West-Kanada 1994
 

Aufgrund eines verkürzten Aufenthaltes in Calgary waren wir fast eine halbe Stunde früher in Vancouver als geplant. Mit einem Shuttle-Bus fuhren wir zum Hotel. Nach einem kurzen Bummel über die Robson St. fielen wir wie tot ins Bett.

Über die Nelson und Granville St. gelangten wir zur Granville Station des Sky Train. Dort kauften wir einen All Day Pass für alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt. Mit dem Sky Train fuhren wir zur Waterfront Station, von wo man einen schönen Blick auf den Harbour Centre Complex und den Canada Place hat. Der mit seinem riesigen weißen Zeltdach an ein überdimensionales Segelschiff erinnernde Canada Place ist ein Erbe der Weltausstellung EXPO '86. Dieses neue Wahrzeichen der Stadt beherbergt das World Trade und Convention Centre und bietet Kreuzfahrtschiffen aus aller Welt einen Liegeplatz. Nach einem kurzen Spaziergang mit Blick auf die Downtown brachte uns der Sea Bus über das binnenseeartige Burrard Inlet zum Lonsdale Quay nach North Vancouver. Während der kurzen Überfahrt hat man einen wunderschönen Blick auf die Skyline von Vancouver. Zurück in der City fuhren wir zum Observation Deck im 40. Stock des 167m hohen Harbour Tower, von wo aus man einen herrlichen Panoramablick über die Stadt und die Umgebung hat. Im ältesten Bezirk Vancouvers, der Gastown an der Water St, gelang die Restaurierung eines heruntergekommenen, Ende der 60er-Jahre zum Abbruch vorgesehenen Stadtteils. Gastown besitzt gleich zwei Wahrzeichen: Die nach einer Vorlage von 1875 einzige Dampfuhr (Steam Clock) der Welt, die vietelstündlich pfeift und alle Stunde eine Melodie erklingen läßt. Sie wird vom zentralen Dampfheizungssystem der Gastown angetrieben. Das zweite ist am Maple Tree Square eine Statue des Stadtgründers Gassy Jack, der eigentlich John Deighton hieß und diesen Spitznamen aufgrund seiner lustigen Art erhielt. Zwei Straßen südlich beginnt die Chinatown, das nach San Francisco zweitgrößte chinesische Viertel des Nordamerikas. Im Gegensatz zum Trubel der Pender Street bietet der Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden eine Oase der Ruhe. Die Atmosphäre des Viertels ist nicht durch den Tourismus verfälscht und wir haben in einem kleinen Restaurant köstlich gegessen. Mit dem Bus fuhren wir dann zum Stanley Park einem 400ha großen bewaldetem Parkgelände auf der Spitze der Vancouver Halbinsel. Auf einem kurzen Spaziergang sahen wir viele schwarze Hörnchen. Mit dem Bus ging es dann wieder ins Hotel, wir haben uns mit 13km Fußmarsch die Sehenswürdigkeiten der Stadt erlaufen.

Die Übernahme des Wohnmobiles (9,30m * 3,50m) war eine sehr langwierige Angelegenheit, so daß wir nicht mehr nach Vancouver Island übersetzen konnten, sondern in Tsawwassen übernachten mußten.

Um 9.00 Uhr startete unsere Fähre von Tsawwassen nach Swartz Bay auf Vancouver Island. Die Fahrt geht mitten durch die Gulf Islands, leider war das Wetter nicht ganz so gut. Auf dem Hwy 17 fuhren wir Richtung Victoria, der Hauptstadt von British Columbia. Nach einer kurzen Rast am Beaver Lake ging es über den Marine Scenic Drive immer an der Küste entlang bis in die Innenstadt. Im Uplands Park gingen wir an der felsigen Küste ein wenig spazieren (Cattle Point). In der Stadt führte uns die Promenade am Inner Harbour entlang (Johnson Brigde und Totem Pole) zum Zentrum. Dem Hafen gegenüber erhebt sich das efeuumrankte Gebäude des 1905 errichteten Nobelhotels "The Empress". Das Parlamentsgebäude (1898) an der Südseite des Inner Harbour ist archtektonisch und mit seiner vergoldeten George Vancouver Statue auf der Kuppel ein Blickfang. In den Grünanlagen vor dem Hauptgebäude steht eine Statue von Königin Victoria, deren Namen die Stadt trägt. Im Thunderbird Park konnten wir charakteristische Totempfähle von der Nordwestküste bewundern. In der Eagle's Moon Gallery lernten wir den Künstler Roy Vickers kennen, dessen Bilder uns fasziniert haben. Mitten im Goldstream PP, so benannt nach den goldblinkenen Lachsen, die seine Flüsse durchwandern, haben wir unter alten Douglastannen und Zedern übernachtet.

