Hallo Leute,

hier ist der letzte Zwischenbericht aus Neuseeland. Ich fand es hier ganz toll! Ich habe es auch wieder geschafft, dass meine Leute von den 14 Wochen, die wir hier waren, nur eine knappe Woche schlechtes Wetter gehabt haben. Damit meine zarte Schweinchenhaut keinen Schaden nimmt, habe ich sogar einen eigenen Sonnenschirm bekommen.
Ich wünsche allen viel Spass beim Lesen dieses Berichts.

Viele Grüße Euer Eberhard

   
   
Am östlichen Ende der riesigen Te Waewae Bay gibt es bei Monkey Island, einer kleinen vorgelagerten Insel, die man Ebbe trockenen Fußes erreichen kann, einen Bereich, in dem freies Campen ausdrücklich erlaubt ist. Die Möglichkeit direkt an dieser wunderschönen Bucht zu übernachten, in der einige der seltenen Hector-Delfine leben sollen, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Mit vier weiteren Wohnmobilen und einem Zelt teilten wir uns den "Campingplatz", der immerhin mit Pit-Toilets (Plumpsklos) ausgestattet ist. Bei einem Spaziergang am Strand erklommen wir den Aussichtspunkt auf der Spitze von Monkey Island und genossen den Blick auf die Bucht.
   
   
Der 16 km lange Milford Sound ist Fiordlands Wahrzeichen, das von Rudyard Kipling einmal als das 8.Weltwunder bezeichnet wurde. Am berühmtesten ist Mitre Peak, ein pyramidenartiger Berg, der 1.695 m hoch direkt aus dem Fjord aufsteigt. Seinen Namen verdankt er seiner Ähnlichkeit mit einer Bischofsmitra. Beherrscht vom Mitre Peak, eingerahmt von senkrecht abfallenden Steilwänden und Wasserfällen, ist der Milford Sound bis zu seiner Mündung in die Tasman See ein einziges majestätisches Naturerlebnis.
   
   
Auf einem Parkplatz ein kurzes Stück hinter dem Homer Tunnel kam es dann doch noch zu der Begegnung, die wir uns so sehr gewünscht hatten: Keas! Vier der bis zu 50 cm großen Bergpapageien trieben auf dem Parkplatz ihr Unwesen und machten sich an den geparkten Autos zu schaffen. Es dauerte nicht lange und sie hatten entdeckt, dass auch an unseren Bus viele Teile aus Gummi sind, an denen man herumknabbern kann. Trotz aller Begeisterung hatten wir zeitweilig unsere Mühe, die Keas davon abzuhalten echten Schaden anzurichten. Wir blieben über eine Stunde auf dem Parkplatz und beobachteten das Treiben dieser wirklich drolligen Vögel.
   
   
   
Am Südende des gleichnamigen Sees gelegen, ist Wanaka einer der beliebtesten Ferienorte des Landes. Dabei hat man es in Wanaka geschafft, trotz touristischem Einfluss, das Flair eines normalen kleinen Ortes zu erhalten. Anders als in Queenstown hat der Tourismus hier (noch) keinen schalen Beigeschmack. Die Weidenbestandenen Ufer und Buchten des Lake Wanaka werden im Sommer für alle erdenklichen Arten des Wassersports genutzt, im Winter beherrschen Skifahrer und Snowboarder die Szenerie. Wanderer und Naturliebhaber lockt der weitestgehend unerschlossene Mt. Aspiring National Park.
   
   
Seinen Ruhm verdankt der Lake Matheson der Tatsache, dass sich der Mt. Tasman und der Mt. Cook bei klarem, windstillem Wetter auf seiner Oberfläche spiegeln. Wir hatten das Glück, diese Spiegelung von den verschiedenen Aussichtspunkten entlang des 3,5 km langen Weges um den See gleich zweimal genießen zu können: Nach einem Besuch zum Sonnenuntergang führte uns unser erster Weg am nächsten Morgen wieder zum Lake Matheson. Erneut konnten wir eine Spiegelung bewundern, die dadurch besonders schön war, dass sich die Gipfel der Südalpen vom strahlend blauen Himmel abhoben.
   
