Tasmanien  
   
Die Spuren ersten menschlichen Lebens auf Tasmanien hinterließen die Aborigines bereits vor 30.000 Jahren, als es noch mit dem Kontinent Australien verbunden war. 12.000 Jahre später, am Ende der Eiszeit, füllte steigendes Wasser die Bass Strait und machte Tasmanien zur Insel. Der holländische Entdecker Abel Tasman landete 1642 auf der Insel und wurde später zu ihrem Namensgeber. Trotz seiner geringen Größe, die weiteste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 296 km, die Ost-West-Ausdehnung 315 km, bietet Tasmanien so unterschiedliche Landschaften wie Gletschergebirge, dichte Wälder und welliges Hügelland. Der Urwald, eine der drei letzten Regenwaldgebiete der gemäßigten Zone auf der Südhalbkugel, ist Heimat für viel endemische Pflanzen und Tiere. Ein Fünftel Tasmaniens steht als Weltkultur- und -naturerbe unter dem besonderen Schutz der UNESCO. Die erste wirkliche Siedlung entstand 1804 im Mündungsbereich des Derwent River, dem Sitz der heutigen Hauptstadt Hobart. Mit dem Beginn der europäischen Besiedlung begann die Ausrottung der Aborigines, denen zum Teil in regelrechten Treibjagden nachgestellt wurde. Die Überlebenden, etwa 300 von ursprünglich fast 5.000, wurden auf Flinders Island verband. Hier starb 1876 die letzte tasmanische Eingeborene, eine Frau mit Namen Truganini im Alter von 78 Jahren. Lediglich auf den zu Tasmanien gehörenden Furneaux-Inseln lebten die Aborigines im friedlichen Einklang mit den weißen Siedlern und bewahrten diese Bevölkerungsgruppe so vor dem völligen Untergang.
   
   
An Bord der "Spirit of Tasmania II" bezogen wir unsere kleine Kabine und haben uns dann noch ein wenig umgesehen. Um 21:00 Uhr verließen wir den Hafen von Melbourne und machten uns auf den Weg nach Tasmanien, der letzten Etappe unserer Australienreise. Nach etwa 10 Stunden Fahrt kamen wir im Hafen von Devonport auf Tasmanien an.
   
   
Wir erreichten den Narawntapu National Park, den wir noch unter seinem alten Namen Asbestos Range National Park in Erinnerung hatten. Dieser kleine, abgelegne Park an der Bass Strait ist bekannt für seine reiche Tierwelt und die schönen Strände. Hauptattraktion ist jedoch der Bestand an Forester Kängurus, der größten tasmanischen Känguruart. Direkt hinter der Parkgrenze konnten wir auch schon die ersten Forester Kängurus entdecken. Rund um das Visitor Centre wimmelte es geradezu von Wallabies, die zum Teil Jungtiere (joeys) im Beutel hatten. Zu unserer Überraschung ließen sich auch einige Wombats blicken, die uns sogar recht nahe an sich herankommen ließen. Absoluter Höhepunkt des heutigen Tages und eines der großen Highlights der gesamten Reise war die Beobachtung eines Wombats mit einem Jungen im Beutel. Während das Muttertier auf der einen Seite graste, steckte das Junge seinen Kopf zwischen Hinterbeinen der Mutter heraus und knabberte ebenfalls ein wenig am Gras - ein phantastischer Anblick. Auf der Springlawn Camping Area waren wir die einzigen Camper, geradezu umzingelt von Wallabies, Kängurus und Wombats - was für ein Stellplatz.
   
   
   
In Low Head, an der Mündung des Tamar River in die Bass Strait, sahen wir uns den sehr schönen, rot-weiß gestrichenen Leuchtturm an. Das heutige, 19 m hohe Lighthouse stammt aus dem Jahr 1888, doch bereits seit 1832 weist ein Leuchtfeuer an dieser Stelle den Schiffen den Weg in den Tamar River.
   
   
Mit dem Mount William National Park erreichten wir unser heutiges Etappenziel. Dieser selbst in Tasmanien wenig bekannte Nationalpark bietet eine schöne tierreiche Küstenlandschaft, die für Wassersportler, Buschwanderer und Naturliebhaber gleichermaßen reizvoll ist. Der Park verdankt seine Entstehung dem Tasmanischen Riesenkänguru oder Forester Känguru, zu dessen Schutz er ursprünglich eingerichtet wurde. Vom Forester Kangaroo Drive, wie die Parkstrasse im nördlichen Teil des Nationalparks heißt, konnten wir zahlreiche Forester Kängurus und auch die kleineren Bennettkängurus beobachten. Leider waren die Tiere sehr scheu und ergriffen die Flucht, sobald wir den Wagen anhielten. Als wir uns einen Platz auf den einfachen Campingbereichen an der Stumpys Bay ausgesucht hatten, bekamen wir Besuch von zwei Bennettkängurus, eines davon mit einem Joey im Beutel, die sich besser beobachten und fotografieren ließen.
   