Auf dem TCH fuhren wir Richtung Norden und kamen auch in den kleinen Ort Chemainus, der 1862 als Holzarbeitercamp gegründet wurde und heute die Touristen mit über 30 Wandgemälden (murals), die die Häuser im Ortskern schmücken, in die Stadt lockt. Kurz vor Nanaimo sahen wir uns die mehrere tausend Jahre alten indianischen Felsgravierungen im Petroglyph PP an. Der Hwy 4, der uns an die Westküste zum Pacific Rim NP bringen soll, führte uns am Cameron Lake vorbei. An dessen Westende befindet sch der MacMillan PP mit dem Cathedral Grove. In diesem kleinen Waldgebiet stehen Zedern und 800 Jahre alte Douglasfichten mit bis zu 75m Höhe. In der Nähe von Port Alberni steuerten wir einen Campingplatz an und genossen den gebratenen Lachs.

Vorbei an Sproat Lake, Kennedy River, Kennedy Lake und durch die einsamen, dicht bewaldeten Bergzüge der Mackenzie Range erreichten wir ca. 100km westlich von Port Alberni die rauhe Westküste und den Pacific Rim NP. Am Ende des Hwy 4 liegt der kleine Ort Tofino, wo wir uns in der Eagle Aerie Gallery von Roy Henry Vickers umsahen. Im Pacific Rim NP genossen wir zunächst den Ausblick vom Radar Hill, ehe wir uns Long Beach, dem "Kernstück" des NP zuwandten. Dieser von Felsen unterbrochene und eingerahmte Strand voller Treibholz gehört zum Schönsten, was British Columbia an seinen Küsten zu bieten hat. Am Combers Beach begingen wir den nur 1,5km langen Spruce Fringe Trail, der durch den Regenwald im Hinterland führt. Wir übernachteten in Qualicum Beach an  der Ostküste der Insel.

Auf dem Hwy 19 (Island Hwy) fuhren wir vorbei an den Seymour Narrows, dem Keta Lake und der Eve River Rest Area nach Norden bis nach Telegraph Cove. Wir besorgten uns eine Reservierung für die Killer Whale Watching Tour am nächsten Morgen und verbrachten die Nacht auf dem nahegelegenen Campingplatz.

Das kleine Städtchen Telegraph Cove lebt fast ausschließlich von den bis zu 200 Killerwalen, die in einem von freiwilligen Helfern kontrollierten Schutzgebiet in der Johnstone Strait leben. Wir hatten auf unserer Whale Watching Tour aber leider nicht das Glück, einen davon zu Gesicht zu bekommen. Wir sahen einen Weißkopfseeadler, eine ganze Schar von Pacific White-sided Dolphins und einige Robben. Von Telegraph Cove fuhren wir nach Port Hardy und holten unser reserviertes Fährticket nach Prince Rupert ab. Auf einem schön gelegenen Campingplatz standen wir für diese kurze Nacht (um 6.00 Uhr müssen wir an der Fähre sein).

Die 15stündige Fährfahrt von Port Hardy nach Prince Rupert, die berühmte Inside Passage, zeigt die wilde Schönheit der noch vor 12000 Jahren völlig vergletscherten Küste und dem vorgelagerten Insellabyrinth. Fast die gesamte 500km lange Schiffahrt verläuft zwischen Inseln und dem Festland, geschützt vor dem rauhen, offenen Pazifik. Leider spielte bei uns das Wetter nicht so mit, so daß wir die Strecke nicht so genießen konnten.

