschließed zu einer ausgedehnten Mittagspause in unseren Bushcamper. Das Dinner Buffet im Carmichael's Restaurant hatten wir uns heute wirklich verdient und es war zugleich ein schöner Abschluß unseres Aufenthaltes am Kings Canyon des Watarrka NP.

Über die 129 km lange Mereenie Loop Road und den westlichen Teil des Larapinta Drive erreichten wir nach knapp 200 km Schotterpiste Hermannsburg. Die Mereenie Loop Road ist eine  landschsftlich recht reizvolle Strecke, hatte aber aufgrund stärkerer Regenfälle einige schwierige Abschnitte. Hermannsburg ist ein ziemliches Kaff und hat außer einem gut sortierten Supermarkt und einer Tankstelle mit Takeaway nichts zu bieten. In der Nähe des Ortes liegt die Zufahrt zum Palm Valley, das zum Finke Gorge NP gehört. Die 20 km lange Strecke ist nur eine 4WD-Piste durch das Flußbett des Finke River, aber wir hatten es uns nicht so schlimm vorgestellt. Bis zum Campingplatz ist es noch gut befahrbar aber die letzten 4 km sind nur etwas für wahre Allrad-Enthusiasten, wir dachten mehrmals das wir bzw. das Auto unmöglich weiter kommen. Nach 3 km gaben wir auf und gingen den Rest zu Fuß. Das einer Wüstenoase gleichende Palm Valley ist ein Relikt des ehemals tropischen Klimas. Zahlreiche Livistonia Maria Palms, einige sollen älter als 5.000 Jahre sein, stehen in der Schlucht der Cycad Gorge. Obwohl dieses Tal sehr reizvoll ist, ist es die Mühe und Strapazen der Anfahrt nicht wert. Auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz des Parks haben wir uns, besonders Geli, die die Strecke sehr gut gemeistert hat, erst einmal etwas erholt. Am Abend haben wir uns noch sehr nett mit einer deutschen Familie unterhalten, die wir schon am Ayers Rock gesehen hatten.

Nachdem wir wieder die geschotterte Hauptstraße erreicht hatten, folgten wir ihr in nordwestlicher Richtung. Die Piste führte uns in den West MacDonnell NP, wo der Tylers Pass Lookout einen herrlichen Blick über den aus der Ebene herausragenden Gosse Bluff ermöglicht. Dieser Ring aus rauhen Hügeln ist der Rand eines Meteoritenkraters mit etwa 5 km Durchmesser. Nach 70 km hatten wir den Namatjira Drive erreicht und nach weiteren 37 km endete in Glen Helen die Schotterpiste. Hier genossen wir den Blick vom Mt. Sonder Lookout und sahen uns die Glen Helen Gorge an. Der Finke River, einer der ältesten Wasserwege der Erde, durchschneidet hier die MacDonnell Range in einer eindrucksvollen Schlucht. Nur wenige Kilometer weiter befindet sich mit der Ormiston Gorge einer der eindrucksvollsten Canyons der MacDonnell Ranges. Die rot- und purpurfarben leuchtenden Felsen spiegeln sich in einem schönen Pool. Auch der Ellery Creek Big Hole Nature Park bietet einen schönen Pool vor beeindruckender Felskulisse. Am späten Nachmittag erreichten wir wieder Alice Springs, wo wir auf dem Stuart Caravan Park einen Stellplatz in Stadtnähe fanden. Den Abend haben wir in gemütlicher Runde mit Familie Schweizer verbracht, mit denen wir schon im Palm Valley ins Gespräch gekommen waren.

Für die letzte Nacht haben wir uns auf dem Campingplatz eine Cabin gemietet, um hier in aller Ruhe unsere Koffer packen zu können. Wir fuhren auf den Anzac Hill, der einen Überblick über die Stadt bietet und von dort aus weiter zur Vermietstation, wo wir unsere deponierten Koffer einsammelten. Zurück auf dem Campingplatz haben wir den Bushcamper leergeräumt und wollten unsere Wäsche waschen. Ein kompletter Wasserausfall vereitelte jedoch diesen Plan, so daß wir noch einmal in die Innenstadt von Alice Springs fuhren. Wir spazierten durch die Hauptgeschäftsstraßen rings um die Todd Mall und genossen das herrliche Wetter. Als wir zum Campingplatz zurückkamen, funktionierte auch das Wasser wieder, so daß wir unsere Wäsche in die Laundry bringen konnten. Nach dem Waschen und Verstauen unserer Sachen und Souvenirs in die, wie immer viel zu kleinen Koffer, fuhren wir noch einmal in die Stadt. Im Overlanders Steakhouse schlemmten wir mit dem "The Drovers Blowout" Menü in regionalen Spezialitäten wie Emu, Kängeruh, Krokodil, Kamel und Rind. Den Rest unseres letzten Abends im Red Centre verbrachten wir gemütlich in unserer Cabin.

 
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