   
   
Bei strahlend blauem Himmel begannen wir den Tag mit einem Besuch am Blowhole von Bicheno. Wir hatten Glück: Auflaufendes Wasser und etwas Brandung sorgten dafür, dass in regelmäßigen Abständen eine gewaltige Wasserfontäne aus dem Felsspalt emporschoss. Die felsige Küste rund um das Blowhole mit dem rötlichen Granitgestein gab weitere schöne Fotomotive ab.
   
   
   
Unser nächster Programmpunkt war der Freycinet National Park, wo wir das herrliche Wetter ausnutzen und einen Blick auf die schönste Bucht Tasmaniens, die Wineglass Bay, werfen wollten. Der Nationalpark umfasst die Namensgebende Freycinet Peninsula und die sich daran anschließende Insel Shouten Island. Der Park wird von steilen, roten Granitfelsen dominiert, von denen die 300 m hohen Hazards die gewaltigsten sind. Wunderschöne Sandstrände liegen in den felsigen Buchten und machen diesen Park zu einer wahren Augenweide. Unser erstes Ziel war der Track zum Wineglass Bay Lookout, der als eine der schönsten Wanderungen Tasmaniens gilt. Der steile Weg führt auf den Sattel zwischen dem Mt. Amos und dem Mt. Mayson hinauf und endet an einem Aussichtspunkt, der einen phantastischen Blick auf Tasmaniens bekannteste und auch schönste Bucht, die Wineglass Bay, ermöglicht.
   
   
Die Sträflingssiedlung Port Arthur wurde 1830 gegründet und hatte bis 1877 Bestand. Etwa 12.500 Sträflinge saßen in diesem Zeitraum hier ein, viele überlebten die harten Bedingungen der Haft nicht lange und wurden auf einer Insel in der Bucht, der Isle of the Dead, beigesetzt. Die Kolonie, die als Holzbaracke begann, wurde nach und nach durch die zur Arbeit gezwungenen Gefangenen ausgebaut. Sie waren der Grundstock einer ganzen Industrie: Port Arthur produzierte Holz, Schiffe, Kleidung, Schuhe, Ziegel, Möbel und Gemüse. Nach der Schließung des Lagers haben mehrere Feuer und Raubbau die meisten Gebäude sehr stark beschädigt. Seit 1970 steht das Gebiet unter Schutz und viele Gebäude wurden mittlerweile restauriert.
   
   
Wir begannen den nächsten Tag mit dem Besuch des Tasmanian Devil Park. Diese Anlage ist kein Zoo oder Tierpark im herkömmlichen Sinne. Hier werden verwaiste oder verletzte Tiere aufgenommen, aufgezogen und aufgepäppelt und wenn möglich wieder in die Freiheit entlassen. Der Park versteht sich selbst als ein Wildlife Rescue Centre und arbeitet mit dem WWF zusammen. Hauptattraktion sind natürlich die Tasmanischen Teufel, Fleischfressende Beuteltiere, die es nur auf Tasmanien gibt. Sie sind keine großen Jäger sondern ernähren sich überwiegend von Aas, das sie dann ihrer starken Kiefer aber komplett, d.h. mit Haut und Knochen verspeisen. Die kleinen Teufel können Knochen bis zu einer Stärke von acht Zentimetern problemlos zerbeißen und sind damit um ein Vielfaches kräftiger als ein Bullterrier.
   
   
Hobart, die zweitälteste Stadt Australiens, erstreckt sich auf sieben Hügeln zwischen den Ufern des Derwent River und dem Gipfel des Mount Wellington. Ähnlich ihrer "großen Schwester" Sydney liegt sie großartig am Wasser und nutzt die maritime Atmosphäre optimal aus. Das Gebiet zwischen Old Wharf, wo die ersten europäischen Ankömmlinge siedelten, und dem Fischerdorf Battery Point, Sullivan´s Cove genannt, ist noch heute der Mittelpunkt des kosmopolitischen Lebens. Hobart ist nicht nur die Hauptstadt Tasmaniens, sondern mit Abstand die größte Stadt des Landes. Fast 40 Prozent der 470.000 Tasmanier wohnen in und um Hobart. Neben der Funktion als Verwaltungszentrale des Bundesstaates ist die Stadt auch das Geschäfts- und Finanzzentrum der Insel wie auch ihr Kultur- und Bildungsmittelpunkt.
   
   
Schließlich erreichten wir den Mount Field National Park, der zu ersten geschützten Gebieten Tasmaniens gehört und bereits 1916 zum Nationalpark erklärt wurde. Das 16.257 ha große Gebiet ist vor allem wegen seiner reichhaltigen und unterschiedlichen Vegetation einen Besuch wert: In den tiefer gelegenen Zonen wachsen Regenwälder mit Eukalyptusbäumen und Baumfarnen, in den Bergregionen wird die Landschaft mit Hochmooren und lichten Wäldern eher alpin. Am Fuße der Berggipfel befinden sich Gebirgsseen und eindrucksvolle Wasserfälle. Einer der bekanntesten Wasserfälle Tasmanien befindet sich gleich in der Nähe des Parkeingangs: Die 40 m hohen Russell Falls stürzen über mehrere Fallstufen in die von dichtem Regenwald bedeckte Schlucht. Oberhalb der Russell Falls liegen die wesentlich kleineren, aber ebenfalls sehr schönen Horseshoe Falls.
   