Von Prince Rupert aus ging es auf dem Yellowhead Hwy, so benannt nach dem Irokesen-Trapper Pierre Bostonais, der aufgrund seiner außergewöhnlichen blonden Haare den Spitznamen "tête jaune" (gelber Kopf) bekam, in Richtung Osten. Der Verlauf des Yellowhead Hwy am Skeena River entlang führt durch eine traumhafte Landschaft und gehört zu den schönsten mit dem Auto zugänglichen Strecken Canadas. Der Fluß machte seinem indianischen Namen "Wasser aus den Wolken" alle Ehre, es hat den ganzen Tag geregnet. Aber dennoch hat uns diese Landschaft fasziniert, nicht zuletzt wegen der Adler und Weißkopfseeadler (Bald Eagle), die wir am Skeena River entdeckt haben. Von New Hazelton führt eine kleine Straße über die sehenswerte, einspurige Hagwilget Bridge zum Ksan Indian Village, einem originalgetreu rekonstruierten Dorf der Gitk'san-Indianer mit Totempfählen und bemalten Klanhäusern. Im weiteren Verlauf des Yellowhead Hwy konnten wir an den Moricetown Falls, wo sich der Bulkley River gischtend durch eine 15m breite Verengung seines Bettes zwängen muß, Indianer beim traditionellen Lachsfang mit Speeren beobachten. In Smithers fanden wir einen schönen Campingplatz, mitten in einem Golfplatz gelegen.

Wir folgten dem Yellowhead weiter, vorbei an sich verfärbenden Wäldern, Elchen am Straßenrand und vielen Seen (z.B. Cluculz Lake) bis nach Prince George.

Von dort aus fuhren wir auf dem Hwy 97, dem Cariboo Hwy, nach Süden. Kurz vor Quesnel zweigt der Hwy 26 nach Osten ab, führt uns an Flüssen und Seen (Jack of Clubs Lake) vorbei und endet 86km weiter in Barkerville. Der Ort ist benannt nach dem ehemaligen englischen Seemann Billy Barker, der 1862 am Williams Creek Gold fand. Innerhalb weniger Wochen schoß eine Goldrauschstadt aus dem Boden, in der sich binnen eines Jahres 100000 Goldsucher einfanden. In ihrer Blütezeit zwischen 1862 und 1870 war Barkerville die größte Stadt westlich von Chikago und nördlich von San Francisco. Nachdem Gold im Wert von 40 Mio. Dollar abgetragen war, verkam der Ort zu einer Ghost Town. 1958 erklärte die Regierung von British Columbia die ehemalige Boomtown zum Provinzpark und Museumsdorf. Heute ist Barkerville mit seinen restaurierten, zum Teil originalgetreu eingerichteten Häusern eines der besten Living Museen Canadas. Wir fuhren zurück zum Cariboo Hwy und übernachteten in Lac La Hache direkt am gleichnamigen See.

Der Hwy 24 führte uns durch ein hübsches Seengebiet, z.B. Lac des Roches, zum Hwy 5. Dieser verläuft parallel zum Thompson River vorbei am 2287m hohen Baldy Mtn. In Clearwater zweigt die Zufahrt zum Wells Gray PP, einem 5273qkm großen weitgehend unerschlossenen Wildnispark, ab. Im InfoCentre versorgten wir uns mit Informationsmaterial und machten den ersten Stop im Spahats Creek PP. Vom Clearwater Valley Lookout hat man einen herrlichen Blick in das Tal des Clearwater River. Bei dem Spahats Fall stürzt sich der Spahats Creek in eine 120m tiefe vulkanische Schlucht. Unmittelbar hinter dem Parkeingang zweigt eine kurvige Schotterstraße zum Green Mountain ab. Vom Viewing Tower in 1017m Höhe hat man eine sagenhafte Rundumsicht über südlichen Teil des Parks. Der Dawson Fall zeichnet sich nicht durch seine Höhe von 18m, sondern seine Breite von 91m aus, er wird auch kleiner Niagara Fall genannt. Zusammen mit den spektakulären Helmcken Falls, die aus einem schmalen Durchlaß 137m in die Tiefe donnern und die Hauptatraktion des Wells Gray PP sind, gehört der Dawson Fall zu den grandiosesten zugänglichen Wasserfällen Südwestkanadas. An Bailey's Chute, einer starken Stromschnelle am Oberlauf des Clearwater River, konnten wir Lachse beobachten, die versuchten, dieses Hindernis durch weite Sprünge zu überwinden. Auf dem Falls Creek Campground fanden wir einen Stellplatz am Fluß.

Wir fuhren die Parkstraße bis zu ihrem Ende am Clearwater Lake und dann die gut 70km zurück zum Hwy 5. Dort legten wir auf einer Rest Area direkt am Thompson River eine kleine Pause ein. Kurz vor dem kleinen Ort Valemount, in dem wir übernachteten, sahen wir auf dem Marsh Loop Trail, einem Weg durch ein künstlich angelegtes Sumpfgebiet, einige Bisamratten und ein eindrucksvolles Bergpanorama.