   
In Kumara Junction verließen wir den Highway 6 und bogen auf den Arthur´s Pass Road genannten Highway 73 ab. Arthur´s Pass Road ist der höchste und eindrucksvollste Highway über die Southern Alps. Durch den Regenwald an der Westseite des Gebirges steigt die Straße durch die Otira Gorge und über das 1999 fertig gestellte und 25 Millionen NZ-Dollar teure Otira Viaduct bis zum Arthur´s Pass auf 924 m an. Die Strasse führt dann zwischen Berggipfeln und beeindruckenden Kalksteinfelsen über eine weiträumige Hochebene. Nach der Überquerung des Porters Pass fällt sie zu den Canterbury Plains hin ab.
   
   
Der seit 1987 bestehende, etwa 300 km² große Paparoa National Park bietet ein atemberaubendes Landschaftserlebnis. Am berühmtesten sind die Pancake Rocks. Kalksteinwände wurden in Tausenden von Jahren durch Regen, Wind und salzige Luft zu geschichteten Felsformationen den heutigen "Pfannkuchenfelsen" ausgewaschen.
   
   
Der Highway 6 verläuft streckenweise direkt an der Küste und bietet immer wieder grandiose Ausblicke. Besonders schön ist der Blick vom Irimahuwhero Lookout und von den Haltebuchten an der Woodpecker Bay.
   
   
In Kaiteriteri erkundigten wir uns nach Seekajaks und haben beschlossen, für zwei Stunden auf eigene Faust auf die Tasman Bay hinauszufahren. Nachdem wir uns umgezogen hatten, bekamen wir eine kurze Einweisung, Spritzdecken und Schwimmwesten und machten uns auf den Weg. Kaum hatten wir Kaka Island umrundet und damit die geschützte Bucht von Kaiteriteri verlassen, wurde die See rauer und wir hatten gegen die Wellen und den Wind anzukämpfen. Nach einer anfänglichen Unsicherheit, wir saßen heute zum ersten Mal in einem Seekajak und waren bisher nur auf Flüssen und Seen gepaddelt, hat es aber sehr viel Spaß gemacht und das Boot lag auch sehr gut im Wasser. Vorbei an der Breaker und Honeymoon Bay und an Ngaio Island, einem kleinen Vogelschutzgebiet, paddelten wir bis zur Tower Bay. Diese Bucht wird am Nordende vom Tokongawha Point begrenzt, einem von Höhlen durchzogenen Felsvorsprung. Hier befindet sich auch der Split Apple Rock, ein Felsen, der wirklich so aussieht als hätte man einen Apfel in der Mitte durchgeschnitten und die beiden Hälften fallen ein Stück auseinander.
   
   
   
Der Abel Tasman National Park, mit 225 km² kleinster Nationalpark Neuseelands, verdankt seine Bekannt- und Beliebtheit seiner Einmaligkeit: Nirgendwo sonst in Neuseeland findet man ein Gebiet, das neben einer herrlichen Küstenlandschaft mit unzähligen Badebuchten endlose Wälder in einer unberührten Berglandschaft bietet. Das Smaragdgrün des Waldes wird nur durch die goldfarbenen Strände vom türkisblauen Meer getrennt.
   