   
   
   
Wir fuhren nach Stanley, einem kleinen Fischerort mit vielen historischen Gebäuden, der sehr schön am Fuße einer riesigen 152 m hohen, vulkanischen Felsformation liegt, die Circular Head oder The Nut genannt wird. Das Alter von The Nut, die das weithin sichtbare Wahrzeichen Stanleys ist, wird auf etwa 12,5 Millionen Jahre geschätzt.
   
   
   
Im Cradle Mountain Lake St. Clair National Park angekommen, fuhren wir auf der Cradle Mountain Road in den Park hinein und stellten das Auto am Dove Lake Car Park ab. Der Parkplatz bietet bereits einen schönen Blick über den Dove Lake auf den 1.545 m hohen Cradle Mountain. Von hier aus machten wir uns auf den Dove Lake Circuit Trail, der um den See herum führt. Zahlreiche Aussichtspunkte, geschützte Buchten und der sehr schön angelegte Weg durch den Regenwald machten diesen Track zu einem schönen Erlebnis. Am Südende des Sees hatten wir einen schönen Blick auf die Honeymoon Islands, ehe es durch den Ballroom Forest und vorbei an einem alten Bootsschuppen wieder zum Parkplatz zurückging. Kurz vor dem Ziel bietet der Track noch einen Blick auf den wesentlich kleineren Lake Lilla. Nach 2,5 Stunden hatten wir es geschafft und die etwa 6 km der Seeumrundung hinter uns gebracht.
   
   
   
Über Devonport und Ulverstone erreichten wir den alten Bass Highway, der jetzt als Scenic Drive ausgeschildert ist und direkt an der Küste entlang durch das Blütenmeer der wunderschön angelegten Vorgärten verläuft.
   
   
Devonport liegt zu beiden Seiten des Mersey River und hat auch heute noch eine herausragende Bedeutung als Hafenstadt: Sie ist nicht nur die einzige Fährverbindung zum Festland, sondern auch wichtiger Umschlaghafen für die Agrarproduktion des Hinterlandes. Wir fuhren auf die Spitze des Mersey Bluff hinauf und sahen uns den Leuchtturm an, der bereits 1889 in Betrieb genommen wurde und noch heute die Schiffe in den Hafen von Devonport leitet.
   
   
Am Fähranleger mussten wir dann noch etwas warten, ehe wir an Bord der "Spirit of Tasmania I" die Rückreise nach Melbourne antreten konnten. Nachdem wir unsere Kabine bezogen hatten, unternahmen wir einen Rundgang über das Schiff. An einer Bar im 10. Stock hatten wir uns etwas zu trinken besorgt und genossen den Blick auf das abendliche Devonport.
   
   
Am nächsten Tag gab es nur einen einzigen Programmpunkt: Die Verladung unseres Autos. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir den richtigen Eingang auf das Firmengelände des Spediteurs. Dort wusste man auch, dass wir kommen und ein Container stand ebenfalls schon bereit. Russell Coleman, unser Ansprechpartner von DHL/Danzas kam zusammen mit den Mitarbeitern vom Zoll einige Minuten später. Das Abstempeln des Carnets war nur eine Sache von wenigen Minuten und die eigentliche Verladung konnte beginnen. Nachdem der Container vorbereitet war, konnte ich mit dem Roadrunner hineinfahren und das Verzurren und Sichern begann. Nach insgesamt eineinhalb Stunden war alles klar und der Container wurde versiegelt und mit unserem Vorhängeschloss zusätzlich gesichert. Genau 38.948 km haben wir auf den teilweise rauen Pisten Australiens zurückgelegt und der Roadrunner hat alles ohne Probleme überstanden. Zusammen mit den 12.589 km, die wir in Neuseeland zurückgelegt hatten, sind wir 51.537 km am anderen Ende der Welt gefahren.
   
   

Nachdem sich unser Auto schon fast auf dem Heimweg befindet, haben wir noch einen Tag in Melbourne, ehe auch wir uns auf den Weg machen. Mit einem knapp zweiwöchigen Zwischenstopp auf Hawaii wird unsere zweite Reise in die Freiheit dann zu Ende gehen.

Wer noch Appetit auf mehr Bilder bekommen hat, findet in der Rubrik "Fotos" unter "Australien (8 Monate) eine Auswahl der schönsten Bilder unserer Rundreise durch Down Under. Bei den Aquarellen gibt es unter "Australien" und "Sonstiges" ebenfalls Neuigkeiten zu entdecken.

Wenn wir wieder zu Hause sind wird es noch einen abschließenden Hawaii-Bericht geben.

Ein letztes Mal "Tschüss" vom anderen Ende der Welt und Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit!

Geli & Gunter