In Téte Jaune Cache trafen wir wieder auf den Yellowhead Hwy und folgten ihm in Richtung Osten. Auf kurzen Wegen vom Hwy aus erreichten wir die Rearguard Falls und den Viewpoint für den Mt Terry Fox (2650m), von wo wir auch schon einen Blick auf den Mt Robson werfen konten. Der Mt Robson, im gleichnamigen PP, ist mit 3954m der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains, sein Gipfel war von Wolken umhüllt. Weitere Attraktionen des Mt Robson PP sind die Overlander Falls, der Moose Lake mit seinem beeindruckenden Bergpanorama, der Mt Fitzwilliam (2911m) und der Yellowhead Lake mit dem gleichnamigen Berg (2458m) im Hintergrund. Am Yellowhead Pass erreichten wir dann die Provinz Alberta und verloren durch die Zeitumstellung eine Stunde. Kurz hinter der Provinzgrenze beginnt der 10878qkm große Jasper NP. Südlich der Stadt Jasper, dem einzigen Ort im NP, übernachteten wir auf dem Wapiti Campground, direkt am Athabasca River.

Beim Frühstück machte der Campground seinem Namen alle Ehre, wir sahen Wapiti-Hirsche. Auch am Athabasca River waren Wapitis zu finden. Auf der 42km langen Maligne Road, die als eine der schönsten Nebenstraßen der Rockies gilt, fuhren wir dis zum gleichnamigen See, wo die Straße auch endet. Die Strecke verläuft immer am Maligne River entlang, durch eine grandiose Gebirgswelt. Durch den Maligne Canyon, eine 50m tiefe, kaum 5m breite Kalksteinklamm durch die der Maligne River tobt, führt ein recht holpriger Pfad. Vorüber am Medicine Lake, an dessen Nordende der Maligne River unterirdisch abfließt und erst nach einigen Kilometern wieder auftaucht, erreichten wir den 24km langen Gletschersee Maligne Lake. Dieser glasklare See, eingefaßt von zum Teil scheebedeckten Bergen ist das schönste Ausflugsziel im Jasper NP. Hier sahen wir auch zwei Elche und wanderten auf den Lake Trail an der Ostseite des Sees. Dieser Weg bietet phantastische Blicke auf den See und die ihn umgebenden Berge, besonders die "twin peaks" Mt Charlton und Mt Unwin. Er verläßt das Seeufer und führt durch einen subalpinen Tannenwald zum Ausgangspunkt zurück. An den Ufern des Maligne River fuhren wir dann zurück nach Jasper. Wir verpaßten die letzte Gondel zum The Whistlers, genossen aber den Blick von der Talstation auf Jasper und Umgebung. Ehe wir zum Wapiti Campground zurückkehrten sahen wir uns den Patricia Lake und den Pyramid Lake oberhalb von Jasper an.