   
Die erste Begegnung mit der phantastischen Wasserlandschaft der Marlborough Sounds macht man meist bei der Überfahrt von der Nord- zur Südinsel bzw. umgekehrt. Zerklüftet und unendlich scheint die Küstenlinie, dabei ist sie doch "nur" 1.400 km lang. Drei größere Fjorde: Kenepuru Sound, Pelorus Sound und Queen Charlotte Sound bestimmen das Labyrinth aus Inseln, Buchten und Landengen. Nach den Mythen der Maori entstand dieser einzigartige Landstrich im Kampf des Seefahrers Kupe mit einem riesenhaften Kraken. Die Arme des Kraken umschlangen das Land, versanken mit ihm und wurden zu den Meeresarmen von Marlborough Sounds. Die Inseln "The Brothers" sind die aus dem Wasser ragenden Augen des Kraken. Wissenschaftler sehen in der zerfransten Küste ein riesiges Mittelgebirge, das zum Ende der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel anstieg und die Täler überflutete, langsam im Meer verschwand.
   
Von Havelock aus unternahmen wir einen ganztägigen Ausflug mit dem Postboot auf dem Pelorus Sound. Alle abgelegenen Niederlassungen im Pelorus Sound bekommen einmal in der Woche Post und/oder bestellte Güter. Ich hatte mich bereiterklärt die Postübergabe an einigen Punkten zu übernehmen. Dies geschieht in der "Vorbeifahrt" bei einem anderen Boot oder einem Anleger. Es war sehr interessant, dies einmal nicht nur zu sehen sondern selber aktiv dabei zu sein. Bei den angelaufenen Stationen handelte es sich um Lachs-, Muschel- oder Schaffarmen, sowie abgelegenen Unterkünften für Wanderer oder Erholungssuchende, die wirklich absolute Ruhe haben wollen.
   
Die Fährüberfahrt durch den Queen Charlotte Sound zurück zur Nordinsel war sehr schön und gleichzeitig ein passender Abschied von der Südinsel, auf der wir die letzten 6 Wochen verlebt hatten.
   
   
Das kleine Maori Kunst- und Kulturzentrum "Maori Treasures" am Rande von Wellington ist der Höhepunkt vom Traum und der Arbeit des Schnitzmeisters Rangi Hetet und seiner Frau Erenora Puketapu-Hetet. In Waiwhetu, dem heutigen Herzen von Lower Hutt, ließ sich 1858 Erenoras Nebenstamm Hamua von Te Atiawa nieder. Heute stehen ca. 40 Häuser um das Versammlungshaus.
   
   
Im"Hidden Valley" von Orakei Korako, wo der Waikato River durch den Lake Ohakuri fließt, liegt malerisch am See ein Wunderland mit Geysiren, Sinterterrassen, heißen Quellen, brodelnden Wasserbecken, schmatzenden Schlammpools und einer Höhle. Dieses Thermalgebiet, das aufgrund seiner Abgeschiedenheit längst nicht so überlaufen ist wie die anderen in dieser Region, gilt als eines der schönsten seiner Art.
   
   
Am 20.03.03 machten wir uns in Auckland auf die letzte Fahrt mit dem Roadrunner in Neuseeland. Der erste Stopp war das Customhouse, wo wir unser Carnet abstempeln ließen. Am Hafen lief dann wieder alles wie am Schnürchen: Der Container wurde bereitgestellt, ich habe das Auto selbst in den Container gefahren und nachdem alles fixiert und verzurrt war, haben wir den Container mit unserem Vorhängeschloss gesichert. Auf den Tag genau 14 Wochen nachdem wir das Auto aus dem Container geholt hatten, haben wir es jetzt wieder eingesperrt. Dazwischen lagen 12.589 km Freiheit am schönsten Ende der Welt, noch dazu bei zumeist herrlichem, sommerlich warmem Wetter.
   
   
Nachdem wir unsere restlichen Sachen gepackt hatten, machten wir uns am 21.03.03 auf den Weg nach Australien oder "West-Island", wie die Kiwis ihren großen Nachbarn nennen.
   
   

Das gesamte Angebot an Fotos, Aquarellen und den ausführlichen Reisebericht findet Ihr ab sofort unter den entsprechenden Rubriken auf der Homepage.

Viele Grüße vom anderen Ende der Welt, jetzt aus Australien (Berichte folgen)!

Eure Geli & Gunter