Auch an diesem Morgen waren wieder Wapitis auf dem Campground und wir hatten einen schönen Blick auf den 2464m hohen Mt Whistlers mit dem untergehenden Mond. Um 9.30 Uhr fuhren wir mit der von einer deutschen Firma vor 30 Jahren errichteten Tramway Seilbahn zur Bergstation des Mt Whistlers in 2285m Höhe. Von dort erklommen wir noch den ersten Teil des Summit Trail zum 200m höher gelegenen Gipfel. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick auf Jasper und seine Umgebung, sowie den Icefields Parkway. Der Icefields Parkway (Hwy 93) geht von Jasper aus durch die ganze Länge des Jasper NP und den sich anschließenden Banff NP bis Lake Louise am TCH. Diese 230km werden gerne als die schönste Gebigsstrecke Canadas gelobt. Smaragdgrüne Seen, schäumende Wasserfälle, gewaltige Gletscher und grandiose Bergsilhouetten scheinen sich gegenseitig an Schönheit übertreffen zu wollen. Wir unterbrachen unsere Fahrt sehr häufig, um uns diese einmalige Landschaft anzusehen. Im Whirlpool Valley blickt man auf die Mts Hardisty, Kerkeslin und Edith Cavell. Der Horseshoe Lake verdankt seinen Namen seiner eigenwilligen Hufeisenform. In den Athabasca Falls donnert der Fluß durch eine enge Schlucht 30m in die Tiefe. Ein Viewpoint am Athabasca River bietet einen Blick auf die Mts Fryatt, Brussels und Christie. An den Sunwapta Falls fällt der Fluß in eine Kalksteinschlucht ähnlich dem Maligne Canyon. Am Sunwapta River hat man einen Blick auf die Mushroom und Diadem Peaks, sowie den Stutfield Glacier. Der Sunwapta Canyon gibt den Blick auf die Mts Athabasca und Andromeda und den Dome Glacier frei. Der Athabasca Glacier ist die bekannteste Attraktion des Jasper NP. Die Gletscherzunge ist ein Ausläufer des 325qkm großen Columbia Icefields, der letzten großen Resteisfläche aus der Wisconsin-Eiszeit in den Rocky Mountains. Das Eisfeld, dessen Eismasse sich bis zu einer Dicke von 400m über die kontinentale Wasserscheide wölbt, liegt verborgen in der Höhe. Nur drei seiner Gletscher (Athabasca, Dome und Stutfield) sind zu sehen. Ihre Schmelzwasser fließen in drei Weltmeere: über den Athabasca River ins Polarmeer, über den Columbia in den Pazifik und über den North Saskatchewan in die Hudson Bay und den Atlantik. Vom Parkplatz des Besucherzentrums aus hat man einen Blick auf den Athabasca und Dome Glacier. Wir sind bis an die Gletscherzunge des Athabasca hinaufgeklettert und konnten die Kälte, die der Gletscher ausstrahlt deutlich spüren. Nur 3km vom Gletscher entfernt haben wir auf dem wunderschön gelegenen Wilcox Creek Campground übernachtet.

Direkt am Campground beginnt der Wilcox Pass Trail nach Jasper, der zur Jahrhundertwende als Umgehung des Athabasca Glacier diente, der damals noch das ganze Tal ausfüllte. Auf dem ersten Abschnitt dieses Trails lassen sich Athabasca und Dome Glacier sehr gut überblicken. Im Icefield Interpretive Centre informierten wir uns über die Entstehungsgeschichte dieser Region. Am Sunwapta Pass, der Grenze zum Banff NP, sahen wir einen Kojoten. Auch im zweiten Abschnitt des Icefields Parkway gab es wieder viele sehenswerte Fahrtunterbrechungen. Wir sahen uns den Saskatchewan Glacier, die Bridalveil Falls am Cirrus Mtn und den North Saskatchewan River an, der sich malerisch durch das gleichnamige Tal schlängelt. Von einem der Viewpoints blickt man auf den wellenförmigen Mt Wilson. Danach gelangten wir an eine ganze Reihe türkisfarbener Gletscherseen, deren Färbung durch die im Wasser gelösten Staubpartikel ensteht, die auch für die bläuliche Färbung des Gletschereises verantwortlich sind. Den Reigen der Seen eröffnet der Waterfowl Lake mit dem imposanten Mt Chephren, ihm folgte ein Gletscher, der Snowbird Glacier. Am Bow Summit, dem mit 2069m höchsten Punkt des Parkway, zweigt eine kurze Stichstraße zum Peyto Lake Viewpoint ab. Von diesem Aussichtspunkt hat man einen Bilderbuchblick auf den 300m tiefer gelegenen Peyto Lake und das Tal des Mistaya River. Der Bow Lake wird gleich von zwei Gletschern gespeist: dem Bow Glacier und dem Crowfoot Glacier, der sich vom Mt Crowfoot herunterschiebt. Den Abschluß bildete der Hector Lake. Kurz vor Lake Louise erreichten wir den TCH und 230 phantastische und spektakuläre Kilometer Icefields Parkway lagen hinter uns. Nachdem wir uns in Lake Louise mit Vorräten eingedeckt und uns einen Platz auf dem schön am Bow River gelegenen Lake Louise Campground gesichert hatten, machten wir uns noch einmal auf. Wir fuhren auf dem Bow Valley Parkway (Hwy 1A), dem alten Verlauf des TCH, in den Yoho NP. Man erreicht diesen kleinen, 1886 gegründeten NP über den Kicking Horse Pass. Da das Gefälle westlich des Passes für die Züge zu steil war, wurde es durch zwei Spiraltunnel verringert. Jeder dieser Tunnel schlägt einen Bogen von 270° und man kann die extrem langen kanadischen Güterzüge bereits an einem Ende hinausfahren sehen, während die letzten Wagen noch in den Tunnel im Mt Stephen hineinfahren. Kurz hinter dem kleinen Ort Field zweigt die Straße zum wunderschönen Emerald Lake ab. Zunächst kommt man zu einer Natural Bridge, einer pittoresken Felsenbrücke, unter der der Kicking Horse River hindurchtost. Am Ende der Straße liegt der glasklare Emerald Lake, dessen grün-türkise Färbung dem Namen Ehre macht. Wir hatten das Glück den See völlig ruhig zu erleben, so daß die ihm umgebenden Gipfel sich im Wasser spiegelten. Vom Emerald Lake fuhren wir zurück nach Lake Louise.

Die Zufahrt zum Lake Louise endet vor dem nostalgischen Nobelhotel Chateau Lake Louise. Der 2km lange Bergsee zu Füßen des Mt Victoria (3464m) ist eines der beliebtesten Postkartenmotive in den Rockies: im Vordergrund das türkisgrüne Wasser, dahinter der mächtige Victoria Gletscher und steile Felswände. Wir entgingen dem Touristenrummel durch die Wanderung zum Fairview Lookout auf dem Mt Fairview am Südufer des Sees. Danach gingen wir auch noch zum 400m über dem Lake Louise gelegenen Lake Agnes, vorbei am Mirror Lake. Trotz der Stärkung im Tea House am Lake Agnes waren wir nach insgesamt fast 10km Bergsteigerei fix und fertig. An dem 13km südlich und einige hundert Meter höher gelegenen Moraine Lake beschränkten wir uns daher auf die Uferpromenade. Über den Vermilion Pass kamen wir in den Kootenay NP und sahen von der Passhöhe den Vista Lake und die Twin Lakes. Da wir zu einer weiteren Wanderung nicht mehr in der Lage waren und viele Viewpoints des Parks durch Straßenbauarbeiten blockiert waren, haben wir nur einige wenige Eindrücke von der ursrünglichen Bergwildnis des Kootenay NP erhalten. An einem kleinen See und am Kootenay River legten wir kurze Pausen ein und vom Kootenay Overlook genossen wir den Blick auf das Tal des Kootenay River, die Mitchell und die Stanford Ranges. In Radium Hot Springs, so benannt nach den leicht radioaktiven, heißen Quellen, übernachteten wir auf dem zum NP gehörenden Redstreak Campground.

Von der Zufahrt des Campingplatzes hat man einen schönen Blick auf den Ort Radium Hot Springs und das Tal des Columbia River. Der Glacier NP umfaßt ein Areal von 1350qkm mit 422 Gletschern, von denen allerdings die meisten nur über längere Wanderwege erreichbar sind. Wir stopten am Beaver River und an den Bear Creek Falls. Vom Rogers Pass (1325m), wo ein Denkmal aus zwei gekreuzten Holzbögen an die Fertigstellung des TCH im Jahre 1962 erinnert, blickt man auf den Swiss, Illecillewaet und Asulkan Glacier. Im Mt Revelstoke NP begaben wir uns auf dem Giant Cedars Nature Trail, wo es auf einem Boardwalk durch einen selbst bei Sonnenschein schummrigen Regenwald mit bis zu 800 Jahre alten Riesenzedern geht. Der Skunk Cabbage Trail 3km weiter westlich sagte uns nicht so zu, so daß wir uns nur am Illecillewaet River aufgehalten haben. Die Serpentinen der Mt Revelstoke Summit Road ließen wir mit unserem Laster lieber aus, zumal die 24km lange Straße nicht durchgehend asphaltiert ist. In Revelstoke sahen wir uns die überlebensgroßen Grizzlyfiguren an. Der Summit Lake am TCH war der letzte Stop bevor wir auf dem Sicamous KOA Campground Quartier bezogen.

Der TCH führt am Shuswap Lake, einem weitverzweigten See mit über 1000km Uferlänge, entlang. In dem kleinen Ort Sorrento verbindet der Adams River den Shuswap mit dem Adams Lake. Dieser Fluß steht mit seinen Uferbereichen als Roderick Haig-Brown Park unter Naturschutz. Alle Jahre im Herbst steigen dort unzählige Lachse (Sockeye Salmons) zu ihren Laichgründen flußaufwärts. Die Sockeye Salmons nehmen im Süßwasser eine leuchtend rote Färbung an. Wir fuhren dann am Adams River entlang bis zum Adams Lake, wo im gleichnamigen Ort eine riesige Holzfabrik zu finden ist. Auf dem Hwy 97 ging es dann Richtung Okanagan Valley. Am Monte Lake legten wir eine Pause ein, ehe wir bei Vernon das Okanagan Valley erreichten. Da der Sessellift zum Silver Star Mtn nicht mehr in Betrieb war, blieb uns nur der Blick von der Silver Star Road in das Okanagan Valley. Von unserem Campingplatz direkt am Swan Lake nördlich von Vernon, erlebten wir einen schönen Sonnenuntergang.

Vom Campingplatz fuhren wir zur 13km nordwestlich von Vernon gelegenen O'Keefe Ranch (1867). Diese von Cornelius O'Keefe, einem Viehbaron aus der Zeit der Jahrhundertwende, gegründete Ranch ist heute ein Museum mit originalgetreu restaurierten Gebäuden. Das Zentrum der Anlage ist das 1886 erbaute O'Keefe Haus. Daneben gibt es einen General Store, eine Schmiede und sogar eine Kirche, die 1888 erbaute St Anna's Chappel. Altes landwirtschaftliches Gerät, Cowboy-Unterkünfte und Viehställe runden das Bild ab. Wir benutzten die Nebenstraße am Westufer des Okanagan Lake, die weniger befahren ist als der Hwy 97. Vom Bear Creek PP hat man einen schönen Blick auf den See und auf Kelowna, die Metropole des Okanagan Valley. Das langgestreckte Tal ist der nördlichste Ausläufer des amerikanischen Great Basin, eines Tieflandgürtels, der sich von Mexiko durch den gesamten Westen der USA bis hierher erstreckt. Nur etwa 40cm Niederschläge fallen in dieser extrem trockenen, sonnigen Region. Auf den bewässerten, fruchtbaren Böden gedeihen in großen Plantagen alle erdenklichen Obst- und Gemüsesorten sowie Wein. Der Hwy 97 führt dann am Skaha Lake entlang, wo Penticton, die Tourismushochburg des Tales zu finden ist. Kurz vor der amerikanischen Grenze erreicht man Osoyoos. Im Haynes Point PP bekamen wir einen der letzten Stellplätze auf einem phantastisch an der Spitze einer schmalen Halbinsel gelegenen Campground. Wir erlebten einen schönen Sonnenuntergang am Osoyoos Lake, der als einer der wärmsten Badeseen Canadas gilt.

Am morgen genossen wir noch einmal den Blick vom Campingplatz über den Osoyoos Lake und die ihn umgebenden Berge. Wir fuhren dann den Hwy 3 durch die Weinberge östlich der Stadt einige Kilometer hinauf. Am Ende der Serpentinenstrecke erreichten wir einen phantastischen Aussichtspunkt mit einem tollen Blick über Osoyoos und das südliche Okanagan Valley. Nach einem Stop an der Windmühle von Osoyoos folgten wir dann dem Hwy 3 in westlicher Richtung und hatten auch von dort einen schönen Blick zurück auf den Osoyoos Lake. Einige Kilometer außerhalb der Stadt passiert man ein wenig beachtetes Naturphänomen: die Oberfläche eines kleinen Sees ist von Kalzit-Ablagerungen bedeckt, wird aber gleichzeitig von runden, durch aufsteigendes Gas verursachten "Öffnungen" durchbrochen. In Keremeos haben wir uns an einem der bunt dekorierten Obststände mit Obst und Gemüse versorgt. Im Bromley Rock PP, direkt am Similkameen River, haben wir eine kurze Rast eingelegt. Im Manning PP, einem 714qkm großen weitgehend unberührtem Wildnisgebiet an der Grenze zur USA, fuhren wir zum Cascade Lookout hinauf. Der Blick fällt hoch über den Similkameen Valley auf die teilweise bereits zu den USA gehörenden Gipfel der Cascade Range. In Hope, das 1981 als Schauplatz des ersten Rambo-Films zu Filmruhm kam, haben wir übernachtet.

In Hope, das sehr schön am Fraser River liegt, sahen wir uns die Schnitzereien von Pete Ryan an. Auf dem Hwy 7 ging es dann immer am Fraser River entlang in Richtung Vancouver. Ein kurzer Abstecher führte uns in den kleinen Ferienort Harrison Hot Springs am Südufer des Harrison Lake. Vom breiten Sandstrand hat man einen tollen Blick über See und Berge. Alljährlich finden hier Anfang September die Weltmeisterschaften im Sandskulpturenbau statt. Die Ergebnisse der Sand Sculpture World Championships konnten wir noch besichtigen. Es ist wirklich unglaublich was die Künstler aus aller Welt aus Sand und Wasser alles zustande bringen. In North Vancouver führt die Capilano Road in den Capilano River Regional Park. Dort überspannt die 150m lange Capilano Suspension Bridge den Canyon in 70m Höhe. Bereits 1889 errichtete George Grant Mackay an dieser Stelle die erste Hängebrücke, die jetzige stammt aus dem Jahre 1956. Am Ende der Capilano Road liegt die Talstation des Grouse Mountain Super-Skyride mit einigen schönen Schitzereien. Eine Gondel bringt einen zur Bergstation und von dort geht es per Sessellift auf den Gipfel (1211m). Es bietet sich ein schöner Blick auf die Innenstadt und den Hafen von Vancouver, die Berge von Vancouver Island und die schneebedeckten Gipfel der Cascade Mtn des US-Staates Washington. Von dort fuhren wir zum Capilano RV Park am Nordende der Lions Gate Bridge, wo wir übernachteten.

Wir fuhren über die Lions Gate Bridge (1938), deren zwei Pylonen 110m aus den Wasser ragen um die Fahrbahn 70m über dem Meeresspiegel zu halten. Die Brücke endet im Stanley Park, der über 400ha großen, von dichter Regenwaldvegetation bedeckten Landzunge zwischen English Bay und Burrard Inlet. Der Park wurde bereits 1889, wenige Jahre nach der Stadtgründung, als Erholungsraum reserviert und nach dem damaligen britischen Generalgouverneur Kanadas, Lord Stanley, benannt. An der Auffahrt zur Brücke liegt der Prospect Point, der einen grandiosen Blick auf die Strait of Georgia, die Berge der Nordküste und die Lions Gate Bridge verspricht. Aufgrund des etwas trüben Wetters war auch unser Blick vom Prospect Point ein weinig getrübt. Vom Ferguson Point überblickt man die in der English Bay ankernden Schiffe. Wir parkten unseren Bus an der Seawall Promenade, die den ganzen Park umgibt, und gingen am Burrard Inlet entlang. Dabei hatten wir einen schönen Blick auf den Hafen und die Lions Gate Bridge. Am nächsten Ausichtspunkt steht eine Nachbildung der Gallionsfigur der "Empress of Japan", eines Schiffes der kanadischen Pazifikflotte, die um die Jahrhundertwende Handelsgüter nach Asien brachte und so Vancouvers Reichtum begründete. Außerdem ist hier eine Meerjungfrau auf einem Stein zu bewundern. Der Brockton Point liegt an der Ostspitze der Halbinsel, ein kleiner Leuchtturm zeigt den Seefahrern den Eingang zum Hafen. Unweit des Brockton Point befindet sich eine Gruppe von Totempfählen, alles Originale der Haida-Indianer aus dem Norden von British Columbia. Sie erzählen von der Stammesgeschichte oder aus der Mythologie der Indianer. Vielfach verwendete Motive sind der Adler, als Herr der Lüfte, der Wal, als Herr der Meere, der Wolf, als Herr des Landes und der Frosch, als Bindeglied zwischen Wasser und Land. Von den Totem Poles aus hat man einen phantastischen Blick auf die Skyline von Vancouver, beherrscht vom Canada Place, dem Wahrzeichen der Stadt. Etwas im Inneren des Parks befindet sich das Vancouver Public Aquarium. Die Stars unter den Tieren sind die Killer- und Belugawale, sowie die Seeotter. Vom Stanley Park fuhren wir auf dem Hwy 99 nach Surrey, in die Nähe der Vermietstation, auf einen Campingplatz.

Wir erreichten die Station von Canada Campers nach gegen 8.30 Uhr. Die Rückgabe des Wohnmobiles klappte problemlos, wir haben insgesamt 5074km in diesem riesigen Bus zurückgelegt. Canada hat uns gut gefallen, wir kommen bestimmt zurück.

Um 9.45 Uhr, eine Viertelstunde früher als geplant, landeten wir in Frankfurt. Der Flug nach Hamburg startete dafür mit einer halben Stunde Verspätung. Da aber auch der Flughafenbus nicht pünktlich war, hatten wir direkten Anschluß und waren gegen 15.00 Uhr wieder zu Hause.

 
zurück